Preis; vierteljäh rige Pränumeration s ngr. in'S HauS, S ngr. bei Abho lung in der Exp», dition. Wochenblatt für Ischopau und Umgegend. . (Jeden Sonnabend eine Nummer.) InsertivnSgedühren werden die Zeile oder deren Raum mit i ngr. berechn«. M 5. Sonnabends, den 4. Februar 1854. Der Onkel Anton. Verlassen von der ganzen Welt, kniete der vierzehnjährige Leonhard, heiße Thränen ver gießend, an den Gräbern seiner Eltern. Beide, Vater und Mutter, hatte dem Knaben vor vier Tagen eine ansteckende Krankheit, die ein Trupp aus Rußlands EiSgefilden entflohener Franzosen nach Heimthal, dem Geburtsorte Leonhards, ge bracht hatte, hinweggerissen und ihn zur Waise gemacht. Harte Gläubiger hatten das kleine Erbe dem Knaben entzogen und seine ganze Habe bestand in einem kleinen Bündel, 12 Groschen, die ihm die Gemeinde zum weitern Fortkommen gereicht hatte, und seinem Caro, der seinen jungen Herrn auch im Elende nicht verlassen wollte. Leonhard kam heute hierher auf den Gottes acker, um vom Grabe seiner Eltern für immer Abschied zu nehmen, da er sein Glück unter frem den Menschen suchen wollte. Hier kniete nun der Verlassene; seine Thrä- nen benetzten die Grabeshügel und sein stilles Gebet wurde oft durch tiefes Seufzen unter brochen. Da bellte sein treuer Caro; Leonhard blickte rückwärts. Ein hagerer Mann stand zwei Schritte hinter ihm und betrachtete den Knaben mit einem freundlichen Lächeln. „Du scheinst. Kleiner, ein guter, dankbarer Sohn zu sein; denn wenn ich nicht irre, so sind dieses die Gräber Deiner Eltern?" so redete der freundliche Mann ihn an.. ' Der Knabe bejahrte es. „Also ein Waise, und wie ich glaube, auch arm?" Der Unglückliche sucht ja so gern Theil- nahme seines traurigen Looses und Trost bei andern Menschen; sie sind ihm beide Balsam auf die Wunden seines blutenden Herzens. Auch Leonhard erzählte sein betrübtes Schicksal. „Sei getrost!" erwiederte darauf der Fremde, „ich will in Zukunft Sorge für Dich tragen! Ich bin Anton, Deines Vaters Bruder. Vor dreißig Jahren verließ ich diesen Ort. heute kehrte ich zurück, um meinen guten Bruder Jacob zu besuchen, und finde denselben im Grabe. Diese Nachricht erhielt ich soeben hier im Wirthshause, wo ich einkehrte; Du gingst vorüber, der Wirth nannte Dich meines Bruders Sohn, ich folgte Dir und fand Dich betend am Grabe Deiner Eltern. Von diesem Augenblicke an beschloß ich. Dir Vateröstelle zu ersetzen. Trockne Deine Thranen und folge mir." Oft hatte Leonhards Vater von seinem Bru der Anton gesprochen, von dem er so lange keine Nachricht erhalten hatte, und den er längst für tobt hielt. Willig ergriff daher der Knabe sein Bündel und folgte dem Onkel Anton nach dem Wirthshause, nachdem er noch einen schmerzhaf ten Blick rückwärts nach dem Grabe der Eltern gethan hatte. Freudig tanzte sein treuer Caro voraus. Die drei Gefährten kamen im Wirthshause an und Onkel Anton ließ für sechs Pfennige Branntwein einschenken, zog auS der Tasche eine halbe geräucherte Groschcnwurst, einige Stücke alten Käse und ein paar dürre Brod- rinden, und hieß seinen Neffen zulangen. Jetzt hatte dieser erst Zeit, seinen Onkel zu betrachten. Ein zaundürrer bejahrter Mann, von gewöhn licher Statur, in einem alten Ueberrocke, dessen ehemalige Grundfarbe nicht zu erkennen war, hier und da mit Lappen geflickt, schwarz man- chesterner Weste, ledernen Beinkleidern, die ehe mals schwarz, nun aber. Alters wegen, rvth waren; Stiefeln mit zolldicken Sohlen, durchaus mit Nägeln beschlagen, und vielmal mit Stücken besetzt; so zeigte sich der Onkel den Augen seines Neffen. Dieses und das magere Mahl, welches jener vor diesem auftischte, gab keine große Meinung von dem Wohlstände des Onkels. Als nun dieser seinem Neffen eröffnet?, daß er ihn mit nach Hamburg, wo er dermalen wohne, nehmen wolle, da war Leonhard einige Augenblicke un entschlossen. Doch willigte er ein und die Reise ging ungesäumt vor sich, nachdem zuvor der treue Caro als ein unnützer Brodfreffer zu Leonhards größtem Leidwesen dem Wirthe für sechs Groschen verkauft worden war. Dieses Geld gab Anton seinem Neffen mit dem Rath, ja sparsam mit