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Dresdner Nachrichten : 01.06.1876
- Erscheinungsdatum
- 1876-06-01
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187606019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18760601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18760601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1876
- Monat1876-06
- Tag1876-06-01
- Monat1876-06
- Jahr1876
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- Dresdner Nachrichten : 01.06.1876
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7iff-sat^i>«nn,l>m» ov». <«»>»- In -a^ndur,,, ver» Un, IAtn, LrlVtls, Ivalcr, Bretlou. Frankfurt ». M. — >o< >1°«^ in vcrlln, ><tkj>a. WIkn, Hamdurx, tzrinkfiir» ,. M., Mün chen — V«»I>» » 6». In tzr-nksur» a M. — r». »»>r> In lldeinnl^ — ll»- »»».I-Ui»t«. N»I>i,r » c«. in Vartt. Tageblatt für Politik, Unterhaltung». Geschäftsverkehr. > Druck und Eigenthum der Herausgeber: EiePsch öc Ntichardt ln D.cbben. Verantw. Redacteur: Fritdr. Goedschk in Dresden. «atwlktlse «NN »ist«!,. Austrige »on NN» und«» iLnnIen tztnnen ,ni Vis ionen tnlertren v>Ie nur «el,enVrt,ui»er»nd«- 8attun» durch kries- «irle, »der Vaftelnta;. lu,». «chl «ttden «°P-» ld Pfie. Inlerale iür »te 5n»ni»o». ssiummer »»er «ach einem Jestiaz« »t« ViMtelle SO V!»r. Rr. 153. C-iunridMmizigster Jahrgang. ^ Mkitredacteur. Für daö Feuilleton: vr. Lm» Nloro^. Dresden, Donnerstag, 1: Jnni 1876. Politisches. Unblutiger ist selten ein Thronwechsel vor sich gegangen, als der Sturz Abdul Aziz's und die Einsetzung Murad'S V. Geradezu musterhaft benahm sich die Bevölkerung EonstantinopelS, indem sie einen absolut unfähigen, sein Land sichtbar ruinirenden Fürsten be deutete, einem Würdigeren Platz zu machen. Kein wilder VolkS- aufstand, keine Entfesselung wüster Leidenschaften, lein Massacre, keine Plünderung—nein, eine entschiedene, ruhige, maßvolle, von edlen MotivengeleiteteVoll!Zbcwegung.Dcrausgcmergclte,schützcgierigeEx- sultan wird mit seinen Weibern, Papageien, Assen und Hähnen in daS alte Serail eingesperrt. Dort wird er in Nutze gelassen. Seine Mutter, die Sultanin-Validch, zieht mit, aber kein neuer weiblicher Zuwachs darf nach türkischem Gesetz die Thür des Harems eines gestürzten Herrschers überschreiten. Abdul Aziz wird der Mangel an neuen schönen Sclavinnen weniger kümmern; mehr Sorge wird ihm seine Schatzkammer verursachen, die man ihm wohl ein wenig schröpfen wird. Besitzt er Mittel genug, sich von Zeit zu Zeit neue Hähne und Rattenfänger zu Thiergcfechten anzuschaffen, die Lücken in der Papageicnvoliore durch neue Exemplare zu ersetzen, so wird er sein thatenloses Leben in verhältnißmäßiger Zufriedenheit be schließen. Auf seinen Neffen, Murad V., der als erster constitutio ne!!» Monarch die Negierung des OsmancnreichcS antritt, blicken nicht bloS die neuen sechs erlesenen Jungfrauen, die ihn im Serail erwarten, sondern vor Allem seine muhamedanischm wie christlichen Unterthanen mit großen Hoffnungen. Dieser Wechsel auf dem Throne der Khaliscn, der Antritt der Regierung durch den 31. Souverain vom Stamme OLman'S stellt sich als ein vollständiger Sieg des Jung- oder Neformtürkcn- thumeS und als complete Niederlage der russischen Politik heraus. Der neue Padischah genießt den Nus eines festen und intelli genten Kopfes, der sich weder in die feinen Jntriguen Jgna- tiew'S verstricken, noch von den gröberen Zettelungen dieses russischen Gesandten einschüchtern lasten wird. Wenn cS ihm gelingt, seinem Bolle eine Verfassung zu geben und unter den Bekennern deS JSlamS wie des Evangeliums bürgerliche und staats bürgerliche Gleichberechtigung durchzuführen — so wüßten wir nicht, wie der lächerliche Vorwand aller russischen Politik (Verbesse rung der Lage der Christen in der Türkei) noch länger als Maske moSkowitischer Ländergier Vorhalten kann. Jeder Vorwand zur Einmischung deS Abendlandes in die Verhältnisse der Türkei fiele weg. Insofern hat Europa, so weit cS Frieden begehrt und nicht russisch denkt und fühlt, alle Ursache, den Sofias und anderen Muselmännern für ihren Entschluß und ihre That dankbar zu sein. Außer sich wird natürlich Rußland und die KricgSpartei in Europa sein. Auch die Berliner KricgSpartei und ihre Bedienten, die Na tionalliberalen, sehen zu dem Umschwung, der jedem freien Manne nur ein Gefühl der Befriedigung entlockt, sauer darein. Mit dem Schwächlinge Abdul Aziz konnten die russischen und anderen Störer deS Weltfriedens umspringen, wie es ihnen die Laune eingab, mit dem thatkrästigen Reformer Murad müssen sie rechnen. Wie beschämend ist es außerdem für Rußland, daß die von seinen Federn als so un- rivilisirt geschilderte Türkei sich eher den konstitutionellen Freiheiten und Volksrechten des Abendlandes öffnet, als das „heilige", richtiger barbarische Rußland! Wie muß man an der Newa erröthen, wenn Europa sieht, daß in der Türkei die Konfessionen friedlich neben einander wohnen, in Rußland aber der KatholieismuS, die Pro testanten und unzählige Seelen von der orthodoxen griechischen Kirche geknechtet werden! Kurz, Rußland mag zürnen, Europa wird sich mit freuen, wenn die Perle der Dardanellen in dreitägigen Festen in dankbarer Wonne schwimmt, daß der erste, schwerste Schritt zur Besserung, zur Erhaltung des Friedens, gethan wurde. In Oesterreich haben zwei Todesfälle bedeutsame Personen von der politischen Bühne gerissen, den Feldzeugmeister John und den Czechensührer Palatzky. Seit dem Tode des Admiral Tegethof hat die österreichische Armee keinen solchen Verlust erlitten, wie durch den Tod deS Siegers von Custozza. Die österreichische Armee hatte ein außerordentliches Vertrauen zu John, auf ihn setzte man im Falle eines Krieges dort alle Hoffnung und das Vertrauen zu John trug viel zum Selbstvertrauen der österreichischen Armee überhaupt bei. Was aber den Tod deS greisen czechischcn Parteiführers und Geschichtsschreibers Palatzky anlangt, so drohen die Czechen, daß sie in Verfolgung ihrer einseitigen, deutschfeindlichen Politik nun nicht mehr durch die Vorstellungen Palatzkys gehindert würden. Nun, schlimmere Unterdrückungen als bisher unsere deutschen Brüder in Böhmen von den Czechen erfuhren, werden sie auch in Zukunft nicht erdulden. Umsomehr würde die Thatkraft der Deutschen gegen die „böhmischen Dickschädel" angespornt werden. Das preußische Herrenhaus hat gestreikt. Es war nicht beschluß fähig; alle Mitglieder, die nicht in Berlin wohnen, sind schon abge reist und einer der Junker erklärte es als Beleidigung, wenn man ihnen zumuthen wollte, in den Pfingstfericn an den Gesetz-Entwürfen zu arbeiten. Damit ist alle Möglichkeit geschwunden, die großen Gesetze, an deren Berathung das Abgeordnetenhaus Tages- und Abend-Sitzungen verwendete, noch durchzuberathen. Namentlich fällt da auch die famose Städtcorbnung in den Brunnen, was kein Schaden ist. Hat doch die Kammer das Dreiklassen-Wahlgesctz, das Bismarck einst als das unsinnigste und verwerflichste aller Wahlge setze erklärte, für die Stadtmahlen beibehalten und LaSker war poli tische Windfahne genug, sich gegen das gleiche Wahlrecht (wir haben eS in Sachsen), für da» er sich einst begeistert hatte, zu erklären. Locales vud Sächsisches. — Rag atz ist das nächste Reiseziel Sr. Majestät deS Königs. Der Gebrauch der dortigen warmen Quellen ist Sr. Majestät ärzt lich angeordnet worden. — In Gemäßheit einer Finanzministerialvcrordnung sind zu möglichster Erleichterung der Einlösung der von heute an außer Cours gesetzten LandeSscheidemünzcn außer den bereits bezeichnten hiesigen Kassenstcllcn, als der Finanzhauptkaffe, dem Hauptsteueramte, dem Forstrentamte und der Bczirk-ssteuereinnahme auch noch die Zollabfertigungsstellen am Leipziger Bahnhöfe und am Ccntrakgütcrbahnhofe und die Sch lacht st euer-Ein nahmen am Centralschlachthofc, sowie in der Altstadt, Neustadt und Friedrichstadt beauftragt worden, in den Monaten Juni, Juli und August d. I. die gedachten Münzen nach dem gesetzli chen Werthvcrhültnisse sowohl in Zahlung anzunehmcn, als auch gegen Reichs- oder Landcömünzcn umzuwechseln. — Der Gesetzentwurf über Ausnahme einer 3procentigenj Renten an leihe ist gestern zur Ausgabe gelangt. Die Anleihe beziffert sich auf 101,000,000 Mark und soll in Abschnitten zu IO Mark jährliche Rente auf 500 Marl Kapital, 30 - - ° 1000 - 00 MW « » 3000 - - 150 » - -- 5000 - » auSgegcbcn werden. Die Coupons laufen vom I. Juli 1876 ab. Die Auszahlung der Renten erfolgt in halbjährigen Raten am 31. Deccmber und 30. Juni jeden Jahres bei der Staatsschuldenkasse. Die Tilgung der Anleihe erfolgt, sobald und soweit bei der laufen den Verwaltung Ueberschüsse der Staatseinnahmen über die Staatsausgaben sich ergeben und soweit im Staatsbudget nicht anderweit über dieselben verfügt wird. Die Tilgung ge schieht in der Art, daß die dazu bestimmten Mittel zum Ankauf eines entsprechenden Betrags von Schuldverschreibungen verwendet werden. Aus dem Decret ersehen wir, daß die Negierung außer den bereits als angekaust zu betrachtenden Privateisenbahnen Leip zig-Dresden, Chcmnitz-Aue-Adorf und Sächsisch-Thüringische Eisen bahn noch ankaufen will die Chemnitz-Komotauer Bahn für 9,900,000 M., die Hainichen-Noßwciner Bahn für 1,460,OM M. und die Zwickau-Falkensteiner Bahn für 3,750,OM Nt. WaS bleibt nun noch für eine Bahn? Es ist nur die Muldenthal-Bahn. Ist sie nicht nothleidcnd, oder spckulirt sie darauf, daß der sächsische Staat sie nun doch auch partout, kaufen muffe, oder daß ein nordischer Käufer mehr bieten könne und werde als der Staat Sachsen, um letzterem einen — Strich durch sein ab gerundetes Eisenbahnnetz zu machen? — Gestern hat vor Herrn Polizeidirector Schwauß von früh 7 Uhr bis nach 12 Uhr Mittags auf dem Platze vor dem böhmischen Bahnhofsgebäude die alljährliche Droschkenrevue stattgesunden. Von den jetzt existirendcn 470 Droschken waren etwas über 4M er schienen, die andern fehlten wegen Reparaturen re., und wurden, was Beschaffenheit der Pferde und Wagen anlangt, durchgängig in einem unserer Residenz würdigen Zustande befunden. — Während des letzten Krieges war das ganze sächsische Ar meekorps mit do pp el söhligen Stiefeln ausgerüstet, die ge genüber den cinsohligen Stiefeln die Vortheile größerer Haltbarkeit und bestem Schutzes des Fußes boten. Diese größere Fclddienst- brauchbarkeit des sächsischen Stiefels ist nun auch in Berlin aner kannt worden und in verschiedenen preußischen Regimentern werden jetzt Trageversuche mit solchen Stiefeln gemacht. — In einem Hotel der inneren Altstadt hat sich gestern Vor mittag ein am Montag daselbst angekommener Fremder, der sich als Kaufmann Ai. aus Hütten bei Königstein in'S Fremdenbuch einge tragen hatte, erschossen. — Von dem Dache eines neuerbautcn Hauses in der Wetti ner Straße stürzte gestern Vormittag ein gefülltes Kalkfaß herab auf die Straße, nahm vom Dache noch eine Partie Ziegel steine mit und traf unten das zufällig vorüberfahrende Geschirr des Herrn Jnspector Fränzel von der Ncisewitzer Brauerei, welcher selbst am Beine schwere Verletzungen davongctragen hat. Pferd und Wagen waren mit Kalk arg überschüttet. — Landtag. In Ihrer vorgestrigen Sitzung genehmigte die 2. Kammer (Referent Abg. Philipp) auf die laufende Finanz-Periode 600,000 Mark zu planmäßiger »Fortsetzung der Elbstrom-Corrcctionöbauten und richtete dabei an die StaatSreglerung den Antrag: „eS möge dieselbe beim BunteS- rathe dahin wirken, daß man die neuen ElbschifffahrtSacte tbun- Uchst beschleunige und Bestimmungen getroffen werden, durch welche alle, den Elbstromvcrkebr, sowie die Interessen der Schiff fahrt und die Elbstrom'Atlacenten, alö solcher, betreffenden An gelegenheiten mittelst eines zweckentsprechenden und schnellen Ver fahrens Erledigung finden." Bezüglich der in dem Cultuö- Ministerial-Budget zwischen beiden Kannncrn bestehenden Diffe renzen berichtete Abg. Starke- MIttweiba. Unter Anderem beharrte die Kammer gegen 21 Stimmen bei vem Anträge wegen Berufung eines Vertreters der historisch-kritischen Schule in die theologische Facultät zu Leipzig, wobei Referent Starke- Mittwcida die Kammer den in der 1. Kammer er hobenen Vorwurf zurückwIcS, als wolle sie sich t» die Staatö- Vcrwaltung mische»: sie wahre bloS ein ständisches Recht. ES sei gesagt worden, die Kammer alö politische Versammlung bade sich nicht in kirchliche Angelegenheiten zu mischen. Wenn die Kammer bloS dazu da sein sollte, Geld zu verwilligen, danke er für die ganze Geschichte (Heiterkeit). Wenn weiter geltend ge macht worden, eine historisch-kritische Schule bestehe nicht mehr, höchstens noch eine „Tübinger." so sei daS nichts alö Wort klauberei. Secretär vr. Große bemerkte, wenn ein Theologe in der jenseitigen Kammer behauptet, die jetzigen Proscssorcn der Theologie in Lklpzig gehörten ja schon zur historisch-kritischen Schule, so könne man sich darüber eines Lächelnd nicht enthalten. Eine Petition der Stadt Wurzen, welche darum bittet, auf eine Reihe von Jahren die Staatssubvention für die dortige Realschule von 12,000 Mk. auf 15,000 Mk.^u erhöhen, wurde trotz der warmen Verwendung der Abgg. Starke-Schmölen unv Hartwig. welche die starke Freguenz des woblgcpftegten Instituts und die Bedürftigkeit der Stavtgemcinbe hervorgehoben. aus sich beruhen gelassen, nachdem auch Commissar vr. Feiler zwar die Bedürftigkeit Wurzens anerkannt, aber hinzugesügt, daß die Regierung mit der Reihe von Jahren recht schlimme Erfahr ungen gemacht. Einstimmig beharrte die Kammer bet der Be willigung von 70,000 Mk. zur Errichtung einer Veterinär - Klinik an der Universität. Weiter bewilligt die Kammer lReierent Abg. Körner) 43,000 Mk. alö Bcrcchnungögcld für bauliche Herstellungen innerhalb beö Postbalterelgrundstückö in Leipzig bchuiö Benutzung deö Gebäudes für die Canzlci und Ex peditionen der dortigen KrciShauptmannjchait, empfahl jedoch thunlichite Sparsamkeit. Die 1. Kammer bcrleth u. A. den Baue tat unv stimmte nicht den Beschlüssen der 2. Kammer zu. linier Anderem wurde auch die Petition nm Erbauung einer Willi den brücke bei Kl osterb uck, (delLelSnig) aus StaatS- kosten als nicht dringlich aus sich beruhen gelassen. An zweiter Steile ermächtigte man, wie die 2. Kammer, die Regierung zum Vcrkaus bcS Abbaurcchts deS gelammten BraunkohlensctteS im L i m in l t tz w a l d c. Die 2.Kammcr hat am Mittwoch auf Antrag vr. Minckwitz der Ausfassung der Regierung bezüglich Ausstellung des Budgets in ein ordentliches und außerordentliches einhellig vclgesllnimt und die Vorschläge der l. Kammer abgelebnt. Dagegen nahm sic den Antrag Ochinichcnö aus Vorlage eines detaillirtcn Eisen- bahn du dg cts an. — Einige Debatte veranlaßt«: daS könlgl. Decret. welches die Ermächtigung für die Regierung zum A n - kaus der Sächsisch-Thüringischen Eisenbahn ver langt. Die Bahn soll durch Gewährung einer jährlichen Rente von 480,000 Mark Seitens deS Staate- erworben werben, was einem Capitalwerth von 11,520,000 Ml. entspricht, während der Zeitwert!) der Bahn, auf die 20,251,495 Mk. verwendet worden sind, aus 17,339,2:10 Mk. geschätzt worden ist. Die Finanzdcpu- tation schlug durch ihren Referenten Abg. S ta r k e - Schmölen einstimmige Annahme deö RegierungövorschlagS vor, und der Referent entwickelte in selnein einleitenden Vortruge die Gründe dafür nach dem Inhalte deS DccretS. Die Bahn habe einen starken Lokal-Verkehr, vermittele den Verkehr von Thüringen nach Baiern und Böhmen und mache, so lange sie in Prlvathänbcn sei, der Scichs.-Bairisch. StaatSbahn eine bcachtenSwerthe Concurrenz; bringe den Städten Elstcrberg unv Plauen wie dem Voigtlcmdc überhaupt große Vorthciie FaUS eine Verkehrsstörung an der Göltzschihaibrücke cintrete, sei durch die Bahn ein Abicltcr geboten. Gerate mit Erwerbung dieser Bahn könne man einem ReichSciscubahngesetze wirksam cnl- gegenkommen. Abg. Kürzel sprach sich aub finanziellen Grün den gegen Erwerb der Bahn auv. Man werde sicher in den nächsten Jahren mehrere 100,000 M. an Zinsen zuschießcn müssen. Abg. Günther würde diese Bahn bewilligen, bewilligt sie aber nicht, weil er den Ankauf sämintlicher Privatbahncn nicht billigt. Dagegen ist Abg. vr. H eine für Ankauf einer Bahn, die eigentlich vor der Sächs.-Balr. StaatSbahn hätte gebaut werden sollen. Eine Verlängerung derselben nach Hos würde später sicher folgen müssen. Die Babn habe bisher nicht rentirt. weil ibr unsere StaatSbahn nicht in die Hände gearbeitet habe. Auch Abg. vr. Mtnckwitz stimmt für den Ankauf, weil er der Ucberzcugung ist. daß die Steuerzahler dadurch nicht belastet werten, während Abgeordneter Walter den Schaden hcrvorhebt, den die Bah» alö Privatbahn unserer Staatö- bahn sicher indircct machen würde. Dann wandte sich Abg. Kirbach gegen die Ausführungen Kürzel s, alö dürfe der Staat keine Bahnen kaufen oder bauen, die nicht volle Verzinsung ver sprächen. Milt einer solchen Eisenbahnpolitik würden wir ganz isolirt stehen. ES sei unsere Aufgabe, allmähiig alle Landesthetie mit deauemcn Verkehrsmitteln zu versehen, ganz abgesehen davon, cd sicjssich verzinste». Wenn wir setzt kauften, machten wir doch sicher ein besseres Geschäft, alö wenn wir die Bahnen, die im volkSwIrthschaftlichen Interesse notwendig wären, später selbst bauten. Abg. Schmidt sprach den sehr berechtigten Wunsch auS. daß durch den Ankauf der nothlcidcnden Bahnen, die an Bahnen noihlcicenten Gegenden nicht vernachlässigt werden möch. tcn. Finanziniliistcr v. Friesen: Gerade bei dieser Linie sei aber der finanzielle Vorthcil ausnahmsweise hervorzuhcbcn. da auö derselben, wenn sie in andern Händen bliebe, der Staatsbahn in Zukumt eine bedenkliche Con currenz erwachsen würde. Abgeordneter Riedel wird nunmehr, nachdem man mit Leipzig-Dresden den Ansang ge macht. für den Ankauf aller nothlcidenben Bahnen stimmen, ist also vom Sauluö zum Paulus geworden, während sein Freund Abg. Fahnauer steif und fest Reibt und gegen jeden An'aus ist. Nachdem sich Abg. Kreller. der auö eigener Anschauung die Lebhaftigkeit deö Verkehrs auf der Bahn und ihre Ent- wickelungöfähigkelt recht practisch schildert, iür Len Ankauf warm verwendet und Referent Starke-Schmölen sein Schlußwort gesprochen, wurde der Negierung die Ermächtigung zum Ankauf der Bahn gegen die Stimmen der Abgeordneten Günther, Fahnauer und Kürzel ertdeilt. Aus Referat deö Abg. Kirbach beschloß man dann noch, im Elnverständniß mit der I. Kammer, die Petitionen der Fleischerinnungen zu Dresden, Cbcmnitz und Leipzig, die Aushebung der Schiachtsteuer zu erwirken, aus sich beruhen zu lasten, da hierüber bereits früher von der Kam mer Beschluß gefaßt worden. Dasselbe geschah mit einer ähn lichen Petition von 12 Landflkiicher» auS der Gegend von Frei berg. — Die 1. Kammer erledigte auf Bericht deö Bürgermeisters HennIg den Gesetzentwurf über daö Mkob11iar - und Pri vat-Fe uervcrsicherungö wesen nach den Vorschlägen Ihrer Deputation, die nur geringe Abweichungen von den Be« schlossen der 2. Kammer enthielten. — Wir können unö rühmen, vom ersten Auftreten der Feuer bcstattungöfrage an sür diesen Humanitären Fortschritt elngetreten zu sein. Nicht a>S ob Andersdenkenden je ein Zwang dürfe auierlcgt werden: Die Feuerbestattung dari nie obligatorisch, b. h. verbindlich für Alle clngcsührt werden. Denen aber, welche in ihr einen Fortschritt, eine beruhigendere oder gesiindheitögemäßereBestattungöart sehen, soll man sie nicht wehren, man soll kurz gesagt, die Feuerbestattung nicht ge bt e t e n, aber man soll sie erlauben. Durcv vr. Nichter'S Tod und die sich daran knüpfenden Bedingungen des Testamcvts, Ist die Frage sür Dresden resp. Sachsen eine brennende gcwor- tcn und mit doppeltem Interesse darf man dem am 6. und 7. Juni in Dresden tagenden internationalen Kongreß der Freunde der Feuerbestattung entgegensehen. Aus London, Paris, Haag, Zürich, Berlin, Brcölau, Meinen, Hamburg, Leipzig, Chemnitz re. treten hier Mtänner zusammen, deren wistcnschastliche Bildung und ge sellschaftliche Stellung genugsam in'S Gewicht fallen, um tcn Debat' tcn und Beschlüsse» auch st a atlichcrscItS eine gewisse Beach tung zu verschaffen. Sachsen hat stets sür die Aufklärung ge kämpft, eö ist oft alö Hort deö Protestantismus gepriesen wor den und auch diesmal steht zu hoffen, daß eine pietistisircndeRIch- gung nicht die Oberhand behält, so daß daö katholische Mailand lächelnd aus die „aufgeklärten Deutschen" herabsclicn müßte. Hoch gebildete sächsische Geistliche sind f ü r die Möglichkeit der Würbe einer Feuerbestattung cingetretcn - hoffen wir also einen ehren vollen Kompromiß. Am o. Juni Nachmittags o Uhr findet die Vorversammlung tcS Congrcsseö <Restaurant Müller» statt. Am 7. sriwllO Udr die öffentliche Versammlung (Tivoli, Eintritt frei!) in welcher Pro!, vr. G. Kinkel den Hauptvortrag hält. Nach dem findet eine geschlossene Sitzung und Abends eine Thierleichcn- Vcrbrennung im Slemcn'schcn Etablissement statt. - Da bekanntlich die Scheidemünzen der 2 halerwäh- rung im Wcrthc von 5 silbernen und kupicrnen Piennlgen bis einschließlich 25 Pfennigen mit dem heutigen Tage Ihre Eigen«
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