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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.10.1895
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1895-10-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18951004010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1895100401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1895100401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-10
- Tag1895-10-04
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Gröber, Schriften lant nnsere« Preis, dergrtchnitz. Tabellarische und Zisfernsatz n«h HSHere^r Tarif. Ertr«»veiia,rn (gesalzt), nur mit de, Morgen.Ausgabe, ohne Postdtfördenmg 4« SO.—, mit Postbefvrdernug 7»-^. 478. Freitag den 4. Oktober 1895. An«al,»eschl«ß für Zinzei-en: (nur Wochentag-) Abrnd.AaSgabr: Vormittag« 1V Uhk. Morgrn-Au-gabe: Nachmittag« 4 Uh^ Vri den Filialen and Annahmestellen je ein» halb« Stunde frührr- Auzeige» sind stet« an die Expedition zu richte«. Druck und Verlag von ik. P otz in Leipzig. 88. Jahrgang. Anzeigen für die an, Alsntag früh erscheinend« Nummer werden bis morgen, Sonnabend, Mittag erbeten. Amtliche Bekanntmachungen. Dank. Der am 24. v. M. verstorbene Herr Geh. Commerzienrath Wil- Helm Tobel hat der Handelskammer, welcher er von 1868 bis 1882 al« Mitglied, eine Zeit lang auch als stellvertretender Vorsitzender augehört hatte, kür ihren Unterstützungs-Foads ein Vermüchtniß von Fünftausend Mark mit der Bestimmung hintrriasjen, dag bei der Bertheiiung der Erträgnisse vorzugsweise „der Raucbwaarenbrauche angehörig gewesene Personen und deren Angehörige" berücksichtigt werden sollen. Der Verewigte hat dadurch der edlen Gesinnung, die ihn auszeichnete, auch über den Tod hinaus Ausdruck gegeben, und wir rufen ihm dafür unseren herzlichen Dank nach. Leipzig, den 30. September l895. Die Hanvelskamiuer. A. Thieme, Vr. Gcnsel, S. Vorsitzender. Lekauntmachung. Wegen Verlegung des Hauvtzuleitungsrohres unseres Wasser werkes nach Lkipzig--A>einzschocher wird die Wasferabgabe für diesen Ortstheil am Freitag, den 4. dsS. MtS. von Abends 9 Uhr bis 5 Uhr des Morgens unterbrochen. Leipzig, den 2. Oktober 1895. Der Math der Stadt Leipzig. Io. 4757. ör Georgs. Etz. Dir städtische Sparkasse beleiht Werthpapicrc unter günstigen Bedingungen. Leipzig, den 1. Februar 1895. Die Sparcafsen-Tevutation. Concursversahren. In dem Concursverfahren über das Vermögen de« Kaufmanns Hermann Nlöpzia, früheren Inhabers der Firma H. ktlöpzig L. Vichmann'S Nachfolger zu Weißens»»«, ist zur Prüfung der nachträglich angemeldeten Forderungen Termin auf den 1. November 1895, Vormittags 9V, Uhr vor dem Königlichen Amtsgerichte hierseibst, Zimmer Nr. 7. anberaumt. Weißensels, den 28. September 1895. Sanne mann, Assistent, als Gerichtsschreiber des Königlichen Amtsgerichts. ^6L'2t1ictl61' L62irk8V0i'6in I^6Lp2iA-8tadt. H»8»ININl,>N8 Vleu8t»g, cken 8. October 1895, ^dencks 6 Olir iw 8uule äer lürslen LUrxerscIiule. L agesorcknuug: I. ^utrüAs kür äio Versammlung ckes ür/tlieben Lreisver- emsaussebusses im Uog.-Ler. I-ciprhx am 17. jzj. II. Ltuuckes- ungeiegealiöitsll (ck. Linlaäuugskurte). Sanitätsrutil vr. lleinre. Die Lage auf Cuba. AuS und über Cuba liegt heute mancherlei Neue« vor, ob man aber an amtlicher Madrider Stelle darüber seine Freude baden wird, darf mit Grund bezweifelt werden. Am ersten könnte das noch von dem als für die spanischen Truppen siegreich hingestellten Scharmützel bei Espirilu Santo gelten, obwohl es nachgerade Zeit würde, daß Marschall Martine» Campos mit der für Anfang October verheißenen militairischen Action in großem Stil Ernst machte. Bei der bisherigen Kampfesweise hat sich der Aufstand im Allge meinen recht wohl befunden, während die von den regulairen Truppen gegen die aufständischen Guerillaschaaren errungenen Vortheile außer allem Verbältniß zu den schweren Opfern an Geld und Menschen stehen, welche daS Mutterland tag aus, tagein zur Behauptung seiner Machtstellung auf Cuba bringen muß. Man kann sich unter Umständen auch „zn Tode siegen"; will Martine; Campo« sich und seine Auftrag geber vor diesem Schicksal bewahren, so ist cS in der Thal die allerhöchste Zeit, das Ding anders anzufassen. Alle bisherigen Waffenersolge der Spanier haben nicht vermocht, die Welt mit Vertrauen auf die Sache Spaniens zu erfüllen, und zwar aus dem einfachen Grunde, weil man auf spanischer Seite dasjenige Maß von Energie und Con- sequenz vermißte, welches dem unbeugsamen Willen entstammt, das vorgesteckte Ziel zu erlangen, es möge kosten wa« «S wolle. Hätte Spanien gleich beim ersten Anfsiackern der Rebellion im Februar die Macht entfaltet, welche eS jetzt nach und nach auf Cuba concentrirt hat, so dürsten die AufstandSvelleitäten vielleicht im Keime erstickt worden sein. Statt dessen ließ man dem Aufstande Zeit, sich in die Breite und Tiefe auszudehnrn, seine Verbindungen mit uNSwärlS ins Geleise zu dringen und von der Bundesgenossenschaft des Klimas Nutzen zu ziehen. Wenn nun jetzt auch die für militairische Operationen im freien Felde ungünstigste Jahreszeit in Cuba vorüber ist, so darf nicht übersehen werden, daN dieselben Umstände, welche der Beweglichkeit und Kampfe«tüchtigkeit der spanischen Truppen zu Gut« kommen, auch di, Insurgenten mit neuer Thatkraft erfüllen. Da die Aufständischen «S namentlich auf die Zucker Pflanzungen abgesehen haben, die zum größten Thrile in der Provinz Santa Clara liegen, so hat Martine; CampoS sich'« angelegen sein lassen, dir dort oprrirendrn Truppen be sonder« sorgfältig zu organistren' im Ganzen sind dort 18 Bataillone untrrgebracht und die Provinz ist in sechs Militairkrrisr griheilt. Ader auch dort wird dem Marschal der Erfola unarmein erschwert. Der „Heralvo" versichert, daß da« Nrw-Norker Zuckersydicat den Aufständischen ein« weiter» groß, Summ« vorgeschoffrn habe unter der Bedingung, daß die neue Zuckerernte zerstört oder wenigstens ihre Aus fuhr unter allen Umständen verhindert werden müsse. — Inzwischen ist auch bereit« da- nach Cuba eingeschmuggelte Dynamit in Thätigkeit getreten. Zwischen Caimanera und Guantanamo versuchten (wie gemeldet wurde) die Auf rührer einen Truppenzug in die Luft zu sprengen, waS aber glücklicherweise nur unvollkommen gelang, indem nur der letzte Wagen beschädigt wurde. Immerhin blieben mehrere Soldaten todt oder verwundet auf dem Platze. DaS Sprengen von Eisenbabnbrücken und -Ueber- gängen, wodurch Zugentgeisungrn hervvrgerufen werden ollen, ist an der Tagesordnung. Sengend, brennend und mordend durchziehen die Banden die unglückliche Insel, und daS Brandschaden der größern HacendadoS nimmt kein Ende. Viele der Aufständischen haben eS offenbar daraus abgesehen, ihre Zukunft sicher zu stellen, und legen die erpreßten Gelder icher im Ausland an. DaS Problem des Aufstandes hat also gewissermaßen zwei Seiten; es ist nicht ausschließlich (wenn auch vorwiegend) eine nationale Frage, die sich um die politische Zugehörigkeit der Insel zu Spanien dreht, sondern steichzeitig auch eine moralische Frage, die in der Erhebung ittlich tief stehender Classen gegen die höher stehenden liegt: es ist die afrikanische Wildheit und Rohheit, die über die Civilisation triumphiren möchte. Leider hat die von der spanischen Flotte auSgeübte Küstenbrwachung es niemals zu einer absolut hermetischen Absperrung der Insel gegen Flibustierexpeditionen zu bringen vermocht und wird jetzt noch weniger dazu im Stande sein, wo die stürmische Herbstwitterung beginnt und in ihren eigenen Bestand rmpsindilche Lücken reißt. DaS Schicksal de- Kreuzers „Barcaiztegui" hat in überraschend kurzer Zeit ein Seitenstück in den, gänzliche» Verlust des Kreuzer« „Cristobal Colon" erhalten, welch' letzterer beim Cap San Antonio zu Grunde gegangen ist. Diese sich häufenden Unfälle scheinen darzuthun, daß der Dienstbetrieb in der Blockadeflotte nicht ganz aus der Höhe der Zeit steht, und kanu nur zur Er- muthigung der UnterstutzungScomitö« für Cuba, die in den Vereinigten Staaten wirken, führen, zumal da gelegent liche Mißgriffe spanischer Schiffscommandeure zur Reizung., der amerikanischen Empfindlichkeit beitragen. Die cuba- freundliche Kundgebung in Chicago weissagt den Spaniern nichts Gutes. Wenn auch die Washingtoner Central- regirrung nicht verantwortlich für das Thun und Treiben der in ihren eigenen vier Pfählen völlig souverainen Einzelstaaten ist, jo wird sie sich doch auf die Dauer dem moralischen Eindrücke drS raschen WachSthum« der cubanischen Sympathien im ganzen Lande kaum entziehen können. Die öffentliche Meinung bedeutet in der Union einen auf die Länge der Zeit unwiderstehlichen Machtfactor, und daß ihre Parteinahme für Cuba immer lebhafter werden muß, je zäher und tapferer die Insurgenten gegenüber den spanischen Waffen Stand halten, liegt in der Natur der Sache. Wir haben schon vor längerer Zeit auf die Eventualität einer An erkennung der cubanischen Insurgenten al« kriegführende Macht durch die Union hingewiesen; jetzt ist diese Forderung zum ersten Mal in aller Form gestellt worden, und dabei wird e« nicht sein Bewenden behalten. UebrigenS hat man nicht nur in den Vereinigten Staaten ein Auge auf die Perle der Antillen geworfen, sondern e« machen sich jetzt auch in Mexiko EinverlribungSgelüste be merkbar. Ein Theil der dortigen Presse weist nach, daß Cuba, wa« Rasse, Gesetze und Einrichtungen anbelange, eigentlich zu Mexiko gehöre. Auch die au« Santiago de Chile eingetroffenen Nachrichten melden von öffentlichen, von der Regierung geduldeten Kundgebungen und Sammlungen zu Gunsten der cubanischen Separatisten. Dagegen bat die dominicanische Republik ihren Consularagenten m Jacksonville und den Secretair des New-Iorker Consulates abgesetzt, weil sie die Arbeiten der Flibustier unterstützten. Wie die spanische Presse meldet, sind bei Krupp ver schiedene Schnellfeuer-Berggeschütze neuester Con- struction bestellt worden. In Deutschland werden weitere 60 OVO Mausergewehre angefertigt, von denen die ersten 1V 000 im Februar lieferbar sind. Man ist mit den Wir kungen der deutschen Mausergewehre nach wie vor außer ordentlich zufrieden. In dem Gefecht bei Zanjon ereignete sich z. B. der Fall, daß eine Kugel den ziemlich starken Baum stamm, binter dem ein Aufständischer stand und feuerte, fast in der Mitte glatt durchschnitt und den Mann todtete. Sie durchbohrte seinen Kopf und flog dann noch weiter. Die wasserdichten OfficierSschlafsäcke, die von einer deutschen Firma hergestrUt werden, haben dem Krieg«ministrr sehr gefallen, so daß er ihre genaue Prüfung angeordnrt hat, um gegebenen falls «ine größere Menge davon zu bestellen. Auch hat er 40 Filter nach dem Modell Brryer für da« kubanisch« Heer angeschafft. An Verbandzeug, Mittel gegen Fieber rc. ist ebenfalls ein großer Bedarf. In der rühmlichsten Weise ist der Kriegsminister General Azcarraga unermüdlich tbätig, um di« drüben kämpfenden Truppen mit Allem au«zurüsien, was zur besten Ausführung der ihnen gestellten schwiengrn Aufgabe erforderlich ist. Möge sein Bemühen nur nicht zu spät kommen, um vcn Erfolg gekrönt zu sein. Deutsche- Reich. U Berlin, 8. October. Wenngleich -earnwärtig den Revisionen auf dem Gebiete der Arvritervrrstcherung wegen anderer dringender gesetzgeberischer Aufgaben in derDeffent- lichktil nicht diejenige Aufmerksamkeit gewidmet werden kann, di« st« verdienen, so darf doch nicht darau« geschlossen werden, daß sie in Reai«rung«krris,n fallen gelaffen sind. Im Gegenthell, dir Arbeiten, vir sich auf dies« Revisionen de- «eben, werden nach wie vor eifrig gefördert. Allerding« ist e« bei derFÜlle drr Anderen dringenderen gesetzgeberischen Aufgabe« nicht unmöglich, daß sie den gesetzgebenden Körperschaften des Reichs erst in einem späteren Stadium unterbreitet werden. Die« gilt sowohl von der Unfall-, wie von der Alters- und WaS die letztere namentlich der St über diesen Puncl berichten laßt, s I einen bäufig, daß di« Versicherten, welche '»der Lag ^ Erichen" dei'°^ ^ ^ ffamkeit^^nd so ist dieses in erster Reibe aus die Langsamkeit Schwierigkeit deS MstellungSverfabrenS rurückzufubren. Eine Aenderung des letzteren nach den Sikennzeichneten R a, lungen herbeizusühren. würde demnach sehr zweckmäßig sein. * Berlin, 3. October. Um den Commentar, den Herr öcker seinem berüchtigten Briefe auS dem Sommer 1888 jetzt folgen läßt, vollständig würdigen zu können, muß man sich den Wortlaut jenes Briefes vergegenwärtigen. Er lautet X sagte mir. dag Sie einige Artikel, welche das ob* Spiel von Bismarck und Genosse» mit dem Kaiser ausdecken, su zeitgemäß hielten. Darf ich Ihnen dagegen metne Anichauvngen über DaS, waS ich für richtig halte, darlegea? Ich ^°ube, daß im Augenblick Fürst B. den Kaiser vollkommen ^"8^"'"",'^.^'' besonders in Bezug auf da- Lartell. da« nun einmal Bl-marck für die Grundlage seiner Politik und für «N ungemein groyes Er. eigniß ansiehtl Will man dagegen dl, B. ich«» Jntrignen seit der Waldersee-Bersammlung aurspiel.u, und -war mit mehr oder weniger Gegenüberstellung von B. und dem Kaiser, so verliert man das Spiel und reizt den Letzteren. Ich bürte noch gestern, daß er ganz für die Lartellpolitik gewonnen ist. Was man nun meines Er- achten« thun kann and muß, ist Folgende«: Prin^piell wichtige Frage», wie Judenfrage, Martinram, Haraock. Re,chS.«g»wahl im sechsten Wahlkreise, dir gewiß mit einem Fiasco der anti- socialdrmokratischea Elemente schließt, muß man. ohne B. »u nenne», ln der allerschärfsten Weise benutzen, um dem Kaiser den Eindruck zu machen, daß er in di«,er Angelegenheit nicht gut berathen ist, und ihm den Schluß auf B. überlas,ew Man muß also riugS um da« politische Eentrum rrsp. das Lartell Scheiterhaufen anzünden und sie hell auslodern lassen, den herrschenden Opportunismus in die Flammen werfen und dadurch die Loge beleuchten. — Merkt der Kaiser, daß man zwischen ihm und «.Zwietracht säen will, so stößt man ihn zurück. Nährt man in Dingen, wo er instinctiv auf unserer Seile steht, seine Un- zusrirdenheit, so stärkt man ihn principiell, ohne persönlich zu reizen. Er hat kürzlich gesagt: sechs Monate will ich den A l ten — B. — verschnaufen lassen, dann regiere ich selbst. B. hat selbst gemeint, daß er Len Kaiser nicht in der Hand behält. Wir müssen also, ohne uns etwas zu vergeben, doch behutsam sein.... Hierau- ergiebt sich für Jeden, der überhaupt lesen kann, daß Hammerstein mit offenem Visir kämpfen und das an gebliche „schnöde Spiel" Bismarcks aufdecken wollte, daß Herr Stöcker aber von einem Kampfe mit offenem Visir abrieth und dagegen rin „Spiel", ein Säen von Zwietracht empfahl, das der Kaiser nicht merkte und daS ihn um so mebr in der Absicht bestärkte, den Fürsten zu entlassen und selbst zu regieren. Und nun behauptet Herr Stöcker: „Was bade ich nun in dem Briefe erklärt? Ich habe den direkten Angriff auf den Fürsten Bismarck Widerrathen, und zwar, um den Kaiser nicht zu reizen und nicht zurückzustoßcn, überdies, weil ich diese Art des Vorgehens für erfolglos hielt. Man hat den Satz: „Merkt der Kaiser, daß man zwischen ihm und B. Zwietracht säen will, so stößt man ihn zurück" — so auf- gefaßt, al« hätte ich diese Zwietracht säen und den Kanzler stürzen wollen. Diese Auffassung ist bürwillig. Jener Satz kann doch bedeuten, daß vor dem Säen der Zwietracht ge. warnt wird. Und das Wort „Merken" braucht nicht als «in Entdecken von Heimlichkeiten, r« kann im Sinne von „Be- merken" gemeint sein. — Da ich den Brief überhaupt ver- gessrn batte, kann ich natürlich auch nicht mit Bestimmtheit sagen, wie ich da« Einzelne gemeint habe. Aber .... ich kann versichern und berufe mich dafür auf alle meine näheren politischen Freunde, daß ich niemals, trotz der größten Meinungsverschiedenheiten in inneren kirchlichen Fragen, den Abgang de» Fürsten ge. wünscht habe." V. Berlin, 3. October. (Telegramms Der Kaiser nahm gestern Vormittag im Jagdhaus« Nominten die Marine- Vorträge entgegen. Am Dienstag Abend erlegte der Kaiser auf der Pürsche einen sehr starken Vierzrhnender und einen noch stärkeren Zehnender. Die Abreise de« Kaiser» von Rominten nach Jagdschloß HubertuSstvck wird voraussichtlich morgen Abend erfolgen. ^ S. Berlin, 3- Octobrn (Privaktelegramm^ Das diesige Organ de« Bunde« drr Landvirthe, die ..Deutsche Tages»,g.-, versicherte, al« jüngff die Frage der Bekämpfung der Social demokr alle wieder ,n den Vordergrund der Erörterung trat m rasselnden Phrasen, daß dabel selbstver- ftandl'ch vor Allem auf den Bund" gerechnet werden könne. Jetzt fordert km ander» Organ deffelbrn, die .Corresp." de, Bundes die Landwirthe im Wahlkreise Dortm und auf st« d,> d„ R,Sr,-«wähl st.»., d,r Abstimmung -I, ft, «,» «ast-u-Mb-r-Ir» s-»di««".u ^ ^ l«de mögliche Unterstützung der Landwirthschaft erklärt hat, aber allerdings ein Gegner de« Antrag« Kanitz ist. Jene Parole bedeutet thatsächlich die Unterstiitzua, der Socialdrmokraten. ' ^ 24 *d .(PrivattelegramAn, 44. » geht der Gey. Odrrr«a,rrung«rath z. D. Bvrmann des Au.s^'.ssk« für die Oft«frttants«r «entrnl- «aß> von Neapel nach Dar-e«-Salaam, um an Ort »„>, Damvkr* ^ Bahnbau.« zu studiren. Mit demselben meteorologisch a "g?bild"e vr" Maurr^^der^in Ost^ika meteorologische Beobachtungen -nstellen soll, die ger^e k 1 von hervorragendem praktischen Werth sein können. Der conservative „Reichsbote" wiederholt sein Ver langen nach Revision der conservativen Methode, obgleich die „Cons. Corr." versichert hat, kein konservatives Blatt denke an dergleichen. Der „ReichSbote" schreibt a. A.: Seitdem (seit dem Tivoli-Parteitag) entstand allerdings eine agitatorische Richtung, welche dadnrch ein falsche- Element in die conservative Partei hineintrug, daß sie die demokratische Methode der Agitation, die Erregung der Unzufnedcnbeit, des Trotze«, de« Mißtrauen« gegen die Regierung und die Um- schmeicbeiung der Leidenschaften und der Begehrlichkeit — auch für die conservativen Bestrebungen — in Anwendung brachte. Und hierzu hat gerade Herr v. Hammer st ein sehr viel beigetragen. Wir waren sittlich überzeugt, daß diese Methode zusammenbrechen mußte, und sie ist mit dem Fall Hammerstetn zusammeugebrochen, und deshalb verlangten wir neulich schon eine Revision der durch den Einfluß Hammerstein's ringesiihrten, mit de» Principien der conservativen Partei unverträglichen agitatorischen Methode. Tie conservative Partei hat die Wahrheit stet« über Alles gestellt, Liese Methode aber stellte die Agitation jo sehr in den Vordergrund, daß sie ihr Alles untcrordnet; sie thut De» sofort in Bann, der sich nicht unbedingt der Agitation unterwirft, und st eilt auch die Wahrheit zu ihren Gunsten unter den Scheffel. Eine solche Taktik, die jeden Ausdruck der Ueberzeugnng, weiche sich nicht unbedingt unter das Joch der Partetagitation beugt, als Abfall verfolgt und so die Gewissen tyrannisirt, muß sittlich und politisch verwirrend und corrumpirend wirken." * Schleswig, 3. October. (Telegramm.) Der Re gierungspräsident giebt bekannt, daß die Durchfahrt von Schissen aus Dänemark, Schweden und Norwegen durch den Kaiser-Wilhelm-Canal nach deutschen und fremden Häfen gestattet ist. (Wiederholt.) * Brauuschweig, 2. October. Dir „Braunschw. LandeSztg." hat in sehr verunglückter Polemik versucht, ihr Eintreten für die Zulassung eines Welfen als Herzogs von Braunschweig zu rechtfertigen, und dabei u. A. geschrieben: „Das von einigen Blättern an die Waod gemalte Gespenst eines Dominirens der welftschen Unversöhnlichen schreckt uns nicht; die Hand voll NechtSparteiler, die sich bei b.,is mausig inacht, tann politisch gar nicht in Betracht kommen. Sollte je ein anti-iiatiouaies Regiment versucht werden, so würde die gut deutschnationale Ge. sinnung und der Bürgerstolz der Braunschweiger die« nicht lange ertragen." Diese leichtfertige Behandlung der Angelegenheit wird auch in der Presse des HerzogthumS zurückgewiesen; so schreibt die „Harz-Ztg.": „Wie sich das wohl die „Land.-Ztg." in der Praxis denken mag? Sollen die Braunschweiger den Cumber- länder Prinzen, wenn er ihnen als Herzog nickt gefällt, wieder von dannen jagen? Früher war ja das möglich, aber im neuen deutschen Reiche nicht mehr." * Detmold, 2. October. Hier erwartet man, daß der demnächst seine Sitzungen wieder ausnehmende Bunde«rath sich bald mit der lippischcn Erbfolgefrage beschäftigen werde. Bekanntlich haben sich der Landtag und der thatsächliche Regent, der Prinz Adolf von Schaumburg-Lippe, über ein Gesetz verständigt, wonach der Bundesrath die Anrufung eines Gerichtshofes behufs Entscheidung über die Erbfolge er möglichen soll. Die „Lippische LandeSztg." schreibt jetzt: „Die Bevölkerung unseres Lande- sieht mit besonderer Spannung der diesmaligen Tagung de« BundeSrathes entgegen. ES darf wohl als zweifellos betrachtet werden, daß der Bundesrath sich zu- nächst und mit besonderer Beschleunigung des livpischen Antrages annehmen wird, damit unsere Thronfolgerfrage endlich die gewünsaite Regelung findet und vor den Gerichtshof verwiesen wird, vor Len sie gehört. Je eher ein auf Recht und Gerechtigkeit basirender Zu- stand bet uns im Lande geschaffen werden kann, je bester ist es, denn das allein würde im Stande sein, das so schwer verletzte Rechts- gesühl der lippische» Bevölkerung wieder zu beruhigen." * Eisenach, 2. October. lieber das Befinden unserer in Heinrichau erkrankten Großherzogin sind heute früh so günstige Nachrichten hier eingeaangen, daß der Größ ter zog die für heute angesagte Jagd auch stattfinden ließ; auch hat er eine frühere Abreise nach Heinrichau, als vorher bestimmt war, nicht anberaumt. (Magdeb. Ztg.) * Vlotna, 2. October. Der LandeSauSschuß der national liberalen Partei in Thüringen tritt Sonntag, den 13. d. M., in Gotha zu einer Sitzung zusammen, um folgende Tages ordnung zu erledigen: 1) Vit Nachwahl in Weimar l: Pro fessor I)r. Urtel-Weimar; 2) die Nachwahl in Eisenach- Dermbach: Dr. Flex-Eisenachj 3) der Bund der Landwirtbe in Thüringen: Generalsecretair Brrithanpt; 4) Parteiorgani sation und Agitation in Thüringen; 5) Cassenbericht. * Ratidor, 2. October. Für die Landtag «wähl i» Neustadt-Falkrnberg ist von polnischer Seite nunmehr der Reichstagsabgeordnete Strzoda aufgestellt. Centruuis- candidat ist bekanntlich Freiherr von Huenr. v. Nürnberg, 3. October. (Privattelearamm.) Tie Strafkammer verurtheilte sämitttliche Angehörige des hiesigen Frauen- und Madchcnbildungs-VercinS wegen Teilnahme an einem socialdemokratischen, also politischen Verein, und zwar ^wei zu 40 .6, drei zu 25 und sechsundvierzig andere Mitglieder zu einer Geldstrafe von je 10 Dir polizeiliche Schließung de« Vereins wurde gerichtlich bestätigt. * Ttuttgart. 3. October. (Telegramm.) Der Reichs kanzler Fürst Hohenlohe, der mit seinem Sohne, dem Prinzen Alexander, heute Mittag 12>/e Ubr hier eintraf, wurde am Babnhofr von dem Ministerpräsidenten v. Mitt nacht und dem preußischen Gesandten v. Holleben empfangen »nd zum Gasthof« geleitet. Abend« 6 Uhr wird der Reichs kanzlcr nach LudwiaSburg zu», König fahren und an der Tafel in der Villa Marienwahl theilneyinen. * München, 3. October. (Telegramm.) DieKamiiier der Abgeordneten trat heute in die Besprechung der Interpellation Sckädlrr über die Vorfälle in F»ich«müht. Aba. Wagner «tonte. dir Hauptursach, der traurigen Folgen seien die Einwohner von FuchSmÜhl selbst gewesen, während daS Verhalten des Bezirksamtmanns im milderen Lichte erscheine. Der Abg. Behmer (Eentrum) radelte das
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