ROMANTISCHES ÖL Schweigend hantierte der Monteur an den Fässern, die nahe dem Versuchsraum standen. Er stellte hohe, blank geputzte Glaszylinder zurecht und begann sie zu füllen. Ein durchdringender, aromatischer Geruch schwebte rings um die Fässer. Merkwürdig, dachte der Monteur; er hielt einen Augenblick inne und betrachtete den Schriftzug der sich quer über eins der Fässer zog. Pecheibronn, las er, und begann behutsam, aber ein wenig kopfschüttelnd und zögernd, die dicke, dunkle Flüssigkeit aus dem Faß zu heben und in sein Glas zu füllen. Wie Teer sah diese Flüssigkeit aus und sie stank wie Teer. Der Mann trug seinen schwarz gefüllten Glaszylinder behutsam zum Tisch und machte sich am zweiten Faß zu schaffen. Wieder begann er, ein blankgeputztes Meßglas zu füllen; fast wasserhell, ein wenig gelblich schimmernd stand diesesmal die Flüssigkeit im Glas. Farblos, beinahe unsichtbar, füllte sich das Glas aus dem dritten Faß. „Die Proben stehen da, Herr Diesel,“ rief der Monteur zur Maschine hinüber. Diesel trat an den Tisch. Er hob die Gläser, eins nach dem andern, gegen das Fenster empor und betrachtete sinnend das Farbenspiel des Lich tes in den Flüssigkeiten: dunkelbraun, fast schwarz —• gelblich — wasserhell. Dann schrieb er drei kleine Zettel und klebte sie auf die Gläser: Rohes Erdöl aus Pecheibronn — Pennsylvanisches Lampenpetroleum — Amerikani sches Benzin. Noch immer drang der Blick des Ingenieurs in die Gläser vor ihm auf dem Tisch. Es war still um ihn rings im Raum, der Monteur war durch die Tür gegangen, von draußen scholl nur gedämpft und wie von fern der Wcrk- stattlärm. Wie leise, stille Vögel kamen die Gedanken aus