11. Gouuabeud, de« 18 März 1897. Wettetrißische Aeitage zum sächsischen Erzähler. Zur gemeinnützigen Unterhaltung für alle Stände. (Wird jeder Sonnabends-Nummer ohne Preiserhöhung des Hauptblattes beigegeben.) -GM WO" Von F. Greiner. Er war ein finstrer Geselle stets, Jähzornig und leicht verletzlich; Was fragte er viel nach gut und bös, Gesetzlich und ungesetzlich. Die Mutter war schwach im Wollen und Thun, Der Vater dem Trunk ergeben; Die Armuth schaute aus jedem Topf — ES war ein erbärmliches Leben. Des Buben Streiche, sie wurden belacht, Sein herrisches Wesen ermuntert; Er wurde als Ausbund von List und Kraft Im häuslichen Kreise bewundert. Als Knabe erfüllte sein Herz mit Haß Die Kluft zwischen Armen und Reichen; Er brachte es niemals über sich, Sich unterzuordnen, zu Weichen. Und als er der Schule entwachsen kaum, War schon sein Glück entschieden: „Du Bettelbube!" rief einer ihm zu — Das ließ er sich doch nicht bieten! In des Beleidigers Busen grub Blitzschnell sich das blinkende Messer. „JnS Zuchthaus mit ihm!" rief Alt und Jung, „Dem Lumpen gehört'- nicht besser!" Zehn Jahre hat er „gesessen" dann Und „gut" sich immer gehalten; JnS heimische Dorf kehrt er zurück — Wie wird sich sein Leben gestalten? Man geht ihm aus dem Wege zuerst, Doch ruhig ist sein Betragen; Er hat im Zuchthaus gar manches gelernt Und Niemand kann sich beklagen. Ein Häuschen hat er erworben dann, Ein braves Weibchen errungen, Und waS kein Mensch für möglich hielt, Der Liebe ist cs gelungen: Ein neues Leben ist aus der Schuld, Der Buße ihm aufgegangen. O gönnt ihm sein Glück und mahnt ihn nicht An das, was gebüßt und vergangen! Und doch hat einer es ihm mißgönnt, Ein grausamer, hämischer Neider, Und doch hat einer daran gemahnt Zu böser Stunde ihn — leider. „Zuchthäusler!" hat ihm, haßerfüllt, Der Gegner ins Antlitz geschleudert, Und da ist ihm Friede und Ruhe und Glück Und selbst die Liebe gescheitert. Zum Messer griff er zum andernmal, Zu spät, dem Zorne zu wehren! Ins Zuchthaus führten sie ihn zurück — Wie mag er wiederkehren? Sein Weib weint sich die Augen blind In übergroßem Harme — O, daß wie du dich sein erbarmt, Nun Gott sich dein erbarmet! Die beiden Gräfinnen. Roman von R. Edmund Hahn. (Fortsetzung folgt.) (Nachdruck verboten.) „So halten Sie Napoleon Hl. für friedliebend?" „Gewiß, er ist ein verständiger Mann und will das Beste Frankreichs. Aber die Pariser, o diese Pariser! Ich habe mich in der Welt umgesehen, Herr Stauffcn, ich war eine Zeit lang in Italien und auch drüben über dem Kanal, in London. Schöne Stadt, sieht man sie im Sonnenschein. Hat mehr als noch einmal so viel Einwohner als Paris, aber meinen Sie, daß England und Schottland sich von den Londonern so viel vorschreiben ließe, wie Frankreich von den Parisern ? Nie und nimmermehr, und da haben sie Recht!" „Wie, Sie glauben, daß die nicht in Paris wohnenden Franzosen anderen Sinnes sind, wie die Bewohner der Hauptstadt?" fragte Eduard. „Ich glaube es nicht nur, ich weiß es," erwiderte Boison. „Wir Franzosen sind sehr zufrieden mit dem Kaiser, besonders seit er den günstigen Handelsvertrag mit