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Dresdner Nachrichten : 25.12.1877
- Erscheinungsdatum
- 1877-12-25
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187712251
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18771225
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18771225
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1877
- Monat1877-12
- Tag1877-12-25
- Monat1877-12
- Jahr1877
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 25.12.1877
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Skr. 3SS. ^ Il«,«»rk»0w,..du,» „» , N»r< 7» H,,-. «p»kl. »kümmern l0Pl,e. 32000 «Nl. Für die M><k»»b« ein»«, lendler Manulcrtple »«-« sich die «edacttl» nicht »erbtndlich. znsernten-ilnnaH«« ««». w»ri» ^ ch »»lenNein «n» O«M»»In tzimdur», «,r« «in. wie», Leipt«,. H-Iel. chretlau.granlsurt»»„ Lei»,«,. Wien. Hamburg stranisuri ». M., Mün chen. - »in»» » «»- in gr-lnNult a. M. — ar.v«tg» in rheinni».— ö»r»e, Lniitt«, »»Mer ch ««. in Pari». Dienstag, den SS. December. Börsenbericht und Kremdenlike. Druck und Eigenthum der Herausgeber: Oepsch 4c Nekchnrdt in Dresden. Verantw. Redacteur: Ernst Eitpskh in Dresden. XXII. Jahrgang. Mltredacteur: Vr. Lintl Für bas Feuilleton: " ' Jnierate werden Mariew «tr°d» l» di» «d. » Uhl chn,en»mmen. S«n»t,,« Li» Milia,» »» Uhr. IJn Meustadl: »rohe Nlosier. «all- »bi»N-chm.«Uhr. — Der Raum! einer «in> IValitgen Petiljeile tollet i» Psae. iLll,gesandt die jjeil« N> P,ge. Mne charantie »ur da» »achsilläg'igse Erscheinen der Inserate wird n ischs ,e,r,bse/n.i «uiwiiriige «nnoiicen- «usiriigc »an uni unbe kannte» Firmen und Per sonen injcrireii Ivir nur »egen >riinumera»»»> tiaislunn durch «ries, marken oder Pastetn-ali- tung. Acht Silbe» kosten 15, Psae. Inserate »ür die Montag» - Nummer »der nach einem Felltage 2» Pille. I iiÄvtx Dresden, 1877. Abonnement. Die geehrten auswärtigen Leser der „Dresdner Nachrichten" bitten wir, das Abonnement für das erste Quartal 1878 baldigst erneuern zu wollen, damit wir die Nummern ohne Unterbrechung weiter liefern können. Sämmtliche Postanstalten des deutschen Reichs und Aus landes nehmen Bestellungen auf unser Blatt an. In Dresden abonnirt inan (incl. Bringerlohn) vierteljährlich mit 2 Mark 50 Pfg., bei den kaiserlichen Postanstalten in Sachsen mit 2 Mark 75 Pfg. Extra-Abonnement auf die Abends 5 Uhr erscheinende Börsktt-Beilage 1 Mark. Expedition der Dresdner Nachrichten, Marienstr. IS. Politisches. Ehre sei Gott in der Höhe, Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen! Ueber dieses Thema wird heute auf allen Kanzeln der Christenheit gepredigt. Kein Geistlicher wird sich die Nutzan wendung dieses Weihnachtsgrußes auf die gegenwärtigen Zeitläufte entgehen passen. Ist doch der Widerspruch zwischen den Lehren des Christenthums und zwischen dem Thun des Volkes, das sich das christliche nennt und einen fluchwürdigen Krieg angeblich zur Ver besserung des Looses christlicher Brüder entzündet hat, mit Händen zu greifen. Das Traurigste dabei ist, daß noch gar keine Aussicht vorhanden, daß in nächster Zeit die Blutarbeit zu Ende kommt und was die Sache am meisten erschwert, ist, daß weder der Zar noch das russische Volk so rechte Freude an ihrer Fortsetzung haben. 1856 sprach Zar Alexander die denkwürdigen, goldenen Worte: „Der Krieg, meine Herren, Ist ein abnormer Zustand, und die grüßten Erfolge, die er auch bringen mag, wiegen die Uebel nicht auf, welche ec verursacht." Auch jetzt sehnt sich des Zaren Herz nach Frieden. Er flieht den schrecklichen Anblick des Krieges. Das russische Volk aber würde einen baldigen Friedensschluß der Fortsetzung des Krieges mit Freu den vorziehen. Von einem kriegerischen Enthusiasmus ist trotz aller Illuminationen, TedeumS,Festbanquette wenig zu spüren. Die For derungen der Panslavisten, die angebliche politische Nothwendigkeit und die Furcht, an das russische Volk eine Verfassung bewilligen zu müssen, erweisen sich augenblicklich noch stärker als die Regungen des zarischen Herzens und die FriedrnSinstinkte seiner Unterthanen. Das jüngste Säbelrasseln Englands bedeutet für Rußland die Möglichkeit einer Ausdehnung desKriegeS und schon setzt man die Ostseefestungen in einen vertheidigungSfähigen Zustand gegen eine etwaige Landung englischer Truppen. Englands Erscheinen auf der Weltbühne läßt freilich auch noch eine andere Lesart zu. Disraeli verlangt vom Parlamente Gelder. Aber nicht zum Kriegführen, fügt man beschwichtigend hinzu. Viel mehr soll mit den Geldern Etwas gekauft werden. Und dieses Etwas soll entweder Egypten resp. die Insel Kreta oder die türkische Flotte sein, die sich bisher so vorsichtig von russischen Küstenbatterien und Torpedos fernhielt. Lord Hobbard, der das türkische Panzer geschwader befehligte, hat mit dieser Vorsicht für England ein Faust pfand unbeschädigt erhalten wollen. Gleichviel, was England von der Türkei kaufen will, es zeigt sich hier jener gesunde Egoismus, den man gern als Krämerpolitik bespöttelt, der schließlich aber reelle Vortheile für das eigene Land einheimst. Wie nahe liegt da der Vergleich mit unserem deutschen Verfahren, das Rußland allerhand Liebesdienste zu leisten nicht müde wird, ohne schließlich nur die ge- geringsten Vortheile zu erhalten! Nicht einmal in Zoll- und Handels sachen gewährt uns Rußland den bescheidensten Dank für die gewich tigen politischen Dienste Deutschlands. Nur zu natürlich ist eü da, wenn die Kriegspartei in Rußland noch lange nicht die Zeit für ge kommen erachtet, das scharfe Schwert in die Scheide zu stecken. Friede auf Erden! O frommer Wunsch einfältiger Hirten Palästinas! Und doch waren jene einfachen Naturkinder serleuchtet genug, die Folgen jenes von ihnen ersehnten friedlichen Zustandes vorauszusehen: Den Menschen ein Wohlgefallen! Leider enthält jener Hirtmgesang nach vollen 18 Jahrhunderten eine unbegriffene Wahrheit. Damals zogen drei morgenländische Könige nach Bethlehem, um den neugeborenen Friedensfürsten anzubeten, heute ziehen zwei morgenländische Kaiser in Moschee und Kirche, um Allah und den Christengott anzuflehen, die Waffen ihrer Krieger zu segnen. Sie mcinen damit Gott in der Höhe zu ehren, aber den Menschen auf Erden schaffen sie kein Wohlgefallen. Mittlerweile ist der Winter mit allen seinen Schrecken auf dem Kriegstheater eingekchrt. In Hocharmenicn macht er sich schon lange fühlbar. Erzerum, daS viel weniger stark befestigt ist wie Kars, hält sich bereits 8 Wochen, da der tiefe Schnee und die grimmige Kälte es den Russen unmöglich macht, schwere Geschütze zu einer regelrechten Belagerung in Position zu bringen. In Europa sind die Balkan übergänge unwegsam geworden, daS Vordringen der Russen nach dem warmen Numelien erscheint nahezu als eine unbewältigbare Skrfgabe. Die Lage der tapferen russischen Armee in Bulgarim ist wahrlich keine beneidenSwerthe. Jetzt ist die Zeit der Schneewehen gekommen, die in Südrußland und Rumänien oft tagelang den Bahnverkehr unterbrechen; die Donau geht hoch mit Eis und gefähr det die russischen Schiffbrücken. Wenn nicht enorme Vorräthe an Proviant und Munition bereit« in Bulgarien angehäuft sind, können empfindliche Zufuhrsstockungen «intreten. Die Periode, welcher di« russisch« Armee in Bulgarien jetzt entgegengeht, ist sicher eine der schwierigsten und verlustreichsten de« ganzen Krieges. Die Türkei eoncentrirt alle Streiikrafte zur Verthewigung AdrianoprlS, doch macht die Einschiffung der bisherigen türkischen FestungSviereckS- Armee von Vama nach Konstantinopel wegen der Seestürme erheb liche Schwierigkeiten. Vom allgemein menschlichen Standpunkte au« ist es gleichgiltig, »b der Sohn einer russischen, türkischen, rumä nischen oder tscherkessischen Mutter von einer feindlichen Kugel ge troffen dahinsinkt oder im Schnee elendiglich umkommt; das allge meine Interesse aller Völker aber sollte dazu nöthigen, das strom weise Vergießen des Menschenblutes, das unbarmherzige Preisgeben blühender Männer an die Unbilden des Winters so schnell als mög lich zu beenden. Gerade aber zu Weihnachten, am Feste der all erbarmenden Liebe, fühlt der Menschenfreund lebhafter denn sonst, wie tief die Menschheit noch in der Barbarei steckt. Fröhliche Weih nachten — wer feiert sie ? Blutige Weihnachten — das ist die Loosung. Eine traurige Zeit, da wir mächtige Staatsmänner, aber keinen einzigen Friedensfürsten besitzen. Neueste Telefirsmme der „Dresdner Nachrichten." Straßburg, 24. Deccmbcr. Der Landesausschuß wurde am Sonnabend ohne Schlußrede geschlossen. In der Schlußsitzung wurde der Antrag Schneegans mit 25 Stimmen angenommen, wo nach der Landesausschuß den Wunsch ausdrücken möge, daß das Land eine eigene Verfassung als Bundesstaat erhalte, mit dem Regierungssitze in Straßburg und der Vertretung im Bundesrathe. Der Antragsteller sprach bei der Motivirung vielfach den im Lande laut gewordenen Wunsch aus, an Stelle der gegenwärtigen collec- tiven Souverainität der NeichSregierung solle die unmittelbare Eouverainität des Kaisers treten und wie in Luxemburg der Sou verain in Person eines Vertreters im Lande anwesend sein- Die Regierung legte die Vorarbeiten wegen der Vermehrung der Mit gliederzahl des Landesausschusses vor. Petersburg, 23. December. Nach dem Eintreffen deö Kaisers in dem Wtntcrpalaiö wurde das letztere noch Stunden lang von einer zahllosen Menschenmenge umwogt, welche unauf hörlich Hurrah rief und die Nationalhymne intonirtc, der Enthu siasmus derBevölkerung war geradezu unbeschreiblich. Die Illu mination am Abend war so allgemein und so großartig, wie sie Petersburg selten gesehen. In den Straßen bewegte sich, trotz deö heftigen Windes, eine Kopf an Kops gedrängte Menschcnmenge, weiche begeisterte Hochs ausbrachte und von den ausgestellten MusikkorpS immer auf's Neue daö Anstimmen der Volkshymne verlangte. In den festlich erleuchteten Theatern wurden Fcst- kantaten vorgctraaen und die Nationalhymne gesungen. In der Hoslvge der großen Oper wohnten die zur Veiwohnung des Alexanderlestes hier einaetroffene preußische und österreichische MIIitär-Drputatlon -n-r Mnrstellung bei. scr-i.-hlen ->i>» Zeitungen begeisterte Artikel aus Anlaß des Einzuges und des Empfanges des Kaisers, alle betonen, wie sich die allseltlge hin gehende Liebe, Anhänglichkeit und Dankbarkeit der Bevölkerung zu dem „Kaiser-Befreier" gestern abermals in der herzlichste» Weise kundgegeben habe. Locale- o«d SS«stsch-s. — Nachdem den ordentliche» Professoren des königl. Poly technikums hier allgemein die Mitgliedschaft der 4. Elaste der Hosrangordnuna verliehen worben ist, hat am Sonnabend eine Deputation deö Professoren-Collegiumö dem Unterrlchtvminister Vr. v. Werber den Dank der College« überbracht. — Die AmtSbauptmannschast in Döbeln fordert in ihren Amtsblättern, um dem überhand nehmenden Bettel« und Vagavundenwesen noch mehr mit Erfolg entgegcntrcten zu kön nen, die Gemeinden ihres Bezirks aus, eine Einrichtung zu treffen, welche schon früher hier und dort mit bestem Ersolge bestanden hat und welche dahin geht, daß an die sich legitimirenden, wirk lich bedürftigen Reisenden nur an der hierzu bestimmten Stelle im Orte (Expedition des Gemeindevorstandes oder sonst) Gaben verabreicht werden, dagegen die einzelne» OrtScimvvhuer, nach Befinden bei Strafe, sich ausdrücklich verpflichten, Bettlern über haupt Etwas nicht zu geben. Die genannte Amtshauptinann- schaft erachtet cö für zweckmäßig, baß diese Einrichtung durch Anschläge an den Eingangswegen zu der betreffenden Ortschaft öffentlich bekannt gemacht werde, und empfiehlt weiter noch den Gemeinden und Rittergutsbesitzern, zur Steuerung des Bettel und VagavunbenwesenS unter sich Polizeibczirkc mit Anstellung le eines Polizei-Aufsehers zu bilden, indem daraus hlngcwiescn wird, daß zwei dergleichen Verbände bereits iin Bezirke der Amtöbauptlnannschast Döbeln In dao Leben gerufen worden seien und baß sich dieselben vorzüglich bewährt hätten. (Gewiß Ein richtungen, durch welche die Gendarmerie in Ausübung ihres schweren Beru cö nicht unwesentlich unterstützt wird. Anmerk. d. Red.) — Nach welchen Grundsätzen In diesen, Jahre die Grati fikationen unter den Post- und Tclegraphen- Beamten verweilt sind, ist schwer erkennbar. Soviel steht aber fest, daß die auögcthellten Beträge als eigentliche Grati fikationen nicht zu betrachten sind. Während sonst die Bewilli gung von Gratifikationen an die Beamten von der Führung eines Hausstandes, der Anzahl der Kinder rc. abhängig gemacht wurde, scheint man diesmal ein ganz anderes Verfahren riugc- schlagcn zu haben. Zunächst haben auf höhere Anordnung zu einer außergewöhnlichen Unterstützung nur die Beamten vorge schlagen werden dürfen, deren Einkommen im Mißverhältnis, zu den Erzichungskosten ihrer Kinder siebt, oder welche unvcrbält- nißmäßig große Ausgaben für Krankheiten und Unglückölälie t» ihrer Familie gehabt haben. Ferner scheinen auch solche Beamte — und zwar in der Mehrzahl! - Gratifikationen empfangen zu haben, die schon lange Zeit auf einem und demselben Gehaltssätze stehen, ohne eine Zulage erhalten zu haben. So habe» Tclc- graxbenbeamte 100 M.. Poftassistentcn, welche aus ihre bereinstlge Anstellung alö Postsecrctär freiwillig verzichtet, 200 M. erhalten. Man wird nicht seht gehen, wen» man in der diesjährigen Gra- tlftkationsaustheilung das Bestreben erblickt, manche», Beamten, den daö Hangen und Bangen nach einer Gehaltszulage schon recht rntmuthsgt haben mag. ein Brruhigungspflästcrchen auszu- legen. Jedenfalls bat das in diesem Jahre bei der Bost cinge- schlagene Verfahren bet Vertheilung der Gratifikationen von Neuem dazu beigetragen, daS ganze GratifikationSw.'icn grüntlich verhaßt zu machen und bas bringende Bedürfnis) dessen gänz liche Beseitigung immer deutlicher hervortreten zu raffen. — Daß man dem heurigen Winter nicht gar zu viel zntraut, beweist die Hast, mit der man an die Gewinnung des EtseS geht. Nicht nur an den Usern der Elbe geht es äußerst lebhaft zu, auch der Landmann, immer spekulativ und thätig, baut letzt nebst Getreide, Kartoffeln u. s. w. auch Eiö und schickt uns Dresdnern die allerdings oft recht undurchsichtige Waare, daS Fell Irgend einer alte» Pfütze, zu, damit uns unser Gläschen rechtsrisch erebenzt werden rann. Gestern sah man schon lange Reihen von Wagen mit EtS an den Kellereien unserer Brauereien. — Der Ehristmarktverkehr hat sich i» den letzten Tagen recht erfreulich entwickelt. Nur selten werden z. B. die Vorräthe a» grünen Wcihnachtöbäumen so gründlich geräumt worden sei», wie Heuer. Wer nicht bei Zeiten einen passenden Wcihnachtobanm sich ausgesucht hatte, dem blieb gestern nur unter wenigen und unansehnlichen Eremplarcn die Auswahl. Im Allgemeine» sind besonders die Artikel gekauft worden, die bei» Magen allerhand Erbauliches und «mitunter schwer» Ver dauliches zusübren: Stollen. Pfefferkuchen, Ehokoladcn, Fleisch- waarcn, Delikatessen, seine Liguenre n. dcrgl.; sodann scheinen die Eonsectionshandlungcn, die Schnittwaarengeschäite, die Putz- und Hutmacherinnen, die Woll- und Garnhandlungen und die Schneider für Herren, Damen. Knabe» und Mädchen recht leid- lichcn Absatz gemacht zu haben. Den Kürschner» kam der starke Schnb Kälte vor de» Feiertagen recht zu Statte». Auch die Buchhändler blicken aui ein befriedigendes Weihnachtsgeschäft zurück: namentlich gingen Jugcndschrittc». Ebenso hört man auch von den Werkzeug- und Splclwaare»- hänblern, daß sie nicht gerade Ursache zu klagen haben. Unter manchem Weihnachtstische werden sich auch Cigarre» von mehr oder weniger feiner Qualität gefunden haben. Kurz Stiles, was sich zur Bcschcnkung der Jugend eignet und was ein Bedürft»»» der Nahrung und Kleidung der Erwachsenen zu besriedigen ver mochte. fand seine zahlreichen Käufer aus Stadt und Land. Feine Artikel, kostbare Schmuck- und Toilcttcgegenstände, Kunstgeräthe und Kunstprodukte litten freilich unter dem Mangel an Baar- mitteln bei den sonst alö wohlhabend geltenden Gesellschaftsklassen. Was man nothwenbig hatte, kaufte man, was man entbehren konnte, rührten nur Wenige an. Im Allgemeinen darf man aber sagen, daß die Bcsorgniß, mit der die Geschäftswelt dem dies maligen Weibnachtsmarkte ^eiilgcgenblicktc, sich glücklicherweise nicht rechtfertigte. — Der gestrige Schlachtvieh markt verlief genau so. wie bei der unmittelbaren Nähe der Feiertage zu erwarten stank, nämlich ungewöhnlich geschästsstill. da auch nicht ein Einziger auswärtiger Fleischer sich eingelunben hatte und die hiesigen Käufer außerordentlich eilten, um zu ihre», Weihnachtsgeschäft wieder nach Hause zu kommen, nachdem sie den etwa noch vor liegenden geringen Bedarf an Fettvich gedeckt sahen. Der Auf trieb zeigte sich so schwach, wie die Nachfrage in der Hauptsache kaum nennenSwertb war. Zum Verkauf hatten die Händler nur 130 Rinder, 32V Schweine, 200 Hammel und 93 Kälber gestellt. Primawaare von Rindern kostete 00, zweite Qualität 57 und geringe Sorte 30 Mark pro Ccntncr Schlachtgewicht. Von eng lischen Lämmtt», die von den Dresdner renommirten Fleischern stets mit Vorliebe gelaust werden, war nur ein kleiner Posten vorzüglich schöner Kcrnwaare auigctrleben, welche pro Paar biö 00 Kilo TUelscb »nd mit KO ysk»->f»n>> wahrend Landhammei zu 4k Kilo Fleuch mit 54 Mark verkauft wurden. Geringste Sorten von Hammeln, die bekannten Bracken oder Sluöschußschöpse, sehltcn gänzlich und was die vorhandene dritte Qualität von Schöpsen anlangte, so bezahlte man dieselben pro Paar Lurchschnittlick, mit 35 Mark. Landschweine kosteten 00 und Schlesier, die sich schwach vertreten zeigten, 57 Mark pro Centncr Schlachtgewicht. Bakonicr galten pro Ccntncr lebendes Gewicht bet 35 big 40 Pfund Tara durchschnittlich 52'/» Mark. Kälber endlich gingen zu de» letzten Markt preisen sehr rasch aus den Händen, da der Auftrieb ein äußerst schwacher war. — Bezüglich dcS Klein- BiehmarkteS vom Donnerstag den 20. December ist zu melden, daß 2l Rinder, ISO Schweine» 17 Hammel und 308 Kälber auf- getrieben waren, welch letztere trotz dcö hohen Quantums äußerst schnell Abnehmer fanden, da nicht allein die meisten Dresdner Fleischer, sondern auch viele der Vororte der Stadt ihren Bedarf an Kalbfleisch für die Feiertage zu decken strebten. — Gegen daö hiesige Blatt der Socialdcinokraten schweben augenblicklich 21 Prozesse und zwar gegen die Redakteure Vollmac 12, Kayser 5 und Zaumscgel 4. Dieselben betreffen Majestäts-, Beamten-, Richter- und Privat-Bclcikiguugc», Preßcontravcn- tionen und Aufreizungen des Militärs zum Ungehorsam. — Oeffentlickic Plakate laden aui heute nach dem Diana- saale zu einem offenbar von der social-demokratischen Partei ver anstalteten Arbcitcrsestc ein. Das Programm weicht natürlich erheblich von den sonst bei dergleichen Feierlichkeiten dargebotevcn Genüssen ab; es besteht zwar in Lhcatcr und Concert; daö Theater enthält aber nur einen einzigen bekannteren Schwank „Zwei Freunde und Ein Rock"; aus Originalität Anspruch haben die beiden änderen Nummern: „Prcßprozcß oder die Tochter deö Staatsanwalts" und „Das vergessene Eonccpt oder der sitzen- gcblicbene ReichStagscaiididat". — Wie viele Menschen mögen trotz aller oft ausgesprochenen Warnungen dev Abends eine aiigczündete Petroleumlampe herein« schrauben und sich sorglos nicbcrlegcn. Zwei junge Leute in Berlin haben setzt dasselbe gethan, sind aber nicht »nieder ausge macht, sondern an den Dämpfen, die sich aus der tief hcrunter- geschraubten Petroleumlampe entwickelt batten, erstickt. Man sei also ia vorsichtig und vermeide besonders dieses Heruntcrschraubcn der Flamme. — Erfreulich hat sich der Silbcrbcrgbau In Lauta bei Marlenbera entwickelt. In diesem Jahre sind biö setzt schon über 100,000Mk. Silbererze gelieicrt worden und noch gegen 300 Etr. gute Erze vorräthig. — Aus Antrag der Staatsanwaltschaft in Leipzig hat die Polizei eine Gedichtsammlung des dasigen PolizetarzteS vr. Kühn mit Beschlag belegt. Diese „Poesien" leisteten an Cynis- mus, Frivolität und gemeinster Sinnessck'welgerci allcrdinaS daö Menschenmöglichste und spiegelten die Beschäftiaung vr. KühnS. dem die ärztliche Untersuchung einer gewissen Sorte von Damen obliegt, in der widerwärtigste» Weise ab. Der Leipziger Polizei mag cö seltsam vorgckommcn sein, die literarischen Leistungen eines ihrer Beamten mit Beschlag zu belegen. Welches Gesicht daö„Tgbl." dazu zieht, das jeneGcdlchle empfohlen hatte, ist noch nicht ersichtlich geworden. — Am Sonntag Nachmittag in der 3. Stunde ist An Hel einein Kaufmann in der Pirnaischen Vorstadt im Dienst stehet dcS. von hier gebürtiges Mädchen am Damplschiff-Landungsplatze unterhalb der Brühl'lchen Terrasse in die Elbe gesprungen, jedoch lebend wieder herauögeholt und in die Wohnung seiner Eltern geschafft worden. Alö Motiv zu dem beabsichtigten Selbst mord nimmt man Reue über eine von dem Mädchen begangene Unvorsichtigkeit an, durch welche rin Stiibcnbrand in der Woh nung seiner Dienstherrschaft zu Mittag lencS TageS entstanden war. - Ein Immer Bummler zog gestern Nachmittag die Auf merksamkeit einer Menschenmenge auf der Augustuü- brücke auf sich, indem er mit drei Schnapöbullcn bewaffnet, abwechselnd aus denselben Schlucke nehmend, ans dem schmalen Pfade, welcher von HelblgS durch die Brücke führt, unter aller hand albernen Gcststnlatlonc» hin und hcrlicf, die leeren Bullen in die Elbe schleuderte und mit allerhand Fragen daö Publikum amüsirte. Endlich ereilte ihn die Nemesis in Gestatt einiger Strom- beamter, wAcbe den lustigen Bruder unter Ucbcrreichung einer herzhaften Dachtel von dem gefährlichen Pfadefortwlcscn und der Komödie ein Ende machten.
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