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Dresdner Nachrichten : 23.01.1870
- Erscheinungsdatum
- 1870-01-23
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187001237
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18700123
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18700123
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1870
- Monat1870-01
- Tag1870-01-23
- Monat1870-01
- Jahr1870
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 23.01.1870
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NWWWSWSWSSWWWMW»^ Dresden, dm 23. Januar. — Dem Rcvierförster aus dem Rittergute Leerhausen Christian Wilhelm ist die silberne Medaille des AlbrechtSordenS v.rliehen worben. — Dem Pionnierbataillon ist sür die mit großem Eifer und aufopfernden Leistungen ausg--führte Auffindung der am 14. December o. I. am neuen Militärsouragehofe verunglück- ten Brunnenarbeiter Rehor und Schütze die besondere Zufrie denheit Sr. Majestät des Königs ausgesprochen worden. AuS gleichem Anlässe ist dem Lbtrsteiger Kirbach von den Hä nichener Lteinkohlenwerken, dem Sergeant Büttner und dem Ooe,pionnier Jacob der 1. Compagnie des Pionnier-Bataillons dre goldene, dem Unteroffizier Berger der 4. Compagnie und dem Pionnier Schulze der 2. Compagnie deS PionnierbataillonS die silberne Medaille des AlbrechtordeS verliehen worden, in Anerkennung der von denselben bei obengenannter Auffindung an den Tag gelegten aufopfernden und ersprieß ichen, mit L:bensgefahr v roundmen Dienstleistungen. — — So erregte und lebhafte politische Debatten wie die, welche gestern der Annahme des May'schen Abrüstungsantrags voraus gingen, hat die Erste Kammer wohl seit Jahren nichr erlebt. Die Tribünen waren überfüllt, namentlich waren viele Osfisiere und mehrere diplomatische Persönlichkeiten anwesend. Die Regierung war durch den Ministerpräsidenten !)/. v. Fal kenstein, den Mrnister des Auswärtigen v. Fc.esen und den Mnister des Kriegs o. Fabrice vertreten; die Kammer selbst war fast vollzählig; bei der Abstimmung gaben 45 Mitglieder ihre Stimmen ab. Gegen den Abrüstungsantrag sprachen Kammerherr o. Rochow, der den Druck des Militärsystems ( nicht zugeben wollte; v. König; Graf v. Hohenthal, in sehr I pikanter Weise, indem er es unter Anderem als eine geschicht liche Nothwendigkeit bczeichnete, das Primat des Hauses Hohrn zöllern anzuerkennen, und indem er es als selbstverständlich hinstellte, daß ein Staat, der durch Eroberung entstanden, noch eine Zeit gezwungen sei, sich durch die Schärfe des Schwertes zu schützen, daß das Schwert Norddeutschland viel besser schirme als die National Literalen, die er sür ein nationales Unglück aalte :c.; Prozessor I»<. Heinze, welcher ebenso wie Graf Hohenthal der B-.sorgniß Ausdruck gab, daß man diesen An trag als eine partikulanstische Demonstration ansehe; ferner Rittergutsbesitzer Meinhold; der mitAusd.ücken wie „Philister " gegen den Antrag zu Felde zog; endlich der General v. Engel. -M den Antrag und gegen die Hetzen Militärlastcn erklärten äch mrt Entschiedenheit und Wärme Rittergutsbesitzer Rittncr, Bürgermeister Hirschberg, v. Zehnnn, v. Erdmannsdmff, v. Nvst'.tz Paulsdorff und v. d. Planitz. Alle hoben den uner hörten Druck der Milttärlast und den einstimmigen Wunsch der j Bcobllerung nach einer Abminderung hervor. Sie fühlten sich i -ammtiich in ihrem Gewissen gedrungen, selbst gegen die An » ücht der Regierung einen voraussichtlich erfolglosen Antrag zu t stellen; Keiner l,eß aber darüber Zweifel, daß dieser Antrag I nicht etwa auS Preußenhaß heroorgehe oder eine Demonstration gegen den Bund sein solle, da das ganze sächsische Volk treu zum Bunde stehe, schon deshalb, w-il dies die einzig mögliche Politik ist ; aber die Noth sei so groß, daß man dem einstim migen Willen de» Volkes gegen die Höhe der Militärlast einen Ausdruck geben müsse. Am lebhaftesten griff Herr v. Erd- nannsdorff die Regierung an. Diese Rede machte ein-n ganz außerordentlichen Eindruck. Den Grafen Hohenthal fragte er ironisch: warum dieser auf einmal heute so — zazhast sei? Gegen die Regierung rief er auS: Bisher habe er zu ihr das Vertrauen gehabt, daß sie die Interessen des Lande» im Bun- deSrathe wahre, von einem gewissen Zeitpunkte an sei dies Vertrauen geschwunden. Der Minister v. Friesen antwortete, daß er e« aufs Tiefste beklage, daß man öffentlich, ohne Be- t weise zu bringen, solche Beschuldigungen gegen Männer auS- t spreche, die nach bestem Wissen und Gewissen, nach redlichster lleberzeugung die Interessen der Krone und des Landes in Berlin vertreten. Als hierauf v. ErdmannSdorff auf den sächsi schen Antrag auf Errichtung eines OberbundeöhandelSge.ichtshosö hinwieö, erklärte sich der Minister bereit, hierfür Rechenschaft und Aufklärung zu geben; man möge sich zu dem Patriotismus und der UeberzeugungStrcue der Kammerräthe einer ehrlichen Wahrung der Landesrechte versehen. Noch er'lärte der Mini ster die Unmöglichkeit für den norddeutschen Bund, jetzt allein «bzurüsten, deutete darauf hin, daß der Handel und Verkehr Z- B. auf den Eisenbahnen einen großen Aufschwung genom men habe, bemerkte, daß es chm wehe thue, wenn man vom Steuerdrücke spreche, da wir jetzt die Eteuerzuschläge abschaffen wollten und erklärte, daß die Position Sachsens im nord deutschen Bunde eine so feflbegründete sei, daß selbst die An nahme dieses Antrags sie nicht erschüttern würde, doch warnte er wiederholt davor, da eine Mißdeutung möglich sei. Der krieg-minister behauptete, eine weniger starke Präsenz bei den Fahnen sei unmöglich. Trotz alledem ließ sich die Majorität dn Kammer nicht bewegen, vielmehr stimmten 21 Stimmen sür den Abrüstungsantrag icarunter sämmtlichc Bürgermeister, auch der Oberbürgermeister von Dresden urü> nur 2 t gegen ihn ^darunter, was selbstverständlich, die königlichen Prinzen, aber auch, was etwas auffallen dürfte, die Spitzen der pro testantischen wie katholischen Geistlichkeit: der Oberhosprediger >tt. L ebner, Superintendent Oi. Lechler und Domprobst Hoffmann. — Das Ministerium des Innern hat einer Anfrage der Leipziger Kreisdircctwn zu Folge eröffnet, daß durch die Bun desgewerbeordnung an drm in der Verordnung des Ministe riums vom 3l. Juli 1868 ausgesprochenen Grundsätze über die Zulässigkeit der Revision der Bückerwaaren etwas nicht ge ändert worden ist. — Da eS bereits vorgekommen ist, daß zur Post gelie ferte Briefe mit Wechsilstempelmarken statt mit Postfreimarken beklebt waren, so möge darauf hingewiesen werden, daß Wech selmarken zur Frankirung von Briefen nicht benutzt werden können und mit denselben versehene Briese als unfrankirt be handelt werden müssen. — Nächsten Montag findet in Brauns Hotel daS dies jährige Concert zum Besten des hie:artigen Vincentius-Vereins statt. Der Ertrag desselben wird insbesondre zum Unterhalt der Vereins Asyle verwendet, in welchen gegenwärtig 30 schul pflichtige Kinder Pflege und Erziehung empfangen. Auch das düsjährige Concert wird nach dem Arrangement und unter der Leitung des k. HofkapellmeisterS Herrn Or. Julius Rietz auSgesührt und haben sich die Conc-rtc des Vincentius - Ver eins unter dieser Leitung seit einer Reihe von Jahren d.r Anerkennung und Theilnahme deS Publikums erfreut. — Ja Folge der Gasröhrenlegung auf der Glacis- und Schönbrunrurstraße sind daselbst Vorräthe von Gasröhren auf gestapelt. Kaum sollte man glauben, daß dieselben, da sie sehr schwer sind und ihrer Veräußerung bedeutende Schwierig keiten eirtgegenstehen, dm Diebeksinn reizen könnten. Dennoch haben in einer der letztvergangenen Nächte zwei Handarbeiter eine größere Anzahl solcher Röhren entwendet und dieselben theil« zerschlagen, thetls im früheren Zustande an den Mann zu bringen gewußt. Zum Forttransport ihrer Beute haben sie einen Handwagen benutzt, den sic vorher gestohlen hatten. Dm Burschen ist jedoch, wie wir hören, auf einige Zeit ihr Handwerk von der B.hö>de gelegt worden. — - Manche G schäftsleute lassen die vor ihren Läden be findlichen Aushängekasten auch in den späteren Abendstunden bis zum Schlüsse des Geschäfts hängen. Dieses ist indeß nicht ganz ungefährlich. So haben vorg-stern Abend aus dem sehr belebten Altmarkt Tübe einen derartigen Kasten, in welchem sich wollene und leinene Maaren befanden, gestohlen. Der Kasten wurde in der Nacht durch einen Wächter aus dem Dohnaplatze erbrochen und natürlich leer aufgefunden. — — Wie uns mitgetheilt wird, ist das Befinden des von den Vorderrädern der Droschke Nr. 144 erfaßten Kindes, wie wir gestern berichteten, vollkommen zufri denstellend und sind keine schlimmen Folgen zu befürchten. — Nachdem der Handel mit Papiergeld Nachbildung, wie solche die Firma von Bergmann und Co in Rochliv als Rau- cherpapier gelüfert, in Folge mehrfachen Einschreitens dagegen Seiten der Behördm in Sachsen nicht mehr recht gehen will, scheint der Export nach Süddeutschland inS Auge gefaßt und mit Glück effectuirt worden zu sein. Wenigstens lesen wir in verschiedenen süddeutschen Blättern, daß in den dortigen Ge genden von dem oben erwähnten Papiergeld Nachbildungen große Massen colportirt wurdm. — — Gestern Nachmittag wurde am Altmarkt eine sehr anständig gekleidete Frau durch eine zweispurige Eguipage umgerissen. Obgleich sie schon unter der Deichsel lag, gelang eS doch, sie unbeschädigt hervorzuziehen, wurde aber, vom Schreck ergriffen, längere Zeit am Weitcrgehen verhindert und durch einen Dienstmann in ihre aus der Wiener Straße gelegene Wohnung geleitet. — Wetterprophezeihung. Tie Monate Januar und Februar haben durch plötzlich eingetretenes Thauwetter den an der Elbe gelegenen Ortschaften und unter diesen auch der Stadt Dresden in mehreren Jahren großen Schaden verursacht. Im Jahre 1432 begann am 24 Februar ein bedeutender Eisgang auf der Elbe und dabei fand eine weithin reichende Ucber- fluthung statt. Im Jahre 1560 im Februar stieg die Elbiluth 10 Ellen über den Nullpunkt; man fuhr an den Klepperställen mit Kähnen. Lichtmeß 1573 ging die Fluth bis an den Zügel schlag und bis an das damals in Neustadt befindliche Rathhaus. Am 5. Februar 1655 stand das Wasser im Zwinger 2 Ellen hoch Die Elbe war 15 Wochen hindurch zugesroren gewesen und brach zu dieser Zeit aus. Eine sehr lange anhaltende hohe Fluth begann am 18. Januar 1682. Nicht weniger hoch war die Fluth vom 4. Januar 1698. Aus dem achtzehnten Jahr hundert sind als sehr hohe Elb Fluthen, welche in den Monaten Januar und Februar stattsanden, nvtirt: 24. Februar 1761, 7. Februar 1775, II. Februar 1776, 28 Februar 1777, 16. Februar 1781, 14. Februar 1783, 31. Januar 1789 und 24. Februar 1799. In dem zulebt angegebenen Jahre herrschte ein sehr strenger Winter, die Kälte erreichte 20 Grad. — In dieser Woche wird eine mäßige Kälte vorherrschen; in den ersten Tagen wird der Himmel meistens bedeckt sein, gegen Mitte der Woche wird er sich mit Temperatur-Erniedrigung klären und in den letzten Tagen wird größere Trübung mit Temperatur-Erhöhung eintreten. Ilsrometrius. — Die für gestern anberaumte Hauptverhandlung gegen den Kaufmann OscholmLky aus Berlin wegen CreditbetrugS fand nicht statt. Der Anschlagzettel wurde bereits vorgestern vom GerichtLbret entfernt. — Wie wir bereits vorläufig be richteten, so findet nächsten Donnerstag die Hauptverhandlung gegen den vielgenannten Hofthcater-Bcleuchtungsinspeclor Fahren wald und den Bcüuchtungsgehilfcn Junghanns wegen Brand stiftung aus Unbedachtsamleit statt Dieselben haben sich die Herren Advocat Lcsky und Oi. Stein zu ihren Pertheidigern gewählt, eine Wahl, die wegen der völlig unabhängigen Stel lung, die diese Herren einnehmen, nur gewiß als eine glückliche bezeichnet werden kann. Die Verhandlung selbst wird gewiß einen »ollen Tag in Anspruch nehmen, da 17 Zeugen, darunter auch der Intendant Gras Platen, und mehrere Sachverständige geladen sind. — Wie man hört, soll sich seit eimgen Tagen abermals ein hier in Condition gestandener junger Kaufmann aus dem Staube gemacht und allem Vermuthen nach den Weg über's Meer angetreten haben. Seinem Principal hat er zuvor eine namhafte Geldsumme, die er aus einer Geschäftsreise für ihn eincassirt, unterschlagen und auf die Reise mitgenommen. — — Das neue Etablissement, die Neisewitzer Bierhallc von M. Marschner auf der Landhausstraße, hat sert acht Tagen die Feuerprobe seines Beginnes glücklich bestanden. Das goldne Naß lockt täglich mehr Besucher, jeden Abend war das Local gefüllt und Jedermann ging befriedigt heim, um am nächsten Abend mit heiterem Sinn in Begleitung seiner Freunde dort wieder einen traulichen Platz zu suchen. — Auch der „GambrinuS", der Henscher im großen Bierreich, ladet in seine auf der Löbtaurr- straße gelegnen Salons die Bockserehrer zum Feste ein und hat sein Bicr-Marschall Schnabel dlc Räume dazu passend de- cori't. Für ein fröhliches Tänzchen sorgt die melodische Bock- Kapelle mit ihren Walzern und Galopps und wer einen fein schmeckerischen Bierschnabel mübnngt, der wird dem Herrn Wirth schönstens willkommen, d. h. chm gerade nach dem Schnabel gewachsen sein. — Nepertoir des König!. Hostheaters. Sonr« tag: Götz vor» Berlichingen. iN. e.) Götz Herr Hellmuth, als Gast. — Montag Czar und Zimmcrmann. — Dienstag: Don Carlos. Anfang 6 Uhr.) Philipp Herr Hellmuth, als letzte Gastrolle. — Mittwoch: Die Nezimentstochter. Marie - Fräulein Georgine Schubert, als Gast. — Donnerstag: Der KömgSleutnant. lN e.) — Freitag: Fra Diavolo. Zerline: Fräulein Georgine Schubert, als Gast. — Sonnabend: Onkel Moses. Der Hagestolz. — Der Haus- und Feldbesitzer Lochmann in SeiferS- tc>rf bei Lcisnig, welcher etwas kurzsichtig und schwachsinnig wac, ist am 18 d M., von einem auswärtigen Begräbniß zurückkehrend, bei leichtem Schneegestöber vom Wege abge- kommen und ungeachtet erfolgter Warnung Seiten der in der Nähe beschäftigten Arbeiter in einen ticfen Steinbruch gefallen und Tags daraus an den dadurch erhaltenen starken Verletz ungen gestorben. — Ern guter Fang. In Löbau vertrat im Anfänge deS JahreS 1869 und auch früher schon ein Kaufmann Bredig aus Glogau das unter der Firma Moritz Bredig von seinem Vater und Bruder in Glogau betriebene größere Wechsel-Ge. schüft. Anfang Mai vorizsn JahreS wurde Bredig in Beglei tung einer jungen DreSdnerin flüchtig, nachdem er sich zuvor die nbthigen Mittel durch bedeutende Unterschlagungen und Wechselsälschungen im Betrag« von mindestens 40.000 THIr. verschafft und dadurch seinen Vater und Bruder in Folge des erlittenen Verlustes rn Bankerott gebracht hatte. Die Polizei in Zürich hat nun endlich den Durchgänger festgenomnnn und zwar in Luzern in der Schweiz, wo er als reiche»- Amerikaner lebte und zur Herstellung einer Villa sich einen Bauplatz suchte. Das Löbauer Bezirksgericht hatte natürlich den Bredig steck brieflich verfolgt. Das Pärchen, denn die junge Dame aus Dresden ist auch verhaftet, wird nun von Zürich nach Sachsen traaSportrrt werden und seiner Bestrafung entgegensetzen. — Fm Gasthause zum geldnen Engel in Bischofswerda sind mittels Einbruchs aus der Gaststube selbst 42 Thaler baares Geld und einem übernachtenden Fremden aus dessen Zimmer eine Uhr mir golvener Kette, ein Ueberzieher, 5 Thaler baares Geld und eine Partie Hemdenlragcn gestohlen worden. — Oefsentliche Gerichtssitzung am 21. Januar. Marie Magdalene verehrt Ritter, gcb. Fuchs aus Appenzell ist des CreditbetrugS angeklagt. Dü Rngekchuldigte, 33 Jabre alt, bisher noch nicht b-stratt, erscheint mit ihrem Vcrtheidiger
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