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Dresdner Nachrichten : 16.12.1877
- Erscheinungsdatum
- 1877-12-16
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187712168
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18771216
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18771216
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Unvollständig: S. 23-24 fehlen.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1877
- Monat1877-12
- Tag1877-12-16
- Monat1877-12
- Jahr1877
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 16.12.1877
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«r. SSO. Npek-iH!« «»nenftutze l». «bon. n«i,enl»»r«>» v«,ktkli«hr» »»rm,«k»o «>,,..»>,«» dl.«»» !i Lvitil.Ilummkni iaW,e. «ull«v 320O0 «r»l. Ml» dt« Nftck^d« »t«^» tondler Monulcripte ««ch« ft» di« «edactt,» «ich« »«rblndltch. zntekate,>«nn,hm« «»I. »Sri» ch»»l«n»>»«n «n» »oglrr in tzimdur,. ver. «In. Wien. Lelptlg. «olel, «ii»I->u.Nr»nIsurl o. M.. — Mud.»ft«tl» In lSerltn, Leldtta. wl«n. Homdur», Nrankwrl »- M-. Mün ch«« — 4d«ud« ch v«. «n ffranklu« a. M. — ar.BoIntliiadeinnt».— >»«»», n»m«r ch Co. IN Pari«. Sonntag, den IS. December. Hageölatt fürFolitik, Zlnterhaktung, Geschäftsverkehr. Aörsenöerichl rmd Iremdenlike. Druck und Eigenthum der Herausgeber: Äepslh öe Rtilljllldt in Dresden. Verantw. Redacteur: Ernst Nepsch in Dresden. Snlerote «erde» Morien- «trabe I» dl»«».» U», »n»en»mm,». Sonnlao» dl« Milla,, I» Udr ,J, ReuIlLLt: o,o», «»ft« » bl,Nachm.»UI,«. — Der Raum einer ein- Oallt,en Pel«l,eile testet >d Pl»e. limgeiandt dl« Seile W Pt«'. Eine »araiilie liir da» »öchftllä «IPe SrIAriaea der Inserate wird oM ««gqdle/n.i >u»wdrllge «nnoneen- «ulira-e von un» unbe kannte» 8>l»>e» und Per. Ionen unlMiren mir nur aeqen Pillnpmeran»«- HNN»« durch Brlel- nen oder Pofteinjoh. Slcht Silben kosten ae. Inierale Ist« Nonlagr - Nummer der nach einem gestla«« die Pe,ll»eile uü PI«e. XXL Jahrgang. MItredacleur: vr. Lmtl Für baö Feuilleton: I-uOvt« N»rtui«nn. Dresds* 1877. Politisches. Paris,Petersburg,Pascha OSman, Plcwna —um dieseNamen gruppirt sich auch heute das allgemeine Interesse. Der Zar wird nicht müde, Orden und Ehren aller Art auszuthcilcn. Dem gefan genen und verwundeten OSman aber werden vom Zaren, vom Groß fürsten und dem russischen Osficicrcorps förmliche Ovationen bereitet, die einerseits den Sieger ehren, andererseits aber auch zeigen, welcher Alp den Russen durch das Waffenstrecken Osmanö von der Brust ge nommen wurde. Dem gemeinen russischen Soldaten erschien wäh rend der Belagerung Ösman als eine Art überirdisches Wesen. Daß er beinahe Uebermcnschliches leistete, zeigen die jetzt allmählig bekannter werdenden Einzelheiten über die ihm zu Gebote gestan denen Streitkrästc. Vergebens versuchen die "Russen den von ihnen erzwungenen Fall von Plewna als eine nahezu beispiellose Heloen- that aufzubauschen. Die ganze Streitmaebl OsmanS belief sich über haupt nur auf 30—35,000 Mann; die belagernden Russen waren ihm also um das vierfache überlegen. In Plewna erbeuteten die Russen im Ganzen nur 77 Kanonen, während sie selbst 520 Geschütze cntgegenstellen konnten. Sic waren also OSman an Artillerie bei nahe siebenfach überlegen, an Reiterei aber, da nur 1200 berittene Türken in Plcwna vorgefunden wurden, mindestens zehnmal. So wenig man der russischen Zähigkeit in der Belagerung und dem prak tischen Vorgehen Todlebens den Zoll der Anerkennung zu versagen braucht, so wenig Ursache haben, angesichts dieser Ziffern, die Rüsten Ursache, den Fall von Plewna über die Kapitulation Ba zaineS in Metz zu stellen. Inzwischen hat Suleiman von Osten her versucht, die Verbindung der Russen mit dem Rumänischen Hinterlande zu unterbrechen. Er scheiterte damit. Denn die neue Schlacht von Metschka, obwohl sie von türkischer Seite mit großer Hartnäckigkeit geschlagen wurde, hatte nicht den Erfolg wie bei Elena, einen Punkt der russischen Aufstellung zu nehmen. Vielmehr mußten die Türken unverrichteter Sache zurückgehen. Aber auch die Rüsten erzielten kein positives Resultat, indem sic den Rückzug der Türken nicht zu einer Eroberung der türkischen Stellungen zu er weitern vermochten. Die Thronrede, mit welcher der Sultan sein wieder zusammen tretendes Parlament eröffnet«:, ist maßvoll genug gehalten. Von einem Frieden läßt sie freilich kein Wort fallen, vielmehr hofft der Sultan auS der patriotischen Unterstützung des Parlamentes die Mittel zu einer kräftigen Fortsetzung des Krieges bewilligt zu erhal ten. Indessen enthält die Thronrede auch kein Wort, das etwa den Zaren, falls er zu mäßigen Bedingungen Frieden schließen wollte, beleidigen könnte. Der schamlose Treubruch Nuinäniens wird ziem lich glimpflich beurtheilt und über die neuerliche, noch viel abscheu licher« Kriegserklärung Serbiens schweigt sich der Sultan gänzlich auS. Wohls aber bctheuert er in wiederholten feierlichen Versiche rungen, daß er allen seinen Untcrthancn ohne Rücksicht auf das GlaubenSbckenntniß gleiche konstitutionelle Rechte gewähren wolle. Die öffentliche Stimmung der Muhamcdaner verlangt unbedingt Fortsetzung des Krieges, koste es waS es wolle. Noch könne eine neue Aushebung von 200,OM Mann so viel frische Streiter unter die Fahnen führen, daß sich das Kriegsglück abermals wenden könne. Während der österreichische Reichskanzler Graf Andrassy in den Delegationen der beiden Neichshälsten Erklärungen über Er klärungen abgiebt, bestimmt, seine unklare Politik im brillantesten Rothfeuer strahlen zu lasten, erhitzt der Fall von Plewna die Leidenschaften der verschiedenen Volksslämme der österreichisch- ungarischen Monarchie immer mehr und mehr. In Prag veran stalten die Czechen eine Illumination, die allerdings kläglich genug auSfällt und mit einem Gasicnjungcnrandal endigt, dafür schwimmt die Hauptstadt CroatienS vor Freude über den russischen Erfolg in einem Lichtermeere, als läge Agram in einem russischen Gouverne ment. Als Gegendemonstration Hetzen die Ungarn, daß Oesterreich an Rußland nunmehr den Krieg erklären solle. In Pest bereitet man für den heutigen Sonntag eine riesige Volksversammlung vor, deren Motto: „Tod dm Rüsten!" lautet. Welche Elemente hinter der Feindschaft der Ungarn gegen die Moskowiter stehen und bemüht sind, dieses natürliche Gefühl zu Sondcrzwccken auSzubeutcn, lehrt oie einzige Thatsache, daß man beabsichtigt, die zu fassenden Be schlüsse der Volksversammlung durch eine Deputation von lOOO Mann dem Reichsrathe selbst zu überreichen und den Eingang in den Sitzungssaal zu erzwingen. Eine solche revolutionäre Maßregel führt naturgemäß das Gegenthcil des Beabsichtigten herbei. In Paris umarmt man sich wonnetrunken über den unerwar teten Ausgang der Regierungswirren. Im legten Augenblicke ist Mac Mahon zu Kreuz« gekrochen. An Schmähungen der um den Erfolg ihrer Jntrigum betrogenen Bonapartistcn und Legitimisten wird eS nicht fehlen. Dufaure ist am 13.Decemb>r 1877 Minister- Präsident geworden, genau am Jahrestage seines letzten Sturzes, denn am 13. December 1876 entließ ihn Mac Mahon. Welch selt samer Kreislauf l War eS wirklich nöthig, in einem Jahre die Ministerialschlange sich in den Schwanz beißen zu lasten? Welche Trümmer von zerstörtem Wohlsein hat Mac Mahon in diesem einen Jahre aufgehäuft, um am 13. December 1877 wieder da zu stehen, wo er am 13. December 1876 stand! Dufaure ist ein Greis von 80 Jahren und eS gehört viel Selbstverleugnung dazu, in einem Lebensalter, wo das Bedürfniß nach Ruhe sich gebieterisch geltend macht, noch da« Steuer eines so hochgehcnden StaatSschiffcS, wie das Frankreichs, zu ergreifen. Zudem ist die Gattin DufaurcS lebens gefährlich erkrankt. Tr selbst ist ein conservativer Republikaner mit etwas clerikalcr Färbung. Auch jetzt hat er versprochen, mit Be obachtung der konstitutionellen Formen den conservativen Intentio nen de» Marschall« so weit als möglich Rechnung zu tragen. Marcffre, der Minister des Inneren, ist ein gcsinnungStveuer Staats mann von Wohlwollen, Mäßigung und Festigkeit. Er steht jetzt im PO. Lebensjahre und war Mitglied des Ministeriums Jules Simon. Der Minister des Aeußern, William Henry Waddington, geboren im Jahre 1820, ist englischer Abstammung und Protestant. Er hat als eifriger und treuer Anhänger Thiers sich zum Nepublikanismus be kannt und hat früher als Unterrichtsminister sehr nützliche Dienste geleistet In Paris legt man Gewicht darauf, daß das Restort der auswärtigen Politik einem Protestanten anvertraut wird. Wadding ton ist rin Alterthumüforscher von Ruf und hat große Reisen ge macht. Der Finanzminister Leon Say hat bekanntlich diesen Posten bereits unter Thiers und später im Ministerium Buffet bekleidet; er ist ein eifriger und muthiger Republikaner. Der Unterrichtsminister Bardoux ist Mitglied dcS linken CentrumS und von Beruf Advokat. Auch der Handclsministcr Teisserenc de Bort, geboren im Jahre 181-1, gehört dem linken Eentrum an. Er war Handclöminister unter Thiers und im Ministerium Jules Simon und hat immer seine Principien höher gehalten als sein Amt. Er ist aus der poly technischen Schule hcrvorgcgangcn und hat seiner Zeit bei der Orga nisation der Eisenbahnen Hervorragendes geleistet. Auch Freycinet, der Minister der öffentlichen Arbeiten, ist aus der polytechnischen Schule hcrvorgcgangen und hat im Bergbau wie im Eisenbahnfache große Erfahrungen. Er ist ein warmer Anhänger Gambetta's und hat eine Geschichte des Krieges von 1870—71 geschrieben. Der neue Kricgsminister General Borel war Adjutant Mac Mahon'S im Feldzuge gegen die Kabylen. Er hat fast alle französischen Kriege der neueren Zeit mitgcmacht' Im Jahre 1870 war er General stabschef der Loire-Armee. Der Admiral Pothuau war bereits Marincminister unter Thiers. Nach dem Sturze des Präsidenten legte auch er sein Amt nieder. Im Ganzen hat das neue Ministe rium, wie man sieht, einen streng republikanischen Charakter. Wenn man sich trotzdem dcä Mißtrauens nicht zu erwehren vermag, daß Mac Mahon nur deshalb kleine beigegeben hat, um durch Vermittelung des republikanischen Eabincts die Steuern be willigt zu bekommen und das; er später Anlaß finden will, um den Mohren, der seine Schuldigkeit gethan, gehen zu heißen, so ist ein solcher Zweifel angesichts des Verlaufs der jetzigen Krisis nicht un begründet. Behandeln doch die Franzosen ihren Mac Mahon selbst als einen Unzurechnungsfähigen. Die „France" enthält folgende beißende Notiz: „Die Fälle der Heilung von Wahnsinn sind sehr selten. So waren die Koiisultchftvncn der Acrztc Rcycr und Rlcord, sowie die Pflege von Seit«, des berühmte» IrrcuarzteS Leimet in dessen Llaii>ou cko santö nicht im Stande, einem der Brüter des Marschalls Mac Mahon und einem seiner Steffen dir Vernunft zurückzugeben, da beide an Wahnsinn gestorben sind." Man sicht, nicht blos im Dresdner Stadtvcrordnctensaale wirft man einem Gegner „Tollheit" vor. Dank und Anerkennung verdient die deutsche NeichSrcgierung, daß sic sich um das Hetzen der nationalliberalen Freihändler nicht gekümmert, nicht den Zollkrieg an Oesterreich erklärt, sondern eine halbjährige provisorische Verlängerung des jetzigen Zollvcrtrags zu- gcstandcn hat. Wie? Frankreich, Rußland und Belgien erheben von den deutschen Jndustriewaaren viel höhere Eingangszölle als künftig Oesterreich will und Niemand denkt daran, diesen Staaten deutscher seits den Zollkrieg zu bereiten. Oesterreich aber, wohin der deutsche Absatz bei Weitem mehr betrügt, als nach allen diesen Staaten zu sammen, sollte schlimmer als sic behandelt werden? Da müßte man doch die bekannten Klänge des Katinitzamarschcs anstimmen. Wohl aber möchte man die deutschen Industriellen auffordcrn, ihre Interessen zu wahren, um den künftigen deutsch-österreichischen Zollvcrtrag zu beeinflussen. Erst jetzt, nachdem Oesterreich den Entwurf eines autonomen Tarifs veröffentlicht hat, sind die Interessenten in der Lage, die Situation vollständig zu übersehen und durch Vermittelung der Handelskammern und Fachvercine auf den weiteren Gang der Verhandlungen cinzuwirken. Jetzt dürfte cs im eigenen Jnlercssc der Industriellen liegen, vorerst den Streit überSchuhzolt oder Frei handel ganz auf sich beruhen zu lasten und die verbleibende kurze Frist möglichst auszunützcn, um mit Oesterreich wieder in ein erträg liches Vcrtragsvcrhältniß zu kommen. Nc,teste Telegramme der „Dresdner Nachrichten." Leipzig, 14. December. In der hier abgehaltcnen Aus schuß- und Delegirten-Sitzung des Central-VcrbandeS deutscher Industrieller waren mehr als 70 bevollmächtigte Vertreter der ver schiedensten vaterländischen Industriezweige vertreten. Nach langen Vorberathungen wurde der Entwurf eines autonomen TarifcS in allen einzelnen Positionen genehmigt und das Direktorium beauf tragt, ein Exemplar des Entwurfs dem Reichskanzler zu über reichen und zugleich um Mitte Februar einen Congreß aller deut schen Industriellen nach Berlin einzuberufen. Petersburg,15. December. (Officiell.) Aus Bogot wird gemeldet: Die Türken räumten gestern Elena, das sie vorher in Brand steckten. Elena ist durch zur Verfolgung vorgeschickte russische Vorhut besetzt. Petersburg,15. Dccbr. (Officiell.) Am Tage vor dem Kampfe um Metschka am 11. Decbr., also am 10., Morgens stieß eine NecognoscirungS-Abtheilung von 13 Compagnien, 1 Husaren regiment und 2 Batterien unter General Gorschoff auf 14 Tabors (Bataillone) Türken und 4 Geschützen. Beim Beginne des Kampfes bereitete Gorschoff cinenHinterhalt vor und begann dann sich gegen denselben zuruckzuziehcn. Die verfolgenden Türken stießen auf den Hinterhalt. Plötzlich ergriffen die Russen die Offensive und warfen die Türken bis Omnikioi zurück. Die Türken ließen auf dem Kampf platz über 200 Leichen zurück; rusfischcrseitS sind 4 Officiere ver wundet, 34 Soldaten todt und 230 verwundet. London, 15. December. Lord Derby unterbreitete dem gestrigen Kabinetsrath eine türkische Circular Note worin die Pforte sich bereit erklärt, die Mediation Europas anzunehmen. Die Note sagt: die Pforte sei sich bewußt, nichts gethan zu haben, um den Krieg zu provociren; sie that vielmehr Alles, denselben vermieden zu sehen und suchte vergeblich Rußlands Motive für eine Aggression zu entdecken, bekundete nur den Wunsch nach einer Besserung durch Gewährung der Constitution; theilweise Reformen seien unnütz, denn die Adoptiruug von Verbesserungen in nur einem Theile des Reiches würde in den anderen Theilcn zu Revolten aufreizen. Der Krieg verhindert die Reformen. Welcher Grund bleibe noch für eine Fortsetzung des Krieges. Rußland habe erklärt, es sei nicht von Erobcrungsgeist beseelt, die beiderseitige Waffenehre sei ja reich lich befriedigt, warum sollte man den Krieg fortsetzen? Der Ruin träfe beide Länder. Die Kriegführenden könnten den Frieden ohne Schädigung acceptircn. Europa könnte jetzt nützlich interveniren, da die Pforte bereit, einen Vergleich zu schließen. Das Land sei noch nicht am Ende seiner Hilfsquellen angclangt, sondern bereit, Alles zu opfern für seine Unabhängigkeit und Integrität. Die Pforte wünscht aber das Blutvergießen zu endigen und appellire an den Gerechtigkeitssinn der Großmächte. Wien, 14. Decemder. Wie verlautet, dürste eine Ampu tation dcS verwundeten Fußes von Ooman Pascha vorgenommcn werden müssen. — In Belgrad verkündeten Kanonensalven die Kriegserklärung Serbiens an die Türkei. Ter Generalstab deS fürstlichen Hauptquartiers ist in der vergangenen Nacht nach Alexinatz abgegangen. Morgen begiebt sich Fürst Milan dahin, vom Ministerpräsidenten Mihailowic und von dem Metro politen begleitet. Konsiantinopel, 12. December. Der Fall Plewnaö bat einen liefen Eindruck au! die Ptorte hervorgebracht: man spricht hier neuerdings wieder von einem Wechsel in dem Großvezierate. ES wird ferner versichert, daß Schakir Pascha den Befehl erhielt, sich auf Sofia zurückzuzichcn. Mehcmrd AU ist abgelebt worden, weil er sich angeblich wegen Mangels an den nöthigen Strelt- kräften weigerte, eine combinlctc Bewegung mit Suleiman Pascha zu machen, alö dieser gegen Tlrnowa vorrückte. Wie eS beißt, soll auch Moukhtar Pascha durch einen anderen Feldherrn er setzt werden. London, 14. December. Daö „Reuter'tche Bureau" meldet auS Konsiantinopel, Im Libanon herrsche eine lebhafte Erregung; namentlich weigere man sich, der Pforte ein Conttngent von Truppen zu stellen, weil der Libanon unter dem Protektorate Europas stchc. AuS dem nämlichen Grunde leime man eö auch ab Deviltlrtc in das tnrkU'chc Parlament zu senden. Locale» anv Sächsische». — Seit einigen Tagen weilt der geh. Postrath Elsässer aus Berlin hier, um unter Beistand des k. Prof. Zetzsche vom hiesigen Polytechnikum Versuche mit dem Telephon anzustcllen. Man hat Dresden mit Leipzig, Chemnitz und Riesa verbunden; die Experi mente gelangen zum Theil, auf nahen Entfernungen natürlich besser als auf größeren. Man benutzt namentlich die Nachtzeit zu den Versuchen, da in denselben der lelegraphische Verkehr schwächer ist und größere Ruhe herrscht. Ausgezeichnete Resultate hat man bei der telephonischen Verbindung zwischen der hiesigen Central-Tele- graphenstation auf der Waisenhausstraße und dem k. Residenzschlofle erzielt. Wenn Se. Majestät der König, der sich für diese neue Er findung lebhaft interessirt, gestern Nacht von den Hofjagden aus Wcrmsdorf zurück sein und im k. Schlosse in seinem Cabinet arbeiten wird, hat Se. Majestät Gelegenheit, telephonische Befehl« nach der Tclcgraphenstation abgchen zu lassen. — Auch im sächsischen EadcttencorpS wirb inUeber- clnsttmmuua mit den preußischen Eadcttciiemsialtcn, mit der Quarta beginnend, von Ostern 1878 an der Lehrplan und Unter- richtogang einer Realschule l. Ordnung zur Einführung gelangen. Dicscnigcn Knaben, welche iür Ostern 1878 in die Ovaria dcS Eatcltcncorpo angemcldel sind oder noch angcmcldet werden, habe» tabcr in der Ausmilmicprüilmg die nach Vorstehendem mörderlichen Kenntnisse cuüzuwciscn. — Mit gestern, den 15. December, bat die seit dem Ib.Octo- ber andauernde Abschußzeit sürwcIblicheö Rehwild autge- hört. Die Jäger sind mit der gehabten Beute wohl zufrieden und die Preise waren ii»AUgc»ici»cn recht annchmbarc. nchmllch durchschnittlich 70 Pfennige pro Pfund. Mitunter lü ev auch noch bedeutend billiger zu Markte gebracht worden, fo nament lich in Schlesien, Böhmen, Mähren re. Da Rehflelsch zu den wohlschmeckendsten und — was Hauptsache sein dürite — zu den gciündesten aller F-ielschsorkc» zu zählen ist, so finden wir den Preis für dasselbe nicht zu bock'. Kostete doch während der lebten Monate daö Kalbfleisch wiederholt 70Picnnige! Wer sich noch eine» saftigen Rchrückcn ober eine delikate Rehkeule alö FeicrtagSbraten zulegcn will, bemühe «ich in den Wiirprctladen deö Herrn Unger auf der großen Zicgelstraße, wo wirk! ich enorme Massen irlschgcschossencr Rebe lagern. — Der Rath und die Bczirköschulinspectlon fordern im In teresse Derer, die ev cmgcht, die Eltern aut, Ihre Kinder, die von nächste Ostern ab die Schule besuchen solle», bis spätestens zum 22. kommenden Monats bet den Directoren derjenigen Schulen, in welche die Ausnahme stattfinden soll, zu bewirken. In den B ürgcrschuIc» ist die Aufnahme von Schulkindern durch die Zahl der in den Klassen offenen Stellen beschränkt. Eö werden zwar zu Ostern >878 zu möglichster Beiriedigung deS Bedürfnisses weitere sechs neue Bürgcrschulklasscn errichtet wer den, wenn aber trotzdem nicht alle angcmeldeten Kinder Auf nahme finden können, entscheidet über den Vorrang die Reihen folge der Anmeldung. In de» Bezirköschulen findet zwar sedcö angemeldetc Kind Ausnahme, aber eS sind doch auch nach Zahl der Anmeldungen die erforderlichen Einrichtungen zu tref fen. Die Eltern werden also nur in ihrem Interesse handeln, wenn sic die Ainneldliiig ihrer Kinder nicht aus die lange Bank schieben. — Nachdem die socialdemokrat 1 sck> e Partet bet den Stadtverortnetenwabien in mehreren Städten, die sie bisher alö Ihre Domaine in Sachsen anzusehen gewohnt war (Meerane, Glauchau u.a.) unterlegen war, verzeichnet sic ncucrdingü einige, wenn auch nicht sehr bedeutende Erfolge bei dcn Eommunal- wghlkn. In Elsterbcrg und Falkcnstein wurden In baS Stadt- verordnctcncolleg einige Socialdemokraten gewählt: in Penig wählten die Stadtverordneten den Soclaltemokratcn Pfüller zum Stadtrath, in Netzschkau cbcntaUS der Stadtgemcinderath den Hcrrn Stöckel zum 1. Ltadtralh. So schlimm mit der wcial- dcmokratischcn Gesinnung einzelner dieser Herren wird'ö wohl nicht stehen. Heutzutage wird Mancher, ohne daß er eS weiß, ;um Socialdemokraten ernannt und wundert sich, wie der Herr Zicgeleibesitzer Sonntag oder der Herr Töptcrmctstcr Eisenach, nachträglich selbst, wenn sie zu Socialdemokraten „bekretirt" werden.
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