VORWORT. Mehr als anderthalb Jahrhunderte sind verflossen, seit Joh. Benj. Carpzov in seinem „Neueröffneten Ehreu-Tempel Merck- wiirdiger Antiquitaeten des Marggraffthums Ober-Lausitz“ (1719) bereits „den Grundriss zu einer vollkommenen Adelshistorie hie sigen Marckgraffthums vorgestellt“ zu haben meinte. Dennoch hat trotz einer Menge inzwischen erschienener genealogischer Einzel arbeiten sich noch niemand an die Abfassung einer vollständigen Geschichte des Oberlausitzer Adels gewagt. Freilich dachte sich Carpzov eine solche leichter, als sie heut erscheint. Zu der selben gehört die genealogische Behandlung aller oberlausitzi- schen Adelsfamilien seit ältester Zeit, während Carpzov nur eine Auswahl von acht der zu seiner Zeit verbreitetsten und gefeiert sten Geschlechter beschrieb. Dazu bat die Eröffnung immer neuer Archive und sonstiger Quellen den zu sammelnden und zu ver arbeitenden Stoff fast ins Unglaubliche vermehrt, und die heutige Kritik verlangt eine noch weit strengere Sichtung desselben, als in Carpzov’s Tagen. Endlich gipfelt die Aufgabe einer solchen Arbeit nicht mehr, wie in früheren Jahrhunderten, in der lob preisenden Verherrlichung des Adels als Standes überhaupt und der einzelnen adliclien Geschlechter eines Landes in’s besondere. Auch wir fühlen uns keineswegs im Stande, die Geschichte des oberlausitzisclien Adels bis auf die Gegenwart fortzuführen, sondern müssen uns darauf beschränken, dieselbe vom 13. Jahr hundert an, mit welchem für die Oberlausitz zuerst die urkundlichen Nachrichten reichlicher zufliessenbeginnen, bis gegen Ende des 16. Jahrhunderts zu verfolgen. Von letzterem Zeitabschnitt an ist die genealogische Einzelforschung weit weniger mehr auf archivalische Quellen, als auf die Kirchenbücher der einzelnen