Wochenschrift z«r Belehrung irnd Unterhaltung. Ne-acteur: A-v Siegel. Verleger: HekM. Wohlleben. ^ II Riesa, Sonnabend, den 20. Mai. L848. Dresden- den 18. Mai. Die Trommeln wir beln.— ich erwache. — In langsamen Schlägen ver kündet der Kreuzthurm die vierte Stunde und eine prächtige Nevcille beginnt und begrüßt — im Verein mit dem schönsten Morgen —deS Königs Ge burtstag und — den heut sich versammelnden Landtag. Eine Menge Gefühle — zum Theil seltsa- mer Art — stürme» durch meine Brust. Doch davon später; jetzt einen Bericht über den gestrigen Tag, über die Wahl in Großenhayn. Wir trafen die Stadt hier und da festlich geschmückt. 3n der goldnen Kugel — schon beim Frühstück — begannen die Vorbe sprechungen. Man wies darauf hin, wie alle deut schen Völker vor Allen auch auf ihre beliebtesten Minister Rücksicht genommen. Sollte Sachsen eine Ausnahme machen! ? Und — wie Viele, — so elek- tristrte auch mich der Gedanke, und laut sprach ich os aus: man müsse Braun wählen, den Stolz und die Hoffnung unsres Landes. Als nun — unter dem Vorsitz des IRaihsactuar Segnitz die wirklichen Vor berathungen begannen und Or. Wuttke nochmals als Candidat vorgcschlagen worden war (diesmal vom vr. Degen in Dahlen), erhob sich zuerst van der Beck und nach ihm Graf H oh enthal - Kön ig s- brück für Braun. Von mehreren Seiten (Adv. Vr. Minckwitzaus Dresden, Bürgermstr. Scharre auS Strehla u. A.) sprach man sein Befremden dar über aus, dahinter stäken wohl reactionaire Tenden zen, man wolle Braun auS der Kammer entfernen, ä—..... oder einen «Hassenden Stellvertreter nach Frankfurt bringen, BraH sei in Sachse» unentbehrlich u. s. w. Darauf entgegnte ich : wenn man mich vor noch nicht langer Zeit den einzigen aufgeregten Menschen in der Oschatzer Gegend genannt habe: so brauche ich wohl nicht zu fürchten, daß man auch mich reactionairer Tendenzen beschuldige, wenn ich ebenfalls für Braun mich erhöbe. Ein zehnjähriges öffentliches Wirke» müsse am Ende mehr beweisen, als ein politisches Glaubensbekenntniß, daS doch nur aus Worten bestehe. Ich protestire daher meinerseits gegen die verdächtigenden Absichten, welche man den Anhängern Brauns unterschiebe. Erst vor 8 Tagen habe man (in Riesa) geäußert: ,,Kein Oesterreich, kein Preuße» u. s. w." dasselbe wiederhole ich jetzt. Deutschland müsse uns höher stehen wie Sachsen, und so warm mein Herz für dieses mein nächste- Vaterland schlage: so schlage es doch Höher und wärmer noch für Deutschland." — Dies zugleich zur Rechtfertigung meiner Abstimmung, von der ich übrigens fest über zeugt bin, daß sie den Wünschen meiner Urwähler entspreche. Jetzt zu dem Resultate der Wahl. Der Kommissar Justizamtmann Böttger leitete die selbe mit einer Rede ein, die man noch lobt, wenn man sich dabei bloS auf die Bemerkung beschränkt, daß er jedenfalls seine Stellung als Commiffar völlig verkannte. Seine Bemerkung: wie Sachsen noch vor Kurzem ein glückliches Land gewesen, welche in dem Zusammenhänge, wie er sie brachte.