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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.10.1895
- Erscheinungsdatum
- 1895-10-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189510277
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18951027
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18951027
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-10
- Tag1895-10-27
- Monat1895-10
- Jahr1895
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.10.1895
- Autor
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Bezug-Preis in der Hauptexpedition oder den im Stadt bezirk and den Vororten errichteten Aus gabestellen abgeholt: vierteljährlich^ 1.50, bei zweimaliger täglicher Zustellung ins Hans ^ 5.50. Durch die Post bezogen sür Deutschland und Oesterreich: vierreliübrlich -st 8.—. Direkte tägliche Kreuzbandsendung int Ausland: monatlich ^ 7L0. Di« Margen-An-gabe erscheint um */»? Uhr. die Adend-Ausgabe Wochentags um 5 Uhr. Ledaciion und Erveditio«: Johannesgafle 8. Die Expedition ist Wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis Abends 7 Uhr. Filialen: Otto klemm'» Sortim. (Alfred Hahn). Universität-straße 1. Loni« Lösche, Katharinenstr. 14, pari, und Königsplatz 7. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und GeschLftsverkehr. UnzeigeN'PreiS die Sgespaltme Peützeile 20 Psg. Sieelamen unter dem Redactionsstrich (4ae- spaiten) 50^, vor den Aamiliennachrichten (6 gespalten) 40^. Größere Schriften laut unserem Preis- verzeichnip. Tabellarischer und Ziffernsatz nach höherem Tarif. Extra-Beilagen (gefilzt), nur mit der Morgen. Ausgabe, ohne Postbeförderung 60.—, mit Popbesörderang ^ 70.-»-. Annahmeschlnß für Anzeigen: Abend-Ausgabe: Bormittags 10 Uhr. Marge »-Ausgabe: Nachmittag» 4 Uhr. Für die Montag.Morgen-AuSgabe: Sonnabend Mittag. Bei den Filialen und Annahmestellen ie eine halbe Stunde früher. Anzeige» sind stets an die Expedition zu richten. Druck und Verlag von E. Polz i» Leipzig. 521. Sonntag den 27. Oktober 1895. 89. Jahrgang. Bekanntmachung. Se. Majestät der Deutsche Kaiser Wilhelm hat geruht, Allerhöchstseine hohe Befriedigung über den Ihm in unserer Stadt bereiteten Empfang und Seinen Dank dafür ausznsprechen und mich beauftragt, dies zur Kenntniß der Bewohner unserer Stadt zu bringen. Leipzig, den 27. October 1895. vr. Gesrgi, Oberbürgermeister. Bekanntmachung. Der denkwürdige Tag der Reichsgerichtseinweihung, an welchem unsere Stadt die Ehre und Freude hatte, Se. Majestät den Deutschen Kaiser Wilhelm und Se. Majestät den König Albert in ihren Mauern begrüßen zu können, hat einen erhebenden Verlauf genommen. Es ist dies insonderheit auch der patriotischen Gesinnung der Bewohner unserer Stadt zu danken, welche durch ihre Haltung Zeugniß davon abgelegt haben, daß sie die hohe Bedeutung des Tages voll zu würdigen gewußt haben. Uns ist es daher Bedürsniß, hierfür öffentlich unfern Dank auszusprechen. Wir danken namentlich allen Denen, welche durch Schmückung ihrer Häuser, durch Theilnahme an der Spalierbildung und Aufrechterhaltung der Ordnung unserer an Sie gerichteten Bitte in so schöner und entgegenkommender Weise entsprochen haben. Ganz besonders aber haben wir Ursache, allen den Unternehmern und fleißigen Arbeitern, deren unermüdliche Ausdauer unter zum Theil recht schwierigen Verhältnissen die Herstellung der Festbauten und der sonstigen Schmückung in so kurzer Zeit ermöglicht hat, hierdurch unfern aufrichtigsten und wärmsten Dank auszusprechen. Leipzig, den 27. October 1895. Der Rath der Stadt Leipzig. Dr- Georgi. Größel. An diejenigen Besitzer von Titeln der 5°/o Italienischen (eonsolidirten) Rente, die ihre Stücke beim Komtor der Reichs hauptbank sür Werthpapiere nieder gelegt haben! Laut Bekanntmachung des Königlichen Italienischen Schatz, ministerinms sind die Besitzer von Turin der L"/o Italienischen consolidirten Rente (also nicht der 5"/» Italienischen ainorti- fadlen Rente) gesetzlich berechtigt, ihre Stücke gegen solche der neuen steuerfreien coniolidirten 4°/« Rente umzutauichen. Die umzutaujchendeu Stücke müssen mit dem Deutschen Reichs» strmpel versehen sei», wogegen die Ausgabe der neuen 4",'. sieurr- freien Rententitel nach deren Eintreffen gegen Erstattung der Kosten des Deutschen Reichsstempels und des SchlußscheiustempelS erfolgen wird. Soweit die Anträge aus Umtausch vor dem 1. Juli 1896 erfolgen, sind die neuen Titel von der Italienischen Stemprlabgabe von 60 Centimes sür jedes Slück befreit. Wir sind bereit, das Erforderliche für unsere Niederlrger zu veranlassen, sobald dieselben einen entsprechenden Antrag bei uns stellen und diesem den betreffenden Depotschein quittirt beifügen. Berlin, den 26 Oktober 1895. komio? üec köiek8kaupibLNk lüi' AeMpapiecv. Strahl. OeffenUiche Sitzung der Stadtverordneten Mittwoch, den SO. Oktober I8SS, Abend» SV, Uhr im Sitznngssaale am Naschmartt. Tagesordnung: I. Bericht de» Banausjchusses über Einführung der Wasser leitung in die Leutzscher Strohe in Leipzig.Lindrnau. II. Bericht de» Finanzausschusses über: Bewilligung der Betrieb», kosten für die zu errichtende HanSbaltungsschute im Gebäude der XIII. Bürger, und 24. Bezirksjchule III. Bericht des Finanzausschusses über die Schlußrechnungen über: u. den von Herrn Professor vr. A. Mayer sür ein Oeigemälde gezahlten Kaufpreis, b. das von Schierbrandtffche VrrmächtNiß für das Museum. IV. Bericht de» Lrtonomieausschusses über: a. ein Abkommen mit der Firma Berger L Co. in Leipzig-Lindenan wegen Arealabtretung zur Verbreiterung der Demmeringstrahe; d. Beseitigung von Bäumen vor dem Augusteum und Ausführung verschiedener Arbeiten an der Fußwegonlage daselbst. V. Bericht de» Schul« und BauauSschuffe» über: Herstellung einer neue» E nsriedigung an der 11. Bezirks schule. VI. Bericht deS Stiftung«, und bez. Finanzausschusses über ver schiedene St ftiingsrechnungen. VII. Bericht de» StiitungS- und bez. OekonomieausichusseS über die Rechnung des JohanniöhospitaleS und der Anhänge I—V auf da» Jahr l893. Bekanntmachung, Pie Anmeldung zur Lirchruvorftaudswahl in der Lutherkirche betreffend. Nach Z. 17 der Kirckenvorstand». und Synodalordnung scheiden mit Ablauf des Kirchrnjabres aus dem kirchenvorslande der Luther» kirche folgende Herren aus: Friedrich Gustav Böhme, Secretair und Rendant beim königl. Landgericht a. D., Heinrich Rudols Frirling, priv. Kaufmann und Stadtratb, Christian Alexander Frege, Kaufmann, Emil Max Pommer, Architekt Conrad Robert Rüger, Reichs« gerichtSrath a. D. Dieselben sind jedoch bi» auf den Letztgenannten wegen Verzugs wieder wählbar. Demnach hat die Wahl von fünf Kirchenvorstehern stottzufinden. Stimmberechtigt sind alle selbstständigen, in dem Lutherkirchspiet wohnhaften HauSvätrr(Haushaltung»vorsiändr) »voiigelüch-luiherischrn Bekenntnisses, welche das 25. Lebensjahr erfüllt haben, vrrdeirathet oder nicht, mit Ausnahme solcher, die durch Verachtung des Wortes Gottes oder unehrborrn Lebenswandel öffentliches, durch nachhaltige Besserung nicht wieder gehobenes Aergrrniß gegeben haben oder von der Stimmberechtigung bei Wahlen der politische» Gemeinde aus. geschloffen sind, sowie derer, welchen durch Beschluß der Kirchen» inspection die kirchlichen Ehrenrechte entzogen worden sind. Alle, welche ihr Stimmrecht ausüden wollen, haben sich entweder mündlich oder schriftlich anzumelben. Mündliche Anmeldungen werden in der Tacriftei der Luther kirche Montag, de» 88. und Dienstag, den 29. Letobcr d. I. ununterbrochen von Vormittags 10 Uyr bis Nachmittags 5 Uhr «nt- gegengeiiommen. Schriftliche Anmeldungen können im Psarrhause der Luther kirche, Haiiplmaunftratze K Part., mit genauer Angabe des 1) Vor» und Familiennamens, 2) Standes oder Gewerbes, 3) Geb»rt»tag» und »Jahre» und 4) der Wohnung von heut» ob bis 29. October, an diesem Tage aber »nr bi- Nach« mittags 5 Uhr, abgegeben werden. Zum Lutherkirchspiet gehören nachstehende Straßen »nd Plätze: Alexanderstraße, Btsmarckstraße. Eoionnadenstraße. Davidsrratzr, Doroideeiiplotz Nr. 2 »nd 3, Slsterstrahe Nr. 1—65, Erdmann- straße Nr L—18, Frankfurter Straße 9tr. 25—35, Hauptmannstraße, Hillerftraßr, ausgenommen Nr. 6—10 Marschiirrnraße, Mendels« sohnstraßr, Moschelr-straße, Plagwitzrr Straße, Promrnadenstraße Nr. 23—43 und 26—44, Ouaistraye, Sctirebergäßchen, Schreker- straße, ausgenommen Nr. 9, Sebastian Bachstraße, Seitenstraße, Weststraße Nr. 17—95 und 12—88 und W eienstraße. Die stimmberechtigten Mitglieder der Luther«Kirchengemeinde werden ersucht, sich an der bevorstehenden Wahl recht zahlreich zu betheiligen und sich deshalb rechtzeitig anzumrlden. > Leipzig, den 15. Ockober 1895. Der Kirchenvorstand der Lutherkirche. Hans von Seydeivitz, Pfarrer. Rex. I. 371. Vorsitzender. Versteigerung. Montag, den 28. Oktober, vormittag» I I Nhr sollen im Hofe des hiesigen Postbalterei-Grundsiückes, Göschenstraße 4, drei ausgemnsterte zweispännige Gitterpostwagcn unter den un- mittelbar vor dem Ausgebote bekannt zu machenden Bedingungen gegen sofortige Bezahlung öffentlich versteigert werden. Leipzig« 11. October 1895. Kaiserliche» Postamt 8, Göschenstraße. Suck. Steckbrief. Gegenden unten beschriebenen Dienstknecht Wilhelm Vretfchneider ans Cursdorf. Kreis Merseburg, geboren daselbst am 19. Januar 1853, welcher flüchtig ist, ist die Untersuchungshaft wegen vorsätzlicher Brandstiftung verhängt. Es wird ersucht, denselben zn verhaften und tn das nächste GerichtSgesängniß abzulirfrrn und zu den Acten — ll.Vl.f. 818 95 — hierher Nachricht zu geben. Halle a. D., den 22. October 1865. Der König«. Erste Staatsanwalt. Beschreibung. Alter: 48 Jahre. Gesicht: hager. Bart: dunkler Schnurrbart, tonst regelmäßig onrosirt. Kleidung: alter abgetragener enger sackartiger duotelbrauner Mantel, kleiner dunkler Hut. Besondere Kennzeichen: mach» den Eindruck eines Stromer«. Lekannlmachung. An» Anlaß der am tl. Letobrr »irsco Lahre», dem Dag» deS Rectorwechsel», in der Universität stattsindenden Feier wird da» vefahren »er Strake vor dem Augnstenm mit schwrrem Fnhrwkrk an genanntem Tage von Vormittag« '/,tt Uhr ad bi« nach Beendigung der Feier verdaten. Etwaig» Zuwiderhandlungen werden aus Grund § 43 unsere» Straßen«Polizei.Rrgulattv< geahndet werden. Leipzig, am IS. October 1895. Der Nattz der Stadt Leid»««. L. V581. vr. Georgt. Stahl. Kirckelivorstalidslvnhl. An Stelle der ausscheidenden, jedoch wieder wählbaren Herren Kaiser, Mann und Dir Ziegner sind 3 Kirchenvorstandsmitglieder zu wählen. Stimmberechtigt sind alle selbstständigen evang.« lutherischeu Hausväter, die das 25. L bensjnhr erfüllt haben, mit Ausnahme solcher, die durch Verachtung de- WorieS Gottes oder unedrbaren Lebenswandel öffentliches, nicht wi der gehobene- Aeraerniß gegeben haben oder von pottlischen Genie ndewahlen aus« geichiosfrn sind oder denen die kirchlichen Ehrenrechte entzogen worden sind. Wählbar sind alle Slimmberechtigten, die da» 30. Leden«jahr erfüllt haben. Die Wähler hoben ihr Augenmerk auf Männer von oiitem Ruf, bewährtem christlichen Sinne, kirch licher Einsicht und Erfahrung zu richten. Die Wahl wird Sonntag. 19. November, Bormittag» 11 Uhr im Sonfirmandenlaait siaiifinden. Wer fein Wahlrecht auSübrn will, hat unter Angabe von Namen, Stand, Alter und Wohnung i» der Zeit Vom 21. bt» mit 28. Oktober sich in eine der Listen rinzutragen, dir tm Pfarramt (Hauptstraße 23) und in der Apotheke (Ecke der Delitzschrr und Querstraße) au»lieqrn oder schriftlich bei Erslerem sich anzumelden. Leipzig-Eutritzsch, 18. October 1895. Der Kirchenvorstand. k. Jager, vors. Lekannimachung. Di« Geschäftsstelle unserer WafferwerkSverMaltung in Leipzia-Reudni». Margarethenstratze Nr. 8, bleibt Mttiwoch. den 99. d. M»»., wegen Retntgnng brr Räume für de« Verkehr mit dem Publicum geschloffen. Leipzig, den LS. Oetoder >899. Der Math der Stadt Leipzig. le. 5138. Vr. Georgt. Pr. Die städtische Sparkasse beleiht Verthpapiere unter günstigen Bedingungen. Leipzig, den 1. Februar 1895. Die Spareaffen-Deputaliou. Ans der Woche. K. Fürst Hohenlohe beschließt da» erste Jahr seiner Kanzlerschaft, rs wäre irdoch unbillig, die Bilanz seiner Wirksamkeit bei dieser Gelegenheit adschließen zu wollen. Er bat die Erbschaft des Grafen Caprivi nicht mit der ReckttS- wvhltbal de» Inventar» angetrelen und insbesondere in der Imslurzvorlage eine die innere Politik de» Jahre» beherrschende Materie angetroffen, die er so nicht gestaltet hätte. Wa» in der auswärtigen Politik unter seiner Verantwortung inaugu- rirt wurde, ist noch Alle» zu undurchsichtig, al» daß ein Nrtheil ermöglicht wäre. Man darf aber vielleicht, ohne von der Geschichte Lügen gestraft zu werden, anerkennen, daß in die Colonialpolitik ein frischerer Zug gekommen ist. Jedenfalls hat der dritte Reichskanzler nichts, wa- in sein im Reichstag entwickelte» Programm gehört, fallen lassen über freilich fehlte in jenem Programm baS Beste und Wich tigste: die Wiederbelebung de» VerantwortlichkeitSprincipS in der Regierung und die Uebernabme der Führung der staatlich brauchbaren Parteien durch Kennzeichnung eine» allgemeinen politischen Zieles. In dieser Hinsicht ist taS Regierungs blatt wieder da angelangt, wo e» sich im Sommer de» vorigen Jahre» befunden hat: e» leugnet die Pflicht der Regierung zur Initiative. Wir kommen darauf zu sprechen, nicht um einen Spruch zum ersten Geburtstag de« MinisteriumSHohenlobe zu sagen, sondern weil das Regierungsblatt unsere und aller nationalen Organe Forderung eben heute al» berechtigt anerkennt — für Oesterreich. Der neue österreichische Ministerpräsident hat bekanntlich in seiner Antrittsrede erklärt, er wolle führen, nicht sich führen lasten, und die „Nvrdd. Bllg. Zta." druckt zustimmend und wohlgefällig ab, wa» die Wiener Osficiösen dazu sagen. So z. B. die Sätze: ,E» ist gut, wenn jedem Tbrilr lediglich da« Maß der Verantwortung zugemessen wird, das er tragen kann. Der Parlamentarismus kann au Werth und Ansehen nur verlieren, wenn idm die Verantwortung für Alle» ^»gewälzt wird, wenn er auch den Deckmantel für die Schwäche oder Programmiosigkeit einer Regierung abgeben soll." Sehr wahr und dir- nicht nur unter dem Gesichts punkt de» Ansehen» de» »ParlamentariSmu»". Die „Nordd. Allg. Ztg." thut aber auch auS Eigenem Wahre» binzu — für Oesterreich. Sie schreibt, die österreichische Regierung bcanspruchr die freie Hand, „um die Richtung frei an zugeben, auf der ,br alle großen Parteien ohne Gefährdung ihrer Grundsätze folgen können", und fährt dann fort: „Dir Möglichkeit, eine solch» Gefolgschaft sich zu sichern, beruht offenbar aus der Fähigkeit de» Ministerium», innerdalb des der Regierung und den Parteien gemeinsamen österreichischen Staatsgedankens diejenige Linie des politischen Verbaltens zu finden und fesizuhaltea, auf welcher rin Zusammengehen der großen pariamen» torischen Gruppen sich ermöglichen läßt." Setzt man — im Hinblick auf unsere Negation-Parteien — statt „große" Gruppen „nationale" Gruppen, so findet man in diesen Sätzen da» al» Ausgabe der Regierung bezeichnet, wovon die „Nordd. Allgeni. Ztg." leugnet, daß e» in den Pflichienkrei» der deutschen Regierung falle. Dem widersprechen wir. nicht dem Vorhalt, daß die Er füllung dieser Pflicht zur Zeit einer deutsch-preußischen Re gierung unendlich erschwert sei. Nickt darin, daß die Par teien, auf di« allein die Regierung zählen kann, sich in der Minderheit befinden, liegt die Schwierigkeit der Anbahnung einer kräftigen zielbewußtei, Politik, sondern in dem Um stande, daß dir eine jener Parteien aus dem Wege ist, der sie au» dem Kreise der sür eine gesunde ReaierungSpvlttik tauglichen Parteien berauSznsühren droht. Die konser vative Partei bat sich bisher nicht im Stande gezeigt, deu Hammerstein'schen Urberlieserungen Valet zu sagen, sie scheint im Gegeatheil wieder in die Richtung gedrängt zu werden, die ihr der unglückselige Mann gegeben hat. Die .Frruzztg." beginnt wieder einen agrar-demagogischen Feldzug, dessen erste Manöver eine Ueberbielung der früheren Zügel losigkeit voraussehen lasten, und der Ausschuß den conser- vativen Provinzialvereins für Pommern wendet sich gegen ,chie sogenannte christlich-social« Geistlichkeit", um in einem Athen, Herrn Stöcker für sein« Tdätigkeit in der Partei zu danken und die Hoffnung au«zusprechen, er möge ihr noch lange al» Mitkämpfer für die gut« Sache erhalten bleiben. Der Verein ist offrnberzig genug, «» auSzusprechea, daß ibn bei den anderen christlich-soeialen Geistlichen die Agitation gegen die Großgrundbesitzer genirt. Es wäre dir» aber nicht nöthig gewesen, denn wer sich für Stöcker erklärt, dem kann an der christlich-socialen Verhetzung nichts weiter unbequem sein, als die Einbeziebung des Großgrunb brsitzeS in die Reihe der Objecte der Aufreizung. Es kommt nun auch wieder die conservative Parteileitung, um bei, christlich-socialen Geistlichen den Abschied zu geben und feierlich zu erklären: wer nicht ihr Feind ist, der ist unser Feind. Diese Kundgebung fällt mit der pommerischen tbatsächliä, zusammen. Sie vermeidet e», Herrn Stöcker, weil er die großen Grundbesitzer in Rübe läßt, ein Vorrecht vor allen anderen christlich-socialen Geistlichen ausdrücklich zuzu- prechen. Sie hätte die» aber gerade nölhig gehabt, denn wer sich gegen Pastoren wendet, die „um sich einen möglichst zahlreichen Anhang von Unzufriedenen zu schaffen", „den Classenhaß schüren", der muß, wenn er Herrn Stöcker nicht mit einbegriffen wissen will, das mit erhobener Stimme sagen, sonst meint Jeder, der nicht blind und taub ist, Stöcker sei gemeint und zwar allein gemeint. Denn den Göhre, Naumann, Wittenberg rc. geschieht "Unrecht mit dem Vorwurf, baß sie sich von egoistischen Beweggründen leiten ließe». Aber wie dem sei, die conservative Parteileitung will Stöcker nicht gemeint wissen und damit ist die Situation in der Partei schärfer beleuchtet, als vor dieser Erklärung. ES bleibt — soweit die Parkeileitung in Betracht kommt — bei Hammerstein. Der „Vorwärts" möchte glauben machen, die auS dem Mülbäuser Attentat auf die Gefährlichkeit der socialistisch- anarchisiischen Agitation gezogenen Folgerungen seien durch den Morvanfall eines ehemaligen Schutzmannes auf den Leipziger Polizeivirector hinfällig geworven. Seine Be weisführung läuft darauf binauS: Ziegenbalg war weder Socialist noch Anarchist und hat tödten wolle», folglich können die Verbrechen aller Anderen, die tödten wollten oder geiödtet haben, vorzüglich aber de» Mülbäuser Mörders, nicht auf socialistische oder anarchistische Einflüsse zurück- geführt werden. Man wird nicht leugnen, daß diese Be weisführung sich historisch vortrefflich stützen läßt. Tenn seit Erschaffung der Welt bis zum Auftreten der Social demokraten und Anarchisten sind weit mehr Verbrechen ge scheben, al» seit dem letzteren Zeitpunkt. Schade nur, daß die Ravachol, die Caierio und Andere geständig waren, von den idnen ringeimgften revolutionären Ideen zu Mord- grdanken hingrleitet worden zu sein. Deutsches Reich. * Berlin, 25. October.*) Sechs Versammlungen mit gleicher Tage-ordnuna batten die Socialdemo traten in den sechs Berliner Wahlkreisen einberufen, die durchweg gut besucht waren. Als Hauptgezenstand deS AbendS galt rer Bericht der Delegirten über den Breslauer Parteitag. Derselbe gab namentlich in der Versammlung des zweiten Wahlkreise» auf der Berliner Bockbrauerci Anlaß zn stürmischen Auseinandersetzungen. Der Delegirte Werner beklagte zunächst, daß die Berliner Vertreter von alle» übrigen auf dem Parteitage mit größtem Mißtrauen betrachtet seien. Dieses Mißtrauen sei noch gesteigert durch die Haltung der Parteiführer den Berliner Anträgen gegenüber. So habe ihnen Singer öffentlich die Berechtigung abgesprochen, Anträge, wie dir dort eingebrachten, zu vertreten; sie seien jedoch nicht gewillt, sich selbst von einem Fübrer mund tobt machen zu lassen. (Bravo!) Der ReichStagSabgeordnete Fischer habe gar keine Veranlassung gehabt, den Antrag auf Wegfall der Diäten alS einen Angriff auf seine Person zn betrachten. Unbegreiflich sei e», wie Fischer im Falle deS Wiederein dringens dieses Antrages mit dem Austritt auS der Partei droben konnte. (Rufe: Lüge! Große Unruhe.) Der Bor- sitzende fordert den Redner auf, hier nicht unwahre Dinge über den Parteitag zu verbreiten. Er verliest auS dem Pro tokolle die Rede Fischer'«, wird aber dabei fortwährend durch Rufe zur Geschäftsordnung unterbrochen und darauf auf aufmerksam gemacht, daß er lediglich die Versammlung zu leiten bade. (Tumult.) vr. Aron», welcher über da» Agrarproaramm sprechen sollte, knüpfte an den Diätenstreit an und bekannte sich zur Beibehaltung de» jetzigen Modu« Nach seiner Ansicht können sogar die armen schlesischen Weder nicht begreifen, wie die Berliner Genossen einen solch unbilligen Antrag stellen konnten. Seine Aus führungen über da« Agrarvrogramm boten nichts Be- merkettswertdes. Delegirtrr Koblenzer legte Verwahrung eia gegen die „nichtswürdige Behandlung" der *) Wiederholt, weil nur in einem Theile der gestrigen Abend« au-gabr zum Abdruck gelangt. D. Red.
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