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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 23.07.1919
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1919-07-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19190723024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1919072302
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19190723
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1919072302
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1919
- Monat1919-07
- Tag1919-07-23
- Monat1919-07
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>» 68. Jahrgang. AS 801. Drahtanichrift: Ntrnn-rech«r.Sa«»tM>r»mrr: »»»41. Rur kür Rachtz,«jWÄch«: »0011. «M-och. rs. IM ISIS. Kogvürrösl L8SS Dr—L«, »« M-M»»«» Vcklla-ll» i« 3» Bezugs-Gebühr WML ts» .. rx« »7 «« »,«>»« Z«I>« 7» Vf. «»» ».«er ««kl», »»d ÄU/teioen-Preiie. s»rn»n,«m«rl». e«nip,>ii^ v»rpl»«,A« >-»» r«'». " " ' 7>«»wS'>l7» TlvfliSj,« ,»,rn «„»Uidkja-I. S>ni»IpreI, t«, v»r«dk»«»lat>e« ko L>I. N»4»nlck «o «i> »»«ich« v»»L««n^d« t.Vr«am» N«»r.-> MlRft, - Umxrwnat« SchilfO»«« w«r»«> „>»I «f»«»M». SchristlKNmfl mü> h«wt»»ichitt»1U2«: «arfruftr»»« »8/4«. Druck «.Der,;» von «tevlch 4 Reich«»» m D«»dr» Postscheck-Konto IS SV» Lcip,t«. Ae Erschütterung des französischen KMnettr. Sie SlßmeuceaU'Krise. Gens. 21. Juli. Frankreichs gesamte sozialistische Dresse fordert schon setzt den Rücktritt desgesam- te« Kabinetts. Sie wirb in dieser Forderung unter stützt durch den „Matiu", der in diesem günstigen Augen blick den Angriff gegen Elcmenceau wieder ausnimmt und tzdhnisch bemerkt, der einzige Grund, daß Li« anderen Minister nicht gestürzt wurden, sei der. daß sie nicht im Saale gewesen seien. Auch in den gemäßigten repu blikanischen Kreisen herrscht di« Meinung vor, baß Ettmenceau in einer schlechten Haut stecke. „Leider/ schreibt da- „Journal des DöbatS", „Enthalt die innere politische Lage viel« Elemente der Schwäche, die durch Len Rücktritt BoretS nicht beseitigt sind, und Clsmenceau hat ncch manche Hindernisse vor sich." Treu halten zu El^menceau nur noch seine klerikalen Freunde, di« im „Figaro" und in der „Action Franeaise" für ihn eintreten. Diese Elemente fürch ten nichts so sehr, wie ein Aufkommen BrIand-, der. wie man sich setzt erinnert, vor dem Gerichtshof des SenaiS eine leidenschaftliche Verteidigungsrede für Malvn gehalten bat. und der auch sonst die terroristisch« Politik de» jetzigen Kabinetts nicht billigt. Was diel« Kreise fürchten, das spricht der klerikale Lyoner „Nouvclliste" aus der schreibt: „WaS würde folgen, wenn Clümenceau stürzt? Man braucht, um daS zn wissen, nur die Haltung der Freunde Ea'llanx' zu betrachten. ES wäre die Amnestie für Malvy und die Be freiung Caillaux'". Briand bat am Freitag zum ersten Male offen gegen das Ministerium Elemen te au gestimmt. Seine nnd seiner Freu»-« Takt" wird jetzt daraus hi"auslausen. die einzelnen Minister Clsren- «auS anzugreifen und zu Fall zu bringen, was namentlich bei Pichon und dem sehr unbeliebten Finanzminister Klotz Erfolg verspricht. ClSmenceau aber seinersrtiS kann nun nicht mehr seine Mi''stcr all-In in t>'c Kammer neben kaffen.^r wird an ißrer Seite stehen müssen und wist, wie uzay sgat. in sedem Falle die Vertrauensfrage über die ge samte Politik seines Ministeriums stellen. Da- ist natür lich stet- ekne sehr starke Waffe. Der nächste Zusammen, stob findet am Dienstag statt. Deutschlands Kol»len<ribnt. Versailles. 21. Ju-t. Heute fand hier die erste De- sprechung zwischen Vertretern der verbündeten Negierun gen und denen der deutschen Regierung über die von Deutschland zn leistenden K o hl e n l i e f e r n n g c n statt. Die verbündeten Negierungen verlangten die Vorlage eines BlancS über die vom September an etwa mög lichen Lieferungen. Ser Soll Monheim. (Eigner Drabtbericht der „Dreddn. Nachricht« v".1 Rotterdam, 22. Juli. Zur Bcmcrlnng der französischen Presse, daß die deutsche Regierung im Falle Manheim kein Recht habe, sich auf daS Völkerrecht zu berufen, weil an geblich die srühcrc deutsche Regierung das Völkerrecht ver letzt habe, sagt „N. N. C.", damit sei noch nicht be wiesen, daß die französische Bußeforderung mit -cm Völkerrecht vereinbar sei. UebrigenS habe die ganze Sache mit der Bcleidiguna der französischen Uniform gar nichts zu tun. Es handele sich um einen Fall, wie deren viele in Rotterdam vorkämcn, wenn ausländische Matrosen und Soldaten sich in den nächtlichen Verkehr Mischten. Hrauzöstsche Kultur. Saut der „Köln. Ztg." macht der Chef der Militärver waltung des Unterlahnkreises bekannt, seit einiger Zeit leien i>m Bereich der französischen X. Armee Angriffe auf Frauen und Mädchen begangen worden, ver schiedenen die Haare abgeschnitten, der Körper mit Wichs« beschmiert, di« Namen anderer mit verlrum- derischen Bemerkungen anaeschrieben worden. Die Be hörden dürften diesen Vorfällen nicht aletchgültig gvqen- ükbersteber». Der Oberbefehlshaber der Armer habe deshalb vorgeschrieben. Laß jedesmal, wenn bei einem solchen Ber uhen die Schuldigen nicht binnen 48 Stunden festaenom» men seien, der Bürgermeister wegen Vernachlässigung deS Dienstes vor das ntedriae Militärpolizeigericht gestellt würde. Die Urheber der Angriffe würden wegen Ver gewaltigung, Vergeben- gegen die Sittlichkeit oder Auf- reiz-ung zum Aufruhr vor das Kriegsgericht gestellt. Saarbrücken. 32. Juli. Der hier in Untersuchungshast befindliche Bürgermeister v. Völklingen wurde tot in seiner Zelle aufgesunden. Er sollte für die von ihm als Hanptman» der Landwehr und Kommandeur eines Pionierbataillons angeblich angcrichteten planlosen Zer. iftörungen von einem Kriegsgericht abgeurteilt werden. As«'«!» Ehrenbürger von Loudon. Haag. 22. Juli. Marschalk ffoch hat. einer Pariser Meldung zufolge, die ihm angetragene Ehrenbürger- ftzaft von London angenommen. Die Feierlichkeit der Uebrrnahme selbst konnte jedoch noch nickt stattfinbcn. da Foch plötzlich nach Pari- reisen mußte. Man bringt diese Reise mit der deutschen Ablehnung tn Zusammenhang, die glfordert« 1 Million Mark Geldbuße für die Ermordung tze» französischen Unteroffizier» Manbetm zu zahlen. Mer»« »ensilst mit »mir»«. Amsterdam.«. Jnlt. Da- «evteriche «urea, meldet a»A Washington, daß die »«erikanlsche Regierung »ei der «erikauische» »egen der am « Juli tn der Rühe »»« Tamvica «folgte« Beraul-nn, amerikauischer Matrose» des amerikauisch«, «anttar- „Lheyenne" v, »stell«». Ver mißglückte Proteststreik. „Vesser wäre man zu Hause geblteben." Berlin» 22. Juli. Die von der sozialdemokrati schen Partei einbernfencn Demon st ratton S- versammlungcn wurden von den Unabhängigen nach einem einheitlichen Plan, dem „Vorwärts" zufolge mit dem sympathisierenden Janhagel, ohne Ausnahme ge- sprengt. Zu einem blutigen Zusammenstöße kam es im Gcwerkschastshause, wo der „Vorwärts"-Ncdakteur Kuttner sprach. Seine Worte gingen alsbald in dem Lärm unter. AIS die VersammlungSlcitung für Vertagung eintrat, bis die Ruhe wicdcrhergestcllt sei. begannen die Unabhängigen und Kommunisten eine allgemeine Schlä gerei. Zahlreiche Personen wurden verletzt, darunter auch der Redner. Plötzlich ertönten fünf oder sechs Rc- volvcrschüsse. worauf sich der Saal schnell leerte. Tische und Stühle lagen zertrümmert umher. Die Verletzten wurden nach dem benachbarten Krankenhaus« gebracht. Auf dem Fußboden nnd den Treppen waren Blutspuren zu sehen. Statt Bülkervcrsühnung Bruderkampf, so ttberschrcibt der „Vorwärts^ seine Betrachtung über den gestrigen Tag. Ein Tag der Hoffnung sollte es sein, ein Zeichen der wiedcrerwachenden Versühnung, des Vcrständigungswtllcnö unter den Menschen. Was ist er geworden? Wütendster, leidenschaftlicher Kampf der Arbeiterklasse untereinander, haßerfüllter Bruderstrcit, et» wildes Drauflosschlagen in der gewaltigsten Fvrm. Das Versa mmlungslcben der Berliner Arbeiterschaft hat einen noch nicht da. gewesenen Tiefstand erreicht. Bester wäre es ge wesen, man wäre zn Hause geblieben, als daß man sich vor der Welt mit dieser Schande belastete. Der „Jseiertaft« im Reich. vre»«». 22. Juli. Die angekündigten großen Demo«. stixationSzüge «nd Versammlungen unter freiem Himmel sind vvn der Kommandantur verboten »borden. Im Arbeiterviertel wurden Flugblätter verteilt, die zum Protest der Arbeiterschaft gegen Las Bersammlungsverbol ausforderten. Zum Teile wurde dem Protest Folge ge- leistet, indem verschiedene Betriebe die Arbeit nieder, legten. In der Stadt selbst herrscht Ruhe. Este»», 22. Juli. Im rheinisch-westfälischen Jnbuftrie- bezirk ist die General st reikparolc nur verein zelt und in ganz geringem Umfange befolgt worden. Im Rubrbcrgbau streikte nur eine Verhältnis- mäßig geringe Zahl von Bergleuten auf vereinzelten Schachtanlagen im Dortmunder, Wittener und Ober- hausener Bezirk. Die Jndustriearbeiterschaft ist nur in DuiSburg und Dortmund einigermaßen vollständig in den AnSstand getreten. InDortmnnd ruhte vormit- tag- auch der Straßcnbahnverkchr. Trotz militärische« Verbots wurden große Demonstrationszüge mit Musik ver- anstaltet, die vom Militär unbehelligt blieben. Zu Zwischen- fällen Ist es nicht gekommen. München, 22. Juli. In München wurde tn allen Betrieben, von einigen gewohnheitsmäßigen Blau» machen» abgesehen, gearbeitet. DaS BerkchrSpersonal hatte beschlossen, sich von dem Streik fernznhalten. Kund gebungen und Demonstrationen fanden nicht statt. Dagegen haben die Unabhängigen in Nürnberg den General streik erklärt. Die Mehrheitssozialistcn fügten sich. » «seaeralftrett in Wien. Wie». 21. Juli. Wien stand heute im Zeichen des Generalstreiks. Mit Ausnahme der Bäckerläden und Lebensmittelgeschäfte, die in den ersten Morgenstunden offen hielten, waren alle Geschäfte, Kaffees und Gasthäuser, sowie Kaufläden durchweg geschloffen. Der Verkehr der Straßenbahnen mar vollkommen eingestellt. Die von der sozialdemokratischen und kommunistischen Partei veranstal- teten Versammlungen und Straßenumzüge nahmen einen vollkommen ruhi-en Verlauf. Ser „Protest" des Auslandes. »Eigner Drahtbericht der „DrrSdn. Nachricht« n'.i Rotterda«. 22. Juli. Der internationale Proteststreik ist tn Rotterdam unbemerkt vorübergegangen. DaS Revolutionäre sozialistische Komitee hatte verschiedene Ver sammlungen abgehalten, die aber ruhig verlausen sind. In einem Bezirk des MaashascnS legte gestern srüh rin Teil der Arbeiter für einige Stunden die Arbeit nieder. Von einem allgemeinen Streik war nichts zu bemerken. AuS Amsterdam wird gemeldet: Die niederländische Gewcrs- schaftSvereinigung halt« sich geweigert, an dein ^treiktetlzunehmen. In den Gaswerken streik:?» nu.- 20«. vvn der Straßenbahn 80 Mann. Der Verkehr n>»-.de in keiner Weise gestört. G««f, 22. Juli. Nach Telegrammen auö Parts ist der gestrige Tag tn Paris ohne Zwischenfälle ver- laufen. Bon Irgend einer größeren Demonstration der Arbeiterschaft war nichts zu merken. In alle» Fabri ken und Betrieben wurde gearbeitet. Nur in der Bor. stabt St. Antonte kam er zum Versuch« «ne» Demo». strationsumzugeS. an dem sick aber ka uM 100 Auarcht- ften und Syndikalisten beteiligte». Loudou» 22. Juli. Aus London wird gemeldet: In London zeigte sich das Bild am Montag wie alle Tage. Nirgend- kam eS zu Versuchen einer Demon stration ober einer Kundgebung sür den Weltfrieden. Bor- und Untergrundbahnen verkehrten wie alle Tage. Auch im englischen Industriegebiet«, in Manchester, Glasgow und Birmingham verhielt sich die Arbeiterschaft teil ,-hm-lo-. Nur tn Liverpool versuchten dir Hafen chO-Ue, -tz - - Ser österreichische Sriedeusverkrag. St. Germaiu» 21. Juli. An den wirtschaftlichen Klauseln des ersten Teiles der österreichischen Friedens- bebingungen ist nur wenig geändert worden. Die zahlreichen überzeugend begründeten Einwendungen sind dabei insoweit berücksichtigt, als die Frist abgekürzt ivurde, für welche die Bestimmungen des FriedensvertrageS über Zollordnung, Zölle und Zollbegrcnzungen gelten sollen, statt 5 Jahr« 3 Jahre, und die Liauidation des deutsch-österreichischen Vermögens durch di« National, staaten aufgehoben wurde. Bezüglich der Schulden wurde die Entscheidung des gemischten Schiedsgerichts alS endgültig und für die Parteien rechtsverbindlich erklärt. Die früher sehr weit gehenden Befugnisse der gegnerischen Staaten betr. Ausübung und Ausnutzung des literarischen, künstlerischen oder gewerblichen Eigentums werden einge schränkt. Wichtig ist, daß alle Staaten, an die österreichische Gebiete übergegangen sind, oder die auf österreichischem Ge biet entstanden sind, die literarischen, künstlerischen und ge- werblichen Schutzrechte anzuerkennen haben, di« im Augen blick des Ueverganges oder der Entstehung des neuen Staates dort in Kraft waren. Aehnlich dem deutschen Friedensvertrage wird auch den deutsch-österreichischen Staatsangehörigen daS Recht ctngcräumt. wegen solcher Schädigungen Ersatzansprüche zu erheben. Wien. 21. Juli. Di« militärischen Bestim mungen in dem heute überreichten Friedensvertrag« ver pflichten Deutsch-Oesterreich zur Abschaffung der all gemeinen Wehrpflicht und zur Bildung eine» Berufs- Heeres auf Grund freiwilliger Verpflichtung mit dem Höchstbestandc von 30000 Mann einschließlich der Offi ziere und der Depots. Innerhalb eine» Höchstbcstande- wtrd eine gewiss« Freiheit der Organisation zugestandeu, indem nicht die Zahl und Art der Höheren Einheiten, son» Lern nur ihre Zusammensetzung vorgeschrieben werden. Di« Höchftzahl der O f f i z i e r e wird mit 1500. die der Unter offiziere mit 2000 festgesetzt. Die Dienstzeit soll wenig stens 2« Jahre für Offiziere und 12 Jahre für Unterosfl- zieve betragen. Die Herabsetzung der österreichischen Strcit- kräfte soll binnen drei Monat« nach Unterzeichnung deS Vertrages durchgeführt sein. Innerhalb dieser Frist soll auch alles überzählig« Kriegsgerät abgeliescrt und die Herstellung solchen Geräts auf eine staatliche Fabrik be- schränkt sein. Im einzelnen enthalten die militärischen Bestimmungen ähnliche Einschränkungen wie der Deutsch land auferlegte Vertrag. Dke Anfnahme in Oesterreich. Wie«, 21. Juli. Die Bedingungen des Verbandes sind der Bevölkerung in Deutschösterreich infolge des Streiks bei den Zeitungen im großen und ganzen noch voll- ständig unbekannt geblieben. Nur ein kleiner KrciS von Journalisten und Politikern hat Gelegenheit gehabt, sich mit ihrem Inhalt vertraut zu machen. In diesen Kreisen herrscht über die Härte der Bedingungen, die die schlimm- sten Erwartungen übcrtrcffen, nur die einstimmige Niedergeschlagenheit. Man ist geradezu nieder- geschmettert über die Härte dieser Bedingungen. Das gilt in gleiä>em Maße bezüglich der finanziellen nnd WirischastS- bedingungen wie hinsichtlich der GebietKfragcn. Was die letzteren betrifft, so bilden den einzigen Lichtblick die Be- sttmmungen über Kärnten. Es ist anzunchmcn, daß die Abstimmung, die in Kärnten vorgenommen wird, tatsächlich trotz aller südslawischen Gewalttaten zugunsten Oester reichs ansfallen wird, so daß Klagenfurt und seine Um gebung bei Deutschösterrcich bleiben werden. Die Steier mark geht» selbstverständlich auch Marburg mit seinen 80 Prozent Deutschen an den südslawischen Staat verloren. Eine sehr schwache Kompensation wird Deutsch- österreich im Osten durch Ungarn angeboten, wo zwar da^ reiche, fruchtbare Gebiet von Ocdenburg bis an den Neu- sicdlersee an Oesterreich fallen soll, damit aber nur rin' ganz verschwindend kleiner Teil des deutschen Ge- bietes Westungarns. DaS übrige wird zum Teil an die Tschecho-Slowakei fallen. Im Süden sind die Grenzen gegenüber der Tschecho-Slowakei außerordentlich ungünstig. Der tschechische Staat dringt bei Znaim und bet Gmünd tief in rein deutsches Gebiet ein. Was die wirtschaftlichen Bedingungen betrifft, so wer den sie als vollständig ruinös für Deutschösterreich bezeichnet. Das arme Deutschösterrcich ist nicht imstande, diese Bedingungen zu erfüllen. Besonders raffiniert ist die Bestimmung, daß die anderen Staaten nickt verpflichiet sind, ihren Untertanen die Zinsen der Kriegsanleihe, die vvn ihnen gezeichnet wurde, zu zahlen. Daö richtet sich insbesondere gegen die Deutschen in der Tschecho-Slowakei. die besonders eifrig Kriegs anleihe gezeichnet haben und deren Vermögen dadurch ruiniert wird. Da auch viele Deutschböhmen und Deutsch mährer ihre Werte in österreichischen Sparkassen angelegt haben, werden diese dadurch in Mitleidenschaft gezogen. Die Stimmung ist verzweifelt. Dt« Pariser Presse über den Vertrag. Bersallleö. 21. Juli. Der gestern überreichte Friedens- entwurf hat keinegut« Presse. „EchodePariS" saht: Man kann ein« Volksmaste, die so bedeutend ist. wie der germanische Block zwischen Rhein und Weichsel, nicht ver nichten. Selbst wenn der Vertrag von Versailles dem Buch staben nach auSgesührt wird, wird daS Deutsche Reich scho» allein durch seine Masten mächtig bletiben. und mit seinen S bis 7 Millionen Einwohnern wird Oesterreich glatt unter die Verwaltung der Alliierten gestellt. Di« WiedergutmachungSkommission wird über Oesterreich! herrschen. — „Ion r n a l" sagt: Hier wirb kein Friede ge schloffen, hier wird einfach liquidiert. — Auch „Fi garo" ist skeptisch. Die Oesterrricher werden durch de» VtlstzEG insti»ktitz t
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