40 KRITISCHER FÜHRER DURCH DIE GALERIE D E S i 7.-20. J A H R II. prachtvollen Doppelbildnis der Münchener Pinakothek verewigt, ein schönes Paar, kostbar gekleidet und voller Zufriedenheit mit sich und der Welt. In dieser glücklichen Zeit also ist unser Bild entstanden. Die blühende Pracht der Farben die rote Seide vom Gewand der Juno überstrahlt den ganzen Museumssaal — und das „Riesenmaß der Leiber“ schlagen einen Ton von jubelnder Großartigkeit an, mit dem der Pleimgekehrte alle die zeitgenössischen Manieristen sieghaft in den Schatten stellt. Aber es ist hier mit Genugtuung zu bemerken: Format und Farben des Argusbildes haben erst im Jahre 1926 ihren ursprünglichen Zustand zu rückerhalten. Das ganze Gemälde war mit einer mehrfachen Schicht von schmutzigem Firnis überzogen, der sorgfältig abgenommen und durch einen neuen Harzfirnis ersetzt worden ist. Außer ein paar schma len Sprüngen in der I< arbe des Himmels, die mühelos beigebügelt werden konnten, zeigten sich auf dem alten Teil des Bildes dabei kaum nennens werte Schäden. Auf dem alten Teil! Es war schon seit vielen Jahren bekannt, daß unser Bild in früheren Zeiten einmal - und sicher nicht vom Meister selbst am rechten Rand um einen fast 40 Zentimeter breiten Vertikalstreifen vergrößert worden ist. Plenry Hymans entdeckte nämlich im Jahre 1907 einen bis dahin unbekannten Stich nach Rubens, auf dem im Spiegelsinn unser Kölner Bild wiedergegeben war, nur daß der große Streifen rechts vom erhobenen Fuß des Argos darauf fehlte! Dieser Stich aus der Rubenszeit ist verkleinert nachgebildet in Frimmels Blättern für Gemäldekunde, i9°7> Seite 25; ebenda ist auch weitere Literatur zum gleichen Gegenstand erwähnt. Das geübte Auge konnte nun, namentlich durch die Bekanntschaft des alten Stiches beeinflußt, bis zum Sommer 1926 vor unserem Bilde die Wahrnehmung machen, daß an der bezeiclmeten Stelle eine senkrechte Naht lief, also ein Stück Leinwand angestückt war. Die unlängst vollzogene Restauration ergab, daß dieser Streifen nicht nur eine Zutat, sondern daß auch die ganze Be malung desselben fraglos späteren Ursprungs frühestens aus der Zeit um 1700 war. Und ebenso sicher läßt sich feststellen, daß ein 18 Zenti meter breiter Streifen am oberen Rande des Bildes angesetzt und hinzu gemalt war. Man wird schwerlich heute sagen können, warum eine so willkürliche Änderung an dem Meisterwerk vorgenommen worden ist; jedenfalls aber gibt es keinen künstlerischen Grund, der dafür zu er finden wäre. Denn wie ein Vergleich der beiden Zustände erwies, hat das figurenleere, ganz mechanisch angeflickte Stück die abgerundete Originalkomposition nicht etwa bereichert, sondern im Gegenteil um ihre geschlossene Wirkung gebracht. Rubens hat mit Rücksicht auf den Bildrand das rechte Bein des daliegenden Argus senkrecht aufgerichtet.