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Dresdner Nachrichten : 20.12.1877
- Erscheinungsdatum
- 1877-12-20
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187712204
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18771220
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18771220
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1877
- Monat1877-12
- Tag1877-12-20
- Monat1877-12
- Jahr1877
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 20.12.1877
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Rr. SS4. ronnerstag» de« SO. Leeemver. «Ir dir Nit»»a»» tändle, Meonicilple «,«« NH dl, «,d,k»I„ ntq» »ee»t»dUch. -ltsi,,»e«.««n»sm« «ul- Nri»-ch««teM«»Iu«>>>» O»»I«»s>iL»>nbu»«,vtr. »n. »icn. iel»^«. vnle^ «riklou. dra«lt»rt -.MG».O«N« ln «erll^ Lei»»!«. wttn. Hanidurß, «rünksurtM.. «t«a» »e«. — »«„»« » »». In tzranksurt a. M. — O«. v«t>« In «hemnl tz— L»7»1, Hüll«,, vntUe» » 0». I» Pari». Tageökatt für Uolitik, Mlerssaltung, HeMstsverKehr. ^ WSrscnkericht »md Iremdenlike. ^ A ^ Druck und Hkgenthum der Herausgeber: Litpsch ^ Ntichlirdt m Dresden. Berantw. Redactrur: Ernst Lktpslh ln DreSdm. xxn Jahrgang. Mitredacteur: vr. limil »t«r«^. Für daö Feuilleton: I,u«Ivi,: ir»rtn»»nn. Snierat, »erd,« «»eien. «Ik-l,c I, bi» «d. » U», «ngen,n>me«. Sonn««,» »It Mtlla,» t« Ui,r. II» N'usindl! ,r»b, «l»ll,r> «all« L bi» iüachm. 4 Uhr. — Drr »kaum ein« et»< ß»alii,c» Pf«»»,», k»ftrl »L P>I«. Si»><landt dir Zell, M Vigr. «Ine «»rantte lür d»I »»Mitil,t^kar>chki«, »er 2,gerate wird o tlcht- «e«qdlc?»i.i «»«wilrllie »mirnten- Auitetige van un» und«, kannte» Nirnien mid Per. Ionen imerircn wir nur «eze» Vrtnumera«»,» Zahl»,,» durch «ries» niarken «der V-iIi-iueah. luna. Letzt Silben koste« ir Ploe. Snlrmt« Ist» dl, Montag«. Nummer »der »ach einen» KetUaa» die Petluetl, ra »s»r. Dresden, 1877. Politische». Rur mit Widerstreben kommen wir auf die Bemerkungen der Herren v. d. Planitz und v. ürdmannSdorff über die preußischen Richter zurück. Wir ließen uns aus der Reserve hierüber, die wir uns al» am besten die allgemeinen deutschen Interessen wahrend, auferlegt hatten, nicht herauslackcn, als in einer Reihe nationallibe raler Blätter jene Aeuszerungcn zu einerStaatSaffaire erftcnNangcS aufgebauscht wurden, blos um unserem Heimathsstaate wieder etwas am Zeuge zu flicken. Hier in Lachsen weiß man ja, daß jene beiden Kammerherrcn nicht die Herren der Kammer sind. Ring man nun ihre Angriffe unklug, unglücklich, taktlos oder sonstwie nennen, sie waren schließlich doch nur der grobe Keil auf den groben Klotz, den der Oberbürgermeister Leipzigs, 1>r. Georgs, in die 1. Kammer ge rollt hatte, als er von den sächsischen Richtern wie von liebediene rischen Katzenbucklern sprach. Loch, wie bemerkt, wir meinten, cs sei besser, sich mit der Lache nicht weiter zu befassen. Aber sie ent wickelt sich zu einem jener Würmer, die nicht sterben können. Die Erörterungen über die Unabhängigkeit der Richter nimmt einen immer breiteren Raum in den Spalten der preußischen Zeitungen ein und am Montag hat sogar im preußischen Abgeordnetenhaus,:, alt dort die Beschuldigungen der Herren v. d. Planitz und v. Erd- mannLdorff erwähnt wurden, die nationalliberale Partei Pfui! ge rufen. Herr LaSker aber, der später zum Worte kam, erklärte, keinen parlamentarischen Ausdruck für sie finden zu können. Wir können uns daher nicht der Aufgabe entbrechen, diese Sache noch einmal zu berühren, sind aber in der glücklichen Lage, uns auf die Wieder holung eines Artikels beschränken zu dürfen, der soeben die Stunde durch bi« preußische Presse macht. Die „Volls-Ztg.", der „Börscn- Courirr" und andere Blätter machen sich über den Brustton sitt licher Entrüstung lustig, den Herr LaSker auch hier wieder über jene Planitz-Crdmannsdorff'schcn Reden anschlug. „Labler begebe, heißt cS. eine offenbare Unwahrheit, wenn er behaupte, daß im preußischen Abgeordnetenhanse über t!e Un abhängigkeit nicht viel stärkere Dinge griagt. niemals angegriffen worben >r>. Vielmehr haben drei hervorragende Ratlonallilrcralc, die Abg. Prof. Mommsen. T westen und Gneist, den Charakter der preußischen Richter 1866 noch ganz andcro zerzaust. Mvmm- scn sprach seiner Zeit davon, taß bas Reck t damals in einer Weise gebrochen wurde, daß cs unmönlich lei, nur an die bo»a licken der Richter In tvrcr Mehrzahl >u glauben, daß einzelne Ricktcr nicht nach dem Rechte richten, sondcin nach Gunst und die daö Recht nicht bloö «nwisscntltch brechen, was Jedem begegnen könne, son dern cS wissciitllchjbrcchcn." Wir enthalten uns absichtlich, die noch stärkeren Aeußerungen der Herren Twcsten und Gneist zu wiederholen. Keinesfalls hat die nationalliberale Partei des Aligeordnetenhauses von 1877 das Recht, über die sächsische 1. Kammer gesittet „Psni" zu rufen, wenn ihre eigenen Genossen 11 Jahre früher solche Worte sprachen und der Tugendbold LaSker thäte besser, sich mit seiner Partei auüeinander- zusetzen, als das hohe Pferd der sittlichen Entrüstung zu besteigen. Wir versehen uns aber zu dem guten Genius Gcsmnnstdcutschlands, daß 1866er Zustände nicht wiederkchren und ttzc Unantastbarkeit des deutschen NichtcrstandeS, des preußischen wie des sächsischen, weder von den Herren Mommsen-Lavker-Gcorgi, noch von sächsischen Kammerherren in Frage gestellt werde. Am Himmel der jungen französischen Republik zeigen sich einige Wölkchen. Nicht, daß die bisherigen Präfekten thcilwcisc in un höflicher Form ihre Entlassungsgesuche einreichcn, oder sich sogar weigern, die Botschaft Mac Mahons bckanntzugeben, ist bedenklich — denn für solche Widersetzlichkeit giebt cS ein Mittel: man nimmt die EntlassungSgesuche überhaupt nicht an, sondern seht die Herren einfach ab. Aber die orlcanistischcn Senatoren — dieselben, die Mac Mahon ihre Unterstützung zum Staatsstreiche verweigerten und ihn dadurch zur Kapitulation nöthigtcn — wollen auch die Republik nicht zu sehr erstarken lassen. Sie schließen sich wieder fester an die Lcgitimisten und Vonaparüstcn an. Sie ermöglichen cs, daß der Senat demnächst einen Streiter für den Papst, den kleri kalen Herrn v. Falloux, zum Senator wählen wird. Damit ver stärkt der Senat die Schaar Jener, auf die Mac Mahon würde rechnen können, wenn er sich von den Republikanern zu trennen und die zweite Kammer auszulöscn einmal Lust bekäme. Denn Herr v. Falloux ist bestimmt, lebenslänglicher Senator an der Stelle des jüngstvcrstorbcncn republikanischen Generals Aurelles de'Paladine zu werden, desselben, der während des letzten Krieges den einzigen Erfolg über die Deutschen davontrug, als er die Preußen-Baicrn ^um vorübergehenden Aufgcbcn von Orleans zwang und bei CoulmicrL siegte. Man kann die augenblickliche Lage Frantreichs nicht besser als durch das Wort charalterisiren: Die Krisis ist todt, ev lebe die Krisis! Die Türkei hat bei allen Staaten die Erfahrung gemacht, daß ihr FriedrnsvermittlungSgesuch keine freundliche Aufnahme fand. Bielleicht wollte die Pforte sich absichtlich von Gcsammt-Europa eine abschlägige Antwort holen, um nun in separate FricvenSunter- handlungcn mit Rußland treten zu dürfen. Rußland wäre hierzu gar nicht abgeneigt. Heißt «ü doch, daß es den bekannten General Jgnatieff nach Sofia oder Adrianopcl senden wolle, um die Friedens» Unterhandlungen einzuleiten. Das würde nur beweisen, daß die russischen FriedenSbesprcchungen nicht ernsthaft gemeint seien. Viel mehr meinen wir, wird der Reichskanzler FürstGortschaloff die Ver handlungen so in die Länge ziehen, bi« die russischen Waffen im Be sitze von Erzcrum und Batum in Asien und Adrianopcl in Europa sind. Dann erst wird Rußland seine wahren Fricdensbcdingungcn Formulircn , Alles was jetzt darüber verlautet, dient nur dazu, di« Eroberungsgclüste noch vorläufig zu verschleiern. Während dcS Winters, der nunmehr mit allen seinen Schrecken auf der Balkan- Halbinsel eingetrete», werden die Kriegsoperationen etwas in'S Stocken gerathcn Mit den Ballan-Ucbergäiigen der Russen na mentlich wird eö nicht so hitzig vor sich gehen. Es ist daran zu > erinnern, daß die Russen zwar den nördlichen Eingang zu den Balkan pässen beseht halten, dis Türken aber hinter jedem Ausgang eine Armee ausgestellt haben. Hat Zehn geschlagen, kommt immer noch nicht, hat Elf geschla gen. kommt immer noch nicht, hat Zwölf geschlagen — jetzt kommt'S. An dieses Kinderspiel wird man gemahnt, wenn man die ewigen Meldungen und Widerrufe über die Reise Bismarck s nach Berlin liest. Im November kam er nicht, im Deccmber nicht, aber im Januar, hieß cs neulich bcst'iumt, kommt er ganz gewiß., Schon wurde seine Wohnung zum Empfange wieder hergerichtct.' Prosit Mahlzeit! Es war wieder nichts. Fürst Bismarck bleibt Weih nachten und Neujahr in Barzin und wann er wieder unter den Lin den wandeln wird, weiß kein Mensch anzugcbcn. Welches Ereigniß in der letzten Stunde die fcstgcplante Rückkehr verhindert hat. kann man höchstens aus den ellenlangen Gesichtern der Nationallibcralen hcranslesen. Aber auch drucken? Nein. Reneste Telenramme der „Dresdner Nachrichten." - Berlin, den 10. Deccmber. Das Abgeordnetenhaus erledigte den Gesetz-Entwurf, die Errichtung von Land- und Oberlandcige- richten in 2. Lesung. Der Entwurf wurde nach längerer Debatte nach den CommissionSantrügcn, welche die Abgeordneten Miguel und Windthorst-Meppen befürworteten, mit sehr großer Mehrheit ov blae angenommen. Der Justizminister Dr. Leonhardt erklärte, er habe gegen die bin dloo-Annahme Nichts einzuwcndcn, betonte jedoch, baß die Regierung keineswegs mit allen EommissionSbeschlüssen ein verstanden sei. Namentlich sei der Beschluß, in Berlin allein drei Landgerichte zu errichten, in der Ministerconferenz einstimmig als unzulässig bezeichnet worden. Der Minister wendet sich ferner gegen den CommissionSbcschluß, welcher abweichend von der Regierungs vorlage die Bezirke der Landgerichte fcststcllte. Mit der Ln blvo- Annahme sei die Angelegenheit noch nicht als abgeschlossen zu betrachten. Locales nnd Sächsische». — ZI- MM. der König nnv die Königin widmeten gestern Mittag in Begleitung des Hrn. Adj. von Ehrenstein und der Hoitamc Frl. von Mlnckwitz dem Wcihnachtvbazar des HantwcrkcrverrinS in den Sälen des Tivoli einen längeren Pciuck) und wachten daselbst niedrere Einkäufe. Ein von Herrn Werner kredenzte- Glav Bier nabin der König lreundlichst ent gegen und kostete cö und die Königin naffin cinBonguct, welches ihr von Frau Werner überreicht ward, mit herzlichen Worten a». — Landtag. Die 2. Kr. beendigte gestern die Debatte über die Steucrrcsor m. Das Wort ergriff Zunächst Abg. Kirbach, der Im Großen und Ganzen sich ocn Ausführungen der Abgg. Krause, Streit nno Walter anschloß. Eö handle sich hier um ein Eonipromlß und da müsse Zeder etwas nachgcbcn. Rack' den Darlegungen dcö AVg. Günther scheine eö, alö beab sichtigten die Vertreter der Städte, ihren Auftraggebern ein schönes Weihnachtsgeschenk mit nach Hause zu bringen, für welches man sie durch weißgekleidete Jungfrauen empfangen werde. Er glaube, daß das Umgekehrte eher der Fall sei. Die Vertreter der Städte brächten ihren ländlichen College» ein großes Dpicr, für welches sic wohl Dank erwarten dürsten. tWircripruch rcchtSs. Von einem noch weiteren Zurück- gcffcn könne indeß in alle Weae nickst die Rede sein. Wen» die Begründung tcS Abg. Richter-Tharandt, der immer von einer Doppelstcuer gesprochen babe, richtig seirn, dann dürsten keine tndirecten Steuern »eben der blrectcn Steuer er hoben werden und jeder Himdebcsitzcr könnte sich mit demselben Rechte gegen eine Doppelbesteuerung erklären. Er' wünsche Frieden und die Vorlage sei ganz entiprcchcnd, um einen solchen rcrbeiznsüffrcn. Abg. Uhlcmann ist gegen die Vorlage. Er will, daß entweder aus den Grundbesitz nur eine Steuer gelegt werde, oder daß daö im Gewerbe und Handel steckende Kapital auch zwei Steuern crbalte, so daß beide Thelic an einem Strange flehen. Eine Mchrbclasinng des Gruntbcsitzcö sei ungerecht. Die Städte seien beständig reicher geworden. Wenn man Rück sichtnahme ans die hoffen Cominunallaslen der Städter verlange, so crwlcdcrc er. daß man sich solche ja nickst auszubürden brauche; die Landbcwovncr könnten sich auch keine Gasleitungen legen lassen, sic bauten keine T ffeatcr und Villen, nste z.B. hier an der Goclhcsiraße. Der ländliche Vertreter wird von den Vertretern der Städte stets zurückgcietzt; wollten sie 'mal eine Strazic haben, so würden sic Immer und immer vertröstet, bis sie co endlich gar nickst mehr erlebten. Der Abg. Schmidt habe ja die Hand zu einer Vermittlung geboten. Man drohe mit dem Scheitern dcö Compromlsseü; dann geschehe eben eine Vergewaltigung an den ländlichen Vertreter». Präs. Habcrkorn weist die Supposition des Redners gegen die Vcrtrctcr größerer Städte zurück. Abg. May ist, obgleich in der Debatte die Roihwcildigkcll devGrundstcuer-Präctpuumü vo» keiner Scite bcwlcic» worden sei. für die Vorlage unb giebt der Deputation, a» welche dieselbe verwiese» werden soll, eine An zahl Wünsche zum Clnkonnneusteucrgclcb zur Berücksichtigung anheim. Die Vertreter der Städte hätten keinen Begriff von den Lasten unb Blühen, die ein Lantmann zu tragen habe. Slbg. iir. Heine hält hieraus eine wiederholt von stürmischer Heiterkeit unterbrochene Rede gegen die Vorlage. Er habe so viel Material, daß cS ihm unmöglich sei, seine Rede ln die spanischen Stiefel der Logik zu wannen. Bet dicicr Angelegenheit sollte nickst aus Interessen Rücksicht genom men werden, deshalb iri cv auch sein Wunsch, daß dieAngelegcn- beit an eine Deputation verwiesen werde, die auS DGuncrn zu sammengesetzt sei, welche einzig und allein daö Volkswehi im Auge haben. Er habe einen bösen Traum gehabt: er bciand sich in einem Palmenbain unter Löwen, die ihn unter sich duldeten, weil er auch eine Malme datte. lDcr geehrte Abgeordnete er freut sich eines bcneldcnSwcrth starken Haarwuchses mit nur gc- deö KoplrS.) Und diese Löwen faßten ringer Lücke im Centrum deö KopleS.) Und diese Löwen faßten, einzig aus dem Boden ihrer Spcclalintercffen stehend, Beschluß über daS Leben der kleineren Tbicre. Plötzlich sei mau aut Ibn aufmerksam geworden, man babe bemerkt, das, er nicht zu der Gesellschaft gehöre, und schon habe man auch ihn lassen wollen, als er zum Glücke erwacht sei. So komme cd ihm hier tn der Kammer vor. Sein Standpunkt sei: eine gielchwertbige Einkommensteuer mit einer Vermögenssteuer; der erste Schritt zur Elnlührnng der Vermögenssteuer sei übrigens in ccm Eiiikoinmenslciicr-Gcsctzcnlwürse bereit- durch Heranziehung an sich vermögender Leute, die aber augenblicklich kein Einkommen besitz«», geschehe». Er sage mit der Schritt: Webe ben Schritt- gelehrten. die ungerechte Gesetze über unö erlassen! Abg. v. Oeblschlägel: Ohne al- Abtrünniger von den Land- wirtden zu gelten, könne er das von der Regierung gebotene Kompromiß annchmen. Auch ihm werbe zwar die Zustimmung schwer, doch sei eö Zelt, endlich einmal den bisher sestgchaltenen ZntercsscnstandpuLft auizngcbcn. Von den verschiedenen Gegenvorschlägen, die gemacht worden seien, sei unmöglich, daß auch nur einer derselben durchgeht. Finanzmintster v. Könneritz bedauert, taß die Vorlage bei einem Thelle der Grundbesitzer eine Ausnahme gesunden, die er nicht erwartet hätte. Von entscheidendem Einflüsse sei der Re gierung bei Ihren Vorschlägen die Uebcrzcngung gewesen, daß eS nothwcndig sei, baß in Sachsen der Stcuerkamps und daS kost spielige Ezpcrimciitiren mit den Steuern endlich einmal zu einem Abschlüsse gelange. Der jetzige Zustand sei unhaltbar. Die Steuerrciormsragt habe eine» ganz ungerechtfertigten Kamps zwischen Stadt und Land heevorgerusen. einen Kamps, der gerate In Sachsen, wo die Interessen von Stadt unb Land in so innigem Zusanuncnbangc stehen, am wenigsten am Platze sei (Sehrwahr!). Rach all dem sei der Regierung nur der Versuch geblieben, unter Anlehnung an da-Bestehende einen Ausgleich zwischen beiden Inter» esse» herbeizusührcn.Dffnc etn tadelloses Werk schaffen zu wollen, habe sie danach gestrebt, beiden 2heilen möglichst gerecht zu werten. Sic habe clneMindcrung derLasten der kleinen verschuldeten Grund besitzer und eine Auihcvung der bestehenden Ungleichheiten an- gcslrebt. Die Einkommensteuer sei im Grunde nur eine revidiue Gewerbesteuer. Die Vorlage biete im Ganzen nichts anderes, alS waö Aba. Günther 18!,<> gewünscht habe. Tie jetzigen Vor schläge Günthers seien für die Regierung unannehmbar; dieselben würden aber auch eine Rcubonitlrung hcr Grundstücke erfordern. Die Herren, die so uirzusrlcdcn mit dcr Vorlage seien, sollien ja recht schnell zugreifen, denn wenn jetzt ein Ministerium, daö vorwiegend ans Grundbesitzern bestehe, eine solche Vorlage ,nachc, was sei dann einmal von einem anders zusammengesetzten Ministerium zu erwarten! Tie Vermögenssteuer btetc unendliche Schwierigkeiten in der Auöiührung, sowie eines noch tieferen Ein gehens tn Prtvatvcrbältntsse. als die Einkommensteuer. Aul die Anträge dcö Abg. Riedel antwortet der Minister, daß die letzte Abschätzung zur Einkommensteuer 560.1X10 Mark gekostet, während sich die Kosten der ersten Einschätzung am l,oo,,<x',o Mark brlauscn baden. Er erklärt schließlich, daß die Regierung allen Abänderungen dcü Entwuriö cntgegen- tretcn werde, sobald stc nur Im Widerspruch mit dem in der Vor lage nlcdcrac'icatcn Prinzip sichen. Abg. Mebncrt steht auf dem Slaudpuulte des Abg. May, ist also sür dir Vorlage, ebne stir dieselbe sonderlich begeistert zu sein. Die Einkommensteuer babe noch utckst ibrcu RImbuö vcrlcrcn, dieselbe werte sich >>n Gegciiihcis. erst cutwickclu. Hieraus wird die Debatte geschlossen und dlc Reuicruugövorlage an die Finanzdrpntation verwiesen. -7 Präsident Habcrkor n vereinigte am Dienstag Abend dke Mitglieder dcr 2. Kammer Im Belvedere der König!. Terra sie. Die Herren wollten ganz unter sich noch einmal vor dem Wcih- nachtofcste gcnw thilch plaudern, und eine delikate Flcvigcr jck e Bowle erleichterte diese Aufgabe. Präsident v. Zchinc» giebt sei» erstes parlamentarische- Diner erst nach Neujahr, da Prinz Gcorg, K. H., erst für jene Zeit seine Tbeilnahmc in Aussicht gestellt hat. — Dem Nntersörster Karl Moritz Pelz ln Bielagrund ist daö Bcrdienstkrcuz verliehen worden. — Im Ansange dcö Landtags wirbelten einige Vorgänge bei der Wahl des Bürgermeisters Speck ziemlichen Staub am; die Wahl diese- Abgeordneten wurde inloige dessen beanstandet. Neuerdings beantragt intrssen die bctr. Abtbetlung: „die Wahl detz Slbg. Speck für giltlg zu erkennen, aber auch zu erklären, daß die Vcrthellung von Wahlzettcln durch einen Wahivorstand alö solchen nicht statihast, und die Staatsregierung zu ersuchen, den Wafflvorstand Schrcitcrcr in Unterhalnötori wegen eine- solchen mit dein Amte cincü Wahlvorstandco nicht verrinbarcn Vtrüihrcns in geeigneter Welse zu recstsulrcn." ES wird wohl also in Untcrhalnödert eine kleine Rwe setzen. - Zum Diaconuö an der neuen Iohannekkirche ist ber bisherige ZnslitnlSlcffrcr Iw. wistl. HugoKoppchcle und alöCan- tor und Organist dcr Mmikdlrcctor Friedrich Reichel erwählt worden. In Folge dev AnSbrnchev der Ninderpest bei Raud- nitz In Böhme» und ihres F-ortschrrltenS bis Lettmeritz und Tff e re s ien st a d t ist aus der sächsisch-böhmischen Grcnzstreckc von Langburkcrsdors blö mit HcrmSdors bei Fraucnstein die Einiuhr aller Arten von Vieh onlt Ausnahme der Picrte) auS Bödmen verboten, ebenso auch der sogcnaiinic kleine Grcnzverkcbr, v. h. der Verkehr mit Gespannen von Rindvieh böffmischcr Landrasse zwischen böhmischen und sächsischen Grcnzorten. Verboten Ist icrncr die Ein- und Diirchmhr von Rindvieh, Schalen, Ziegen, Borstenvieh, von thierischcn Theilen, von Dünger, Rauchsiitter, Stroh, Wolle, Haaren, Borstcn rc Dav Abhaiten von Vieh- »närkten in den Grcnz-AmtohanptmannschaltSffczlrke» (auch in denen von Marienberg. Frcibcrg, Dippoldiswalde, Pirna rc.) ist VIS aus Weitere- untersagt. — Bezüglich der so viclbcklagtrn NancsibcIästtgung. die vom neuen Hostheater aus bislang die Umgebung hcimsuchte. können wir iiiinhcstc», daß man geycm'crstmalig den Versuch einer Heizung mit Coats gemacht bat. Dcr biSberige Uebelstanb wirb also zumeist a» dein Heizungöinatcrlal gelegen haben und wird man nun Alles ausbictcn, um die Sache zu ändern. ES waren gestern während ber Heizung mehrere Inge nieure zugegen und ist, soviel wir hören, der den Essen entstiegene Ranch nicht im Entferntesten so dicht unb schwarz gewesen, wie der bisherige. - Es cnrsiren falsche 10-Pfennigstücke! Sie sind etwa- größer als die echten, auch ist der Reichsadler breiter unv daS Gepräge weniger scharf. — Am vergangencn Sonntag VoimittagS ersoigtc seiten des Dlrectorimnö des hiesigen Tbierschutzvcrei»o die Verthel- lung dcr Prämien, welche nach dem Wunsche der verstorbenen Frau Hclmcke alljährlich an solche Leute verabreicht werden sollen, bie sich durch musterhatte Haltung ihrer Zughunde hcrvorgethan haben, Es wurde» zusammen 120 Mark verthcllt. Die Hand lung fand im Vercinöiokaie statt und dcr Vorsitzende Direktor Marquart nahm zuvor Gelegenheit, In kurzen Worten den fünf Empfängern ans Herz zu legen, wie durch fernere Betbätlgung Ihrer thlcrsrcimdllchcn Gesinnung sie zugleich der Gabe sich wür dig erweisen und dcr edlen Schcnkgcberin ihren Dank bezeugen könnten. — Der leichte Schnees all und die niedrige Temperatur, weiche sich seit vorgestern bcmcrkllch machen, sind inr den Straßen verkehr wegen der cmgclrcrcncn G lättc tür Fuhrwerk und Fußgänger nicht gerade förderlich. Aul der Marlenbrückc standen gestern Morgen nicht mehr wie vier Lastfuhrwerke, deren Pscrte abgespannt waren, «in anderen virrspänntg über die Glätte weg- !zuhcl«en, zu deren Verminderung durch Santstrciicn allerdings l nicht daS Mindeste gcthan war. u 's!-! 7 ^ M 2 ä
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