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Dresdner Nachrichten : 03.06.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-06-03
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188806035
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18880603
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18880603
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Unvollständig: S. 21-22 fehlen.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1888
- Monat1888-06
- Tag1888-06-03
- Monat1888-06
- Jahr1888
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 03.06.1888
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r« G ' diese Anstalk sibemommen yakte. (An kleiner bescheidener Beitrag zur Praktischen Lösung der unsere Zeit so lies bewegenden soziale» Frage sollte durch die Gründung dieser scriiviNigrn Arbeitsanstalt gegeben werken, indem nach drin bewahrten verbilde des schon lange in hiesiger Neu- und Antonstadt wirkenden KindkrbcschttM- gnnaS Verein» (Louffenslraße 37) daS Ziel ins Anae gefaßt wurde, ichuwslichtigen Knaben unbemittelter Stünde während der schul» »re,en Zeir eine Stätte der Bewahrung zu bieten, in ihnen das Bewußtsein von der Ehre und dem Segen der Arbeit zu werte» und dabei auch den armen Eltern durch die Handreichung ihrer fleißigen und spaffamen Kinder einen Beitrag zum Lebensunterhalt rinniiihrcn. Der Stadtvcrein tür innere Million hat nun ru seiner gioken Freude ieben dürie», wie seine 1878 «öffnete Knaben- Bc'chästiguiigs-Dtnstnlt in Jriedrichstadt. die junge lvjährige Jubi larin einem wirklichen Bepülsniß der dichtbevölkerten westlichen Tbeile un>erer Stadl enlsvrochen hat; wurde» doch seit 15. Mai 1878 im Ganze» 1711 Knaben im Alter von 8—14 Jahren in die Anstalt ausgenommen, von denen die älteren mit Säge» und Spalten von Brennholz, die jüngere» mit Absabre» und Auffetze» desselben, sowie mit Tauzupien, Erdseolese» u. s. w. sich beschas- tigtcn. Obne überlastet zu werden hat diese junge Aibeiterschaar i» 10 Jahren iolgende stattliche Ärbeitsnienge beivältigt: 22880 Dianinmetcr Holz gesägt, zerkleinert und abgesahren, >2.290 Kilo Schisfe-tan. Dichtwerg und Putzwolle geznvft, 7514 Kilo Krvolilh gelesen und ansgeknisfen und tMl Kilo Erbsen gelesen. Hlerftir erhielten die Knaben 51,583 Mk. Arbeit-löhnc. die gelammte Rein einnahme, abzüglich der Bcamtenlvhne und nötliige» Venvnltnngs- koslen. Wer seinen Lohn nicht monatlich erhebt, bekommt ihn von lO Mk. an zu 3 Pro;, verzinst: es ist vorgckonmien, b>8 ans diele Weise ein Knabe bei 'einer Eonsiiination sich eine Spareinlage von 152 Mk. 81 Psg. verdient hatte. Die Knabe» besuchen die Anstalt gern: überall aus dem Hol und in den Arbeftsschuppen hairi'cht ein fröhliches Treiben, cm frische-, lustige- Singen und Klingen, diisMaß der Kräfte sinket volle Berücksichtigung, die überaus zuträg liche Hrlzgrdeit in lnkligen Räumen dient den Knaben nach mehr stündiger geistiger Anstrengung in der Schule als wohlkkätlge Erho lung und Ange nnd Hand werden dabei vortheilbast geübt. Getreu dem Spruche „Bete und arbeite" schlichen die Knaben täglich ihre Arbeit mit Gesang und Gebet. Unpünktliches. zäntiicheS und un artiges Benehmen wird mit AnSscblichuiig aus der Anstalt bestraft. Zur Anfenernng und Belohnung de-ArbeikSeiscrS und Eilten Betra gens der Knaben diene» die alliühriich abgehaltenen ^ommerseste und die Weihnachtsbeschernngcii. deren Aufwand in der Höhe von 8932 Mk. i.1878—1888) durch reichlich sitetzende Liebesgaben edler Gönner und Freunde der Anstalt besiritien werden konnten. Auch empsingen bi- letzt .322 Koiifiriiiunden beim Austritt an- der An stalt entiprcckendc »übliche AnSstaltung-aegcnilande im Werthe von IliHI Mk, wobei zugleich die e'steulichc Thati'awe erwähnt sei, daß sich eine von Jahr zu Jahr ste-gernde Nachfrage nach Lehrlingen »kilens verschiedener tüchtiger Haiidwerksmnstcr auS Stadt und Land kniidgieb! — ein lleiner Beweis dafür, daß die Anstalt an ihren Pflegebefohlenen nicht vergeblich z» arbeiten scheint. Seit Gründung der Knabenbeichäftignngsanstalt bis heute steht an ihrer Spitze in freiwilligem T .iisie alS Adniinistralor und Hauptkassen- Verwalter Herr Oberlehrer F. A. Mnster; unter ihm besoldete Be amte, Herr J»>vckic'i Sicken. sowie zwei Ausscber und zwei Fahrer. 21ns der Llnslallskominiisii >! irate» seit 1878 auS die zerren Vcreins- geiiilicher Keller fleht Oberkirchenrath in Bautzen). Schuldirektor Reichardt und Hanpmann b. Zcichan. während ihr durch dm Tod enlriiien wurden die Herren Jiistizrath a. T. Ollöckncr, Rcc'stsan- wall HoitNih v. Könncriy und Schuldirektor Hildebrand. Gegen wärtig ist die Kenmiiision zuianiincngeictzl auS den Herren Ober- kriegsgerichlSlalh Rcrhoss b. Holderbcra iVori.), PeivakuS Illdlicht, lSlellvertr.i.ObcllehlcrPc'usler'Adliim.s.AmtSrichterAb-e.SchuIdirek- tor Baron, Schuldirekior Halm, Pastor Klemm. Schuldirektor Krch'chmar, L^o'bnchhündler Lehmann, Schuldirektor Brüller, Tiak. Dr. Dteubert und Diak. Wancr. — Bekanntlich vermögcn sich unsere geschätzten westlichen Nach barn, die „gianrls Nation", nichl genug zu erstaimeii über den Un willen, welchen ihr rücksichtsloies rohes Verhalte» Fremden gegen über bei fast allen Staaten Enrovcis endlich hervorgeruien hat. Emen neuenBeiirag zu jenen cm p v r enden RohHerten, welche Jedermann mit erbittertstem Zorn cr'üücn müssen, licscit eine rmS zugehcnde Trnslellnng der Erlebnisse eines nn'errr Landsleute, eures inngc» .itaniaianns, .Herr» Louis B, Sohn eines Fadrik- brsihcrs in Laslan bei Eclknh. wclchrr sich belnriS Ausbildung in der iranzösischen Sprache in der Schweiz nushalt. Der ausführliche Thalbcsiand jener Erlebnisse findet sich am Seile 11 der heu tigen Drummer. — Für den III. N e n p h i l o l o g e n t a g zu Dresden sind cndgiltig festgesetzt worden: Freiing zAbeud) den 28. September: Vorveisammliing, Soimabend und Sonntag den 29. und 30. Scptcniber: Verhandlungen, Theater. EonnnerS, AnSfliig. — Vor- Iräge^habcii u. Dl. znge'aat: Pio>. Tr. E. Körlmg-Münslcr. Pro». Dr. SacheoVraichcnburg, Ti Tr. Steinbarl-TiliSbnra. Ti. B'ahren- Holtz-Tresden, Rckloc Dörr-Solingen, Dr. Künghardk flreichcnbach in Sch!„ Dr. Pröscholdl-Hoinbiirg v. d. Höhe. — Mit der Vcr« sannnlnng ist eine Ausstellung solcher Jllnsiraiioncii, illnstrirler Werke re. geplant, welche zur Enlänterung und eingehenderen Ver- skandniß von Schri'istellcrn >oie Molröre. Shakespeare, Scott, BurnS n. A. dienen können. — Baron v. Loeella wird eine enlsprc- chende Tankc-Ailsslcllung veranstalten und einen Vortrag „Dante in Teuiicbland" Hallen. — Tie Ansi'endnng des genaueren Pro gramms wird i» der ersten Halite des Monats Jnm «folgen. — DaS Briiii'terium des Innern seht 500 Mk. Belohnung aus nir die Elinuielung des zur Zeit »och unbclainucn NcörderS dcS Gärtners Emst Lippich. welcher in der Nacht zum 21. v. Bk. in seiner Wohnung. Lütlichauslraßc II. gewaltsam gelödtct wurde. — Ter anS Anlaß der internationalen Kunstausstellung und dcr Kimstgewerbeausstellnng in München von den Verwaltungen der sirchsiichc» und bayrischen Staatsenenbabncn geplante Extra- z u g soll am 23. Juni Abends ' -6 Uhr ab Neichcnbach i. V- über Regensbiirg nach München verkehren. In Dresden. Leipzig und Ehemnih werden dazu Anichliißbillels zu Persvnenzügen ansgc- geben, welche ebenso wie die Extrazngbillels 10 Tage zur Rück fahrt gillig sind Diese Rückfahrt kann auch über Nürnberg und zwar mir allen Züge» erflögen. Tie Fahrpreise werden außer gewöhnlich niedrige sein. Es soll sich z. B. der Preis für ein Billet 3. Kl. von Dresden cinr nnr23Mk.. von Leipzig au»20Mk., kiir 2. Kl. von Dresden auf 10Mk.. von Leipzig auf 30 Mk. stellen. Von Dresden ans bietet der Mittags 12 Uhr 5 Min. abgehende Pcrioneiizug Dlnschlus; a» den Exttazng. — Tic Jahresbeittäge für den AnwaltS-PensionS- Verein sind ans das Jahr 1883 bis spätestens Ende d. Bk. an den Kaisirer dieirS Vereins, Herr» Dc'cndanl Pritsche, Jnstizgebäude Ziminci 20. abzufüliren. — Im Panorama international, Maricnflraße 22.1. <3 Raben) wird von heute ab die diesbcttigliche Darstellung der Lcicheii'eierlichkettcn des Hochicligen Kniier Wilbelm anSgeslellt. — Tw z»m Bau dcc St. Pauli-Kirche liier zOppeUvor- stndti ierkiggeitellten Piäne sind am Sonntag 'halb 4 bis 6 Uhr) »ns Montag Nachmittag Z5 biS 7 Uhr) im Scbnffaale am Königs- brückerplah 4. 2 Treppen zur Aiisicht ausgelegt. Herr Architekt Schramm Hierselbst, dem auch die Oberleitung des Kirchbaues über tragen worden ist, bat dieselben in höchst ansprechender Weile ge liefert. Namentlich die Bewohner der Oppetlvorstadt werden cs mit großer Freude begrüßen, daß noch m Vielem Jahre der Kirchen- vorsinnd dcc Pauli Gemeinde den von alle» Seiten als dringend nöthig berelchnelen Kircbenba» in Angriff nehmen wird. — Morgen Vormittag wird die 1. und 3. Ablheilung de- Fe l d a r l i l l e r i c re g i,» e n t e s Dir. 28 in Pirnn aus dem Marsche nach dem Barackenlager Zeithain zu den Schießübungen Trcsdcn Yassiren. Gegen ll Uhr werden die Nlilheilungen an der Wienersicaße cm Irenen und druck die Ammonslmße nach der Frei- bcrgerslroße lLöblcin) m inarichiren. — Ans einen'. Nenbauc in Fricdrichsladt siel vorgestern ari dem vierte» Stockwerke ei» Ziegel herab und traf einen Maurer- lchrling aus Italien, welcher mit seinem Vater ans diesem Baue arbeitet aus den Kops. Ter >unac Mensch erlitt solche Be,lehmigen, daß er in daS benachbarte StadlkrankenhauS gebracht werken mußte. — Polizeibericht. Aus der AugustiiSbrücke verunglückte vorgestern em Kuchl er, welcher mit 2 Pferde» die Fahrbahn ent lang ritt und plöhlicl, aus Anlaß eines Fehltrittes oeS einen zur Erve stürzte. Dcc Mann erlitt einen U n t e r > ch e n k r l b r u ch. — Vorverwichcne Nacht entstand in einem Pacterrclokal aus der Schloß- slraße Fc »cr Es war in einer Gaststube, vermuthlich in Folge unachtsamen W-gwer»cns eines noch bcenncnden Eigc>l,enres!es. eine mit Stivh gesullle Bk-rlcahe i». Brand geralhen. Der Schaden ist »nerheblich. — Von Slcilin auS wird, wie amtlich n»tgrll^,tt worden, wegen wiederholten Betruges ein etwa 30—35 Jahre alter Mann von großer Gestalt mit rolhblondem Vollbart. Welcher sich Schubert und Jahn gcnannt hat. von dessen Herkunft And Verbleib jedoch etwas nicht zu ermitteln war. verfolgt. Der r zu .. . bestellen. Nicht un- öresdrn Äeschästsleute zu Unbekannt« liebt eS in umfangreichen Städten größere oder Nemere Posten Cigarren angeblich zur Hochzeit oder zu einem anderen Familienfeste nach einer finmrten Wohnung zu möglich ist. daß bei Betrüger auch in Di schäbigen versuchen wird. — Landgericht. Die 2. Strafkammer unter voisitz des Herrn LantgerichlSdirektor K»rh verhandelte gestern in ca. rin- siündiger Sihnng über die Berufung, welche von dem Geh. Hol» rath und Stadtverordnclen-Vvrsleder Ackermann und dein Sladt» verordnetrn Ka»si»ann Weigand gegen ein Urlhcil de- Schöffen gerichte- insoweit eingelegt worden war, als der Gerichl-Hoi erster Instanz aus Freisprechung veS Baumeisters Gull,Harlwin erkannt batte. ES handelte sich hirrbet »m den am N.Dezbr v. I in dem hier er scheinende» Organ der Resvnnpartri .Deutsche Wacht" ve,össcnt- lichten Artikel, der eine Reihe von Beleidigungen der vorerwähnten Kläger enthielt und betreffs dessen berciis die Veruitheilung des verantwortlichen RrdaeteurS Franz Alexander Zimmerina»» zn einer Geldstrafe von 250 Mk. rrivigt war. Das Schöffengericht erachtete brr Freisprechung: Hartwigs, dem die Auwischast des incrliniiiirien Artikels zur Last gclegt war, für geboten, weil es de» Beweis nicht erb>acht mild, daß da- brr den GenchlSactcn befindliche Ma»u- script von H. herrühre. DaS Landgericht gelangte dagegen zur ivchnldigsprcchniig Hartwig- und bob daher das frühere Urthefl ans. ES fand zunächst für erwiesen, daß die Schrift auf dem Mcinilscupt von einer Tochter des Beklagten herrührt und daß mehrereEorcec- turen von Hartwig selvst ausgefübr! worden seien und gelangte man auch zu der Uebrrzeiigung, daßH. selbst dasMamiscrivt dicttrt habe. DaS Urtbeil slühtc sich »ameiiltich au» daS nitt peinlicher Sorgfalt und An-sührlicdkeit angefectigte Gutachten des staatlich geprüfte» Lchristenvrrglklchers Berthold Gnth und sodan» aus die Aussagen mehrerer Zeugen, an-denen insbesondere auch hervorgliig, d«ß Hartwig ein großes Interesse an deck Berössenllichiing des Artikels gehabt hatte. Ter Beklagte war bekanntlich s Z. bei de» Wahle» znni Stadtverordneten sehr interessirt und der Artikel ist auch lediglich unter dem Eindrücke des allerdings dainal-s schon he endet gewesenen Wahlkampfes entstanden. Bei dem Strasinaß siel i»'S Gewicht, daß die beleidigenden Angriffe H.'S gegen dessen College» im Stcidtvervrdneten - Collegium bcz. den Vorsteher ge richtet gewesen seien und das; H. bereits einmal wegen öffentlicher Beleidigung bestraft worden war. ES wurde daher auch nicht ans eine Geldstrafe, sondecn ans Gefänglich in der Dauer eines MonciiS erkannt. Die Parteien waren von den Herren Rechtsanwälten Kraule und Gustav Lehmann (für die Privalklägcr) und Freitag 11- Leipzig (für den Beklagten) vertreten. Fortsesung de» lokalen LveilrS Leite ». ragrSgeschichte. Leutsekir» Neich. Freitag früh i» dcr 9. Morgenstunde war der Kronprinz nach Eyarloltciiburg liinanSgerittkn. um sich nach des KaiircS Befinden zu erkundigen und sich zn überzeugen, daß die Abreise bestimmt statlsnide. Dann n!t der Kronprinz, bc- glettei von einer glanzenden zonike von Ofl>i>cren. zn denen General v. Rauch. Kommnndant Gral v. Schliefln, u. A. gchörte», »ach der Stadt zurück, uni »ach kurzer Zeit nach Eharlvltenhncg znrück- jnkehrcn. Jrßl hatte der Kionpunz die 0)cne»ilSuniivrm mit der deS Secdataillvns vertanscht und begab sich direkt an Bord dcc „Alexandra", wo er in längerem Gespräch i»it dem Kapitän, dein Steuermann und den Matrosen ins zur Ankunft dcS Kaisers ver weilte. Kurz vor 10 Ubr batte sich das Erbpnnzlich Memiiigetisiche Paar vom Kaiser velabichsidet, und bald darauf ritten die Prin zessinnen Victoria und Sophie zui» Schloßportal hmauS, »in die Uebersicdelnng nach Schloß Fuedrlchskcon. von Hofdame» und Stallmeister begleitet, zn Pferde anSzufUhren. ES war »izwnchen Alles zur Abiakirl bereit gemacht worden. Um halb I I Uhr ver ichwand die Kaiier-Standartc von der Kuppel deS Einillottenbmger Schlosses und wurde nach dein Dampier gebrach!: der Kaiier hatte daS Schloß verlassen. In seinem Ponhwcigen machte der Monarch innerst eine kleine Rundfahrt durch den Park, gewissermaßen »in Abschied ui nehmen von alle» ihm lieb gewordenen Piap.e». Dam» sn!>r der Wagen die Allee dicht am Spree U>er entlang. Slürinöchc. immer lauter ertönende Hoch- und Hnnahrnie begleiteten den Kaiser anr seiner Fahrt znm Dampfer. Der hohe Herr trug Militär Uni form. den Kragen des MüitarmmttclS hoch anigcichiagen. das Haupt mit der Muße bedeckt. Unanihorlich dankte dcr Kaiser für die slürmiichcn Jubelruie, die ihm zu Thcfl wurden. An der kleinen Laiidnngsbrücke verließ der Kaiser den Ponhwagcn. nachdem er sich mtt Unterstüßrii'.g eines DienerS erhoben Halle, und betrat >re> und kräftigen Schrittes die „Alexandra". Unnnttclbar folgte dem Kaiier die Kaiicrin Victoria mit Prinzeß Margarethe. Sviort begaben sich die hohen Herrschaften in den nnt prachtvollen Blnnien ge schmückten Glaspavillon, wo der Kaiser in seinem Lehnstuhl Platz nahm. Ter Kaiser saß an, offenen Fenster, svdaß ihn das Publi kum au-S der Enlicrnnng >ehen konnle: mit der Hand ivinklc der selbe beständig hinaus, die Kaiserin wchle mit dem Tncd. Eiligen Schrittes kamen znm Schluß Sir Morell Mackenue, Dr. Krause und Dr. Hvvell ans das Schiss, nachdem vorher Generalndjatant v. Brösiakc n»d Graf v. Seckendorfs daffelbc schon bettele» hatten. D>e Kaiicr-Standarle stieg am klcincn Büistbaum an', der Kapitän gab daS Zeichen zur Abiahrt, und die „Alexandra" begann langsam und geräuschlos ihre Fahrt. Jetzt gelang es dem laniendkopfigen Publikum, die dichte Schntzmaimskctte zn durchbrechen, dem Dampfer zu folge» und de» Kaiser noch nnnntcchrochen zu grüßen. Mit der Kaiserin inid dcr Prinzeß Margarethe befand sich auch der Klonpliiiz im Pavillon. I» Potsdam ist dcr Kaiser wohlbe halten gelandet und hat sich von der Landnngsslellc zn Wagen »ach Schloß FricdrichSkcon begeben. Die Tarnende, welche am Strand der Havel und aus den zahlreichen, dem Kaisecl. Tumps- ichiff vorauScilcnden und iolgenden Schiffen vcttvcilicn, brachlen dem Kaiier anirichiigen Herzens ihre Glückwünsche dar und bezeig ten laut ihre Freude, daß er den Sonttiieruinzng so glücklich vollen den konnte. Großartig war der Einlffang am Wann'ce: dort kalten alle Villen, alle Schiffe, alle Boote geflaggt, ani allen Hügeln wehten Fahnen, die Hanicr halten Laub- und Guwlandcn- ichmnck angelegt, von allen Punkten, von wo ans inan das Kasier- ichifs sehen konnle, wehten die Tücher — kurz, eS war rin erheben der und rührender Empfang, der auch auf dem Sch>fs deS Kaisers vollen Eindruck gemacht hat. Sc. Majestät hielt sich während der Fahct thcils in dcr Eajüte. theils ani Deck aus n»d war sehr ttohcc Laune; eS hat de» Kaiser sichtlich iniierlich gehoben, daß er zur scslgeießle» Zeit dir Fahrt macken konnte, daß er sich wohl fühlte, und daß überall die Liebe der Bevölkerung voransgerilt war, nni seinen Weg zu schmücken oder sich ihm in irgend einer Weise vc- merklich z» machen. Se. Majcsiät der Kaffee hatte eine ante Nacht, fühlte sich jedoch infolge der Reise etwas ermüdet. Das Allgemeinbefinden ist gut. Die Neffe der Kaiserin i» das Ueberschwcmmungsgebiet der Nogat ist nach einer von bcslffffortnirler Seile gegebenen Mitthei- lung definitiv aufgegcbeii worden. Der Besuch der Acrzte des Kaisers in Schloß Friedrichskron ist endgiltig dahin geregelt worden, daß die Hcire» Pros. Leyden und Pros. Kraule täglich mit dem iahrvlaninäßigen Zuge gegen 8 Uhr Morgens bis Wildpark sichren n»v von dort mit Eguipagc »ach suchen theilnelimcn. Nachträglich wird bekannt, das; sich beim jüngsten großen Brigade-Execcncn vor dem dcnlichen Kronprinzen in dessen nächster Umgebung die Militäibcvollinächtigten Oesterreich - Ungarns und Italiens beianden. Sie hatten nalnrlich dazu eine besondere Ein ladung des denlschcn Thronfolgers erhalte». Diese Thntsacbe ist sehr bezeichnend. Früher pflegte in solcher Weise nur der russische Mililärbevollmächtigte ausgezeichnet zu werden. Die internationale Kunstangslellii»a im Glaspalasl zu München ist Frerlag Vormittag 11 Uhr durch de» Prinzrcgenlcn in Anweien- heil fliinmtlichci Prinzen und Prinzessinnen, der Knnstlerichast, der Diplomatie, der Staats- und der städtische» Behörden eröffnet worden. Der Regent wurde mit einem Festmarsch empfangen und setzie sich aus eine» erhöhte» Thronsessel, die Prinzen umgaben ihn. Der Präsident dcS AnSstell»ngs-Cc»»,iee'S. Eugen Sliier, wies i» längerer Rede auf die erste Ausstellung unter Ludwig I. bi», dem München seine Bedentung als Knnslstadt danke, und dessen großer Geist ans de» Regenken-Prolektor dieser Ausstellung ühcrgegange» sei. Der Regent erklärte daraus die Ausstellung sür eröffnet, woraus die Fontänen zu rauschen begannen und ein kiilhnsiasti'ches Hoch aus den Regenten «tönte. Herr Stiel« stellte das Comitee dem Regenten vvr, woraus dieser »nt dcr Piinzessin Ludwig unter Stieler's Fühlung den Nnndgang durch die Ausstellung «öffnete. — In dcr Antwort des Prinzregenle» aus die Ansprache des A»S- stellimgsvräsidenten Stiel« hieß cs: Er danke für diese warme vatliotische Ansprache, er heiße die Vertreter der Kunst von den keinden Nationen willkommen, er begrüße dir Ausstellung als Frucht d« hunderksährigen Kiinstentwickelimg München- und sehr dreien Resultaten mit Befriedigung, wie den früheren entgegen. Möge de- HiminelS reichster Segen über der Ausstellung walten. Die „Nat. Zlg." schreibt: Wir haben bereits bemerkt, daß die Nachricht von der Genehmigung des Gesetzes über die Verlänge rung der preußische» Legislaturperiode durch de» Kaff« zu woyl- velbürat sei, als daß da- bisherige Unterbleiben der Publikation einen Zweffrl an jener THatsache Hervorrufen könnte, und wir halte» dies ausrecht. Die „Diene Prenß. Zlg." bestätigt ebensalls, daß der Kaiser das Gesetz thaffäcdlich vollzogen habe und sie fügt hinzu, er habe die Prtbltknlion nachträglich untersagt Diese Dar stellung könnte zutreffend sein. Was zivische» der Genehmigung des Gesetzes, welche unseres Wissens um Lwnntag erfolgte, »Nb der - einstweiligen oder endgiltigen — Unteriugnng der Publikation ge schehen ist, darüber iehlen ciutheniische Angabe». De», „Beil. PvlkSbl." zufolge wäre dem Präsidenten de-Reichs tages schon vor etwg 4 Wochen die Mtttheilnng von der Entmün digung deS NcichStagSabgevrdnelcn sür den sechste» Berliner Wahl kreis, Herrn Hasenclev«, und demnach von der Erledigung des MandalS gemachl worden. Der Führer der Expedition Kund-Tappenbeck in daS Innere von Kainernn, Leutnant Tappenbeck, ist in Hamburg auf einem Woeimann'ichcn Dampfer eingetrosfen. Narb Ablaus seines KoiiirakteS mit der japanischen Regierung ist Major Meckel vom plcußischen Gcneralsiabe nach Deutschland znrlickgereisl. Derselbe stand drei Jahre »» Dienste der lapanffchen Regierung und hat sich während dieser Zeit um die Reorganisation des japanischen MilitäiwcsenS große Verdienste erworben. An seine Stelle tritt Mnjvr v. Wildenbruch, dessen Ankunft in Tokyo in den nächsten Tagen ermattet wird. Von den elsässischcn Ärenzstalione» wird über das Inkrafttreten der Paßverordiinng ansüihttich nach Paris berichtet. Danach hätte die Zahl der Reffenden stark abgenoinnic», und einige wären wegen MnngelS nn Passen zurückgewn >en wurden. Der Ans'chuß z»»i Studium der Alkoholfrage lehnte ein stimmig den Moaopolgedankc» ab. Ans Erdm iniisdvrr. ani Fuße des Rielcngcbirges wird gemel det. daß im dortige» königlichen Schlöffe Zimmer für den Empfang des Kronpcittzenpaarcs bereit gestellt werden. Das Pcinzenpaar be stieg am Freitag den Kynast. Auch die Ausstellungen innssi» bei den zünftigen Hetzen Her- Halten. um gegen Denffcvland zn Hetzen und die dcnpche Heimtücke an s Lickt zn ziehe». So meldet der Berichterstatter der „France" ans Kopenhagen: „Tie deuffche Abtheiliing ist weil entfernt fertig zu sein, sie ist sogar »och nicht einmal migefangcn. Ich habe dem Vorstand derselbe» bemerkt, das; Deutschland niemals bei Eröffnung der Ausstellungen bereit ist. Wie eS scheint, geschieht dies absicht lich. Hier die Erklärung, die m»n mir gegeben hat und die ver dient. beachtet zn werden. Wenn die andere» Abiheilinigen. vst mit Uebeieile, fertig sind, werden sie in allen Enizelheitm von dem hierzu beauitragtcn deutsche» Ingenieur gründlich besichtigt. Er sucht den Geichliigck dcr Besticher zn «lassen, benrlhcilt den ans dieselben hcrvvrgcbiachttn Eindruck. Und jchncll, ohne Scham, aiebt er sich daran, iiachznahine» znm großen Schaden der Nach barn, weiche sich viele Mühe gegeben »nd geglaubt halten, durch neue, ureigene Gestaltungen die Besucher zn srsseln. Die russi sche», französischen, englischen, italienischen und sonitigen Ingenieure und Baumeister klage» einstimmig über dies Verfahren, Mit Ver gnügen gebe ich ihren Klagen hier Ausdruck. ES wäre geralhen. die Tenliche» zu zwingen, am Tage dcr Eröffnung wenigstens einen Aiiiang ihrer Ausstellung auszuwcffen. Tic fremdcn Aus steller sind ebenfalls benachlhciligt. Der deuliche Kommissar er kundigt sich, was in den anderen Ablhcilnngen anSgeslellt wird, l Er kennt bald die schwachen Seiten der Nebenbuhler, folgt dem , Geschmack dcr Bevölkerung und weiß schon, woraus die Anstreng ungen gcrichlet werden müssen. Schicke» die Engländer wenig Ackerbangerälhe, io stellen die Tenli he» deren in Menge rius und tragen die Preise davon. Aber sie Hallen sich fein, wenn sie spüren, daß ihre Erzeugnisse de» Vergleich nicht anshalten können. Sic glänzen an ecslcr Stelle in allen Zwergen, welche vo» anderen vcrnachläiiigt wurden. In Kavenhage» z. B. hat ein einziger Franzoie Möbel anSgeslellt. Soivrt b.nachiichligle der deutsche Ko»i»ichar die erste» Berliner Möbttsabnkanleii. Es werden nun viele deutsche Möbel in allen Stil.» und zu jedem Preise vor handen sein. Wir werden hier in dnicm Zw.ige znrückstchen, ob wohl. wie Jedermann weiß, unsere Mobil weil über dr» dculichm stehen. Indem sie die Veripätiin z ihrer Abiheilring geschickt be nutzen, wird eS den Tenlicheii wahrscheinlich gelingen, die Bestell ungen zn erhalte», die sicher gemacht werden. Sie werden ans umerc Kosten in den skandinavischen Ländern den gestohlenen Rus ihrer Möbel ve.breiien. Wie Sie sichen, das Bcrscrlircn ist durchaus unehrlich, aber sehr William. T>e Tculichen strafen ihren Rur nicht Lügrii. Selbst bei amtlicher Mitwirkung verfahren dieselbe» mit derselben Verschmitztheit und linehrlichkeil." So die „France". Darans ist zri ersehen, was die Denlschcn vo» dieser Seite zn er warten hätten, wen» sie sich an d r Pariier Weltausstellung be- theiligtcn und Auszeichnungen erhielten. Letzteres märe doch cin- n»il nicht zu verinciden. Tie „France" weiß nickt, daß j B. einer dcr ersten Pariser Möbelsabrffanten vor mehreren Jahren eine Reise nach Deritichland umernahm und bei der Rückkunft gestand: „Denischland liefert jetzt Vorzügliches, Eigenes. Neues in unicrem Fach". Wegen seiner Arbeiter und Geschäftsfreunde nahm dieser Fabrikant keine dentickcn Erzcngnffse in sein Lager ans. Ab« er gründete unter dein Dramen eines FicandcS ein bcsondctes Lager, in welchem Möbel a»S Mainz, Berlin und Köln verkauft werden. Wie man siebt, sind alio „France" und Genossen nichl im Stande, den gkichästlichen Verkehr mit Deutschland z» beeinflussen. Koloniales. Unter den Eingeborenen au? Neu-Pommern sind »euerdingS Stteitigkeile» ansgebrvchcn. Dcr dort stalionirlc iivrdamcrikaniiche Slnarl, welcher Frieden stiften wollte, wurde vo» einem der kliegiührenden Häuptlinge angegriffen und entrann mit seinen Begleitern nur mit Muhe dein Tode. T er Konüil kehrte später mit Verstärkung an Ort und Cielle zurück und griff den Hänvtling an. der in dem sich ent spinnende» Kample um's Leben kam. So meldet der in Sidnry emgctrofsrne amerikanische Dampfer „Golden Gate." Da sich der Vorgang ans deutschem Gebiete ab gespielt hat, so dürste nnseie Regierung Veranlassung finden, eine Untersuchung ciiiznlcitc». Otslerrcicii. T<rs Abgeordnetenhaus nahm das Sverrgesetz wegen des vorläufigen Zuschlags von 30 Gulden zn de» Zollsätzen ftir gebrnniite geistige Fiüssigkcitcn an. Bei der Behandlung über daS Branntweinsttnergrietz wurde die Erhöhung derZolliätze, ferner der Steuersätze (35 und 45 kr.) »ach dcr Regierungsvorlage ange nommen. — Der Abgeordnete sür Lemberg, Lewakvwski, legte sein Mandat nieder, west ihm der Polcnklnb nicht gestatten wollte, gegen daS Spicitnsgesetz zn stimmen. Die Allczechcn verweigerten de» Jnngczrchcn ein 'Mandat >ür die Delegationen, weil die Ju»g- czechen gegen Kalnoky's Politik und sür cm Vündniß mit Rußland c»itrcten wollten. Ter Anliscniitismus ist in der „Wiencrstadt" eben so stark, als in Berlin, aber dcr Semitismns ist mächtiger als dort. Die Hanplfinance ist so zn sagen ganz in jüdische» Händen, leider sieht eS aber >n den gebildeten Berufsstände» nicht viel besser aus. Unter den Studenten und Hörern an der Wiener Universität waren schon von 1880/8l nicht weniger als 25,3 Proz. Inden, in Czerno- witz waren eS sogar 27,7. In dcr Bukowina ist cs ül'e>ha>ipt am schlimmsten, dort betrug das Verhällniß der jüdischen Schüler da mals an den Gymnasien 31,l Pro;., an be» Realschulen 17.7 und an den Leine»»»leii-Seniinciricn — emc Frucht der „Nc'uschule" — 12.5. In Gulizwn war es nicht viel besser. In Budapest waren unter 407 Schülern eines GyinnastnniS 302 Jude», alio 61 Proz. 72 Proz. dcr Aerzte waren Inden. In Jglan l'Mähieii) waren 13 stätilijche Lehier jüdffcder Religion, dabei zählt die Sladt 888 Juden neben 14,104 Katholiken. In Oesterreich-Schlesien verklagte ei» jüdischer Wirlh den katholischen Piarrer, weil dieser einen Ordensgcistlicheil veranlaßt hatte, von seiner Kanzel gegen die Triinkincht zn predigen, und erzielte ein gerichtliches Erkenntniß, wodurch der Pfarrer wegen „Generbstörling" zu 50 fl. Schaden ersatz »nd einem gerichtliche» Verweise vernrihellt wurde. Bei dieser Lage der Ttiige ist eö erklärlich, daß dcr Anlffeiiiittsmus in breiten Schichte» dcr Bevölkerung lebhaften Anklang findet. In der Sitzung des Prager czcchischen ExecutivkomitceS kür die Beichickung dcr Pariser Weltausstcllnng verlas der Obmann eine Anschrist deS vsterreichisch-nngarischen Gencral-AuSslelliings- Comftees in Paris, wonach auf das Verlangen dcr Czcchcn um eine eigene ÄusstellungS'Abtheilnng nicht einacgange» werden konnte. Das Exrknliv-Coinftee beschloß die Uebcrnittlclil»a von Denkschriften an das Gencral-NuSslellnngs-Comilee, u» die Welt ausstellungs-Kommission in Paris, sowie an die sraiiiösische Bot schaft in W'on, In welchen erklärt wird, daß die czcchychc Nation, welche den Franzosen stet- sreimdlich gesinnt gewesen, demnach moralisch vo» der Paris« Weltausstellung ausgcichlossen sei. In einer Plenarvettomminna des Eeiftral-AnSstellungs-Eomitces wird dessen sofortige Auflösung beantragt werdcir.
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