Delete Search...
Dresdner Nachrichten : 26.08.1876
- Erscheinungsdatum
- 1876-08-26
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187608262
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18760826
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18760826
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1876
- Monat1876-08
- Tag1876-08-26
- Monat1876-08
- Jahr1876
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 26.08.1876
- Autor
- Links
-
Downloads
- Download single page (JPG)
-
Fulltext page (XML)
»uffage 30000 ^r»l. ffllr »t« «tn»»» landter Manulcrt»»« «acht sich die Rrd»ctt»» »tqt Verbindlich. Insrralen-Annaliwe an»- württ: 8»»»«n»i»>» u»3 Vo»I,r tn Hamburg, Ber lin, Men, Leipzig, Basel, >re«lau, Nranllurt a. M. - Lag. bi,,»« in Berlin, vripria, Wien, Hamburg, Frankfurt ». M., Mün chen. — Vaud« « 0». in slianlsurl a, M. — Nr. tn llbemnitz. — »»- «p.LaLtt,, SvUlar» L». üi Varl«. Tageblatt für Politik, Unterhaltung, Geschäftsverkehr, Wölfe,löericht und Kremdenliste. Eigenthum der Herausgeber: Ltrpsch ^ Reichardt tn Dresden. Verantw. Nedacteur: Fritdr. Glktdsche in Dresden. »ruftavt: ar»»a IIZtzev» gasse 3 di» Nachm. L Uhr. — Der Raum «ine» «»- tvaMgen PeiilteN» lallet t» Pf»'. ltingeiandt di» L'tl« 30 Vige. «ine »aranti« >Ur da» »iichftiiigig« B^chei- »«u der Inserate wird nicht gegave«. Lutwärltge «nnvnceu- «uslrilge von uu» unte» lannten Kinnen und Per ionen tnleriren wir nur aegenPranrimerondo» Aahluna durch Pries, märte« oder Posleinial» lung. «cht Silben «osten Id Psge. Inserate sür vle Monlag». Nummer »der »ach einem Jesllog, die Peliljeile M Psge. «r. S3S. EinnnSManrigster Jahrgang. Mltredacteur: vr. Li»» Für daS Feuilleton: . Dresden, Sonnabend, Atz: August 187S. PolttischeS. Der deutsche Journalistentag in Wiesbaden hat sich für eine freiheitliche Regelung der Preßgesetzsrage mit einer Einmüthigkeit der verschiedensten Richtungen ausgesprochen, welche die gesetzgebenden Factoren von der Dringlichkeit dieser Angelegen heit überzeugen muß. Das vor 2 Jahren erlassene Preßgesetz ist durch die Bestimmung über die Verantwortlichkeit der Nedacteure, durch die Füglichkeit der mannichfachsten Interpretationen seitens der höheren Gerichtshöfe, durch die Zulässigkeit des gehässigen Zeugniß- zwangeS für die deutsche Presse in vielfacher Beziehung ungünstiger als die frühere Gesetzgebung. Die „Franks. Ztg", welche durch die »AuSlegungöfähigleit des Preßgesehcs manche schwere Prüfung hat erleiden müssen, glaubt den günstigsten Augenblick gekommen, für eine Abänderung der Preßgesetzgebung zu agitiren. Sie weist die deutsche Presse darauf hin, den Augenblick zu benutzen, um auf die jenigen Politiker in diesem Sinne zu wirken, welche jetzt am Vor abend der Wahlen um die Bundesgenossenschaft der Presse werben. Es ist eine alte Erscheinung, die sich jetzt vor den Wahlen zu dem preußischen Landtage und dem deutschen Reichstage wiederholen wird, daß Diejenigen, welche in gesetzgebenden Versammlungen einen Sitz erstreben, sich sehr gern der Hitfe der gleichgesinnten Presse be dienen, nach Erreichung des Zieles den geleisteten Dienst bald ver gessen. Die Buchdruckerschivärze hat ihre Schuldigkeit gcthan, der Mohr kann gehen! Wenn die deutsche Presse von jedem Bewerber um ein Mandat bindende Erklärungen verlangt, daß er sich zu den Beschlüssen des deutschen Journalistentages fördernd verhalten wolle, so handelt sie dabei nicht nur im Interesse ihres Standes, sondern im Interesse des deutschen Volkes überhaupt, dem sie mn frei von drückenden Hemmnissen wirksam dienen kann. Für den betreffenden Redacteur, den sein Eifer für die von ihm vertretene, nach seiner Ucbcrzeugung gute Sache zu einer nach dem Gesetz strafbaren Ausdrucksweise hinriß, ist die darauf folgende kürzere oder längere Freiheitsberaubung schlimm genug. Schlimmer aber ist es noch, wenn ihm durch den Zeugnißzwang die Unchren- haftigkeit zugemuthet wird, durch Nennung des Urhebers anonymer Artikel zum Angeber zu werden. Nur durch die Möglichkeit, vor handene Mängel in der Verwaltung oder erlittenes Unrecht ohne Gefährdung der eigenen Existenz in den Zeitungen zur Sprache zu bringen, kann das Volk in der Presse Das behalten, was es in ihr bleibend sehen will, den wirksamsten Rechtsanwalt des Voltes. DaS ist sie noch nicht in dem Maße bei «ns, wie in England, wo man durch eine freiwillige Mitarbeiterschaft aus allen Reihen der Gebil deten den Werth der Presse für jegliches Beginnen anerkennt. Die englischen Zeitungen sind dnrch solche zahlreiche Mittheilungen aus der Mitte des Volkes in der glücklichen Lage, in allen wichtigen Fragen nicht leere Theorie und Phrasen, sondern die Resultate rei ferer practischer Erfahrungen zu bieten. Wenn bei uns in Deutsch land der Journalist, von seiner engen Schreibstube aus, Dinge, die ihm durchaus fern liegen, nach flüchtiger, aus der oft irrenden Bro- schüren-Literatur mühsam gewonnener Kenntniß bcurtheilt, so ist das eben Schuld der noch mangelnden Theilnahme des Volkes an der Journalistik, der Gefährlichkeit solcher Mitarbeiterschaft und der Abneigung der höheren Beamten gegen die Presse. In Deutschland erführt die Presse zumeist nur dann eine Mit theilung aus staatlichen oder städtischen Verwaltungstreiscn, wenn es sich um eine schroffe Berichtigung handelt. In England ver schmähen es Minister und höhere Beamte nicht, sich in der verbind lichsten Form der Presse zur Veröffentlichung vieler dem Volke wich tiger Thatsachen zu bedienen. Wir gehören wahrlich nicht zu Denen, welche für englische Zustände schwärmen; wenn aber der englische Premier DiSraeli „mit besten Grüßen" den Londoner Hauptblättern selbst seine Rangerhöhung anzeigt, so fühlen wir etwas wie Neid. Die deutsche Presse braucht, um so recht das In teresse des Volkes zu vertreten, eine rechtlich gesichertere Stellung, als jetzt, und wohlwollendes Vertrauen von oben und unten. Dann wird auch eine ruhigere sachliche Besprechung aller Ver hältnisse als jetzt möglich sein und das Suchende, Tastende, Persön liche unserer Journalistik wegfallen können. Die Meinung des Gegners muß und wird ohne Gehässigkeit, ohne Angriffe auf die Person in der Presse widerlegt werden können, und der Kampf, der an und für sich bei allen großen Bestrebungen nur fördernd wirkt, wird bei größerer Reife unserer politischen Verhältnisse edlere For men annehmcn. LocaleS and Sächsisches. — Dein ObcrappcllationSrath Rudolf Braun ist daS Ritter kreuz 1. El. des Verdienstordens verliehen worden. — Die Kirchengcmclnde Frtedricnstabt feierte gestern unter vielseitiger Tbcilnalnne daö 25sährtge Aiistölubiiäum ihres der- ehrten Pfarrers Pastor Schulze. Früh Morgens schon wurde der Jubilar durch Gesang der Seminaristen, durch Glückwünsche bcü Klrchenvorstandcs, des ScminardirectorS, durch Deputationen der Beichtkinder, der Schulen, der Kirchcinnspectlon rc. erircut und durch sinnreiche Geschenke überrascht. In ticieiiipfundcucn Worten dankte der Jubilar sicbtlicv gerührt. Möge dcrPgrochie Fricdrlchsiadt noch lauge die segensreiche Thätiglclt ihres ersten Seelsorgers erhalten bleibe». - Herr Pros. Gicse schreibt unS: „In der gestrigen Num mer Ihres geschätzten Blattcö ist ein Ltttikelchc» enthalten, in welchem das Bedauern darüber ausgesprochen wird, das, der neue Friedhof der K rcuzparo ck I e hart an die Jovannstadt zu liege» käme, während andererseits auch seine Nahe zur Blase- witzer S.tmle hcrvorgchoben wird Da hier ein entschiedener Jrrthum über die Lage der Johannsladt zu Grunde liegen muß. welcher der Besitzerin dev größte» ThcilcS iencü Areals nicht alelchglltlg sein kann, so erlaube» wir u»S berichtigend ans die b»tlcr»u»g auimerisain zu machen, welche zwischen der Johann- sladt, deic» Grenzen durch die Blaiewitzerslraße, den Kgl. Großen Garte», die Eliasstraße und die östliche Stadkgrcnze gkgebbn und der Blasewltzer Schult besieht, eine Enticnmng, zufolge bereu wegen Mangel an Platz unmöglich wäre und welche dlc Bezeich nung als hart an der Johaunstadt gelegen, kaum alö zutreffend erscheinen läßt. Mag dicü nun ein verzeihlicher Jrrthum sein, der selbst durch cigenthümliche stadträthltche Bctanutmachuuge» gewissermaßen lcgaltsirt wird, oder mag die beobachtete perio dische Wiederkehr von Artlkelchen über den neue» Friedhof in Verbindung mit der Johannstadt eine absichtliche sein, bitten wir die geehrte Redaction, hiervon Kenntnis! nehmen zu wollen." — Bet den Paraden und größeren Hebungen, welche Im nächsten Monate vor dem deutschen Kaiser und dein König Albert stattstnden, werden die daran thcilnehmendcn Truppen deS 12., dcö 4. und des in. Armcerorpö und dev Gardccorps zum I. Male in der nach dem letzten dcutsch-frciiizösischen Kriege sich nlö nöthig herauSgestellten und lm lctztvcrslosscncn Jahre beendeten Neubcwasf»ung erscheinen. Die Jwanteric sührt setzt anstatt der Zündnadelgewebrc das Gewehr L1/71, welches mir dem neuen französischen Gewehr GroS, dem österreichischen Werndl-, dem russischen Berdan- und dem englischen Martini-Hauri-Gewehr jede» Vergleich ausvält, während die Pionniere und die Fußartilleric mit der Jägcrbüchse öl/71 bewaffnet slnv. Die Eavalerle führt statt deS früheren seht einen anS ffhassepotgewehre» für die Pa trone ül'7I hcrgcstcUten Earablncr. ebenso die berittenen Mann schaften der Train-Bataillone und Administrationen, die Brücken- Trains und Ntunitlonö-Fuhrparks-Eolonnc», sowie die Train- Handwerker, die Reservesahrcr der Proviant- und Fuhrpark- Eoionncn die Mannschaften der Bäckerei-Colonnen, sowie die Krankenträger der SanitätS-Detachcmcnts. Auch die Artillerie erscheint mit neuen Geschützen. Welche Veränderung mit den früheren vier sächsischen Reiter-Regimentern eingetrctcn, ist bereits besprochen worden und hinlänglich bekannt. — Es liegt uns eine mit großer Gewissenhaftigkeit gefertigte Zusammenstellung eines Herrn vor. dessen Kinder eine hiesige Schule besucht habe», welche aus die Jahre 187» und 1874 nack- welst, wie viel in dieser Schule Unterrichtstage, und wie viel freie Zeit gewesen ist. Die Details zu bringen, würbe zu weit führen, doch gicbt tag Resultat genug Stoff zum Ncich- dcnken über de» angeblich allzusehr mit Arbeit überhäuften Lehrer- stant. 1870 hat cs überhaupt nur 202 und 1874 201 Schultage gegeben, die übrigen 160 Tage oder 5,Vs Monate sind theils Sonn- und Feiertage (04 bcz. 05) theils überhaupt trete Tage (99). Nur ein Beispiel sei ausführlich aufgciührt: Im Monat März 1870 hat eS bei 01 Tagen 14 Schultage, 0 Sonn- und Feiertage, 7>/L ganze und halbfreie Wochentage, einschließlich der in die Ferien fallenden Mittwoch und Sonnabend. 7 halbircie Mittwoche und Sonnabende, ausschließlich der in die Ferien fallenden, gegeben. — Ein städtischer B e am te r inBa u tzen, ein vcrheiratheter und in wohlsitulrten Verhältnissen lebender Mann von 29 Jah ren. hat am 19. d. in Begleitung eines anderen Beamten der Stadt Bautzen eine VergnügungSpartie nach Freiberq unternom men. diese Stadt allein am 20. d., Abends 9 Uhr, per Eisenbahn wieder verlassen, um sich über Dresden zurück nach Bautzen zu begeben, ist aber daselbst nicht eingctroffcn und seitdem ver schwunden. Wie schon oben erwähnt ist, sollen seine Ver hältnisse In so geordnetem Zustande sein, daß man eine Ent weichung oder gar einen Selbstmord anznnchmcn keinen Grund hat. — Nur praktisch! Ein köstliches Beispiel, wie cin sorgliches Frauengemüth bas Nützliche mit dem »Angenehmen, Sparsamkeit und glänzende Stattlichkclt zu verbinden weiß, erzählte dem „L. Tagbl." ein »Bekannter, der am vorletzten Sonntag deS Eopitzcr »Vogelschießens wegen die sächsische Schweiz besuchte. Er begeg nete auf seiner Wanderung einer Anzahl »Mädchen, anscheinend Landmädchcn der Umgegend, welche nach Schandau-Krippen eilten, um von da zu den Herrlichkeiten von Eopitz zu fahren. Dieselben hatten durch die Bank lange Schleppen, welche lustig den zolldicken Staub auiwirbclten, aber dabei trugen sic, sürsich- tig und säuberlich - die Schube in der Hand. Sv lustig das Ding anzusehen war, so gicbt cs doch auch zu denken. — Statt mit Gewehren, zogen vorgestern eine ca. 40 Mann starke Militär-Abtheilung — mit neuen, im Zcughnuse gefaßten Borstbesen, dieselbe» geschultert, im Paradeschritt ihrer Kascrnenstakt zu. Die harmlose »Bewaffnung und ihre gravi tätische »Präsentation erregte allgemeine Heitcrlelt der Be obachter. — In eine »Parterrewohnung der Wlencrstraße. in der man vorgestern Abend ein Fenster offen gelassen hat, ist in der Zeit von Vs10-»/rIl Uhr ein unbekannter Dieb, der die günstige Ge legenheit zum Stehlen von »Außen erspäht gehabt zu haben scheint, eingestiegen und har aus dem betreffenden Zimmer ein graustrclstges Kleid mit Saimnctbesatz und dergleichen Knöp fen, einen braunen Herren-S ommerrock mit einem rothsuchtenen Eigarrcn-Etui und einem wcißcn Taschentuch mit fortgcuonnncn. — Vorgestern Nachmittag ist ein Mann, der wegen Brand stiftung von einem Landgendarm verhaftet worden war und von demselben nach dem Gefängniß tranSportirt wurde, unterwegs in der Nähe von Tolkewitz entsprungen und hat sich, um dem ihm hart auf den Fersen seienden Gendarm zu entgehen, in die Elbe ge stürzt. Der Gendarm ist ihm nachgesprungen und hat ihn so lange in dem an jener Stelle gerade ziemlich tiefen Flusse sestgehalten und dadurch vor dem Ertrinken bewahrt, bis von einem gerade vorübcr- fahrenden Dampfschiffe das Boot herabgelassen und zur Rettung Beider herangekommen war. — In der Zahnsgasse hat vorgestern Nachmittag eine Pro- stituirte den Versuch gemacht, sich durch das Verschlucken von Streichhölzchenkuppen zu vergiften. Man hat sie nachdem Stadtkrankenhause geschafft. — Am Donnerstag Nachmittag ist im Pricßnitzgrundc unter einem »Baume cin unbekannter männlicher Leichnam ausgcfunden worden, der einem Manne angchört, der sich an jenem Baume erhängt bat, wie die um den Hais des Mannes und einem »Ast deS »Baumes noch befindlich gewesenen Reste eines Strickes schließen lassen. Der Selbstmord muß schon vor längerer Zeit geschehen sein, da wegen vorgeschrittener Verwesung von den GcslchtSzügcn des Unbekannten nichts mehr zu erkennen war. Der Kleidung »ach scheint derselbe dem Arbcilersiaiibe angchört zu haben. — Eine Schaar ganz verwahrloster Straßenjungen iabeihairc Enolge erzielt habe, schreibt uns ein »Arzt: ES kann verschiedenen Alters hat sich schon seit einiger Zeit die Mitte des . damit sehr wohl seine Nichtigkeit haben, wenn es jemals gelingen hiesigen AntonSpiatzeS, speciell die Naä'mittagö leerstehenden sollte, die Schwindsucht zu heilen, so dürste dies nur durch Jn- lmgcbung als Sammelpunkt ihrer Zu-, halationen zu ermöglichen sein. Die klimatischen Eurorte sollten diesem Zwecke dienen, allein sie erfüllen den Zweck nickt voll; cs lassen sich tieWittcrungtzeinstüsse bei denselben nichtausschlleßen. sie sind nur mit großen Kosten zu benutzen, erheischen lange Trennung von den Angehörigen und wirken doch nur vorüber gehend. Die neuesten Bestrebungen sind nun wohl GaSguellen, gehende, gut gekleidete Kinder nicht allein mitSchimp!- und Spottnamen, sondern mit Strahcnschmntz zu bcwcr'cn und dieselben ost ohne alle Ursache von der jugendlichen Rotte angcicillen, ge stoßen und geschlagen werden. Lv stand vorgestern Mittag cin kleiner 7jähriger Knabe ganz ruhig am Trottoir des »Portikus und sprach mit einem Knaben gleiche» »Alters, alö co einer solchen böögcarteten Range beifiel. einen dort lagernden Pflaster stein (!) aufzuheben und denselben mit Absicht direct nach dem Knaben zu werfen, dessen Kopf dicht über dem Auge so bestig getroffen wurde, daß der Knabe hlnstürzte und das Blut sofort »crablici — das arme Kind war kaum im Stande sortzugchen. Dieser schlimme »Bube soll Hersurth heißen und auf der Wcber- gasse wohne». Als Nachmittags der Vater dev verletzte» Knaben den rohen Bengel, circa 8 Jahre alt, aus dem Platze antra«, wo er abermals andere Kinder in den Sand stieß, ihn ob seiner Thar zur Rebe letzte und ihm schließlich als wohlverdiente Strafe einige leichte Streiche versetzte, mengte sich eine dort stationirte Markt- irau unbefugt hinein, obwohl sie genau vernommen, warum der Knabe bestraft wurde, und stachelte durch Rete und Zuruf den Bengel noch aus, sich das nicht gefallen zu lassen. Leiter wird nach solchem Zuspruch und Ermunterung die applicirte ge ringe Straie kaum alö Besserung gedient haben und der Junge nach wie vor sich berechtigt fühlen, seine Rohheit sortzusetzen und zu cultivircn. Möchte die Wohllahrtspolizei baldigst den Platz von dieser nichtsnutzigen Gesellschaft gründlich säubern, -u.- — Deutsche Galanterie. Eine amerikanische Dame, welche sich bchufS musikalischer und sprachlicher Studien in Leipzig aus- hält, schildert in einem transatlantischen »Blatte ihre eisten Ein drücke, und diese Schilderung fällt in der That nicht sckmcichel- h nt sür unscre gesellschaftliche Bildung aus, kann leider aber auch nicht alö unzutreffend zurückgewlesen werten. Die in ihrer Heimath an die respektvollste Behandlung Seitens aller anständigen Männer gewöhnte Dame kam mit einem jnngcn Mädchen aus guter Fa milie in Leipzig an und stieg in einem ansehnlichen Hotel ab. Das »Abendessen nahmen die Ladys im Spciicsaai cin. Wir lassen nun die Briefstellers» selbst sprechen: „ES waren da sechs oder acht Herren an verschiedenen Tischen, mit Essen und Trinken be schäftigt, und »Alle, biö aus einen Einzigen, hielten, als wir ein traten, in dieser Beschäftigung inne. um uns anzustarren. Wir setzten uns. und sie fuhren fort zu starren; wie eine Menagerie, die zur Schau gestellt wird, glotzten sie uns an. Mir war so etwas noch nicht vorgekoinmcn, und ich nahm meinen »Platz so, daß ich die Gesellschaft überblicken konnte. Wir waren »Alle von der Reise ermattet und hungrig, denn wir langten unmittelbar von London an, und ich hoffte, die Herren würden sich endlich überzeugen, daß wir nicht gekommen seien, um uns öffentlich sehen zu lassen, sondern um zu essen und zu trinken, wie sie. In dieser Hoffnung unterhielten wir uns mit einander und gaben eine Zeit lang nicht Acht aus die Herren. Liber das hals durchaus nicht. Das allgemeine Anstarren wurde mit einer Beharrlichkeit fort gesetzt. die uncrschültcrlich war. Ein Herr von mittlerem »Alter, wie ich später hörte, ein wohlhabender Kaufmann, ging aber nocd weiter. Er gab seinem Tischnachbar einen sichtlich auf nnö sich beziehenden bedeutungsvollen Mink, wandte sich dann geradezu gegen nnö, pflanzte icincn Ellenbogen aus die Lehne seines StublS und machte alle »Anstrengungen, seinem »Anstarren den für eine Dame Insnltirendsten »Ausdruck zu geben, wobei er sich speciell gegen eines der jungen Mädchen kehrte, das ihm ihr Prosts zu wandte. Ich versuchte das Nüttel, welches man bei Hunten mit Erfolg anwendct, dle leicht davon laufen, wenn man ihnen starr in die »Augen blickt. Messer und Gabel niederlegcnd, starrte icv nun ebenfalls in deS ManncS Gesicht, biö mein Blick den seinen traf. Aller Anwesenden »Aufmerksamkeit — das fühlte ich - war auf das seltsame Schauspiel des gegeniettigen Angloxcns gerichtet, und man war wobt gespannt, wie das enden würde. »Am liebsten, ich gestehe cö, hätte ick dem »Menschen unsere Wasserflasche an den Kops geschleudert, aber ich regte keine Muskel, sondern starrte wie er, stetig, unbeweglich, wie nur davAugc einesTodten starrt. Endlich erging es ibm wie dem oben erwähnten »Vierfüßler: es wurde ihm tauge, und der steche Geist, der sich in seinem insui- tircndeu -Blick aus das junge Mädchen kund gegeben hatte, wich von dannen. Er kehrte sich wieder dem Tische zu und glich in seinem Benehmen sür den Rest des Abcndö mehr ciaem Schul jungen, der die Ruthe bekommen hat, als einem Manne. Offen bar wünschte er. daß wir uns zuerst zurückziehcn müßten, aber ich batte keine Eile, ebenso die Mädchen, weiche zum Glück seine »Blicke nicht hinreichend beachtet hatten, MN ihre insultirende Be deutung zu erkennen. »Von dein Tage an ließ-sich der Herr nicht mehr auis Anstarrcn ein: sobald wir das Speisezimmer betraten, verließ er dasselbe mit der Eilfertigkeit eines begossenen »Pudels. Die anderen Herren aber sichren fort, wenn wir erschiene», ihre Eßthäligkeit für eine Weile einzustellen, um uns anzustarren. Bald bemerkten wir übrigens, daß dasselbe Benehmen seder anderen Dame gegenüber, wen» sic nicht allzu abschreckend häßlich >var. cingehnltcn wurde, und so nahmen wir denn diese landesübliche Elgenthümiichkcit hin wie eine uns neue Erscheinung natur- geschichtlicher »Art. »Alle Amerikanerinnen vermögen aber nicht ihre Indignation zu unterdrücken. Sie sind daheim zu sehr an die allgemeine Lichtung gewöhnt. Was sie also zu tbun sich be rufen fühlen, ist, ihre Landsmänninnen, welche nach Deutschland kommen, zu warnen, durch auffallende Toilette oder sonst auch nicht den mindeste» »Anlaß zu insolentem »Benehmen Seitens der »Männerwelt zu geben; wenn sic auch besscnungeachtct sich daraus gefaßt zu macke» haben, daß man sie in der geschilderten Meise oder noch schlimmer insuitirt, so können sie sich selbst wenigstens cd nicht zum Vorwurf machen." — Soeben ist ein zierlicher Taschen- (Portemonnaie-) Kalender für 1877 im Verlage von C. H. RchseId und Sobn hier erschienen, der sür 10 Pf. in allen Buchhandlungen zu beziehen ist. Das kleine Büchclchcn bringt alö »Anhang noch Tabelle» über Packctporto, Sendungen mit »Werthangabe, Dcpc- sckengcbühr, über Niesten und Märkte und einen Wcchscistcmpcl- Tarii, tngleichen weiße Nctlzblättcr. — Der Enaländcr, welcher sich am 20. d. »Abcndö aus dem Altan der Ruine zu Tharandt ln'ö Herz geschossen har, soll das Opfer eines amerikanischen Duells sein. Welcher Frevel! Welche Thorhcit! — Bezüglich der in vielen Blättern abgedruckten Notiz, daß inan in einem halbthätlgen K rat e r deS V es uv eine Versuchs anstalt zur Heilung der Lungenschwindsucht mittelst der aus- slrömendcn arsen- und schwefelhaltigen Gase errichtet und theils Fischhäiidlerbuden und sammcnkünite auversehcr hcn und trcidt daselbst zügellosen llniug; das wüste, betäubende Geschrei, ost bis zum späten Abend dau ernd, die verschiedenen Prügeleien stört die »Anwohner auf das Empfindlichste und läßt endliche Abbitte dringend wünsche», die um so mehr geboten scheint. als Eichender Dieses sckon wie derholt von seinem nahen Fenster a»S beobachten konnte. die Angabe dieieS Friedvoll) au» bcm gegenwärtigen Stakstvmuebirst (»»eselllchait es als besonderes»östranügenbetrachtet unke, wie nie in Livpspringc. in Neu-Ragoczv, welche durch Zusatz zur . vorüber-?>>.inosphärnchrn Lust biest ärmer an Sauerstoff, dadurch reiz-
- Current page (TXT)
- METS file (XML)
- IIIF manifest (JSON)
- Show double pages
- Thumbnail Preview