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Leipziger jüdische Wochenschau : 11.10.1929
- Erscheinungsdatum
- 1929-10-11
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id391878840-192910119
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id391878840-19291011
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-391878840-19291011
- Sammlungen
- Historische Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger jüdische Wochenschau
- Jahr1929
- Monat1929-10
- Tag1929-10-11
- Monat1929-10
- Jahr1929
- Titel
- Leipziger jüdische Wochenschau : 11.10.1929
- Autor
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Geschäftsstelle: Simon Klughaupt, Leipzig C 1, Fregestr. 31, Tel. 10562 «fattrgang 1923 II. Oktober Erscheint jeden Freitag Nummer 41 Dr. Gustav Stresemann Das plötzlich erfolgte Ableben des Reichsaußenministers Dr. Gustav Stresemann wird auch in den Kreisen des deut schen Judentums Trauer und Mitgefühl hervorrufen; in diesen Kreisen genoß Dr. Stresemann nicht allein als genialer und weitblickender Leiter der deutschen Außenpolitik und als Förderer des Weltfriedens, sondern auch als Leidensgenosse, der ein Ziel schonungsloser Verfolgung seitens der reaktionär-antisemitischen Front gewesen ist, Verehrung^ und Sympathie. Seit Beginn seiner Ministerschaft wurde Dr. Stresemann von den Antisemiten als Exponent eines angeblichen internatio nalen jüdischen Regimes bezeichnet, fortwährend wurden vergiftete Pfeile der Verleumdung gegen ihn abgeschossen; viel leicht war dies mit der Grund dafür, daß Dr. Stresemann es stets zu vermeiden pflegte, sich zu speziell jüdischen Fiagen zu äußern. In der letzten Sitzung des Völkerbundrates in Genf trat er aus dieser Reserve heraus und sprach der britischen Arheiterregierung Dank und Anerkennung dafür aus, daß es ähr gelang, die Ruhe in Palästina rasch wieder herzustellen, auch sprach er die Hoffnung aus, daß es der britischen Regierung gelingen werde, Juden und Araber in Palästina mitein ander zu versöhnen und das Mandat zum Besten aller Bewohner des Landes zu verwirklichen. Es ist bekannt, daß die un unterbrochene Hetze der Antisemiten gegen Stresemann nicht wenig dazu-beigetragen hat, daß. sich seine physischen Leiden verschlimmerten; diese Hetze ist auch wohl mit schuld an seinem frühen Tod. Die Witwe Dr. Stresemanns stammt aus einem jüdischen Hause. Friede und Freude Von Oberrabbiner Dr. Adolf Altmünn. An zwei Dingen ist die Menschheit arm: an Frieden und an Freude. Einem großen Dichterheros, der das wußte und fühlte, tat darob die arme Menschheit leid; er wollte ihr das Ideal alles Glücks- inhaltes, das Ideal von Frieden und Freude wenigstens im Wort bilde zeigen und schrieb seine unsterbliche „Ode an die Freude“. Ein noch größerer Heros, ein Schöpfer im Idealreiche der Töne, der selbst sein Leben lang nach Frieden und Freude suchte, berührte mit diesem Thema noch mehr die Tiefen des Herzens, indem er ein mächtiges, igemütbewältigendes Tongemälde schuf, das zu den größ ten Schöpfungen des Menschengenius gehört. Seitdem meinen viele, sehr viele, sie wüßten nun von dem Balsam, der alle Wunden heilt und Frieden und Freude heißt. Durch den Schmelz und ein schmeichelnden Klang vollendeter Musik, glauben sie, könne das Wissen von Friede und Freude in die Seele gegossen werden und den Geist erfüllen. Aber angenommen, die Menschen, die aus diesen gewiß edlen Quellen schöpfen, wissen von Frieden und Freude, haben sie damit auch Frieden und Freude? Oh, wie selten! Der große Ton der suchenden Seelen, der schrill durch das Leben klingt, ist nach wie vor der verlangende Aufschrei der Menschen nach dem Labetropfen Frieden und dem Erquiekungstrunk Freude. Und eben daran liegt es, daß sie nicht haben, wonach sie suchen und rufen. Denn wisset, Frie- ■den und Freude wollen nicht gewünscht und begehrt, gesucht und gefunden sein; Frieden und Freude müssen erkämpft wer den im harten Ringen mit den dämonischen Mächten im Innersten des eigenen Herzens; im Schweiße seelischer Tatkräfte müssen sie schwer erarbeitet werden. Man sucht Frieden und Freude und denkt an Paläste und Lebensleichtigkeiten. Aber Frieden und Freude woh nen eher in Hütten als in Palästen. Die Hand voll Schwielen, die angespannt den Hammer führt und die Sense, hält sie viel eher um schlungen als die der schlaffen Ruhe. Meint ihr, wer es leicht hat und schön, kann leicht Frieden haben und Freude? Ja, unter tau- senden einer einmal! Jo wunschlosr die Seele, desto reicher ist sie, je überwindungs voller der Geist, desto mächtiger ist er, und je siegbarer das Herz, desto 1''oiicijüei ist es. Darum will ich euch -1n, wer vom Stili sten Frieden nicht nur weiß, sondern ihn auch hat, der Gottergebene, und wer die überquellendste Freude nicht bloß kennt, sondern sie auch besitzt, der Fromme. Bevor der Gesang Kol-Nidre laut wird, hebt man eine Rolle der heiligen Lehre aus und hält mit ihr einen feierlichen Umzug durch . das Gotteshaus. Dabei wird ununterbrochen immer und wieder ein einziger Schriftvers der Psalmen rezitiert und gesungen; er lautet: nn»W aV ntZD 1 ?! p’tS 1 ? nynr *nx,Ein Licht ist ausgesät dem Gerech ten, dem, der redlichen Herzens, Freude.“ Das soll das Motto der beginnenden Jaum-Kippur sein. Das ist die älteste Ode an den Frie den und an die Freude, das ist unsere schönste Symphonie. Wer Ge rechtigkeit anhaut, hat sich ein Friedenslicht gesät, und wessen Herz in Redlichkeit schlägt, erntet Freude. Willst du, Jude, durch die Gnadenmittel des sühnenden Tages in das Heiligtum des Frie dens eingehen, durch die Pforten der reinen Freude schreiten, so wappne deine Seele mit Gerechtigkeit und lege deinem Herzen an den Panzer frommer Redlichkeit. Erringe dir aus dir selbst heraus Frieden und Freude. Das ist Jaum Kippur, sonst nichts. Aber das ist viel, und es ist wenig. Es ist viel und schwer, gerecht und redlich -zu sein, und es ist wenig und leicht. Wieso? Man hat, /um Beispiel, Feinde, oder man meint, Feinde zu haben; wie soll man da die Ruhe bewahren? Unjd ist man nicht gefaßt und ruhig, wie lv*4iyy%A| D#|m Sonnabends und Sonntags 5~Uhr~Tee I I LI’■ | pjj im I Täglich die hervorragende Tanzkapelle Könl gsplatz S Te, ‘ 14832 Ab 15. Oktober Eröffnung der neuen AMERICAN BAR Morell
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