Rr. 11. ^ Beiblatt zum «Chemnitzer Seneral-Anzrlger" and zum »Sächsischen Landboten". 1899. Die LnfluenM in -er Dichtung. Da zur Zeit wieder einmal die Influenza herumgeht, ist eS nicht unzeitgemäß, daran zu erinnern, daß Goethe nicht nur selbst an Influenza gelitten, sondern derselben vorüber gehend auch in einem Sonett gedacht hat, allerdings wohl bevor die »grimme Seuche" ihn selbst ergriffen haben mag. Das Gedicht heißt „Nemesis" und lautet in den Anfangs zeilen: Wenn durch Las Volk die grimme Seuche wüthet, Soll man vorsichtig die Gesellschaft taffen. Auch Hab ich oft mit Zandern und Verpassen Bor manchen Influenzen mich gehütet. BemerkenSwerth und noch jetzt fast Wo? für Wort zutreffend ist, was Charles Dickens, der berühmte englische Roman dichter, in seinem »Household Mords" über diese Krankheit sagt. Er sagt: „Ich habe bemerkt, MissiS Rümmer, daß, wenn Sie den Schnupfen haben, Sie da»» immer sprechen, daß Sie die Influenza haben. Ohne Zweifel ist die Influenza ja ein Katarrh, der als Epidemie auftrilt und der glücklicher Weise nicht immer herrscht. Während der letzten drei Jahrhunderte ist sie ungefähr gegen zwanzig Male ausge treten und nach jeder solchen Heimsuchung sind verschiedene Personen einzelnen Anfällen der Krankheit noch ausgesetzt gewesen, aber damit ist eS dann zu Ende. Es ist eine Epidemie, aber eine ganz sonderbare. Die Krankheit wird dnrch feine Einflüsse in der Luft hervorgcrufen und wird deshalb von den Italienern Influenza genannt, während die Franzosen sie als Grippe bezeichnen und alte Acrzte sie als „ansteckenden Katarrh" benennen. Sicherlich ist sie ansteckend, aber das ist noch nicht Alle-; richtige Influenza schließt nicht nur alles Böse, was Katarrh enthält, ein, mit einer mehr als gewöhnlich großen Neigung, sich aus die Augen zu werfen, sondern sie ist auch begleitet von einem gewaltigen Sinken der Lebensgeister. Man kann das Nieder- gedrücktsein, das infolge der Influenza eintritt, so wenia mit dem vergleichen, welches nach einer Erkältung kommt, als man einen Brunnen mit dem Loch eines Regenwurms verwechseln wird. Die Krankheit hat einen raschen Ver lauf; ein vorher gesunder Mann ist eine Woche lang krank, eS bleibt ihm dann aber noch eine Schwäche zurück. Ein kränklicher oder alter Mann wird oft durch sie in» Grab gebracht. Die Influenza von 1837 war in der That verderblicher als die Cholera, wenn auch nicht offenbar. An ihr starben mehr, als in einer Cholerazeit sterben, aber die Zahl der Ange fallenen ist bei weitem größer. Influenza pflegt wohl die Hälfte oder ein Drittel von Denen, die sic ergreift, dahinzuraffen. Daß ge- heimnißvolle Einflnfle vorhanden sind, welche diese Krankheit Hervorrufe», das ist keinem Zweifel unterworfen. Jni Jahre 1833 kam die Krankheit zu uns (nach England). Am 3. April dieses Jahres, dem Lag seiner An kunft, fuhr ein Schiff, „Stag" genannt, de» Kanal herauf, und gelangte ui» 2 Uhr auf die Höhe von Berry Head, an Bord Alles wohl. Dort wehte ein östlicher Wind vom Lande, und in einer halben Stunde waren 40 Mann von der Influenza befallen; um 6 Uhr standeil 6» Jnflncnzakranke auf der Kranken liste, am folgenden Tage um 2 Uhr lagen 160 Mann krank darnieder. Air dem selben 3. April zeigte sich die Krankheit in London, an demselben Tag ging das Wache habende Regiment in Portsmouth beim besten Gesundheitszustand zu Bette, und am andere» Morgen waren nicht Soldaten g mug vorhanden, die fähig gewesen wären, aufzustehen und den nöthigen Garnisonsdienst zu verrichten. Di« Influenza hatte sie ergriffen. Was Influenza ist, vermag kein Mensch mit Bestimmtheit zu sagen. Influenza ist öster in merkwürdiger Weise der Vorläufer der Cholera gewesen, und man setzt voraus, vielleicht mit Unrecht, daß sie in einer bestimmte» Richtung vorrückt, ohne vom Winde abhängig zu sein. In diesem Falle sagt man, daß sie mit de» magnetischen Strömen der Erde in Verbindung ste,t. Am" von der elektrischen Beschaffenheit der Lust jo! Mn--" ' ^ » ( 4- <