Dresdner Nachrichten : 20.06.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-06-20
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188906202
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18890620
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18890620
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1889
- Monat1889-06
- Tag1889-06-20
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- Dresdner Nachrichten : 20.06.1889
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für P»lmr. «tk»«bnt»t. prnndesltt«. v »nkundiauuiikn Mrnikniir. lZVS-S. Soimwai! di» ir I nzabluna. ßermittclunatsiellen an. ; Nr. l». :;4. Allst. 47,c IlHses'8 Vre«ckne> dielila^- raolt-k^alipllt von 8«ov«s .U«ppvn, HG^«8tz^n 8. Msjrvr jo»., Irmieiilr. 11>. S. Dresden. 1889. »«- ,M«mr AMM«" lind das verbrcilctiie sächsische Blatt, welch««! in allen Schichte» der Be- Völker»»» Einaana »eiunden dal. Die unvarlei,lche. „nabdäiioioe. frei, mülbtae Stichluno. wcia,c d,e.DreSd- ner Nachrichten- nach allen Seiten hin verlolaen. bat dem Blatte in den höchsten und einiachsten Leser kreisen die Beliebtsten verlchalst. welche sich in der iorlwastrendcn 8u- nakme der Leier austert. Die Ne- daclion wird stets beniiistt lein, durch Leranziestuna liichtiacr ichrilt- ^ stclleriicher Kralle das Blatt inimei ! nüdlichcr »nd interessanter z» ae- ' »alten, »in sich hierdurch auch ferner dieGiinst des Publikums»»bewahren km«t- ii. Xill<>er-Lii8MtiiiiM. dlur oi^onon kahrttcat in anorlcannt k«»t«n ^uskUhrnn«;. I're>»düvl»«p ssr»n«a. Künnntlietw 8tt>kks rum 8olb»5- ^ntsrtixen ru billigntvn kroiovn. NslinollvsiddrUl u. Nurlvnstr.ü n. I"ortlca». 'Lolophon 1382. st. Ist KI«. HU. NidNtlt, j Lgl. 8üo1i8. u. krvu88. Lofpkotoxrapd, Vrvnäcn, K»nkludu8, 8v«8tr»88« Xv. 1v. lrtz<l«nv»llrek-8p«kiilIiN! ß jll kortvmonnlli«», tigurrsnetoln, Urloftnselion. Illlmou- tasebeo, Nsisetanclivn ott:., l'liolvxrllplilv.^iltum». sjr HUIIks«Irn1Ivr«1r. 2, r Le««««««« ««««« «>««^>««««^««««»>' —7 ^ LenüiLrä ^.üäiser, ?«««««« ««««« Z« lK7vr. MDr'8 0riMLl-MormÄ-LvibvL8vdv °n.pn°d» ^ Der Huldlgungszug. Abreise des Kaisers. Armeefest. Wasserkatastrophe in Johnsiow», Gerichtsverhandlungen. Tagesgeschichkc.! 20. ^11111. A Nr. 171. Der KliMMNMg. WaS seit Monaten den Gegenstand emsigsten Schaffens, tausend facher Gespräche, freudiger Aufregung und auch bänglicher Sorge ol> seines Gelingens bildete: der große Huldigungszug zum Wettincrsest, er ist nun vorüber. Er ist, um es mit einem Worte zu sagen: über alle Maßen glänzend verlausen. Für das Bolk, lur die schaffenden und ordnenden Kräfte bildete dieser Hnldiguiigs- zug das Hauptstnck der Wellinerieier. An feiner Herstellung und Ausrüstung arbeiteten Huiiderttaujcnde, man kann dreist behaupten, Millionen: von seinem Verlaufe hing das Gesainmturtheil der Millebcnden über das Gelingen der Wettmeiieier überhaupt ad: für leine Anordnung, Gliederung und Durchführung mühten sich bis zuletzt in aufopferndster Weite der schöpferische und geichulte Geist der Dresdner Obmänner — ein Gewitterguß hätte alle un sägliche Mühe, allen ausgewendeten liebevollsten Fleiß zu Schanden nemachl — und als kurz vor 10 Uhr am Südosthimmcl ein schwarzer Miimniel emporltieg, da meinten die Wetterunken: mit dem Kaiser sei das Kaiserwettcr weg — aber siche da: Vou8 -tttlavit vt äcksi- patao kamt nubilao: ein Ostwind zerstreute das Gewölk; eine Herr licke Witterung begünstigte den Zug. Wettinerfcsl, Wetterfeit! Und wie herrlich gedieh Alles! Eines fügte sich in das Andere, wie es vorgesehen: nichts war vergessen, an Alles war gedacht worden: an das Kiesstreucn, das um 10 Uhr Nachts begann und um 8 Uhr Morgens beendet war, an das Sprengen mit den Wasser, wanen. die um 10 Uhr aushörten. Jede Zuggruppe, jeder Einzel' thcil stellte sich vorschriftsmäßig am bestimmten Orte ein; FeslzugS- lheilnchnier wie Spalterbilder. Ueberwacher. ärztliches Personal für vorübergehende Gebrechlichkeit — Alles griff ineinander wie ein großes Räderwerk, von der kundigen Hand eines Technikers ent worfen, gestellt, geleitet und bedient. Pünktlicher Abmarsch, genau berechnete Dauer des Zugs (2 Stunden), sicheres Eintreffen, wohl- geordnetes Auslösen des Zugs — Alles ging vor sich mit der Sicherheit einer voraus berechneten Himmelserschetnung, sagen wir des NorübergangS der Venus vor der Sonnenscheibe. Mit ge hobenem Haupte konnte der Jestzugsausschuß: Dr. Mehnert, Stadlrath Tcucher, Stadtverordnete Earl. Weigandt, Rüdiger und Prof. Donadini dem Festzuge voranschreiten, als er sich halb 11 Uhr dem Königspavillvn näherte. Er hat seine Sache gut gemacht. Dieser Feslzug ist ein Beweis von dem großen Organisationstalent und der Umsicht, die in unserem Volksstamme lebt. Stur eine ein zige Stockung trat in dem Zuge ein: auf dem ersten Drittel des Weges wollten die Vorderpterdc eines sechsspännigen Prunkwagens nickt mehr ziehen, sie »erschlugen die Deichsel und mußten ansge schirrt werden. Bis auf dieses winzige Mißgeschick vollzog sich der Ausmarsch und die Wallfahrt eines ZuacS. der über 12,000 Men scheu, gegen 900 Reiter, über 2000 Pferde und 03 Prunk- und Schauwagen in sich schloß, in mustergilliger Ordnung. Nicht minder Anerkennung erheischt das Verhalten des Publikums. Nicht von einer einzigen Ausschreitung ist zu berichten. Wir Sachsen sind nicht bloö Helle, sondern betbätiaen unsere Gemüthlichkeit auch durch Gesittung. Eine größere Freude konnte den sich von früher Morgenstunde an auf den Tribünen, in den Straßen und in den Fenstern ansammelnden Menschcnmassen nicht werden, als daß die Königl. Familie eine Rundfahrt durch die Festzngsstroße vornahm. Es war das die glänzendste, die glückverheißende und glückbringende Eröffnung des Zuges selbst, der doch dem Königshaus«: galt. Der Königl. Familie voran fuhr, überall von der Bürgerschaft herzlich bewillkommnet, als wolle man ihnen sagen, daß sie ihre Sache gut gemacht, der Oberbürgermeister Dr. Stubel und der Stadtverord netenvorstand Geh. tzoirath Ackermann. Heller Jubel begrüßte unter tausendfachem Tücherwinken die Königl. Familie. Das KönigSpaar fuhr in einem offenen Vierspänner, die Königin trug ein Kleid von stahlblauer Seide: die übrigen Herrschaften fuhren in offenen zweiipännigen Victorien: dir Prinzessin Mathilde zeigte sich in fliederfarbener Robe, die Erzherzogin Maria Josefa in ge schlossenem Kleide von wasserblauer Seide. Kurz nach 10 Ubr füllte sich der Königspavlllon mit einer glänzenden Gesellschaft den Mitgliedern des Königshauses, den thüringischen Vettern und Bosen von den 4 Zweigen der erneftinischen Linie und den be suchenden Verwandten aus Belgien. England und Oesterreich. Außerdem nahmen noch die Staatsminister, das diplomatische Eorps und die Generalität, sowie die Herren Professor Schilling, Archi tekten Weißbach und Barth und Erzgirßer Bierling im Königs- pavillon Platz. Während des ganzen BorüberzugeS wurden die Majestäten mit brausendem Hurrah, Hoch Gut Hell. Hipp hipp hurrah, Glück auf'S begrüßt, wie eS die Gepflogenheit der ver schiedenen Berufsgenossen ist. Sollen wir nun Feslzug an die Spitze Bedenkliche dieser Mli , , Stunden von geschichtlicher Bedeutung erlebt: ein solcher Festzüg ist noch nicht dagewesen, kein Fürst unserer Zeit darf sich rühmen, er habe einen HuldigunaSzug von solcher Ausdehnung. Mannig faltigkeit, künstlerischer Vollendung, Pracht und Geschmack an sich vorüberziehen sehen. Es wird schwer sein, ihn zu erreichen, und wenn unsere Nachkommen in 100 Jahren fortsetzen, was wir schufen, so zweifeln wir zwar nicht, daß die Enkel ihre Vorvordern übertreffen, aber sie werden nachlesend m den Berichten von heute, uns das Zeuaniß nicht versagen, daß wir eine ganz eigenartige, des groben Tages würdige Darstellung der schaffenden Kräfte unseres schönen HeimathlandeS unserem geliebten Herrscher Vorge fühl» haben. Und hter ist wohl der Zeitpunkt, eS ouSzusprechen: Silles war da« Werk von kurzen 3—4 Monaten. Alle- mußte be schleunigt werden; Zelt zum ueberkegen, zum reiflichen Vorbereiten gab es nicht. Umsomehr schlägt uns, da Alles so prächtig gelang, das Herz Zugleich zeugte der Feslzug, daß untere Zeit, der man Jormensinn io oft abspricht, die man bezüglich der Stilform, „neuer" Muster stets auf die Vergangenheit verweist, schöpferische Kraft, eigene Gedanken, Gestaltungssinn, selbst besitzt. Die Con- struction wird unter den Händen unserer Künstler selbst zum Orna ment. Jede Gmpve, leder Einzelne fühlte sich förmlich an leinen Platz gestellt, der Geringste war geistig eingedenk der Rolle, die er durchzuführen hatte. Allen sah man die Lust und Liebe an. Der Festzug glich einer wandelndtu Galerie künstlerisch vollendeter Ge mälde ; eS war eine vorlibrrziehende Industrieausstellung von aus» erwähltem Geschmack. Alles griff künstlerisch, ineinander. Die Stände, kamen fehlte eS Bildern großer ruhmreicher Vergangenheit leitet« er unmerklich in die froh und mannigfach schaffende Neuzeit derüber. AlteS mit Neuestem verknüpfend» auS dem Niederschlag der Geschichte die frischen Blüiben der Gegenwart hervorzaubernd. Wem gebührt der Preis? Wem dir Krone? Tausend« werdrn die entzückend« Meißner Porzellanaruppe nennen, Andere den Jagdzug, Andere, wappneten mit Speer »nd Schild geleitet, von denen ein die Gruppen der Bergwerke, der Textil-, der Eise»-, der Blech- Reisiger mit einem Fähnchen, das die Jahreszahl 1089 trug, und industrie. der Post. der ach, die Jeder stockt: um Alles vier zu Fuß voransziehen und vier zu Fuß Nachfolgen, um an;» in der Welt möchten wir nicht Preisrichter sein, lieberblicke» wir deuten, wie gering vor 800 Jahren die öffentliche Sicherheit war im Geiste den ganze» Fcstzng so stoßen wir nur aus Höheonnkle Bon dieser ältesten Zeit erfolgt der unmittelbare Uebcrgmig zur — eS war, als ob man beim Sonncnauigang aus einem Bcrggipiel der neuesten Zeit: Dieser wurde durch ein 20 Mann starkes Trom- Alpen säße und nun die einzelnen Spitzen musterte, die sich dem petcrchor zu Pferde angekündigt. Die Tankbarkkit, welche die lach en tzückcnden Ange biete»: aui die Namen koinml's nicht an — ihre i sischcnLandwirthe für die ihnen durch die weilen Maßnahmen der Nc- Gesammtheit schasst den iestlichen. unverwiichbaren Gesammteiudruck.! gicrung gewordene Förderung emvsinden, ward durch einen ^u l- Dc» .Huldiaungszna selbst eröffnet«: ein Fahnenträger in der di g ungSw nge» zum Ausdruck gebracht, der, in der ,;orm Tracht des 1l. Jahrhunderts und ein berittenes gleich prächtig »nd! einem römischen Triumphwage» ähnlich und durch reiche Vergol- wirkungsvoll kostümirtes Tronipeierchor. welchem ca. !!0 Meißner! duna hervorleuchtend, von vier Isabelle» gezogen und von einer Bürger voni Jahre 1089 folgten. Die nächste Gruppe versinnlichte in Weiß und Gold aelicidclcn Frauengestait, die Geiehgebimg daö Jahr 1089 durch die Darstellung der rilterschnslUcke» kreiSstän- ^ darstellend, geleitet wurde. Ein Reiter trug eine 'Rolle mit großen dischen Korporationen der Erbiande »ock charakteristischer. Diesen ^ Siegeln, die Gesetze enthaltend, welche iür die Landmirthscha'r Zug ciöffneicn ei» Herold in reicher Tracht mit einem Banner besonders lördernd gewesen sind, und eine Gruppe von 12 Reitern .Heil dem Hanie Wettin", 4 reisige Netter, 20 Tromveter in den! trug Banner, ans welchen die Geletzc und Verordnungen verzeichne'. Lcindesberger- und Meißner-Farben (blau-gelb und schwarz-gelb) und ^ waren, weiche von hauptsächlichster Einwirkung am die Forderung ein Reichsbannerträger. Dem farbenprächtigen Vortrnpp folgte! der Lmidwirthschast waren. Deni Huidsgungswagen folgte der der aus ca. 150 Reitern sich zusammenslellende Ritterzng. Die! allegoriiche Wagen, der bestimmt ist, den Erfolg der Ge- Koslbarkcit der Kostüme, die geradezu verschwenderisch cinsgcstctttete ietzgcbimg zum Ausdruck zu bringen. Ter Wagen ward von acht Bchängmig und Besattelung der Pierde, die Mannigfalligkett in den ! prachtvollen Dunkelsüchsen gezogen, welche reich mit Eichenlaub Knappemüstnngen rc. rief eine begeisterte Aufnahme der Gruppe! geschmückt waren und mit Erzeugnissen und Äeräthen de» Feld-, hervor, lind dennoch wurde der herrliche Eindruck noch übertroffcn! Obst-, Garten- und Weinbaues, der Rindvieh-, Schaf-, Bienen- durch den blendenden Effekt des Tournierzuges mit seinen! und Fischzucht geziert. Ans dem Wagen befand sich eine Gruppe mehr als 30 Paar, von nben bis unten (im Stile der ersten Hälite von vier weiblichen Gestalten, die Lmidwirthschast,. die Technik, die HA ' . «'kZ- i-/t' des 14. Jahrhunderts) gepanzerten, von 1,0 Knappen zu Fuß beklei dete» Rittern. Die kostbar gesattelten und bebangencn Pferde, die herrlichen Schilde und Wappen, die 20 ersten Tromdenbläser, welche de» Zug mit bannerlragenden Herolde» erössneten. das Alles war von bestrickender Wirkung. Rur sächsische Edelleule inarschirlen als Ritter oder Neißige in dem Zuge, die Knappen schritten mit wallendem Haare einher. Als die Ritter am Königsban vorübcrzoaen, sie ihre schweren Lanzenschäfte zum Gruße empor, als tollte > Tvnrnier beginnen — ein Anblick von licister Wirkung. Diesem! Zuge folgte ote Ritterschaft des Markgrafcnlinmis Obertausitz, ca. 30 bis 40 Ritter in Ausrüstung des 30jährigen Krieges von Knappen zu Fuß begleitet (Pros. Scholtz-Dresden). Der Zug grup- Pirte sich mm folgendermaßen weiter: Tie drei Residenzstädte Meißen, Freibcrg, Dresden. M e > ßen: Trompeter in aiterthüm- licher Tracht zu Pierde. Landsknechte mit Hellebarden und Donner büchsen, die „MiSnia" zu Pferde, die Mauerkrone ans dem Haupte, das Sladtbanner tragend, unter einem mit Trauben bchangcnen Baldachin von Blumen reitend: das Pferd von Pagen geleitet, Winzer, Bürger und Bürgerinnen (Maier Sturm-Meißen). Frei berg: ein Bannerträger mit dem Stadiwappen (und zwei Beglei ter). zwei Bcrgsänger mit Laute, Bannerträger, Wmncheirntben- ichläger, Bergleute, Hüttenleme, Bogemchüßcn. die ,,Fridcrga" zu Pferde unter einem Baldachin, drei Rathshcrren, Patrizier, JnnnngS- vcrtretcr, Mnsketenschützen — eine reizende Gruppe von Stadlrath Börncr-Freibcrg. Dresden: Ein von 0 Pierde» gezogener präch tiger Fcstwagen. Die Pierde mit psaubiaucn Behängen, gm welchen das alte Dresdner Wappen angebracht ist. 12 Roßknechte im hochi- schen Kostüme (rother Sammel); der Wagen durchaus im gothlschen Stile und in der Farbe vorwiegend im Goidlon gehalten. Die Schranken >»it blau-grüner Drapirung verhängt. Als Hanptslück ein großer Baldachin, weicher sich über dem Sitz der .Dresda" er hebt. Im Fond des Baldachins die Wappen von Dresden-Ali- und Wissenschaft und die .Vbnmlmiim «Göttin des Uebcrflnsses) dar stellend. Den Bardcrgrund des Wagens nahmen zwei Gruppen ein, welche den Unterricht i» der Wissenschaft und in der Praxis darstellen sollten. Der Wagen ward durch zwei Bäume überrugt, einem blühenden Apfel- und einem vollbeblätterten Eichbaum, welche der Hinteren allegorischen Gruppe zugleich hoben «ein Laubdach gewährten. Die ganze Gruppe zählte ca. 200 llte mm das! Personen, davon 60 zu Pferde (Historienmaler von Hartitzsch). Nach einer immteren Gruppe von Landleuten in Altenburger Tracht mit Schmuckwagen erscheint der stammverwandte Zug der Wenden. Zunächst etwa 110 Osterretter wie sie am ersten Oster feiertage noch ihren Umritt machen, mit blau-weiß-rvthen Schärpen, ans munteren schmucken Pferdchen sitzend. Tie Reiter zeigen den imvcrkcnnbaren ilavischc» Typus imd sind von ausgelassener Lustigkeit. Ein Trupp Fiedler ichritt einem Hochzcitszuge voran, der Hochzcitsbitter ist fein geschmückt, der Hochzeitsvater ein köst- , , schelmisch c . Brautjnngsern schreiten in wendischer Tracht (große Wattärmeln) sicher Papa, das verliebte Brautpaar schaut sich an, die unter munteren Scherzen nebenher, die Hochzeitsgäste necken die Docsschnncn (man kann sich schon denken, womit?), — das Ganze gewährt einen frischen Eindruck von knlturunbcrübrter Ursprüng lichkeit, Naturtreue und sich allen Zuschauern mittheilender Mun terkeit. (Pfarrer Jnrisch ans Göda, der wendische Papst, bat mit ^ Pros. Donadini hier cm Meisterstück geliefert.) — Nun erscheint Dresden: Ein von 6 Pierde» gezogener präch- der Verband der G a r tcn b a n v e re i» c, eröffnet von der Ver- bandövkrtrettmg in Rococokostüm. Ein Standardcirträger, reitende Zugführer und Trompeter. Ein Scchsgeipann; die Pferde schein bar in Blumen und Blüthcn geschirrt. Der Wagen stellt einen Felsen als gärtnerische Anlage vor, umzäunt von eurer Balustrade, durch welche der Felsen zu wachsen ichentt. Auf diesem eine Kolossal- mnichel (gvldcnrola), unter welcher die Flora aus einem Fclsstück ruht. Zn beiden Seiten zwei beflügelte Genien. Uebcr die Balu- 2. ^ . ^ »L-iA. ><? L« A 1^' M « ch —^ -s v - -»-> "Ä - jede« Alter-, der beiden Geschlechter, aller Neustadt. Aus dem Bordertheil des Wagens drei Flußgöttinnen; strade hangen Epheu und Schlingpflanzen, während aus dem Felsen Elbe. Weißend, Pricßnitz: daneben Gnomen. An beiden Seiten i Farrenkräutcr cmporichicßen. Prächtige Palmendckoratione», Biatl- das Balduchins große goldene Ständer, ans denen Blumen prangen.! pflanzen und kostbare Blumen An den Ecken des Wagens Säulen Die Rückseite schlaß blickendes Grün ab (Prvi. Neulich und Raths- unter sich mit Gniriandcn verbunden. Hinter dem W archivar Tr. Richter). Es folgten die geordnete» ehrwürdigen In nungen, dargestellt durch kernige Mannesgestasicn. Große Heiter keit riet ein riesiger Sporenstiesel (Schuhmacher) hervor, stramm schritten Schlosser und Klempner einher, die Tuchler trugen eine wundervolle Kassette, die Gastwirthe eine Schänkkanne lach, wenn doch die Bierkrüge immer so groß wären): sehr sein sahen die Schorn steinfeger aus. Die Kürschner-Innung war vertreten durch einen brillant auSgcstatteten großen Wagen, welcher von vier mit Panthersellen bcyangenen und mit Weißfnchsichweifen geschmückten Pferden gezogen ward, die Pferde gerührt von koslümirten Noß- knechten. Das Hauptstück des Wagens bildete ein aus lauter Pelz werk hergestellter Baldachin, unter dem ein riesiger Löwe thront. An den Seiten vier Prachtexemplare von Königstigern: daneben zwei Eisbären. An der Stirnseite des Wagens fünf große Bären. Die ganze Rückseite des Viergespannes war mit Mosaikveizwerk be kleidet. Aus dem Wagen stand eine Gruppe von Meistern. Die ganze vorzüglich gelungene Gmppc ist ohne jede künstlerische Bei hilfe von der Innung entworfen und ausqeführt. Der geschicht lichen Tnrppe der Stadt Bautzen ritt ein Trompeterchor auf Rappen voran; die Scene galt der Huldigung der Stadt an den Kurfürsten. 22 RathSmitglieder folgten in Kostüm. Ein vrüchtigeS Jugdbiid aus dem 16. Jahrhundert, die Rück kehr des Kurfürsten August niit Gefolge von der Jagd, stellte der Jagdschutzverein. Die Gruppe besteht aus mehreren Wagen und ca. 150 Personen zu Fuße und zu Pferde. Der erste lachtsvän- nige) von Schecken gezogene Wagen, verziert mit dem Heimschinuck des sächsischen KurwappenS, ist im prächtigen Renaissancestil, nach einem Vorbilde der Veste Kokung ausgeführt. Als Insassen erblickte man Kurfürst August und Kurfürstm Anna niit Kindern. Der zweite (vierspännige) Streckewagen war mit „Verlappimgen" be hängen und Jagdbeute: einem 16-Ender, Bären, Wildschweine». Dem Beutewagrn folgte eine Karre mit geschlagenen Hunden und dieser der Trotz-Wagen und eine Trage mit einem tobten Bären. Reiter. Reiterinnen. FalkonierS. Pagen und Meuten umgaben ma lerisch den originellen Wagen,ug. (Architekt Hauschild, Maler Wiese und Hostischler Udluft und Hartmann). Dieses Jagdblid war unge mein lebendig. Die an der Leme geführte Meute Hunde (etliche streck ten die Zunge weit hervor) erweckte ringsum frohes Behagen; der Bauerwagen mit zerlumptem Gesindel war von packender Lebendigkeit. — Tie vom Landcskulturrath gestellte groß« landwirth- schaftliche Gruppe, auS drei Wagen mit entsprechender Begleitung bestehend. - - - - - der jetzigen Landwirths bildlich dar. An der Spitze, unter Boranschreitcn zweier bläser, rin zweispänniaer alter Wagen, gezogen von cmem Dünkel-, fuchs und einem Schimmel, aus welchem ein Pflug in der sehr > ursprünglichen Gestalt geführt wurde, die er vor 800 Jahren noch hatte. Die frühere Einfachheit de- landwirthschaftlichr» Haushalts ward durch eine Spinnerin niit dem Spinnrocken in der Hand und einem Bauem angedentet, ivelcher ans einer Handmühle das Getreide selbst vermahlt. Der Wagen war Umgeben von einer Anzahl Londlente in der Tracht jener Zeit, welche Gerüche ein fachster Art mit sich führten. Ihnen reihten sich Imker und Fischer, Obst-, Wein- und Gemüsegärmer an, mit Gerüchen und Erzengntffen der damaligen Zeit. Dieser Zug ward von Ge- . cigen, durch Ranken vereinigt, die zwölf Verbände mit ebenio vielen Rococo- falineii. Im Zuge junge Mädchen mit weißen Perrücken und blau und wcißgestreiiten Kleidern (Seidel-Striesen). Es folgte der Erzbergbau und das H ü t tenwe > e n, als eine der male rischsten und interessantesten Gruppe; eine Standardc, ein beritte ner Bergmann, 25 Musiker, 1 Kommandant zu Pferde, 4 Züge Berg- und Hüttenleute mit Ckiargitten und Fahnen, im Ganzen ca. 250 Bergleute in Paradeuniform. Der 4lpännige Fcstwagen, einen riesigen Erz- und Kohlensclien (6 Mir. hoch) darstellend. In den Schachten und Stollen desselben Gnomen bei der Arbeit. An der Ssirnseite des Wagens zwei heraldisch gehaltene Löwen mit einem Banner („Glück aus") — auf dem Wagen zeigt sich eine ebenso sinnreiche als künstlerisch ausgesührte Gedirgssormation mit grünen Bäumchen geschmückt, überall Erzschimmer zeigend: an der Vorderseite eine Grotte mit drei allegorischen Gestalten, Silber, Kupfer, Kobalt darstellend; über der Gruppe ein Ruckenichiäger: aus der obersten Plattform thront der Berggeist. Zu beiden Seiten des Berges arbeitende Bergleute: Mit Schlägel und Eisen an Ort, an der Scheidebank Gestein zerklopfend, am Treibherd den Schmelz- prozeß überwachend; an der Hinteren Seite: Münzpräger; aus dein Wagen ca. 20 Personen. (Historienmaler Ebrenbera.) Ernste Männer, die den etwas ichwermüthigen Weisen ihrer Bergmusik- chöre (darunter ganz eigeiithümliche, lange Tuba ähnliche Instru mente) folgen m Gala dem Fcstwagen. die Zimmerlinge mit Schurz fell, die Bergleute niit Bergleder, Keiner streikt, Alle verfahren ihre Schicht auf dem Oberirdischen mit freudigem Stolze. Dieser großen Gruppe schließen sich Vertreter des Steinkohlenbergbaues des Plauenschen Grundes an und zwar Vertreter der fis kalischen Wecke Döhlen-Zaukeroda, der v. Äurgk'ichen Werke und der Hänichencr Aktien-Werke, ca. IM Bergleute in Paradeanzug, mit fliegenden Fahnen und Bcrgmusik. Ein Standartenträger, 1 Herold zu Pferd mit zwei Begleitern und eine Anzahl Bergleute eröffnen den Zug der Erzgebirgischcn Steinkohlen reviere (v. Änilm'sche Werke, Zwickaucr- und Lugan-Oelsnitzer Revier). Der von 4 Pferden (mit grün-weißen 'Retzen und Scha bracken bedangen) gezogene, 6 Mir. hohe Wagen stellt in allen Einzelheiten einen Konlenichacht im Kleinen dar und zeigt die Ge winnung der Kohle in ganz ingeniöser Weise. Die originelle Gruppe ist umgeben und gefolgt von ca. 4M Bergleuten im Paradc- anzuü mit 18 Fahnenträgern. DaS Nächste bot gewissermaßen eine Erholung: die lange Reihe der Abordnungen sächsischer Städte, unterbrochen durch dir Gruppeudacktellungen einzelner von ihnen, vor allem Leipzigs. Unsere Schwesterstadt hatte einen der herrlichsten Priinkwagen gestellt. Voran 4 Fanlarciibläscr zu Pferde, 1 Bannerträger mit dem Stadtbanner, 17 Sladtknechte, alle im Kostüm deS 16. Jahrhunderts. Der von 6 reich gcichirrten Thieren gezogene Wagen, von Roßknechten geführt, ist in der Kunstform der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts gehalten und erinnert in Etwas an die Venetianischen Stauts-Gnlccren. An der Vorderseite daS Stadtwapprn, gehalten von Muschel blasenden Tritoncn und Gnlrlanden tragenden Pulten, lieber den, Vordcrbug Merkur, den Wrlthnndel reprüfentirend. Die Rückwand des Wagens von einem prächtigen Baldachin geschützt, nnter weichem die Lipsiri sich befindet. Zu ihren Füße» die Allegorien der Wissen schaft, der Justiz und der Musik. Di« sonstige AnSstnttung des i
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