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Dresdner Nachrichten : 11.10.1870
- Erscheinungsdatum
- 1870-10-11
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187010110
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18701011
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18701011
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1870
- Monat1870-10
- Tag1870-10-11
- Monat1870-10
- Jahr1870
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 11.10.1870
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sriitz 7 «r. Inserirt« «erdeu «igmoenmen: dis Abend- «, Sonntags r stsMtMgs?r«tzk Martenstrage LS r in Neustadt: Buchdrucker»! «on Joh. Pikier, gr. stlostergasse». Anzeige» iu dies. vi»Ue Süden «iur eesolgreich« Berbreitaug. «nstager »».««« Exemplare. Tageblatt für Unterhattung und Geschäftsverkehr. Druck und Eigenthum der Herausgeber: Hikpslh k Ntikhardt. — Verantwortlicher Redacteur: Julius Neichardk. FS»ANe«e«t: Biertekjiibttich "sOstDV bei uneutgeidllcherst»» lerung in'« Hau« Durch die stönigl Sog uiertelliihrt. 22'/rNß». Einzelne Nummer» l Rgr Inseratenpreise. Für de» Raum «t»e» gespaltenc» Zeitee l Ngr. Unter ..Eingesiu»«- di« Zeile S «M. Rr.284. Fünfzehnter Jahrgang Mitredacteur: Theodor Drodisch. Dienstag, 11. Oktober 187s. Dresden. I I. Oktober. — Der Maior Clauß vom Stützen- (Füsilier-) Regiment unv der Major Zilltch vom 4. Infanterieregiment Sir. 103 baden die Drcorationen dcö eisernen Kreuzes 2. Elaste, die Professoren Fleischer und l)r. Brockhauo in Leipzig vom Kaiser von Ocstreich den Orden der eiserne» Krone und vom Kaiser von »stußland den Annen- resp. Staniölauö-Orden, der Odcrbibliotbekar Prof. Kräht in Leipzig den russischen Annenorden III. Elaste und der Lehrer Steuer in Meinltz die silberne Medaille des Vcrdienst- ordrntz er(x»lte>». — Dem tntematlonalcn Hllisvereln ist so viel Eharpie zugegangcn, daß derselbe vorläufig für weitere Lieferungen davon dankt. — Unter der schönen Devise „Vaterlands-Dank" erstrebt bekanntlich ein hier sich constituirter Verein den Zweck, bcrvor- ragendc Waffcntl-atcn in diesem glorreichen Kriege zu belohnen. In diesem Sinne findet heute Abend 7 Ubr im Saale deö Hotel de Taxe ein Eoncrrt für diesen patriotischen Zweck statt, auf das wir umsomehr Hinweisen dürfen, alS sehr hervorragende Künstler, wie die Hofovcrnsängerin Frl. Ztnimcrmann. Frau Sara Hcinze. die Herren Eonrertincister Lauterbach und Kammer virtuos Grützmackitr. sowie Herr Hoiopcrnsängcr Jager ihre Petbciligung zugcsagt. Das unS vorliegende Programm ist nicht bloS ein sehr buntes und reichhaltiges, sondern cs bringt auch die lvcrthvollften und beliebtesten Piecen. Somit kann auch in Bezug hierauf, abgesehen von dem Zweck deö Arrange ments, die rege Thellnahme deö kunstverständigen Publikums keineswegs fehlen. — Zum ersten Maie sahen »vir am Sonntage französische Mobil- und Rattonalgarden. Es »raren 2«'» Alaun, welche bei einem Vorpostengeftcht im Norden von Paris zu Gefangenen gemacht worden waren und nun nach Posen weiter tranöportirt wurden. Ihre Unisoni» bestand wesentlich in einer blauen Blousc. die den blauen InterimSjacken unserer Soldaten ähnlich war. Die Leute schienen ziemlich froh zu sein, das, sie nicht mehr in Paris zu diene» brauchten; cü »rare» meistens jüngere Burschen, von denen ein 53 Jabr alter bärtiger Mann sonder bar abstach. DaS Seltsame hierbei ist. daß die Aushebung so gar bis zu dieser Altersklasse reicht. Gestern Morgen fuhr ein Verwundetenzug mit 120 Mann nach Zittau durch, während am Nachmittag ein anderer Zug den hiesigen Lazarctben 270 Alaun zuiührtc. — Ein in Leipzig eingetrostener Privatbrirf eines sächsischen Offiziers weilt mit, daß eine sächsische Feldpost mit Briefen aus der Heimath von den Freischärlern der Franzosen weggeiangcn worden ist. DaS wird, die Bestätigung der Nachricht voraus- aefttzt, für viele Familien eine »renn auch nicht gerade sehr er freuliche Nachricht sein, die sie veranlaßt, bald »nieder einmal an die Ihrigen zu schreiben. — Der Versuch, eine postmäßige Versendung von Sachen an die mobilen Truppen zu crmögiichcn, kommt vom 15. Ok tobcr ab zur Ausführung. Für jetzt »verteil jedoch zur Post bciörderung nur Prtvarpäctereic» an die vor Paris und Metz stehenden Anncen zugelasten, mithin an die Truppen der 1.. ll. lll. und der AlaaSarmee(Kronprinz von Sachsen», so wie auch an die Truppen, welche am len Etappenstraßen dieser Armeen teste Standguartiere habe», ferner an die Garnison i» Straß burg. Die Beförderung der Privatpackcte erfolgt Seitens der Postbehördc bis zu gewissen innerhalb Frankreichs gelegenen Depot-Orten, von wo ans die Abholung ausschließlich von der Militärbehörde zu bcirirkcn ist. Eine Emrantic für die pünktliche und richtige Uebcrkunst dieser Packereien übrrnimmt die Post- venvaltung nicht. Die Packcte dürfen nicht über -1 Pfund schwer, nicht erheblich über >:> Zoll lang. 6 Zoll breit und 4 Zoll doch (ctiva die Form einer länglichen Cigarren liste» sein, sie müssen möglichst dauerhaft verpackt sein und eö genügt, wen» eine mit dem Rainen des Absenders versehene Feldpost Kor respondenzkarte mit der Arreste aus das Packet gebettet oder gekickt wird. Ein besonderer Begleitbrief wird also nicht an genommen. Dagegen empfiehlt cs sich, daß in jedes Packet eine Abschrift der aufgebesteten Korrespondenz-Karte (ebenfalls unter genauer Angabe des Absenders» hinelngclcgt werde, da mit. »vcnn die äußere Adresse durch irgend einen Umstand un -Amtlich werden sollte, die Möglichkeit einer Ermittlung des E »pfängerS resp. Absenders gegeben sei. Diese Packcte sink am d.r Korrespondenzkarte mit 5 Sgr.-Markcn ohne Unterschied "ö Gewichts zu frank ren. Wertbangabc oder Pcstvorschuß st »d nicht zulässig. - Die Maßregel »st nur ein Versuch und rann iederzcit, namentlich beim cvcnt. Wiederbeginn größerer Marschbcwegungen, wieder aufgebobc» werde». Von dcin- s lben Tage (15. Octobcr ab» werten Fe tpestbricfe nur bis zum Gewichte von 4 Lots ercl. zur portofreien Beförderung an mobile Militärs und MIlitärbcamte zugelasten. — Man sprüht davon, daß von den in Straßburg, Zoul und sonst neuerdings gemachte» Kriegsgefangenen noch 1000 Mann nach Sachsen, und zwar hierher geschafft werden würden. — Von dstorrcichisä-en Behörde» wird letzt ein 2:r Jahre alter Postcrpcdftnt. Namens Sciftu. steckbrieflich verfolgt, der dringend verdächtig ist verschiedene Geldsendungen im Gesammt- betrage von fast :iOOO TEilei» unterschlagen zu haben. — Gestern früb Ist am Prießnitzgrundc, »iinveit der Batterie 2, ein junger Mann im Blute schwimmend, gefunden und später nach der Dlaeonissen-Anttalt geschafft worden. Derselbe Eitle einen Seldstmordpersuch gemacht, zuerst, wie auS einem neben ihm auf der Erde gefundenen, zerrissenen Strick zu entnehmen, durch Erhängen, tan» aber durch Schnitte und Stiche In den Hals mit einem Taschenmesser. Der Unglückliche, wie »vir hören, Bedienter bei einen» hiesigen adelige» Herrn, Eit. wie schon.erwähnt, seinen Zweck nicht gleich erreicht, sondern sich nur schwer verletzt. — DaS Mellinl-Tbeatcr im Eftwandhause war vorgestern schon »/r Stunde vor Beginn auf alle» Plätzen auöverkaust, so daß circa lZOO Personen, die keinen Platz mehr finden konnten, wieder unverxihteter Sackw umkchren mußten. - Eine harmlosere Gesellschast Ist wohl nie von Beamten in arretjrt und direct ln das Königliche Bezirksgericht abgcliekrt worden und z»var unter der herzlichsten Tbeilnahme des zahlreich versammelten Publikums, als die, »vclchr gestern trüb mit gutem Gewissen sagen konnte: „Na. die Woche sängt sich gut an." Diese Gesellschaft bestand aus mehreren Käfigen mit Tauben und einem Gebauer mit zwitschernd und fröhlich singen den Kanarienvögeln, die dem Inhaber auf offenem Platze von z»vei Executoren abgepiänbet und mittels Dienstmann auf einem -Handwagen nach der Landbauöstraße Nr. 11 in das be kannte Generaldepot tranöportirt wurden. DaS Ganze machte einen tragisch-komischen Eindruck. — Nach der Beförderungvliste in der sächsischen Armee sind 20 Portepeciähnriche zu Leutnants und 187 Viceftldwebel und Rescrve-Unterofficierc zu Secondclcutnants der Reserve ernannt worden. — Gestern früh ist die erste Adtheilung von 1000 Mann gefangenen Franzosen mit ihren geringen mit hierher gebrach ten -Habseligketten nach dem Ucbigauer Barakenlager übergesic- dclt worden. — In den lebten Tagen sind nicht »ventger als drei große Ertrazüge mit Milttärestecten, Winterveklcidung re. für unser Xll. Armercvrps von vier aus nach Frankreich abgegangen. Ein größerer Pferdctranöport soll nächstens dahin auch folgen. — Am Sonntag Vor,nittag »vurde ein Mann zu Grade ge tragen, der sich um die Wissenschaft große Verdienste erworben und Im technischen Fache namentlich Großartiges geleistet. Wir meinen den in voriger Wocl»c in Dresden verstorbenen Herrn Negierungörath Professor Schubert, dessen Beerdigung zur ge nannten Zeit von seiner auf der Friedrichstraße gelegenen Wobn- nung aus nach dem alten Friedrichstädter Kirchhof unter der zahlreichsten Betheiligung von Leidtragenden, wie deö allge meinen Publikums in feierlichster Weise stcittiand Den Zug er- öffnetcn die Träger der Orden des Verewigten, sowie eine An zahl Träger von Palmcnzweigcn. Hieran schlossen sich die Poly- technikcr in studentischer Tracht »nit der Fahne des Polytech nikums und der schwarzrothweißcn Fahne der Verbindung Teutonia, ferner die Zöglinge deö Knaben-Erziehungö-In- stitntö in Fricdrichstadt mit den Lehrern, denen langjähriger Dirigent der Verstorbene war. Den» rcichge,zierten Leichenwagen folgten die College»» des Entschlafenen, das Lehrer-Collegium des K. Polytechnikums, die Mitglieder der hiesigen Logen, viele seiner chemaiigen Schüler, worunter eine Anzahl höherer Mi'l- tärö, und eine große Zahl Mitglieder des Gewcrbeverclnö. Die Feierlichkeit au» dem Kirchhofe war eine ebenbürtige Fortsetzung dcö solenne» Zuges seihst. Den» Gesang der Knadcn des Fried- richstadtcr Instituts beim Eintritte iu den Friedhof folgte ein erhebender Traucrckwr für Männerstimmen, gesungen vom Tech niker-Gesangverein, an welche» sich die Grabreden des Herrn Geb. Raths Hülse im Namc» des Polytechnikums, des Herrn Hotschauspiclcr Wattier Im Namen der Logen, deö Herr» Arcbi- diaconus Pfcilschmldt alS ebemaligcn Mitschülers und Iugcnd- srcundcs schloß, die alle das Andenken und die Verdienste des Verewigten ehrten. Den Segen der Kirche sprach am Schluß Herr Pastor Schulze in Fricdrichstadt. - Wie uns mitgctheilt wird, lxit die Polizei vor einigen Tagen bei cincin verbastetc» Bettler ein gußeisernes Zwelpsund- acwicbt gcttmdcn. wcichcs dcriclde, obwohl er cs kcstrcitct, in hiesiger Statt bei cincin Fleischer oder in irgend einem Ge schäft-locale gestohlen baden dürfte. - Aus einer Parterrewohnung am der Schillerstraße sind seit einigen Tagen vier 5proc. königl. sächj. Staato>'cvuicscheii»e Na. 41514. Nr. 359l6, Nr. 35917 und Nr. 61161 nebst dazu gehörigen Talons unk Eoupons aboantcn gekommen, und. wie befürchtet wird, gestohlen worden. Der Vcrlustträger bat auf ihre Wiedererlangung eine Belohnung von Einhundert Tbalern ausgesttzt. - Ein störrigcr Drosthkcnschimmcl rannte in vorvoriger Stacht mit seiner Droichtc jammt Passagier die Barriere an der Champagncnadrit auf der Lcipzigcrstraßc rin, wobei er „der dies seine Pferdedecke verlor, ging dann ruhig vis zur Wiis- druffcistraßc in die »Altstadt, wo er aber wieder so »virerbaartg bin und her sprang, daß durch seinen Anprall eine andere Droschke vollständig zerrissen »vurde. — Am vorgestrigen Abend ist in Leipzig ein grobes Ver brechen verübt worden. Es sind nämlich in der neunten Stunde nach Enh'tnttmg der lebten Gaste aus den Rcttaurationolokali täten des am LeubicherHolze ziemlich weit von der Statt ent fernt liegenden neuen Schützenhauseö zwei unbekannte, anstän dig gekleidete Männer in die EZastslubc getreten, Eiben cincin allein darin anwescntcn Kellner eine Pistole am die Brust ge setzt, ibn» für den Fall, daß er Lärm machen würde, mit Er schießen gedroht unk ibn »ach dcm Amhnvahrungsorte tcr Easse und der Kleinodien der Schü»ze>igescllschaft gefragt. Als er darüber keinen Auftchiuß zu geben vermocht hat. baden sie ihm ein Taschentuch in den Mund gestopft, ihn gebunden und so in der Gaststube liegen lasten. Spater ist ein anderer Kellner nach der Gaststube gekommen und bat, nacl'dem er dieselbe auffälliger Weile verschlossen gesunden, nach deren Oeffnung seinen Col Icacn bereits bewußtlos aut dem Fußboden liegend gefunden. Als man denselben wieder zu »ich gebracht, hat er den Sach verhalt erzählt und bemerkt, daß die beide» Räuber schon einige Tagt zuvor einmal Eigcwesen und als Gäste von ibm bedient worden seien. Wie »vir höre», laben die beiden Räuber »ach Entwendung der in der Gaststube befindlich gewesenen geringen Büffctcaste die Flucht ergriffen, ebne von dein wcrthvollcn Eigcnthum der SchübcngescUschast etwas mitzunehmcn. - Um Mitternacht von vorgestern zu gestern ist in einen, Schuppen des Grundstücks Roiengasse 12, wo Hobclspähnc auf- vcwahrt gelegen Eiben, auf noch unermitteltc Weise Feuer aus- gebrochen, aber bald wieder durch die Hauchtwobner und eine Anzahl in dem Hause einguartlertcr Soldaten gclöicht worden. Zwei der Soldaten, welche ihr Quartier an einer grate über dem Schuppen befindlichen Lokalität gehabt Eiben, sind tuest' den »stauch und die Flamme aus dem Schlaft geweckt worden und Eiben sich durch einen Sprung in den Hoi hinab retten müssen. — Ocfsentlist, c Geriehtss 1 hung am 29. Septbr. Nach einer wider den hiesigen Kaufmann Nester gepflogenen geheimen Verhandlung erfolgte die Bestätigung des erstinstanz lichen Bescheides in einer Privatanklage des Ritterguts besitzers OSivald KrepschmanN iu Kitten bei Torgau gegen den hiesigen -Eanbsstmhsabrikanten Lorenz Engel Eirbt. An den Letz tcren hatte seine, bei Kretzschmann längere Zeit schon sich aus haltende Nichte brieflich Mttthetlung gemacht, daß Kretzschmann ihr 10 Tblr. geschenkt. Engelhardt, dem dies Geschenk auf sehr delikater Grundlage zu ruhen schien, warnte brieflich seine Nichte vor dem ,.genusssüchtigen Verehrer des schönen Geschlechts" und seine Fallstricke, umsomehr alö er die Nichte schon um die Taille gefaßt und sich von seiner Frau scheiden lassen wolle. Kretzsch- mann, dem diese schriftlichen Auslassungen in die Lände lamc»r. klagte gegen Engelhardt wegen Beleidigung und Verleumdung. Letzterer mußte die Hauptsache zugeben und »vurde zu 20 Thir. Geldbuße veruttheilt. Ihr beiderseitiger Einspruch half ntchtü. — Achnliches Schicksal erlitt der Einspruch, de» FrauMagda- lcnc Richter gegen ein auf 3 Thalcr Geldbuße lautendes Urtel cinlegte, das ihr deshalb zuerkaunt war, »veil sic die verehelichte Concorbla Hartig unter dem Vorgeben, Letztere habe ihr auf der Vogelwiese ein Paar Ohrringe abgeschwindelt, eine „Schwin- deilicse" genannt. Sie hatte eine zu wichtige Bclastungszeugin gegen sich. — Sitzung am 1. Oktober. Der Handclsmaim Isaak Abrabam Helncinann, auS Wollmirstädt bei Magdeburg gebürtig, 36 Jahre alt. Vater eines Kindes, welches sich bei der von ihin geschiedene» Frau befindet, tritt hinkend zur An klagebank. In mißliche Vcrmögenovcrhältnisse gerathen, be hauptet er vor längeren Jahren seinem 2 Jahre älteren Bruder, der »vegen eines Schwindel-Bankerotts nach Amerika geflüchtet sei, dorthin nachgefolgt und von da erst am 2. Juni d. I. wieder zurückgckehrt zu sein, da ihm auch dort das Glück nicht be günstigte. In Amerika war er übrigens von der mosaischen Religion zum christlichen Glauben übergetrctcn und hatte dabei seinen jüdischen Vornamen »nit dem Namen Hcrrmann Albert vertauscht; nach seiner Rückkehr war er aber zu seinem ursprüng lichen Glaubcnshekcnittniß zurückgetretcn. Ucbcr seine Ver mögcnsverhältnisse befragt, beEiuptete er, daß er zum Neuen Jahre den Nachlaß eines Onkels mit 20,000 Dollars zu c» warten hätte. Eö wird constatirt, daß er schon zweimal mit Gciängnißstrasc belegt ist, obgleich er es leugnet. Durch aller hand Vorwände hatte der Angeklagte sich in hiesige Wohnungen geschlichen und dort Diebstähle verübt. So entwendete er bei dem Professor vr. Wigard im Mai eine 8 Thlr. werthe silberne Schnupftabaksdose, die er versetzte ; in dem Hause PorticuSstraßc 3 wenige Tage darauf eine goldene Damcnubr nebst Kette, Schlüssel, Medaillon re., zusammen auf 52 Thir. geschätzt, bei der verwlttweten Frau Kaufmann Anna Müller aus der Küche 2 silberne Eßlöffel im Wcrtbe von 3 Thir. 19 Rar. Auch in Schandau war er noch thätig, wo er ain 30. Mai bei dem Gastw'irth Stephan eine am Fenster Eingendc silberne Anere Uhr, auf 10 Thlr. gcwürdct. nebst einer Brosche, auf 2 Tblr. geschätzt, stahl. Stach der Ucderführung des Angeklagten be antragtc Staatsanwalt Roßtäuscher die Bestrafung mit Rück sicht aui sein Vorleben, während Adv. »stich. Schanz Alles an- wendete, um die Strafe wenigstens zu mildern. Der Gerichtshof perurthclltc indcß den Hcincmann unter Zuziehung der Schöffen zu einerArdeitsbausstrafc von18 Mon. — Sitzungam 5.Oct. Ei» 66 Iabre alter Mann, der hiesige Schuhmacher geselle Franz ,1'avcr M illota, »vankt beute Diebstahls Halver zum zwan zigsten Ntalc zur Anklage dank. Seinem eigenen Bekenntniß zniolge bat er den größte» Tbeii seines Levens in» Zucht- und Arbcltöhause zugcdrachr. Es scheint, daß er stets durch die Sorge um seine» Ledensunteihalt zu seinen Dicdstahiöveriuchen sich hat hinrcißcn lassen. So war er gegenwärtig am 4. Ja nuar t. I. wieder mittcllos auS dein Zuchthause zu SLaldbcim geschieden und hierher uewiescn worden wo ihm von der Be Hörde eine wöchentliche Unterstützung von zehn Nengroscben be willigt »vurde. Da cs ibm unmögllch war. damit seine Be köstigung. ein Logis und Wäschcrciniguna zu bestreiten und bei seinem Alter, wie des eben eintrctendcn Krieges halber »ich da mit durch seiner Hände Arbeit zu ernähren und seine Bedürf nisse zu bestreiten, so begann er das Mitleid in Anspruch zu nehmen, und will »nit dieser Absicht am Abend dcö 9. August in das Haus Sir. 41 der Wilsdruffcrstraßc in erster Etage in die Wohnung des Kanimcmns Icbann Adam August Kimmcl gekommen sein, »vclcl>c er, da aui sein Pochen nicht gcantwottct wurde, für m-nschenleer hielt, mit dein Schlüssel, der an einem Appartement stecken gelassen war. öffnete, dann nach seinen» Eintritt vud zwei Zimmer» an diversen Effecten, Bücher, Ser vietten. Handtücher re. im Gesaminttanvertbe von W Tbtr. 4 Ngr. 6 Pi. zusammen raffte. In demselben Augenblicke hörte er aber Tritte vor der Thür, der Besitzer kehrte uncrwartet zu rück und Millota flüchtete sich von cincin Zimmer ins anhere und zuletzt ins Schlafzimmer, wo ibn Kaufmann Kiminel, etwas schwerhörig, bei seinem Eintritt die von Millota im Zim mer de ui machte Unordnung vcmerkend, antra». Die Staats anwaltschaft beantragte zivar die gesetzliche Straft, empfahl den Angeklagten jedoch der Milde des Gerichtshofes, welchen letz teren Wunsch auch die Vcrtheitiguiig aussprach. Das Uttel lautete auf 18 Monate Zuchthausuraft. - An ge kündigte Gerichtsverhandlungen. Dienstag, den ll. Octobcr, Vormittags 9 Ubr, Hauptverhand- lung wider den Handarbeiter Friedrich Wilhelm Honnann auS Nicdcrpcstcrivitz »vegen Diebstahls. Vorsitzender: Gerictitöratb Ur. Müller. Mittwoch, den 12. Octobcr, Vormittags9 Uhr, Hauptverbandlnng wider de» Tapezlergehilftn Gustav Adoi» Jeremias aus Wildherg wegen DievstablS. Vorsitzender: Ge nchtsastessor Barchewitz. - Nachmittags 4 Uhr: Hauptverband lung wider den Kaufmann Wilhelm Ignaz Herrmann auS Ungarn wegen Betrugs. Vorsitzender: Gerichtöratb Einett. Dresden, 12. Oktober. Es wird eine Stunde des Ent setzcns für die Pariser sein, wenn nach der todtenähnlichen Ruhe, die im Belagrninqsheer vor Paris herrscht, auf einmal, in einem und demselben "Augenblick Tausende von Kanonen ihren cher»»cn Mund öffnen. Man spricht von 4000 Be lagerungvgeschüpen schu»crstcn Kalibers, welche vor Paris angc sammelt werden. Was in Spandau und Essen gegossen wurde, was vor Straßburg und Toul gedonnert hat, was in Mainz. den Rhein „nd Eibefestungen entbehrlich ist, waö der Küsten vertheidiaung unbedenklich entnommen werden konnte — Alles.
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