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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 21.07.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-07-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-188207219
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18820721
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18820721
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1882
- Monat1882-07
- Tag1882-07-21
- Monat1882-07
- Jahr1882
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 21.07.1882
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und Tageblatt. AmtMM für die königlichen nnd städtischen Behörden zn Freiberg und Brand. LeRMvoortlicher Redakteur Jilin» BrannM Freiberg. ---l I4. J«Hkia»A. Erscheint jeden Wochentag Abend« 6 Uhr für den I — . I? s Inserate werden bis Vormittags 11 Uhr angenom- 1H7.I I Knt-g, dcu 21. Juli. I1882. Zur Frage -er Volksernährung. Eine vom heutigen Standpunkte der Ernährungslehre völlig genügend erscheinende Kost können sich viele arme Familien schlechterdings nicht beschaffen, das steht leider fest, nicht minder jedoch, daß die unzulänglichen Geld mittel außerdem noch meistens unzweckmäßig verwandt werden. Dem entgegen zu arbeiten muß Aufgabe aller ^plksfreunde sein. Das Wichtigste ist und bleibt, daß die ui-günstig gestellten Klassen auf die verhältnißmäßig billigsten eiweißreichen Nahrungsmittel nachdrücklich aber und aber mals aufmerksam gemacht werden. Die Wissenschaft hat im Laufe der letzten Jahre sehr rüstig und erfolgreich vorgearbeitet, die Theorie der zweiten Hand jedoch, die populäre Literatur, hat daraus zur Zeit noch keineswegs alles für sie, also auch für das Volk Werthvolle aufgesogen, innerlich verarbeitet und der geistigen Volksküche eingeflößt; nicht selten vielmehr betet sie Ver altetes urtheilslos nach, weil viele Herren Autoren Zeit und Mühe des Quellenstudiums scheuen! Hoffen wir, daß dem bald abgeholfen werde, denn es handelt sich um eine Magen- und Lebensfrage im engsten Sinne. Jahraus jahrein werden Millionen von Reichsmark auf den Heerden der deutschen Arbeiterfamilien durch den Rauchfang gejagt, dem Moloch der Unwissenheit und Trägheit geopfert — Millionen, welche dem Mark der Knochen und der Kraft der Sehnen armer Leute trefflich zu statten kommen würden. In anderen Worten: mit den vorhandenen Mitteln wird nicht geleistet, was geleistet werden könnte. Ein als recht nützlich und kaufenswerth, wenn auch nicht in allen Theilen als mustergiltig zu bezeichnendes Büchlein ist in M.-Gladbach erschienen: „Das häusliche Glück, Haushaltungsunterricht nebst Anleitung zum Kochen für Arbeiterfrauen, zugleich ein Hilfsbuch für Frauen und Mädchen, die billig und gut kochen lernen wollen." Preis 1 Mark. Es bringt auf 208 kleinformatigen Seiten eine Reihe von Regeln über Wahl und Ausstattungen von Wohnungen, Kosten des nothwendigen und des wünschens- werthen Hausstandes, über Ordnung, Reinlichkeit, Spar samkeit, Küchenwesen re., ferner Rathschläge eines Arztes für Auswahl der Nahrung in Krankheitsfällen und zur Verhütung von Krankheiten, Anleitung zur Kochkunst Winke über Anschaffung, Besorgung, Anfertigung und Schonung von Kleidung und Wäsche, endlich Allgemeines über die Kunst, gut zu haushalten. Neuerdings sind wohl eine Anzahl Kochbücher heraus gekommen, die auf dem Titel versprechen, „auch" oder „vorzugsweise" oder „ganz besonders" auf die Bedürfnisse der minder bemittelten Klasse Bedacht zu nehmen. Unter allen uns bekannt gewordenen scheint das genannte Buch immerhin noch das beste. Die Mahnworte, „Vorbedin gungen des häuslichen Glückes" zeugen durchweg von ungeheuchelter Menschenliebe, reicher Menschenkeyntniß und find in jenem milden, eindringlichen, von Phrasen haftem ferngehaltenen Tone vorgetragen, den gar nicht alle sogenannte Seelsorger und angebliche Volks- und Familienschriftsteller anzuschlagen wissen. Auch die gayze erste Abtheilung bringt-^recht viel Gutes, Beherzigens- wcrthes. In den neueren Forschungen im Gebiete des Nähr- werthes der einzelnen Speisen und über dessen Verhält- niß zum Marktpreise des Rohmaterials ist aber der Verfasser oder die Verfasserin offenbar wenig zu Hause. Viele der gegebenen Rezepte beweisen auch von unzuläng licher Kenntniß, wie in Arbeiterfamilien, z. B. sächsischen, schlesischen, thüringischen, mit Rücksicht auf den Kosten- lOoh Mar k"cht wird. Einzelne der gegebenen Rezepte passen Wohnhamnmal für die Küche des kleinen Handwerkers, ge- Herrsck^e des Fabrikarbeiters. Abtheilung II, Kap. 2, enthält stellenweise Unrichtiges. Sauerkraut z. B., um nur Eins anzuführen, steht unter den vielen Nahrungs-I stoff enthaltenden Speisen, während es doch weit ärmer! an festen Nährstoffen ist — 93,5 Prozent Wasser, 1,0 Eiweiß, 0,2 Fett, 4,6 Kohlehydrate im Mittel — als die mit Recht unter die minderwerthigen Nahrungsmittel gestellte Kartoffel, die doch nur 7b Prozent Wasser enthält. Der sehr werthvolle Rath, nicht jedes Stück Tages bedarf im Kleinen einzukaufen, sondern auf Vorräthe zu halten, hätte von einer nachdrücklichen Mahnung begleitet sein sollen, mit diesen Vorräthen streng haushälterisch um zugehen, nicht, wie es gerade in der ärmsten Klasse gang und gebe ist, zu denken, „wir haben's ja, 's kostet kein Baares mehr" und d'rauf los zu wirthschaften. Ganz junge Frauen, die bemerken, daß ihnen trotz guten Willens das Zurathehalten mißlingt, thun sogar besser, gewisse zum Ueberverbrauch verführende Artikel Anfangs lieber im Kleinen und Kleinsten, wenn auch theurer und schlechter, zu kaufen, bis sie selbst, unter den Hammer schlägen der Noth, sich einigermaßen gefestigt haben. Tagesschau. ' Freiberg, den 20. Juli. Die Lage in Egypten ist unverändert; die Mächte warten noch immer auf die Antwort des Sultans, während Arabi seine Getreuen zum heiligen Kriege sammelt. Man behauptet, der Sultan weigere sich, den Gensdarm Europas zu spielen und wolle diese Rolle England überlassen, um sich nicht vor den Gläubigen zu kompromittiren. Deshalb zieht sich die Pforte einstweilen von jeder aktiven Rolle zurück und überläßt das Terrain am Nil willig den Wcst- mächten, resp. England. Freilich, wer daraus schließen wollte, die erstere betrachte ihre Rolle in der egyptischen Frage für ausgespiclt, möchte sich sehr täuschen. In der Note, welche sie am II. d. M. unmittelbar vor Beginn des Bombardements an ihren Vertreter in London, Mu- surus Pascha, gerichtet hat, sprach sie sich über die etwaigen Folgen eines solchen Ereignisses folgendermaßen aus: „Kann man sich eine Vorstellung davon machen, welch' verhängnißvolle Wirkung eine so scharfe Maßregel, wie ein Bombardement, auf die öffentliche Stimmung ausüben müßte? Kann man sich endlich vorstellen, welche Schrecken ein solch' furchtbarer Angriff verbreiten würde, der so wenig im Einklang steht mit dem Billigkeitsgefühle der britischen Regierung und den freundschaftlichen Beziehungen, welche die beiden Länder bisher so glücklich verbanden? Sie können daher Lord Granville gegenüber nicht hin länglich und nicht nachdrücklich genug die vorstehenden Erwägungen betonen, um Se. Lordschaft zu bewegen, daß er das Vorhaben aufgebe, eine Maßregel dieser Art in Ausführung zu bringen, welche unberechenbare Folgen nach sich ziehen und die Realisirung der von Allen ge wünschten friedlichen Lösung verhindern würde." Daß die Pforte in das Pazifikationswerk der Westmächte großes Vertrauen setzen sollte, ist hiernach nicht anzu nehmen, und sicher wird von ihrer Seite nichts geschehen, was ihnen dasselbe erleichtern könnte. — Während n Alexandrien, wie es scheint, die Ruhe zurückgekehrt und sich wieder geordnete Zustände entwickeln, nimmt die Gährung gegen die Europäer an andern Orten mit jedem Tage so bedeutend zu, daß die Wiederholung der fürchter lichen Blutszenen zu besorgen steht, welche in Alexandrien sich abspielten, wenn es nicht den noch in Egypten weilenden Europäern gelingt, ihre Haut rechtzeitig m Sicherheit zu bringen. Daß in verschiedenen egyptischen Städten Gewalt- thaten gegen Christen verübt wurden, die sogar Menschen leben kosteten, scheint unbezweifelbar zu sein, jedoch variiren die Angaben über den Umfang dieser Exzesse dermaßen, daß man vorläufig nichts Sicheres darüber zu ermitteln vermag. Ueberhaupt sind die Nachrichten, die nicht von Alexandrien nach dem Kontinent gelangen, sehr unsicher, da die telegraphische Verbindung zwischen Kairo und dem Festlande wie auch zwischen den anderen egyptischen Städten unterbrochen worden sein soll. Ganz besondere Gefahr droht den Christen in der etwa 60 000 Einwohner zählenden Fabrikstadt Tantah am linken Nilufer, die einen Knotenpunkt der Eisenbahnstrecken von Kairo nach Alexan drien und von Kairo nach Damiette bildet und deshalb für eine Pflanzstätte des finstersten Fanatismus gilt, weil dort das heilige Grab eines Propheten ist, zu dem die Egypter häufig wallfahren und das so hohes Ansehen be sitzt, daß sogar Derwisch Pascha, der Abgesandte des Khalifen, bevor er in Kairo einzog, zuvörderst dort seine Andacht verrichtete. Hier scheint in der That den Christen — meistens Griechen und Levantinern — ein gräßliches Massakre zu drohen, wenn eine neue Aktion gegen Arabi in Szene gesetzt werden sollte. — Derwisch Pascha ist auf Befehl des Sultans nach Konstantinopel zurückgekehrt, um Bericht zu erstatten. Seine Mission, an die man dort große Erwartungen knüpfte, hat sich als ein vollständiger Fehlschlag erwiesen. Kurze Zeit nach Derwisch Pascha's Abreise nach Konstantinopel ging übrigens eine wichtige Depesche aus Konstantinopel für denseloen in Alexandrien ein. Admiral Seymour hat deshalb einen Dampfer ab gesandt, um Derwisch Pascha auf seiner Fahrt womöglich noch einzuholen und demselben die für ihn eingegangene Depesche zu überbringen. Der kirchliche Frieden im deutschen Reiche scheint noch immer sehr fern zu sein. Gestern traf Herr v. Schlözer in Berlin ein und allgemein nimmt man an, seine Mis sion in Rom sei gescheitert. Kaiser Wilhelm hat ein Immediatgesuch der Geistlichen, Kirchenvorstände und Ge meindevertretungen aus den Dekanaten Aachen, Bonn, Köln, Düsseldorf u. a., in welchen die Bitte vorgetragen wird, „die staatlichen Hindernisse hinwegzuräumen, welche der Rückkehr des Erzbischofs vr. Paulus Melchers auf den erzbischöflichen Stuhl zur Wahrnehmung seiner Hirten pflichten entgcgcnstehcn," dem Kultusminister zur Beschei dung der Bittsteller zugehen lassen. Der Kultusminister hat die Unterzeichner hiervon in Kenntniß gesetzt und zu gleich erwiedert, daß er nicht in der Lage sei, das Gesuch bei dem Kaiser zu befürworten." — Die Auflösung der Berliner Stadtvertretung, welche bekanntlich vom preußischen Staatsministerium be- chlossen wurde, dürfte in nächster Zeit zu sehr lebhaften Erörterungen führen. Der Kaiser weigerte sich lange genug, die Auflösung gut zu heißen; allein jetzt hat der Kanzler seinen Willen durchgesetzt. Jede Stadt hat ihre Passionen, und in Berlin hat man eine übermäßige Vor liebe für handgreifliche Argumente. Allein am Ende ist es dennoch möglich, daß die Fortschrittspartei siegt, und dann war die Auflösung der Stadtverordneten-Bersamm- lung ein Schlag ins Wasser. Selbstverständlich werden die Wahlen für die Berliner Stadtvertretung von entschei dender Bedeutung für die Reichstags- und die Landtags wahlen sein. Fürst Bismarck ist unbeugsam und un versöhnlich in seinem Kampfe gegen den Liberalismus und den Parlamentarismus. Es ist unmöglich, dem Fürsten Bismarck die Anerkennung zu verweigern, die er auf dem Gebiete der auswärtigen Politik sich erworben hat. Auch hat cs Jeder in seiner Wahl, sich für die sozialen und wirthschaftlichen Reformen des Fürsten Bismarck zu be geistern; schließlich kann man es auch Niemandem ver wehren, wenn er sich aus Verehrung für den Fürsten gegen den Liberalismus und gegen den Parlamen tarismus erklärt. Aber das Eine wenigstens ist gewiß, daß, wenn man an der inneren Politik des Fürsten Bis marck Gefallen findet, man auf den Luxus einer Partei bildung, wie auf jede andere Freiheitsregung ruhig Ver zicht leisten kann. Die Auflösung der Berliner Stadt verordneten - Versammlung ist in hohem Grade charak teristisch für das Bismarck'sche System; der Kampf, der bisher im Reichstage und im Landtage gewüthet, wird nunmehr auch in die Berliner Stadtvertretung verpflanzt. — Bezüglich der Ernteaussichten schreibt die „Prov.- Korresp.": Dieselben würden in den vorliegenden Berichten als gute und zum Theil als vorzügliche bezeichnet; nur das Obst sei gering, der Wein genügend, jedoch nicht all zuviel versprechend, die Futterernte des ersten Schnittes sei sehr reichlich. Der Saatenstand ist durchweg vortrefflich, die Winterung und Sommerung gut, in erster Reihe stehe der Roggen, dessen Ertrag weit über eine Mittelernte hinausgehe, über Weizen, Gerste und Hafer lauteten, von ganz vereinzelten Ausnahmen abgesehen, die Nachrichten fast ausnahmslos recht gut, üppig und außergewöhnliche Ernte versprechend; auch bezüglich der Rüben, Kartoffeln, Buchweizen und Erbsen seien die Ernteaussichtcn, wenn auch nicht gleich hoffnungsreich, doch durchaus befriedigend. — Die böhmisch-schlesische Grenze, sowie die schle sischen Gebirgsdistrikte sind von schwerem Wetterschaden heimgcsucht worden. Das Hochwasser der Bober hat großen Schaden angerichtet. Zwischen Freiburg und Sorgau sind beide Eisenbahngleise auf eine Länge von
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