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Dresdner Nachrichten : 05.07.1877
- Erscheinungsdatum
- 1877-07-05
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187707051
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18770705
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18770705
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1877
- Monat1877-07
- Tag1877-07-05
- Monat1877-07
- Jahr1877
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 05.07.1877
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Nr. 186 «SINN.« Warlei, Kratz« l». «d,». M«8 Douurrstag, Sen S. IM »iirtellktz«« »Ii««en> 10 Vl^. ,«st»» 32000 »l«l. Für die »»-?,«»« »in». Inndter Manuiciipte ^chi sich die Rednltio» nicht »eedlndUch. Jnseealen-Nniintm« «u»- »nri» V««I»nsI,tnun» Hamdur«. Ver- li». lvien. Leid««». Vairl. »„«lau. NrnnNnrtM. in verltn. Net»»!». Wien. La«dur*, NianNur» ». M., Man chen. — »nnd, ch ««. i» NronIIurt a. M. — tzkr. ainiaiiiiilliemnitz.— U»ra», Oaltt», II»Ul«r ch c». in Pari». Hageökatt für Politik, Zlnterhaktung, Geschäftsverkehr. Börsenbericht und Kremdenliste. Druch und Eigenthum der Herausgeber: Litpsch ^ Ncichar-t tn Dresden. Derantw. Redacleur: Fr. Gocdsche in Dresden. In»«»»»« »erden M«ri«». «»»de I» di« Ud.» Ud» «nnenimmcn. Sonn»«»» »t«M>,t,»»rUdr. I» »tiuftadt: »rode Niiiter» »»e b d>««,chm.L Udr. — Der Raum einer rin» Ipalligeu Peiitiktle killet U, Pjge. <ri»geiL„dt di« stcile au Plae. tine Sarnntie >iir da* » a ch in ii, > - e Lrsche'««» der Jnicrale wird »ich* I« geden. »luiwäritgc Annoncen» Aufirage oo» uu» und«» lanttlcu Jirmen und Per« Ionen »ileriren u»r »ur g>,e» Ntraiiunrern»»«. «iai>l»»n durch Briet» Marlen oder PonetNjad- lu»a Acht Siidcn Ionen IS Pige. Inierat, IN» die Moniagz. Nummer oder «ach einem geilt«*» die Pciitjcile Lll P,»e. XXL Jahrgang. Tür daS Feuilleton: i»u«li,r>u Mitrecacteur: ISr. Luitl ittvrvz . Dresden, 1877. PoNttschk». Ein PferdcauSfuhrverbot dürste nunmehr, sowie in Oester reich, auch in Deutschland erlassen werden. Rußland, sagt man, habe neuerdings eine Submission von 30,000 Pferden ausgeschrieben, hierbei rechne es wesentlich auf deutsche Remonte; unser Pferde bestand würde dadurch so erheblich geschwächt, daß im Bedarfsfälle Deutschland vor einem empfindlichen Mangel stehen würde. Diese Lesart läßt sich wenigstens eher hören, als die andere, daß die Land- wirthschaft bei fortgesetzter Ausfuhr ihren eigenen Pferdebedarf nicht ohne erhebliche Preissteigerung decken könne. Diese angebliche Für sorge für die Bedürfnisse der Landwirthschast und der Wunsch, von obrigkeitswcgen auf die Preise auf dem Pferdcmarkte einzuwirken, ist offenbar nur der Vorwand für eine Maßregel, deren politische Bedeutung mit Händen zu greifen ist. Wenn in Deutschland die Rcgicrungskunst sich ernstlich damit beschäftigte, der Nothlage der Landwirthschast und des GewerbfleißeS zu steuern, da gäbe cs noch ganz andere Arbeitsgebiete. Da befaßte man sich, che man an die Pferde dächte, doch wohl richtiger mit den Menschen, Arbeitgebern wie Arbeitern. Doch, wie gesagt, wenn das beregte Pferdeausfnhr- verbot sich bloS gegen die russische Pferdesubmission richtete, so ließe sich ihm eine freundlichere Seite abgewinncn. Diejenigen freilich, welche in der Maßregel nur die erste Vorbereitung für ein offenes Eingreifen Deutschlands in die Oricntwirren erblicken, dürsten schwerlich ihr Mißtrauen fallen lassen. Bismarck zieht sich zunächst nach Varzin zurück. Im Lause des Herbstes geht er vielleicht nach Gastein. Sein Aussehen ist ausge zeichnet. Wer ihn auf Eisenbahn-Stationen, seine Pfeife rauchend, erblickt hat, schildert ihn als ungewöhnlich rüstig. Vom diploma tischen Corps, welches augenblicklich in Berlin vollzählig versammelt ist, empfing er vor seiner Abreise nur Herrn v. Oubril und den Grafen Laanay, die Botschafter Rußlands und Italiens, also die Vertreter der Mächte, welche man für den Fall, daß es zu einem Weltbrand kommen sollte, allgemein als dieBundeSgenossenDeutsch- lands gegen die übrigen Großmächte nennt. Mag Europa ein gut.r Genius vor dieser Katastrophe bewahren! Italien macht aus sc nen russische» Sympathien nicht das geringste Hehl. Als vor Kurzem die Montenegriner ihr letztes Stündlcin ge kommen glaubten, stand bereits eine italienische EScadre mit Landungs-Truppen in Bereitschaft, um den bedrängten „Helden" Luft zu machen. Italiens ganzes Trachten geht ja erfahrungs gemäß dahin, bei großen Verwickelungen ein Stück Land zu er lrapschen. ES hat bereits jetzt an Montcnogro Geschütze, Waffen und Munition geliefert, auch bot es Rußland die Mitwirkung seiner Flotte an, da dieses im Mittelmecr keine Seemacht hat. Dafür verlangte Italien Zweierlei: 1) einen Hafen an der albanischen Küste, an der Straße von Otranto, so daß dieselbe eventuell ganz von Italien gesperrt werden könnte, und L' für den Fall von beson deren Veränderungen in Dalmatien die Zusicherung, daß sich Ruß land einer näheren Verbindung der romanischen Bevölkerung in den Küstenstädten mit Italien nicht widersetze. Der erste Punkt wurde, als unwesentlich für Rußland, bereitwillig zugestanden; gegen die zweite Bedingung aber erklärte sich der Zar, um nicht Oesterreichs berechtigte Entrüstung herauszufordern. In den betreffenden Ver handlungen wurde darauf hingewiesen, ob sich Italien nicht mit Be sitzergreifungen an der nordafrikanischen Küste zufrieden stelle, doch ließ man den Gegenstand bald fallen und brach überhaupt die Ver handlungen ab. Die Hauptursache war die persönliche Antipathie des Zaren gegm Victor Emanuel und dessen Politik. Später machte Italien noch ein Paar Versuche, in der russischen Gunst Eingang zu finden und ihm gewissermaßen unaufgefordert Volontärdienste zu leisten, cS ist ihm aber bis heute noch nicht gelungen, eine feste und bindende Abmachung zu erziele». Abermals scheinen gegen die Montenegriner die Türkenpaschas Suleiman und Ali vorzurücken. In Kleinasien erleiden die Russen auf allen Kriegslhcatern Schlappen über Schlappen. Ihre Verluste muffen viele Tausende betragen, so nachdrücklich wurden sie von den Türken in die Pfanne gehauen. Auf die Ziffernangaben über Todte und Verwundete geben wir weder bei Russen noch Türken Etwas. Jeder Theil ist beflissen, seine eigenen Verluste recht gering erscheinen zu lassen und lügt dafür Nullen für Nullen vom Himmel herunter, um die Verlustziffer des Gegners zu vergrößern. Nur so viel steht fest, daß die Generäle Hcymann, Loris Melikow und Tcrgukasoff von Mukhtar Pascha genöthigt wurden, sich mit Rück- lassung vieler Tausende rückwärts zu conccntriren. Ebenso trüb selig erging es den Russen vor Vatum und am Kaukasus. Alle diese Siege wetzen jedoch die Scharten nicht aus, welche die Türken auf dem Kriegsschauplatz an der Donau stetig erleiden. Die Russen haben bei Tarnu-Magurclli nunmehr den dritten Donau-Ueber- gang beivirkt. Beträchtliche Hecresmasicn, über 1 Armeecorps be reits, sind hier auf bulgarischen Boden übcrgegangen. Auch dieser Ucbergang wurde russischerseitS mit verhältnißmäßig geringen Opfern erzwungen. Man sicht daraus nachträglich, daß nicht die Höhe des DonauwasscrS diesen Uebergang so lange verzögerte, sondern einzig die Unfcrtigkeit der russischen Vorbereitungen. Es war aber sehr rationell, diesen Schritt erst nach genügender Vorbereitung, dann aber auch energisch und mir der Sicherheit des Erfolgs und groß artigen Nutzens zu thun. Da nunmehr auch die Schiffbrücke bei Sistowa fertig, wälzen sich mächtige HeercSmasien auf daS rechte Ufer. Außerdem wurde die Donau noch an einer 4. Stelle über schritten und zwar durch die Rumänen. Diese bedienen sich serbi schen Gebiets zum Durchmarsch. Serbien ivird unter solchen Um ständen nicht inehr lange unthätig blcibcn können. Solchen sich stets vergrößernden Streitkrüften gelingt auch Gewagtes. Obwohl die Russen des wichtigenThaleinschnitles dcrIantra nicht Herr wurden, sondern aus bulgarischem Boden eine erste Niederlage erfuhren, drang doch unentmuthigt eine Russencolonne nach Tirnowa vor. ES ist dies die alte Haupt-, KrönungS- und Zarcnstadt Bulgariens, am Fuße des Balkan gelegen. DieserNorstoß ist ein äußerst kühnes Unternehmen; glückt es den Russen, sich dort zu behaupten, so haben sie enorm gewonnen. Timowa ist nicht nur in den Augen der Bul garen die Hauptstadt ihres Zukunftsreichs (deshalb schlägt der russi sche Civilgouverneur Fürst Tscherkaßky daselbst seinen Sitz auf und organisirt von dort die Posten und Telegraphen), sondern auch der Straßenknotenpunkt zwischen Donau und Balkan, zwischen Serbien und dem Schwarzen Meere. Hals über Kopf befestigen, solche Noth lage vor Augen, die Türken die Balkanpässe, ja sie fangen an, Konstantinopel durch Erdwcrke zu schützen. Man empfindet am Goldnen Horn den vollen Ernst der nahenden Entscheidungsstunde und schickt zu diesem Behuf den unfähigen KricgSminister, Nedif Pascha, von der Hauptstadt nach dem Kriegsschauplatz. Einer uns direct zugehenden Privatmittheilung aus Konstan tinopel zufolge glaubt dort ein Jeder, daß die Russen schließlich siegen werden. Die Türken verlassen sich auf irgend eine europäische Macht. Sie sind eine außerordentlich gutmüthige, faule, tapfere, langweilige Gesellschaft, sie halten sich für die beste Nation der Welt, wie jede andere Nation das auch thut, und geben täglich Sieges-Bülletins aus. Jetzt ist der Parforce-Reiter Sczyzowitz dort und soll die türkische Cavalerie für das Wasser abrichten. Auch hat sich eine polnische Legion formirt, mit rothem Czapka, Halbmond und polnischem Adler, welche ganz gut nussieht. Die Türken an sich lie fern das beste Material für den Soldatenstand, sind ausdauernd, kräftig, gehorsam und haben als Nahrung an einer Zwiebel genug pro Tag; so wie sie aber einen gewissen Grad erreicht haben, fangen sie an zu stehlen, wie Allah will. Die Offiziere sind aus der Mili- tairschule zu rasch befördert worden. Die deutschen Jnstructeure, die an der vereinigten Artillerie-und Ingenieurschule Unterricht gegeben haben, besitzen mit Ausnahme des Generals Blum Pascha so viel Kenntnisse von der Artillerie wie ein deutscher Unteroffizier. Trotzdem würde, Mann gegen Mann, der Russe geschlagen werden, aber das Opcriren mit größeren HeercSmasien kennt ein türkischer Generalstab nicht, auch nicht das Vcrproviantircn. Es kommen täglich Dampfer aus Tunis an, überfüllt mit Hilssvölkern; die Leute bekamen acht Tage lang nichts als Brod und Wasser. Die Cavalerie reitet sehr locker, doch ist von den schönen arabischen Pferden nur bei den Beduinen etwas zu sehen. DaS Flotten- Material ist vorzüglich, die Ausbildung des Personals aber ganz nachlässig geschehen. - Neueste Telegramme der „Dresdner Nachrichten." Berlin, 4. Juli. Die „Nordd. Allg. Zeitung" bestätigt, daß seitens des preußischen Ministeriums beschlossen worden sei, beim Bundesrathe ein Pferde-Ausfuhr-Verbot zu beantragen und solle sich dies Verbot nicht auf eine bestimmte Grenze richten. Der Grund dieser Maßregel sei, damit der Armeebedarf nicht durch zu starke Ausfuhr besonders bezüglich der Qualität der Pferde geschwächt werde. Die Beschlußfassung des Bundesraths dürfte durch eine vertrauliche Verständigung bereits vorbereitet sei». Locale- and Sächsisches. — Der StaatSmlnister a. D. F-rhr. von Falken stein hat fick) aus längere Zeit nach Frodvurg begeben. - — Dem tn Nubestand getretenen Hotratb August Wilhelm ManitiuS. seither Ritter 2. Klasse deö Verdienstordens, Ist daS Ritterkreuz 1. Klasse, und dem Vleewachtmelsler Frhr. von FeilltzschdaS Fürstl. Lippc'sche Ehrenkrcuz verlieben worden. — - Das hiesige Bezirksstcuer-Anit wird förmlich überschüttet von Reklamationen betreffs der neuen Einkommensteuer- Abschätzung. Diese unsympathische, und trotz aller dazu i» riesiger Menge verwandten Arbcltokrältr, unpraktische Steuerung kommt, wie eS den Anschein bat nie tn ein gutes Fahrwasser. DaS Resultat der diesmaligen Abschätzung in Dresden ist hinter den vor 2 Iabrcn erlangten Ergebnisten wesentlich zurückgeblie ben. Während 1875 das gelammte steuerpflichtige Einkommen nach Abzug der Schuldzinsen sich auf 156,740,163 Mark bezifferte, vermochte man diesmal nur IR»,«25.832 Mark heraus zu schätzen und trotz der Verringerung häuten sich immer noch täglich, wie oben gciagt, die Reklamationen. Auch in allen andere» sächsischen Städten und Ortschaften ergeben sich gleich Unerfreuliche Re sultate. — Jede» Donnerstag finden Im Garten der Bahnboiö- Restauration zu Radeberg Eoncerte des dortigen StadtmusikchorS statt. Dieselben beginne» Abends 8 Uhr und gehen die Prrsonenzüge ab Radeberg nach Dresden Abciidö 10 Uhr 14 Min. und nach Görlitz I I Uhr 52 Min. -- Der Armcnversorgungsbebördc sind von der Im Februar d. I. verstorbenen Frau KrclsgcrichtScanzlistErnsiuS gcb. Vetters 150« Mark vermacht worden, welche unter dem Nmnen „Ma thilden-Stiftung verwaltet und von welchen die Zinsen alljährlich am 8. Eeptbr. an arme Näherinnen perthellt werben sollen. — „HanS Blum. Student der unveräußer lichen Menschenrecht e." Eine also bedruckte Visitenkarte findet sich im Schaufenster der Expedition der „Fackel" in Leipzig ausgestellt. nützlich und lehrreich zu lesen tür Jedermann, der sich sür den Schritt vom Erhabenen zum Läctwriichen interessirt. Leider scheint diese RcminiScenz an obgcnanntcS Studium dev Herrn Hans Blum gewissen Leuten nicht recht zu behagen; wenigstens wurden in der Expedition der Zeitung 2« M. sür die Visitenkarte geboten. — In den Ictztvcrgangcncn Tagen sind wiederholt a»S Zinn und Blei mittelst Guß hergestellte falsche Einmarkstücke hier vorgekommen. welche an Sodawasserbuden oder bei Obst- händlerlnnen re- zur Verausgabung gelangt find. — Aus Anlaß des Jahrestages der UnabhänglgkeltScrklärnng der Nordamerikanischcn Freistaaten hatte geiler» daS hiesige nortamcrikanischc VIccconsiilat und der hiesige amcrttanlschc Club in der Victoriastraßc geflaggt. — Die bisher in Krippen, Bahnhof, bestandene Telegra- pben'Bctrlcbestellc Ist am 1. Juli mit der, auf dem Bahnhöfe zu Schandau neueröffneten Postzwcigstellc vereinigt und eröffnet worden. — Meißens, unserer lieben freundlichen Nachbarstadt „große Woche" ist vorüber, die Tage des allbekannten Schei ben- und Vogelschießens, welche auch diesmal mit dein althergebrachten Pomp geleiert wurden. Das Fest fleht wohl tn Sachlcn einzig in feiner Art da. denn alle Stände bcthelligen sich daran; seine Devise ist: Gcmüthiichkclt und Eintracht, es ist im bellen Sinne ein Volksfest, a» welchem sich die ganze Stadt belhciligt. Der erste Festtag, Montag, war dem Scheibenschießen, die beiden folgenden Tage dem Vogelschießen gewidmet. Alle Straßen, welche die Fcstzüge berührte», waren beflaggt und am daS Geschmackvollste mit Maien, Kränzen und Guirlanden geschmückt. Zufällig befanden sich die Wobmmgcn der beiden Könige am Eingänge In die Stadt einander gegenüber und die Dekorationen der Elbgusse waren daber um so reicher. Vom frühen Morgen an durchwogtc eine tcstlich geputzte Mcnge von nah und lein die Straße». An den beiden erneu Festtagen sauten wich 8 Uhr die sogen. Haustrühstücke in den Behausungen der Könige selbst statt und eS nahmen an denselben außer dcu Gilbciioistzicrcn auch die Spitzen der königlichen und städtischen Behörde», die Oifizicrc der Garnison und sonst geladene Gatte Theil. Nach Beendigung dieser halbrrivaten Festivitäten wurden am Montag der Schcibenschützcukönig, Herr Klempiielmcister Hcrrmann. und am Dienstag der Bäcker meister Herr Leusedncr in daS Hotel „zur Sonne" geleitet, wo die Hauplsrühstiicke sür die sämintlichc» Schützen, auswärtige und einheimische Gäste, in bedeutender Anzahl abgchaltcn wur den. und an welche» sich ebenfalls die Behörden, die Garnison re. bethciligten. Der Wci». am rrsten Tage ein trefflich gepflegter Schiller Rathöweln auö den Kellereien dcS Hrn. Weinhändlcr Otto Horn, floß in Strömen, und wahrhafte Massen von Deli katessen, belegten Franzsemmeln, geliefert von dem Sonnenwirth Hrn. Zwanziger, welcher die Ta>cln geschmackvoll dccorirt hatte, wurden vertilgt. Der Jubel, eine ungeheure Heiterkeit stiegen von Minute zu Minute, Freundschaften und Brüder schaften wurden in Unzahl geschlossen, kaö Leben und Treiben aber von der Tribüne aus sich auznschcn, war höchst interessant. Nach Beendigung der Hauptirühslücke wurden die Könige von den ans drei stattlichen Compagnien, einer blaminilormirten, Jägern und Franklurter Jägern be stehenden Schützen, sowie von Gäste» und sonstigen Schützenmil» gliedern tn langen Zügen auf den Markt geleitet. Vom Balkon des Ratbbauicö herab schwenkten die Könige, bei der feierlichen Entfaltung der hier abgcholtcn Fabncn, Ihre C-akoö. Die Fabncn wurdcn clngcrciht und dann erfolgte der Abmarsch der „Heeres säule", die Herren Majore und Adiulanlcn, sowie am zweiten Tage ein vv» Großenhain besuchsweise erschienener Herr Bürgcr- garbcu-Malor, zu Picrde. unter klingendem Spiele aus den Schützenplatz, an der schönsten Steile des Trlebüchlhales. Hier sanken an de» beiden Haupttagcn die üblichen »lilltariichcn Hon- nenrö und Köiilgö-BcgrüßlniaSrcdcn, sowie hinterher Festtafel statt. Daß unter teti vielen, schon bei dcu Frühstücken und dann bei kc» Diners ausgcbrachkc» Trinkspriichcii die Toaste aus unser allgcliebtcS Köulgöpaar, und die königliche Familie die ersten Stellen eimiahmen, war bei der iLovalltät der wackeren Meißner nicht anders zu erwarten. Zu besonderer Gcnugthuung aber gereicht es uns, zu berichten, daß einer unserer Mitarbeiter, welcher der überaus iicundlichcn Einladung zu beiden Festtagen erst am Dienstag svlgcn konnte, von den Vorständen und Fcst- gcnossen aus daö herzlichste als Gast begrüßt, und an der Festtafel wiederholt die treundlichsten Trintsprüche unserem Blatte und dem Vertreter desselben gewidmet wurdcn. Daß diese Freundlichkeiten eine tankende Erwiederung sauten, ist selbst verständlich. Obgleich auch in Meißen über den flauen Ge- schältSgang vielfache Klagen ertönten, so daß. wie Herr Gelk- schrank-Fabrikant Kießling In seiner drastischen Weise sich auö- drückte, jetzt eine wahre „Kanonenwtrthschatt" herrschte und gar keine Gcldichränke und Portemonnaies mehr gekeimt würden, so entwickelte sich doch in den vielen Zelten am dem Schützen- Platz ein reger Verkehr. Ilcberall ging eS höchst gemüthlich zu. der Festjubcl wurde durch keinen Mißton gestört. In der Stadt selbst aber waren die Restaurationen viel besucht, namentlich die berühmten Gcißlersche» alldeutsche» Trinkstuben in der Burg- Nraße, tieHorn'sche geschmackvoll decorirte Weinstube, der Raths- kellcr, la sogar bei dem Neptun Meißens, dem gemüthlichcn SchwimmmcisterHottewilscl) Inder Hechlschänke, war dicStimmung und Laune den Festtagen angepaßt. - Seit einige» Tagen Ist Dresden um ein Etablissement reicher, wie keine zweite Stadt Deutschlands seines Gleichen be sitzt. Es Ist alü ob die von Mirza Schaffst besungenen Rosen gärten von Schiras wieder autgelebt seien. Unser intelligenter Mitbürger, der Matador der Nosenzüchtcr, Herr P. Ruschpler. wett über Deutschlands Grenzen hinaus bekannt, hat nach der NückwärtSvcrlcgung seines Rosengartens von tcrChemnItzer- straße nach der nahen Hohcnstraße Anlagen geschaffen, die einen Dichter begrüßen, den Naturfreund entzücken, den einfachen Refe renten aber nöthlgcn. sich vor Superlativen der Bewunderung zu hüten. Man stelle sich ein Areal von gegen Ltt,OA> O.-Ellen vor. über und über bedeckt mit den zum großen Tbcile im Auf blühen begriffene» edelsten Nosensortcn. Sticht weniger alS 1300 Nummern der brillantesten, ausgesuchtesten Roscngattungcn geben sich hier ein Stelldichein. DaS ist ein Schmelz, ein Dust, ein Farbenglanz, wie man Ihn In solcher Masscnwirkung noch nie vereinigt sah. Bei der Elntheilung deö ausgedehnten Arcalö ließ sich Herr Ruschplcr von seinem Geschmack leiten. Der Wanderer steht sich nach dem Eintritt in den Rosengarten zwei mäßig hohen Hügeln gegenüber, von deren Pavilioncn anö nun daS Auge sich an der Farbenpracht der Blnulcnköuigln weiten kann. Man wandelt zwilchen den zu reizenden Gruppen arrangirten Rosen stämme» . von den Pavillons anö überschaut man dann entzückt daö Ganze. Lie ganze Gartenanlage ist im Nococoststlc gehalten. Einzelne Gruppe» Rosen von ganz brillanten Sorten zeugen in ihrem Arrangement nicht bloö von dem inneren Wcrthe der köst lichen Blume, sondern ebenso von dem Kunstgeschmack ihres Ordners. Die Farbcnabstusungen, die zarten Uebcrgäuge und Nüancirungcn sowohl wie die Höhendifferenzen der einzelnen Nosenstammgruppen beweisen, was, um eine künstlerische Gc- sammtwirkung zu erzielen, sür eingehende Studien erforderlich waren. Den Abschluß des Rosengartens bildet ununterbrochen von Pavillons der ganzen Länge deö Gartens nach eine Colonadc, nntcr welcher die feinsten und zartesten Thee- und Noisset-Roscn Schutz vor den glühenden Sonnenstrahlen suchend und findend prangen. Ein neuer aber höchst wirksamer Gedanke Ruschpier'ü war eö. in riesigen Naturkübcln ganze Sortimente Rosen zu- sammcnzupflanzcn. Diese Rlesenkübcl bestehen aus eingerammtc» Psählcn, sodaß die Roscnstämme unmittelbar Im mütterlichen Boden rer Erde wurzeln. Den Glanzpunkt bildet der Ricsen- kübci, der mit der anerkannt schönsten gelben Rose Marschau» Niel-Rose bepflanzt ist. Eine seitwärts gelegene Eremitage, mit Ephcu nnb wilden Rosen bewachsen, gicbt dem Wanderer ein schattiges Ruhcplätzchen. Herr Ruschplcr besitzt in den neben dem Rosengarten gelegenen Schulen gegen 200,000 Rosen von allen
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