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Dresdner Nachrichten : 03.01.1877
- Erscheinungsdatum
- 1877-01-03
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187701039
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18770103
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18770103
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1877
- Monat1877-01
- Tag1877-01-03
- Monat1877-01
- Jahr1877
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 03.01.1877
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WM «r. 8 Maki-nllr«»« «»»n. n««niu»rkl» »Intel!«»»- aiut«l.Rumu,irnI0Pj-e. «ull«» 32000 «l»l. 8»r »le «U«,L»e ,tn,„ laadler Ranulcrtpl« «,»»««> die Redactt«» . nicht verbindlich. Jnl«raten<«nnn»me au>< »«rt»i««„neit«»««»«» >»«!»» >»L»»iburg.««r- U», Wir», LeW,, Ba!rl, vttSlau, ßraiilsuit a. M., —Au». >A»sl« in verlln. Lei„ia, Wien. Hamdnr«. tzra»lsurt a. M., Mün chen. — L«m»« » »». in granlinrt a. M. — « eo. in Part». MMWch» 8. Tageblatt für Politik, Hlulerhaktung, Heschäfisverkehr. Aörfmbericht und Kremdmkiste. Druck und Eigenthum der Herausgeber: KitPsch ^ Ueichckktt in Dresden, verantw. Redakteur: Fr. EotÄfcht in Dresden. «rete «erden «»lirn- »te l» dt»«».» Uh, «tt»ea»nmien. Sonnt»»» »i» MM»»» 1» Uhr. In Neuilndt: grobe lilolier- »dt«A^hm.«Uhr. — Der «nn« einer ein- «»«ltiZen «etil«etle koiret Ü Ps-e- «i«,el°»dt dt» Zeile S0 Ps,c. »ine «»rentie für de» »ttchittii »t,r «erscheine» de, gnlerat« wird nicht t«I«ben. Ilutwärti»« »nnoncrn- »Inttri,» »«» «n» nnbe» kannten ^'rnren und Per sonen t irr» wir nur argen chean»»«,»«»»- Anhln»« durch Brie!» niarleir oder Paiteingai,- inua. Acht Stldeir tonen IS Plae. Inlerol« sllr di« Montag« - Nummer oder nach einem Lestiag» die PetUjkile 2a Psgk. XLll. Jahrgang. Mttredactenr: vr. ««II kür das Feuilleton: «»»g. Dresden. 1877. Politisches. Befriedigt schweifte das Auge Kaiser Wilhelm » zurück auf seine 70jährige Dienstzeit, und mit Genugthuung darf das deutsche Volk an der Freude seines Kaisers theilnehmen. Die com- mandirenden Generäle aller deutschen Armeecorps, die sich glück wünschend dem Throne de» Kaisers nahten, waren in dieser feier lichen Stunde die Vertreter zugleich des deutschen Volke», und der deutsche Kronprinz, der Namen» der Generäle das Wort ergriff, der Dolmetsch der Gefühle der Nation. Ein siebcnzigjähriges Dienst, jubiläum ist wohl „der erste Fall der Art" im Hause der Hohen- zollern. Es erklärt sich auch nur durch die Sitte dieses erlauchten Hauses, die Prinzen bereits im Knabenalter der Armee «inzuverlei ben. Ueber die Zweckmäßigkeit dieser Sitte haben wir abweichende Äteinungen gehört, in diesem Falle ermöglichte sie jedenfalls ein Fest, dessen Genuß dem Schöpfer des deutschen Reiches wohl zu gönnen ist. 1807 und 1877! Welche Fülle von Ereignissen drängt sich in diese Jahrzehnte! Als Prinz Wilhelm 1807 zum Fähndrich ernannt wurde, wartete sein Vater nicht einmal den 10. Geburts tag ab, da die Festung Königsberg, wo seine Einkleidung als Fähndrich erfolgte, vor den Franzosen geräumt werden mußte. Das Offizierspatent erhielt der Prinz erst an seinem 10. Geburtstage in Memel, den er im Krankenbette verlebte. Und jetzt- Heute blickt der Heldengreis auf eine 70jährige Soldatenlaufbahn ehrenvollster Art in voller körperlicher und geistiger Frische zurück. Mit vollem Rechte pries der Kronprinz in seinem erhabenen Vater den In begriff aller soldatischen Tugenden. Diese Rede des Kronprinzen liest sich wie ein trefflich geschriebener politischer Leitartikel. Wir haben demselben um so weniger etwas hinzuzusetzen, als er mit einem Hinblick auf den Kaiser als „Friedensfürsten" schloß. Im Auslände wird man es hoffentlich würdigen, daß diese rein militai- rische Feier von Deutschland zu einer Kundgebung im Sinne de» Friedens verwerthet wurde. Von einem so harmonischen Feste, bei dem man mit ganzem Herzen dabei sein kann, zu den politischen Tagesfragen herabzustei gen und sich in das Geschrei der Parteien zu mischen, gehört zu den wenig angenehmen, aber unentfliehbaren Pflichten der Journalistik. Speciell die Wahlvorgänge in Dresden fordem zu einer schärferen Beobachtung heraus. Was die Nationalliberalen leisten, um einem reichstreuen Bürger unserer Stadt, dem früheren Hauptmann und Schuldirector Käuffer, die Ausübung eine» ReichStagümandatS zu erschweren, würde als Parteirührigkeit auch die AchtiMg de' Gegners verdienen, wäre es mit etwas mehr Ehrlichkeit gepaart. Offenes Visir! ist eine billige Forderung. Statt sich aber als Nationalliberale zu zeigen, statt selbst die, wenn auch durchsichtige Maske des „Reichsvereins" vorzunehmen, verschweigt man diese Thatsachen der Bürgerschaft, welche dann stutzen würde, und lockt unter der bestechenden Flagge eines Kampfes gegen die Social demokratie die auf solche Muschkopen nicht gefaßten Wähler ins Garn. Speciell ein hiesiger Arzt hat sich bald die Füße weggelaufen, um Unterschriften für äncn Herrn zu sammeln, den Niemand als seine Schülerschaar und die Hohepriesterschaft des Reichsvereins kennt. „Was ist da« ungezogenste Ding in Dresden?" lautete einst die Frage des verstorbenen Schriftstellers vr. Lederer. Seine witzige Antwort war: „Die Nachtklingel des vr. L." Sie paßte für die Anfängerzeit dieses Arztes so sehr, daß er sich die Antwort bis heute geinerkt und nun an den Klingeln der Mitbürger so lange gezogen hat, bis man ihm Unterschriften für Herrn Mayhoff gegeben hat, ui» den Agenten los zu fern. So hat uns eine Anzahl Bürger ver sichert, deren Gemüth sich über die nachträgliche Entdeckung empört, daß man sie zur Empfehlung eines Candidaten einer sachsenfeind lichen Partei gemißbraucht hat. Herr Prof. vr. Mayhoff ist bisher ein vollständiger domo uo vue vt odsourus. Er soll, wie die Fama erzählt,am hiesigen Vitzthum'schen Gymnasium xuorls Kallustium vt Xouoxdoutom dociren, ein National-Fanatiker sein und aus Mecklenburg stammen. Viel mehr weiß Niemand von ihm. Wer einen ehrenvollen Ruf an eine der ausgezeichnetsten Unterrichts-Anstalten Sachsen» erhält, dessen wissenschaftliche Bildung steht uns außer Frage. Der Bürger schaft dürfte es aber nicht genügen, zu wissen, daß Jemand die Fein heiten des lateinischen und griechischen Styls seinen Zöglingen vor zutragen versteht. Sie fragt sich: Ist der Mann Stadtverordneter gewesen? Hat er sich sonst am öffentlichen Leben in gemeinnütziger Weise betheiligt? Antwort: Schweigen! Oder soll dem Reichs- t,g ein Mitglied zugcführt werden, das über die Ausgrabungen in Olympia oder Mykenae sachkundig eine Rede zu halten weiß? Man wird ihn ferner examiniren, was er von Eisenbahnen und von Zoll- und Handelsfragen versteht? Kenntnisse hierin erscheinen denn doch um so unerläßlicher, als den künftigen Reichstag gerade diese Fragen beschäftigen werden. Einige oberflächliche Wendungen hierüber zur Verdeckung von Lücken im volkswirthschastlichenWissen dieses Candidaten dürfte man sich umsomehr verbitten, als die Eisen bahnsrage für Sachsen geradezu eine Lebensfrage ist. Ihre volle Bedeutung für uns kann der Herr Professor unmöglich würdigen, selbst wenn er über diese Dinge sich orientirt hätte. Eristein Fremder, ihn knüpft kein festeres Band an unser geliebtes Sachsen. Laßt ihn heute nach Berlin gehen, die Bekanntschaft ein ger peußischer Schulmänner machen und zufällig einen Rectorposten an einem preußischen Gymnasium offen sein — wer will ihn schelten, wenn er Dresden verläßt, um nunmehr auswärts tlorntium «t rlntooom puvri» zu dociren? Unsere Eisenbahnen wollen wir aber behalten und wir werden sie, wenn wir nicht Abgeordnete wählen, die Candidaten der Nationalliberalen sind. Die deutsche Profefforen-WeiSheit hat unserer Gesetzgebung genug schlimme Wunden geschlagen. Wir brauchen kein« Professoren mehr in den Reichstag, selbst wenn sie vom „Reibeisen" empsohlm werden. Praktische Männer, die dem Erwerbsleben nahe stehen sind un» nöthiger! Warum opponirt der NationalliberaliSmuL gegen einen Mann wie Käuffer? Ist sein Charakter nicht tadellos? Selbst der mechanteste Leinwandhändler giebt zu, daß in puaoto Ehrenhaf tigkeit Nichts gegen Käuffer zu erinnern ist. Wird Käuffer die Socialdemokratie unterstützen? Die Frage stellen, heißt sie beant worten: Wird er dem Reiche opponiren oder auch nur ein „lauer reund" sein? Was, ein früherer Offieier sollte dem Reiche nicht Illes geben, wa» e» zur Größe und Herrlichkeit braucht- Ist Käuffer unbekannt? Dresden war di« Stätte seines Berufs, er sitzt im Stadtverordneten-Colleg und im Landtage Sachsens. Aber er ist ein guter Sachse, er ehrt seinen König und das ist es, wa» ihn unbrauchbar macht für die Nationalliberalm, uns aber schätzenswerth! Unter geborgter Maske mochte diese Partei für einen Professor au» Mecklenburg Unterschriften zusammenhaufiren, der Durchfall dieses Candidaten im Examen am 10. Januar dürste unzweifelhaft sein. Wie läßt doch Fritz Reuter, ein Landsmann de« bchagenswerthenOpfers, seinen Onkel Bräsig sagen? „Inder Fixigkeit war'st Du mir immer über, aber nicht in der Richtigkeit!" Die Worte d«S wackeren „EntspeeterS" sind ominös für seinen Landsmann Mayhoff. Fix war seine Partei mit dm Unterschriften da, richtig sind sie aber nicht! Neueste Telezramtue »er „Dresdner Nachrichten." Berlin, 2. Januar. Beim gestrigen Gala-Diner imWeißen Saale brachte der deutsche Kronprinz folgenden Toast aus: „Im Namen des deutschen Volks und des deutschen Heeres trinke ich auf da« Wohl de» allergnädigsten Kaisers, Königs und Kriegsherrn, Gott segne und erhalte Eure Majestät." Der Kaiser antwortete: „Meine Herren! Ich fordere Sie auf, Ihre Gläser zu ergreifen. Wir trinken aus das Wohl des Volkes, aus dem das Heer hervor gegangen." Moskau, 2. Januar. Die „Moskauer Zeitung" schreibt: England und Oesterreich seien nicht schuldlos, wenn die Pforte un nachgiebig sei. Beide hätten durch ihr Verhalten der Pforte in die Hände gearbeitet, würdm sich aber täuschen, wenn sie meinten, daß Rußland blos drohen wolle. Zu bloßen Drohungen gegen die Türkei stellte Rußland keine mobile Armee auf. Per«, 1. Januar. Der ,Mn. Ztg." telegraphirt man: Die türkischen Gegenvorschläge von Sonnabend Abend enthalten die ^ Durchführung des VilajetgesetzeS vom 1. Februar 1867 für da« z ganz« tüickische Reich mtt völliger Jgaorirung der Vorschläge der Conferenz. Sie betonen, daß künftig alle Gesetze der Genehmigung der türkischen Kammem bedürften. Die gestrige Besprechung bei Jgnatieff bekräftigte das Zusammmhalten der europäischen Dele- girlen. Diese Ablehnung der Conferenzbeschlüsse führte dazu, die Verlegung der Conferenz nach Athen oder Spitz» ins Auge zu fassen. New-OrleanS, 1. Januar. Die Legislatur von Louisiana hat sich ohne jede Störung organisirt, «S wurden zu derselbm nur dte mit Certificaten de» WahlcomiteeS versehenen Deputaten zu gelassen. Die demokratischen Abgeordneten sind zu einer besonderen Legislatur zusammengetreten. Delhi, 1. Jan., AbdS. In Delhi ist heute die Proclamirung der Königin Victoria zur Kaiserin vonJndien mitgroßer Feierlichkeit vor sich gegangen. In der vom Vicekönig erlassenen Ansprache heißt es, die Kaiserin rechne auf die Loyalität und Treue der Fürsten und Völker und betrachte die Anwesenheit der Fürsten bei dem heutigen feierlichen Acte als einen Beweis ihrer Anhänglichkeit an die kaiser liche Negierung. Sie erkenne ferner das Recht der Eingeborenen an, in ausgedehnter Weise an der Verwaltung des Landes theil zunehmen. Zum Schluß deutet der Vicekönig auf die militärische Stärke des Landes hin, das die Gefahren einer feindlichen Invasion nicht zu befürchten habe und kündigt die Errichtung eines neum vom Kaiserreiche Indien zu verleihenden Ehrenzeichens an. V*«le» ,«» «iichfische». — Nachdem II. MM. der König und die Königin am 1. Januar Vormittags dem Gottesdienste in der katholischen Hof kirche beigewohnt hatten, fand in den Paradesälen der zweiten Etage des königlichen Schlosses die GlückwünschungScour statt, zu welcher die Staatsminister, das diplomatische CorpS, die Generali tät, das OffizicrcorpS, der Lootor msguillous aus Leipzig, die Regimentskommandeure, die Spitzen vieler Justiz- und Verwal tungsbehörden rc. erschienen waren. Abends war Assemblöe. Die Zahl der bei der Gratulationscour erschienenen Personen betrug circa 900, die bei der AfsenMe circa 700. — — Dem Direktor der 5. Bezirksschule in Dresden, Gustav Edwin Kretz schmar, ist das Ritterkreuz 2. Classe vom Verdienst orden und den Bergamtsräthen Richard Kühn und Carl Hermann Müller in Freiberg das Prädicat „Oberbergrath" verliehen wor den. Der Professor der Theologie, I-iovnt. vr. pftsl. Woldemar Gustav Schmidt in Leipzig, wurde zum ordentlichen Professor der Theologie ernannt. — i . — Bei den Postanstalten in Dresden sind in den Tagen vom 12. bis incl.25.December1876 a) Päckereien mit und ohne Werth angabe zur Beförderung mitderPost aufgeliefert 61,241 Stück, gegen daS Jahr 1875 mehr 3359 Stück; d) mit dm Posten von weiterher zur Bestellung an Adressaten im Orts- und Landbestell bezirk eingegangen 58,400 Stück, gegm das Jahr 1875 mehr 7014 Stück; «) zur Beförderung im Transit behandelt worden 112,207 Stück, gegm da« Jahr 1875 weniger 1261 Stück. In Summa 231,846 Stück, d. i. gegm das Jahr 1875 mehr 9112. — Dev Elb-EiSgang verläuft völlig gefahrlos. Das auf sächsischem Gebiete von der Struppenbach aufwärts gestandene Elb ei» ist am Neujahr Abend» 90 Cent, unter Null hier vurchgegangcn. In Leitmeritz findet seit Mittags 1 Uhr bei 140 Cent, über Null der Eisgang vollständig ruhig statt. « — Mittheilungen der königl. Wasserbau-Direction übe» Hochwasser und Eisfahrten der Elbe vom 2. Januar. In Leitmeritz 2 Uhr Nachmittags: Wasserstand 140Centimeter über Null. Eisdecke MttagS gehoben und um 1 Uhr im vollen ruhigen Gange. — 5 Uhr Nachm. : Wafferstand auf 90 Centim. über Null herabgegangcn. Eisgang meist Trümmer, ruhig im Abgchen. Tel schen, 6 Uhr Abends: Wafferstand 140 Centim. über Null, im Steigen; Eis im vollen ruhigen Gange. — Nachdem die Natlonalliberalen ln ihrer Bestrebung. daS Dresdner Stabtverordneten-Collegium zur reichs- unmtttelbarm Domatne zu gestalten, bet der letzten ErgänznngS- wahl gründlich abgcfqllcn sind, da es ihnen trotz alter Mittel durch ihre «Separatliste nicht gelang, auch nur einen ih> er aparten Candidaten durchzubringen, — gilt r» jetzt, bei der heuligcn Cvn- stitulrung de» Collegiums Leute ihrer Farve an die Spitze der Geschäfte zu dringen. Daher soll Vicevorsteher E. Lehmann beseitigt werden, ebenso sollen zwei Vorstandsmitglieder des Reichvcreino in da» Sekretariat kommen u. s, w., laut gedruckten Clrcularü aus dem Berliner Hauptquartier. Die Abstimmungen nach Schablone; die Beurtheilung der communllchen Interessen nach Coterie-Motiven, die Zerklüftung des Collegiums in poli- tische Fraktionen, — das bürste, wie Vorsteher Hosrath Acker mann bet der Schlußrede am 28. Dec. ganz richtig angeveutet hat, dem Gemrinwoble keineswegs von Segen sein! — Mit vollem Rechte rügt da« amtliche „DreSdn. Journal" eine lin Wahlaufrufe der nationalliberalen Parte» enthal tene Stelle, wornach durch die Reichslustizgesetze die „Cabinets- sustiz, wie sie thcilweise noch in Sachsen beitand," beseitigt sei. Es ist bezeichnend für die Anhänger dieser Partei in Sachsen, daß sie für die Verunglimpfung Sachsen» kein Wort der Abwehr hatten. - Au» dem siebenten Reichötagüwahlkreise. Wenn eine Korrespondenz auS dein übcrschriebenen Wahlkreise, die in Nr. 305 d. Bl. v. I. enthaltene Erklärung des Herrn Bürgermeister Ludwig-Wolf hervorgerufen hat, so ist diese Er klärung unzweifelhaft von einer Beschaffenheit, welche ein Ein. geben auf dieselbe an und für sich verüberfiüssigt, da jedoch da mit Wahlangrlegenhellrn berührt werden und bei diesen An gelegenheiten nicht genug Aufklärung gegeben werden kann. so rechtfertigt sich die nochmalige Berührung der Sache. Unzweifel haft ist es schwierig, von manchen Neichötagöcandlbatcn behaup ten zu wollen, die Canbtbatur sei gesucht, oder angetragen. Hat sich ieboch Jemand vor drei Jahren nur durch Umstände ab halten lassen zu cantldlren. candidtrt aber setzt, — und biescS Vekhältnitz ist vei Großenhains Bürgermeister her Fall - so kann man von dkesem getrost sagen, er möchte gen» ein Mandat al» Volksvertreter in der Tasche haben. Kann man doch von Jemandem. der sich aus seinem Posten alö entbehrlich erachtet, sicherlich annehmcu, er sei auch wirklich entbehrlich. Waö den Kompromiß anlangt, so erhält manches Schriftstück einen Namen, den nicht Jedermann kennt, und durch manchen Plauderer kom men geheime Machinationen zu Tage. die nicht Jedermann wissen lassen möchte, besonders aber dann, wenn mit wahrer ZündnaVel-SchneUigkrtt die Worte bei dem Plauderer fallen. ES kann Vorkommen, daß eine für den dreizehnten Wahlkreis be stimmte Empfehlung deö Herrn Bürgermeister Ludwig-Wolf in Großenhain als Candldat iür dort, im siebenten Wahlkreis aui- raucht, mit der Unterschrift eine» Landwirts)» aus dem siebenten Kreise im dreizehnten Kreise gedruckt erscheint, und sich dennoch leider, weil eine. dem Unterzeichner beigelegte Eigenschaft als Vorstand eine» Vereins beanstandet wird, als Versehen eines Untergeordneten heranSstellt. Trotzdem braucht natürlicherweise mancher Mann nicht zu wissen, wa» so bekannt ist, daß es die Spatzen aus den Dächern pfeifen. Doch noch einige andere Nach richten aus dem siebenten Wahlkreise. Am dritten Weihnachts- felertage hatte Großenhains Bürgermeister eine Versammlung von Geineindevorständev, welche sich für die Wahl de» Herrn Professor Richter tnteresslrcn, nach Prlstewitz ausgeschrieben und dazu eine Anzahl Großenhaincr Bürger mittelst Karten Ungeladen. Letztere Einladungöwcise soll wenig Erfolg gehabt haben. Ge meindevorstände sind jedoch in größerer Anzahl in jener Ver sammlung anwesend gewesen, und man bat dort unter Linderen, beschlossen, zwölf Tausend Stimmzettel mit dem Namen des Herrn Profeffpr Richter bedruckt, tm siebenten Wahlkreise colpor- tirrn zu lassen. Nach einer amtlichen Veröffentlichung der kö niglichen Amtshauvtmannschaft Großenhain sind nun allein «n den 104 Wahlbezirken der Gerichtsamter Großenhain und Riesa 89 Gemeindevorstände Wahlvorsteher, mögen nun mehrere dieser Herren die Colportage von Stimmzetteln für Herrn Proiejsoc Richter mit beschlossen haben, so wird doch hoffentlich nicht der Fall Vorkommen, daß sich Gemeinbevorstand, Wahlvorsteher und Sttmmzcttrlverbreiter in einer Person vereinigt. Zn genannter Wahlversammlung tn Pristewltz sind ferner die Vorsteher der in Großenhain nach den Htrsch-Duncker'schen Prlnclpien bestehenden GcwerkSgcnossenschattcn gegenwärtig gewesen und baden erklärt, wenn Herr Professor Richter nicht für Bestrafung des Contract- brucheS sei und nicht die Einführung der Arbeitsbücher wolle, so würde ihre Partei, die man beiläufig bemerkt auf circa 50 Stim men schätzen ckann, für denselben stimmen. Die Erklärungen, die hierauf der Bürgermeister aus Großenhain gegeben hat, müssen zusviedenstellend gewesen sein, denn genannter Bürgermeister, ge nannter Vorsteher der Gewcrksgenoffenschaften und ein Land- wirth bilden das Trifolium der ferneren Wahlagitation. — Äe hiesigen Schorn st etnsegergchtlfen sind beim Stabtrath darüber vorstellig geworden, daß der ihnen von den Meistern gewährte Lohn viel zu niedrig sei und dies umso- wenlgsc zu rechtsrrtigcn wäre, alS die Einnahmen vieler Meister sich auf 5 -0000 Thlr. beliefen und sie sich so wohl befände», daß sie sich Häuser über Häuser kauften. Der Stabtrath schickt nun zur Ermittelung dieser Thatsachen seine Beamten zu den .Haus besitzern hemm. Er läßt sich mittbeilen, auf wie hoch sich die Einnahmen der Schornsttinfegcrmeister aus jedem Hause be laufen. Je nach dem Ergebnisse dieser Ermittelungen wird den Wünschen der Gehilfen wohl entsprochen und durch Bildung neuer Kchrbezlrke cinrr Anzahl Gehilfen besseres Auskommen geschaffen werden. — Zn der letzten Stunde d«S Jahre» 1870 hat ein Trans port-Unternehmen anfgrhvrt» das mit zu den ältesten derart in Dresden gehörte: Abends II Uhr. am lll. Dec.. fuhr der letzte Thamm'sche Omnibus von Blasewitz zur Stadt. Die Frequenz der Wagen war keineswegs so schlecht, da Viele den warmen OmnibuS der Pferdebahn vorzlehen, deren Vorberthüren auch bei 20 Gr. Kälte nicht gehörig verschlossen werken. Noch nicht 20 Jahre sind eS. da fuhr so ein Dietze'scher Niesenwagen gemüthlich üder den schlechten holprigen Feldweg an Hcgereiter« vorbei «durch den Busch" nach Blasewitz. damals noch simples Bauerndorf. Jetzt führt eine stattliche Chaussee durch den neu erstandenen Ort Aenstrlesen, durch den städtisch eleganten neuen Waldpark nach Bkasewltz, der kostbaren Villeqgiatur der Dresdner. Damals ging um 2 Uhr ein Wagen. Später aller zwei Stunden
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