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Dresdner Nachrichten : 17.11.1875
- Erscheinungsdatum
- 1875-11-17
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187511171
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18751117
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18751117
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1875
- Monat1875-11
- Tag1875-11-17
- Monat1875-11
- Jahr1875
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 17.11.1875
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Gin» Garantie I»r da« na ch stlii g ige Erick',» u«u der Jnftraie wir» nicht gcgedcn. Niidwürtige «lnnoneen. Lultrage von uns und«» kgnnten ftirinm uadPer» tonen inserirc» wir nur «eaenPranumerando» Zahlung durch Briet- marken oder Vosieintai,» lung. Steu» Lüben lotzin lä Pige. Inserate sär die Montags - Nummer »der nach «nem Felnaa« »te veutteUt Ä Psge. ' Städten bestehen Zivangsarbeitsanstaltcn für weibliche Corrigcnden, UU^ere Oanoes-ttllllNtlcn. > gntz^n,üsts bringt man sie (beiläufig bemerkt, etwa für den 8.Theil Zu den Uebcrraschungen, die der gcgcnwiirtig vertagte Landtag jener 700 M.) in Bezirks Armenhäusern unter — warum läßt an« gebracht hat, gehört ohne Zweifel bas lömgl. Dccret wegen Er richtung einer netten Strafanstalt. Wer gern von der fortschreiten den Gesittung und der Eultur, die überall hindringt, redet, wird cs mit Schmerzen gelesen haben, Andere, die zuerst an den Kostenpunkt zu denken pflegen, mit stillem Mißvergnügen. Letzteres würde so gar sich nicht bloS in einem Stoßseufzer Luft machen, wenn man wüßte, daß die jetzt geforderten 1üO,000 Mark nur zu den Vor arbeiten und für den Bauplatz gefordert sind, während die fertige Anstalt wohl das Zehnfache dieser Summe kosten wird. Wie lange ist's her, so kannte man blos Waldheim undZwickarvals die Stätten unfreiwilligen Aufenthalts? Jetzt sind auch W Schlösser zu Hoheneck, Voigisberg und Sachsenburg mit Gefangenen besetzt; aber sie genügen noch immer nicht — zu diesen sünsen soll noch eine sechste Strafanstalt hinznkommen. Und dies, obwohl das Hanpt- Eontingent unserer Strafanstalten, die rückfälligen Diebe, die früher nicht unter 1 Jahr Arbeitshaus bekommen konnten, bei der jetzt fast allzuüblichen Annahme mildernder Umstünde mit der Hälfte wcgzu- koinmen pflegt. Trotzdem ist eine neue Strafanstalt eine unabweisbare Noth- wendigkeit — das ist Niemand zweifelhaft, der dem Strafanstalrs- wesen näher steht. Zu beklagen ist nur, daß man nicht schon vor wenigsten» 10 Jahren an diesen Bau gegangen ist. Waldheim würde dann nicht, wie Zwickau schon früher einmal, zu einem solchen Monstrum von Anstalt hcrangewachsen sein, lieber "1-100 schwere Verbrecher in einer Anstalt beisammen — daS ist ein Gedanke, der Manchen ein leises Grauen ankommen lassen wird, das ist aber auch ein Zustand, der den betreffenden Beamten eine nahezu unerträg lich« Arbeitslast aufbürdet und eine erziehliche Einwirkung auf solche Lerbrechrrmaffen recht sehr erschwert, ja unmöglich macht. So viele Verbrecher beisammen fühlen sich und der draußen Stehende hat keinen Begriff, wie viel Festigkeit und Umsicht, wie viel Selbstbe herrschung uud Geduld dazu gehört, den sich bildenden Corpsgeist niedcrzuhaltev. Verbrecher sind meist flüchtigen Temperamentes, leicht hingerissen und schlimmen Einflüssen sehr zugänglich. Die neue Strafanstalt soll darum dazu dienen, die erstmalig Be straften dem Einflüsse der Gewohnheitsverbrecher völlig zu entziehen. Die Einzelhaft ist schon wegen der Kosten nicht durchführbar. In Strafanstalten mit Einzelhaft kostet jede Zelle über 3000 Mark zu bauen — in den 5 sächsischen Strafanstalten waren Anfangs October d. I. 2725 Köpfe dctinirt! Geh. Nach d'Alin^e sagte ganz richtig auf der Berliner Versammlung deutscher Strafanstalts beamten: „Strenge Durchführung dos Zcllen-SystemS in allen deutschen Strafanstalten würden nicht Millionen, sondern Milliarden kosten. Die zu erbauende Strafanstalt wird darum voraussichtlich nach dem gemischten System eingerichtet werden, so daß etwa die eine Halste der Gefangenen isolirt, die andere in Gcmeinschastshaft gehalten wird. Es ist dies gewiß die richtige Mitte. Rationeller Strafvollzug arbeitet so wenig nach der Schablone, wie rationelle Erziehung. Eines schickt sich nicht für Alle, gilt hier wie dort." Als zulässiges Maximum bei Errichtung von Strafanstalten nimmt man 500 Köpfe an; das scheint wenig; wenn man aber er wägt, daß die Medicinalpolizei 000 Cubiksuß Luftraum in den ArbeitSsälcn (in den Zellen mindestens 1000) und OM Eubilfuß Luftraum pro Kopf in den Schlakräumen fordert (abgesehen von den unumgänglich nöthigen Dienstwohnungen, Expeditionslocalen, VorrathSräumcn u. s. w.), so ergiebt sich einmal, daß sehr viel speie Leute zum Wohnen und Schlafen nicht so viel Platz haben, als Ge fangene, sodann aber auch, daß von den disponiblen Schlossern im Lande schwerlich eines dazu verwendbar sein wird. ItcbcrdicS hat die Erfahrung in Hohnslein, Waldheim, Zwickau und BoigtSberg sattsam gezeigt, daß man mit Bauen nicht fertig wird, gerade wie in jedem anderen alten Hause. Und die so romantische' Lage einzelner Anstalten hat die sehr prosaische Kehrseite, daß sich der Aufwand für diese »elativ stets höher stellt, als für die dem Verkehr bequem gele genen. In der Strafanstalt heißt'S nicht sowohl: „Schau um Dich!" als: „Schau in Dich!" und sic kann die Lage auf steiler Bcrgcshöhe wohl misscn, wenn sie nur von außen Luft und Licht hat, immer aber den Geist ernster Zucht, der mit wohlwollender Theilnahme sich recht wohl vereinigen läßt. Den ziemlich bedeutenden Kosten gegenüber, die daS AnstaltS- wescn dem Lande verursacht «in dem Budget siguriren die LandeS- Hcil-, Straf- und Versorg-Anstalten mit 2,208,500 Mark, d. i. 584,360 M. mehr gegen den vorigen Etat) liegt die Frage nahe, wer denn die zur Aufbringung dieser Kosten zunächst Verpflichteten sind ? Bei den Strafanstalten ist's ohne Zweifel der Staat; denn die Strafrechtspflege ist eine der Prärogativen des Staats. Viel leicht konnte den Anstalten durch Erhöhung der ziemlich geringen Verpslegbeiträge (60 Ai. jährlich in Weiber-Strafanstaltcn und 75 M- für einen männlichen Dctinirten) eine größere Einnahme zu- gcführt werden; weiter wäre aber auch zu erwägen, ob nicht sehr und zu kleine Anstalten, trotz räumlicher Trennung, doch so nahe zu einander gelegt werden könnten, daß sie unter einer Verwaltung stünden. Die Anstalt Sachsenburg fordert pro Kopf ca. 500 M. Zuschuß, das ist fast das Doppelte von dem in den andern Anstalten Nöthigen. Sachscnburg hat aber auch unvcrhältnißmäßig viel Beamte und ist durch seine Bauten besonders thcuer; die berühmte 16,000 Thlr.-Scheune erregte nicht blos bei denHcrrenLandwirthen auf dem letzten Landtage gerechtes Erstaunen. Ilnv.rhältnißmäßig theucr ist dasWcibcr-CorrcctionShauS zu Grünhain; für ca. 40Köpfe werden 27,800 M. gefordert, d. i. beinahe 700 Dt. pro Kopf. So lange wir noch, wie die Abschätzung bei der Einkommensteuer gezeigt hat, ganze Gemeinden haben, wo der steuerzahlendc Familienvater nur das Drittel jener 700 M. (Gettengrün bei Adorf) oder die Hälfte (Georgenfeld) hat, so lange können wir uns den Luxus eines lvlch'N SyttkrtipnShtMsrS nicht wohl göyuen. In unseren größeren man da Gemeinden sich ganz kostenlos solcher Jnduviduen durch Einlieferung in die staatliche EorrectionSanstalt entledigen? Wenn i trotzdem die oberste Polizci-Aehörde eines Wciber-EorrectionShuuscS nicht entbehren zu können meint, so ließe sich's doch mit einer der beiden Weiber-Straf-Anstaltcn xecht wohl verbinden. Wir haben in Sachsen außerdem noch staatliche Anstalten für Irre, Sieche, Blinde, Taubstumme, Blödsinnige und Verwahrloste. Für alle diese Unglücklichen zu sorgen, ist ohne Zweifel Pflicht, ob aber blos.Pflicht des Staates? In Preußen z. B. sind cs meist die Kreise und Provinzen, die dergleichen Anstalten errichten und unter halten; in der Schweiz aber und in England nahezu ausschließlich Private, die in freien Vereinen den Hilfsbedürftigen aller Art dienen. Und in welch ausgiebiger Weise geschieht das! 'Nicht leicht mag sich ein Land mit der Schweiz vergleichen, ivas Zahl, Umfang und Ein richtung ihrer Wohlthätigkeitsanstalren anlangt. Die Erziehungsanstalten Brüunädorf und Großhennersdorf stehen nnt 140,MO Al. im Etat. Die Autoritäten im Fache der Erziehung Verwahrloster sind aber darüber einig, daß nian verwahr loste Kinder nicht casernircn darf; sie gehören in Familien, oder, da es an dazu geeigneten fehlt, in tleinere, nicht mit großem Verwal- tungsapparate versehene Anstalten, wo ihnen eine viel individuellere Pflege zu Theil werden kann, als in einer nach Hunderten zählen den. Verwahrloste Kinder sind ohnehin zu beklagen; warum sic für ihr spateres Leben noch mit dem Makel belegen, „ein Bräunsdorfer" zu sein, was in den Augen der Menge fast eben so klingt, als „ge sessen zu haben" ? Bräunsdorfer Zöglinge sind in den Strafanstal ten mit einein höheren Procentsatz vertieren, als die Großhenncrs- dorfcr, gewiß mit deswegen, weil Arüunsdorf zu groß ist. Die letz ten Jahre haben mehrere neue NcttungShäuser gebracht: Störmthal bei Leipzig, Obergorbitz bei Dresden, Kemnitz bei Bernstadt; die Kreise, welche sich jetzt mit der Gründung von Bezirksarmenhäusern beschäftige^, werden, wenn auch der Einfachheit wegen unter dersel ben Verwaltung, aber doch von den anderen Häuslingen möglichst getrennt, Kinderstationen für verwahrloste oder doch gefährdete er richten müssen. Im oberen Voigtlande verfolgt man die noch rich tigere Idee, die Kinder ganz aus den Armenhäusern herauszuneh- mcn und ein NettungshauS für sie zu gründen. In jedem Falle ist man nicht yichr ausschließlich auf die staatlichen Erziehungsanstal ten angewiesen. In den Nettungshäuscrn kostet der Kopf jährlich circa 200 M., in den Staatvanstaltcn aber das Doppelte. Würden von der Regierung solche Bestrebungen noch mehr angeregt und ge fördert, so könnte man die betreffenden CtaatSanstalten eher ver- tleinern als vergrößern. Wenn wir die Versorg- und Erziehungs-Anstalten womöglich nicht in Staatshänden wissen möchten, so kommt cs uns dabei nicht blos auf die Ersparungen an, die sich Herausstellen würden. Die bureankratische Verwaltung bedingt recht viel Schreiberei und damit viele Beamte. Aber nicht genug, daß schon in den Anstalten viel ge schrieben werden muß — im Ministerium werden alle Listen und Rechnungen noch einmal von den 'Registratoren und Ealculatorcn in Empfang genommen, die im Schweiße ihres Angesichts nachrech^ ncn, ob nicht ein Gramm Salz zu viel an die Suppe oder einCenti- mctcr Tuch zu wenig zu einem Nocke verwendet ivordcn ist, und die womöglich den italienischen Arbeiter wicdgr hcrzugcschafft habe» möchten, der vor zwei Jahren bei einem Vau in einer Anstalt einen Dreier Lohn zu viel bekommen hat. Erwägt man, daß außer den Rcchmingsbeamten in den einzelnen Anstalten im Ministerium des Innern noch ein Nechnungssccrelair, sechs Ealculatorcn und zwei Hilfsarbeiter lediglich für die Prüfung derAnstaltorcchnungen thätig sind, so wird man sagen müssen, daß die Gründlichkeit der Prüfun gen gewiß nichts zu wünschen übrig läßt, aber auckg daß die ganze Geschichte sich gewiß sehr vereinfachen ließe. Revisionen durch einen umhcrreisenden Revisor, wie bei der Post, dürsten zweckdienlicher sein, als die jetzt übliche Hin- und Herschickerci von Erinnerungen und deren Beantwortungen, wobei nicht selten das Porto höher ist, als der ganze Betrag, um den sich'S dabei handelt. Wenn bei der Jtrchnungscxpcditivn der Kostenersparniß sowie des schnelleren Ge schäftsganges wegen eine Vereinfachung schr wünschenSwerth ist, so ist dies bei der Aauinspcction des Ministeriums des Innern nicht weniger der Fall. Auf mehreren Landtagen, auch auf dem letzten, war sic nahe daran, gestrichen zu werden. Warum zögert man noch mit der Aufhebung dieses ganz entbehrlichen Instituts, das außer dem Vauinspector sechs bis acht und noch mehr Hilfsarbeiter um faßt? Im Landtag ist das öffentliche Ausschreibcn fiScalischer Baritcn oft genug betont worden, während man bei kleineren Bau ten die Baugewerlen in der Nähe doch nicht entbehren kann. Bei den immer steigenden Anforderungen air den Staatssäckel sind Ersparnisse gewiß wünschenSwerth; nicht minder wichtig aber erscheint es uns, durch die über das ganze Land vcrtheiltcn Anstal ten das öffentliche Gewissen zu wecken und es klarer zu machen über seine Pflichten gegen Die, welche die Nachtseite der Bevölkerung reprüsentiren. Viele Leute sind nicht großherzig genug, um ihnen fern liegendes Elend lebendig mit zu empfinden, während sie das vor Augen liegende thcilnchmcnd umfassen. Trotz des oft widerlich zu Tage tretenden Egoismus liegen doch auch reiche Schätze von barmherziger Liebe noch ungchoben in unserem Volke. Welch' dank barer Boden würden endlich die verschiedenen Wohlthätigkeitsanstal- tcn für die Kreis-und Bezirksausschüsse sein! Wenn in ihren Sitzungen nicht immer nur von Untcrstützungswohnsitzcn, Dismcm- brationen und Schankconceisionen, Wcgcbauten und Straßenwalzen die Rede wäre — sie würden eher gesucht und die betreffenden Referate lieber gelesen werden! ES sind nicht unausführbare Ideen und fromme Wünsche, die wir hier zum Ausdruck gebracht haben, sondern wir sind überzeugt, daß die freie Vcreinsthätigkeit dem Staate manche Arbeit abjunrhmen berufen ist. Locale- und Sächsische-. — Se. K. H. der Prinz Wasa ist vorgestern Abend mit dcm Leipziger Schnellzuge von hier wieder abgereist. Zur Verabschiedung halte sich I. M. die Königin Carola mit nach dem Leipziger Bahn hof begeben. — Die zum Besuch hier anwesend gewesene Prinzessin Amalie von Baicrn ist vorgestern Nachmittag 4 Uhr per Eilzug nach Baicrn zurückgcreist. — Der Umbau des Innern der Hof-und Sophie n- kirche nähert sich seinem Abschlüsse; am 28. Nov., als am 1. Ad ventsonntage, wird in den neugejchmückten Räumen wiederum Got tesdienst gehalten. Der den Umbau leitende Herr Prof. Arnold hatte sich eine doppelte Aufgabe gestellt: einmal Luft und Licht in das Gotteshaus zu bringen, wie es einer protestantischen Kirche wohl ansteht, sodann die Seele des Besuchers andachtsvoll zu stimmen. Letzteres Ziel zu erreichen, bot die Gothik, in welcher die Sophicnkirche erbaut ist, willkommene Anknüpfungspunkte dar; so wurde alles Holz-Schnitzwerk und die Stein-Architcklur in gothi- schem Style ausgesührt. Die Wände und Deckenwölbungen wurden nach Zeichnungen des Prof. Arnold in Sepia gemalt und mit leuch tendem Gold gemustert. Die Bildnisse der Oberhofprcdigcr, die bisher zu beiden Seiten der Kanzel hingen, erhallen ihre neuen Plätze in den Seitengängen der Kirche. Eine wichtige Neuerung besteht darin, daß die Orgel von ihrem bisherigen Platze zur Seite des Hauptaltars entfernt und in das größere Schiff, dein Altar ge genüber, neu ausgestellt wurde. Die Töne des Silbermann- schcn Meisterwerkes werden künftig, vom Hoforgellauer Jehmlich neugcstimmt, in mächtigen Accorden durch das breite Schiss dahinbrausen. Die sämmtlichcn, viele Kästclcien und Winke leien enthaltenden Emporen sind durch neue, freie, auf Säulen ruhende erseht worden. Die Kanzel ist ganz neu; die vier Apostel, welche sie zieren, sind nach einer Zcichnui>g von Or. Kietz. Di« Kanzel wird von acht Säulen getragen, die aus der sächsischen Ser- pentinstcinschneiderci hervorgegangen sind. Das Dach übe: der Kanzel stammt guS der Schnitzerei von Kiel hier. Ein großer Thcil der Kapitäle und sonstiger Holzschnitzarbeiten hat die Tischlerei von Tobics geliefert. Eine neue Sakristei ist für den zweiten Hos- prediger geschaffen, neben dem Altar eine Kapelle zu Privattrau ungen hergerichtet worden. Die Hosbctstübchen sind durch Tischler Herbst besonders geschmackvoll auSgcführt. Der in verhältnismäßig kurzer Zeit bewerkstelligte Umbau, der übrigens nur 120,000 Man kostet, gereicht Herrn Professor Arnold zu hoher Ehre. — Nach jahrelangen Verhandlungen, nach massenhaften Schreibereien und nachdem sich alle Welt darüber klar geworden, daß die Ausführung dcS so lange behandelten Projektes der Herstellung einer Fahrstraße längs der Marienbrücke nach der Antonstraßc im höchsten Grade wünschenSwerth und nutzbringend sein muß, beschließt der Stadtrach jetzt, um nicht bezüglich eines an der Brücke gelegenen Grundstücks den Expropriationsweg beschreiten zu müssen — von iveitcrcr Verfolgung des Projektes abzuschen! Auch den Antrag der Stadtverordneten, dcn FriedrichstädtcrMarktplatz ganz oder theil- weise zu einem Kinderspielplätze einzurichtcn, lehnt der Rath unter Hinweis daraus ab, daß der Jugend deS fraglichenStadttheiles schon jetzt in den Garten-Anlagen an der Weißeritz und im Lstragehcgc große Erholungsplätze zur Verfügung stehen, während solche in anderen Stadtthcilen noch ganz fehlen. — Die hiesige Dünger-Export-Gesellschaft hat das zwischen ihr und der Stadt bezüglich des Düngerexportes bestehende Vertragsverhältniß für den 30. Septbr. 1376 aufgekündiat, nicht aber ohne zugleich anzudeuten, daß ein nepeS VcrtragSvci hältniß von ihr eingegangcn werden soll, wenn der bis jetzt bestehende Ver trag auf anderweit 15 Jahre verlängert uyd der dermalen bcstehcnde GrubenräumungStarif um 30 Proc. erhöht wird, bez bei einer Uebertragung des Straßcnbcsprengcns während der nächsten Jahre um 25 Proc. erhöht werde. Die Erhöhung dcS Tarifs uin 30 Proc. begründet die Gesellschaft damit, daß, nachdem sie genöthigt gewe sen, an Stelle des bisherigen Düngerablagcrungsplatzes einen solchen im Walde hinter dein Schänlhübel zu acceptircn, ihr ein bedeutend erhöhter Bekicbsauswand erwächst. Wenn das an sich ganz richtig ist, so ließe sich vielleicht auch hier die Frage nutzbrin gend vcntiliren, ob es nicht gut sei, wie z. B. in Stuttgart, den Dünger unter Benutzung der Eisenbahn weit fort von der Stadt auf billig zu erwerbende große Areale abzuführcn. Der Rath will aber nur in eine Tanfserhöhnng von 25 Proc. willigen, ohne jed wede Garantie für fernere Uebertragung des Straßcnsprcngdienstes. Und in der That, jetzt, wo wir Wasserleitung haben, dürste sich Re bekanntlich nie ruhmvoll gewesene Straßenbesprcngung durch di« Düngerwagen schr vcrüberflüssigen. — Unserem, die vorgestrige Explosion in der Fabrik von Gehe u. Co. betreffenden Bericht wollen wir noch dahin ergänzen, daß durch dieselbe nicht allein einige Wände und Thüren, sondern auch Hunderte von Fenstern dcS Hauptgebäudes und der Seiten gebäude zertrümmert worden sind. Ter chemische Direktor der Fa brik, Herr,Ur.Luboldt, Schwiegersohn Herrn Gehc'S, ist augenblicklich verreist. Der so wunderbar gerettete kaufmännische Direktor istHerr Vr. von Bose. Man ist jetzt mit dein Wegräumcn des von den cin- gcstürzten Deckengcivvlben hcrrührcnden Schuttes beschäftigt. Für die in der Diaconisscn-Anstalt untergebrachten Verunglückten soll zumeist Hoffnung für Erhaltung ihres Lebens vorhanden sc.!n. — Durch unvorsichtiges Gebühren eines Knaben mit Licht ist vorgestern Abend in einem in der unmittelbaren Nähe des Flora- garten» liegenden Schuppen zunächst eine Partie Werg und ein« dicht daneben befindliche groß« Flagge in Brand gcrathen, weiterem Schaden aber durch sofortiges Einschreiten vorgebcugt worden. — Vorgestern Mittag wurden vic Pferde von zwei die Marien brücke in der Richtung von der Neustadt nach der Altstadt passirenden t Wagen durch dg-.Gergujch rintS hinter ihnen in derjelki, Richtung
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