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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.12.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-12-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189012284
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18901228
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18901228
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1890
- Monat1890-12
- Tag1890-12-28
- Monat1890-12
- Jahr1890
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.12.1890
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Erscheint täglich früh SV, Uhr. Rtdacli«« »nt Lrprdtti«» Iohannetgasse 8. Hu-rchkun-rn der Lkdartisn: vormittag» 10—12 Uhr. «»chmitlog» 5-6 Uhr. tz» »E »« t i« 0t«»«cU«» E »««»«» 5r» f»r Pt» U«»«r, »r§tt««tn, A«i,r«tr «, Uochnitagrn dt« S vdr dr«ch»ttt»,«» -»Laun- «„» Frftt«»»» frittz dt«' ,S Udr. Z» trn Filialen für 3ns.-^noat>me: Litt Kle««'S Lorttm. tAlfrrd H«tz»), UntversitötSstroh» 1, L«utS Lasche, Otlharürenstr. II pari, und König-Platz 7, nur bi» '/,S Uhr. nWAerMMalt Anzeiger. Organ fiir Politik, LocalgesWte, Saudels- und GcschLftSverkehr. WObonNemextD^reiD vierteljLhrlich 4»/, Mk tncl. Bttngrrlohn 5 VL, durch di« Hast bezogen S Mk. Jede einzelne Nummer Ä PH Belegeremplar 10 Pf. Gebübre» für Extrabeilage» <iu Taaeblawntzormtt aesalzt) ahn« Poslbesorderuag 60 Mi. «tt Postbesörderuag 70 Mi. Iulerate ü gespaltene Pelitzeile 80 Pf. Gröber» Schrift»» laut uns. PoeiSverzetchniß. Tabellarischer». Ztfs«rns«tz »ach HSHerm Tarif. Lerlamrn a»t»r d«m R«dactioa»strich dl» »gespult. ZeüeüOPf., vor denFamtlieaaack richte» dl« 6g«IpaU«ue Zeit« 40 Pf. I»I«rat« sind st»t« a» die Expedittonzu lende». — Rabatt wird nicht gegeben.. Zahlung praanumerunäo oder durch Post» Nachnahme. 362. Sonntag den 28. December 1890. 8t. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Geffentliche Sitzung der Stadtverordneten Freitag, den 2. Januar 18111, Abend« «1 Uhr, t« Saale der vormalige» HaudelSbörse an» Nasehmarkte. Tagesordnung: I. Wahl de« Vorsteher» und der beideu Bicevorsteher. II. Wabl der Mitglieder de- Wahlausschusses. M. Beslimniung eine« Ansässigen und eine« Unaosäsfigen von den neugewähllrn Milgliedern durch da« LooS zum Aus scheiden für den 31. December 1891. Die Beerdigung unseres verstorbenen Collegen, des außerordentlichen Professors der juristischen Facultät Herrn vr. Waldemar von Freg« indet Dienstag, den 30. December 1890, Vormittag Uhr vom Trauerhause. Bahnhof« traße Nr. 6, aus statt. ^ ^ Für diejenigen Herren Collegen, welche an derselben theilnehmcn werden, stehen -Lagen von V«9 Uhr an am Trauerhause bereit. , . ^ ^ vr. d. Z. Prorector. Sekanntmachung, dt« Grrtcht»»- neuer Poltzeibcztrke «nd dt« Gin» theilung de« Stadtbezirks in 4 Polizeireviere betreffend. Mit Rücksicht auf die am 1. Januar 1891 stattfindende Bereinigung der Gemeinden Lindcnau, Plagwiy, Kleinzschocher, Schleußig, Connewitz und Lößnig mit der Stadt Leipzig werten vom gedachten Tage an folgende S neue Poltzei- dezirke errichtet: t) der 2llste Polizeibezirk, umfassend den nSrdltehea und östliche» Theil von Lindenau bi« zur Lützener und Heinestraße einschließlich, mit der Polizeiwache im bisherigen Gemeindeamt Lindcnau, 2) der 2lste Polizeibezirk, umfassend den östlichen Theil von Plagwttz bis zur Turner-, Quai- und Zschocher- schen Straße einschließlich und Srevschlenffig, mit der Polizeiwache im bisherigen Gemeindeamt Plagwitz, 3) der 22ste Polizeibezirk, umfassend den südwestlichen Theil von Lindena« jenseits der Lützener und Heine- straße und den westliche» Theil von Plagwttz jenseits der Turner-, Quai- und Zschocherschen Straße mit der Polizeiwache im Hause Atbertstraße Skr. tttt in Lripzig-Llndenan, 4) der 23ste Polizeibezirk, umfassend Kleinzschocher und SchleuHig alter OrtStheil, mit der Polizei wache im bisherigen Gemeindeamt Kleinzschocher, 5) der 24ste Polizeibezirk, umfassend Lonaewitz und Lößnig, mit der Polizeiwache im bisherigen Ge meinbeamt Connewitz. Jede der vorgedackteu neuen Polizeiwachen bildet zugleich eine Bezirttmeldesteüe, bei welcher wie überhaupt nun mehr bei allen Bezirk-Meldestellen di» Polizeilichen An nad Abmeldungen der bleibenden Einwohner, Fremden und Dienstboten, mit alleiniger Ausnahme der auch fernerhin nur beim Meldeamt anzumeldenden Meßfremden, zu be wirken sind und die auf das polizeiliche Meldcwesen Bezug habenden Geschäfte aller Art erledigt werden können. Bom 1. Januar 1891 an wird weiter der gesammte Stadtbezirk in Bezug auf die Handhabung der Sicherheits polizei in tz Polizeireviere getbcilt, deren jedes tt Polizei' bezirke umfaßt, und zwar begreift: das I. Polizeirevier (innere Stadt und Eüdviertel) den 1. Polizeibezirk (innere Stadt), den 3. und 4. Polizeibezirk (Ostvorftadt, von Alt Leipzig südlich der Geliert-, Dörricu- und Kreuz- straßr), den 5. und 9. Polrznbezirk (Südvorstadt von Alt Leipzig) und den 24. Polizeibezirk (Leipzig-Connewitz und Leipzig Lößnig), daS II. Polizeirevier Westviertel) den 8. und 10. Polizeibezirk (Westvorstadt von Alt' Leipzig südlich der Lessing- und Quaistraße), den 20., 2l., 22. und 23. Polizeibezirk (Leipzig-Lindenau, Leiprig-Plagwitz, Leipzig-Kleinzschocher und Leipzig Schleußig), da« Hl. Polizeirevier (Nordviertel), Len 2., 7. und 8. Polizeibezirk (nordöstliche, nördliche und nordwestliche Borstadt von Alt-Leipzig nörd lich der Gellert-, Dörrien- und Krcuzslraßc, bez. der Promenade und der Lessing-und Quaistraßc), den 17. Polizeibezirk (Leipzig-Eutritzsch), und den 18. und 19. Polizeibezirk (Lripzig-GohliS), das IV. Polizeirevier (Ostviertcl) den 11. und 12. Polizeibezirk (Leipzig-Reudnitz, Leipzig- Neureudnitz und Leipzig-Tbonderg), den 13. Polizeibezirk (Leipzig-Anger-Crottcndorf), den 14. Polizeibezirk (Leipzig-Neustadt und Leipzig Neuschonefelb), den 15. Polizeibezirk (Leipzig-BolkmarSdors) und den lk. Polizeibezirk (Leipzig-Sellerhausen). An der Spitz« der polizeilichen Exccutivbeamten jedes Polizeireviers steht ein Poli»eilteatenant. Die Polizei lieutenantS sind befugt, Andringen in polizeilichen Ange legenbeiten aller Art, wir namentlich Beschwerden, Anzeigen Anträge auf gerichtliche Entscheidung gegen erlassene Polizei licke Strafverfügungen rc. entgegen und zu Protokoll zu nehmen, sowie Vernehmungen, Zeugenbesragungen und andere dergleichen polizeiliche Erörterungen vorzunehmen. Es ist demnach «iept erforderlich, daß die Bewohner der äußere» Cladttbcile wegen derartiger Aubriugen den Weg nneb dem Polizeinmt zurücklegen. Die Polizeilieutenant« werden zur Erledigung solcher AmtSgeschäste in der Regel, und dasern nicht besondere Vor kommnisse ihre Anwesenheit an anderer Stelle crbeiscken, an allen Wochentagen in den DvrmittagSftnaden von Itt Uhr, der Polizriiicutenant des I. Reviers jedoch erst von ,11 Ubr an bis 1 Uhr und Rachnetttag- von s bi« tt Uhr an den Geschäftsstellen der Reviere anwesend sein. ES befindet sich die Geschäftsstelle de« I. Reviers im früheren Gemeindeamt Connewu; (21. BezirkSwacke), »II. » im früheren Gemeindeamt Plagwis (21. BczirkSwachr), . III. - im früheren Gemeindeamt Gohlis (18 Brzirkswach«), » IV. - >m früheren Gemeindeamt BolkmarSdor (15. Bezirkswacht). Leipzig, am 22. Deceniber 1890. D«« Polt,eiamt der Stadt Leipzig, v. L. LS4tz. Brekschn,ider. Lrennhlchautlion. Montag, d»a December d. I-, sollen von Vormittags 9 Uhr a» im Forstrevier« Gonnewitz auf dem Kablschlage in Abkb. 25 ca. SS Laufe» starke« harte» Abranneretstg unter den öffentlich auShängendci, Bedinaungen und der üblichen Anzahlung an Ort und Stelle meistbietend verkauft werden. Zusammenkunft auf dem Holrschlage im sogenannten WolfSwinkcl am Floßgraden, oberhalb der Weißen Drücke. Leipzig, am 19. December 1390. De« Skath» Forstdeyntatto«. Holzauktion. Do»»er«tag, den 8. Januar 1891, sollen vo» Vor mittag« 9 Uhr an im Forstreviere GraSdorf tt? Laaghaufea und 77 Abraumhaufen unter den öffentlich auSbängendcn Bedingungen und der üb lichen Anzahlung an Ort und Stelle meistbietend verkauft werden. 3«fa»«enknaft: auf dem Holzschlage im sogenannten Staditz. Leipzig, am 24. December 1890. De« Rath- Forstdepntatio«. tluhholzauction. Montag, de» S. Januar 18S1, sollen von Vor mittags 9 Uhr an auf dem Mittelwaldschlage in Abth. 30 d des Bnraauer Forstrevier«, im sogenannten „Der- "" 'fenen Holze" dickt am Levtzsch-Leivjiger Fahrwege ichcn-Nutzklötzevon 18—93cwStarkem 2—llwLänge 8l Buchen- » » 18—46 » » » A— 9 » » 12 Rüster- » » 19—63 - - » 4—10. - 2 Linden- » » 42—51 » » »10—11 » » 23 Eschen- » » 17—42 » » » 5—10» » 5 Ahorn» » » 28—31 » » « 2— 7» » 10 Maßholder » » 23—42 » » » 5— 8» » 4 Kirschbaum - » 20—29 - - - 6— 8 » « 4 Birken» » » 18—21 » - » 5— 8» » 32 Eller- » - 18—29 » - » 5—10» » 54 Stück Schirrhölzer unter den im Termine öffentlich auSbängendrn Bedingungen und der üblichen Anzahlung an den Meistbietenden an Ort und Stelle verkauft werden. Zusammenkunft: an der verschlossenen Brücke am neuen Echüyenhause. Leipzig, am 22. December 1890. De« Rath« Forstdcputaliou. Thomas schule. Anmeldungen »«« Schüler«, welch« zu Ostern 1891 In di« Sexta eintreten sollen, werden Donnerstag, den 8.. Freitag, de» S. und Sonnabend, den 1v. Aannar. Barmttt«g» »an 10 dt« 12 Uhr augenommeu; da» letzte Schulzeugnis, Ist vor- zulegen. Leipzig, am 22. December 1890. vr. Notirung der Spiritus-Preise. Vom neuen Jahre an wird an der hiesigen Börse Spiritus Donnerstag» nicht «ehr. sondern nur DtenStagS und Sonn abend» uortrt werden. Die Handelskammer. «. Thi.m«, vr. G«sA. S. Vorsitzender. Bekanntmachung. Sonnabend, de» 27. Tercmbcr 1890. und b!» auf Weiteres jede» Sonnabend wird da» Bureau der Unterzeichneten Lass« für die strankeiigelder-Auozahlung auch MttagS von 12—2 Ubr, also ununterbrochen von früh 8 dis Nachmittag« L Uhr ge öffnet sein. , den 23- December 1890. te vrtSkrankencasse für Leipzig und Um,««e«». Albert BrockhouS, Vorsitzender. S. Für Unterlassung der Zusendung von ReujahrSkartrn habe» au den Unterzeichneten Verein gezahlt: 6 ^4 Herr vr. w«a. Atzmn«, 6 . . Rkich«qericki».Aath vr. Dreher, 6 « . H. Lchnoor. 6 - - Iustiz-Rath vr. Fei«, 6 » . August Sievert. 6 . . Fabrikbesitzer Nob. Le«», 6 . . Bankdirrc or Dalcho«, 6 - - Sladlrath Raaei, 6 - « Rechtsanwalt Schrrh, 6 . . «oritz Merfeib, 6 » . Heinrich Label, 6 - « LandgerichlS-Rolh Vitlitz. 6 . . «tadtrath vr. Kallmann. 79 ^l, worüber hierdurch dankend autttirt wird. Der Vorstand de« Sa«ariter»ver«t»«. Schn vor, Schatzmeister. Rückblicke auf das Jahr 1890. i. Aus der Fülle der Ereignisse de« zu Ende gehenden Jahres tritt die wichtige Tbatsache mit großer Klarheit her vor, daß Deutschland die Führung aus bernahe allen Gebieten des staatliche» Leben« übernommen bat. Zunächst ist e« der FriedenSgcdankr, welcher durch die Bemühungen Deutschland« zum Siege gelangt ist über dir entgegengesetzten Kräfte. E« ist den Friedensfeinden zum Bewußtsein gekommen, daß sie der Macht de« Deutschen Reiche« und seiner Verbündeten nicht« Gleichwcrthige« gegenüber zu stellen vermögen, und an dieser Urberzeugung wird nicht einmal durch die Ueberzahl der Soldaten etwa« geändert, über welche Rußland und »Frankreich im Vergleich mit dem Dreibund verfügen. S« ist von allen Seite» zugcstanden worden, daß dir russische und die französische Armee große Fortschritte in Taktik und Strategie gemacht haben, daß ihre Bewaffnung und Aus- Tssstnng allen A:ifordclu.igeu der Neuzeit entspricht, and daß demgemäß rin Krieg de» Dreibundes gegen die vereinten Armeen Rußland« und Frankreich« eine sehr ernste Sacke sein würde; aber dennoch besteht auf dieser Seite nickt die Sicherheit de« Erfolge«, und deshalb hat d»e Krieg«- Partei in beiden Staaten an Einfluß verloren, stk drängt nicht mehr, sondern läßt e« sich an fortgesetzten Kriegs- rüstungen genügen. Sie sind zufricdengestcllt durch da« Be wußtsein idrer militairiscken Kraft und Widerstandsfähigkeit, welche ihnen die Handlungsfreiheit gewährleistet. Diese Sachlage bittet dem früheren Zustande gegenüber, welcher die Gefahr einer FriedciiSstörung stets gegenwärtig erhielt, den großen vortheil, daß die FriedenSzeit verlängert und da durch der bestehende Zustand befestigt wird. Die lebende Generation lernt die Vorzüge de« Friedens von Oahr^ zu Zahr mehr schätzen, die Leidenschaften beruhige» sich allmälig, und man gewöhnt sich daran, mehr Werld aus Da« rn legen, was die Volker eint, als auf Da«, wa« sie trennt. In dieser Beziehung hat nnS daS Iabr 1890 um einen tüchtigen Schritt vorwärts gebracht. Da« Racheaeschrei aus fran zösischer Seite ist verstummt, und in Rußland bat man sich entschlossen, die weitere Entwickelung der Dinge auf der Balkanhalbinsel ruhia abzuwarten. ohne willkürlich in den Gang der Ereignisse einzugreisen. Die bulgarische Frage mt ihre Schrecknisse verloren, und da« Verhältniß Ruß land« zur Türkei bat die Gestalt ruhigen, auf Gleich- berechligung ruhenden Verkehrs angenommen. Bulgarien wird von Rußland nicht mrbr wie ein störrischer Intergebcuer, die Türkei nickt mehr wie ein Vasallenstaat »ehandelt, der die Befehle de« SnrerainS einfach auSzufükren hat, die russische Negierung beschränkt sich auf ruhige Ein- Wendungen gegen Da«, waS ihr nicht gefällt. Das hat sich gezeigt, al« das Gerücht von der bevorstehenden Abdankung de« Prinzen Ferdinand von Coburg sich verbreitete und al« der Sultan zwei bulgarische Bisckösr ui Makedonien ernannte. Auch der k,rchrnpvl-lische Streit, welcher sich daraus ent wickelte, hat die russische Regierung nicht zu scharfen Kund- rebunaen gegen die Türkei verleitet. Da« sind unzweifelhaft vewei'se für de» Willen Rußland-, de» Frieden aufrecht zu erhalte». eS bleibt nur zu wünschen, daß dieser Wille noch lauge Zeit belieben möge. Auch aus dem Gebiet deS internationalen ArbeiterschutzcS bat Deutschland unter Führung deS Kaiser« den ersten von Erfolg begleiteten Schritt getban; die Conferenz in Berlin, die von ihr vereinbarten Beschlüsse und die daran sich schließenden Schritte der betheiligle» Staaten lassen erkennen, daß die Worte Kaiser Wilhelm'« auf fruchtbaren Boden ge fallen sind s dir meisten der aus der Conferenz vertretenen Staaten sind gleich Deutschland an der Arbeit, den Conserenz- bcschlüssen entsprechende Einrichtungen in« Leben zu rufen. Wenn auch die Wirkungen dieser Thätigkeit nur langsam zur Erscheinung treten können, so ist vorläufig schon durch die damit verbundene Annäherung Deutschlands an Frankreich für die Sack« de- Friedens viel gewonnen. Die guten Be ziehungen zwischen beiden Ländern haben eine weitere Förde runa erhalten durch den internationalen medicinischen Congreß in Berlin und durch die segensreiche Entdeckung des Pro fessors Koch, welche in Frankreich die gleiche Beachtung ge fuudcn hat wie in der ganzen übrigen cwilistrtrn Well. Al« drittes Moment der bahnbrechenden Führung de« Deutschen Reiche« ist dir von Kaiser Wilhelm eingeleitete Reform de« höheren UnlerrichtSwesen« hervorzuhrben. Nicht nur in Bauern und in den übrigen deutsche» LundeSsiaale» hat diese Reform Znstimmung gesunden — in Bayern liege» sckon Beschlüsse einer Conferenz vor —, sondern auch in Rußland und Frankreich bat man der Reform große Beacktuug gewidmet. Französische Blätter haben erklärt, daß dir übrige» Staaten Deutschland aus dem einacscklagenen Wege folgen müßte», um nickt von ihm überflügelt zu werden Diese« Unheil enthält die Bestätigung der Worte Kaiser Wilhelm'», daß er den Geist der Zeit richtig erkannt hat und die Ziele, auf welcke da- zu Ende gehende Jahrhundert loSsteucn. Deutschland kann beute mit vollem Rechte und olme jede Uebcrhcdung behaupten, daß c« a» der Spitze der Civilisatiou marsckrrt, aber nicht, uui die Woblthaten der Civilisation den übrigen Nationen durch die Gewalt der Waffen aufzuzwiugen, sondern als der geistige Vorkämpfer aus allen Gebieten der meuschlicken Thätigkeit. Leider vcrbieteu e» die Verhältnisse, daß Deutschland mit AuSsickt auf Erfolg auck die Schranken durchbrechen könnte, welche der Erwerbstrieb der Völker aufgerichtet bat. Nach alle» Seiten hin schließen sich die Völker gegenseitig durch Zölle ab und erschweren dadurch die natürliche Ent Wickelung von Handel und Verkehr Die Mac Kinley Bill bildet den Schlußstein einer Bewegung, welche den Zweck bat. Amerika der Einfuhr von Produkten der «lten Welt vollständig zu verschließen, und Frankreich zeigt die Absicht, durch Nichterneuerung der Handelsverträge welche im Jahre l892 ablaufen, ebeufalls die Einsuv fremder Product« so viel al« möglich zu erschweren. Aber Deutschland läßt sich auch durch diese Schwierigkeiten nicht abhaltrn, wenigsten- mit Oesterreich-Ungarn eine Verein barnng zu treffen, welche die Handel»- und Vcrkedr» Interessen beider verbündeten Staaten aus gleiche Grund läge stellt. Der Handelsvertrag mit der Türkei darf auch al« ein gutes Zeichen de» Streben» Deutschlands betrachte! werden, die Wirkungen der Zollschranken, welche die euro päischen Staaten von einander trennen, zu mildern. Soicke Verträge hestebcn auch mit Spanien und Italien. E« ist also wenigstens rin Anfang aus dem Weg« gemacht, welcher die Zollpolitik Europa« mit AuSnabme vo» England aemeinsam regelt. Auch in Frankreich besteht eine Pattei, welche da« gleiche Ziel anstrebt, aber bisher in der Minderheit geblieben ist; die Hoffnung ist jedoch nicht anS- eschlossen, daß bi« zu dem entscheidenden Termin darin eine lenterung eintritt. Gleich« Bedingungen für die Einführung aller Producte zu gewähren, verbietet vorläufig die Verschicdenbeit der ProduttionSfähigkeit der Staaten, aber c« läßt sich doch annäbernd eine auf Ausgleich bei einander gegenübersteheuden Interessen zielende Zollpolitik turchsübre». Man hat hierbei mit dem Eigennutz und mit Borurtheilen zn kämpfen, aber eine von großen GesichtS- puncien getragene Bewegung kann auf diesem schwierigen Gebiete Wandel schaffen. Die Anfänge dieser Bewegung lnd verbanden, möge sie im kommenden Jahre tüchtige Fort- chritte mache». * Leipzig, 28. December. * ZurGewerbeordnungSnovelle gilbt die „Deutsche volkSwirtbschaftlicheCorrcspondcnz- folgende weitcreZusanimen- Icllung deS geltenden RccklS, der Bestimmungen der Vorlage und der CommissionSbcschlllsse, betreffend Arbeitsbücher und -Zeugnisse: tzZ. 107—112 der gellenden Gewerbeordnung bestimmen schon jetzt, daß, abgesehen vo» Kindern — diese batten eine Arbeitskarte u sichren, weiche Beslimmung in Fortsall koninst — minderjährige jersvnen nur dann als Arbestcr beschäftigt werden dürfe», wenn sie mit einem ArbeilSdachc versehen sind. Vorlage und CommissionS- beschlösse stimmen dahin überein, diese Bestimmungen darin ab»»- ander», daß, sofern der Arbeiter da« 16. Lebensjahr noch nicht vollendet bat, d>e AuSbändtgung des Arbeitsbuch»!» an den Vater oder Vormund, bei ältere» Arbeitern indessen an diese selbst erfolgen oll, sofern nicht Vater ober Vormund ausdrücklich die Ausdündigung des ArbettSbuche» an sie verlangt bade». Da Kinderarbeit unter 13 Jahren sortiällt und Kinder, die die Volksschule zu besuchen ver pflichtet sind, unter diese Bestimmung nicht fallen solle», werden also die ArbetlSbücher der 14—16jährigen siel« an Vater oder Vor mund, der 16—21 jährigen nur aus deren Verlangen an sie auS- >ehändigt. Mit Zustimmung der zuständigen Gemeindebehörde kann ibrigens auch die Aushändigung an die Mutter oder einen sonstigen Angehörigen erfolge». Neu ist auch die Bestimmung, daß das Arbeitsbuch den Namen und letzten Wohnort des Vaters resp. Bor- mundeS zu entbaltei» hat mrd daß die Eintragungen der Arbeitgeber in die Arbeitsbücher nicht mit einem Merkmal versehen sei» dürfen, welche« den Inhaber günstig oder nachtheiiig zu keiiilgrichiien de- stveckt Nach 8. 113 sind die Arbeiter nach wie vor börechiigt, bei drein Abgänge ein Zeugniß über Art und Döner Ihrer Beichaslianng zu verlangen. Hinzu tritt nach einem Beschlüsse der Eommisston dt» Bestimmung, daß den Arbeitgebern untersagt ist, solche Zeugnisse mit Merkmale» zu versehen, welche de» Zweck haben, den Arbeiter in einer aus dem Wortlaute des Zeugnisse« nicht ersichtlichen Weise zu kennzeichnen. Zeugnisse Minderjähriger können von dem Vater oder Vormund« gefordert werden und sind aus deren Verlangen an ie und nicht an den Minderjährigen auszuhändigen Mit Ge- nehmigung der Gemeindebebörv« kann jedoch die NuSbändignng auch gegen den Willen de» Vater« oder BonnundeS unmittelbar an die miliberjöhriger Arbeiter ersolgcu. * Zur Berathung deS im Reichstage cingebrachten Heimstätten Gesetzentwurfes hat der Westfälische Bauernverein vor einiger Zeit eine Conimission eingesetzt. Dieselbe hat unter dem Vorsitz dr« Freiherr» von Schor- lcmer-Alst die Materie eingehend btratbcn und einstimmig anerkannt, daß der Grundgedanke deS Entwurfs ganz vor trefflich und freudig zu begrüßen sei, daß aber anderseits gegen manche Einzclbestininiungcn desselben schwerwiegende Bedenken obwalten. So ball die Commission im Princip für eine Heimstälte jede« HauS, welche- einer Faniilie Woh nung gewährt, ohne die Bedingung einer zugehörigen Grund fläche von hcstimmt festgesetzter Größe zu stellen; sic erachtet vielmehr, daß diese Große nach oben hin im Anschluß an daS amerikanische Hcimstältenrecht »ach reichen und armen Gegenden verschieden aus 6—20 Morgen zu begrenzen sei. Sodann ist die Erschwerung des CreditS für den Heinistätten- besitzcr, wie der Entwurf dies Vorsicht, zwar im Grundsatz zu billigen, jedoch ist cö bedenklich, sür jede, auch geringe Be lastung schon die Mitwirkung einer Behörde zu fordern, an deren Stelle Wohl besser der Familicnrath trete. Ferner liegen Bedenken vor gegen die Art und Weise wie die ZwängSvollstrcckung geregelt werden soll. Die Commission glaubt, daß gerade daS der Grundgedanke deS Hciinstälten- rccbtS sei, daß zwar die Belastung erschwert wird, dagegen die einmal angenommenen Hcunstättensckuldcn ebenso schnell und sicher cinz>ebbar sein sollen als andere Schulde», damit die Wucher-. s-r!i,zchal:c!. werden, ehrliches Capital aber nicht abgeschrcckl Wirt. Tie Cvmmissiou glaubt endlich den Verkauf einer Heimstätte erschweren zu sollen, dagegen muß cS gestattet sein, auch mehrere Hcimslällcn zu besitzen. * Au« Pose», 26. Deeember, wird unS geschrieben: Tic aus der Versammlung in Kruschwitz von denljchen und pol nischen Großgrundbesitzern gewablte Deputation wurde dieier Tage, wie der „Kuryrr Poziianski" berichtet, vom Ober-Präsidenten unserer Provinz, Herrn Grafen von Zedlitz, in Audienz empsangen mid bat demselben die gedrückte Lage der Landwirthjchast in eingehender Weise dargeslellt. In Folge der seiner Zeit erfolgten Ausweisung russisch-polnsscher Unlerikanen leide die Landwinhschasl und nainem- lich der Großgrundbesitz ständig unter einem fühlbaren Mangel an Arbeitskräfte» und jetzt werde die Noch noch dadurch erhöht, daß in der Landbevöllerung sich die Auswanderungtsucht nach Brasilien breit mache. Der Ober-Präsident tröstete die Herren, indem er ibnen die Zusicherung gab, daß sie in Kurzem ganze Arbeiterfamilien aus Polen werde» in ständigen Dienst nehme» dürfen, da die bis her in dieser Beziehung in Kraft gewesene» Beschränkungen auf gehoben werden sollen. Mit diesem zufriedenstellenden Erfolg chrer Mission reisten die Herren »ach Hause. * » » * Das neueste (4.) Heft der „Mitlheilungcn" de« All gemeinen Deutschen ScbulvereinS zu Berlin enthält u A. auch die Festrede, die I)r. von Sei blitz auS Königs berg auf der Nürnberger Hauptversammlung Uber daS nordische Deulschthum an der Ostsee hielt. Aus dieser vorlrcfflickcn Rede seien hier nur die Stellen Hervor gehoden, die von der schonungslosen Unterdrückung unserer deutsche» Sla'iiimcSgenossen in Kurland, Livland und Estland handeln: „Allmälig wurden die altconservativen Elemente in Petersburg, welche deutsche Arbeit-treue und deutsche slaalSerhailende Ordnungs liebe schätzten, von den Umstiirzparleten verdrängt, und diesen sind jetzt die alten deutsche» Herzogthüiner zu willkürlichem Schalten und Walte» auSgeliesert. Ihre Arbeit galt zunächst der deutschen Presse, die mundiodt gemacht oder einfach unterdrückt wurde, wie z. U. da« grüßte Blatt der Provinzen, die „Rigasche Zeitung". Dann wurde eine Reihe estnischer, lettischer und deutscher Ortlblättchen in» Leben geruseu mit der Ausgabe, durch Lug, Trug und Verleumdung gegen die Teusschen zu Hetzen, die in Inner Wesse anlworleii dürfen. Hieraus kam di» schule an di« Reihe. In ein paar Jahren wird e» kein« öffentliche Schule mehr geben, in der die Kinder eine gründlich« Bildung erlangen können;
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