Dresdner Nachrichten : 25.08.1877
- Erscheinungsdatum
- 1877-08-25
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187708252
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18770825
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18770825
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1877
- Monat1877-08
- Tag1877-08-25
- Monat1877-08
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- Dresdner Nachrichten : 25.08.1877
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Rr: 287 «rlchklnt »t, li« trü» 7 »Ihr in der itzvcdtlton vtoriciilirahe 1.7. <Id»n« neuicnl»prti« virriclidiir- I,ch2Ma,k LOPfgc ,durch die Post 2 Mark 7L Pigr. LInjrl.NummcrnwPsge. Aullazc 33000 Ervl. gur dir Rückgabe ring«- landlcr Manulcridtc macht iich dir Rrdarlta» Nicht vcrdiiidtich. Ünscrairn-Aiinadme an«» Wart»: llack Vo lar in Hauidura, Brk- Im, Wien, Lcipjig, ivalrl, virolau, tzraukluil a. M. I!uü. liloo«, „i Pcrltn, Lripzia, Lüicu, Hauidurg, ff»a»k!nrt a. M., Mun- chc»- — Vaud» L t'o. in I?ranksu>t a M. — Vr. > oigi in Cinmnid. — N»- »»».lraiili«, IluUior L La, in >ark». LBtrevactenr: vr. > Für da» Feuilleton: LaelMl» «eranrwOMebacteur. kr. «»v<l»el»« in DreSdcn. Sonnabens, SS. Angnft. Tageblatt für Mitik, Unterhaltung,Hcschästsverkchr. Z)örfenbericht,Irem!>e»lijIe. XXII. Jahrgang. ^L-LVLALL Dresden, 1877. Jnlrrair werden Marien« Girabe M di« Äd. ti Uh» an« kommen, Lonntail di« Mitiaz« lL Udr. 8» Rkniiadl: groüe NloNer- gaüe o iu« oiachnn » Uhr. -- »iauni einer «in« ^paliigeu Petiizeile kastei lö Psg . chjngejandi hie Zeile n> Plae. Sine >oa^attt>c ü>r da» aäqiitagige errichel- nrn der Inserate wird nicht «e,irden. NnSmiirttgc An^iikkix Ausliagr »o» nu» u»de- kauntcn?,ir:„en »> d Per sonell inser»cn wir »U» <ilae>lPrr,ru>ncrando» »iailillna durch Brtki» »rarkcn oder Ponctnzoh- llino- Ächt Liidcil loiicn >'- P'itk- ?,lll>,otl iüL die Äoniro« iülnnmer »der na o eni n, ?>enlagr die Peiilicilc Lu P ge. Politisches. Seit dem Dienstag wüthen die Kämpfe um den Besitz des Schipkapasses. Die Stunde großer Entscheidungen ist hcrcmgerückt. Von drei Seiten haben die Türken den Angriff auf die Nüssen eröffnet: mit entschiedenem Erfolge von Osten her, wo Mehemed Ali bei Osmanbazar Sieger in einer Feldschlacht blieb, in welcher er mehrere russische Kanonen erbeutete. Zweifelhaft ist der ÄuSgang der Schlacht bei Pleivna. Zwar wissen die Aussen offiziell Nichts von einer solchen; wohl aber darf man annehmen, daß ihr Versuch, die Verbindungen Osmans zu unterbrechen und ihm seine Zufuhren abzuschneiden, in mehrstündigem Gefecht durch Hussan Pascha abge schlagen wurde. Unzweifelhaft aber erscheint, daß die Russen den heroischen Wahnsinn „Suleiman Paschas", den Schiplapaß zu stürmen, glänzend-blutig abschlugen. Mit 40,OM Mann unter nahm eS Suleiman, den Stier bei den Hörnern zu fassen, 10 Mal führte er seine Krieger vor, ebenso oft schlugen ihn die Russen zurück. Es sind nicht lediglich politische Gründe, aus denen sich das russische Hauptquartier zu der Berthcidigung des Schipka passes entschlossen hat. Tirnowa, die alte bulgarische Haupt stadt, schiebt sich mit der auf den Schipkapaß führenden Balkan straße gleich einem Keil in die türkische Operationssront ein. Die russische Kriegsführung muß sich ziemlich sicher vor einer Offensive von Plewna und Nasgrad her fühlen, um so große Bestandthcile ihrer Hauptarmec auf die Behauptung dieses einzigen Balkanpasscs zu verwenden. Wir haben heute nicht nöthig, der klaren Sprache der Telegramme Etwas hinzuzusetzen. Suleiman hat offenbar die Absicht, koste es, was es wolle, die furchtbaren Ncdouten, hinter denen die Nüssen tapfer und zäh sich verlheidigen, mit stürmender Hand zn nehmen. Eine für Deutschland wichtige Nachricht kommt aus Wien. Die deutschen Zollunterhändler (wenigstens der führende Kopf unter ihnen, Herr v. Haffelbach) sind, rcsp. ist nach Berlin abgereist und die Unterhandlungen selbst bis zum 1. September vertagt. Die Unterhändler Deutschlands und Oesterreichs können sich offenbar nicht verständigen. Unsere Vertrauensmänner haben Instructionen, den Ansprüchen Oesterreichs über eine gewisse Grenze hinaus nicht nachzugeben, iin Gegentheil von Oesterreich Verzicht auf etliche bis her genossene Vergünstigungen zu erreichen. Oesterreich soll seine hohen Eiscnzölle ermäßigen — gewiß ein billiger Wunsch, da es nach Deutschland alles Eisen zollfrei einführen darf. Trotzdem wei gert sich Oesterreich, darauf einzugehen, und verlangt außerdem noch weitere Opfer von Deutschland bezüglich des sogenannten Ver edelungsverfahrens bei Gespinnste». Wenn man in Berlin ernstlich entschlossen ist, weitere Benachtheiligung der deutschen Interessen zu vermeiden, so zweifeln wir nicht an dem schließlichen Nachgebcn Oesterreichs. Deutschland brauchte blos Miene zu machen, österrei chische Weine, böhmische Biere und GlaSwaaren mit beträchtlichen Zollen zu belegen, so würden die deutschen Eisenindustricllcn, die Baumwollspinner, Drucker und Färber nicht mehr so empfindlich unter der österreichischen Concurrenz leiden. Die sächsische Armee wurde nicht mehr sich in böhmische Leinwand kleiden, während die iachsischen Weber Schiff und Kette feiern lassen müssen. Ding eine derartige Fürsorge für die nothleidende Industrie des Vaterlandes auch nicht in den Streifen des theoretischen Freihandels passen — cs ist besser, die Weisheit unserer Beamten leidet Schiffbruch, als daß sich Deutschland immer noch mehr mit wirthschaftlichen Ruinen bedeckt. „Unsere Beamten", schrieb neulich einer der gründlichsten Gcschäftsmänncr, „besitzen viele vorzügliche Eigenschaften, sie stehen in vielen Beziehungen zwar höher und sind in keiner Eigenschaft ivenigcr gut, als die Beamten aller anderen Länder. Sie sind mit ihrem Fache vertraut, pünktlich, ehrlich, diensteifrig und sparsam. Sie haben aber sammt und sonders kein wahresGcschästövcrständniß und können, weil sie den Privatverhältnissen fernstehcn müssen, ohne eigene Erfahrung und ihrer ganzen Erziehung nach dies auch nicht besitzen. Der Beamte ist vorurtheilsvoll und engherzig in seinen 'Auffassungen und meist ohne genügende Kenntniß der realen Ver hältnisse." Die realen Verhältnisse verlangen aber Hebung des Volks wohlstandes durch Schutz der deutschen Industrie; dann wird sich die Stcucrkraft wieder erhöhen und die Wehrkraft der Nation vor j-.ncr Schwächung bewahrt bleiben, die unausbleiblich im Gefolge der Verarmung angchinkt kommt. Darum, Ihr Herren Beamten in Berlin: seid fest in Wien! Von einem anderen Gebiete noliren wir mit Vergnügen ein Vorgehen der preußischen Regierung. Wir spielen auf die Verord nungen an, welche der preußische Minister des Jnncrnß bezüglich cincr verschärften Eontrole der Vranntwcinschänken erlassen hat. Ueber das Schank-Concessionsivcsen und den Unfug, der mit dem selben getrieben wird, sind die Klagen ebenso lang als lebhaft. Namentlich hat sich eine Umgehung des Gewerbegesctzcs insofern ein- geschlichen, als nominell Gastwirthschaften errichtet wurden, wozu die Erlaubnis, lediglich aus ganz bestimmten persönlichen oder localen Gründen versagt werden darf, während die Erlaubniß zum AuS- ichänken von Branntwein auch von dem Nachweis eines vorhandenen Bedürfnisses abhängig gemacht werden kann. Wenn die Unterneh mer solcher fingirter Gastwirthschaften polizeilich gehörig controlirt würden,! so würde die Thatsache der Gcsehes-Umgehung bald genug erhärtet werden und die betreffenden Unternehmer würden zum min desten von der für die Nichteinholungkdcr vorschriftsmäßigen Geneh migung eines Gewerbebetriebes festgesetzten Strafe betroffen werden. Da die erwähnte Gesetz-Umgehung notorisch vorzugsweise in kleineren Städten geübt und demgemäß auch leichter bekannt wird, so würde die polizeiliche Controls eine allzu lästige Einmischung in Privat- Angclegenheiten schwerlich mit sich führen. Nun hat Graf Eulen burg Anordnungen getroffen, daß eine solche Controls fortan geübt wird. ES soll von den betreffenden Behörden besonders darauf ge sehen iverdcn, daß die zum Betriebe einer Gastwirthschaft erforder lichen Räume und Einrichtungen von Demjenigen, welcher die Er laubniß dazu erhalten bat. stet» bereit und in ordnungsmäßigem Zu stande gehalten werden. Eine solche Uebcrwachung hält sich durch aus in den Grenzen des 8 A3 der Gewerbeordnung und ist wirk samer, jedenfalls aber weit weniger lästig, als wenn man, wie eS vorgeschlagen wurde, den Inhabern von Gastwirthschaften den Ver kauf von Spirituosen, ja die Aufbewahrung von solchen in ihren Kellern, gesetzlich ganz und gar verbieten wollte. Nachdem Fürst Bismarck blühender, kräftiger, gesundheitS- strotzender denn je, wieder aus der politischen Bühne erschienen ist, kündigt man seine lebhafte Thätigkeit für den Herbst an. Es soll ge lungen sein, seine persönlichen Feinde in der kaiserlichen Familie und am Hose bei Seite zu schieben. Bismarck, so heißt es, arbeite daran, die politischen Beziehungen Deutschlands zu Oesterreich immer inniger zu gestalten. Das läge gewiß mehr im Sinne der überwiegenden Mehrheit des Volkes, als die Zärtlichkeiten gegen Rußland. An der Caviarpolitik findet man nun einmal keinen Geschmack. Neueste Telegramme der „Trrsvner Nachrichten." München, 24. August. Fürst Bismarck mit Gemahlin, Tochter und seinem Sohne Herbert ist heute Morgens 8 Uhr hier cingetrosfen. Der Fürst stieg im königlichen Wartesalon ab, wo das Dejeuner eingenommen wurde. Die Weiterreise nach Gastcin er folgte 0 Uhr 35 Minuten. Petersburg, den 24. August. Officiell meldet man aus Gornji-Studcn vom 23. d.: Der heutige Kämpf beim Schipkapaß begann um 4 Oz Uhr Morgens und dauerte ungeheuer heftig bis gegen Mittag; mehrere verzweifelte Angriffe türkischerseits wurden zurückgeschlagen, unsere Helden wichen keinen Schritt. Mittags fing das Feuer an abzunchmcn. General Radetzky langte mit den Reser ven an. Weiteres ist unbekannt; unsere Verluste sind groß. Petersburg, 24. August. Offizielle Meldung aus dem Hauptquartier in Gornii-Studen vom 23.: Vom Schipkapassc wird gemeldet: Nach den am 21. August abgeschlagenen, bis spät in die Nacht dauernden 10 Stürmen beschränkten die Türken am 22. August sich ans Gewchrseucr. Eie errichteten 2 weittragende Batterien und rückten mittelst Trancheen vor, woraus sie in der Nacht vom 22. bis 23. ein von uns unerwicdertes Gewchrfeuer erösfncten. Heute früh erfolgten 8 neue Angriffe der Türken, die aber abgeschlagen wurden. Der Kampf dauert noch fort. Unser Verlust betrug am 21.August 200 Mann, am 22. bedeutend weni ger. — Am 22. August griffen ferner die Türken Ajaslar an und drängten 2 russische Bataillone zurück; das Lofiaregiment nahm die Position später wieder. Am 23. August erneuerten die Türken ihre Angriffe auf Anjcha bei AjaSlar; sie wurden durch die Regimenter Newa, Sofia und Bolchow dreimal glänzend zurückgeschlagen. Der Feind zog sich zurück, doch wird ein neuer Angriff erwartet. Konstantinopel, 23. August, Nachm. Es geht das Gerücht, Suleiman Pascha hätte sich des Schipkapasses bemächtigt, welchen die Russen geräumt haben sollen. Die vor den Pässen von Demir- kapu postirt gewesenen Russen wären gleichfalls zurückgezogen wor den. Ein weiteres Telegramm von Donnerstag Nachts besagt ebenso: Es heißt, daß mich heute bei Schipka gekämpft wurde, der Sieg Suleiman Paschas gilt für wahrscheinlich. — Nassim Pascha hat die muselmännischen Einwohner der in der Nachbarschaft von Schipka liegenden Ortschaften vom Feinde befreit. Bukarest. 23. August. General Zimmermann meldet ein siegreiches Reitcrgefecht mit cgyptischer Cavalerie bei Mangalia. Vorgestern capcrten russische Monitors vier türkische Schiffe mit Getreide für die Armee und brachten dieselben nach Simnitza. LvralcS aud Sächsisches. - Se. könlgl. Hol). PrinzGeorg wird beule Morgen halb 8 Udr das seine» Namen tragende Schützen-Regiment »Nr. 108 und eine Stunde daraus daö Gardcrcitcr-Ncglincnt aus dem Eavaleric-Erercicrplatze besichtige». — Im Stadtvei ordneten - E ollegium bürsten in nächster Zeit mehrere Ersatzmänner eingcrusen werden. Der Oberlehrer tw. Wohl rab hat eine ehrenvolle Bcruiung an eine höhere Untcrrlchtöanstait in Chemnitz erhalten. Außerdem hört man aber auch, daß zwei Mitglieder dev Stadtverortnetcncollegö Gründe persönlicher Natur haben, ans die Inneballiing ihrcö Ehrenamts ferner zn vcrzi ch tcn. - Der Dircetor kcö Kaiserlichen Gcsundheitö- A mteö in Berlin. 11r. Struck, bittet unö um Aufnahme folgen der Zuschrift: „Die Frage cincr gesetzlichen Abhilfe gegen die Verfälschung der Nahi'iinaS- und Gcimßmlttel, wie gegen die gesundheitswidrige Beschaffenheit anderweitiger Gebrauchögcgen- stände, ist schon lange zum Ausgangspunkte eingehender Unter suchungen und OrientirungSarbeiten im Kaiserlichen Gesundhcitö- Amte gemacht worden und neuerdings hat der Herr Reichskanzler dem Unterzeichneten den Befehl crthcilt, unter Mitwirkung teS Vorsitzenden dev ReichS-IustizMinteö, Herrn StaatSsecrrtar Iw. Frletbcrg, eine dementsprechende Gesetzcüvorlage auözu- arbclkcn. Da eö nun für eine erschöpfende Bearbeitung dieses Gegenstandes dem Kaiserlichen GesundheitS-Amte daran gelegen sein muß. möglichst viele und ausgedehnte Gesichtspunkte zu ge winnen und ein reichliches Eriabrungömalcrlal zur Verfügung zu haben, so richte ich, im Hinweise auf daö dabei zur Sprache kommende allgemeine Interesse, an alle öffentlichen und privaten Institute, sowie an Aerzte, Chemiker und Fachgelehrte anderer Art Im deutschen Reiche, welche sich mit der vorliegenden Frage schon bcschäitigt babcn und denen ein entsprechendes Eriabtungv- makerial zur Verfügung steht, die ergebenste Bitte, dasselbe, neben etwaigen daran zu knüplcnden Reflexionen und Vorschlägen, ge fälligst bis zum I. Oktober b. I. an mich gelangen lasten zu wollen. Der Director deß Kaiserlichen Äcsunvhcltö-Amtes L)r. Stru ck." — Das Ministerium beS Inneren warnt eindringlich vor der Verwendung teS sogenannten „amerikanischen LederS" nament lich zur Bedeckung von Kinderwagen. Dieser Stoff von grauer, bald hellerer, bald dunklerer Farbe, enthält nahezu bis zur Hüllte metallisches Biet. Die Farve dieses Stoffes blättert namentlich unter dem Einflüsse von Wärme leicht ab und verursacht Blei- Vcrglftung. — Am Donnerstag Nachmittag ff Uhr 15 Miln, berührte ffrstBismarck ans der Reste nach Gastein Leipzig. Im erliner Bahnhöfe sowohl, wie im Baieriichen Bahnhöfe hatten sich aroße Menschenmassen rlnaestmden. Der Fürst stieg nicht aus. sondern blieb, so lange der Zug hielt, in seinem Salon wagen, in welchem seine gcsammtc Familie mit anwesend war. Nur beim Abfahrcn, als die Menge in krallige Hochs ausbcach. zeigte er sich am Fenster »nd tankte der Menge. — In Bezug ank die gestrige Noll,, die La » dtagöwabl im zweiten Dresdner Bezirke betr., vernehmen wir von compcteu- ter Seile, daß der von n»s genannte Herr Staatsanwalt Rciche- Eiicnstuck nicht candidiren wird. — Vor einigen Tagen verschied am Herzschlag in Oppeln in Obcrschlesicn der Oberposldircctor Lehmann. Der Verstorbene wurde im Januar l8l',N alö das sächsische Poilwcsen auf den norddeutschen Bund überging, vom Vuudcc'kai.zlcraint als Voslralh nach Leipzig bcrnicn und Halle in dieser Stellung wesentlichen Antheil an der Ucbclnahme und Ucbcrlcitnng des sächsischen Postweientz. AIS Im Jahre 1872 daö Königreich Sachsen in zwei Voslbcziric gcthciit und i» Dresden demzufolge eine Ohcrposldireclion errichtet wurde, wozu Herr Lehmann leb» hatte Anregung gegeben haben soll, iam der Genannte a o Post rath hierher, rückte später zum Obcrposlra:h ani nnd wurde im Jahre >873 alö Obcrpoutircctor »ach Oppeln bcrnicn. Der Verstorbene hlntcrläßt daö A»ducken eines ebenso tüchtigen als äußerst lhätlgcn Beamten nnd war wegen iclncs trcundlichru WcscnS i» Leipzig sowohl als hier vielfach beliebt. — Eins der längsten Kinder dc8 Herrn Genera!directorS v. Tschirschkp, die Ltaatöbahnstrecke F r c ib e r g - M n l da - Bicnenmühle, Ist selbst in dem benachbarten Dresden noch wenig bekannt, und eö verlohnt wrist, die E gcnart cieicr 'Bahn einmal flüchtig zn bcsrrcche». Hiniahrcn können die Wenigsten von unö, denn, trotzdem man von Tredtcu In zwei Stanken am Endpunkt Bienenmühic an'ommc» konnte, ist leine Rclour- gctegenheit mehr selben Tagt, zur Residenz <!», da um l Uhr Mittags der letzte Zug nach Dresden von Blcncnmiihte abgeht. Dieser seitiamc Fahrplan kann nicht dauern; bereits soll von der Gcncraldircctlon bei dem Loialsiaiionkbürcan die Begutachtung der Bedümiißsrag: cingcsordcrt worden sei». Für die Residenz nnd Ebemnltz muß je ein Frühzug h i n zur Bienenmühlc und Abends einer zurück, und ebenso sür die höchst zahlreichen Milch- nnb Butkcriiciantc» — tcin Markttag bewegt bis zu 6 Ecntner Buttert ein Frühzug zu den Städten und Abends zurück ein gelegt werden. Jetzt kommen z. B. die „Nachrichten" zur Bir- nenmühie, wohin sie früh 4 llhr auigelieiert werden, Mittags 2/,l Uhr erst an; Passagiere endlich müssen in Frcibcrg l sä - 2 Stunden warten re. Bienenmühlc ist ein vorgeschobener Posten der Eultnr, 7 Kilometer von der sächsisch-österreichischen Grenze. Wo bei nur 3 4 Häusern daö Bahngcleiö mit Bretversct lutz setzt baö „Ente" bildet, findet künftig ein Weitdurchgangsverichr Leipzig- Nossen - Dur -Prag statt. Wir gehen von der Bahn, die bitz hier gar keine Schwierigkeiten bereitet hat. zu Fuß nach Georgenthal. dessen erstes Hanö noch sächsisch ist und sind hier über der Grenze angelangt. Der Weg beträgt ca. 1 Stunde Steigung. Von hier zieht sich in etwa 3 Stunden die Straße durch Wald über ein Hochplateau, immer kein Thal der Flöha lang über Fielst) <Flöliaj nach Langcnwicse. einförmig, aber dem Bahnbau nicht ungünstig. Wir sehen die ersten Häuser dos Dörfchens, treten an die „Schanknahrnng" und plötzlich liegt ties unten in fast senkrechtem Absturz das Böhmcrland. Der Blick auf den Borczen bei Bilin, die Brürcr Kegel und aus das Mittelgebirge ist schön, doch erreicht er den vom Miickcnthürmchen nicht, weil der Milrschauer unsichtbar bleibt. Wie soll die Bahn hier h e ra b g c l a n g c n? Herr Ingenieur Kitzler schlug eine dirccte Zahnradbahn nach Osicgg am Fuß deS Kammes vor. Wenn die Prag-Durer Bahn aus dem Umweg über Klostergrab, Elchwald, Niciasbcrg die Anschlrzüstrccke nach Bicnenmühle wird bauen können. daS sicht weithin auS. DaS tobte Endchen nach Klostcrgrab ist fertig und von da über Osscgg, Dur, Bilin gehe» die Schienen bereits bis Prag: der k. i. Betrieb ist aber derart, daß man nur selten Züge antrifft und besser zu Fuß geht. Wer die Tour, wie oben angegeben, nach Ossegg mackst, kommt beim Abstieg aus österreichischer Seite an die erzgebirgische RIescn b u rg , eine der größten Ruinen, die eö gicbt, gigantisch angelegt und mit schönem Blick aui die lachende» böhmische» Gefilde. Sie gehört dem Grasen Waltstein und der Herr Förster bewahrt den Schlüssel. Stcilab ist vom Kamm über die Ricsenbnrg der Abstieg nach Ossegg in 1 Stunde vollendet, stllan rubt die »inden Knie in Ossegg auö und kann per Osicgg-Rosenburg-Botenbach Abcndö per Bahn nach Dresden zurückkehrcn, oder über Klostcrgrab durch schöne Walker wieder nach Bienenmühic retour. In letzterem Fall gehe man nickst bis Ossegg herab, sondern durch den Waid nach Klostergrab direct. — Nachdem der Bau der Staatveilcnbabnlinien Neustadt- Sobland nnd W i > then.Ba u tzc n vollendet Ist hat daS Finanzmi»Istk»illin beschlossen, dieselben am t. September dem allgemeinen Verkehre zu übergeben. An den neuen Linien befin den sich die Stationen ^bcrncnkirck'.Wilthen, Schirgiswalde und Großpostwitz. sowie die Haltestellen Ottendors unb Nietcrncukirch. - Nachdem durch Ankans der Lcivzig-Drcödncr und anderer Bahnen die sächsischen Staatsschulden um viele Millionen ge stiegen, erhöhte sich auch die Thätigkeit der Beamten der Staa tS s cd n l d cnv cr wa l t u n g sehr beträchtlich. Es sind dal er, vorvehäiklich der Genehmigung dcö Landtags, «» Hilfs arbeiter in die Slaaloschuldcnvcrwaltuna berufen worden. Zur Statistik der bedeutenden Erträgnisse der bieS- jäbrigcn Obsternte, die mit denen des bekanntlich guten Obst jahres 1874 glcichslchcn werken, erwähnen wir, daß im letzt, genannten Jahre die Statt Zittau >2,100 Eentner Obst im Werwe von 48,000 M.. Döltzseven bei Dresden 30<>0 Eentnec im Werwe von 24,ooo M. und Mittel hcrwigödors 8903 Ecntner im Werwe von l.',,ooo M. producirtc. — Bezüglich der Waareniotterie deS Albert- Bereinö wirb unö mitgewciit, daß dieDIrection derselben auch mit schlechten und minder guten Waaren, bezüglich Angeboten derselben übrrfluthet wirk, denen natürlich in Anbetracht der Sache keine Berücksichtigung geschenkt wirk. Nainentlich denken viele Firmen, alte Ladenhüter, von Ausstellungen re. verrührend, hier Wcliö alö Geschenke, thcilö alö Kauiobiecte an den Mann bringen zu können. Selbstverständlich wird auch ihnen stets eine ablehnende, bezüglich „dankend" ablehnende Antwort zu Thcil. In Lctnenwaaren kamen so zahlreiche Angebote, daß man da« ganze Gewinnkapitai darin hätte anlcgcn können. Die Directlon ist aber in diesem Ariikcl bereits vollständig versorgt. Eö wer» den durchgehendS nur vorzügliche Waaren angekaust, so daß die im November in den Räumen deö alten ZcughauieS zu eröffnende Ausstellung der Gewinne eine vollständige Mustertartc all' beS Schönen und Vorzüglichen tein wird, daö Sachsens Industrie und Gewerbe bietet. Besonders wird die Kunstindustrie sehr gut vertreten sein. — Die Beobachtung der totalen Mondsinsterniß tn vorvergangcner Nacht litt erheblich unter der Ungunst der Witte rung. Strichregen und Wolkenzüge verhüllte» längere Zeit den Anblick der Verfinsterung jenes trauten Gesellen, der „so still" Jahrtausende die Mutter Erde bei ihrem Tanze um die Sonne begleitet und der nun stundenlang von dem Erdschatten bedeckt war. Sowie jedoch die Beobachtung sich ermöglichen ließ, traten die berrlichen Farbenwirkungrn, welwe die Totalvcrfinsterung be wirkt. um to köstlicher bervor. Der Mond erschien bald roienroth.
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