zu sehen sein sollte, darunter das, was wirklich auf dem Negativ erscheint: ein Kreis mit doppelt so großem Durchmesser. Tatsächlich wird bereits der Mittelpunkt des Kreises in der Einstellebene durch den kleineren schwarzen Kreis abgebildet, da eine kleinere Abbildung ja unmöglich ist, jeder der Randpunkte des Kreises der Einstellebene wird durch einen ebenso großen Kreis abgebildet, ebenso alle sonstigen Punkte der Kreisfläche, und so ergibt sich als Gesamtabbildung ein (schwarzer) Kreis von vierfacher Fläche. In der Ein stellebene mögen nun — dies veranschaulicht Bild 5 —— zwei gleich große Kreise dicht übereinander liegen. Sie sollten (links oben) durch zwei kleinere Kreise abge bildet werden, aber auf dem entwickelten Negativ sind statt dessen zwei einander zum Teil überlagernde Kreise von doppeltem Durchmesser (unten) vorhanden. Es ist klar, daß bei diesem Grade der Unschärfe die Grenze des Sehvermögens bereits überschritten ist. Die folgende kleine Tabelle gibt zahlenmäßig an, wie groß die Kreise in der Einstellebene sind, die durch be stimmte Brennweiten aus gegebener Entfernung mit einem solchen Grade der Unschärfe abgebildet werden: Brenn weite in cm Entfernung in Metern 1 2 3 4 5 8 10 2,5 1,2 2,4 3,6 4,8 6 9,6 12 mm 5 0,6 1,2 1,8 2,4 3 4,8 6 7,5 0,4 0,8 1,2 1,6 2 3,2 4 10 0.3 0,6 0,9 1,2 1,5 2,4 3 Diese Tabelle ist durch eine einfache Kopfrechnung für jede andere Entfernung und Brennweite zu ergänzen. Bild 7. Vergrößerung 1:42. 190 Bild 8. Vergrößerung 1:3. Bild 9. Vergrößerung 1:9. Da das menschliche Auge einen Kreis von 2,9 mm Durchmesser aus 10 m Abstand gerade noch als „Punkt“ erkennt, besagt sie etwa folgendes: Brenn weiten bis zu 10 cm sehen nur bei Aufnahmen bis zu rund 100 Brennweiten Abstand ebenso gut, wie der Mensch, auf weitere Entfernungen aber schlechter. Längere Brennweiten dagegen sind dem menschlichen Auge überlegen. Und was folgt hieraus? Um die richtige Antwort zu finden muß man erst noch feststellen, was eigentlich „Kleinbildoptik“ ist. Zwischen Brennweite und Bildformat besteht eigentlich gar keine Beziehung: man kann zu jedem Format jede Brennweite verwenden, nur muß sie mindestens so lang sein, daß sie das Format auch auszeichnet, d. h. fie muß etwa gleich der Rechteckdiagonale sein. Üblich dagegen ist es, diese (oder ungefähr diese) kürzeste Brennweite für die „richtige“ zu halten. Natürlich hat die kurze Brennweite gewisse Vorteile, so wegen der großen Schärfentiefe und des bedeutenden Bildwinkels. Aber was die „Sehschärfe“ angeht, ist sie ungünstig, und alles unter 10 cm ist als „Kleinbildoptik“ zu bezeich nen, die von einer gewissen, manchmal sehr kurzen Entfernung an versagt, falls man Vergrößerungen machen will. Denn was auf der kleinen Originalauf nahme nicht bereits deutlich genug aufgezeichnet ist, läßt sich durch Vergrößern niemals herausholen. Heutzutage sind Brennweiten von ganz geringer Größe eingeführt. Bei Klein- und Schmalfilmkameras, deren Formate nur 6,8X8,5 mm und 7,5X10 mm betragen, sind Brennweiten zwischen 15 und 25 mm die Regel.