UM KURVE UND ZAHL Die Nacht zog ihre Sternenbahnen über die Stadt. Aller Lärm der Straßen und Plätze war in einer weichen Ruhe versunken. Es schien, als kämen die wenigen leisen Laute der Stadt aus einer Feme, die irgendwo in einem Traum land schwebte. Berlin lag im Schlummer. Der Mann, der im Hause an der Brückenallee noch am Schreibtisch saß, arbeitete weiter. Er warf einen Blick zur Gaslampe empor und strich sich mit der Hand über die Stirn. Es schien, als gehe einen Augenblick ein schmerz hafter Zug über sein Gesicht. Ein wenig krampfte und zitterte die Hand vom vielen Schreiben. Aber sie grill aufs Neue zur Feder, die sie für Sekunden auf die Tisch platte gelegt hatte, und schrieb weiter. Rudolf Diesel arbeitete. Er liebte diese stillen Stunden der Nacht, in denen alles, was der wirklichen Welt ange hörte, versunken schien. Die Nacht ließ die Gedanken leichter und lockerer aus der Seele emporschweben, sie brachte auch leise Töne aus den innersten Tiefen zum Erklingen, die am Tage nur allzu leicht der Lärm ver schlang. In solchen Stunden konnte es sein, daß etwas wie wie ein Reigen geheimnisvoller Schatten den einsamen Schreibtisch umschwebte, daß es schien, als flüsterten und raunten Stimmen durch die Nacht. Der Ingenieur legte den Zirkel aus der Hand, mit dem er auf dem Zeichenblatt eine Länge abgegriffen hatte, und faßte das hölzerne Winkeldreieck. Dann begann er feine Linien in peinlichem Gleichlauf über sein Blatt zu ziehen. Der Bleistift zischte leise durch die Stille im Zimmer. Diesel erhob sich vom Schreibtisch. Er griff einen Band vom Bücherregal, trat unter die Gaslampe und blätterte lange darin. Mit dem Zeigefinger folgte er den Kolonnen