DER ARBEITER-FOTOGRAF Praktische Winke für die Aufnahme und das Positiv. Da wir Arbeiter-Fotografen vor allen Dingen unsere Arbeitskollegen bei ihrer Beschäftigung und in ihrem sonstigen Leben fotografieren wollen, haben wir vielfach mit ungünstigen Lichtverhältnissen zu rechnen. Der Arbeits- oder Wohnraum des Proletariers ist meist in Bezug auf Beleuchtung ziemlich stiefmütterlich bedacht. Dazu kommt noch, daß die Lichtstärke der von den meisten Kollegen benutzten Objektive nur in wenigen Fällen über 1 : 6,3 hinausgeht. Es empfiehlt sich deshalb, stets hochempfind liches Negativmaterial zu benutjen, um Unterbe lichtungen zu vermeiden. Ebenso ist es in vielen Fällen auch ratsam, or thochromatische und lichthoffreie Platten zu verwenden, denn Licht höfe würden meist die ganze Aufnahme ver derben. Aus all diesem geht hervor, daß man am Besten nur gute Marken fabrikate verwenden sollte, welche die Ge währ dafür geben, daß die von der Fabrik ge machten Angaben auch zutreffen. Eine Angabe bestimmter Marken wol len wir aus naheliegen den Gründen aber ver meiden. So ausgerüstet wollen wir nun einmal an die Aufnahme einerGruppe herangehen. Vielfach wird nun der Fehler ge macht, daß der Fotograf die Gruppe recht schön pyramidenförmig aufstellt und recht aufmerksam in das Objektiv blicken läßt. Diese Aufnahmen mögen wohl ein Erinne rungsbild für die Betreffenden sein, haben aber für unsere Zeitungen keinen besonderen Wert. Es ist deshalb besser, eine kleine Gruppe von nur wenigen Personen direkt bei ihrer Arbeit aufzunehmen, möglichst so, daß sie nichts davon ahnen, daß sie fotografiert werden. Die Aufnahme macht dann im Freien weiter gar keine Schwierigkeiten, da man wenig be wegte Objekte mit verhältnismäßig langer Be lichtung knipsen kann. Eine Verschlußgeschwin digkeit von Vss'-Vö o Sekunde wird in den meisten Fällen genügen. Etwas schwieriger ist die Sache schon bei Innenaufnahmen wegen der mangelnden Be leuchtung. Man stelle deshalb nur auf die interessante Gruppe ein und blende nur soweit ab, um diese scharf zu bekommen, damit die vorhandene Lichtstärke des Objektivs möglichst ausgenutjt wird. Der etwas unscharfe Hinter grund wird dann die betreffende Gruppe desto plastischer hervortreten lassen. Die Kopien sind möglichst auf glänzendem, normal- bis hartarbeitendem Gaslichtpapier un aufgezogen anzufertigen, welches sich besonders gut für Reproduktionszwecke eignet. Um von aktuellen Aufnahmen recht schnell Abzüge anfertigen zu können, bade man die gewässerten Platten etwa 15 Minuten in Spiritus, in dem sie bewegt werden. Für Films ist dieses Verfahren aber nicht angängig. So wollen wir also versuchen, mit unserem Apparat das wirkliche Arbeiterleben im Bilde festzuhalten. M. Baumgarten. Zum Artikel auf S. 2 Lehrlingsgruppe D. Z. V. D. Zimmerer, Ortsgruppe Berlin, beim Modellbauen