Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.11.1871
- Erscheinungsdatum
- 1871-11-24
- Sprache
- German
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1871
- Monat1871-11
- Tag1871-11-24
- Monat1871-11
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- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.11.1871
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4950 wirksam sind, sich aber gut lesen. Der noch so kunstvoll gegliederte Bortrag eines Shakespeare'schen oder irgenv eine- andern classischen SitickS wird immer nur ein Surrogat für die gute Aufführung eines solche» Stücks sein. Freilich machen unsere jetzigen Bühnenzustände da- Bedürfniß deS ge bildeten Publicum- nach einem solchen Surrogat dringender als je. In der Errichtung stattlicher Häuser, im Glan; der scenischen Mittel und ia andern Aeußerlichkeiten sind wir unfern Bäiern und Großvätern mit Siebenmeilenstiefeln vorguS- geeilt; in der Darstellung de- idealen Gehaltes großer Bühnendichtungen, waS doch die Haupt sache ist, sind wir zurückgegangen. Wir besitzen wohl noch einzelne erlesene Künst ler, die alS würdige Repräsentanten Shakespeare'scher Charaktere gelten können; aber diese hervorragen den Leute sind nur geeignet, die Unfertigkeil der Mitspieler in ein grellere- Licht zu stellen. Die ebrliche, treue Sorgfalt, mit der früher auch die kleineren Kräfte geschult und zu lebendiger Ge- sammtwtrkung angeleuet wurden, istssast gänzlich geschwunden, und an die Stelle de- TotaleinvruckS, den ein Kunstwerk Hervorrufen soll, ist da-Stau nen vor der Virtuosität der Einzelleisiung getreten, die anspruchsvoll auS dein Rahmen herauStritt und keine Freude am Ganzen auskommen läßt. Hierfür Ersatz zu bieten und die Traditionen einer idealeren Kunstrichtung zu bewahren, bis unsere Bühnen wieder in bessere Bahnen eingelenkt haben werden, halten wir für ein verdienstvolles und heil sames Werk, und wir irren wohl nicht, wenn wir annehmen, daß Rudolph Genö:, der sich am Dienstag durch die Vorlesung dcS Julius Cäsar bei unS einführte, seinen Beruf in diesem Sinne aufsaßt. Es war uns interessant, Genoe im Geiste neben Palleske zu stellen, den wir früher an derselben Stelle vortragen hörten. Genöe sieht Pallete im Allgemeinen weder in Bezug auf den Vollklang und Reickthum deö Organs, noch in Bezug auf die Sicherheit nach, mit der er eS beherrscht und zur Kennzeichnung der verschiedenen Charaktere auf- und niederlenkt, beschleunigt und zügelt, steigert und dämpft. Meisterhaft ist namentlich die Art, wie er in den VolkSseenen die leidenschaftlich er regten Wogen erst vereinzelt auflauchen, dann immer mehr anwachsen, sich durchkreuzen und ver wirren läßt, bi- sie schließlich verhallen oder vor den beschwichtigenden Worten eines Redners, der sich auS dem Gedränge heraus Gehör verschafft, verstummen. Von imposanter Wirkung war der Gegensatz zwischen der in edlem Gange und in kunstvollem Schmucke einherschreilenden Trauer rede des AntoniuS und den von Zeit zu Zeit dazwischen schallenden urwüchsigen Zurufen der leicht ent zündbaren Maste, die eben noch dem BruluS zu- gejubelt. Die Rede des Letzteren, die allerdings im Gegensätze zu der deS Antonius die nüchterne Strenge deS gewissenhaften Patrioten und Re publikaners alhmet, machte in der Wiedergabe Ger.öe'S doch einen gar zu trockenen, fast geschäfts mäßigen Eindruck; die vom Vortragenden barsch hervorgestoßenen Worte „Weil er Herrschsüchte war, erschlug ich ihn", verlangen wohl eher einen AuSvruck feierlichen Ernstes und stiller, wenn auch männlich gesüßter Bewegung, denn Brutus liebte den Cäsar und hat nur aus Pflichtgefühl, aber mit innerstem Widerstreben an seiner Er mordung theilgenommen. Ob Genöe auch Stellen, in denen der Humor Shakespeare s seine kecken Kapriolen schlagt oder ein zarter poetischer Hauch weht, mit derselben Frische und Beweglichkeit wiederzugeben weiß wie PalleSke, wollen wir nach dieser ersten Probe weder besahen noch verneinen. Die wenigen Stellen, dir hieher gehören, machten unS den Eindruck, alS ob daö m der Tiefe un- gemein kräftige und für scharfe dramatische Accente wohlveranlagte Organ des Vorlesers seinen In tentionen auf der Höhe nicht immer geschmeidig genug folgte. Ein erläuternder Text leitete den Vortrag ein, verknüpfte die auSgewählten Scene» und warf Helle Schlaglichter auf den Fortgang der Hand lung und auf die Charaktere der Hauptpersonen. DaS Publicum nahm den Vortrag beifällig auf. 81c. Vorträge des Missumsdirector Lehmann. i. 6 Leipzig, 20. Rovember. Gestern hielt der Dtrector der inneren Mission, Pastor Lehmann, feinen ersten Vortrag über die LiebeSthäligkeil in der ersten christlichen Zeit. Derselbe wird einen liefen Eindruck in allen Zuhörern zurückgelafsen haben, da er in mächtigen Zügen daS erscheinende Christenthum und die Welt, in welche eS eintrat, kennzeichnete. Ter Redner wieS im Eingänge seine- Vortrags zuerst darauf hin, daß er vor zwei Jahren fast zu derselben Zeit den Verein in sein Arbeitsfeld emgewiesen, daß von da an die Mitglieder sich oft begegnet auf der Bahn christ licher Liebe, und Leid und Freude des MissionS Werkes gekostet hätten. Um nicht zu ermüden, müsse man sich stärken; diese Stärkung finde man vor Allem in der alten christlichen Zeit, wo die großen Gestalten der ersten Christen mit ihrer Liebe zum Herrn aufleuchten. Zwar seien sie nicht alS Heilige zu betrachten, da auch sie schwache sündige Menschen waren; aber die Pflicht der Dankbarkeit mahne uns, ihr Gedächtniß immer wieder zu erneuern. An dir erste Zeit der Chri sten anzuknüpfen, sei nothwendig, well jede Kirche auf dem Grunde der alten stehen müsse (selbst die Altkatholiken fühlen eS jetzt) und weil sociale Schäden auch letzt wie damals vorhanden sind, die nur auf dem Wege inniger christlicher Liebe gelöst werden können. Um dem herrlichen Bilde der ersten Christengemeinden seinen dunklen Hinter grund zu geben, scbl bcrle der Redner mit ergrei fenden Beispielen da- römische Kaiserreich, welche- schon dem Verfall nahe war, alS eS noch äußer lich durch Eroberung zunahm. DaS Herunter kommen deS eigentlichen Bürgerstandes, da- Em. porwuchern großer Vesitzthümer (ganz Nordafrika war im Besitz von einigen Großen, dle Rero um bringen ließ), daS traurige Leben der Arbeiter, die furchtbare sociale Noch (Diokletian ließ Hunderte von Bettlern ertränken, um ihren Anblick nicht zu haben), dies Alle- wirkte mächtig mit zum Falle RomS. Der Reichthum der Großen mußte nur dem LuxuS dienen; und Wohlchaten zu spenden galt als eine doppelte Thorheit, weil man sich da mit selbst beraube und dem Elenden seine Leiden verlängere. Gab e- auch einzelne edle Heiden (der Herr selbst lobt sie mitunter), so konnten sie doch das traurige Gesammtbild nicht verwischen. Auch fanden selbst die Philosophen und Denker die Verachtung deS Armen in Ordnung. Die Be schäftigung deS Volke- war eine höchst niedrige. Nach Spiel und Unterhaltung stand sein Sinn. Thierkämpfe, Glaviatorenspiele stumpften dem Volke sein Gefühl so ab, daß es mit Befriedigung rief, wenn ein Gladiator den andern köstlich traf: der hat's, der hcu's! Zu derselben Zeit trat in einem Winkel deS Morgenlandes der Herr auf, und er brachte Liebe und Erbarmen in die liebelose kalte Welt; durch seine Bergpredigt machte er das Gebot: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst! zur Sonne, die daS geistige Leben der Menschen regieren solle. Hierauf gab der Redner ern Bild von der ersten Christengemeinde in Jerusalem; er schilderte die Gütergemeinschaft, die von CommunismuS zu unterscheiden ist; die Agapen (LiebcSmälner), die Jahrhunderte lang ihren Segen strömen ließen; die Wohlthätigkeit, welche bewirkte, daß es bei den Christen keine Bettler gab, und daS Märtyrer! hum, welches Viele freudig in den Tod für den Herrn gehen ließ. An solchem Bilde muß sich unsere Zeit erwärmen und daher oft auf dasselbe zurück- blicken. DaS Wohlthun der Christen war selbst den Kaisern rührend, und einzelne (Julian) ließen es nack>ahm;n. Schenkungen und lleberlassungen von Gütern machten die Kirche reich, und dir mit der Verwaltung betrauten Bischöfe und Dia konen stellten manchen Seufzer, manche Noth bei Wittwen, Waisen, Kranken rc. Auch auf die Heiden erstreckten sie rhre LiebeSlhäligkeit. Dabet legten sie auf Armenzucht Gewicht (Faule be kamen Nichts) und besonders auch auf die Frei willigkeit deS Gebens. Ihre ganze Thätigkeit war vernünftig organisirt, und sie lösten die sociale Frage soweit, alS sie auf dieser Erde gelöst werden kann; d. h. sie verhüteten mit allen Mitteln, daß eS znr offenen socialen Revolution kam. Von diesem Zeitalter der ersten Gemeinden schritt der Redner fort zu der Zeit der Kirchen väter, in welcher die Kirche ln großartiger Weise für alle Unterdrückten auftritt. für die Sklaven, für die kleinen Gutsbesitzer, für die Wittwen rc. Ernst war die Predigt der Kirche gegen den LuxuS, den die Kirchenväter nicht entschuldigten, weil er Arbeit schaffe und den Armen V-rdienst bringe. Die gewöhnliche Wohlthätigkeit reichte zu dieser Zeit nickt mehr aus; die Sorge für die Armen mußte im Großen wirken. Daher treten die Klöster und HoSpitäler auf. Tie HoSpitäler trugen einen generellen Charakter, eS fanden alle Arien von Hülfüdedürftigen darin Aufnahme; und sie erweiterten sich so, daß sie oft ganze Straßen An nahmen. Später trat eine Trennung der ver schiedenen Anstalten ein. Die Klöster waren da mals auch WohlthLtigkeitkanstalien; daS Bild des Müssigganges paßte übrigens nickt auf sie; freie Hand arbeit und allgemeiner Besitz waren ihre Grund züge. Die Mönche betrachteten die Arbeit nicht als Schande, sondern als Tugendmittel. Die Re sultate der LiedcSthäligkeit in der Zeit der Kirchen väter waren großartlg. Aber es ist nicht zu leugnen, daß d:e LiebeSthätigkeit in der ersten Zeit eine reinere war als zu der Zeit, wo daS Christen thum zur Herrschaft kam. Die alte Kirche besaß felsenfesten Glauben und ernste Gedanken an die Ewigkeit. Und deshalb bleibt sie für unS ein Bild, auf welche- wir zur eignen Stärkung fort und fort zurückblicken müssen. Aus ätadt und Land. * Leipzig, 23. November. In der am gestrigen Abend abgehaltenen Versammlung derGenossen- schaft selbstständiger Klei dermacher führte Herr Emter den Vorsitz. Mau beschäftigte sich in erster Reihe mit dem auS dein Fragekasten ent nommenen Antrag, die Verhältnisse der Ar bcitgeber zu ihren Arbeitern einer Be sprechung zu unterziehen. Die über dieses Thema geführte Debatte, welcher man das in Nr. 314 deS Leipziger Tageblattes enthaltene Referat über die Versammlung der hiesigen Schneidergehülfen, bez. die darin erhobenen Klagen und Beschwerden zu Grunde legte, siel nicht sehr schmeichelhaft für eine gewisse Classe von Arbeitern aus. In der Hauptsache wurde von den verschiedenen Red nern Folgende- geäußert: ES sei nicht wahr, daß den Schneidergehülfen ständig eine Arbeitszeit von 12—14 Stunden zuaemulhet werde; nur in ein zelnen Perioden des JahreS müsse täglich so lange gearbeitet werden, und daS sei bei dem Schnerder- gewerbe nicht zu ändern, welches unter allen Um ständen von der Saison und der Mode abhänge. Dafür komme aber wieder in jedem Jahr eine längere Zeit, wo das Geschäft viel weniger leb Haft ist und die Arbeiter sich vollständig erholen können. Man müsse unbedingt die gme Zeit mit der schlechten Zeit in ihren Wirkungen zu ver einigen suchen. Der Anspruch, SonntagS gar nicht zu arbeiten, sei unbedingt zurückzuwcisen; der Meister und Principal ist gezwungen, Sonn tags in seinem Geschäft thätig zu sein; die Polizei, sämmtliche VerkehiSbeamte, >a auch die Kausleute arbeiten Sonntag-, und da werde wohl auch der Schnetdergehülfe, der ia ohnehin häufig am Mon tag „blau mache", eben so viel auShallen können. UebrigenS gehe auS dem Umstande, baß letzt viele Schneidergehülfen erst um 9 oder 10 Uhr Vor- mittag- ihre Arbeit beginnen, hervor, daß sie sich nicht überanstrengen. DaS Verlangen nach dem sogenannten NormalarbeitStag im Schneidergewerbe sei in jeder Weise unbegründet; feiner Zeit sei die Einführung der Stückarbeit alS ein Fort schritt der persönlichen Freiheit begrüßt worden. Der NormalarbeitStag degradire die Schneiderwerk statt zur gabriki Man könne e- gar nicht ander-auf fassen, alS daß diejenigen Schneidergehülfen, welche dem NormalarbeitStag da- Wort reden, sich nicht ge trauen, bei der Stückarbeit ihren Erwerb zu fin den, also in die Kategorie der faulen oder unge schickten Arbeiter gehören. Durch den Normal arbeitStag werde nur den ConfeclionSgeschäflen in die Hände gearbeitet. Em guter und fleißiger Ge- hülfe, welcher auf Stück arbeite, bringe eS in Leipzig auf mindestens einen Thaler täglichen Lohn. Frei lich gebe eS Gehülfen, die weniger verdienen, das sei aber die Schuld der Belassenden selbst. Der einsichtsvollere Arbeiter werde sich gewiß sagen, baß gerade a-s Sckneidergebülfe man wehr Frei heit alS in jeder anderen Branche genieße; nichis destoweniaec sei eS Modesache geworden, die soc-al- demokratische Bewegung mrt zu machen. Durch tas Drängen der Arbeiter nach fortwährender Lohnvermehrung werde man bald in die englischen Zustände geralhen und daS Kleingewerbe gänzlich vernichten. ES fehle sehr vielen Arbeitern heute die Tugend der Sparsamkeit, der O-ckonoime. Der gute und st ißige Arbeiter erfreue sich seitens sei ne- Principals, wie daS ganz selbstverständlich sei, der freundlichsten und humansten Behandlung Was die schlechte Luft in den ArbeiiSlocalen be treffe, so seien die Gehülfen in den meisten Fällen daran selbst schuld; bei ihnen gehe die Cigarre den ganzen Tag nicht auS, und sie dach ten nicht daran, die Fenster zu öffnen und frische Luft hereinzulassen Zum Schluß wurde betont, daß man bereu sei, billigen und gerechten Wün schen der Gehülfen entgegen zu kommen, aber nie mals werde man sich von dummen und faulen Ar beitern lerrorisiren lassen. — In Bezug auf die An gelegenheit des überlangen CredNs, welchen oft Geschäftskunden beanspruchen, wurde beschlossen, den Credit nach kaufmännischen, System zu regu- liren und auf den Rechnungen das Creditziel mit anzugeben. * Leipzig, 23. November. Nachdem die am gestrigen Abende im großen Saale deS Schützen- haus.S tagende Wahlversammlung der Leipziger Carnevals-Gesellschaftsich zunächst geraume Zeit mit der Einzeichnung neuer Mitglieder be schäftigt hatte, eröffnete der stellvertretende Vor sitzende die Sitzung mit humoristischer Anrede und forderte zur Wahl eines neuen, auS fünfzehn Mitgliedern bestehenden Comite auf. Um der Versammlung das langweilige Verlesen der Stimmzettel zu ersparen, wurde eine Commission von secks Mann ernannt, welche das Auszählen der Stimmzettel übernahm. Nachdem noch telegraphische Grüße vom Oderulk Hock, vom Graf Dattenberg und vom Platzmajor (dem früheren Gouo.rneur deS SchützenhauseS) vorgelesen und sofort in gleicher Weise erwidert worden waren, öffneten sich die Schleußen deS Humors und überflutheten daö immer stärker anwachjende Narrenheer in recht bedenklicher Weise, wozu allerdings der närrische Bierwirth durch einen famosen Gersten saft sowohl wie seine weisen Verhalircgeln nickt wenig beitrugen. Altbewährte Kämpen betraten die elegante Ncdnerbühr.e, die früher recht bezeich nend durch ein leeres Faß vertreten wurde, und unternähme« förmliche Atlaken auf die LachmuSkeln ihrer Zuhörrr, selbst die am festesten geschlossenen CarröS ohne sichtliche Anstrengung sprengend. Luch junge Knappen zeigten sich un Turniere und erwarben sich die Rittersporen auf ehrenvolle Weise; die Lieder, mit trefflichen Melodien versehen, zündeten gleich Bomben in einem Pulverfasse, so daß sich sämmtliche Dichter dem Volke zeigen mußten; dazwischen regnete eS Toaste und der Jubel steigerte sich mit irdem Augenblicke. Nach langem Harren endlich — im Sommer hätte der Morgen (oder vielmehr die Viertel-Hektare) bereit- gedämmert — wurde daS Wahl-Resultat verkündet. Die Liste enthielt folgende Namen: BurkaS, Haugk, Hawlitscheck, Hertlem, Hirtel, Kraft, LaschinSki. Leiner, Luther, MotheS, Neuse, Petzold, Römer, Teller, Zieger. — Diese Wahl darf alS eine glückliche begrüßt und dem Central-Comits auf 1872 Veste Wünsche für das glückliche Gelingen feiner Aufgabe zugerufen werden. — Eine nicht geringe Erschwerung ist, wie der „Dr. Anz." mitiheilt, den Gerichten in neuester Zeit durch daS Dissiden t enwefen erwachsen, senden, dasselbe durch Gesetz denselben zugewiesen worden ist. Läßt sich schon an sich nicht recht er messen, wie die Gerichte dazu kommen, sich mit diesen, ihrer Competenz an sich ganz fern liegen den, auf rein kirchlichen Verhältnissen beruhenden Angelegenheiten zu befassen, so wird daS Miß liche dieses neugeschaff nen ThätigkeitSfeldeS da durch nicht gemindert, daß sich in dem betreffen den Gesetze Anlaß zu Zweifeln findet und zwar gerade in Fragen, welche recht tief in die wich ligsien Lebensoerhältnifse Derjenigen eingreifen, dir den Schritt nicht scheuen, sich von der be stehenden kirchlich christlichen Gemeinschaft losjU- sagen. Hierzu kommt, daß nicht bei all:n, der letzteren noch angehörigen Beamten derienig« Grad von JndisfereniiSinuS vorausgesetzt werden kann, welcher dazu gehören würde, um sich mit Vorliebe mit den Angelegenheiten der Dissidenten zu be fassen. Ist doch daS Auftreten derselben in immer wachsender Zahl auch ein Symptom dasür, daß die vom politischen Gebiete so ziemlich verdrängte Un einigkeit sich nunmehr auf kirchlichem Gebiete mede,zulassen beginnt. Wie weit Übrigens dir GleichMilgkeit für Kirche und Religion bereit- gediehcn ist, dafür sprich! u:>,er i,Zu führung, daß nicht selten Leute, licken wollen ihren Eintrag int^ bewirken lassen, um sich mitUmg.^^ vcwlilcri rasscn, urn nur bürgerlich trauen zu lassen, irgend ein Vvriheil nicht erwach'» Kosten und Weitläufigkeiten bichsz^ möge hierbei noch zur Berichtig Ansichten bemerkt werden, daß j» wegS die facultaiive Civilrhe, s,,^ sogenannte Nolh - Civilehe eu^ ^ solche Personen, welche nach der^^ fafiung kirchlich überhaupt gn Hjs*' werden können. — Aus Zwickau meldet dasdrni», blatt: Dem Vernehmen nach h- ^ Stadtrath in seiner E'genschai, ^, behörve wegen eines in der sitz!» jj,» in Leipzig erscheinenden ,,VolkSjia„>. tenen Aufsatzes, welcher daS Beibci zinni Versammlungen in hiesiger Stad: uro lösung einer Arbeilerversaminlung m , zum goldenen Becher allhier Sit!» du« behörde rum Gegenstände bat, mit die in diesem Artikel enthaltenen und Beleidigungen der Behö de rie krasnj Verfolgung des Verfassers bieirs ilriM, des Redacceurs deS genannten Lta.ikt be^ * Leipzig, 2Z. November. Lus den mJist theile dieftS Blatte- abgedruck en ProP« Hannover'sche Ultramarin-ßabril treffend, unter welcher Firma eine Liras sckast in Hannover die Egestorff'jchrn ililiaj Fabriken in Linden und Andreasberg hat und betreibt, machen wir hierdurch »H sonders aufmerksam. Auch eine VolkLLcrsiiui« * Durch daS sonst lo muntere uad Plauen im Voigilande gehl seit kurzcvl durch daS Hau- voS Frtedländers, ein iq Geist, unter dessen Eindruck namemlich »«1 sttuirle Minderheit, welche das bayerisch! lieber trinkt alS anderes, cnts.ylich leibri denke sich aber auch: daS Seidel des versus« bavarischen Products soll fortan, statt i Pfennigen, mit 2 Neugrosck>en bezahlt »erd« DaS ist kein Spaß für alle Die, weites voigtländischer Werse zu kneipen für die sq lickste Aufgabe deS Lebens hatten. Ter ^ Geist, welcher durch Plauens scheue L» schleicht, hat aber doch nicht den ein-und s borenen Humor des lustigen Völkchens»»! und Syra zu beugen, viclweniger zu iLale, mocht, und so liest man denn in Ln Tm^ VariSker, dem Voigtländischen Äii;cizn, sein herzerhebenden Bericht über eine Lech» der „bayerischen" Stammgäste au» dm „H< Löwen" und der „O.ue'sche", aus der „Vs und dem „Deutschen Kaiser": Plaucii, l v November. Zu der aus zeml räumten L rsammluiig der bäuerischen Ll» batten sich in den festlich dccorirlen Aanmcn M trivatd Vange etwa :<—>«»>«> Personen einzchmlaZ ernannte Präsident ermahnte zunächst die ÄM sich bei Verfolgung ihrer Rechte mir streng m> der besetze zu halten, und eröffnete sodann die »L Debatte. Es winde zuvörderst ein Vorschlag mz« einen Consuinvrrtiu zu gründen und sich,» näberen Einrichtungen desselben an Herrn Delitzsch zu wenden. Wegen des zu erwaneakeiii deutenden Eonsums und der damit in Li» sichenden Schwierigkeiten fand der Verschlag ln» reichende Urterslützung. Ebenso erging es emil teren Vorschlag, eiiic'Productil'sttiioUcnIiilasl Pis den, welcher Vorschlag namentlich daran scheiNA sich nickt genug Ltammgäste fanden, welche kl temmenden niederen Brauardeilcn übernebmiii > Hierauf ergriff der Stammgast von üb kt I derselbe führte aus, cü müsse «nbrrs wrrdciis er sei Stammgast von 1 Wirthschasten und bn lich Etwas fertig. (Heiterkeit.) Man babe ch» ein Glas Bier wiege ein Pfund: sei daS ri- trinke er täglich einen Stein Bier (tcgeislnle^ das mache in fünf Tagen einen Centn« H Beifall.) Der Aufschlag sei also für iba sehr b«Ä (Sehr ricktig; eine Bassstimme: „für mich M" I Der Stammgast M. beantragle, er sämmtliche Stammgäste allabendlich vor ibra tt» von 7 — 12 Uhr aufstrllrn und eine drotkikj dkmonstrittlvr Haltung annchmrn. rcrLm zwar vielseitige Zustimmung, indem man nana Wtrtlsinncn dadurch zum Nackgeben zu bringe» s ,dre Quetschgäste stimmten sämiiiilich daistr: »lei Antrag wurde schließlich niit Rücksicht anl diel rungsverhältniffe abgelebnt. Hlerauf ergriff das Wort S. B. und mr'-bll Stammgästen Actirnbirr (Murren)i man debil hier den Grundsatz gestellt: l) stets ew «M- und 2) stets ein btlligrS Bier zu liefern: diiiem-o satz sei man niemals „treulos" geworden. ,S«e! ruhe, Glocke des Präsidenten ) Der Pmkei«:s glaube, der Redner verletzt bei dieser BciaüMz i bayerisches Bier die Gefühle der LtamniM meines Bravo.) "Nachdem die Ruhe mit Mühe wieder bnzeßL j man zur Abstimmung über die Vorschläge da 7 ordnung über und beschloß: „Sämmtliche Äw verpflichten sich aus die Dauer des B-eraiMagetri nicht liingrr als irchs Stunden ihre zu besuchen." Dagegen fand der 2 Puinl«!>s ordnung, betreffend das Sonntag-Kneipen, w Ws Motification Annabme, „daß sich die LUmingÄ» pflichten, Sonntags nicht vor Beendigung te» k inittagSgouesdienstes ihre Ltammllieiden z» ki»S Hiermit war die Beraibnng gischiostm, uak niiig zu einem gcmüthlichen Beisammensein über: "" Lieder wurdon gesungen, z. B „Bier der. Viei i „Europien ist ruhig" „2 lederne Sbumr^'x l in der Nacht trennte man sich mit einem hc<t«s Einigkeit der Siammzäsle ConstatirSn müssen wir noch, daß der die Vers« lung beherrschende Ton durchweg em anränbigcr i gesitteter gewesen ist, was bei dem Vilemizsgube! Bcrsammklicn um so mehr an werken»» » Seil- n .irische u j in rleaant > »eßm »ppc filli Iritder «rue ßBÜM Preis «ri ( e delicale He ül alle Krar k; nämlich A b, Drüsen-, »inenleiben.' jMma.Husi v, Schwindel : und Er! . Tiadeies, ! . Gicht, »Keusungen, j-erlangen liier als s - hsenen > I io Medicii i Kr. V8.4 Vnmetto ihm! Jg r wundervoll z das heißt s« i MineS Alte rUJ-hre. mem Gest t wem Mag« ß«i Me mich «kranke, i> meinen > Ich essm r« und wie Lack.-i -Pt Ll-< l Uund l N Lgr., 5 Thlr. 1 stislüKcik !l Tassen I sZ Tafftn l! Taffen! FTaffm! !l'Sgr., ! lass« 18' d» Barr «Wr-ire idvtyekr; LiSlllLPS nd Antl HU, Post KU,. Ä« voi DrtSdne K.Aet. 1 Mr äo. «t <>o. 2 »ssih. >sn ssch.23l Gll'j.- Udani» >A. l il.rsp, W ÜZill?r. 1« > t L8 lt" pr- 1 82 st l !4B. 1 sl«1l>< Olalita Ptt pl. P: l »L2.Pl il vr. L ! «p bez. r -Kovrwbr grillt» pr. T , Decembe »evib dn-ersititl I'IIidiblil ^hwsmrS ^«va ! «Mblin W, >, l? -«s M,lr für :Nr. 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