— 6 — Herbeiführung als Erziehungsziel für die Menschheit hin gestellt werden darf. In diesem Gottesreiche aber will Gott gepriesen sein mit allerlei Zungen, der Unterschied der Völ ker ist ein gegebener, ein von Gott gewollter; ihn zu ver wischen und auszutilgen kann nur internationale Thorheit für möglich und wünschenswerth halten. Damit wäre denn auch der Grund und die Berechtigung- einer volksthümlichen oder nationalen Erziehung gegeben. Soll dieser Begriff in dessen nicht zu einem Irrlicht werden, das uns abwärts von den grünen Auen fruchtbarer Menschenbildung auf dürre Weide führt, so müssen wir vor Allem die Mission zu ver stehen suchen, die unserm Volke in der grossen Völker familie gegeben ist, und zu ihrer glücklichen Lösung haben wir, unter steter Betonung des Hauptzieles, die Unmündigen unseres Volkes zu leiten. Ich nenne diese Erziehung eine -sittlich-nationale und nur diese schwebt mir in ihrer ganzen grossen Bedeutung bei den folgenden Untersuchungen vor Augen. Die ernste Zeit, in der wir leben, hat das deutsche Volk in seiner Gesammtheit und in seinen einzelnen Gliedern vor Aufgaben gestellt, deren riesenhaft sich erweiternde Be deutung nicht hoch genug angeschlagen werden kann. In politischer, in kirchlicher und in socialer Beziehung, auf dem Gebiete der Wissenschaft, des Handels und der Ge werbe, überall eröffnet sich uns ein Arbeitsfeld, dessen schran kenlose Ausdehnung etwas Beängstigendes hat für den Blick, der gewohnt war, in engeren Schranken leicht greifbare und erfassbare Ziele zu finden. Jeder Fortschritt auf einem der angedeuteten Gebiete, jeder Erfolg in einer Richtung drängt uns zu neuer Thätigkeit auf allen Gebieten. Wir können es uns leider nicht verhehlen, dass ein trauriger und jäher Sittenverfall Deutschlands Jugend in tiefes Ver derben hinabzuziehen droht, die deutsche Treue ist ge schändet, die Einfalt der Sitte ist selbst in den Ständen er schüttert, die einst ihr Hort waren. Ein Grauen ergreift uns, wenn wir daran denken, dass in der nächsten Genera tion die Geschicke des Vaterlandes in den Händen der zuchtlosen Jugend ruhen könnten, deren Thun und Treiben