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Dresdner Nachrichten : 16.12.1892
- Erscheinungsdatum
- 1892-12-16
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189212164
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18921216
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18921216
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1892
- Monat1892-12
- Tag1892-12-16
- Monat1892-12
- Jahr1892
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 16.12.1892
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VM«r »um «wpk«u«ll kelMrrl'liiiil. d«»»«r äi« Luttor, Lsslo «lmurodlurkior ckio StoUou. Ovkon «Ue^ Ur««« ückeIt»im«näM 27. Iahrqan^. «ufl. 54,0«« Stück. 2tlumerr»«rMm, «lurek s»iiw or.nirvnäLi» 1^iO'«i»8< k»stzou vui Uvil^umvsi 2110» rr«init,'»rn Uar I,att in >Votm- unä LrunIcsitTimmvrv. Lüulrt. lodlpotdskv. «reut«. SsorzvoUror. 1 » S1»rlL. r^rvmptsr Vvni»ilät n»ck Dresden, 1802. ompUefflr diUipot K lÄeäriek Dotr K flölllksdrücllerslrsese > 8V >.,»1 81. t n Lsntraelstras,« 28. ^uli»8 i^kLivieli 800 16 I»«« ßlldklKl Lm 8«« 16 Kt«I7 A k7s»c^E L^5dS»aS?«L(^R keln« ledvaree > »« »«- olozmnto Lurue»- ni»! vedsrrtsder-8lotle für IGrN'N u. ffiml^n. /j^hez^hz-jijl I-V<ml>»nl ^ « Le»tv l,vüvn-8tolle, l L I/u >»llliu«-n. t, L Svl>sa»oNsru-7acks »ml V sötzne / l'i»i>»i>. ^ llavsloel«-8toll«. e»t lin iln-pu,»»«' L. ^ (Unphni^or. 8«k«tti8<I>v uml ni88i8tliv) in xrffsvUm Korlimvntou /n UiNi^ton I^lnili^rl.-iüün AUortt» IN»»rlHLiixx, .^Ilmni'kl 12. Rr. 3S1 Kpiezcl: »««-,»».„- von Caprivi und Ahlwardt Tbierichutzverein. Hoinachrichten, 30 Millionen-Anleilie. Verein z» Rath »nd That, Weihnachtsichau,« Gerichtsvcrbandlnngen Tagesgeschichte. Henriette briete -s-. Freitag, Ili.Tccbr. Politisches. Die letzten RkichStagSvechandftiugen hoben zu wiederholten Mule» erkennen lossen. dich Gras v. Caprivi häufig in unzuläng licher Weise insormirt Ist. Bei den WährnngSdebotteu vermengte er in einseitiger Befangenheit PimrtallisniuS und Antisemi tismus mit einander. Der Demagogie bezichtigte er die Verfechter der Doppelwährung wie die Gegner des JndenthumS. ohne sich vorher genügende Klarheit verfchasst zu haben über die wirthschastliche» und politischen Grnndanschaunngen der bimctalli stüchen »nd der antisemitifcheu Strömungen, die weder gemein samen Ursprung haben, noch parallel neben einander hcrlausend demselben Ziele zustrrben. Als bei den Debatten über die Mi litärvorlage von den Rednern der verichiedcnsien Parteien die tief gehende Mißstimmung und der dumpfe Unmiith, der seit zwei fahren im Volle herrscht, zum Ausdruck gebracht wurde», ankerte der Reichskanzler sein Erstaunen und seine Verwunderung, daß die Verstimmung weithin Wurzeln geschlagen habe. Und doch hätte er sich leicht über den Grad der Mikstinmiung im Volke unterrichten könne». Denn mit Ausnahme derjenigen Blätter, welche die Interessen des Judeiithumö vertreten, ist im Verlaufe der letzten beiden Jahre in der Presse fast aller Parteien unausgesetzt auf die wachsende Un zufriedenheit und die stark herabgedrückte Stimmung, welche der neue Kurs in weiten Schichten der Bevölkerung hervorgerusen hat, hingewicsen worden. Graf Caprivi scheint von alledem so gut wie nichts zu wissen. Er glaubt das Vertrauen der Mehrhrit des Volkes zu besitzen dergestalt, daß dieses Vertrauen durch eine ReichstagSauslöinng nur erhöht werden könne. Besonders drastisch trat die mangelhafte In formation des Reichskanzlers bei der Jndenslinten-Jnterpcllation zu Tage. Unter dem deutlichen Hinweise auf die Vorgänge, welche sich an die Persönlichkeit Ahlwardt's knüpfen, versicherte er, dah die letzte» Wochen zu den »beirübendsten gehörten, die er er lebt habe". TaS soll der bitterböse Ahlwardt verschuldet haben. Aber Gras v. Caprivi hätte weuiger Ursache gehabt, über Ahlwardt. als über dessen Feinde in Betrüblich zu gerathen, rvenu er seine In formationen über diesen Mann und über den letzten Prozek gegen denselben nicht ausschliesslich aus Blättern von der Tendenz des .Verl. Tagebl." geschöpft hätte. Graf v. Caprivi befindet sich in dem Wahne, daß Ahlwardt wegen Verleumdung bestraft worden, die gegen unsere Militärverwaltung und die ganze HeereSorgani- >atio» gerichtet war. Am Dienstag „brandmarkte" der Reichskanz ler zum zweiter, Male Ahlwardt als einen Mann, »der das deutsche Heer in einer Weise angegriffen und geschädigt habe, wie sie von einem Deutschen bisher, io viel er wisse, noch nicht erhört war" Dieses Urthcil ist nur begreiflich unter der Annahme, daß sich der höchste Leiter der deutschen Politik bezüglich Ahlwardt's vollstän dig die Auffassung der Jndenblätter zu eigen gemacht hat. Das bekundete auch deutlich der stürmische Beifall, der jedesmal dem Reichskanzler bei seinen ungerechtfertigten Angriffen aus Ahlwardt als einen Verleumder unserer Armee von Seiten der Dculschfrei- finnigen gezollt wurde. Graf v. Caprivi scheint sich nicht im Ge ringste» die Mühe gegeben zu baden, unbefangen den Beweggrün den nachznforschcn, welche Ahlwardt zu seinem Vorgehen veranlaßt haben. Ahlwardt hat nirgends den Versuch gemacht, unsere Armee herabznwürdigen. „Wer dir Armee anzutasten wagt", sagt er im ziveiten Theil seiner „Judcnflinten", „kann sicher sein, den Unwille» des ganzen Volkes zu erregen." „Das preußische Offizierskorps", heißt es an einer anderen Stelle, „wird airS dieser geradezu unge heuerlichen Angelegenheit vollständig intakt hervorgehen." „Mein Ziel ist darauf gerichtet", bemerkt ferner Ahlwardt in einer seiner Broschüren ausdrücklich, „die Regicrnngsautorität nach Kräften zu beben." Hätte Ahlwardt die Absicht gehabt, die ihm vom Grasen v. Caprivi untergeschoben wird, hätte er da« deutsche Heer in unerhörter Weise angegriffen, so würde er nie mals Millionen patriotischer Deutscher für sein Streben ge wonnen haben Was ihm elementare Kraft verlieh, ist, daß er nichts Anderes bezweckt hat, als an einem, wie er glaubte, besonders krassen Beispiele die Größe der Gefahren darzuthun, welche unserer Monarchie und dem Deutschen Reiche von Seiten des JudenthumS drohen. Ec meinte einem großartigen von Juden und J::den- genossen begangenen Betrüge a»f der Spur zu sein, der darauf hinanslause. wie er sich ausdrückt, „unsere ruhmreiche Armee, diese mächtige Stütze der Hohcnzollern-Monarchie und de» Vaterlandes, wehrlos zu machen." Ahlwardt hielt es für seine Pflicht, „die durch jüdische List und Macht eingcschläserten. abgestumpften »nd irregeleiteten Genossen wachzurütteln nnd aufzurnsen zum heiligen Kamps gegen den furchtbaren inneren Feind." Durch seine Ent hüllungen der „Unregelmäßigkeiten" In der Löwe'schen Fabrik, die ihm berichtet worden waren, hoffte er dies zu erreichen. Graf v. Caprivi weiß jedoch von Ahlwardt nichts Andere», als wa» die jüdisch« Presse von ihm gesagt hat: Laß er ein Verleumder sei, daß er unsere HeereSorganisation in den Staub ziehen wolle. Bei der Auffassung, die der Reichskanzler aus Grund schlechter oder oberflächlicher Informationen bezüglich Ahlwardt'» erlangt hat, er scheint e» allerdings einigermaßcn begreiflich, daß ihn der Aus spruch de« konservativen Candidaten im Wahlkreise Friedeberg' ArnSwalde: „Zehn Ahlwardt's sind immer besser al» ein Freisinni ger !" mit Angst und Entsetzen erfüllt. Die Angst vor Ahlwardt theiken die Deutschfreisinnigen. Sie Versichern zwar, daß sie den Berliner Rektor im Reichstage sür un» gefährlich halten. „Der Mann ist unschädlich, sobald er hier den Mund aufthut". meint« Eugen Richter in der Verhandlung über den Antrag auf Aussetzung des Strafverfahrens gegen den Abg. Ahüv«dt. Aber der Haß gegen den grimmigen Antisemiten ist so gewaltig, daß der Teutschsreisinn seinen schönen Grundsatz vom gleichen Rechte für Alle verlrugnet nnd seinen bisherigen Gepflogen heiten zuwider sür den außergewöhnlichen konservativen Vorschlag ans Neberweisimg jenes Antrages a» die Geschästsordnnngskom- mlssion gestimmt hat Wer so gehaßt wird, den hält man nicht für unschädlich. Gegen den Sozialdemokraten Stadthagen hat man sogar einmal sieben Strafverfahren. darunter eins wegen Hausfriedensbruches, ciiistellcn lassen: daS Slrafversahren gegen Ahlwardt cinzustcllen. sträubte man sich, nur deshalb, weil dieser es gewagt hat, rücksichtslos und unerschrocken den Kamps gegen das Indenthnm anfznnehmen. Der letzte Tag der Militärdebattcn läßt die Aussichten der Militärvorlage noch ungünstiger erscheinen als bisher. Von Seiten der Verbündeten Regierungen wurde nicht einmal mehr der Ver such gemacht, ein Wort der Empfehlung oder der Vcttheidigiing zu spreche». Graf v. Eapriv! befaßte sich mit Ahlwardt und dem konservativen Parteitage, über die Vorlage schwieg er. Ueberhaupt war bisher die Art, wie der Reichskanzler die Nothwendigkeit der neuen HeereSorganisation und der verlangten Mehrforderungen zu begründen suchte, keineswegs dazu angethan, überzeugend zu wirken. Er ist offenbar der schwierigen Situation, in der er sich befindet, nicht gewachsen. Statt den Gründen der Gegner der Vor lage näher zu treten und die Einwendungen zu entkräften, schweift er tu seine» Entgegnungen von dem Thema ab und verweilt bei nebensächliche» Einzelheiten nnd bei Dingen, die wenig oder nichts mit der csache zu thun haben. Von der Nolhwcndig- mit der Militärvorlage, so wie sie versiegt, ist mir der sreikonser- vative Abg. v. Stumm überzeugt. Dagegen zeigt sich bei allen Parteien, niit Ausnahme der Sozialdemokraten, ein mehr oder weniger großes Maß von Entgegenkommen, von Bereitwilligkeit, sich init den Regierungen zn verltändigen. Die Grundlage einer Verständigung ist freilich bei den verschiedenen Parteien eine ver schiedene. Ans dev einen Seite wird als Bedingung für die Zu stimmung die Auirechterhaltung der 3jährigen Dienstzeit hin- gestellt ; anf der anderen Seite will man Alles bewilligen, was nir die gesetzliche Durchführung der zweijährigen Dienstzeit inner halb der jetzigen Frtedcnspräieiizstärke nothwendig ist. Die stärkste Neigung zur Verständigung zeigen die Nationgllidcmlen. Wie iebr ihre Compromißsrendigkeit durch die Furcht bestärkt wird, bei Neuwalilen noch mehr derimirt zu werden, mag dahin gestellt bleiben. So glcichgillig indcß dürste das Schicksal ibrer Partei den Na- tivnalliberalcn doch nicht sein, wie cs der Abg. Osann vorgestern hinstelltc. indem er meinte: Für Jeden von uns ist es gleich, ob er hinansgcworsen wird oder nicht. Man begreift nicht, daß einerseits die Nationalliberaten in unverbrüchlicher Treue und Begeisterung an dein Fürsten Bismarck sesthaltcn nnd anderer seits jeder Gelegenheit furchtsam ans dem Wege gehen, die ge« ! rechten Anlaß bielet, Denen gegenüber zn trclc», die de» Schöpfer ! unserer nationalen Größe in Acht und Bann gcthan haben und seine Errungcnschastcn ,c länger je mehr in Frage stellen. I-o—. jsernlchretb- »ud zseriltprech-vertchte vom I-i Deeember. Berl > n. N richstag Ans der Tagesordnung steht zu nächst l. Berathnng des Gesetzentwurfs betreffend die Ersatzver- «Heilung. Richter lsreis.): Dvc vorliegende kleine Militärvorlagc lasse sich ganz unabhäoaig von der großen Militärvorlaae, die in den letzten Tagen den Reichstag beschäftigte, erledigen Er billige das Prinzip dieser kleinen Vorlage vollständig nnd verlange dessen konsequente Durchführung und lehne deshalb alle Abweichungen, welche die Vorlage zulaffen wolle, ab. Ganz unglücklich sei die redaktionelle Fassung des Entwurfs. Er beantragt Verweisung der Vorlage an die gestern beschlossene Wer Kommission. — Abg. v. d. Schulenburg (koiis.) theilt die redaktionellen Bedenken Richter's nicht. Die von Richter gewünschte Ersatzvertdeilung über das ganze Reich werde niit Rücksicht auf die bestehenden Konventionen nicht dnrchfillnbar lein. Auch er meint, daß diese Vorlage von der großen Militärvorlage »navvängig sei. Seine Freunde stimmen dem vorliegenden Entwmse zn. — König!, bannschcr Militärbe- vollmächtigkcr Generalmajor v- Haag erklärt Richter gegenüber, daß ans Grund des Bnndnißvertrages der König von Bapeni den Bedarf an Rekruten sür die basiiischen Armeekorps sestsetze. — Abg. Richter' Der Bündnißvertrag könnte doch abgeändcrt werden, wie dies hinsichtlich der Beamtenoerbesscriing gleichfalls geschehen sei. Tic Vorlage wlrd der Militärkammbsio» überwiesen. — T ic Berathnng der Straigeietznovellc zlox Heinze» wird fortgesetzt. Abg. Tr. Horwitz lsicis.) spricht gegen die Vorlage. Dir Recht sprechung sei gern bereit, den Bedürfnisse», wie sic vom Volke em pfunden würden, zn entsprechen: aber sie sei dazu nicht in der Lage infolge von Ucbrrlastniig der Strafrichter, die läglich 20. M, sa 10 zn erledigen hätten und damit zu Tagelöhnern herabge- drückt würden. — Geh. Rath Lukas weist dir Bchaiiplnng zurück, daß die Strafrichter in Preußen hinsichtlich der Brlastnna zu Tagelöhnern herabgedrückl winden. Die Vorlage greise gewisse grelle Mißstände heraus und trrsse Bestimmungen zu ihrer Unter drückung. Tie Auslegung bedenklicher, nin cs mild ansziidrücken. Bilder i» öffentlichen Bilder- nnd Bnchläde», diene niedriger Re klame, nicht künstlerischen Interesse» »nd wirke demoralisiiend Gegen das Znhältcrweien würde eine Ausdehnung des Rahmens der Slrasliandlnng ohne gleichzeitige Ltrasvcrichärfnng wenig wirksam sein . cs handle sich hier »m Leute, welche die Ehre längst ausgegeben dätten. Der Begriff „Fälle besonderer Rohheiten", in denen Strafverschärfungen eintrcten sollen, lei genügend fest um grenzt, um Mißbräuche ausznschließen. Mit der Annahme des Gesetzentwurfes werde man dem öffentlichen Rcchtsge^ible einen großen Tienst erwrisen. — Aba. Rintelen iEcntr.> winischt, daß der Kikche mehr Freiheit gegeben werde, nni die Unsiltlichkeit zu bekämpfen, insbesondere durch die Tbätigkcit der Orden. Im Gegensätze zu den Sozialdemokraten richte die Kirche die Ge fallenen wieder auf. Er befürworte die Stratverichärfungen sür besonders rohe Handlungen, sür gewisse Kategorien derselben wäre Prügelstrafe ganz am Platze, — Abg. Hahn ilons ): Seine Jlennde hielten cS für geboten, den Auswüchsen entgegenzutrete», welche die Vorlage treffen wolle. Sie stimmten der Vorlage im Wesent lichen zu. aber in Bezug auf dir Kaseriiming der Prostitution weiche er mit einem Theil seiner Freunde von dem von Herrn v. Holleuser vertretenen Standpunkte ab. Er erblicke in einer solchen Kasernirnng eine Maßregel, die nur zur Verwirrung der öffent lichen Anschauung beitrage. Man würde es im Volke nicht ver stehen. wenn ein Verhalten, das mit schweren Strafen bedroht werde, straflos bleiben soll, »venn es unter polizeilichem Schutz geübt würde. — Abg. Tr. Picichel lnat -lib.) tritt aus Grund seiner amtlichen Erfahrung sür die Vorlage ei». — Abg. Stadl Hagen (Soz i: Zuhälter seien die »ollnveiwige Folge der besiehe» den Reglements, welche den Besuch gewisser Lokale von weiblichen Personen ohne männliche Begleitung verbieten. Daß sich Leute ,n solchem Gewerbe finden, i-l durch die bestehenden wirthschast- lichen Formen bedingt. Man möge freie Kaaiilwnsrechtc geben, auch den Frauen, damit bessere Ezislcnzbedii'gnngcn angcltrcbt werden könnten Tie vorgeichlagene» Strasocrschärsnngen würde» nni so gefährlicher sein, als der Parteikampz schon in den Gerichts sälen eiiigefübrl sei. Der vorliegenve Geietzentwurs sei die Bankerotterkläruiig der bürgerlichen Gesellschaft — Geh. Ratb Ncgiermigskoinmiisar v. Lenthe bestreitet die Stadtbagcn'sche Be Häuptling, daß es in Hamburg conceisionirte Toleranz!,anier gebe und weist Schmähungen der Gerichte durch den Vorredner zurück. — Abg. Bebel <Soz.» verlangt, daß in dieiem Gesetze gleiche Ge recktigkeit für Männer und Frauen geübt werde; beltrasc man die Prostitution, so müsse man auch die bcthciligtcn Männer bestrafen und zwar nni io härter, je vornehmeren Kreisen sie angehörten Die Mitglieder des früher in Leipzig bestehenden 'ogenannten Tngendbundes würden hier zuerst in Frage kommen. Tic Vor lage wird an eine 21er Kommission verwiesen. — Stächst: Sitzung ani 10. Januar. 1 Berathnng der Brausleneevorlage. Berli n. Ter Kaiser ist, begleitet vom Prinzen Heinrich, zur Jagd nach Letzlingen abgereist. — Der Begleiter Emin Pascha's, Tr. Stuhlmann, zitr Zeit in Hamburg, erhielt vom Kaiser ven .Kronen orden. — Die sozialdemokratische Reichstags-Fraktion beabsichtigt, die Nothstandsfrage zum Gegenstand einer Interpellation zu machen. — Tic Militttvkominijnon des Reichstages tritt am 11. Januar in die Vorberalhung ei». — Aus Mislowicce wird gemeldet, daß russische Auswanderer nach Amerika an den Grcnzübergängen aus nahmslos zuzückgeivikscn werden. — Der „Post" wird berichte«, man will wissen, daß die Frühstückstafel vom letzten Sonntag im Neuen Palais einen rein militä,sichen Charakter hatte und zu der auch der Reichskanzler, der Kriegsminister nnd die Militärbeooll- mächtigte» Bancrus, Sachsens und Württembergs geladen waren, mit der Sitzung des Reichstags vom Montag rn einem gewissen Zusammenhänge stand, insosern, als hier die Verabredungen zwischen dem Staatsoberhcuwte nnd dem Reichskanzler bctr. der Aeußerungen des Grasen Caprivi über den Alilwardt'schen Prozeß, die, wie man wissen will, auf den Willen des Kaisers zurück zu beziehen sind, ge troffen wurden. — Ein 26jübrigcr junger Mann, Namens Friedrich Hein, der Sohn eines Arbeiters aus Liepe im Kreise Angermünde, bat in vergangener Nacht ln einem Hause der Bergstraße in einem Anfalle von Geistesgestörtbeit einer unter sittenpvlizcilicher Kon- trole stehenden lLiähriqen Wiltwe Anna Werner gcb. Felting mit einem neuen Rasirmesser den Hals bis auf den Wirbel durch schnitten, sodaß sie auf der Stelle verstarb. — Ulrich-Chemnitz theilt aus seiner Rede auf dem Konservativen Parteitage den Wortlaut des Passus mit, in dem das Wort demagogisch gebraucht iil. Er sagt: „Wer heutzutage warm nnd unverblümt aus dem Herzen heransspricht und infolgedessen auch Herz und Sinn Anderer erwärmt, der ist nur allzu leicht der Gefahr auSgesetzt. als Temagog verschriee» zn werden. Wenn die Feinde der Monarchie, des Cdmicnthnms und des Vaterlandes mit zündender Vcredtsamkeil die Mafien ausznregen suchen, weshalb sollen wir. die Partei der Staatserhaltung, nicht gewissermaßen in gutem Sinne Demagogen sein, anstatt uns selbst im Nachtdcil zn sein, indem wir ans eine das Volk begeisternde Sprache verzichten." B erli n. Ter Pariser „Figaro" veröffentlicht die Abschrift eines im Besitz des Hauptmanns Herraut, Schwiegersohn Bonlangers. besindlichc» Briefes an den damaligen KriegSminislev Bonlanger, worin Ludwig Löwe u. Co. in Berlin schreiben, sie hätten er fahren. daß der Minister einen Ossizier nach Amerika geschickt hätte, um Einrichtungen sür die Massenfabrikation neuer Gewehre zn kaufen. Tic Fabrik Löwe hätte sich seit langer Zeit mit der Her stellung der Maschinen für die Massenfabrikation von Gewehren, welche vervollkommnet«:! als die amerikanischen seien, besaßt, wes halb sie Vorschläge, der Minister möge einen Offizier »ach Berlin schicken, um sich zn überzeugen, daß es unnöthig sei, Maschinen in Amerika zu kausen, die vortheilhaster in Europa zu beschaffen seien Der „Figaro" fügt hinzu, das Original dieses Briefes stehe zur Verfügung des Advokaten Ahlwardt's. Tic „Nat.-Zlg." hat vor stehendes Telegramm der Firma Löwe vorgelegt, welche darüber folgende Auskunft gab: Der sin „Figaro" veröffentlichte Brief ist echt, er datirt vom 20. November 1886. während die Fabrikation von Gewehren sür die deutsche Regierung im Jahre 1881» begann. Der Brief hat also mit der Gcwehrfabrikation überhaupt nichts zn tbu». Die Löwe'ichc Fabrik beschäftigte sich 188«! lediglich mit Mnschinenfabrikation. Zu dieser Erklärung bemerkt die „Nat.- Zlg.", daß sic ein sin November 1886 »ach Paris gcrichletes Aner bieten von Maschinen zur Massenfabrikation sehr ungehörig finde. Es war die Zeit des parlamentarischen Kampses nin die Sepleiinals- vorlage. Trc deutsche Regierung war damals der Meinung, daß Bonlanger den Krieg gegen Deutschland beabsichtige Auch wenn vie Leitung der Löwe'schen Fabrik in llcberriiistiiiimiiiig mit der Opposition der Scptennats-Vorlagc diese Ansicht der deutschen Regierung nicht thcllte, hätte sic besser gcthan, ein derartiges An erbieten an den damaligen französischen Kriegsminister zn unter lassen. Der „Voss. Zlg." ist von der Firma Ludwig Löwe in dieser Sache ebcnsallS ein Schreiben zugegangcn. worin es heißt, die französische Negierung stände z, Z. sin Begriff, für mehrere Millionen FianeS Maschinen in Amerika zu bestellen und cs ist zutreffend, daß wir »in 20. Ok! 1886 an das nanzösische Kriegs ministerinin eine Offerte aus Lieferung von Maschinen und Werk zeugen für Gewebnabrikalion gerichtet habe» mit der Motivirung. daß wir mit dem in Betracht kommenden amerikanischen Fabrikat sehr wohl zu konkurriren in der Lage wären. An unserem Be dauern haben wir einen Auftrag nicht erhalten. Derselbe ist zum größten Theil nach Amerika, zn einem kleineren Theil an eine andere Fabrik in Deutschland gegeben worden. Hätten wir den Auftrag erhalte», dann würde das Deutsche Reick keinerlei Nach- theilc davon gehabt haben, wohl aber die deutsche Industrie de» großen Vortheil. daß die amerikanische Konkurrenz auch aus Frank reich, dem einzigen Lande in Europa, wo sich dieselbe nach den eigenthümlichen politischen Verhältnissen noch behaupten konnte, vertrieben worden wäre. * Berlin. Bei der heute stattgefundencn Wahl des zweiten Bürgermeisters wurde Rechtsanwalt Kirschncr i» Breslau mit ilt von 1l7 abgegebene» giftigen Stimmen gewählt. 25 Stimmen erhielt Stadtrath Meubrink, 2 Stimmen Syndikus Ebcrty. Paris Kammer. Die Tribünen sind überfüllt. Unter leb hafter Bewegung des Haines beantragen Ronvicr und Ribot die sofortige Berathnng des Antrags Bourgeois, betreffend die Brsug- niß der Panamannteruichiingskoniniffsivii. damit der Antrag sofort verworfen werde, Tie Minilter stellen hierbei die Vcrtrauenssraae. Brisson beantragt dagegen Vertagung der Berathung. Er billige >1 2 - ^ « 4
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