ReligiöGtät weit entfernter als das altgläubige Judentum, ja entfernter als jedes belfere Heidentum? — Wie fehr der Katholizismus dem Chriftlichen Eintrag erleben wir aus dem Schrifttum zweier Schnftfteller, die lieh wefentlich dem Religiöfen zugewandt zeigen. Der eine, Theodor Haecker, hat wohl feine erfte entfeheidende Belehrung über Religiöfität und Chriftentum von Kierke gaard empfangen, was fein erftes lebenswarmes, ja ent flammtes Sicheinfetzen für Verinnerlichung und Religiö fität zur Genüge erklärlich macht. Aber feitdem der Katholizismus feine papftkirchliche Hand auf ihn gelegt hat, ift auch er der katholifchen Aktion und ihrem poli- tilchen Verhalten verfallen, infofern er nun als treuer Diener feiner neuen Herrin auch an derem weltlichen und widerdinftlnhen Machtwandel nicht mehr Anftoß nimmt und für fie auf Koften des Luthertums und der Reforma tion agitiert und dabei fo weit geht, daß er diefe als das größte Unglück innerhalb der chriftlichen Welt hinftellt, unbeachtet des Umftandes, daß gerade durch die Re formation feine Papftkirche aus ihrer fkandalöfen Welt betätigung und ihrem orgiaftifchem Treiben heraus ge- riffen und wieder zu einer chriftlichen Befinnung gebracht wurde. Haecker hat es fich auch angelegen fein lallen, Kierkegaard gegen Luther auszufpielen, wobei er wohl abfichtlich unterlallen hat zu betonen, daß die Kritik, die Kierkegaard an Luther übt, von dem Standpunkt ausgeht, daß die Reformation eine chriftliche Notwendig keit war, daß durch Luther aber ihre chriftliche Richtung nicht genügend beftimmt und feftgehalten wurde. Daß dem fo ift, bezeugt doch die Tatfache, daß Kierkegaard weder mündlich noch fchriftlich etwas hinterlallen hat, woraus man fchließen könnte, daß er jemals an eine Rück kehr zur vermeintlichen Mutterkirche im Interelle des Chriftentums gedacht hätte. Vielmehr ift ficher, daß er