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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.03.1860
- Erscheinungsdatum
- 1860-03-26
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186003260
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18600326
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18600326
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1860
- Monat1860-03
- Tag1860-03-26
- Monat1860-03
- Jahr1860
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.03.1860
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1242 EpeeifieatLon der verausgabten Unkosten im Jahre 1859 (lt. Generalversammlungs-Beschluß vom lv. Febr. 1860). 224§L—«pf—Gehalt dem Casseboten; 165 - 5 - - deSgl. dem Expedienten; - 39 - 25 - — - Druckkoften; 28 - 1 - — - Buchbinderarbeit; — - 28 - 9 - Porto und Briefträgerlohn; 40 - — - — - Miethzins; 32 - 10 - — - Jnsertionögebühren; 97 - 9 - 7 - Schreibmaterialien, Jnventarium und sonsti, ger Expeditionsaufwand u. s. w. 627 »/ÜHH 8». Leipzig, im Februar 1860. Der Ausschuß. Weiß- oder Schwarzbrod? In allen Ländern haben sich die Wohlfahrtsbehörden, die Aerzte, die Ehemiker und Alle, die sich dafür interessiren, mit Untersuchung der Frage beschäftigt, ob Schwarz- oder Weißbrod als Haupt nahrungsmittel des Menschen gesünder und in Bezug auf Volks- und Landwirthschaft vortheilhafter sei. Wenn wir in Nachstehen dem diesen wichtigen Gegenstand einer kurzen Erörterung unter werfen, so bezwecken wir damit nur, zu weiterem Eingehen auf denselben anzuregen, da es uns — obgleich wir mit unserer Mei nung im Klaren sind — nicht beikommen kann, über eine Frage, deren praktische Seite bisher von den bedeutendsten Autoritäten keine genügende Lösung fand, und über welche die Ansichten so sehr verschieden sind, ein definitives Urtheil abzugeben. Beim Mahlen des Kornes und des Weizens wird nach der jetzigen Methode mit großen Unkosten eine Substanz ausgeschieden, welche außer zehn Procent Holzfaser alle diejenigen nahrhaften Stoffe, welche das Mehl selbst enthält, in noch größerer Menge als dieses in sich schließt — nämlich die Kleie. Diese Kleie, welche gewöhnlich in einem Quantum von 36 bis 40 Pfund vom Sächs. Scheffel Getreide gewonnen und zu Viehfutter ver wendet wird, enthält mehr Kleber und zweimal so viel fette Ma terie, als daö gemahlene Getreide selbst. Man schwächt durch ihre Beseitigung den Gehalt der Getreidearten an Stickstoff, Fett, Stärkemehl, Salzen, aromatischen und wohlschmeckenden Bestand- theilen blos deshalb, um eine ganz kleine Quantität Holzfaser, davon die Kleie, wie wir schon gesehen haben, blos etwa 10 Procent enthält, aus unserem wichtigsten Nahrungsmittel, dem Brode, zu entfernen. Es fragt sich nun, ob es naturgemäß, ob es den allgemeinen Gesundheitsregeln entsprechend und ob es überhaupt praktisch aus führbar ist, alle diejenigen Stoffe, welche möglicherweise einen unverdauten Rückstand im Magen hinter lassen, von der mensch lichen Nahrung auszuschließen? Die Beantwortung dieser Fragen bietet keine Schwierigkeiten. Wir brauchen blos darauf hinzuweisen, daß sich die Menschen in diesem Falle aller Pflanzenkost und vieler Fleischspeisen gänzlich enthalten oder von Pflanzenextracten leben müßten, daß dies aber für den bei weitem größten Theil derselben gänzlich unausführbar ist, weil es keine oder doch nur sehr wenige Gemüse giebt, welche so wenig Holzstoff als Weizen und Korn enthalten. Aus diesem Grunde und wegen seiner sonstigen, auf die Verdauung bezüglichen guten Eigenschaften ist auch das Brod als allgemeines Nahrungs mittel schon längst eingeführt und gewissermaßen unentbehrlich geworden. Es ist nun eine arge Selbsttäuschung und ein eingewurzeltes Vorurtheil, wenn man auf die sogenannte Weiße des Brodes einigen Werth legt, da gerade das Schwarzbrod wegen seines Gehaltes an Kleie mehr Nahrungsstoff enthält als jenes, und man muß deshalb das weiße Mehl und Brod als eine zu weitgehende Aus scheidung der natürlichen Würze dieser Getreidearten ansehen. Wenn man sich entschließen könnte, die Kleie noch ein oder mehrere Male dem Mahlprozesse zu unterwerfen und dieselbe bis auf den oben angegebenen kleinen Rückstand zu feinem Mehle zu machen, oder besser, wenn man, unserm jetzigen Mahlverfahren entgegen, sich befleißigte, gleich auf einmal ein feines, gleichmäßiges, wmn auch etwas schwärzeres Mehl zu erzielen: so würde man ein billiges, wohlschmeckendes, leicht verdauliches und daher ein gesundes Nah rungsmittel erlangen, das Jedermann und namentlich der arbei tenden Klasse sehr zu Statten kommen würde. Merkwürdiger Weise hat man aber gerade in Leipzig und dessen nächster Umgebung Gelegenheit, die auffallende Erscheinung wahr zunehmen, daß eben die arbeitende Klasse es iss, welche in dem Verzehren von Weißbrod einen großen Genuß findet und gewisser maßen Luxus treibt, und daß wiederum zuweilen Städter aus dem Mittel- und den höheren Ständen stundenweit gehen, um sich die Delikatesse eines Stückchens sogenannten Bauer- oder Schwarz- brodes — namentlich in der Zeit nach der Ernte, wo es schon Brod aus neuerbautem Getreide giebt — zu verschaffen. Sehr oft schon haben wir von Arbeitern die Bemerkung gehört, daß, weil sie ohnedies wenig Zuthat zum Brode zu essen hätten, sie nicht auch noch Schwarzbrod verzehren mögten. «sie geben daher eher für ein weißes Achtpfundbrod 16 oder 24 Pfennige mehr aus, als daß sie sich für dies Geld Butter oder irgend eine andere nahrhafte Zuthat zu dem ihnen ohnedies mehr zuträglichen Schwarz- brode kaufen. In keiner größer» Stadt Deutschlands kommt daher verhältnismäßig so viel Weißbrod auf den Markt als in Leipzig und es ist ähatsache, daß dasselbe gelegentlich durch Eisen bahnreisende nach Dresden, Magdeburg rc. als Curiosität ausge führt wird, ja daß sogar eine große Brodbäckerei in erstgenannter Stadt den großen Umfang ihres Absatzes Hem Umstande verda kt, daß es Brod unter dem utamen „Leipziger Brod" verkauft. Es ist auch nicht zu läugnen, daß unser Weißbrod in neu backenem Zustande etwas dem Gaumen Angenehmes hat; allein, nur einigermaßen abgelagert und altbacken, hat es in der Regel einen strohähnlichen, faden und kraftlosen Geschmack, während das Schwarzbrod sich wochenlang frisch und wohlschmeckend erhält. Doch iss, wie bekannt, über den Geschmack nicht zu streiten. Wenn wir schon oben gezeigt haben, daß das Schwarzbrod seiner chemischen Beftandtheile wegen noch viel nahrhafter als Weißbrod sein muß, so müssen wir zum Belege hierfür noch einige Thatsachen, die Thierwelt betreffend, anführen. Obgleich es gewiß ist, daß der Thiermagen im Allgemeinen und hinsichtlich der Verdauung im Besonderen ganz anders als der Magen eines Menschen eingerichtet ist, müssen wir doch darauf Hinweisen, daß die Kleie vorzugsweise zum Fettmachen des Rindviehes benutzt wird, und daß dieses und auch die Pferde nach längerem und reichlichem Genüsse derselben sichtbar gesund, kräftig und wohlbe leibt werden. Wenn wir nun auch aus dem schon angeführten Grunde dieses Beispiel auf den Menschen nicht anwenden können, so sehen wir doch daraus, daß wenn die Kleie dem menschlichen Magen angemessen bereitet und der menschlichen Verdauung zu gänglich gemacht würde, sie eine Summe von Nahrungssioff auch für den Menschen liefern muß. Maßgebender aber für den menschlichen Magen sind die Ver suche, welche man mit Hunden, als dem Menschen näher stehen den Thieren, hinsichtlich der Ernährung durch Weiß- und Schwarz brod angestellt hat. Durch diese Versuche wurde bis zur Evidenz erwiesen, daß ein Hund, welcher nach seinem Belieben Weißbrod von reinem Weizenmehle fressen und gewöhnliches Wasser dazu trinken konnte, nicht über 50 Tage leben blieb, während Hunde, welche ausschließlich Schwarz- und Eommißbrod fraßen, nicht allein ganz gut fortlebten und ihre Gesundheit keinerlei Störung erfuhr, sondern auch beim Fressen dieses Brodes selbst sichtlich ein beson deres Wohlbehagen zu fühlen schienen. Wer in Hamburg und den Nordseeländern gelebt hat, wird wissen, daß dort meist nur geschrolenes Getreide verbacken wird und daß das davon bereitete Brod zwar schwarz, aber höchst nahr haft und wohlschmeckend ist. Die dort lebenden kräftigen und ge sunden Menschen geben einen lebendigen Beweis von der Zuträg lichkeit des Genusses von Schwarzbrod ab. Die Vortheile, welche der billigere Preis des Schwarzbrodes bietet, wollen wir nur beiläufig erwähnen. Wenden wir uns nun zu den Gegnern des Schwarzbrodes, so finden wir folgende von ihnen gemachte Einwände. Schwer lösliche Nahrungsmittel werden bekanntlich — so räsoniren sie — blos von dem in freier Luft, an der Sonne mit beständig schweren Arbeiten beschäftigten Landmann oder Handarbeiter vollssändig verdaut, auch geschieht dies wohl mit dem Schwarzbrode. Dies ist jedoch gar nicht bei Greisen oder solchen Personen der Fall, die durch Mangel an Kräften oder durch ihre Stellung in der menschlichen Gesellschaft zu Arbeit im Sitzen oder gar zum Müßig gänge verurtheilt sind. — Hiergegen ist Folgendes zu erwidern. Da die Kleie wegen deS großen und innigen Zusammenhanges ihrer Bestandtheile so lange unangegriffen den Verdauungsapparat wieder verläßt, bis diese nahrhaften Theile durch sorgfältige. Zer- kleinung oder Verwandlung der Kleie in feines Mehl aufgeschlossen und den aufsaugende Kräften des Magens und der Verdauungs wege zugänglich gemacht worden sind, so darf man eben nur ganz fein gemahlene Kleie zu Brod verwenden. Mögen die Gegner des Schwarzbrodes nur dies Verfahren einschlagen, sie werden die günstigen Folgen auch bei Leuten mit schwacher Verdauung sehr bald wahrnehmen. Ferner werfen die Gegner deS Schwarzbrodes die Frage auf, ob es nicht in landwirthschaftlicher oder ökono mischer Beziehung vortheilhafter sei, blos Mehl von einer, ge wissen Weiße zu verbacken und die Kleie und das Nachmehl dem Viehe zu füttern. Sie behaupten, und nicht ganz mit Unrecht, daß das Vieh uns das Futter in Form von Milch und Fleisch wieder zurückerstatte — in Nahrungsmitteln, welche Leutm von schwacher Verdauung weit zuträglicher seien, als alle- Brod! '— Hierin liegt etwas Wahres; doch müssen wir dem entgegenhalten, daß gerade diejenigen Personen, denen wir den Consum von Schwarz brod vorzugsweise empfehlen, sich sehr oft kaum dieses erzeugen können, viel weniger aber die Mittel besitzen, Fleisch und Milch in hinreichender Mmge zu beschaffen» Den landwirthschaftlichen Theil unserer Frage erschöpfend zu behandeln, liegt nicht in un serer Aufgabe, auch fehlt e- uns hierzu an Raum; doch werden
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