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Dresdner Nachrichten : 18.07.1867
- Erscheinungsdatum
- 1867-07-18
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-186707182
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18670718
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18670718
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1867
- Monat1867-07
- Tag1867-07-18
- Monat1867-07
- Jahr1867
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 18.07.1867
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— Unser hochgeschätzt« Bariton Herr Degele leidet nicht mr eine« amten Geschwür im Kehlkopfe, wie die Eonstit. Ztg. gestern brachte, sondern an einem Stimmbandpolypen, welcher seiner Kleinheit wegen nur in dm höheren Tönm incommodirt und dm vollen Gebrauch der schönen Stimme zeitweilig beein trächtigt. Wie wir hören, wird sich Herr Degele von Herrn Nr. Pttinz operiren lassen, der vor mehrerm Jahren auch dm bekannten Chorsänger Herrn Brüheim an ganz gleichem Uebel mit vollständigem Erfolge operirte. Auch der bekannte Tenor- sänger Schluch in Stettin hatte eine ebensolche äußerst Keine Neubildung, wurde vom Prof. BrunS operirt und kam wieder vollständig in Besitz seiner ausgezeichneten Stimmmittel. — Auf der Webergasse fand gestern gegen Abend Ane Mansche Seme statt. Ein Lohnkutscher spannte seine 3 Pferde vom Wage«. Bei dem einen war da« Geschirr noch nicht ganz von der Waage gelöst und so mochte sich da« Roß an dm hitzigsten Stellen gekitzelt fühlm, kurz und gut, es fing mit dm Hinterfüßen an zu extemporiren und traf dabei eine große Glas scheibe, die sich klirrend und rassolnd in ganz kleine Theile auf löste. Kurz darauf exlemporirte die Rosinante noch einmal und da« »orige Raffeln ertönte auf« Neue. Eine zweite Scheibe, die eine« ,,Bildchen" angehörte, explodirte ebenfalls, dazu noch ein Paar hinter ihr paradirende Glasglocken. Es läßt sich denken, daß dieses Glockenspiel viel Zuhörer fand. — Ein ziemlicher Mmschenauflauk entstand vorgestern Abend auf der Frauenstrahe dadurch, daß ein einspänniger Postwagen mit beiden Rädern der einen Seite in eine Schleußenöffnung, von welcher, Behufs einer Reparatur, die Bohlen abgedeckt warm, gerathen war. Der Postillon hatte zwar die ihm dro hende Gefahr bemerkt und Alles aufgeboten, das Pferd mehr nach dem Trottoir zu zu dirigirm, dasselbe schien jedoch das Verbot über Versperrung der Trottoirs sich sehr genau ringe- prägt zu haben, war durchaus nicht von dem Fahrweg abzu- bidingen und führte so durch seine Halsstarrigkeit dm Unfall, Welcher glücklicherweise keine weiteren Folgm hatte, herbei. — Am 14. d. M hatte die achtjährige Stieftochter deS Gutsbesitzer« Poitz aus Naundörfchen bei Meißen das Unglück, in die Elbe zu fallen und zwar in dem Augenblick, wo das Kind über das nach einem Elbkahn auSgelegte Zugangsbret «»weit der Karpfenschenke in Diera gehen wollte. Das arme Mädchen verschwand sofort in der Fluth, welche dort große Tiefe hat und war bis zum vorgestrigen Tage noch keine Spur von dem Leü^ram zu finden. — Oeffentliche Gerichtssitzung am 17. Juli. Die heutige Angeklagte mußte aus der Klinik, wohin sie wegm eines sie in voriger Woche betroffenen Vorfalls aus dem Arresthause gebracht worden war, mittelst Chaisenträger in einer Chaise in dm Gerichtssaal gebracht werden. Sie hatte ausdrücklich ge wünscht, daß die Hauptverhandlung, die bereits angesetzt war, » 8.7.A«. 1» NN, der Wolf heiße und i» England große Be- e, habe ihr dm Wechsel gegeben, genaue« könne eben, fie sei durch einen Eid gebunden, da er mit nicht verschoben würde und erklärt auch heute mündlich, daß sie einverstanden sei, daß die Verhandlung auch ohne sie fortgesetzt würde, im Fall sie unwohl würde. Gegen Louise Bertha verw. Ziesche schweben zwei Anklagm, die eine betrifft eine Unter schlagung, die andere ausgezeichneten Bettug. Angeklagte ist auS Dresden gebürtig, 30 Jahr alt und seit 3 Jahren Wittwe. Die Ziesche ernährte sich in letzter Zeit von dm Provisionen, die ihr in Folge Beschaffung von Geldern zufloß. So stand sie auch in Verbindung mit dem Tischler Heyde jun. Am 20. Januar d. I. kam dieser, nachdem er früher schon ein Geschäft mit der Ziesche gemacht hatte, zu ihr und bat um ein Darlehn von 100 Thalern. Sie versprach, es ihm zu verschaffen und bestellte ihn Vormittags in die Restauration zum Galeriehof. Beide kämm dort zusammen und die Ziesche erzählte dem Heyde von der Erfolglosigkeit ihrer Bemühungm. Zufällig war ein Herr Knothe auch im Galeriehof gegenwärtig, und die Ziesche glaubte, daß dieser Herr vielleicht daS Geschäft machen werde. Sie machte Beide mit einander bekannt und Knothe versprach, mit seiner Tochter zu reden. Die Ziesche ging fort, kam wieder und sagte, Knothe mache das Geschäft nicht, sie wolle aber nun zu einem Braumeister auf der Scheffelgaffe gchm. Endlich brachte sie Heyde 50 Thlr. und meinte, mehr habe sie nicht be kommen, das Andere werde er später erhalten. Zur Verfallzeit präsentirte sich Knothe dem Heyde, dieser hielt jenen für den Braumeister und war ganz erstaunt, 100 Thlr. bezahlen zu sollen. Es kam zur Anzeige bei der Staatsanwaltschaft und diese klagt die Ziesche an, 43 Thlr. unterschlagen zu habm. Die Angeklagte gesteht zu, auf jenen Wechsel 03 Thlr. von Knothe erhalten und nur 50 Thlr. an Heyde abgeliefert zu habm. Die zurückbehaltenen 43 Thlr. seien Darlehm, die sie Heyde im vorigen Jahre gegeben habe und zum Abzug habe er seine Einwilligung gegeben. Diese Angabe bestreitet der Zeuge ganz bestimmt, er sei der Ziesche Nichts schuldig gewesen Der zweite Fall ist ausgezeichneter Betrug, den sie sich gegen dm Advocat Flemming zu Schulden hat kommen lassen. Die Ziesche erwarb daS Hausgrundstück am Taschmberge Nr. 1. Auf diesem Hause hatte Advocat Flemming eine Hypothek stehm, welche auf über 3000 Thlr. lautete. Hinsichtlich dieser Hyvothek unter handelte die Ziesche mit Flemming und wurde so mit ihm be kannt Einige Zeit nachher kam die Ziesche wieder zuFlemming und fragte an, ob sie vielleicht 600 Thlr. geborgt erhalten könnt, um ein vorteilhaftes Geschäft in Bautzen zu machen. Flemming verneinte dies Anfangs, zeigte sich aber später ge nügter, das Geschäft zu machen, da ein Wechsel über 1000 Thaler unterpfändlich eingesetzt werden sollte, der das Accept Sigismund Wolf trug. Da nun die Ziesche sich auf dm in der Geschäftswelt bekannten, sogenannten mg» lischen Wolf berief, «nd versicherte, dieses Accept rühre von diesem her, mit dem sie fett langer Zeit in besonderer Verbin dung stehe, sie auch außerdem sich schriftlich verpflichtete, für die Hypeth.'k von 3000 Thlr. als Selbstschulvnerin einzuttetm, so wurde daS Geschäft abizeschloffen, und die Ziesche erhielt 750 Fl. Oe. W. ausgezahlt, mehr hatte zur Zeit Adv. Flem- m.nz nicht disponibel. Zur Verfallzeit des Wechsels leistete die Ziesche keine Zahlung, und war verschwunden, außerdem stellte sich heraus, daß das Accept nicht von jmcm Wolf herrührte, dm man englischen Wolf nenne. Die Anzeige erfolgte. Heute wie in der Voruntersuchung behauptet die Anzeklag e, das; dke Unterschrift echt sei, dm englischen Wolf habe sie mcht genannt, aber ein Mann, der Wolf sitzungm habe, h " Ne nicht angeben, . . ^ ... ^ , ihr in vertrauten Verhältnissen gestanden habe. Die Staat», anwaltschast vertrat Herr Held, und die Verteidigung führte Herr Adv. Schanz. Die Strafe lautete auf 2 Jahr 9 Monate Zuchthaus. Tage-gefchichte. Berlin, Mittwoch, 17. Juli Die „Prov.-Corresp." meldet, daß Se. Maj. der König die Ernennung de« Minister präsidenten Grafen v. Bismarck zum Bundeskanzler vollzogen habe, und daß die Einrichtung der Bundesverwaltung deffe« nächste Aufgabe sein werde. Der Stellvertreter de« Bundes kanzler« w«d« den Titel BundeSvieekanzler erhalten. Frankf«rt, L5. Juli. Als Gegenstück zu de« apokry phen Abschiedübriefe des Gefangmm von Queretaro an Char lotte, der unlängst aus der Fabrik deS „Figaro" hervorgegangen ist, wird von der „Rh. Ztg." al» eine zeügemähe Erinnerung der letzte Brief Robert BlumS, deS Märtyrer» der Brigittenau, veröffentlicht. Die an die Gattin gerichteten tief ergreifenden Abschiedsworte lauten: „Mein theures, gutes, liebes Weib, lebe wohl! wohl, für die Zeit, die ma^'rwig nmnt, die es aber nicht sein wird. Erziehe unsere, jetzt nur Deine Kinder zu ed len Menschen; dann werden sie ihrem Bater nimmer Schande machen. Unser Keines Vermögen verkaufe mit Hilfe unserer Freunde. Gott und gute Menschen werden Euch ja helfen. Alles, was ich empfinde, rinnt in Thränen dahin; daher nur nochmals: Lebe wohl, theures Weib! Bettachte unsere Kinder als theures Vermächtniß, nnt dem Du wuchern mußt, und ehre so Deinen treuen Gatten. Leb' wohl, leb' wohl, tausmd, tausend, die letzten Küsse von Deinem Robert. Wim, dm 9. November 1818, Morgens 5 Uhr; um 6 Uhr habe ich vollendet. Wien, Dimötag, 16. Juli, Abends. DaS Abgeordneten haus sprach sich nach mehrstündiger Debatte mit 79 gegen 56 Stimmen gegen die principielle Abschaffung der Todesstrafe aus. (Dr. I.) Paris, 12. Juli. In der heutigen Sitzung des gesetz gebenden Körpers ging der Rede OllivierS folgende Episode mit >em alten Spötter Glais-Bizoin voran. Er besprach unter Anderem die Maßregeln, welche die Indemnität der Deputirtm geregelt und die Kammer dar Adreßdebattm beraubt hattm, wobei er vom Präsidenten mehrere Male zurecht gewiesen wird, weil eS verboten sei, die Verfassung zu discutirm. Schließlich verlangt Glais-Bizoin die Freiheiten zurück, die man Frankreich geraubt, und an die Worte eines früheren Präsidenten erin nernd: „Nehmen Sie sich in Acht! Ihre Worte dringen nach ' Außen hin!" sagt er: „Ich wünsche, daß mich Jedermann hört, wenn ich sage: Diese große Nation, deren erste Versammlung das schönste Monument, die Declaration der Menschenrechte, errichtet hat; diese Nation, welche auf dem ersten Range der Stufenleiter gestanden hat, nach der die Größe der Völker ge messen wird; diese Nation, die selbst über Der stand, welche ein englischer Redner mit seinem britischen Stolze die Mutter der freien Nation nannte; diese Nation ist es müde und ist ver letzt, daß man sie so lange vor den Augen der civilisirtm Welt in Strafe und mit der Eselskappe auf dem Kopse erhält. Lang anhaltender, furchtbarer Sturm. Zur Ordnung! Zur Ordnung!; — Präfid. Schneider: Herr Glais-Bizoin, ich rufe Sie zur Ord nung! (Lebhafter Beifall. Ich habe den Ordnungsruf gegen Sie ausgesprochen und betone ihn, denn es ist Ihnen nicht ge stattet, eine Rede, deren Zweck war, Alles herabzuietzcn, was wir Großes in unseren Institutionen haben, damit zu schließen, indem Sie das ganze Land angreisen. — Glais Bizoin: Ich verneige mich tief vor dem Ordnungsruf unseres Herrn Prasi dentcn, und ich erkläre ihm, wenn er will, daß ich°unch dadurch geschmeichelt fühle. (Lebhafte Unterbrechung. Zur Ordnung! Zur Ordnung!, — Präsident Schneider: Die Danksagungen des Herrn Glais Bizoin würden einen neum Ordnungsruf ver dienen, aber ich ziehe vor, dem Lande das Urtheil zu überlasten. — Pelletan: Wir nehmen das Land ebenfalls als Richter an. — Präsident Schneider: Wir werden sehen, wie da» Land diese systematischen Angriffe beurtheilm wird. Paris, 14. Juli. Das Schreiben des Kaisers an den Staatsminister Rouher lautet nach dem „Moniteur" wie folgt: „Palais der Tuilerien, 13. Juli 1867. Mein lieber Herr Rouher! Ich sende Ihnen das Großkrcuz der Ehrenlegion in Diamanten. Die Diamanten verleihen der hohen Auszeichnung, welche ich Ihnen fett langer Zeit verliehen, einen neuen Werth; aber ich benutze dieses Mittel, um Ihnen öffentlich einen neuen Beweis meines Vertrauens und meiner Achtung zu geben. In mitten Ihrer zahlreichen Arbeitm, inmitten ungerechter Angriffe, deren Zielscheibe Sie sind, wird Sie, so hoffe ich, e-ine freund schaftliche Aufmerksamkeit meinerseits die von ihrer Stellung unzertrennlichen Unannehmlichkeiten vergessen machen, um Sie nur an Ihre Erfolge und an die Dienste zu erinnern, welche Sie täglich dem Lande leisten. Empfangen Sie, mein lieber Herr Rouher, die Versicherung meiner aufrichtigen Freundschaft. Napoleon." «.«-.»»». 10L. * Ein Theaterbrand. In Philadelphia fand am 19. Juni ein furchtbarer Theaterbrand statt. In For's Ame rican - Theater, das früher zu einer Menagerie benutzt wurde, waren in neuerer Zeit Tänze und Volksschauspiele aufgeführt worden. — Als am 19. Juni der Theatermaschinist an einem brandigen Gerüche die Gefahr witterte und gleich darauf einen Brand in dem Pferdestalle des Gebäudes erblickte, der sich nicht gleich löschen ließ, setzte er sofort den Bühnendirector Mr. Pilgrim davon in Kenntniß. Zu dieser Zeit, 9 Uhr 40 Mi nuten, wurde von dem Ballet der „Dämonen-Tanz" aus „lllsck Ovolc" aufgesührt. Mr. Pilgrim ließ den Tanz beendigen und hielt dann an da» Publikum, welches noch nicht die geringste Ahnung von dem Feuer hatte, die nachfolgende Anrede: „LadicS und Gentlemen! Umstände zwingen mich, in diesem Augenblick die Aufführung einzustellen, und Sie würden mich sehr ver binden, wenn Sie so schnell fortgehm, als Sie können Es liegt das in Ihrem Interesse Was ich jetzt sage, will ich Ihnen ! ei» and« Mal «Küren. Ladies und Sentle«en, gehen Sie — gehen Eie so ruhig fort, al« Sie können." Da« Publikm» war durch diese Anrede sehr überrascht; da ab« keine Anzeichen ei«« Gefahr sichtbar waren, so gingen nur Wenige f«t »nd der größte Theil de» Publikums blieb fitzen. Mr. Pilgrim wiederholte dringlich seine Aufforderung, der aber auch dann nur Wenige Folge leisteten. Plötzlich quoll ab« auS derThüre, durch welche die Musik« in das Orchester eintteten, Rauch her vor. D« Nus „Feuer" wurde gehört und Alle« drängte nach den Thüren. Von den Personen, die sich unten befanden, ent kamen alle unverletzt; von den Jungen ab«, die im Amphi theater saßen, waren viele so erschreckt, daß sie au« dm Fen stern des zweiten Stockwerks sprangen. Ein Knabe wurde mit ten in der Straße mit gebrochenem Schädel gefunden und seine Verletzungen warm so schwer, daß «schon »ach wenigen Minuten starb. Die Tänzerinnen und Schauspiel« liefen in der äußer sten Bestürzung nach dm Garderobezimmern, um ihre Habselig keiten zu retten. Aus dm Zimmern an d« Sansomstraße schlugen ihnen jedoch schon die Flammen entgegen und die Mädchen mußten in ihrem kaum die Blöße deckenäm Ball- anzuge auf die Straße hinaus und in den benachbarten Häusern ein Obdach suchen, bis sie andere Kleider erhaltm hatten. Ein Mädchen war von dem Schrecken so überwLltigt, daß sie gleich, nachdem sie die Straße «reicht hatte, ohnmächtig niederfiel. Aus dm Garderobezimmcrn, die an der Walnut-Sttaßensront gelegen warm, wurden alle Effecten gerettet. DaS Feuer griff, als eS die Bühne «reicht hatte, mit rasend« Eile um sich und cs bot einen unbeschreiblich grandiosen Anblick dar. Die Flam men loderten wie aus einem Krat« hoch empor und ein Sprüh regen von Funken siel aus der Fcuersäule herab und wurde vom Winde weit sortgettagm. Die Feuerleute warm prompt auf dem Platze, da ab« an eine Rettung des Theater« nicht zu denken war, so konnten fie sich nur darauf beschränken, die angrenzenden Gebäude zu schützen. Ihren unermüdliche« An» sirengungm gelang eS endlich gegm l l Uhr, des Feuer« Herr zu werden; ab« als die Gefahr beseitigt war, stand eine andere bevor, die zu ein« schrecklichen Katastrophe führen sollte. Die Frontmau« des Gebäudes drohte mit dem Einsturz; trotzdem und trotz viel« Warnungen von Seiten des Publikums gingen viele Feuerleute in das „Bar-Zimmer" des Theaters, um sich nach ihre« Anstrengungen zu restaurirm. Gerade, als eine be trächtliche Anzahl Feuerleute das Schenkzimmer verlassen hattm und auf die Straße getreten njarm, stürzte die Mau« plötzlich mit furchtbarem Krachen zusammm und in die Straße hinein und begrub unt« ihren Trümmern die Leute. Von der Auf regung und dem wilden, wirren Treiben, welche dann folgten, kann man auch annähernd kaum ein Bild geben, und es dau erte mehrere Minuten, bis gehörige Anstalten getroffen wurden, die Todtm und Verwundeten hervor zu ziehen und für die Letzteren Sorge zu tragen. Viele von ihnen wurdm nach dem Pennsylvania Hospital und Andere nach dm in der Nach barschaft gelegenen Häusern gebracht. Die Zahl d« Tobten beläuft sich auf 14, die der Verwundeten und Verletzten auf 16 Personen. * Ein entsetzliches Drama. Ein eingettoffen« Brief aus Fort-Pitt, einer kleinen Stadt im englischen Amerika, ent hält die Erzählung eines schrecklichen Ereignisses, welches sich dort vor einigen Wochen zugetragm. Ein französisch« Kana dier hatte in Gegenwart seines achtjährigen Sohne« mehrere Schweine geschlachtet. Darauf begaben sich d« Kanadier und seine Frau in die Kirche Als sie von dort wied« zurückkehrtm, eilte ihr Sohn ihnen entgegen und rief: ,Iommt, komnü! ich habe auch ein Schwein geschlachtet!" Sie sahen, daß « voll Blut war. Von einem entsetzlichen Vorgefühl «griffen, eilten sie nach Hause und fanden in einen, Zimmer, ohne Leben und an einem Halm der Wand hängend, ihren jüngsten Sohn! <— Nach d« Mittheilung, welche d« ältere Sohn den Eltern machte, war der Vorgang folgend« gewesen: AIS die Eltern zur Kirche sortgcgangen waren, hatte Gustav — so heißt d« ältere Knabe — seine», Bruder vorgeschlagm, „Schwcineschlachtm zu spielen," und es wurde beschlossen, daß jeder abwechselnd das Schwei« vorstellen sollte. Der Jüngere begann das traurige Spiel. Gustav half seinem Bruder sich entkleiden, dann band « ihn vermittels eines Stricks auf eine im Zimm« befindliche Bank, holte das Fleischermefs«, welches d« Vater gebraucht hatte, um die Schweine zu schlachten, und stieß es bis ans Heft in die Brust des Kleinen, welcher weder fliehen, noch Widerstand leisten konnte. D« Tod muß auf d« Stelle erfolgt sein. Aber d« kleine Böseivicht hatte sein entsetzliches Spiel noch nicht be endet: als sein unglücklich« Bruder todt war, löste « den Strick, mit welchem er ihn auf die Bank gebunden hatte, be festigte ihn an einem Fuße d« Leiche, legte ihn üb« einen Haken und, alle Kraft anstrengend, zog « den entseelten Körp« empor, bis er an der Wand hing, wie eines der getödtetm Thiere. In dies« Situation fanden die Eltern ihr Kind vor! * Ter Kopf Kitsoü'. Aus Athen, d. 17. Juni, wird gemeldet: Auch wir hattm gestern eine Ausstellung, zwar ge rade nicht in Bezug auf Industrie, aber doch zeugt sie von Fortschritt in gewisser Hinsicht. Wir sahen nämlich an einem offenen Fenster des Soziehauscs am hiesigen Civilspitale dm Kops des berüchtigten Bergkönigs Kitsos zur allgemeinen Be sichtigung ausgestellt. Diese Schaustellung würde in einem Lande, das eine Universität, Tausende von Schulen und christ lichen Geistlichen, einen europäischen König rc. hat, ein unver zeihlich« Fehl« sein, allein unsere Herrn Minister habm einen Entschuldignngsgrund. Es hatte sich nämlich ein böswilliges Gerücht verbreitet, d« «legte Räub« sei gar nicht Kitsos, son dern ein anderer, und da sich das Ministerium auf dicsm Glücks fall nicht wenig zu gut thut, so wurde zur Konstatirung d« Identität der Person der todte Wolf seinen vielen Bekannten unter Athen's Einwohnern gezeigt und von allen, namentlich von 2 Kausleutcn, die nur mit Aufopferung von io,000 Drach men jeder seinen Händen wieder entrinnen konnten, mit Kittern Erinnerungen als der wirkliche Kits?s «kannt, obwohl der Kopf schon seit sechs Tagen vom Rumpfe gctrmnt und über dies durch einen Schuß durch den Mund entstellt war. Heute im VnclnSlocük. D V
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