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Dresdner Nachrichten : 17.09.1870
- Erscheinungsdatum
- 1870-09-17
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187009171
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18700917
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18700917
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1870
- Monat1870-09
- Tag1870-09-17
- Monat1870-09
- Jahr1870
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 17.09.1870
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«M früh 7 Uhr. Inserate «erden angenommen: VIS Abenbö 6. TonntaaS r bis Mittags 12 Uhr Marienftraße L»; in Neustadt: Buchdruclerci von Joh. PL hl er, gr. «lostergassk». Anzeigen in dies. Blatte Anden eine erfolgreiche Verbreitung. Auslage» Exemplare. Tageblatt für Unterhaltung nnd Geschäftsverkehr. Druck und Cigenthum der Herausgeber: Attpsch A Reich all dt. — Verantwortlicher Nedactcur: Julius Rejchaedt Fbonneme»«: «terteljLhrlich 20Ngr. bei unenlgeldlichrrLie» serung in'» Hau» Durch die «nigl Post Vierteljahr 2S>,r«,r. Einzelne Nummem 1 Ngr. Inseratenpreise: Für den Raum eine» gespaltenen Zeile: 1 Ngr. Unter „Ei»ges°nd<o die Zeile 2 Ngr. Rr.ZIist. Fünfzehnter Jahrgang. Mitredacteur: Theodor Droinsch. Dresden, 17. September. — Der vormalige Ortsrichter Johann Christian Johne in Obcrgräfenhaiu hat die zum Verdienstorden gehörige Medaille in Silber erhalten. — Se. Maj der König hat vorgestern von Sr. Maj. dem Kaiser von Rußland das nachstehende Telegramm ans Zarskoe Selo in französischer Sprache erhalten, zu Deutsch: „Um die Erfolge Ihrer tapsern Truppen zu ehren, erlaube Ich Mir, Ihrem Sohne, dem Kronprinzen, Riemen militärischen St. Georgsorden 2. Klasse zu verleihen, den er so wohl ver dient hat, indem er sie in so glänzender Weise zum Siege ge führt. Ew. Majestät werden hierin, Ich hoffe es, einen neuen Beweis Riemer Achtung und Meiner Freundschaft erblicken." — Als gestern Nachmittag in der vierten Stunde ein aus dreißig Wagen bestehender Zug mit französischen Gefange nen vom schlesischen Bahnhof nach Radeberg hindampfte, fühlte ein französischer Chasseur plötzlich einen Drang nach Freiheit und sprang glücklich aus dem Wagen heraus. Es geschah dieß beim Ucbergange der Lößnihcr Straße unweit des Bahnwärter Hauses Nr. 11, wo etliche Arbeiter standen, die nun nichts Eiligeres zu thun halten, als den Gefangenen abermals ge fangen zu nehmen Sie überlieferten selbigen einem Gens darm, der ihn nach dem Bahnhof transportirte und an die dort stationirte Wachtmannschafl ablieserte. — Wir meldeten neulich, daß man preußischer Seits an gefangen, sich um die Waffensendungen, die England an Frank reich bewirkt, neuerdings genauer zu bekümmern. Wir erwähn tcn auch, daß englische Zeitungen die striete Neutralität Eng lands mit der Behauptung zu vertheidigen suchten, daß Eng land an Frankreich Gewehre und Waffen gar nicht geliefert habe. Um so mehr erregt die neuerliche Mitthcilung der in England erscheinenden „Deutschen Post" Aufsehen, nach welcher einem in London wohnhaften, der Sache seines Vaterlandes aufrichtig ergebenen Deutschen Namens Pollaky die Entdeckung gelungen ist, daß 227 Kisten mit 45,40 Snidcr Gewehren mit Bajonetten in der Nacht des 0. September von Southampton nach Havre mit dem Dampfer „Fannie" eingeschifft und daß die Waffen von Birmingham für Frankreich geliefert worden seien. Was wird die englische Regierung nun hierzu sagen? Die so viel gepriesene Neutralität Englands hat sich aufs Neue als Farce erwiesen -, England hat also thatsächlich Frankreich mit Waffen versorgt und die Regierung wenigstens sich ent wcder unfähig erwiesen, oder absichtlich sich dazu nicht hcrge gcöen, die oben angegebenem' Waffenausfuhr zu verhindern! Deutschland wird sich aber hoffentlich diesmal durch dcn Schleier der Unschuld, mit dem England sich vielleicht, wie in der Ala bamafrage, zu verhüllen gedenkt, nicht dupiren lassen, sondern seiner Zeit andere Revanche nehmen! — Die zweite Verlustliste der Königl. Cächs. Armee von den Schlachten bei Nouart, Beaumont, Givonne und Sedan, am 20. und !40. August und I Scptbr 1870, wird heute Sonnabend Mittag erscheinen Auch hiervon wer den Exemplare ü 1 Ngr. in unserer Expedition zu haben sein. — In neuerer Zeit scheint der nächtliche Straßcnunsug wieder einmal recht überhand nehmen zu wollen. Nicht nur, oaß mehreren hiesigen Einwohnern, wie wir erzählt, die Firmen re. boshafter Weise zerstört und theilweise entwendet worden sind, theilt man uns als einen neuerlichen Act des Vandalismus mit, daß in einer der vergangenen Nächte auf der Pragcrstraße von einer dortigen Gartenumzäunung die Spitzen von mehr als zwanzig eisernen Gartenzaunstäbcn gewaltsam abgebrochen und an Ort und Stelle liegen gelassen worden sind. Möchte es doch gelingen, die Buben, die an solcher Rohheit Gefallen finden, bald zu ermitteln. — Wie man erzählt, soll der säclffiscl'e Reiter Vincke aus Sellcrbauscn, welcher seinen Rittmeister v. Wolffcrodori beraus- gebaucn und gerettet bat, dabei aber selbst von vielen Wunden bedeckt worden ist, von dcn Angcbörigcn deo Geretteten bcsucbt und von denselben einer vorzüglichen Pflege anvcrtraut wor den sein. iE. Z.s — Dcn vielen Freunden dcö Musikdircctor rrentier wird cs interessant sein, daß derselbe Nachricht gegeben bat. Er bat die Strapazen natürlich satt und sebnt sich nach Dresden, be findet sich aber mit seinem ganzen Cbor wobl. Sic babcn zur großen Freude dcö ganzen Regiments bei Veaumont eine große Trommel und ein Paar echt türkische Becken, wie sie die asri kaniichcn Regimenter führen, erbeutet und würden dieselben bei der Einweihungsseicr dcö Gewcrbebauscö mit in Tbätiakeit ge nommen haben, wenn sic so bald zu dcn friedlichen Gefilden der Heimat!) zurückkehrcn könnten. — In Bezug ans unsere gestrige Notiz über den bereits begonnenen Bau dcö französischen Barackenlagers bei Ucbigau erwähnen wir noch, daß die Oberleitung des gcsammtcn Wer kes in den Händen dcö Herrn Gcnie-DirectorS, Majors Antröc, ist, während die Herren Zimmermeistcr Richter undKornmann die practischc Auöfübrung übernommen babcn. Die Ertarbcitcn teö Baues werden die französischen Gefangenen selbst zu besor gen haben. — Nächsten Sonntag, dcn 18. September, Nachmittags 4 Uhr, concertirt unsere so gern gesehene und gcbörteKnaben- kapellc im Albcrtsalon zu Tharandt. — Daö Königliche Gcrichtoamt für den Lantbezirk Dresden bat von jetzt ab eine lAvöchcntlichc Hundcspcrre angcordnct, da sich i» den Ortschaften Leubnitz und Ncu-Ostra ei» der Toll wut!' verdächtiger Hund gezeigt, der andere Tbicre gebissen. — Gestern Vormittag bat sich ein hiesiger Barbicrstubcn- bcsilzcr in seiner Wohnung erhängt. Schwcrmuth soll den sonst gut situirtcu Mann zu diesem traurigen Beschlüsse verleitet haben. Ucbcrall regt sich Patriotismus. So wurde am Sonn tage tcn I I. September im Schützenbausc zu Lommatzsch vom Sängerbünde „Lommatzsch und Umgegend" ein Eouccrt zum Besten patriotischer Zwecke abgebalten. Wenn die gewählten patriotischen Lieder von sämmtlicbcn Vereinen im Ebor vorge- tragen, unter dem zahlreichen Publikum Begeisterung erregten, so wurden auch die Solovorträgc der einzelnen Vereine mit vielem Beifall ausgenommen; wie auch Prolog und die einge- strcutcn passende» Dcelamationcn zur Hebung des Ganzen un gemein beitrugen. - Die Einnahme ergab ca. 0o Tblr. und ist dieselbe dem internationalen Hilfsvcrcine zur Verwendung zu übergeben, beschlossen worden. — Der FüsclicrKutschkc, der sich durch sein originelles Ge dicht: „Was krauck't dort in dem Busch herum ?" schon kladdcra- tatschbcrühmt gemacht, bat auch in Oesterreich seine Verehrer gefunden, und zwar in der Wiener Studentenschaft. Dieselbe beabsichtigt, ibm eine Mecrichaumpscife mit Silbcrbcsck'Iag zu übersenden, aus welcher der „Napolium" und der Strauch, hinter welcher er „kraucht", geschnitzt sein wird. -- In Brauns Hotel hält beute mit besonders gewähltem Programm Herr Musikdircctor Fritsch das erste Eonecrt ab. — Der Fick'tclberg bei Obcrwicscnthal, von welchem am -ff. d. M. ein großes SiegeSicucr weit in unser Sachsenlaud wie auch in das benachbarte Böl'mcrland binciuleuchtcte, siebt seit dcn 14. Abends bereits ganz weiß, da cö im Laufe dcö Nach mittags ganz anständig geschneit bat. Von den gcsammtcn Fcldfrüchtcn ist hier noch nicht das Geringste cingebeünst. — In dcn größeren Restaurationen hiesiger Statt zeigt seit einigen Tagen ein junger Italiener einen ziemlich groben 'Assen, der so gut drcssirt ist, daß er seinen Herrn in dessen eigentlicher Beschäftigung, dein Betteln, aus das Wirksamste unterstützt. Er hält jedem Gaste seine Pfote verlangend hin, nimmt die ihm gereichte Münze und steckt sie entweder inö Maul oder seinem Herrn zu. — Gestern Vormittag ist an der Ecke der Louisen- und Martinfiraßc ein zwölfjähriges Mädchen, welches ein zweijäh riges Kind aus dem Arme getragen hat, von der Deichsel eines kleinen einspännigen Wagens umgestoßen und dabei am stopfe und dem einen Beine verletzt worden. Merkwürdiger Weise bat das Kind, welches von dein Mädchen getragen worden ist, keine Verletzung erlitten, wahrscheinlich weil es durch ein Uim'chlage- tuch geschützt war, in das man cö der regnerischen Witterung wegen gehüllt hatte. — Ein hier ansässiger Privatmann, der früher lange Zeit in Lima und Eallao iPeru» lebte, hat gestern einen Brief er halten, der so recht die Stimmung in Südamerika zu erkennen gicbt, er lautet unter Anderm, wie folgt: „Eallao, 14.August 1870. 'Am 0. d. M. erhielten wir durch französischen Postdampfcr 'Nachrichten per Telegraph via Ncw-Bort von Europa bis 20.Juli. Die 'Aufregung, welche die Kriegserklärung zwischen Deutsch land und Frankreich hier hervorgeriucn, können Sic sich denken. Innerhalb fünf Tagen wurden in Lima und Eallao 2.",,000 Doll. aczcick'Nkt, die mik heutigem Dampsschin bereits nach Deutsch« land abgeben, und weitere Sendungen werden folgen. Wenn die Deutschen trüben ebenso patriotisch sind, wie wir hier, waö wir nicht bezweifeln, so werden die Franzosen nie mehr Gelüste uack' deutschen Lantestbcilcn tragen, im Gcgcntbcil hoffen wir, daß Paris in 4 Wochen genommen sein wird. Wir bekommen nun erst neue Nachrichten von Deutschland mit der Pott, die am I. September hier cintrifft, eine lange, lange Zeit der Spannung, wir erwarten sie mit Ungeduld, unterdessen herrscht hier nur eine Meinung, Alle, seien cs Engländer, Nordamcri- tancr, Italiener oder Peruaner, sind für Deutschland, cs wird jetzt in Südamerika eben so viel vom Kriege gesprochen wie gewiß in Dresden. Wenn nur Süddcutschland diesmal zum Norden hält, damit der Erbfeind kräftig geschlagen werden kann." — öiU. Zur bessern Verständigung der Leser sei hier bemerkt, daß in Peru nur zweimal im Monat Nachrichten aus Europa cüitrcffcu, und zwar gegen 'Anfang und Mitte eines jeden Monats, die allerdings Wochen brauchen, ebc sic ihr Ziel erreichen; dagegen telegraphische Depeschen von Deutsch land via Ncw-Bork, die von da per Dampfschiff via Panama nach Peru weiter geben, brauche» nur noch >4 bis >8 Tage, so daß man zur Stunde dort die wichtigsten Ereignisse bis gegen Ende August nun schon wissen wird. — IN U. K önHZiche S H ostbcater. „Das laute Ge heimnis;", Lustspiel i» 4 Akten nach Ealderons und Gozzi's Idee frei bearbeitet von Tb. Gaßmanv ist dasselbe Stück, das äaktig nach einer Bearbeitung von Lcmbcrt an dem Abende in Scciic ging, als IMO der Königliche Hof nach seiner Rückkehr auö dem östrcichischcn Kriege das Theater zum ersten Male »nieder besuchte. I» der neueren Bearbeitung bat das Stück sicher gewonnen, die Entwicklung der Intriguc folgt sick' mehr Sck'Iag aus Schlag, »nnötbigc Dehnungen sind vermieden, je doch erweist sich das Erwachen der Neigung in der Fürstin zu dem Herzog von Amalfi auch wieder zu dürftig motivirt. Die Fürstin springt mit ihrer Leidenschaft fast unvermittelt von dem geliebten Gegenstand ab zu dem bisher geflohenen Bewerber, dessen Rolle zu sehr beschnitten worden ist. Abgesehen hiervon ist das Lustspiel eine jener seinen geistigen Spcucn, die einem kunstsinnigen Publikum eine wahre Würze und tür die Schau spiclcr gute Proben ihrer Talente sind. Jedenfalls gilt nicht von diesem Werk der heiteren Ealdcro» scheu Bluse das Ver- dammungöurtbcil, taS Rückcrt über diesen Dichter fällte: „Ealderon »nt seiner steifen Formcnpracht kann ich begreifen, Auch an seinem immer neue» Farbcnschmclz das Auch erfreuen, Selbst Phantome seiner crasscnKlostcr-Hos-Lust gelten lassen— Aber wer ihn beut' noch gelten lassen will, dcn muß ick' schelten. Wo er stcb'n will aus den Brettern wird die Zeit herab ihn schmettern, Die mit Fürstcnknccht und Pfaffen nichts mcbr haben will zu schaffen." Daö mag für die Ealderon'schcn Tragödien wahr sein, für so Sonnabend, 47. September 487V. reizende Lustspiele, in welchen feinster Umgangston, blühende Poesie und geistreiche Einfälle abwechselnd ibre Perlenschnuren reihen, trifft das nicht zu. Die anmuthigc Fabel spielt an ei nem kleinen italienischen Fürstenbos zu einer Zeit, aus welcher der Zauber der Renaissance ruht und cS gewährt heutzutage gerade der 'Abwechselung wegen eine cigcnthümliche Erholung, ans dem Kampsplatze wilder Mäiincrschlachtcu an einen poeti schen Liebeshos geführt zu werten, wo sich holte Frauen und mutbige Ritter ln Reimen wacker streiten. Die Verse, in denen das Stück geschrieben ist, wurden zu Probirstcincn der Dckla- mationökunst an unserer Bühne. 'An der Aufführung, deren Regie He r Meister in gewohnter tüchtiger Weise besorgt hatte, betheiligtcn sich die ersten Kräfte des königl. Ho>- tbeatcrö mit großem Erfolge. Die Hauptrollen in dem Stücke fielen dcn Damen Langenbaun und Ulrich zu: die crstcre als launische, eifersüchtige Fürstin von Salerno, die andere als daö intriguante, geistreiche Ehrenfräuicin Laura. ES ist schwer zu sagen, wem der Preis zuzucrkennen sei. Die Herren Dcttmer lGeben»schreibet Fckcrigoi, Wingcr und Jaffa lalö Gouverneur und Obcrccremonienmcistcr» bildeten einen stattlichen und abwcchsclungoreichen Hofstaat, denen viertes Blatt Herr Kobcrstcin entsprechend dargcstcllt haben würde, wenn ibm für komische Rollen nicht die komische Ader fehlte. Diese sprang in der ergötzlichsten Weise in Hrn. Jauner, nament lich war dcr Uebergang von der Zaghaftigkeit zur Lakaicnunvcr- schämtbcit der Fürstin gegenüber wohl durchgenihrt. Fräulein Wolfs war eine allerliebste Zote. — Ein guter Tbeil des Stückes wurde allerdings geradezu „verregnet". Die Rcgcnflutbcn trom melten die Reime unbarmherzig nieder, so daß sic entfernter Sitzenden verloren gingen. Sollte dieser Ealamität nicht durch Erbauung eines Doppcltachcö mit gehöriger Luftschicht dazwi schen zu steuern sein? — Ocffcntliche Gerichtssitzung am UI. September. Ein einziges Wort ist die Ursache zur Anklage dcö Meineids gegen Marie Therese Roch von hier. Den Schwerpunkt der heutigen Hauptverhandlung bilden die wenigen Worte: „Ve nerisch" und „eine üble Krankheit". Im Spätsommer vor. I. entstaub unter einigen jungen Mädchen in Söbrigen, woselbst sich auch die Angeklagte auihält, ein Gerede, waö schon zwei gerichtliche Klagen nach sich gezogen hat. ES trug sich aus folgende Weise zu: Eines Tages kamen Soldaten zur Wasch frau N. N. (die Verwandte von der Roch) und äußerten dabei: „die Herdt habe eine üble Krankheit". Daraus that die Roch dieselbe Acußerung zur Mitscherling, mit dem Hinzufügen, sie möge die Meißner warnen, nicht mit der Herdt umzugeben. Die Betreffende that dies. Bald erfuhr die Herdt auch, was von ihr geredet werde. ES war jedoch, che cö der Letzteren hintcrbracht wurde, nicht beim lctztgenamitcn Ausdruck geblieben, sondern der obenerwähnte, erstgenannte nahm dessen Platz ein. Zunächst verklagte nun die H. die Mitscherling. Diese berief Uch auf die Roch, sie habe eö so von derselben gehört. Nun ward die Roch vorgeladcn, und dabei hat sie beeidet, daß sie nur gesagt habe: die H. solle „eine üble Krankheit" haben, init dem Hinzufügcn der schon erwähnten Warnung. Wegen dieser Aussage steht sie jetzt vor Gericht. Auch heute bleibt die An geklagte dabei, nicht anders gesagt zu haben. Die 'Aussage der drei Zeugen, wobei die cidcounmündigc und nicht unparteiische Mitscherling ist, reichen keineswegs aus, um dcn Meineid icst- zustcllen. Herr Staatsanwalt Roßtäuscher enthält sich daher jedes 'Antrags. Auch der Vcrtheitigcr der 'Angeklagten, Herr 'Adv. 4)r. Schaffratb, tl'ut dasselbe, er hofft jedoch, nach seiner bekannten ticfcingchcnte» Erötterung, aus Freisprechung. Der Gerichtshof spricht die Angeklagte klagirei. — 'Am 14. ^eptbr. Eines ausgezeichneten Betrugs gegen die Post, beziehentlich die Postosficianten sick' schuldig gemacht zu haben, ist Earl Friedrich Ludwig Bendel auö Potsdam angcklagt. Derselbe ist m» Jahre alt, war als Kaufmann bis 1807 tbätig, dar» beschränkte sich seine Tbätigkcit aus die eines Arbeiters. Als solcher war er auch ein halbes Iabr im Geschäft des Herrn Instrumentmacher S. Kunde Lob» hier. Mitte Februar d. I. blieb er plötzlich weg und verließ die Stadt. Um vorder seine Schulten tilgen zu können, fehlten ihm gegen 20 Tl'lr. Diese suchte er sick' da durch zu verschaffen, daß er an: 14. und Februar :! Pallete nebst 'Adressen anscrtigtc, dieselben zur Poll trug und am' den Namen des Herrn Kunde Postvorschiiß entnahm. Er wußte ja, daß die Post der Firma L. Kunde Lohn den Postvorschnß so gleich bei Abscndung des Briefes auszahlt. Er batte auch genau alle Einzelheiten beobachtet, welche im Geschäft seines 'Arbeit- gcbcrs dabei gebräuchlich waren, sogar die Marken der Gcschäits- firina vergaß er nicht. Ein aiisgcceichneter Betrug wurde eö aber ganz besonders deshalb, weil er O.uittung mit dem Namen des Herrn Kunde au, der Adresse mit anbracl'te. Wie der An geklagte gehofft, geschah cs auch. Die Herren Poslasiistentcn Kottc und Eartmann, bei der Posterpckition II. hier, zahlten, durch die Achnlick'keit getäuscht, dem Ucbcrbringcr der Pallete ncbst Adressen am erstgenannten Tage am eine 'Ausgabe ziem lich 0 Thlr. aus und am nächsten Tage zweimal IO'Tl'lr. Die Adressaten waren natürlich nicht auizufinken, so daß nach einiger Zeit die wcrtbloscn Senkungen, enthaltend einige Stück eben Eisen und Holz, aus Rbeinprenßc», Lübeck und Wcstprcu- ßcn an das Hospofiamt zurückkamen. Die beiden Herren Post- beamten waren ersatzpflichtig, koch sind die am zweite» Tage entnommenen Beträge den beiden Herren von der Firma zurück- crstattet worden. Der 'Arm der Gerechtigkeit erreichte Benkel in Berlin, woraus er das Verbrechen auch sofort gestand. Sein Vertbcidigcr, Herr Adv. Lormann, bemühte sick', eine Vermin derung des Strafmaßes vom Schöffengericht berbeizusübren. 'Allein dasselbe spricht gegen dcn'Angeklagten »regen vollendeten ausgezeichneten Betrugs das „Schuldig" aus, nur in Bezug auf die aus dein Geschäft von Kunde Lob» entwendeten, zum Ver senden gebrauchten Eisen und Holzstückc, an Wert!' 7 'Ngr., »reiche beute zurückgcgcbcn werten, wird Bendel srcigcsproche». Die Strafe beträgt, in 'Anrechnung seiner zweimalige» Rück- sältigkeit, I I Monate Arbeitshaus. — A »gekündigte Gerichtsverhandlungen. Sonnabend, dcn 17. Scpt., Vormittags Ubr, Hauptvcrhand- lung wider die vcrw. Rudorf und Genossen hier, »regen Dieb- stabls. Vorsitzender: GcrichtSratb Iungnickel. — Sonnabend, den 17. Scptbr., finden folgende Einspruchsverhaudlungstermin^
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