Mittheilungen über die Verhandlungen des Landtags im Königreiche Sachsen

433. Außerordentliche Beilage zur Leipziger Zeitung. Dresden, Montags, den 28. Zulr 1834. Nachrichten vow Landtage. Zweihundert und neun und vierzigste öffentliche «Sitzung der ersten Kammer, am 18. Juli 1834. ' '' . ' / (Beschluß.) Fortsetzung der Ecrathung des Berichts der zur Begutachtung des Gesetzent wurfs, über die Organisation der Gelehrtenschülen ernannten außerordent lichen "Deputation. Man wendet sich nun zu dem vom v. Heinroth einge- rcichten Antrag, welcher also lautet: „eine hohe Staatsregierung anzugehen, daß sie den Gesetzentwurf nach dem vollständigen Begriffe der Schulorganisation erweitere, und zu diesem Behufs den vorliegenden Gesetzentwurf, unter dem Titel: Aeußere Organisation der Gelehrtenschülen, als den ersten Theil des Ganzen betrachten, in einem zweiten Theils aber, unter dem Titel: Innere Organisation der Gelehrtenschülen, die allgemeinen Bestimmungen Heils über den Schulunterricht, theils über die Schuler- zkchung geben möge." v. Heinroth: Es'hat heute ein geehrter Redner im Vor beigehen mit Recht den Schulzweck auf eine doppelte Weife ge schildert, es gebe nämlich einen besondern und einen allgemeinen, und daß letzterer in der sittlich religiösen Bildung der Schüler liege. Wenn dem nun so ist, so muß man sich freilich wundern, daß über diesen Theil keine weitere Discussion stattgefunden hat. Es ist eine Aufgabe des aufzustrllenden Gesetzes, daß es theils ein Vernunft- und pflichtwidriges Thun und Treiben, einen Hang zm Ungebundenheit und zu andern Fehlern, daß es Insubordi nation und Pennalismus nicht dulde, theils aber auch Einrich tungen treffe, nach welchen die Cultur des Herzens und Willens zur unverletzlichen Pflicht und zum bestimmten Geschäfte gemacht wird. Disciplin muß in allen, und sy auch in den Gelehrten- Schulen mehr als mechanisch, sie muß moralisch, sie muß nicht bloß Mittel zum wissenschaftlichen Zwecke, sondern ein Selbst zweck sein, und es muß daselbst eine specielle Seelsorge im psycho logisch-moralischen Sinne organisirt werden. Dieß zu bewirken, ist Aufgabe eines Gesetzes, welches nach seiner Ueberschrift die Organisation der Gelehrtenschulen regelt. Mir erscheint daher ein bloßer Plan über die innere Organisation als unzureichend, ich verlange darüber ein Gesetz, so gut als das vorliegende sich auf die äußere Organisation bezieht. Deshalb kann ich mich auch bei der §. 13. zu findenden Hinweisung auf zu erlassende Verord nungen nicht beruhigen, sondern verlange einen vollständigen 2. Theil des Gesetzes, welcher das ergänzt, was der vorliegende erste liegen laßt. --- Ich wünsche gesetzliche Bestimmungen, denn ein Gesetz hat nicht bloß Rechte, sondern auch Pflichten zu nor mten, und die sittlich religiöse Bildung ist eine unerläßliche Pflicht der Schulen, so unerläßlich, daß sie mittelst unabänder ¬ lichen Gesetzes auszusprechen ist. — Meinem Wunsche glaubt die Deputation durch die oorgeschlagenen Zusatzparagraphen eini germaßen abzuhelfen, allein diese können nicht für hinreichend gelten, gehören auch in der Lhat weniger in den vorliegenden ersten, als in den von mir beantragten 2. Theil des Gesetzes. Ich glaube übrigens nicht, daß durch meinen Vorschlag der Gang der Geschäfte aufgehalten werden wird, da das vorliegende Gesetz unter der von mir vorgcschlagenen Veränderung der Ueber- fchrift unbedenklich bcrathen werden kann. Der Heinroth'sche Antrag wird hierauf hinreichend unterstützt. Neferent: Der Antrag des Hm. v. Heinroth scheint mir zu weit zu gehen. Das Gesetz hat für die innere Organisation der Schulen nur die Richtung anzugeben, wie solches in den Zu- satzparagraphcn 3b. und 3e. geschieht, daß, sur Ausführung. Auch ke«»«u ouö ganze Gesetz nicht erlassen werden, wenn man noch einen zweiten Theil desselben verlangt, denn dann müssen die erwähnten Zusatzparagraphen setzt wegfallen und ohne sie ist das ganze Gesetz bedenklich. v. Carlowitz: Auch ich muß mich gegen denHeinrothschen Antrag erklären. Zm Zwecke bin ich zwar mit demselben einver standen, nicht aber in den gewählten Mitteln. Auch die Deputa tion will dasselbe, was Hr. v. Heinroth bezweckt, allein sie glaubt es durch die vorgcschlagenen Zusatzparagraphen zu erreichen. Sollten diese nicht genügen, so muß man entweder das ganze Ge setz zurückgeben, um es im Sinne des Hrn. 0. Heinroth zu ver vollständigen, oder man muß da, wo die Zusätze der Deputation nicht ausreichen, neue Amendements Vorschlägen, und dieser letztere Weg ist es, den ich für den geeigneten halte. Prinz Johann: Ich habe mich gegen den in Frage befan genen Antrag schon früher erklärt. Ich gehe zwar noch weiter als Hr. v. Heinroth, denn ich halte die Erziehung für den wichtigsten von allen Zwecken, allein ich glaube, daß Bestimmungen über sie, weder in das vorliegende, noch überhaupt in ein Gesetz gehören. Wenn zuvörderst die Erziehung, oder mit andern Worten, die sittlich-religiöse Bildung als Zweck aller, nicht aber bloß der Gc- lehrtenschulen anerkannt ist, so paßt sie nicht in ein Gesetz über letztere, sondern nur in ein allgemeines Schulgesetz. Demnächst haben Bestimmungen über die innere Einrichtung der Schulen weder Rechte der Staatsbürger gegen einander, noch gegen den Staat zum Gegenstände, sie eignen sich also nicht für ein Gesetz, und es ist auch ohne solches klar, daß der Regierung die Wicht obliegt, dafür zu sorgen, daß Moralität in den Schulen gefördert werde. v. Großmann:^In materieller Hinsicht bin ich mit dem Hrn. v. Heinroth einverstanden, glaube aber, daß seine Beden-