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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.01.1901
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-01-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19010112018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1901011201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1901011201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-01
- Tag1901-01-12
- Monat1901-01
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L S. i. 0. r. r. z. i.o. i. o uo r. v s. s. s. ö. i. v. 1.0. i. v. i. o. j. v. u o. (Llts, 1. r>. i. v W.Op.62 ra Op^tt 1.0. 1.0 i. v k» >.v <r I.V 0 E. D» 0. ».0. 0. i.r> <?. 0. k» «r. U.1S00. 0. 1.0 6 l.0. n. <r. i. v. cr. l,. 6. I. 1. !. >. l. >. ll.SS^0L. «U.S7.-S. >. z. r. r. >. ». i. >. >. i. ». >. U«rle i. 1. I>. O. r-. l'. . o. i. k, t.n. i-v. i. r> d.8- 1.0 >. o. i.v. 1.1) i. v. 1. 0. 1. s*e»-0. 1.0. 1. V. 1. S«t 0. t. N«t 0. >i U»r1i l.v. 1.1). vc vv v. ?? ^5 Morgen-Ansgave Druck und Verla« von E. Volz in Leipzig. Ertra Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbesörderung VO.—, mit Postbesörderung 7V.—, Anzeigen-Pret- die 6 gespaltene Petitzeile 25 H. Reklamen unter dem RedactionSstrich (4gespalten) 7b H, vor den Familiennach» richten (6 gespalten) bO L,. Tabellarischer und Ziffernsatz ent höher. — Gebühren für Nachweisur^ Offertenannahme 25 H (excl. Porto). Ännahmeschluß für Anzeigern Abend-AuSgabe: vormittag- 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittags 4 Uhr. Lei den Filialen und Annahmestellen je ein halbe Stunde früher. Anzeigen sind stet- an die Erhebst,?- zu richten. Die Expedition ist Wochentag- ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis Abends 7 Uhr. rMger TagchlM Anzeiger. Amtsblatt des Königlichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, des Mathes «nd Nolizei-Ämtes der Stadt Leipzig. Bezug-»Preis Nr der Hauptexpedition oder den im Stadt bezirk und den Vororten errichteten Aus gabestellen 'bgeholt: vierteljährlich 4.50, bei zweimaliger täglicher Zustellung in» HauS 5.50. Durch dir Post bezogen für Deutsltüand u. Oesterreich: vierteljährl. ^4 6. Man avonmrt ferner mit entsprechendem Postaufschlag bei den Postanstalten in der Schweiz, Italien, Belgien, Holland, Luxem burg, Dänemark, Schweden und Norwegen, Rußland, den Donaustaaten, der Europäischen Türkei, Eg pten. Für alle übrigen Staaten ist der Bezug nur unter Kreuzband durch di». Expedition dieses Blatte» möglich. Die Morgen-AuSgabe erscheint um '/,7 Uhr, die Abend-Au-gabe Wochentag- um 5 Uhr. Medaclion und Expedition: JohanniSgasse 8. Filialen: Alfred Sahn vorm. O. Klemm'» Sortim. Umversitätsstraße 3 (Paultnum), Louis Lösche, katharinenstr. 14, pari, und König-Platz 7, 21. Sonnabend den 12. Januar 1901. Die Reise -es Obercommissars von Kreta. V. 8. Als Prinz Georg von Griechenland vor einigen Wochen Kreta verließ, um die Regierungen der vier Schutzmächie zu gewissen, die Loslösung der Insel von der Pforte fördernden Zugeständnissen zu bewegen, da hofften die unruhigen griechischen Politiker, die kretische Frage werde nun zur Aufrollung gelangen, und es werde sich die Möglichkeit zur Verwirklichung oder doch erheblichen Förderung des großgriechischen Gedankens finden. Diese Erwartungen wurden vollständig getäuscht. Der Prinz ist vor Kurzem zurückgekehrt, ohne irgend etwas ausgerichtet zu haben, und ohne eine Zusicherung, daß seine Wünsche in nächster Zeit Erfüllung finden. In Livadia und den westeuropäischen Hauptstädten wurde Prinz Georg zuvorkommend empfangen, und er hat allenthalben mit den leitenden Staatsmännern conferirt. Aber darüber hin aus ist er nicht gekommen, und selbst die Russen, die ihm doch freundlich genug gesinnt sind, haben ihm keinen Zweifel gelassen, daß der gegenwärtige Augenblick zur Vornahme von Verände rungen auf Kreta so ungünstig wie möglich sei. Darüber hat sich erst kürzlich die „Nowoje Wremja", deren intime Beziehungen zum Petersburger Auswärtigen Amte weltbekannt sind, mit vollkommener Klarheit ausgesprochen. Was man eigentlich in Kreta verlangt, darüber herrscht keine absolute Sicherheit. Ein Theil der Bevölkerung wünscht jeden falls die Proclamirung der Unabhängigkeit. Kreta soll ein selbstständiges Gemeinwesen mit einem Fürsten an der Spitze erhalten und als gleichberechtigtes Mitglied in der europäischen Staatcnfamilie anerkannt werden. Andere empfehlen die so fortige Einverleibung in das griechische Königreich. In jedem Falle soll die Trennung von der Türkei sobald als möglich ins Werk gesetzt werden. Wenn die Mächte auf die Vorschläge des Prinzen Georg vor läufig nicht eingehen wollten, so hatten sie ihre guten Gründe dazu. Zunächst nehmen die chinesischen Wirren die volle Auf merksamkeit der europäischen Diplomatie in Anspruch. Wie die Streitigkeiten dort verlaufen werden, kann zur Zeit noch Niemand sagen. Aber sie enthalten jedenfalls eine solche Menge gewaltiger Schwierigkeiten, daß der Wunsch sehr wohl erklärlich ist, andere verwickelte politische Fragen möchten jetzt nicht vor zeitig auftauchen. Die Lösung der Kreta-Angelegenheit ist des halb ferner besonders bedenklich, weil die entgegenstehenden Interessen Rußlands und Englands einen Ausbruch befürchten lassen, der leicht eine verhändirißvolle Wendung nehmen kann. Rußland sowohl als Großbritannien haben Beide ihr Augen merk auf die im Norden Kretas belegene Suda-Bai gerichtet. England wünscht den Besitz dieses Hafens, um von dort aus seine Stellung im Nordwesten Afrikas zu stärken. Kann es seine Kriegsschiffe an geeigneter Stelle im Aegäischen Meere ankern lassen, so ist es im Stande, seinen Gegnern in Egypten mit größerem Nachdruck entgegen zu treten und die französischen Bestrebungen leichter zu vereiteln. Deshalb werden Frankreich und Rußland gegen eine solche Festsetzung Englands immer aufs Entschiedenste protestiren. Das Zarenreich hat außerdem selbst einen Anlaß, die englische Erwerbung der Suda-Bai zu Hintertreiben. In Petersburg wünscht man für das im Mittelmeere kreuzende Geschwader einen festen Stützpunkt. Die bisherigen Versuche haben keinen Erfolg gehabt, keine der europäischen Mittelmeer mächte war bereit, einen Hafen abzutreten, oder zu „verpachten". Nun bot sich während des kretischen Aufstandes die Aussicht zur Besitzergreifung der Suda-Bai, als Preis für die Vermittelung. Die Wünsche der Russen konnten aber ebenso wenig, wie die der Engländer Erfüllung finden, und so ist diese Frage noch heute offen. Sie wird aber sofort eine brennende werden, wenn eine der Mächte versuchen sollte, sie in ihrem Interesse einseifig zu lösen. Wenn Rußland oder England den Vorschlägen deS Ober- commissars Beachtung schenken, so würde das nur unter der Voraussetzung geschehen, daß die Suda-Bai in den Besitz des vermittelnden Staates übergeht. Da das aber ganz undenkbar ist, so wird die Entscheidung bis zu einem günstigeren Zeit punkte vertagt werden müssen. Es kommt noch hinzu, daß das Mißtrauen der Pforte bereits erwacht ist, daß sie die Schritte des Prinzen Georg genau beobachten ließ und bei den Groß mächten auf die Vereinbarung gelegentlich der Einsetzung des Prinzen als Obercommissar von Kreta durch ihre Vertreter auf merksam machte. Einen Krieg allerdings hätten die Türken wegen dieser Angelegenheit nicht begonnen; aber sie hättten ohne Zweifel diplomatische Schwierigkeiten in Menge den Kreta unterstützenden Staaten bereitet, die nicht nur letzteren unbequem gewesen wären, sondern eine Spannung von Tragweite in Europa hervorgerufen hätten. Alles dieses macht es erklärlich, wenn Prinz Georg im Augenblick nur ablehnende Antworten erhielt. Bemerkenswerth ist bei der Rundreise des Prinzen, daß trotz der Abweisung seiner politischen Wünsche er allenthalben, sowohl von den Ministern, als von den Staatsoberhäuptern, empfangen worden ist. Niemand glaubte, daß die Verweigerung der Zu stimmung zur Unabhängigkeit Kretas nur in einer unhöflichen Form zum Ausdruck kommen müsse. Zwischen der Rundreise des Obercommissars und der Fahrt des Präsidenten Krüger bestand insofern eine gewisse Aehnlichkeit, als beiden Pläne zu Grunde lagen, die die unmittelbare Erfüllung ausschloffen. Und doch war die Behandlung, die beiden Trägern wichtiger Missionen zu Theil geworden ist, eine wesentlich verschiedene. In einem Falle freilich handelte eS sich um die Pforte, die Niemand fürchtet, und von der man nicht glaubt, daß sie wegen Kreta's einen ernsten Streit beginnen sollte; im anderen Falle kam das meerbeherrschende England in Frage. Wie man «indeß über Großbritanniens Flotte auch denken mag, würdiger war jedenfalls daS Verhalten der Mächte, welche mit dem Prinzen Georg verhandelten, als derjenigen Staaten, die dem Präsidenten Krüger die Thüre verschlossen. Prinz Georg von Griechenland hat vorläufig sein Ziel noch nicht erreicht. Aber es besteht doch kaum ein Zweifel darüber, daß ihm für die Zukunft Zusicherungen gemacht worden sind. Wann sie eingelöst werden sollen, ist allerdings fraglich. Eine Beschleunigung der Entscheidung könnte dann eintreten, wenn die Kreter mit Ungestüm ihre Unabhängigkeit, beziehungsweise den Anschluß an Griechenland, fordern. Es wäre deshalb abzu warten, wie die Ablehnung der Vorschläge des Prinzen Georg auf die Kreter wirkt, und ob nun auf» Neue dir inneren Kämpfe auf der Insel entbrennen. Die Wirren in China. Zur vorcrbewegung. Bekanntlich haben die Boxer auch im deutschen Einfluß gebiet versucht, Boden zu fassen, was zur Zerstörung des Dorfes Scha-wo bei Kaumi führte. Unter den Trümmern des Dorfes fand man Reste einer Correspondenz zwischen Boxern und Ein wohnern. Besonders charakteristisch sind zwei Manifeste, die sich in mehreren Exemplaren vorfanden und einen gewissen Einblick in das Wesen der Boxerbewegung gewähren. Das eine ist die Aufnahmeformel und lautet: Heilige Männer thronen im Norden Guan P'ing und Tsch'ou Ts'ang*), gegen Südost einem Gruß, einmal die Worte sprechen, wieder ein Gruß, einmal Herfagen, drei Grüße, einmal hersagen, die Augen schließen, die Füße schließen, die Finger um einander schlingen mit ausgestreckten Daumen. „Ich flehe Namu Amitofu"-f) Gegen Südost eine Verbeugung, dreimal hersagen, eine Verbeugung, dreimal hersagen, drei Verbeugungen, dreimal hersagen, die Augen schließen, die Füße schließen, die Finger umeinander schlingen mit ausgestrecktem Zeigefinger. „Der Himmel schlage drein, die Himmelsthür öffne sich, die Erde schlage drein, das Thor der Erde komme heran." Die Hände falten mit ausgestreckten Daumen, gegen Süd einen Gruß, einmal hersagen, vorher einen Schritt machen, wieder einen Gruß einmal hersagen, ein Schritt, einen Gruß einmal hersagen, ein Schritt. Die Augen schließen, die Füße schließen. „Wir wollen lernen die Schen k'üan Geistervereinigung. Dem Schen k'üan Thron darf man nicht mißtrauen." Der Kugelsegcn. Nach Norden thut auf, sich ein tiefes Thor. Aus tiefer Mitte komm' Eisengott vor, Eisengott rempel, eiserner Thron, Eifenmann, Eisenkleid, Eisenwand vor Himmel und Erde bergen mich, Sonne und Mond scheint auf mich, Schneller Gehorsam höherem Befehl. Das andere Schriftstück, als Erlaß Lis bezeichnet, lautet: Die Anhänger sollen auf den Knien flehen zu der glänzen den Bergmutter. T'aug Söng, Scha Song, Ba Tochie, Wre K'ung, einer lei welcher möge herabfahren in mich. Diese Fluchworte sind täglich um Mitternacht mit gewaschenem Mund und reinem Herzen, das Gesicht nach Südost gewandt, einmal zu sagen. Jedesmal nach Südost einen Gruß, wenn es aufgesagt ist. Die Anhänger haben sich gestreckt mit angehaltenem Athem auf die Erde fallen zu lassen, bis ein andrer mit der Hand ihnen auf das Gesicht schlägt. Dann erwachen sie und stehen auf. Nun kann kein Messer oder Gewehr sie verletzten. Wer mit ganzem Herzen dabei ist, kann es leicht erlangen. Dies verbreite er unter Zittern und Vorsicht. Weil die katholische und evangelische Kirche die Götter mißhandeln, die' Heiligen auslöschen, die Lehre Buddha's nicht ehren und Himmel und Erde erzürnen, deshalb wird ein Wolkenregen acht Millionen Geistersoldaten herabströmen, um mit den Fremden aufzu räumen. Weil dieser Sprühregen nicht schon lang Waffen und Soldaten herabsprudelte, hat das Volk Bedrängniß. Weil die J-ho-k'uan dem Buddhismus angehört, kann sie nach oben hin das Reich beschirmen und nach unten hin dem Volk Frieden gäben. Wer diese Schrift sieht und sechs Exemplare davon ver breitet, errettet sein ganzes HauS vom Verderben; wer zehn Exemplare verbreitet, errettet seinen ganzen Ort vom Ver derben. Wer sie sieht und nicht verbreitet, wird das Schwert an den Hals bekommen. Wenn die Fremden nicht ausgetil^t werden, kann kein fruchtbarer Regen fallen. Wer das Gift der Fremden gegessen hat, gebrauche nach göttlicher Anordnung Wu mei (Rabenkirschen) 7 Stück, Mao tsao (Dachstroh wurzel) 5000, Du tschung (Asalee) 5000 in Wasser gekocht und er wird geheilt." *) Sohn und Stallknecht des KriegSgotteS. 's) Eine populäre Gestalt deS chinesischen Buddhismus Namu Amitafu, gleich Preis sei Amita. I-. London, 11. Januar. (Prtvattel.) Der „Daily Mail" wird au» Petersburg voa vorgestern gemeldet, die englische Regierung habe an die russische Regierung eine energische Protestnote bezüglich der vorgeschlagenen neuen Convention, welche die Bedingungen für die Uebcrgabe der Dien tsin-Schan« haikwan-Eisenbahn enthält, gerichtet. Der Krieg in Südafrika. Die Lage tn der Lopcolonte. „Reuter'» Bureau" in London veröffentlicht nachstehende ihm vom Kriegsschauplätze zugegangene Depeschen: * Victoria West, v. Januar. Bewaffnete voere« sind 3« Metten von hier gesehen worden. * Porterville, 9. Januar. E« geht da» Gerücht, daß aufständische Capcoloniften sich mit dem Feinde im Distrikte von lkalvtnia vereinigen. Zwanzig Meilen von hier find voeren gesehen worden. * Lapftadt. Ist. Januar. General Vradant geht Sonntag oder Montag zur Front. E» sind dereits Lststst Bürger als Ttadtgardeu eingeschrieben. * Erad ock, 9. Januar. Wie berichtet wird, befanden sich 9«9 voeren unter dem Commando Kontßinaers gestern 15 Meilen von Richmond entfernt in der Rich tung auf MurratzSburg auf dem Marsche. * Ptgnetberg Road, Ist. Jannar. Ungefäbr 5stst voeren sind in Doorn River 70 Meilen südlich von Ealvinta eingetroffen «nd werden entweder aus Glan- «illia« oder längs »er Aaste »orrücken. Stu englische» Krieg-schtff tn der Lambert-vah setzte Vlanjacken und Geschütze an Land, die verschanzt wnrden. General Hertzog hat mit einem 70st Mann starken Hauvtcorps das Roggeveldt-Gcbirgc überschritten und steht 50 Meilen östlich von lttanwilliam. Tie Lage in Transvaal. k. London, 11. Januar. (Privattcl.) Ans Pretoria wird g meidet: Tie Voeren dringen rings um Pretoria vor nno schnitten die Garnisonen an der Tclagoabav» ab. French wurde nut der letzten zur Bcrsngnng stehenden Cauallrric ihnen zn H>lie ge sandt und die sämmtlichcn übrige» Posilioiic» der nm- liegcndrn Bezirke geräumt. Tie Truppen verschanzen sich bet Pretoria. (Wieöcrhoit.) * Bloemfontein, 8 Januar. (Reuter's Bureau.) Tas Amts blatt enthält eine öffentliche Warnung des Milttärcommiffars und der Polizei in Johannesburg, daß auf dem Rand und den Randminen-Bejitzungen Dynamiiminen gelegt seien. Diese seien sehr empfindlich. Die Militärbehörden würde keine Verantwortung treffen sür irgend welche Schäden, die durch ihre Entladung hervorgerufen werden und Niemand, der durch sie verletzt werde, dürfe hoffen, irgend eine Entschädigung zu erhalten. (Die Befürchtungen, welche in letzter Zeit wegen einer Zerstörung der Mmen durch die Voeren laut geworden sind, können also nicht grundlos sein. Die Englä der suhlen sich also selbst in ihren Haupiquarlicren nicht mehr sicher. D. Red ) „Tic" uutcrhandrln. Aus London schreibt man uns: Bereits Mitte November war die Lage nach Auffassung des Obercommissars der Capcolonle eine so bedrohliche geworden, daß Sir Alfred in einer dringenden Chiffredepesche den englischen Oberbefehlshaber in Pretoria dringend um Verstärkung der Garnisonen der Capcolonic, welche fast überall auf geringe Polizeitrupps uws nicht-kriegstüchtige Halbinvalide, rcsp. "Necruten-Freiwillige reducirt waren. Kitchener antwortete bedauernd, er habe selbst eben erst um Verstärkungen gebeten. Es folgte ein weiterer, noch dringenderer Appell Milner's mit Hinweis auf die Worcester Versammlungen der Capboeren, und nun fühlte sich Kitchener in einer solchen Zwangslage, daß er sich kurzer Hand entschloß, alle im Gange befindlichen Operationen im Norden des Transvaals sofort ein- zustellen und Garrington's Corps, welches eben erst nach auf reibendsten Märschen durch Vie Steppen von Belingve bis zum Krokooil-Fluß und der Nordgrenze Transvaals oorgedrungen war, nachdem es fast seine sämmtlichen Gespanne verloren und kaum noch seine Mannschaften vor dem Hunger schützen konnte, von Tuli nach Bulovayo zurückzubeordern und von dort auf de: Bahn nach De Aar zu werfen, um dieses wenigstens vor einem Handstreiche zu schützen. Die Niederlage General Calvil's bei Nooitgedacht, die Schlappe von Barberton und das „Unglück" von Helvetia vollendeten die Beweisführung für die Nothwendig- keit einer schleunigen Rückwärts-Eoncentrirung der im Norden und Osten von Pretoria operirenden englischen Corps, währens De Wet's kühner Zug zum Oranje-Fluß Milner's düstere Pro phezeiungen nur zu sehr bestätigte. In Capstadt führten Eingeweihte die plötzliche Nordreise Milner's auf die Nothwendigkeit zurück, sich angesichts dieser Sachlage mit Kitchener persönlich Uber die zu ergreifenden Maß nahmen zu benehmen, und das um so mehr, als das Cabinet von St. James sich gegen die sofortige Verhängung des Belagerungs zustandes über die Capcolonic ausgesprochen haben sollte. Gleich darauf begannen die Pourparlers, und zwar gleichzeitig in Cap stadt, Bloemfontein, Pretoria und — St. Helena. Hier, so wenigstens wollen Bondführer wissen, habe Lord Roberts selbst die Absicht ausgesprochen, Cronje für einen mnckus vivendi zu gewinnen, in Capstadt habe sich Milner selbst an Englano freundlicher gesinnte Bondmänner gewandt, während Kitchener nach amerikanischem Muster jene „Friedenscommissionen" tn Pretoria und Bloemfontein ins Leben zu rufen sich bemühte. Aber alle diese Friedensbemühungen blieben einseitig englische, der Bond selbst beschloß, Sauer und Merriman nach England zu senden, um dort Lord Salisbury selbst die ganze Gefahr der Lage zu zeigen und die Boeren antworteten mit ihrem Angriffe auf der ganzen Linie und ihrem Vorstoß auf Capstadt, um dort ihren Frieden zu schließen. Tic wirthschaftlichen Folgen des südafrikanischen Krieges. Die Jahresstatistik des Londoner Clearing House (Ausgleichsstelle) ergiebt zunächst für die Jahre 1899 und 1900 eine Erhöhung der britischen Staatsschuld um 100 Millionen Pfund Sterling, ohne die vor einigen Wochen beschlossene und noch nicht begebene Anleihe von 16 Millionen. Die Consols standen Ende 1898 auf 111^ und stehen gegenwärtig auf 97 und 97V2, haben also etwa 12 Procent eingebüßt. Die Schuld verschreibungen der englischen Eisenbahnen, neben den Consols die Hauptanlagepapiere, sind durchschnittlich um 18 Procent ge sunken. Der Verlust für die britischen Capitalisten auf diesen beiden Gruppen von Werthpapieren allein beträgt Hunderte von Millionen. Anderseits weist der Geschäftsumfang der Banken für 1900 mit 8960 Millionen Pfund Sterling eine Abnahme um 190 Millionen auf; in dieser Zahl sind die Gelder einbe griffen, welche die Regierung für die Kriegsausgaben angewiesen hat, und die in den Ueberweisungen des Clearing House etwa den vierten Theil ausmachen. Ferner berechnet das Clearing Hous«, daß die Preise aller Art im verflossenen Jahre durch gehends um 15 Procent gestiegen sind, was die Bedeutung des Umsatzes abermals vermindert. Unter diesem Gesichtswinkel betrachtet, wär« der normale Umsatz von 9150 Millionen im Jahre 1899 auf 6300 Millionen gesunken. Wenn man nun den Gewinn auf diesem Geschäftsumsatz mit 10 Procent ann-immt, so ergiebt sich ein Verlust von 280 Millionen. Was denCredit Großbritanniens betrifft, so geben die Ausweise der Bank einige Anhaltspunkte. Ende 1898 betrug der Baarbestand 30, di« Rücklagen 19,4 Millionen. End« 1900 waren die Zahlen auf 28 und 16 Millionen gesunken, mit anderen Worten, es hat sich das Derhältniß der verfügbaren Activa zu den Noten von 39,33 auf 29,56 Procent verschoben. Somit ergiebt sich «ine Ent- werthung deS Credits bei den Banknoten, und da, fo lange der Krieg dauert, 2 Millionen wöchentlich an außergewöhnlichen Ausgaben nothwendig sind, außerdem wegen d«r Geschäfte, für die ein« Schiebung am Jahresende stattgefunden hat, weitere Ansprüche an den Geldmarkt erhoben werden, wird sich die Lage wenigstens in der nächsten Zeit nicht bessern. Die Abwickelung der Geschäfte, die durch den Krieg betroffen werden, wird nach dessen Ende noch manch« Schwierigkeiten bereiten. (Köln. Zig.) 95. Jahrgang 4 Deutsches Reich. X. Berlin, 11. Januar. (Die Ausbildung auf den Seecadettenschulschiffen.) Von einem Angehörigen unseres Seeofficiercorps werden in einer werthvollen Unter suchung über die Ergänzung des Seeofficiercorps sehr bemerkens- werthe Ausführungen über die Ausbildung auf den Seecadetten- schulfchiffen gemacht. Es handelt sich darum, ob die alte be währte Methode, den Grundstein zur seemännischen Erziehung durch die Ausbildung in der Takelage zu bilden, auch unter den jetzigen Verhältnissen beizubehalten sei. Der Verfasser ist der Ansicht, daß augenblicklich wohl noch ein Uebergangsstadium zweckmäßig sein könne, später jedoch endgiltig mit der alten Me thode gebrochen werden müsse. Sobald unsere jetzigen Schul schiffe nicht mehr lebensfähig sind, tritt die Frage von selbst an uns heran, denn daran kann doch nicht ernstlich gedacht werden, daß besondere Schulschiffe mit Tagelage gebaut werden, und > - ebensowenig kann einem nachträglichen Einbauen der Takelage auf den Kreuzern, welche später für die Seecadettenerziehung in Betracht kommen, das Wort geredet werden. Ohne Zweifel ist die Ausbildung in der Takelage, was Körpergewandtheit, Schneid, selbstbewußtes Handeln anbetrifft, eine vorzügliche. Diese Eigenschaften bleiben für den zukünftigen Seeofficier gleich kostbar; die alte Methode, sie zu stählen, ist jedoch nicht mehr ver- - 'wendbar. Sie muß ersetzt werden durch eine neue, welche dem modernen Kriegsschiffsdienst angepaßt ist und als Endziel die Kenntniß und völlige Beherrschung der vielseitigen Waffen des Kriegsschiffes hat. Der Seemannsberuf bietet, abgesehen von den Mitteln der Gymnastik, auch ohne Verwendung der Takelage hierzu reichlich Gelegenheit. Namentlich wird Boots rudern und Bootssegeln für die körperliche Entwickelung und die seemännische Erziehung von großem Nutzen sein und auch an Bord der modernsten Schiffe stets bestehen bleiben. So lange auf den Schulschiffen die Takelage noch Verwendung findet, ist die Gefahr vorhanden, daß die kurze einjährige Ausbildungszeit übermäßig mit Segelexerciren ausgefüllt wird und dies auf Kosten der übrigen Fächer geschieht. Deswegen scheint eine Einschränkung in diesem Dienstzweige unter allen Umständen geboten. Wenig Beachtung ist bisher dagegen dem Dienst in den Dampfbooten geschenkt worden, und doch muß gerade ihm für die erste see männische Ausbildung große Bedeutung beigelegt werden. Jedes Schulschiff sollte über zwei Dampfboote verfügen; nichts ist ge eigneter, in die Maschinenkunde einzuführen, als der praktische Dienst an der einfachen Pinassemaschine, nichts ist geeigneter, in die Manöverkunde einen Einblick zu gewähren, als das Manöve- riren mit einem Dampfboot. Das Verständniß für die Maschine und für die Führung des Schiffes wird dadurch wesentlich ge fördert und eine Grundlage für erfolgreiche Weiterentwickelung geschaffen. Berlin, 11/Januar. Bei der Gestaltung des Gesetzes gegen, den unlauteren Wettbewerb hat sich der Reichstag alle erdenkliche Mühe gegeben, die vor eine neue Aufgabe gestellte deutsche Rechtsprechung über die Inten tionen des Gesetzgebers ins Klare zu setzen. In e i n e m Puncte ist diese Absicht sicher nicht erreicht worden, in Bezug auf die Ausverkäufe. Die Gerichte halten Ausverkäufe für recht mäßig, die der Reichstag als eine besonders gemeinschädliche Form des unlauteren Wettbewerbs verboten wissen wollte und verboten zu haben glaubte. Die Klagen über die Lücke, die die gerichtliche Spruchpraxis in das Gesetz gebracht, sind — natür lich abgesehen von Denen, die durch diese Masche schlüpfen — ganz allgemein und sie haben die üble Nebenwirkung, den Glauben an die Nützlichkeit des ganzen Gesetzes zu erschüttern. Abhilfe scheint nöthig, und da der Bundesrath noch keine An stalten getroffen zu haben scheint, die verbessernde Hand anzu legen, so wird ihn der Reichstag dazu drängen müssen. Mit Erfolg, wie wir glauben, unter der Voraussetzung wenigstens, daß das Parlament sich begnügt, den allgemein anerkannten Mangel zu beseitigen und auf eine umfassende Aenderung des Gesetzes, wie sie da und dort gewünscht wird, zu verzichten. Es handelt sich vor Allem um die Fälschung des Begriffs „A u s- verkauf" durch Waarennachschub. Es kommt vor, daß bei Beginn eines angeblichen Ausverkaufs der Bestand der „auszuverkaufenden" Maaren nicht den fünfzigsten Theil der Mengen beträgt, die am Ende eines solchen „Ausverkaufs" abge setzt worden sind. Das Gros der Maaren ist eben nachqekauft oder es ist sogar — und dies ereignet sich gar nicht selten — erst während des Ausverkaufs auf Bestellung des täuschenden Händlers fabricirt worden. Es sollte sich von selbst verstehen, daß in solchen Fällen das Vorhandensein „unrichtiger Angaben thatsächlicher Art, welche geeignet sind, den Anschein eines be sonders günstigen Angebots hervorzurufcn", angenommen würde. Da dies nicht der Fall ist, so muß durch Gesetz der Nachschub von Maaren bei Ausverkäufen einfach verboten werden! Diesem Verbote könnten auch die Saison- und Inventurausverkäufe, die an sich legitim und eine kaufmännische Nothwendigkeit sind, unterstellt werden. Im fiebrigen ist diese loyale Form außer ordentlichen Absatzes nicht geschädigt, wenn ausgesprochen wird, daß bei dem eigentlichen Ausverkauf die Absicht obwalten muß, mit sämmtlichen vorhandenen Waarenbeständen zu räumen. Als Controlmaßregel wird die Bestimmung der Dauer des Ausver kaufs empfohlen. Hierbei würde, was freilich schwierig ist, auf die Eigenart der Branchen Rücksicht zu nehmen sein. Die Be grenzung des Begriffs „Ausverkauf" und das Nachschubverbot scheinen den Borzug vor einem anderen Vorschlag zu verdienen, der dahin geht, die Veranstaltung von Ausverkäufen von der Anmeldung bei der Polizeibehörde abhängig zu machen. Andere gehen noch weiter und verlangen sogar polizeiliche Genehmi gung. Die eine wie die andere Vorschrift würde eine Ver letzung des Standesgefühls ehrbarer Gewerbetreibender, die zu gelegentlichen Ausverkäufen schreiten müssen, mit sich bringen, und die eine wie die andere Vorschrift würde keine hinlängliche Garantie gegen schwindelhaften Betrieb des AuS- verkaufsgeschäftS bietrn. Die Fähigkeit, zwischen lauterem und unlauterem Ausverkauf zu unterscheiden, ist der Polizei durch aus nicht ohne Weiteres zuzuerkcnnen. 6. tt. Berit«, 11. Januar. Von der Errichtungder Versuchs- und Prüfungsanfialt für die Zwecke der W a s s e r v e r s 0 r g u n g verspricht man sich in wissenschaft lichen Kreisen große Dinge. Die hygicinisch einwandfreie Wasserzuführung und Abwäfferbeseitigung ist eine der wesent lichsten Vorbedingungen für eine zukünftige wirthschaftliche Ent wickelung volkreicher Gemeinwesen und das vornehmste
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