Wochenblatt Preis: vierteljäh rige Pränumeration » ngr. in s Haus, A ngr. bei Aicho» lung in der Erp« dieion. für Zschopau und Umgegend. (Jeden Sonnabend eine Nummer.) 27. Sonnabends, den 8. Juli Insertionsgebühren werden dt« Zeile oder deren Raum mit » ngr. berechnet. 1854. Die Mammonsdiener. Zn Franken lebte einst ein Dorfkrämer. Ob er ein Heide war, oder ein Christ, wußte man nicht. Niemand hatte ihn jemals in einem Got teshaus« gesehen. Daß er aber einen Abgott hatte, dem er diente und den er anbetete, das wußte man, nämlich den Mammon; und an manchem seiner Gulden hingen die hohen Zinsen und der Schweiß und die Thräven der Wittwen und Waisen. Sein Weib war ihm in Allem gleich, wie ein Ei dem andern, und verstand das Gau nern, oft besser, als er selbst, Aber bei aller die ser Einheit im Wesen ihrer Seelen ging ihnen doch zuweilen die Einigkeit der Herzen aus. Sie lebten mit einander in Frieden oder Unfrieden, beide-, wie man eS nehmen will, oder wie sie Beide gerade ihre Stunde batten. Wenn sie ein mal guten Absatz ihrer Maaren gehabt, und am Tische saßen, ihre Preußen, Braunscbweiger oder Hanoveraner zu zählen, und man hätte sie dabei sehen können, was freilich nur dann geschah, wenn sie über allem Eifer dir Fensterladen zu schließen vergessen: man hätte gemeint, es säße verstohlen «in junges Liebespaar bei einander, das sich seit Jahren zum ersten Male wiedersieht. So glühe waren ihre Augen dabei, und so nickten sie ein ander schmunzelnd zu und so liebkosten sie einan der die Hände, oder vielmehr das Geld in den Händen, daS sie sich gegenseitig mit lächelnder Miene zeigten. War aber «in HeringSfaß ver dorben, oder ein Gurkenfaß ausgelaufen, weil die Frau nicht an's Nachsehen gedacht; oder vom Oelfaß war ein Reifen gesprungen; oder der Han del ging sonst nicht, wie er sollte: da hat's dem Krämer im Kopf gewirbelt, als wenn im Som mer ein liebes Wetter anzieht, und bald hat's da zu brausen, zu donnern und zu wettern an gefangen, daß die Nachbarn gewähnt, drüben beim Krämer sei Feuer ausgebrochen, ober die Stubendecke eingefallen. Uno alle Blitze dieser Donner und Wetter entluden sich über dem Haupte der armen Krämerfrau, und zündeten da freilich auch wieder, daß sie mit allen Höllenflammen «ufsprühte und mit allen Fluch- und Schimpf- wenn draußen im Forst tLs- »rA,« » 'Et,ge Eiche mit großem Ge nf« § — ^uch meinte der Krämer Frau gar zu viel in derWirthschast E. und zog drum die Zügel ungemein Aemen namlich am Beutel, daß das A^"^>bsellen mit ihren Fingern hineinkonnte. sein Weib »um Possen, und nahm ^ ^ ^ Waare einen Heller noch über dw Gebühr, die so schon etwas ungebührlich war, ober sie hielt ihren kleinen Finger noch härter» «"^'e ^unge der Waagschaale daß ein Pfund Kaffee vierzig Loth wog, wenn'S die ar men Leute lothweiS holten; und der ergaunerte Gewinn wanderte dann heimlich in ihre Tasche hinein. Das ging nun allerdings auf Kosten der armen Leute. Dem Krämer war's aber doch auch ein Possen. Manche hatten ein Mal ge holt und kamen hernach nicht wieder. — In einem dunklen Winkel der Stube saßen vom Morgen bis in die späte Nacht die alten Eltern des Krämers. Entweder batten sie Düten zu kleistern, oder Federn zu reißen, oder Wolle zu zausen, die sie zum eigenen Kittel spinnen mußten; Rosinen oder Kaffee zu lesen, damit aus einer schlechten Sorte wenigstens noch eine gute und eine Mittelsorte herauskomme. Ohne Arbeit saßen sie aber nickt, denn der Krämer predigte ihnen tausendmal des TagS über: Wer nicht arbeitet, der soll auch nicht essen! Mit dem Essen war's freilich auch so. so. Wenn die Krä merleute am Morgen ihren Kaffee sich hatten wohlschmecken lassen, filtrirte die Frau noch ein mal den Kaffeesatz mit heißem Wasser durch: der sei noch zu stark für die Alten. Um Mittag schob man ihnen ein karges Näpfchen zu, wie dem Hund oder der Katze, und gab ihnen nebenbei zu ver stehen, daß sie schon zu lange gelebt und nickt mehr so viel erarbeiteten, als sie verzehrten. Und wenn's doch gar zu karg auSfiel. daß den alten Leuten das Magenbrummen wohl über die Lippen kam. dann gab's ein gewaltiges: „Halt's Maul, Alter! " oder „Halt den Rachen, Alte!" — daß den Alten der Appetit auf einmal verging, und sie des weiteren Brummens augenblicklich satt