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Leipziger jüdische Wochenschau : 22.11.1929
- Erscheinungsdatum
- 1929-11-22
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id391878840-192911224
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id391878840-19291122
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-391878840-19291122
- Sammlungen
- Historische Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger jüdische Wochenschau
- Jahr1929
- Monat1929-11
- Tag1929-11-22
- Monat1929-11
- Jahr1929
- Titel
- Leipziger jüdische Wochenschau : 22.11.1929
- Autor
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Herausgeber: Simon Klughaupt, Leipzig C 1, Fregestr. 31, Tel. 10562 Jahrgang 1929 22. November Erscheint jeden Freitag! Nummer 47 Nach den Stadtverordnetenwahlen u. vor den Wahlen der jüd. Gemeinde Die Wahlen zu den Gemeindeparlamenten innerhalb Deutschlands sind vorüber. Was haben sie. gerade uns Juden gezeigt? Daßunsere Gegner, die Nationalsozialisten, fast überall an Stimmen gewonnen haberiU In vielen Gemeindeparlamenten bilden sie das „Zünglein an der Wage“. Und wer die Vergangenheit gerade Sachsens in letzter Zeit verfolgt hat, wird wissen, daß der artige Zünglein sehr oft in entscheidenden Fragen den Ausschfeg geben. Die Nationalsozialisten werden ihre Erfolge auszunützen ver stehen und zuletzt nicht etwa in judenfreundlichem Sinne. Damit wird einer Zeit offenen Judenhasses in den Gemeinden Tor und Türe geöffnet. Und vergessen wir nicht, daß die Nationalsozia listen in den sich ihnen und scheinbar auch unseren sogenannten liberalen Kreisen nähernden Parteien eine große Anzahl versteckter Judenfeinde vorfinden. Im Kampfe gegen unser seit Jahrhunderten geknechtetes Volk werden die Faschisten nicht alleinstehen. Wenn man heute gegen die jüdischen Warenhäuser und Ge schäfte predigt und ihre Ausrottung verlangt, pre- digt man da nicht eigentlich einen Kampf um d 1 e Ausrottung des Judentums? Man bilde sich heute nicht mehr ein, daß die Nationalsozialisten in ihrem gehässigen Kampfe gegen unsere Nation allein dastehen. Nein, sie haben gerade in den sich unseren liberalen Kreisen unter der Fahne der Toleranz nähern den Kreisen ihre stärksten, wenn auch verstecksten Schrittmacher gefunden! Und wenn heute nicht nur in Leipzig, sondern auch anderwärts die christlichen Hausbesitzer sich weigem, unseren Glaubensgenossen ihre Wohnungen zu vermieten, erklärt man uns damit nicht den Kampf? Als unsere Brüder ihr Geld in der Inflationszeit nach Deutschland brachten, gab man ihnen auch die verlangten Woh nungen. ■ Was haben wir aber aus all diesem gelernt? Nichts! Denn nach wie vor vergessen wir, daß der kommende Kampf aller Juden geführt werden muß als Abwehrkampf eines geradezu fürchterlichen Judenhasses. In Berlin haben vor wenigen Tagen die Träger christlicher Intelligenz jüdische Stu denten zu den Universitätsfenstern hinausgestürzt, ein Vorgang, der an Ungeheuerlichkeit seinesgleichen in der Geschichte sucht. Man glaube ja nicht, daß hier etwa nur faschistische Studenten am Werke waren. Unsere deutschen Universitäten beherbergen in ihren Stu denten zu vier Teilen Judenfeinde. Die Studentenkrawalle in Han nover gegen unseren Glaubensgenossen, den Professor Lessrng, sind noch in aller Gedächtnis. Und was wird in Berlin geschehen? Die bürgerliche Rechtspresse aller Schattierung ist recht schweigsam ge Oft nach geahmt! worden. Ein paar Relegationen werden vielleicht den Berliner Fenster sturz zu verdecken suchen. Und die am Krawall Beteiligten. J^ie werden straflos bleiben. Sie werden bei gegebener Gelegenheit deu drei jüdischen Studenten weitere ungestraft durch die Universitäts fenster nachwerfen. Ist es in Leipzig etwa anders? Auch hier züchtet man unter den Studenten den Judenhaß. Die Wahlen zur Leipziger jüdischen Gemeinde stehen vor der Tür. Statt Einigkeit in der Abwehr aller Judenfeinde, tragen wir selbst die Zersplitterung in unsere Reihen. Und das unter sogenannter „liberaler“ Führung. Man fürchtet und macht hange vor einem starken ostjüdischen Proletariat. Liegt hierin nicht doch vielleicht trotz aller Betonung demokratischer Grundsätze die Furcht vor einer Aenderung des Wahlrechtes? Sollte das jüdische Proletariat in größerein Um fange mit an der Verwaltung der Gemeinde teilnehmen, so wird es sicher nichts Unbilliges zum Schaden unserer Glaubensgenossen ver langen. Auch wir sind für Gleichberechtigung aller zum Wohle des gesamten Judentums. Nur so können die wahren Grundlagen ge schaffen werden für einen aussichtsreichen Abwehrkampf gegen anti semitische Schikanen. Nur im Zusammenschluß aller Juden werden wir den Judenfeinden Achtung abringen. Die vergangenen Stadtverordnetenwahlen haben gezeigt, daß Zu sammenschluß zum Siege, Zersplitterung aber zu Niederlagen führen muß. Wir stehen vor den Wahlen zur jüdischen Gemeinde. Ist da von der so vielgerühmten Einigkeit unserer Glaubensgenossen etwas zu spüren? Wir antworten mit: Nein! Eine Minderheit unserer Ge meinde, ein knappes Viertel, entscheidet heute über das Wohl und Wehe der Leipziger Judenschaft. Glaubt man in jüdisch-liberalen Kreisen immer noch, jene Kreise versöhnen zu können, die uns in der gehässigsten Form bekämpfen, wenn man unter dem Decknamen der Liberalität die Kluft zwischen ihnen und dem Judentum von sich aus zu überbrücken trachtet? Nein, und nochmals nein! Wenn es gilt, das Judentum zu bekämpfen und zu vernichten, sind sich alle diejenigen einig, die uns die Wohnungen vorenthalten. Der Fall Sklarek ist für diese Kreise weniger eine politische Affäre, als eine jüdische. ■ Immer wieder, und vor unserer Wahl erst recht, muß betont wer den, daß nur ein 4uf völliger Gleichberechtigung aufgebautes jüdi sches Gemeinwesen unsern Gegnern die Spitze bieten wird. Wir, die von allen Seiten ob unseres Glaubens gehaßt, können in unseren Reihen keine Zersplitterung brauchen. Wer die Zukunft gesichert sehen will, der beteilige sich an der Wahl, nicht im Sinne einer Zwei felhaften „Liberalität“, sondern mit dem Bewußtsein, durch seine Stimme einzutreten für Gleichberechtigung aller jüdischen Volks genossen. Keiner versäume seine Wahlpflicht! Nie erreicht! Original Lieferwagen Ranstädter-steinweg 2 T EL.i 95 2B
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