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Dresdner Nachrichten : 21.02.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-02-21
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189102210
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18910221
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18910221
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1891
- Monat1891-02
- Tag1891-02-21
- Monat1891-02
- Jahr1891
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 21.02.1891
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H StaKpunkt« de» Vorsitzenden. Man solle ei vrr Donkbarleit bewahren. andernsenS aber nicht fallen lassen. A hr. v. Tbüngen Ros einerseits das Gefühl auch daS Vertrauen , , sbach verglich uniee lau'em Beifall die städtischen Sckieier. welche lm alle» Rom eine Schutzgcietzacbung für die Bauern vechiiidert hällrn, mit Eugen Richter, die römstchen Ladisundienbesitzer mit den„NolhlchildS und Blelchrö ers" und bat. kür das.Heii»stäiten'kcht eiiijiitrrlen. Nach eintm Schlußwort deö Kaiiimrrheml van Riepeiihauicn und rinem Relun ö des Vvrsltzeiiden Herrn v Plötz wurde die gestern mitge- theilte Neivlntiv» einslimmia angeiioinmen und sodann dieGeueral- versamnilung mit einei» Hoch ans de» Kaiser geschlvssen. Eine in Berlin abgehaltcne. von meiireren Lausenden auS ollen Stünden besuchte Volksversammlung nahm fast einstimmig «ine von Dr. Engel beantragte Resolution an. welche sich für die Einführung des Zvnentariss. Beseitigung der 4 Wagenklasse und gegen neuerliche Reforinvläne der preußische» Siaaisbahncn a»s- spricht. Der Borstood des Vereins .Zonentarif' wird beauftragt, dein Bnndesrnthe, den, Reichstage, dem preußischen Ministerium, dem Lniidwac. dem Landes-Estenbahi,rache mrd den Bezirks- Eisendahnrüiyen diele Resolution milz»tbeilen. Von den PaHngieren der „Augusta Viktoria" ist ein Wagen mit lech» Passagieren aus der Palzhöbe des Libanon eingeichneit und konnte, trotz aller Bemühungen. -Hilfe zu leisten, nict» erreicht weiden Die Pnssngieie sind die Hamburger Herren Bruder Hem- vcl. Saab und der Sveiialberickfterstaiter des .Hamb. Eorresp." Beiiralb, scruer Herr EtatSralh Kier aus Aalvorg und Herr Robert Lange a»S Kiel. Das Weller ist sehr schlecht. Neuere Nachrich ten deiagrn. daß die Herren t» Schotia (Libanon) eingeichneit, aber lämmilich wohlans sind. Die „Angusta Viktoria" setzt ihre Fahrt iort und zwar direkt »och Konslaiilinovel. In einem Vertchte aus Sansibar hatte» die„Times" einen Deutichcn, Namens 3i. Raddatz beschuldigt, eine Suoheli-Sklaviu in brulaicr Weise ermordet zu habe». Selbstverständlich batte der Äocrewvndent deö Londoner Blattes, der ja bekanntlich die Deuticliendetze ganz im Sinne seiner Auftraggeber gewerbsmäßig betreibt, ein erdrückendes Beweismaterrul zusammrngelragen. Au« eine Anfrage des Vaters des Betchu dtgte» hat nun das deutsche Konsulat in Sansibar erklärt, daß Herr R. Raddatz an dem vor- gekommcnen Morde vollsläadig unschuldig ist. Infolge des Zusammenbruchs mehicrer Pfeiler aus der Mvs- lowitz-Grnbe wuidc» 7 Bergleute vmchüttct. Nach rastloser An strengung wurde» 4 nls L-ichcii. L als schiorr Verletzte hervorgczoge». lieber den Selbstmord des Beiliucr Bildhauers Protz Lürssc» und den tragische» Tod seiner Gattin werde» folgende Einzelheiten bekannt: Pros. Liirsscn hat die Pistole in einem Anfälle von Schwermutb aus sich abgedrücki, und zwar in dem Atelier, welches sich in seinem eigenen. Kurfüislenslraße, bclegenen Hauie befindet. Er unterließ am Mittwoch Nnchiuiltag seinen gewöhnlichen Spazier gang und hat zwischen 5» und 0 Uhr, als seine Frau aus kürzere Zeit die Wohnung verlassen batte, die nnsrlige Thal mit einer Luftpistole von ganz kleinem Kaliber ausgesührt, indem er sich die Kugel in die linke Schläfe jagte. Ter Knall war ein ganz schwacher, und daS in der Wohnung anwesende Tieiistmädchen hat das Ge räusch nicht einmal als den Knall eines Pistolenschusses erkannt, sondern geglaubt, die messingene Klappe des B>icskasle»s an der Enlreethür lei von dein Biieflroger zngeschlngen wvrven. In Folge dcsse» Halle das Mädchen von dem inzwischen clnaclrcienen Tode ihres Dienstherr» keine Ahnung, und Fra» Lüissen hat de» Tod ih>es Gatten durch eiacne Wahrnehinnng criahren. als sie, von ihrem Ausgang znrückgc kehrt, das Atilier beirat und hier die Leiche des Galten blntüberströml am Bode» liegen sah Ohn mächtig stürzte die unglückliche Frau an der Leiche ihres Mannes niever. Ter unterdessen hinzuaelominene einzige Sohn, ein junger Apotheker von l!1 Jahre». holte den im Hause wohnende» Pros. Grumach, und dieser brachte Frau Lürssen wieder zur Besinnung, Veischried ihr auch noch einige Medikamente. Frau Liirssei, war unirösilich. sie besprach noch klagend niil ihrem Sohne das tragische Ende des Gatten, nach ciniger Zeit bemächtigte sich ihrer aber von Ne»em eine unbcschicibliche Auslegung, sie verfiel in heftige Herzkränipie. und ein Herstchlag machte nach etwa zwei Stunden auch ihrem Leben ein Ende. Oesterreich. Das offiziöse „Fremdenblatt" brinat anläßlich des Besuches deö Erchcrzogs Franz Ferdinand von Ocnericich- Este in Petersburg einen Artikel, in welchem es heißt, der glänzende herzliche Emvsang des Erzherzogs nin rnisischen Hose habe »ich« nur Oesterreich-Ungarn freudig berührt, sondern sicherlich überall, wo nian friedliche Svmptome willkommen heiße, den beste» Ein druck hervorgerusen. Ter Koster Alexander und die kastcrstche Fa milie hätte» den Gast i» einer Weise anjgenommen, d>e deutlich ge-eigt habe, welches Freiindlchaftsverhästniß zwischen den beiden Höfe» herrsche, und die diesem Verhältnis; gewiß eine noch erhöhte Wärme zn verleihen geeignet sei. Die Shmvalbie der höchste» Peüönlichkeiten beider Reiche zäble zn de» festesten Bürgschaften des Friedens. Acckt Recht habe die öffentliche Meinung den Be such des Erzherzogs und die Ausnahme desselben seiiens des mäch tigen und sriedli-bende» russischen Heirschers als ein Ereignis; be zeichnet, das für die gegenwärtige Lage im hossnmigsvollstcn Sinne kennzeichnend sei und wiedernm ihre ersienlicben Etcniciue vermehre In Wien trat der Führer der de»»ch-nalionalen Antisemiten, Schoenerer, zum ersten Mal seit der Verbüßung seiner Kerkcrstr>ste in einer öffentlichen Veisciminlnng. bejabclt von seinen Anhängern, aus Schoenerer ventttheiltc alle anlisemitischen Richtungen, au-S- aenomnien die dcukich-iicniongle. Gegen den Schluß der Ver sammlung fand ein Zusammenstoß mii christlich-sozialen Antisemiten stati, deren iUedncr ans dem Saale entfernt wurde. Frankreich. Die Kaiserin Friedrich wurde bei ihrer Ankunsi in Paris sowohl von dem deuiichen. wie de», englischen Bot- schasispersonal begrüßt. Einige hundert Nengierige hatten sic zum 7 Ubr-Zuge erwartet. Znsäll'g traf mit diesem Zuge die frühere Kaiserin Engeiiie ein, die einige» Gassenjunge» Anlaß gab. ein rohes Geiohl aiijnsiimine». Die Polizei jagte das Gesindel sos >rt auseinander. Die Pariser Blätter widmen der Kaiserin Friedrich achtungsvolle Artikel und sehen in ihrem Besuch ein erfreuliches Zeichen der Besserung der deutich-sranzösischen Beziehungen. — Die Kaiserin iah lehr wohl anS, sie dankte den »chlnngsvvllc» Grüßen der Menge und begrüßte den Grafen und die Gräfin Münster, sowie niidcrc ihr bekannte Persönlichkeiten ans's Leut seligste. Die Kaiserin, Prinzessin Margarethe, Giäfi» Perponcher, Gras Seckendorfs und das übrige Gefolge fuhren ohne Zwischenfall nach der deutschen Botschaft. Die Kai'eiin Friedrich gedenkt beim Botschafter und der Gräfin Moric Münster, mit welcher sic seit Langem intime Freundichastsbeziehunge» unterhält, ungcsähr 8 Tage zum Besuche zu verweilen. Donnerstag Vormittag begab sich die Kaiserin um ll Ukr zu Fuß. bräteltet vom Graicn Münster und Herrn von Seckendorfs, nach dem Panorama des litz Jnhr- bunderts im Tuilleriengarien, von da nach der Ausstellung des Cercle de l'Union Arlistigiic. Sie verweilte hier insbesondere längere Zeit vor einem Gemälde des Schlachten,»oleiS Tetaille, welches einen Hnsarennngrifs aus dem Jahre 1807 darstellt. Ter Minister des Auswärtigen. Ribot, der Chcs des Militärslaitcs des Präsidenten Earnot. General Brugere. und zahlreiche Mirglieder des diplomatischen Eorps schrieben sich ans der deutschen Botschaft «in. Um l Uhr begab sich die Piiincssin Margarethe im ofsoocn Wagen, welchen sie selbst lenkte, in Begleitung des Gra>e» Münsle, in den „Jardin d'Acelimatiiution". In einem offenen Landauer folgte die Kaiserin Friedrich mit der Coin'csse Münster und der Gräfin Perponchei, m einem dritten Wagen Gras Scckcndviss und Legasionsrnth Schoen. Während die Prinzessin eingehend den Thiergarten besichtigte, machte die Kaiserin einen längeren Spa ziergang durch das Wäldchen vo» Bvulogne. Vor dem Diner pro- meiurtc die Kaiserin ans de» Boulevards. An demselben nahm das gcsanimtc Personal der deutsche» Botschaft Theil. Freitag emvsängt die Kaiserin den cogsischcn Botschafter Lylton, dessen Gemnhlin und doS Boti'chaflcrpcrivnal. Zun« sechsten Male seit vier Jahren hat die französische Abge ordnetenkammer daS Gesetz über die Fnbrikarbcit von Kindern. Flauen und minderjähiige» Mädchen durchbcrnihen, und zwar unter großer E>regung aus Seilen der Feinde des Arbeilerschutzes, wie seiner Freunde. Kinn bängt daS Zustandekommen des Gesetzes noch vom Senate ab, welcher iadcß anacsichts der überwältigenden Ma jorität. die sich in der Abgeordnetenkammer dafür ausgesprochen, seine Zustimmung tuam versagen wird. Das Gesetz, wie cs auS der Abgeordnetenkammer becvorgegangen. uniersaat die Nachtarbeit der Frauen, Mädchen und Kinder, cS letzt die Arbeitszeit diese« drei Kategorien aus zehn Stunden fett und vidnel einenRuhetag tnder "stoche an. Ter Pariser „Expreß Flnance" schreibt: Gestern schon sagten Wir, daß es das große Unglück Frankiei-tiS sei, Drntschlaiid durch «ln Prisma zn scheu, das nns »»wissende Schriftsteller und eifer süchtige Schwärmer vor die Augen gehalten haben. Dentschlond, das ein einzige» Mal seit 18lö — denn damals war eS nicht allein — unsere Kriegsmacht überwunden bat. brauchte deshalb doch wirklich nicht von unserem Schmähschretden mit den Verbrechen der gestimm ten Menschheit beladen zu werben. Historisch schulden wlr ihm nicht». Die Verwüstung der Pfalz hat viel früher stattgesunden. als der (angebliche) „Pendulen-Export" In den Jahren 1870/73. Wäre cS deshalb nicht Zeit, sich zu einer richtigeren Auffassung der Europäischen Völkerkunde zu bekehren? Deutschland war früher unser Bundesgenosse und der Anfang seiner Geschichte fällt mit der »nierige» zusammen. Seine Eiviliialion. seine Sitten, seine ver schiedenen Religionen bilden ein soziales — und sozinlisliiches — Ganzes, wie es ebenso bei uns besteht. Wer oder was könnte uns also dtndein. aus neuen Grundlagen die duich eine Niederlage zer störten Beziehungen wieder ausznnehmen, die »ns leider de» Ver lust einer Provinz brachten, deren irnuriaes Andenken aber viel weniger von einem vernünsligen Patriotismus lebendig erholten wiid olS von Denen, die i» seiner Ausbeutung ihre Eitelkeit und ihren Egoismus fördern wollen. Wir wollen nicht mehr sogen. Der Gegenstand ist auch zu traurig, und wenn wlr noch weiter ginge», könnten wir ehrliche lieber,eugimgen verletze», aus welche die Zeit nach nicht gewirkt hat. Aber eine» Punkt wolle» wir doch ganz besonders hervorhcben: Wenn man uns eine Provinz entriß, wenn wir 5 Milliarden sur den Frieden bezahlen mutzten, so haben wir noch viel mehr verlor, n durch unsere kriegerische Haltung, durch daS Jagen nach der Revanche, während Enaland daraus seinen Vortheil gezogen und »»s a» ollen Punkten der Erde gcdemüthigt Hut. Das sollten wir nicht vergehen! Ter Bstchos Freppel, ein Mitglied der monarchischen Partei in Frankreich, hatte in voriger Woche eine Reise noch Rom »nter- nonimkn, um dem Papste die Einwendungen eines Tbeiles der fcciiizösischen Katholiken gegen den Anschlntz an die Republik »u >it>ecmillelir. Er ist mit den Versuchen, den Papst unizustimmen. gescheitert. Der Papst erklärte ihm in der Adschiedsandieiiz, Niemand sei Io wie er selbst in der Lage, zu wissen, was der Kirche fromme. Tie Kirche habe i» Frankleich wie überall die bestehende regelrechte Negierung anzu-,kennen. und sic dürie ihre Geschicke nicht mit denen einer pvlstischen Partei verkmivscn. Daran habe Bischof Freppel und das französischc Episkopal lestzuhalten. All' die verw .eiieo, Nachrichten der jüngste» Zeit über ein an gebliches strafrechtliches Borgehe» geaen den Fürsten Bismarck er fülle» die französische Presse mit lebhafter Sehnsucht nach einem Bismarck-Prozeß. So rast XIX. Swcle ans: .Der Vismaick- Prozeß! Das Work allein läßt Einem das Wasser im Munde zn- sgmincnlausen. Welch' ein Ende nach dieser langen Lausbah»! W<-lch eine Rache! Und, ach, mir all' zu platonisch für alle die Lvter dicic-S fürchterlichen Staatsmannes! Doch, es wäre wenig stens ein schönes Schauspiel, dieien schrecklichen nnd dcsvoliichen Minister ans der Anklagebank Platz nehmen zn sehen . . ." AnS Newport wi-d gemeldet, daß dort der ans Paris flüchtige Bankier Beraean (Macc) verhaftet worden sei. Bcrnean halte einer Vorstellung von „Klcovatia" mit Sarah Bernhard bei- gcwohnl. ein Schauspieler hätte ihn erkannt und scstgehalten. Verschiedene Pariser Blatter melden, daß während der Loos- ziehnog der Militcupflichligen in St. Tcnis etwa 20 in einem Easvhanie verinminelic A»a,chcsten austühreiische Rufe ansstietzen, «öle: „Nieder mit dem Vateilanbe!" „Nieder mit den Soldaten!" Ein Anarchist gab auf den Polucikonnmssar, welcher den Demon stranten verhaften wollte, Nevvlocrjchüssc ab, ohne ihn jedoch zn verwunden. Italien. Nicotera, der neue Minister des Innern, richtete ein Rundschreiben an die Telegraphenverwaltcingen, in welchem de» letztere» onsgetragcn wird, alle Zcftungsdevcichen ohne jede Ceninr possire» zn lassen. Ter Ausweg,ingshcschl gegen mehrere Zeilnngs Evrrespondcnlen wird zurnckgenommcn. Bclaicn. Die sen'glioncllcn, mit großer Vorsicht aiiszuneh- menden Mittbeilungcn der „Pariser Post" über de» Tod des Prin zen Balduin lauten also: „Prniz Balduin hatte ei» Liebcsverhält- niß mit einer Sängerin des ThoLirc de la Monnaie in Brüssel. Frau Libhl Saneeiivn, deren ofienkundiger Herr und Gebieter der Fürst de L. . . war. Der König, welcher für seinen Neffen ernstliche Besorgnisse wegen dieses Verhältnisses hegte, wollte ihn z»in Major ernennen und nach Antwerpen schicken. Prinz Balduin lehnle dan- keno ab. begab sich abc« »ach Antwerpen, um dem dortigen Gon- vcitteur. der schon seine Gemächer Halle hcirichten lassen, einen Höflichkeitsbesuch abznstalten. Nach Brüssel zurückgekehil, fubr er sogleich »ach dem Holet de Suode, wo Frau Sandcison ihn er wartete. DaS Paar war schon eine Weile zusammen, als Fürst von L. mit einem Revolver in der Hand hereinslürzlc und ani Arm- sängc dem Prinzen eine Kugel in die Lenden jagte (baher die von de» Acrzten kvnn>il»Ic innere Blutung). Ter Verwundete zog sich rasch zurück, verlehlle eine Stufe der Treppe, fiel in das erste Stock werk hinunter nnd wurde von den erschrockenen Dienern mit einem Beinbrüche cilisgeboben Alle Welt lict «» dem Gastbosc durchein ander. schrie und erzählte laut das Geschehene. Erst nachträglich winde Schivcizcn cmhefvhleii, aber eS wor zu spät, schon zu viele Personen kaiwren das Gcheinmitz. Der Graf b'Oollremvm, Gwß- mar-chall des Königliche» Palastes, der in oller Eile herbeigeruicii wurde, fuhr mit dem Prinzen nach dem Polaste des Grasen von Flandern, wo er noch im Laufe deS AvendS seinen Win de» erlag. Sogleich wurde» die Ehcficdakleure aller Brüsseler Blätter nach dem Palast bkschicden nnd gebeten, das VocnesaUene zu verschwei gen. Ein einziger wurde übergangen, der Ebesredokleur des „Pcnplc", weicher den »arbnen Tag nicht schwieg. Ran erging die Alifsoidc- rniicz auch an ihn und er berichligic das Gesagte, fügte aber hinzu, er sei es seine» Lc'ern schuldig, zu behaupten. Prinz Balduin sei keine» natürlichen Tcwcs gestorben. Frau Taiiderscm war unver züglich »ach Paris lpedirt wocde». Einige Tage später wurde man die üble Wirkung gewahr nnd ließ sie wieder nach Müsse! kommen, nin die „Lakme" z» singen Sic gehorchte, war ober, wie begreif lich, nicht im Besitz ihrer gewöhnlichen Mittel. Mehrere Personen in Brüssel kenne» d«e Nniinner des Fiakers, in dem G-as b'O>«!>re- niont den lungen Prinzen sterbend seinen Ellern heimbrachie, und der Roma» mit seinem schnierzlimcn Ausgang gebt von Mund ,n Mund. Noch den Bcilrele«» derPresse waren auch alle in Brüssel garnisonirenden Omzierc vcnaniinelt und ersucdl wurden, die Wabr» beit geheim zu halten, ja vorkoinniendc» Falls entschieden in Ab rede zu stelle»." England. Auch nach England ist das von deutschen Blättern ausgehinchte Gerücht gedrungen, die deutsche Regieiung degbückstige gegen de» Fürsten Bismarck einen StriatSvrozcß einzuleilc», nnd io bcichäsligien sich denn auch die heuligen Zeitungen icbo» damit. Tack» Telegraph verlacht dielen Gedanke», aus ge>ick>tlichem Wege gegen den grvßlen Mann der Zeit, den Baumeister der deutschen Einheit, vorzagehe». Selbst der geschickteste und der kriechendste Staatsanwalt könne aus Bismarck s gelegentlichen Äcußcrliiigrn einen Hoch- oder Landesverrnth nicht konstriiiren. Die Times hall gleichfalls eine» Siantsprozek für unmöglich, ennalmt ober Bis marck, statt des chroiiischrn Zeitungskrieges gegen den Kaiser ein ReichstagSmandai zu erwerben und eine parlamentuuiche Opposition in Sxene zu setzen. DaS Ärwissen der Gladstonianrr hat offenbar in Ebcbruch- sachen dovvcltc Buchsührnng: denn, obgleich sie ciuqcnblicklich Pgruell wegen eines ciasachen Ehebruchs politisch bohcoitirt haben, suchen sie aus der anderen Seite Sir Charles Dille, trotz seines bekannten koinplizirlen Ehebruchs, iweder üi's Packtische Leben hin- eliiiuziebcn; er soll in Forest os Lean als Gegenkandidat ausge stellt werden. Eine Untersuchung der Logbücher der Schisse des Londoner Hofins der wegen des letzte» Fraucnmordcs als verdächtig ein- gczvgciien Schisssbeizer zeigt, daß Saddlcr zur Zeit von vier der bekannten Mnrdlhatcn von London abwesend war, daß also die Theorie eines einzige» Mörders, falls Sandler wirklich den letzten Mord begangen hoben sollte, nillinllbar sti» würde. Russland. Es besteht die Absicht. Rejenigcn vormals indische» Anwälte, welche Christen geworden sind in ihren Rechst» den christlichen Genossen erst dann gleichzunellen, wenn seit dein Glaubcnswecklel drei Jahre verfioss>n find. Bekanntlich Gaten viele jüdische Advokaten zum Ciirislenthlini über, als die Maß regelungen ihres Glaubens wegen aiidanertcn. Ter neue Pion will die Zahl der jüdischen Anwälte »och mehr vermindcin. Amerika. Das Leichenbegängniß des Generals Sherman in Newuork fand unter außerordentlicher Beiheiligung der aesainmlen Bevölkerung statt. Gegen 20.(00 Soloaten waren zii der Traucneicr aufgeboien. Ein imposanter Leichcnzng. tn welchem neben dein Prä sidenten Harriso» die vormaligen Präsidenten HayeS und Clcvcland schritten, geteilele den Sarg vom Wvbnhause des verstorbenen Ge nerals nach dem Bahnhofe, von wo derselbe nach St. Louis zur Beeidigung übeisührt wild. Alle Geschäfte waren Nachmiltags acichlossen. In den Straßen, durch welche der Zug sich bewegte, hatte» sich H»nde>ttau!e»de von Menschen angcsainmclt. In einem Cisenbohiuvngcn zwischen St. Louis und Litteroch (Nordamerika) spiclre sich eine mrikwürdigr Tragödie ab. Als der Zag die Station Baldknob in Arkansas verließ, se»e>te rin Passa gier plötzlich eine» Revolver ans den eben eingeslleaenen Newyorker Handlungsreiscndcn Isidor Mener ab. Der Scguß tödtcle den Reisenden sofort. Der Konduklcur zog daS Glockcnsignai, um den Zug anznbolten, alS der Mörder auch ihn todtlchoß. Die Pafso- giere fluchteten aus dem Waggon, aber einige nahmen de» Doppel Mörder lest, der sich als ein «einen Wärtern entsprungener Irrsin niger entpuppte. Kunst uud rStilkiitchgst. k Die Generaldireklivn des König!. Hoilheatrcs lgtzi uns nachstehende Mstlheiluiig zugehen: „Tce i» der »einigen trlliichc» Bk>vrcchli»a der PcnSc.cign>'ichen „Siciliamichen Banernrhre" ent hallene Millheilang, daß mil Frl. Bknilen eia neue, Conlrall. den man als „lebenslängliches Engagement" zn betrachte» habe, abgeschlossen worden lei. in voilänsig noch als irhr vc runhl »uszu fassen. Eine weitere Bemcrlnng ui demselben lulnchen ilieseral dürste gleichzeitig hiermit eine berichtigende Auslegung ersahre» Der Austritt de« Lola ist nur »in deswillen von d'nach t-o» transvonirl worden, well die>e Tvnact sür die begleilendc Harfe sich ganz vorzügt rh eig»«".^ und wen» diese Tr«,iiSvosilion sg> Fra» Schuch-Lola von Borlhcck ist, io hohen Sanlnzza-Tunüdu Mcilten-AntbeS) um so weniaer dmnmer zn leide», als nach dem Abgänge Lola's die Transvosiiion eben nicht iortgelülirl wird, wie es in dem Referate beißt, jondern vie O>ig»ial-Tvnn>t ivieder an die Stelle teilt. Ini Anslrag der Generaldirelliun. Der König! Inlendanzrcth." — Hierzu ist zii bcinciten: Wenn die Königl Gciicraldileklion der Ansicht ist, daß die G-oc-ckor Tonart sich sür die begleitende Harfcnstlmmc besser eigene, als die I'-ciur-Tonarl. so kan» von sachinännischcr Seile mit demselben Rechte die -An- »ahme sestnehalicn weiden, daß die Lransvosiiiou um eine» halben Ton (von w noch Oos), hier speziell der Lola Besetzung, von wesent lich st'.mmlichem Vorlbcilc wird. Warm», lömile man mit gleichen' Rechte sragc». transvonict man in anoeren Over» von Berdi bis Wagner und Goldmark rc. nicht, wo die Haise doch ojt ur Ton arten zu soieleii genölhigt ist. die sich dem Harfen-Shstrm viel wiverstrebender enlgegemiellen, als dce l'-üur Tonaii, die nament sich iür >v einsachc Akkorde, wie hier in der Lola-Szene. gar nicht in Betracht kommt, um io weniger, als die ganze Begleitung sich vorzugsweise aus de» Drciklang und aus die Obre- und Unter- Dominantc beschränkt? In dem Berichte vo» gestern ist übrigens nicht gesaut woiden. daß infolge dieser Trcinsvosilic'n die Parcke» Santnzza-Tiiiidv» „zu leiden" haben. Es beißt in dem Berichte wörOich: „Dieser Vortheil des Emen schein! aber ein W e ir i g der Nachtheil der Andccn zn werden" re. Die in Frage stehende Transpoiitivn erstreckt sich ferner tcineswegs einzig und allein — wie in oiüger Zuschrift gesagt ist — am den A»sl>ill der Lola. Die Tranoposmon beuinm bereits 20 Takte vorher, und noch da,» an cincr Stelle, wo Tmiddn sowohl wie Santuzza immer in hoher Lage <l>is zum hohen .X) und nnler dcin Forttinmo eine, Icidenschnilliche» Orchesleibegleiiung zu singe» haben. Ferner ist die Tralisvosilioii in der ganze» Szene der Lola (also nicht etwa bloswährend de? Auslrillssiedes) sorigeführk. und Alles, was Saiilnzza und Tunddn während dieser Szene zn singen haben, umerliegt der Traiispoiilion ebensalis. Etwa 8 oder !t Takle nach dem Abgänge Lola S lrilr die Original-Tonart aus einem vermi»denen Dreiilang in einem folgenden verminderten Seplimen-Atkorde (Allegro) wieder ei» Man wird also unschwer erkennen, daß die Geiangsvarlicii von Sanluzzu und Turiddn durch irne Lransposilion der Lvla-Partie nicht iinwesrnilich beeigslntzl sind. — Im Ucbrigcn mag sich nach dieser streng sachlichen Darlegung jeder Leier ein eigenes Unlust bilde», ob dem Unlergeillmeten in seiner Be merkung ein Jrrthum nachzuwciien ist oder nicht. Herrmaun Starckc. -s Frl. Clotilde Klccbcrg crsreute und entzückte vor gestern mit emcin E>avier-Abciide zwar imr eine» wenig zahlreich erschienenen, dafür aber um so gewählteren Hörcrkrers, wie ihn nicht jede Pianistin anznzichc» Pflegt. Wenn bei irgend einem Eoncert-Anlaß und noch dazu für ClaviervortragS-Zwecke die Spitze» der Lehrerschaft deS König!. Comcrvakoriums uud die her vorragenden Vertreter unsc-er hiesigen nmsikalischc» Welt aus der Bildsiäche erscheinen, so geschieht dies gewöhnlich weniger aus ge sellschaftliche» Gründen a!S ans künssierucher Würdigung. Fr.'. Eivtilde Kleeberg zählt z» den wenigen Pianistimien, die eine solche Aufmerksamkeit und Auszeichnung erfahren. Wohl ist sie hier zu DrcSdeu iuncihalh der letztrn drei Jahre ein Dutzend Mal ausge treten, nm sich in allen Genre» der Elovier-Lilteralur zu produ- cireii, das Interesse für ihre autzergewöhullchc Künsllcrichnit ist sür die maßgebenden Kreise unserer Musckwclt aber dennoch immer dasselbe lebhafte geblieben, und wie bei ihrem ersten Erscheinen, io hört man sie auch heute noch mit gleichem Nutzen nnd Ver gnügen. Ihr vorgestriges Programm steifte sich aus einem reizen den Rondo m F-icia» von Mozart, den Schumami'ichcn „Kiuoer- iccnen", der I'-inoil-Pliaulaste von Chopin. Variationen ilver ein Thema dkr„Ervica" von Beethoven und einigen Blnclkcn moderner Compvnistcn zniammcii. Für viele Hörer neu oder weniger bekannt dürste der Vmtrng eines ^ncianlo und ftrostci aoitato llt-mali) von Mendclsiolin geweie» >ein. ßtc'an hak dieses Werk vielleicht mit Unrecht dem Nachlasse des Meisters entnommen, der bei Lebzeiten nichts von dessen Veröffentlichung wißen ivelfte. Das Ifte^to ist nämlich in einer Eigemirk abgeiaßt, mit welcher Mendclsiohn das cigenlhümliche Idiom einer Nation nnsdrnckt, die früher einmal die teme war. Hört man dem merkwürdigen Gemurmel animerliain zu. so gloubt man sich imiiiftcii einer Betichnle - die Ecneu bc- hauvlc», der Meister habe mit diesem sonderbaren ftre^to-Satze einen „Witz" machen wolle», die Anderen sagen, er babe hier natürlich einpsunden. Die .Hochachtung für daS Genie Mciidcls- sobn'S verbietet ivwahl die eine wie die andere Annahme, und es bleibt nur z» bedauern, daß man den Willen des Meisters nicht relpeklirt und das Moiniilrstft dicsics Stückes dort gelassen bal. wo es zn bleiben bestimmt wor: in der Schublade des Schreibtisches. Ucbcr Frl. Elvside Kicebcrg'S Vorlrag selbst zn berichlen, tsl mil wenigen Zeilen erledigt. Wie in allen ihren früheren Eonccrlen dulchwehte auch diesmal ein echter nnd icftencr Reiz nnd Duft von Poesie und Anmnlh ihr Spie!, und Alles, was sic bol. trug den Stempel auserlesener nnd wahrer Kü.iillerlchnft. Mag sie Wielen, was sie will, sie inlercssirl und fesselt in Allein. Selbst redend zeichnete man Frl. Klccbcrg mit »Uen Ehren ans, die ihr apacies und bewunderungswürdiges Talent in reichem Maße ve,diente. U. Kl. s- Tic Königl. Hofover wiederholt heute Mascaani's „S iz i- lIanische Bauer »ehr e" und das Kvllcr'lche Bullet: „Der Kinder Weihnachtslranm". .ß Das Königl. Schauspiel bringt heute das Gölhe'ichc Trauer spiel „Eiavigo" nnd die „Gc'chwister". beide Werke nencinstudrrt. V Das Königl. Schauchiel stellt sür Aniang Bc'arz eine Wieder holung der Grillpnrzer'ichen Trilogie „Das gold c» e Vlte ß" in Aussicht. Ungesahr m dieselbe Zeit dürste die erste Aufführung der Einakter: „ftmt, teechnm", „In Stnrin nnd Nvlh", „Quiiftus Horalius FlaccuS" an einem Abende erfolgen. V Vesper in der Krcnzkircbe, heute Nachm. 2 U.h> l) Fantasie nnd Fuge für Otgel von I. V Mltller. 2) Kommci her zu mir Alle, die ihr imilffrsig und belade» seid", Motette (c>I>. 4(>. Nr. I, z. e. M.) von Alb. Becker, st) Ivo veiui» eaipu-.". Ülcie von Stradella, gesungen von Mrs. Anciic Bacd, Cambridge. 4) „0 cinleissimo Domino ckcrm tckiriüto", innsn. Motette von Riwstdo dcl Mel (nm >075). 5) „Ipmm Dm" onS der lk-moli-Mcssc von Ioh. Seb. Bach, gesungen von Mrs. A. Bard. 's Das Iienkige Cittsonie-Eviiccrt der G c wc r b e h a us- ka pelle bringt an hervorragenden Werten die Mililär-Lmtonic von Hahd», Faan- und Nw»pken-T»nz ans dcni Äolsgang Kirchbach'sche» Bühiiemnärchen . „Tie letzten Meirichen" von Eurtr (ziiiil 1. Aiale), die Ouvertüre zn „Run Blas", Eoneertorwerturc vo» Merkel (z»m 1. Male), Damo rnaealiro von Saint-Saöns. Kaiicrmarlch vo» Wagner, die Spobr iche Gesirugsieciie rc. s- In leiiiein heut gc» Sinfonie Euiceerl irn Ge werbe Hause wird -Herr Musikdirektor Treuster n. A. auch eine Proiic aus Franz Enrii'S Musik zn Kiichbach's „Lctzierr Menschen" neben, cm Ballet der Fannc, das eine» lehr originellen Ebarakier tragen soll. Ein zelne Ehornnnmiern aus dem gleichen Werte, welche am Mrtlwoch aus dem StisliuigSscste des „EborgeiarigyelcinS der Marlin Luther- Kirche" im Schlllerschlößchen. vorlanstg ohne Orchester, unter Leit ung deS Herrn Kanlors Römbild tresillci, zur Ausführung gelangten. Halen rauschenden Bestall erziel! nnd durch ihrrn cigenarl'gcri Eho raktcr eine» höchst eigcnthüinliche» Effekt geinachl. Auch diese wer den demnächst sür das größere Publikani mir Orchester zur Vorfüh rung gelangen. -s- Nachdem Herr Dr. Kienzl, der Comvonist der „Urvasi", seine Stellung als erster Kapellmeister des Hamdnrger SlndlthcatcrS wieder ntcdergclcgk hat. ist Dr Muck v'in Tciiti.hen Landcs- ihcnter in Prag mstgefordert lvoideil, die Leitung der Hamburger Over zu übernehmen. -s Jean Louis Nicodk Ist von Prof. Tr. Wnllner eingclaven worden, im nächsten Kölner Gürzeiiich-Eoncert (September) seine Sinfonie-Ode „Das Meer" zn diriglrcn. Ter Chor Ist zu» Zwecke dieser Aufführung aus 300 Sänger, das Orchester ans 100 Musiker verstärkt worden. Nr. SS. Seile S. Ml» Sonnabend. 21. Februar 18S1
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