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Dresdner Nachrichten : 12.01.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-01-12
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188801128
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18880112
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18880112
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1888
- Monat1888-01
- Tag1888-01-12
- Monat1888-01
- Jahr1888
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 12.01.1888
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kitte* Zweck Heck kee Vrrwa1ttm--rath >un»ch D«sür würde man. wenn anderweit aemachte Ertahrungen zu Grunl gelegt werden, außer den nolhwendigeu europäischen Jnstruktocen, Mannh Mk bewlvlat. nde Ungefähr 120-150 ivkann eingeborener Mannschaften erhalten können. DaS Konsortium will nnn nanientlich auch die Gelder kür den Abbau aukbrinaen. um Minen kunstgerecht zu eröffne». Dazu Kat man zunächst die Beschaffung von 2 Millionen Mark n?S Auge gefaßt. — Zu bemerken ist hierbei, daß das gestimmte Kapi tal der slldwestafrikaniichen Gesellschaft, die unter Leitung deS Abg. Hannnacher steht. 1'/» Millionen Mark betrug und nach Abfindung von Lüderitz und anderen Berechtigte», sowie nach Ausilibrung einer Anzahl fruchtloser Expeditionen au> 300.000 Mk. gesunken ist. Auch letzt sind die Aussichten noch lehr unbestimmt. waS 'chon daraus erhellt, daß dir Gesellschaft eS noch nicht an der Zeit hält, di» Er- theilnna des kaiserlichen Schptzbriefts »achzuinchen, der ihr die Ho heit-rechte i» Slidw« stasrika verleiht und damit die Verantwortlichkeit filr Regierung und Polizei outerlrat, sonder» daß sie zunachst Sach verständige au-schickt, um da« Land nochmals zu untersuche». BiS die Berichte über diese Untersuchung ringeaange» sind, werden auch die 2 Mill'vnen für den Abba» re. wohl noch in der Schwebe bleiben. Denn die nächste Frage ist, ob der Goldgehalt an de» Fundorten wirklich de» Abbau lohnt. ES kommt darauf an, ob an dem Goldfundort die AusenthaltSkosten nicht den Gewinn über steigen. Oesterreich. Durch die theilweise Bewegung deS EiieS aus der Donau unterhalb und oberhalb Wie»« und durch Wiederans- stanung des Eises ist die Lage in Wien kritisch geworden. Der Wassersland beträgt dir bisher noch nicht erreich»: Höhe von 4 Metern. Bei den, Kommunalbad ist das lUer überschwemmt. Wie gemeldet, wurden i» Wien die Gcbr. Gerngroß, Unhaber des größten Confectionsgeschäils. verhaftet, weil sie seit Jahren den Staat nni hohe Zollbclräac begaunert hatten. Mit Hilie von Zollbeamten beisteuerten sie iheucie Waaren zu niedrigen Zölle» und sie beraubte» den Staat um etwa 1 Mill. Gld. Nun begab sich in Wien in de» letzten 'Tagen eine Deputation, bestehend au» Fabrikanten, zu alle» möglichen Gerichtspersonen, so zu dein Prä sidenten des Landgerichtes in Strafsachen, zu dem Untersuchungs richter, zum Staatsanwalte, um die Freilassung der verhafteten jüdischen Großhändler Äerngroß. angeblich im Interesse der Wiener Geschäftswelt zu erwirken. Zu dieiem wunderlichen Scheitle be merkt das Wiener Blrl.: Unwillkürlich sragt man sich, in welchem Lande wir uns den» eigentlich besiudrn und wohin es mit der öffentlichen Moral gekommen ist, wenn derartige Dinge möglich sind? Die Firma Brüder Gerngroß hat es durch eiacnthümliche GeschästSmanipulationen verstanden, den Handel in Eonsections- artikeln und Scrdenwaaren beinahe zu monopolisiren. Früher Hane dieses Geschäft eine ganze Reihe tüchtiger und strebsamer Kaufleute anständig ernährt. Sie sind zum größten Theile zu Grunde gegangen, oder mußten doch ihr Geschäft ausgeben, weil ihnen eine Cvncnrrenz mit der besagten Firma unmöglich war. Wir erinnern uns nicht, daß damals Wiener Fabrikanten irgend welche Schritte gethan hättein um den Untergang dicier rhilichen Geschäftsleute aufzuhaltcn. Im Gegentheil. Alles beugte sich vor de» großen Jude». Gebrüder Gerngroß. Wen» bei ihren Schlitten diele Herren Fabrikanten von einer Schädigung der Wiener Ge schäftswelt reden, so ist dies, gelinde gesagt, eine arge Begriffsve» wechselung. Tie betreffenden Fabrikanten, welche Gläubiger der Firma Gerngroß sind, können vielleicht durch die Hakt der beide» Gerngroß geschädigt werden: die Wiener Geschäftswelt aber nie und nimmermehr. Der Consum der Wiener Bevölkerung bleibt sich gleich, ob jetzt die Juden Gerngroß die Waaren verkaufen, oder ob dies von Seite» christlicher Geschäslsleute geschieht. Die Letz teren mußten die Waaren ebensoaut bei österreichischen Fabrikanten bestellen und kamen und die Letztere» hätten nur den Bortheil, dal; sic nicht von einer einzelnen Person abhängig sind, die ihnen die Preise willkürlich dictiren kan». Die Biüdcr Gerngroß waren sür einen Thcil der kleinen Geschäftswelt geradezu verhiingnißvvll und schädlich, nicht aber nützlich; und cs ist unerhört, wenn einzelne Personen ihr egoistisches Interesse so weit in den Vordergrund stellen, daß sie au jene Behörden, deren Pflicht es ist, das öffent liche Recht zu wahren, mit einer derartigen Bitte heranlretcii. Wir fragen: wer hat sich denn um das Schicksal der verhafteten Zoll beamten und Diener gekümmert, welche, wenn sie schuldig sind, gewiß nur das Opfer einer niederträchtigen Bersührung waren? Niemand hat auch nur eine Hand iür dieselben gerührt; offenbar deswegen, weil sic arme Deutel sind, an denen nicbls zu verdienen oder zu verlieren ist. Geradezu schamlos isi das Lerhalien der indenlibkralen Piesse in diesem Falle. Mit welch' rührender Sorg falt werden da die armen Juden Gerngroß behandelt; wie hat man die von ihnen iür die hungernden Schulkinder gespendete» 50, läge sünftig Gnlde». in alle Welt hinansvviauiit, wie läßt man sogar den Landesgerichtspräsidenlen Schwaiger sich in beinahe väterlicher Rücksicht um das wertbe Befinden der beide» Jnhastirtcn erkundigen. Mit erkennbarer Absicht wird die Sache so dargeslellt, als ob sür die Herren Gerngroß Ausnahmen gemacht würden und ihnen eine ganz besondere Rücksicht und Ansmerliamkeit gewidmet weide. Selbstverständlich werde» diese Lüge» nur veröffentlicht, um den armen Christen so recht begreiflich zu machen, wie weit es bereits die Inden in unserem lieben Balcftanve gebracht haben. Von dem Gericht aber erwartet das Bolk die stricte Anwendung des Wortes: „Gleiches Recht für Alle", damit es nicht heiße, daß man auch m Oesterreich nur die kleinen Diebe hängt, die großen aber lauien läßt. Im böhmischen Landtage brachten die Czechen Mattusch und Kwizvla eine» Antrag ein. die Regierung amzuivrdern, ans Grund des 8 II des Reichsichulgesetzes dem Neichsrathe eine» Geictzent- wurs vorznlegen, nach welchem den, ReichSrathc nur die Feststellung der Grundprinz,vic» des Schulwesens. die übrige Ausführung aber der Kompetenz der Landtage Vorbehalte» bleibe» soll, d. h. der böh mische Landtag toll, frei vo» der Aussicht der Negierung, das Recht erhalten, die Schule zu czechlsircn. Ter Gemeiiidcrath m Wien lehnte die Aiinahine der tcsta mentarisch der Stadt Wie» vcrmnchlen Kunsisaininluiia des Malers Amerling mit der Beglündung ab, daß durch die Annahme der Gemeinde zu bedeutende Lasten erwachsen würden. Ungar«. Im Kaichauer Tbcater war im erste» Zwischenakte ein Brandgeruch und Ranch verbreitet. Das Publikum stürmte anfänglich panikartig hinaus, wurde jedoch von einzelnen Beherztere» beruhigt, so daß das Theater binnen wenigen Minuten bis aus die Verwundung einer Persan ohne Uniull geleert war. Es batte sich ein Kehricht- Hansen in der L»sthci,una entzündet. Der Brand wurde sofort ge löscht »nd die Vorstellung nicht mehr ausgenommen. Frankretett. Die Pariser Weltausstellung im Jahre 1889 kann i» gewissem Maße als eine Bürgschaft dafür gelten, daß die Friedenspa riet in Frankreich ihre Bemühungen daraut richte» wird, alle ernslhattcn Verwickelungen zu verhüten. In der französische» Hauptstadt selbst sind so viele Interessen im Svicl, daß setzt die Chauvinisten und die »Itraradikalen Parteigänger des Generals Boulangcr wenig Aussicht au» Erfolg haben. Der Pariser Ae- meindcralh hat denn auch jüngst sür die Spezialausstellnng der Stadt einen Kredit von 700.000 Francs beschlossen, von denen 150.000 Francs kür die Errichtung zweier Pavillons behufs Aus stellung der verschiedenen Sammlnngen dienen sollen. Unter den auszustellcnden Gegenständen befinden sich im Relief uusgesührte Modelle der Sorbonne und der Ecole de Mcdicine, vier große Peripektivreichnungen sollen das Paris von >789 und dasjenige von 1889 zur Tarsii lluiig bringe». Der Gesundheitsdienst wird zwei Typen von Häuser» ausslellen, von denen das eine im Gegensätze zu dem anderc» allen Vorschriften der Hhgtenc entspricht. Das „Wahrzeichen" der Ausstellung von 1889, der geschmacklose Thurm Eissel, ist bereils bis zu einer beträchtlichen Höhe gerichtet. DaS „Journ. des Deb." erklärt die Meldung, wonach der Präsident Savi Carnot den Botschafter Hechelte denustragt hätte, den Kulier Wilhelm z» benachrichtigen, daß er, inivlange er Präsi dent der Republik ist, alle Anstrengungen machen werde, um die Auircchlerhalsung des Friedens zu sichern, als unrichtig. Herbcttc wurde mit keiner dieSheziialichc» Mission beanftragt. Der Alterspräsident Pierre Blanc hielt bet dem Wicdcrznsam mentritt der Kammer eine Ansprache, in welcher er die Hosfnnng aussprach, daß diese Session fruchtbarer sein möge, als diejenige des abgelnusenr» Jahre». Er empfahl den Republikanern Eintracht, um die geplanten Rciorme» durchzusühren. Im weiteren Verlaufe der Sitzung wurde Floguet mit 358 von 35l abgegebenen Stimmen zum Präsidenten der Kammer gewählt. 54 Zettel waren theilS»»- beichrielicn. lheilS ungiltig, 38 Ltniimen zersplitterten sich. — Im Senat bob der Alterspräsident Carnot (Vater de» Präsidenten der Republik h-ch c, wie der Kongreß durch die Präsidentenwahl den Wnnlch nach inne^m und äußerem Frieden, sowie seine Achtung gegenüber bei, Versassungsgrsetzen lundgcgcben habe. Dieser we sentliche Uinichwniig, welcher sich so leicht vollzogen habe, müsse Vertrauen zu dem gesunden Sinn und zu den versassungsinäßigen Einrichtungen de« Landes rinslöße». Paris. Der am Donnerstag in der Ailgustinerkirche celebrir- ten Feier zum Gedächtuiß Napoleon IU. wohnten die Spitzen der mpertaMen bet. Die Exkaiserin Eugenik hott« sich durch den erzog Joachim Murat und dessen Sobn vertreten lassen. — Die segierung hat einen Preis vo» 50,000 FrcS. auSgrsetzt sür dr« Lö- ung der Ausgabe: den Bestand deS ethulilchen Alkohols in den Ligururen re. nachzuweisen. Der llnterrichlsininister hat die Aka demie der Wissenschaften angewiesen, die Einzelheiten des Preis- beiverbungSprogrannneS zu bestimmen und den Preis »ach Gut achten zu verleihen. — Gelegentlich der Ucherftihrunn der Gebeine Napoleon'S Hl. und de» kaiserlichen Prinzen läßt sich ein Korre spondent des „Figaro" von Neuem die tragische Geschickte des PrinzenmvrdeS >m Znlulande" wiederhote». „Es war am 1. Juli 1879", erzählt der einzige noch lebende Zeuge dieses Dramas, em amerikanischer Matrose, „als wir mit einem Detachement Kavallerie in der Ebene von Kvpple-AUcin anlanglen. Das Detachement wurde vom Oberst Stewart befehligt. Der kaiserliche Prinz batte aus drücklich verlangt, sich den Exkursionen Stewart s anzuichließen. Kaum batten wir uns müde uiw abgespannt in der Ebene gelagert. alS sich der Prinz auch schon wieder elastisch erhob und nach dem gegenüber liegende» Hügel zeigte. „Kommen Sie mit. Stewart." tagte er, „ich will den Hügel besteige», um ei» Eroguis dieses ori- inellen TbaleS zu zeichnen" Davei saß er auch schon zu Pferde. Stewart, ich und vielleicht noch ein Dutzend Soldaten folgten dem Prinzen. Als wir eine kleine Strecke geritten waren, laßen wir ad und führten die Pierde am Zügel, denn wir vermuthete» keine» Feind in der Nähe. Kaum wäre» wir aber so einige Minu ten lang gegangen, als wir einen Trupp ZuluS bemerkten, welche in ratender Eile de» Hügel herabstieaen und uns mitten in ihrem Lause mit einer förmlichen Wolke von Pfeilen überschütteten. Alles schwang sich aus's Pftrd und gnloppirte unserem Lager zu. Ich führte in diesem Augenblick das Pferd des Prinzen. „Netten Sie sich", ries ich und warf ihm die Züge! zu. Er sing sie aus »nd schwang sich scheinbar In den Sattel. Ich galoppirte davon, denn um sich vor dem Pftilrege» »u retten gab es nur ein Mittel: Nciß- ausnehmen. Als wir »n Lager anlaunten, vermißten wir den Pruizc». DaS Andere ist bekannt. Die Zulus erzählten später, der Prinz — dessen Persönlichkeit ihnen erst »ach den, Tode bekannt wurde — sei wieder abgesessen, um einen Gegenstand vom Erd boden auszichcbe». Es war das latale Crogills-Album gewesen, das er im fraglichen Moment aus der Sntteltascde verloren hatte. Er wollte es nicht misse», stieg wieder ab, verlor die Zügel des Pferdes und mit ihnen sein Leben. Derselbe Matrose, als einziger Zeuge der letzte» Augenblicke des Prinzen, hat später die Exkaiserin Eugenik auf ihrer Pilgerfahrt nach dem Zululandc begleitet. Er mußte sic an die Stelle führen, wo der Prinz seinen Tod fand. Ei» Zelt wurde dort auigeschlaaen. in welchem die Exkaiserin acht volle Tage unter beständigem Weinen und Trauern verblieb. Sie küßte wiederholt de» Fleck Eide, der das Blut ihres einzigen Sohnes, ih>e einzige und letzte Hoffnung, empfangen hatte. Kein Vorwurf kam gegen ihren Führer, de» Matrosen, über ihre Lippen, mit keinem Worte berührte sie die Thatlache, daß dieser de» Prinzen im höchsten Moment der Äciahr verlassen hatte. Sie entließ ihn reich beschenkt und beitete ihm eigenhändig beim Scheiden eine goldene Medaille zur Erinnerung a» sie auf die Biust. - Der Schauspieler AppolvnSki halte kürzlich während einer Vorstellung im Alexander- Theater in Petersburg aus seine Kollegin Milchonriiie zu schießen. Sv wollte es der Gang der Handlung. Der Revolver, ans dem der Schuß abgegevcn werden sollte, versagte dreimal, beim vierten Male krachte der Schuß lvs, zugleich stürzte abe« auch Frl. Mitchou- rine, lebensgefährlich verwundet, zu Boden. Die vierte Kurbelöfs- nnng des Revolvers war mit einer Kugel geladen gewesen, welche der iiiigliscrlichen Schauspielerin in de» Kops drang. Italien. Der Papst batte aus Anlaß seines Jubiläums allen lenen Kindern Roms, die am 1. Januar des »encii Jahres ur Welt kommen sollte» und die je nach ihrem Geichlechte aus >en Name» „Leo" oder „Leomda" getauft würde», e,n Sp»,kassen- buch niit 100 Lire als Pathengeichenk zugedncht. Es zeigt sich jetzt, daß die päpstliche Kasse unter dieser Schenkung nur wenig zu leiden haben wird. Es haben sich nämlich von den Sonntagskindern RomS im Ganzen blos dreizehn dazu entschließe» könne», den 100 Lire zuliebe „Leo" rcsp. „Levnida" zu heißen, so daß sür diesen Zweck nur 1300 Lire ausgeivlat zu werden brauchen. Der Pavst empfing den Freiherrn v. Frankeiiilein, bekannt als Führer der Ultraniontnneii in Bayern und von ihnen znui künftigen Ministerpräsidenten bestimmt. Beim Empfang der sranzösischeii Pilger am Sonntag hielt sich der Papst sehr lange mit den Bischöfen und dem General Charette aus und, nachdem die ersten Gruppe» vc» je 50 eingesührt waren, suhlte er sich so eimüdet, daß er den klebrigen nur »u»i»iarnch seinen Segen spendete und sich zurückzog. DaS machte, wie selbst der „Gaulms" konftalirt, einen sehr bösen Eindruck, denn viele Hunderte bekamen de» Papst nicht einmal zu Gesicht. Der Papst sei uii'chuldig, die Schuld trage die Umgebung, die schlechte Ord nung; man hätte dem Papst sage» iolleu, wie viele Pilger cs seien, dann Kälte er seine Zeit besser eintheilen können. Italien ist dem internationalen Neblausvertrag beigetreten. England. Am Jahrestage des Todes Napolcon's lll. erfolgte mittelst -Louderzuges die Ucbcrsührung der Leichen de» Kaisers und des kaiserlichen Prinzen von ihrer bisherigen Ruhestätte in der Grillt der katholischen Pfarrkirche in Chiielhiirst nach dem von der Kaise rin Eugenie gehanten prächtigen Mausoleum in Farnboiough. Dort fand die feierliche Beisetzung in Gezienwart des Prinzen Lncien Bvnaparte statt. Vom Bahnhöfe i» Famborough nach dem Mausoleum bildete eiiglische reilende Artillerie die Ehreiibeglcikuiig des Leichenzuges. -vie in Trikoloren gehüllten, mit prächtigen Blumenkränzen bedeckten Särge standen ans Kanonciilafetteii. Die Geiängmsse in Irland füllen sich mehr und mehr. So wurde auch der Abgeordnete sür Dublin-Haibour. Tinwlhy Har- rington. zu sechswöchcntlichei» Gefängnisse vcrurtlwilt, bis zur Er ledigung der sofort eingelegte» Berufung aber gegen Bürgschaft in Freiheit gesetzt. Harrington ist Eigenthiimer der Zeitung „Kerry Sentincl" und hatte in deren Spalten Belichte über verbotene Ver sammlungen der Nationalligo ve»össeiltlicht. Er ist einer der her, voriagkiidsti» und rührigsten irischen Abgeordneten. Rußland. I», Verlause der letzten Tage vaisirten in War schau vicr neue Regimenter ans dem Innern Rußlands zur Verstär kung der Truppen an der österreichischen Grenze unter Cvmmandv des Generals Mandstern. Zwei Offiftere des in Kowno gariii- svnirenden Infanterie-Regiments, welche Festiiiigsvläiie entwendet und vrrkmift hatte», entzagen sich der Straft durch Selbstmord. Bulgarien. Rach Konstantinopeler Berichten ist der Putsch bvn Bnrgas das Welk eines slavischen Cvmftees in Petersburg und Moskau. Das Schilf, mit dem Nabokow die Landung ver suchte, war mit Kanonen versehen. Die Bande bestand, welche nach BurgaS eindrmgen wollte, aus 12 Bulgaren und 3» Monte negmiern unter Führung Nabokows. Ferner fanden sich bei der Bande cur bereits comvroniittirter Priester und Bvkanow. Urheber der Unruhen in Eski-Sagra. Letzterer wurde getödlet. Fünf Mo» tencgrinrr und ei» Bulgare wurden gefangen, andere fielen u»d etwa zwanzig flüchteten in die Türkei. Der Damvier „Aios Tor aos", unter hellenischer Flagge, schlug »ach dem mißglückte» Putsche seinen Curs in der Richtung nach Konstnntinopel ein. Während ans der Sprache der russische» offiziösen Presse und ander» Anzeichen geschlossen wird, daß Rußland die Entfernung des Pcinzen Ferdinand durch eine förmliche Erklärung seitens der Pforte und unter Zustimmung der Mächte erwartet, wird eine baldige Verstäiidignng über die Mittet der Ausführung, falls der Prinz dem Willen der Mächte nicht entsprechen sollte, nach wie vor bezweifelt. Die Nachrichten über den Verbleib Nabokow's lauten wider sprechend. Neuerlich verlautet, seine Leiche ivwie die des bekann ten Kosaken Tichinvw seien bei Burgas aufgelunden. Er wurde mit zwei Montenegrinern von Bauern, welche die Bande verfolg ten, bei dem Dorfe Kniprije an der ostruinelisch-tülklichen Grenze actödtet. 22 Insurgenten gelang es. die türkische Grenze zu üben schreiten. Amerika. Wen» dem deutschen Reichstage >in Lauft einer Sitzniigsperivde 20 bis 25 Gesetzentwürfe zugehen, so gilt daö als ein gutes DurchsrhnittSmaß, welches »ur selten überschritte» werden dürfte. Daß alle diese ElMvürfc erledigt worden wären, wird kaum voraekommeii sein. Damit vergleiche man die Thatsachc, daß im Nepräsentantenhanse zu Washington an einem einzigen Tage (4. Januars 902 neue „Bills" kiiigebracht worden sind! Daß auch »ur ein kleiner Bruchtheil dieser gesetzgeberischen Arbeite» gelöst werden könnte, daran denkt natürlich Niemand. Zumeist betreffe» diese „Bills" natürlich Privatst,teressen, da cs unmöglich ist, daß irgend ein Land in der Welt ein so ungeheures Bedürfnis; nach neuen Gesetzen haben könnte, wie cs durch die genannten Zahle» angedentet ist. Am wenigste» kann daS gerade von den Bereinig ten Staaten gelte», wo die Bundrsverfassnng eine vergleichsweise' beschränkte Zuständigkeit besitzt. Um Privatintcressen also handelt eS sich zumeist bei den zahllosen „Bills", welche Tag für Tag ans den „Tisch des Hauirs" niederaelegt werden. Dir He»e» Nevrä- scntantrn müssen ihren guten Freunde» draußen doch wenigstens Ester »eigen, wenn sie nrchtS mehr zu thun im Stande sind. hohem Grad« vezetchnend M «S übrigen-, daß fleh unter den er wähnten S02 BillS nur 5 befanden, die aus Abänderung de- Zoll tarifs Bezug nehmen. DaS spricht nicht daslir, daß die Erregung, welche tue Eleveland'sche Botschaft hervorgebracht haben sollte, eine lehr tiefgeyende gewesen ist. Man hat sie vermuthlich sehr bald als da« erkannt, waS sie osftubar ist, ein Schachzng rein politischer Natur, der aut die rn diesem Jahr vorzunchmcnde Präsi- dentsschasiswahl berechnet war. Brasilien. Aus mehreren Plantagen der Provinz San Paolo haben die Sklaven rebellirt und sich auf den geraubte» Maul- thierrn u»v Pferden summt ihre» Frauen und Kmdern davon ge macht. Die Palirei. welche den Flüchtigen nachsolgte, wnrie von ihnen entwassaet. geprügelt und beraubt. Die Stadt San Paul durchlieft» zahlreiche Snavenhandcn mit den Nuie»: „Eher den Tod als die Sklaverei!" Unter den Pflanzern herrscht die größte Aufregung; sie haben, um nicht der Willkür der Sklaven prcis- gegeben zu sein, militärische Hilie narhgel»cht. welchem Verlangen auch die Kaiserln-Regentin sofort durch Truppensendnngen entsprach. Der Kaiser von Brasilien, Dom Pedro, welcher bekanntlich aus Gesundheitsrücksichten in Europa sich aufhält. wird bei der Rückkehr nach seine» Staaten »or die Enlichewiiirg gestellt sein, ob er weiter durch Mililärgewalt die Sklave»ei anlrecht erhalten will oder end lich diese längst verurtheilte Institution beseitigen und die Sklaven durch Geldablösung von ihren Herren befreien soll. In Aruilletou. -j- Königl. Hostheaftr (Altstadt). Karl Reinccke's dreiaktige ko mische Over „Aus hohen Besch >" erzielte bei ihrer gestrigen Anssührung einen vollen Erfolg. Ans allen Einzel- und Ensemble- lätzen des Werkes sprach der vornehme konservative Musiker von europäischem Ruf. Den melodiösen Gesängen vo» Franz (Herr Erl) und Evrnelia (Frl. Sank) wurde durchgehend reicher Beifall ganz besonders zeichnete man das Volkslied „Kein Feuer, keine Kohle kann brenne» so heiß" ans, welches vom Konwvlilsten in einet überaus zart empsundenen poetischen Fassung in den Gang der Handlung ausgenommen ist. Gleich schönen Erfolg erwirkten die geistreichen musikalischen Scherze der zovngen Hofkapellmcister Lämmel (Herr Decarft), Dal SengoS (Herr Eichberger und des Hof narren (Herr Scheidemantel). Der Bmlrag der parodirlen Ballade von Pyraniiis und Thisbe war ei» Kabinetslnck ausgesuchter Bor tragsknust. Die Wirkung der Reinecke'lchen Musik blieb durch das ganze Werk hindurch von gleich stiilvollem und schönen Ehargsft l »nd fand eine allgemeine, sympathische zum Theil rauschende Wür digung. Schon »ach dem 1. Akte wurde der Kvmvonist geruien erschien aber erst am Ende des 2. Altes, nachdem sich der Vorhang bereils mehrele Male gehoben hatte. Hier verlangte ih» das am niirle Auditorium drei Mal vor die Rampen Auch am Schluß wurde Karl Reineckc wiederholt gerufen. Alles in Allem darf man »ach der gestrigen Aufführung den Autor zu seiner geistreichen, meisterlichen Äibeit und das königl. Hofthenler zu der pr odtig and gestalteten, wohlgeliiiigene» Vorstellung beglückwünschen. H. St. -j Karl Reineckcs komische Over „A nf hohen Befehl" gelangt morgen im Kal. Hottheater (Altstadt) zur Wiederholung. ß DaS morgen stattfindeude 4. S > n lon r e - Concert der Kgl. musikalischen Kapelle bringt eine Ouvertüre von N. W. Gabe, Sinfonie Ne. 3 von Draeieke und Smsonie Nr. 1 von Beethoven. Die neue Sinfonie von F. Dräsele hat derselbe ?ec K. S. »liisikulische» Kavelle gewidmet. s Die erste Ausführung der neuen Millöcker'schen Overeilc „Die siebe» Schwabe»" wird »nResidenztheaternach neuere» Be slniimiinge» nicht morgem sondern nächsten S v n n t a a statifindeu. Dem Texiönche des mit L-pannnna erwarteten Werkes, das sich ohne Zweitel als Zug- und Kassenstück der Rcsidenztheaterbühne erweisen dürste, liegt tolgende Handlung z» Grunde: Ltbmar von Mannsperg l.Herr Greven), ei» schwäbischer Junker, der den Herzog Ulrich von Württemberg im Jahre 1519 gegen den „schwäbischen Blind" vertheidigt und eben Tübingen eingenommen hat, lernt daiftbst die Tochter des Stutigaltcr Bürgermeisters, Käihchen (Frl. Görlich), kennen und verliebt sich sterblich in sie. Der Vater (Herr Mödlinger) erhält hiervon Kunde und beruft sie, um der Liebelei ein Ende zu machen, nach Stuttgart zurück, um sie mit einem reichen Rnihshecc» (Herr Bracki) zu vermähieir. L»b»iac solch ihr, bechertet von seinen Ge nossen, einer Anzahl schwäbischer Junker. Ec geht schließlich in einer Weinlaune mit ihnen die Wette ein, daß er binnen 2t Stun den die svröve Jnngtrau kirre machen werde. Der Wunderdoktor und Magier Bombastus Theophiaflns Paracelsus (Herr Searle) verspricht ihm seinen Beistand. Ec und sein Famulus Spätzle (Herr Frank) — ein Pendant zu dem famosen Pulow in Millöcker s „Feldprediger" — sowie das schwäbische Dienstmädchen Hannele (Frl. Löwe, alternircnb mit Frl Enrici) treiben hier und durch das ganze Stück allerlei Allotria. Da erscheint der Vater Kälbchens mit dem präsumtiven Bräntigam, welch' letzterer sich gleichfalls an Paraeelius mit der Bitte wendet, ihm beizuflehen, damit er Kälb chens Liebe gewinne. Paracelsus willigt scheinbar ein und theilt den Herren mit, er werde Kälbchen zu bestimmen missen, des Nachts zum Feuerfte zu komme», wo die schwarze Grete (Frau .Häniel) haule, die Hexe, in deren Macht es stehe, jedem Mädchen deren Zukünftigen erscheinen zu lassen. Paracettils hypnoiisirt nun aus offener Straße des Bürgermeisters Töchterlein und flüstert ihr zu, sic möge Nachts zum Feuerfte kommen, wo Othmac ihrer harren weide. Mit ei»em poinpöseii Aufzug zu Ehren OlhmarS, der Beicht erhält, wieder in den Krieg rn ziehen und dem Kälbchen die güldene Ehrenkette um den Hals legt, schließt der erste 'Akt, in welchem Spätzle und die sieben Schwaben (von sieben Solisten darnestellft, die in charakteuftlichcn Masken an dem großen, querüber gehaltenen Svieß für eine wilknngsvolle Komik sorgen. Der zweite Akt spielt am Feuerfte. Otbmar und Kätbchen finden sich in den poetischem Zauber einer Ostcriiacht und ziehen sich kosend in die Hütte der Hexe zuiiick. Das Sujet erhält nun einen Stich ins Tragische; Kälbchen erfährt, daß man nur ein frevelndes Spiel mit ihr gelrieben, daß sie das Opfer einer Wette gewesen sei. Olhmar, beschämt »nd liebeslrnnken zugleich, will seinen Fehler gut machen und tuttet um Käthchens Hand. Diele aber zerreißt den schon fertigen Brautkranz und stößt Otbmar zurück, welcher ichmerzöewcgt in den Krieg zieht. Der dritte 'Akt ist von tollem Uehermiith erfüllt. Der Sladlrath von Stuttgart ist zu einer Sitzung vcriammett, um Rath zu halten über die Haftung, weiche die Stadt dem Herzog gegenüber cinilehmen solle. Der Bürger meister ist elii verkappter Bündler und intriguftt gegen des Herzogs Sache. Da legen sich die sieden Schwaben in die Bresche und entwickeln einen Plan, wie sie dem Herzog in die Flanke fallen sollen. Doch sie erleben eine arge Blamage, den» soeben kebrt Otbmar als Sieger zurück. Im fraglichsten Monicnle reitet ihn Kälbchen vor neuem Verderben durch cm Hvrnsignal, das seine Krieger zum entscheidenden Schlag herbeinift. Nun willigt Käth- che» ein, die Seine zu werden. Spätzle bestächet selbstverständlich Hannele und so endigt Alles unter allgemeinem Jubel i» kriege risch efieftvvllcr Weile. Eiwähnt sei noch, daß die Autoren den landlänsigen Schwindel der Magnetiseure und Wunderdoktoren außeiordciitlich prächtig gebrandmartl haben, Momente, welche die Wirkung des Textes ungemein erhöhen. ß Das hier so beliebte E » i e m b l egast sp i e l der Wall- ner>ancr wird auch in diesem Jabre ini „Residenz-Theater" statifinde». Der bewährte, langiähr'ge Leiter, Herr Direktor A. Kurz, wild diesmal mit einer ganz interessaiiten Gesellschaft von ersten Mitgliedern des Wallnerthealeis, sowie des im Herbst in Berlin eröffnenden Leising- und BarnehiheaterS und derHoftheatcr in Petersburg und Schwerin, dem hiesige» Pndlikilm die neuesten Erzeugnisse dramatischer Literatur auf dem Gebiete des'Liisttpicls und des Schwanks Vorsichten. Das Gastspiel wird die Monate Mai und Juni umfassen. HI» dem am 2». d. stattfiiidenden Concert (Schubert-Abend) der Dresdner Liedertafel werden Mitwirken: Kammer sängerin Frau Eleiiieutiiic Schuch, Hoioperusäiiaeiiii Frl. Irene v. Chavanue und Kammerpirtuosiil Frau Laura Rappoldi. h Der Intendant des Rattoiialtheatcis und der Oper in Pest, Gras Kegleincb, winde über icin eigenes Anstichen seines Postens eiilhobe» und winde Staatssekretär Beniezkyl als Negicruugskom imssar mit der Leitung der genannten Institute betraut. h Ein verschallen geglaubter Theale>i,anie erscheint in Berlin wieder auf der Biwflächc.^ DaS „Oitend-Theatcr" zeigt an. daß am 2t. d. Friedrich Strampler, der bekannte Entdecker vieler berühmter Talente, wie Gaflnuyer, Girardi, Lchweiahoier re., den man seit Jahren »i Amenta wußte, mit einem „Eniemble" gastiren werde. Bon welcher Beichassenbeft dieses Ensemble sein wird, verschweigt das Ostend-Theater vorläufig noch hartnäckig. » 77 « 2 * Niichtern. Studiosus (einem Baker der bei ihm ans Be such ist, die schönsten Ansnchlspunkte zeigend): „Sieh' »nr Vater, wie wunderbar schön es da unten ist ff — Vater: „Dummer Bub', waS ftibrsl D» mich den» bei der aigeu Hitz' da herauf, wenn e» untcn so schon ist l"
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