Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.04.1854
- Erscheinungsdatum
- 1854-04-05
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-185404055
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18540405
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18540405
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1854
- Monat1854-04
- Tag1854-04-05
- Monat1854-04
- Jahr1854
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- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.04.1854
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Ottpztger Tageblatt und Anzeiger. 95. Mittwoch den 5. AM ------ Bekanntmachung. äum Besten der Tbeater-Pensions-Anstalt wird als diesjährige erste Benefizvorstelluna Sonnabend den 8. April d. I. Der Prophet, große Oper von Meverbeer, aufgeführt werden. Wenn schon die Wahl dieser Oper, welche seit längerer Zeit nicht über die hiesige Bühne gegangen ist, eine zahlreiche Teilnahme aller Theaterfreunde erwarten läßt, so glaubt der Unterzeichnete Berwaltungsausschuß in nesir Hoffnung sich um so weniger zu täuschen, als Frau Gundy die Partie der „Fides", in welcher dieselbe schon b.i ihrem ftüher.n Hiersein die glänzendsten Erfolge errang, als Gast mit dankenswertester Bereitwilligkeit über- nommen hat. Der Beaufsichtigung des Eassengeschäfts hat sich Herr Moritz Lorenz (Firma Brückner, Lampe 4 Eomp.) gütigst unterzogen. Leipzig, den 5. April 1854 Der Ausschuß zur Verwaltung des Theater-Penfions-Fonds. Schulgeiderfrage. In der lebten Stadtverordnetensitzung hat der Stadtrath eine Nefor» in Bezug auf das bei sämmtlichen hiesigen Schulen zu bezahlend« Schulgeld angekündigt und zwar dahin, daß künftig dei alle» Schule« et» gleich hohe- Schulgeld zu bezahlen sei. Urber diese wichtige, die ganze Bürgerschaft interessirende Frage hat bereits im Jahre 1841 Herr Direktor vr. Vogel hier in Rr.123 der allgemeinen Schulzeitung ein treffendes und die Sache erschö pfende- Gutachten abgegeben, auf welches auch das hohe Cultus- mlm'sterium de- Königreichs Preußen, wo bekanntlich das Schul wesen auf keiuer niedrigen Stufe steht, großen Werth gelegt hat. Dir Redaktion des Tageblatts, deS für alle städtische Angelegen heiten so wichtigen und einflußreichen Organs, wird daher ersucht, Herrn Direktor vr. Vogels Ansicht zur Veröffentlichung zu brin gen und solche dem Urtheile der Stadtgemeinde vorzulegen. Vr. Vogel sagt am angeführten Orte S. 1044: Es ist eine durchaus falsch verstandene Philanthro- pie, wenn man meint, die Schule könne und müsse das vereinen, was da- Leben trennt, und da- Kind des Armen muffe daher ohne Unterschied mit dem Kinde des Wohlhabenden erzogen und unter richtet werden, denn die Bedürfnisse, deren Befriedigung in der Schule gesucht wird, sind ungleich. Oder meint man wirklich, Zucht und Lehre, DiSciplinarverfaffung und Lection-plan einer Armenschule und einer Bürgerschule im engeren Sinne deS Worts seien ganz gleich? Wer solches meint, der kennt da- Leben nicht, nnd — wir wage« eS kühn zu behaupten — liebt die Kinder nicht, am wenigsten die armen, für die er sich zum Advocaten aufwirft; denn das Armenkind wird sich doppelt arm fühlen an der Seite be reiche«, dessen, wenn auch nur sogenanntes, Glück es jetzt erst recht kennen und beneiden lernt; die Trennung beider wird erst recht be merkbar und empfindlich werden, wenn da- innige Verhältniß, welches etwa auf der Schulbank sich bildete, auf der Straße und jm Hause durch die Verhältnisse und die Sitte de- Leben- wieder Verboten wird. Oder geht etwa die Gutmüthigkeit philanthropischer Träumerei so weit, zu glauben, dle Zeit sei schon da, wo man erwarten und fordern dürfe, da- barfüßige Bettelkind — an dessen innerem Werthe wir übrigens gar nicht zweifeln wollen — werde Und müsse als ebenbürtiger Spielkamerad von jedem Kinde höherer Oder nur bemittelter Stände anerkannt werden? Vergißt man die Unreinlichkeit und Unordnung, die leider fast gewöhnlich im Ge folgt'der Armuth, besonder- der Jugmd sind? Oder glaubt man gerade diese Fehler durch da- Zusammenleben mit den Kindern der Wohlhabenden zu bekämpfen und zu beseitigen? Weit gefehlt! Denn selbst wenn man es Aeltern höherer Stände zumuthen könnte, ihre Kinder zu solchem gefährlichen Erziehungsversuche herzugeben, auf die Gefahr hin, sie selbst in gleiche Fehler verfallen zn sehe», nach dem alten, dösen Hange des Mensche«, — so müsse» doch die For derungen an ein Armenkind, dessen Erziehung im Aelternhaus« viel leicht weit mehr gehindert als gefördert wird, in Beziehung auf äußere Sittlichkeit — man verstärke den Ausdruck! — wozu wir auch die Reinlichkeit und Ordnung im Anzuge rechnen, ganz an der- gestellt und wesentlich mehr modificirt werden, als diejenigen, welche schon an gewöhnliche Bürgerktnder gestellt werden müssen. Was bei diesen ernsten Tadel, ja wohl selbst Strafe verdient, mag dort noch mild verwiesen, ja vielleicht selbst noch übersehen werden, da man nicht auf die dabei unerläßlich aöthige Mithülfe der Aeltern rechnen darf und nur zu oft alle mütterliche Sorge zu Hause fehlt, oder die tägliche Beschäftigung die Befolgung der Schulgesetze un möglich macht. Oder will man ein arme- Kind strafen, daß eS mit dem zerrissenen Röckchen oder ohne Schuhe zur Schule kommt, ohne zu erwägen, ob auch die Mutter jenes auSdeffern, der Vater diese kaufen konnte? Oder will man darum auch die andern Schüler und Schülerinnen in Gleichgültigkeit gegm diese Dinge verfalle» lassen? Oder endlich einen und denselben Kehler in dersew« Schule und Claffe an einem Kinde strafen, «n dem ander» nicht, ohne zu fürchten, dem Gerechtigkeitsgefühle der Kleinen zu nahe zu treten? — Man versuche es, und man wird überall dieselben Erfahrungen machen, daß es nicht geht; denn entweder wird die Bürgerschule zur Armenschule, neben der die Legion der zweideutigen Privatim stitute und Winkelschulen mit neuer Macht das Haupt erhebt, weil die höhern Elasten de- Bürgerstandes die öffentliche Schule mei den ; oder da- Armenkind wird überfordert und dadurch gedrückt und entmuthigt, weil eS beim besten Willen den Aamuthungen dor Schule nicht Nachkommen kann. Eine Armenschule hat eine ackere Aufgabe, als eine Bürgerschule, eben weil sie eine Ar men schule ist und sein muß, so lange die Zahl der Armen noch so groß ist als jetzt; nur das ideale Ziel der Menfchenbildung, d. h. des Stre ben-, das Ebenbild Gottes im Menschen wieder herzustellen, ist beiden gemein, während die Wege, dasselbe zu erreichen, verschieden sind, gerade so wie Gott, der große und allweise Erzieher seiner Menschenkinder, diese durch Armuth «nd Reichthu«, durch Ent- behruug uad Ueberfluß für sein Himmelreich erzieht. Den Arme» äußerlich dem Reichen gleich machen wollen, heißt die bürgerliche
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