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Dresdner Nachrichten : 03.06.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-06-03
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189706037
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18970603
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18970603
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1897
- Monat1897-06
- Tag1897-06-03
- Monat1897-06
- Jahr1897
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 03.06.1897
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» vielleicht Mittheilunaen, die er dek Mllmer'schm «tvommen, nilt Angaben oeS Angeklagten v. Taulck habe. Zeuge: Nach meinem besten Wmen muß tä hmirtz. daß die Notiz, nach welcher Ackert im A empfangen werde, lediglich auf Milthellung de» zurückzutüdren ist. Die .Kons. Korr." schreibt, d Genossen ist auch Herr Bebel In dem Prozeß gegen v. Tausch «,r> Genvurn «n auch Herr Bebel als Zeuge vernommen worden. Schwergewicht der Bebel'schen Vernehmung lag in der lebten Hinge de» Herrn Oberstaatsanwalt», ob er persönlich bestimmte Tdatiachen dasiir kenne, wer Herrn v. Lausch'» Hintermann oder wer Herrn Schumann'« Informator gewesen sei. Herr Bebel ant wortete mit .Nein". Ta« ist ein verblüffendes Zcugnlß für die Unzuverlässigkeit der Bchaupluimen de» .Genossen" Bebel, die diesem der Zeuge Bebel ansgestcllt hat. Wie erinnerlich ist. Lat der sozialdemokratische Führer in einer Berliner Beriammlung be hauptet. er kenne die „Hintermänner" de« Herrn v. Taulch. die selben bestände» ans einer .Dreiheit", und im .Vorwärts" konnte man am 9. Februar lesen: „Herr v. Marschall wußte, wer hinter dem Gesindel stand, das er vor die Schranken des Gerichts zog; und er wußte auch, daß er die richtigen Hintermänner nicht vor die Schlanken de« Gericht« ziehen konnte. Nun hätte io Zeuge Bebel die beste Gelegenheit gehabt, seine .Hintermänner^ vor die gerichtliche» Schranken zu ziehen; allein er mußte — weil er vmer Eid stand — zngeben. daß ec wieder einmal nach seiner be kannten Methode Dinge behouplet halte, für deren Nichtigkeit er naht im Stande ist, irgend eine Thatiachc an,„geben. .Genosse" Bebel bat also auch ans diesem Gebiete bewußtermaßen die Un» Wahrheit gesprochen. Wir steilen das biermit ausorücklich fest, nckt. weil wir hoffen, daß die jetzt vielfach aktenmäßia lonstalirte Unzuverlässigkeit Bcbel'schec Denunziationen aus die Sozial demokratie irgend einen Eindruck mache» wird, sondern um den optimistischen Bcurtheitecn der Sozialdemokratie wieder einmal ein Beispiel dasür ,n bieten, daß man au! Behauvtungen und Ver sicherungen sozlaldeznokrnlischer Führer nichts Leben dgrs Die Freude der borsenlibecaien und sreisln-iigr» Presse über die Geneigtheit der ioiialdemokialischen Führer, die veriugbarcn Achriterbainillone z»r Tlieilnahmr an de» nächsten prenßstchen LandtagLwahIeii im Interesse radikaler Kandidaturen zu komman- dirin. scheint ein wenig versucht gewesen zu sein Denn nach den Auslassungen oes .Vorwärts" will sich die Sozialdemokraue nicht ol-.' bloße HilsStrnppe gebrauchen lassen, sie verlangt als „un erläßliche Voraussetzung den Aluchluß eines sormeUen Wahlbünd nisses, nlso die Anerkennung ihrer Äieichberechligniig und die Be willigung einer deslimmien Anzahl von Mandate». Schon früher ist der sozialdemokialischcn Partei, wie der „Vorwärts" mitrhcilt, ^ie Möglichkeit de« Eintritts in den preußischen Landtag erössnet worden, an der Nolhwendigkcit des Wahlbündnisses sei aber stets die Bethkillgung gescheitert." CS haben also zwischen Freisinn und Spzialdemokratte schon srichcr Verhandlungen in Bcursf der neußlichen LandtagSwahlen stattgesunden^ es bestehen ober be täubt» zwischen den beiden Parteien, die nch gelegentlich gegen- eitig ihre unüberwindliche Adneigung versichern, vertrauliche öeziehungen unter AnSichlnß der Qrsfenllichkeitt Sollte iür die nächsten preußilchen Laiidragswahten ein freisinnig - sozintvemo- kra ischcs Wahibündniß zu Srande kommen, io wird sich >a zeigen, bemerkt die „Kreuzztg.", ob die sreisinnigen Wahlinännec sich dazu berdrilisscn werden, auf das Kommando ihrer Führer sozial demokratische Abgeordnete zu wählen. Unter der Ueberschrijr „Ein schneller Krach" schreibt angesichts des drohenden Zusammenbruchs der Naumann'Ichen „Zerr" das Etöcker'iche .Volk" : Wer auch nur über einige Erfahrung im ZeikuiigSwisen verfügt, der weih, daß mit kümmerlichen Lammet- aroichrn eine große Tageszeitung nicht ausiech'. zu erhalten ist. Er wird daher wenig daraus ankuminen, ob Herr Naumann den schon verbretzelten Zchntausenden inner Freunde noch einige Üansendmorkicheine zum Orkus oachiondet oder nicht. Die Tage dcr .Zeit" sind gezahlt, und wir glauben nicht an eine Auf erstehung. Wenn wir kurz da« Ergebniß der nationaltozialen A>beil zusammensassen sollen, so meinen wir, kann ez kaum anders als dahin socmnlirt werden: der Verein hat schwerlich weder von rrchtS noch von links, weder Vv» den Keninvative», noch von Von Sozialdemokraten, auch nur einen einzigen Memchcn für die tzozialreiorm gewonnen, wohl aber viele dagegen aufgebracht und davon abgeschreckl. Zur Anaire des UniversitätSproscssors Dr. Isidor Rosenthal in Erlangen, dcr dieser Tage nach der Vivisektion eines aut ein Krem gespannten Frosches die gotteslästerische Bemerkung: .Dieser siroich ist an das Holz gebunden, wie Christus am Kreuze" ge macht hat. erhält die liberale „Augsburger Abendzeitung" eine Erklärung, unlerzeichnet von 30 Studirenden der Medizin an der Universitär Erlangen, welche zur Feststellung dcr Sachlage erwähnen, daß die dcliefscnoe Aeuherung Roseisthal's „vollständig obiettw" gehalten „und nach der übereinstimmenden Ansicht der Mchrznhl drr Hörer durchaus nicht den Zweck hatte, eine Religion oder rel gtöics Gestrhl zu verlegen." Danist wirb von den betreffenden Slusir nde» die Thatjache, daß Rvsenrhai obige geradezu »nguali- fijirbncc Äeußernng gethan, mir bestätigt; ob die Studirenden in ihrem religiösen Geiuhle sich verlegt sichten oder nicht, ist Neben sache Es handelt sich hier nicht bloß um eine direkte Beschnnps- vng des Ehristenthum«, sondern auch um eine Gotteslästerung. Tas Protest mtiscbe Decanut Erlangen hat denn auch Herrn Dr. Rmenihal, Mirglied der oorligen medizimschen Fakultät, vcl der Umveisitälsbehörde wegen Gotteslästerung angezergt. Hieraus haben Zeugenvernehmungen statt gefunden. und die Akten wurden dem b,n>.rächen Kultusminister vorgelegt. Gegen den Festjchwindel erläßr der Landrath des Landkreises Bochum, Herr Spudc, folgende peuchteiiewetthe Bekanntmachung: .Wicwohl ich s,ro» mehrfach össenlUch daraus hrngewieren habe, daß ich für zweitägige Fcsstichlestcn die Genehmigung stets vertagen werde, da die hierbei niiiiderbegüterten Klassen zngemuldeten A-rS- aabcn sich mit de» Klagen der tchtechlc» Löhne nicht in Elnklang bringen lnsseii. auch der Lergnügungstliev. sowie der Trunksucht nnbstchc Folgen dadurch in betta^eiisiverthem Äiaßc gesörderl werden. hören die bezüglichen, leider fast immer von interessirten Lchankwirthen ausgehenden Anträge nicht auf. Ich wende mich vunnichl an die Vorstände der Vereine mit der dringenden Auf forderung. den Umfang der Vercinsfette auf ein erträgliches Maß tu belchränken und zu diesem Zwecke, namentlich aus dem Ver dinge» der Festwirlhschafle», sowie dcr Earrousseis und Schau buden. keine Einniibmeguellen zu machen, auch Einladungen anderer Vereine beziehentlich deren Annahme zu unterlasse», dann werden die leidigen Festzelte verschwinden, deren Kosten nicht die alleinige Ursache mehrtägiger Festeslage bilden, und dann werden die im Rahmen des engeren Vereins adgebalrenen Feiern wieder zu einer Quelle reiner und maßvoller Botkssröulichkeit werden. Tie Ortsvolizei-Vehürden ersuche ich, aus alle Versuche, eintägige Festestetern durch Vorfeiern irgend einer Art in unzuläisiger Weste auszudchnen, ein wachsames Anqe zu haben und gegebenen Falls gegen die Festwirthe mit Sirasen und Anträgen aus Entziehung der Kvilzelsion wegen Förderung drr Löllerci vorzugrhen." In der Celluloidsadrik von Dr. HunaeuS in Linden bei Han nover brach Großscuer anS. das sich schnell verbreitete und in kurzer Zeit sechs große Arbeitssäte, säst dir ganze Fabrik mit Vor- rälhe», Maschinen rc zerstörte. " Aus Easlbvrne wird berichtet: Bei der Regatta siegte die Macht des drnischen Kaisers .Meteor" leicht und gewann den goldenen Pokal. AuS St. Goar und Qbcr-Wcsel wird gemeldet, daß dort Mit tags '/«12 Uhr ein ziemlich heftiger, von Norden nach Süden gehender Erdstoß verspür! wurde. Oesterreich. Im Avgcvrdnetenhanse kam es am Dienstag bei Veclening der Proteste gegen das Vorgehen der Vicepräsidenten wieder zu stürmischen Scene». Als dem Adg. Schönerer das Wort verweigert wurde, entstand heftiger Lärm. Schönerer rief: „Ich werde die Sitzung allein stören!" Wolf schrie: „Gottverfluchte Polakenwirthichast." Am schärfsten lautete die Erklärung der Sozialdemokraten: .Wir erklären dieses Präsidium dieser Majorität iür'wtirdig, dir die lorruptesten, mit Bnuernblut getränkten Wahl- chwindcleten dcr polnischen Schlachta gutgeheißen hat, die dann dreimal nach einander z» erklären wagte, daß diese Wabl- schwindrleien im schützenden Dunkel des Legtlimationsansschusses der öffentlichen Kritik entzogen bleiben sollen. Wir Sozial demokraten erklären demnach, daß wir diesen, Präsidium, dessen Vorgehen wir hiermit als ebenso unfähig wie bö'wtlllg brand marken, jede Achtung versagen und es auf das Entschiedenste be kämpfen werden." Der Hauplstnrm brach koS, als die Gegen erklärung der Rechten von Dr. Evcnhoch als Schriftführer verlesen wurde. Jeder Satz der Gegenerklärung begegnete aus der Linken dem heftigsten Widerspruch. Ebenhoch mußte wiederholt mit der Verlesung innehatten. Die Entrüstung wuchs, als Ebenhoch den Lärm durch lautere« Vorlesrn der Gegenerklärung zu üvertönen suchte. Die ganze Linke brach in Schluß- und Ptutrute argen Edenboch au»; man rief: .Das soll ein Slave lesen, nicht rin s" Ebenhoch antwortete: „Sie könnte« stolz sein, wenn , :e so deutsch wären wie Ich!" Dle lebten Sätze der Gegen erklärung verhallten in dem allgemeinen Tumult. Die Rechte opplaudirte. während die Link« minutenlang zischte und wlederbolt in Plutrufr gegen Ebenhoch ouSbrach. Türk »nd Wolf riefen den Neritalen Abgeordneten zu: .Schämt Euch! DaS sind deutsche Bauern!' Wolf: .Judasse I" Pergelt brandmarkte die Verlest»«« der Gegenerklärung durch einen deutschen Abgeordneten. Nach weiteren Gegenreden der Linken suchte der Bicepräsident Kramarz die Haltung de« Präsidium« zu rechtfertigen, fortwährend durch Gelachter, Lärm und Widerspruch link- unterbrochen. Die Sitzung mußte auf 2 Stunden unterbrochen werden. Im Abgeordnetenhaus» erklärte gestern der Ministerpräsident Badeni im kaiserlichen Aufträge die Tagung für geschlossen.—Der Bicepräsident des Abgeordnetenhauses Abrahmnowicz richtete an den Aba. Bärnreither ein Schreibe», worin er die Entkräftung der Vorwürfe Bärnreltyer's in Aussicht stellt, sobald sich die Leiden schaften gelegt hätten und die Wahrheit sich weiter Dahn breche. Die Angestellten der Wiener Pferdebahn haben beschlossen, in einen Ausstand einzutreten, der am Pfingstsonntag beginnen soll. Nach der Grazer .Tagespost" ist Erzherzog Franz Ferdinand vollkommen bergestellt. so daß der Winterautenrhalt tin Süden entfällt und Wohnräume in der Wiener Hofburg iür ihn her- gerichtet werden. Ungarn. Anläßlich deö im Lustspiel-Theater in Budapest statt- gehabteu Gastspiels der Wiener Burgtchauspteler ist es, wie erwähnt, zn argen deutschfeindlichen Demonstmtionen gekommen, weiche von lugendiichen Ehauvinislen, meistens Studenten und Mitarbeitern chnuvinlstischer Blätter, von langer Hand vorbereitet und plan mäßig organisirt waren Das Theater war von distingnirtem Publikum dicht besetzt. Die vierte Galerie war unbcietzt, nachdem die Direktion den Eigenchümern diele, Karten, meistens jungen Burschen, das Geld zurückerstaltete. Gleich zu Beginn der Vor stellung begannen Störungen. Die Austretenden wurden zuerst mit Applaus, dann mit .Abzug!". Fritz Krastel mit dem Rufe: „Ungarisch! Ungarisch!" empfange». Auf den Galerien und im Parterre begann plötzlich ei» ohrenbetäubender Lärm mit Pfeifen und Ratschen. Von der Galerie wurden allerlei übelriechende Ingredienzen in s Parterre geworfen. DaS Publikum war ent rüstet, woraus etwa 50 Polizisten in's Theater eindrangen und die Hauptkcawallmacher. 27 an der Zahl, mit Gewalt anS dem Theater heraus verhafteten, woraus eine Zeit lang Rübe eintrat. Im dritten Alte kam es abermals zu unliebsamen Störungen. Nack Schluß der Vorstellung kam eS »och zu kleinen Störungen, welche irdoch durch die massenhaft ausgebotene und encrgsich vvr- gehcnde Polizei sofort behoben wurden. Das Gastwirt der Wiener wird trotz der Vorfälle fortgesetzt. Allgemein ist es be merkt worden, daß da« Publikum bei Anhaltung der Krawallmacher die Polizei thatkräftigst unterstützte Frankreich. „Gautots" ermähnt, rin Vertrauter des Herzogs von Äumale, der von dessen letztwilligen Vertagungen Kenirtniß gehabt, habe ihm sein Befremden darüber ausg.'drückt, daß der Herzog von Orleans nicht ausgiebiger bedacht ici. Darauf habe der Herzog von Aumale erwidert: „Ich habe das Haupt meines Hguses ehre», jedoch nicht den Thrvnfordercr mii Mitteln ver sehen wollen." England. Der Erste Lord des Schatzes Balfmir führte im Unterhause aus, über die künftige Organisation Kretas fänden unter den Mächten Erwägungen statt, es lei aber noch nicht möglich gewesen, mit der Pforte darüber zu verhandeln, da zunächst noch über den Waffenstillstand und die Fried-nsdeLlirgungen verhandelt werden müsse, lieber die Zurückziehung der tnrkischcn Truppen von Kreta und die Bildung einer genügenden Streitmacht zur Auftechterhaltung der Ruhe auf Kreta würben jetzt Erörterungen gepflogen. Türkei. Der Minister des Auswärtigen thcilte dem Dopen der Botschafter mündlich mit. die Pforte gewähre im Prinzip iür die Dauer .der Jricdensverhandlungeu den gelrenden Waffenstill stand, dessen Unterzeichnung im türkischen Hauptauartier bcvvr- skehe. Die türkischen Delegieren für die Fnedensverhandlungen mit den Botschaftern sind bereits ernannt. Die Verhandlungen beginnen in den nächsten Tagen. Griechenland. Nach den „Times" wird durch das Auitreten von Räuberbanden an verschiedenen Punkten Beunruhigung hervorgerusen. Die Landbevölkerung hat zu den Waffen gegriffen und die Räuber bisver in Schach gehalten. Die Regierung hat jetzt Gendarmen und Truppen abgciandl. Amtlich wird die Anzahl der Briganten aus 850 angegeben, sie ist aber wahrscheinlich größer. Afrika. Der „Figaro" erklärt aus angeblich sicherster Quelle. Staatssekretär Tr. Levds habe Verhandlungen betreffs einer An leihe angeknüpft, welche die Tran«vaalregieriing in Paris ab schließen möchte. Den „Dativ News" wird aus Kairo gemeldet, daß unter den Mekkapilgern, die in Eltar in Quarantäne sind, einige verdächtige Kr.inlheitsiülle vorgekoinmen und als Eholera erkannt sind. Man glaubt aber, daß durch die Strenge der betreffende:: Vorschriften eine weitere Verbreitung der Seuche verhütet werden wird. Aun» und Wissenschaft. st Residenztheater Nichts spricht so sehr für den ge ringen dichterischen Gehalt der meisten modernen Dramen, als der Umstand, daß lme Autoren — wenigstens zum weitaus größten Tbeil — in den Mittelpunkt der Fabel iigend einc mehr oder minder aktuelle „Frage" stellen müssen, in» ihren Geisleskiiiderir eine freilich nur all;» ott recht siüchiige Lebensdauer zu sichern. Die künstlerische Verdichtung, die allein den eckten Poeten macht unn machen kann, komm: dabei — wie das vollends bei der Behand lung von iensationellen Stoffen immer mehr einrcißt — oft so kurz weg. daß man von einer Dichtung kaum mehr reden kann. Be dauern mutz die« die Kritik sann auf das Lebhafteste, wenn auch ein Schriftsteller vom Range Arthur Schnitzler' S, der in seinem dramatijchcn Erstlingswerk Liebelei" zn großen Hoffnungen berechtigte und namentlich in seiner österreichischen Heimath mit jauchzendem Evoö begrüßt wurde, in bieten Fehler verfällt. Sem jüngstes OvuS „Freiwild", das vorgestern im Rcsidenztheater »eine Premiöre erleben durste, bebandelk auch eine der „Fragen", die den für nach Stoff suchende Schriftsteller bedauerlichen Vorzug haben, manchen ewig neu und interessant zu sein, die Frage nach der Berechtigung des Duells. Der Dichter Schnitzler giebr sich, so vor Allem im Titel, zwar alle Mühe, uns glaube» zu machen, daß ihm ein anderer Konflikt — eine Eyrenreltangstzrschichte des Schauspielerstands. der ein „Freiwild" für alle möglichen ivitz- bübischen Gesellen sein soll — mehr am Herzen liegt, aber nach dem ansgezeichnetsn ersten Art kommt der Sckrifrstel 1 er Schnitzlerzso heftig in den Strudel der verschiedenen pro und eontra-Erörler- ungen, daß ihm das Freiwild und leine Schickiale ganz gleichgiltig werden, und er nur noch über da» Duell in liebenswürdigem Feuilletonstil plaudert, ohne hierin seine Vorgänger in der drama tischen Ausbeutung dieser Frage, so z. V. den leider zu früh verstorbenen Alexander Roberts, dessen Schauspiel .Sarisfaktion" vielleicht Manchem noch in Erinnerung ist. nur halbwegs zu erreichen. „Grau, lieber Freund, ist alle Theorie", vollends ans der Bühne, wo man rasch piilsicendes Leben und nicht langathmige Aus einandersetzungen über Sujets hören will, die höchstens noch rede- seiiaen ReichStagSmitglledem Stoff zum Pbrasendreschen geben. Dabei ist natürlich die Frage ganz und gar nicht gelöst: eS'wtrd zwar immer an ihr heriimgedcutell und um sie herum- geredet, aber der Autor hütet sich, allzu entschieden Stellung zu nehmen: er fürchtet sich ledenfalls. grob und unhöflich werden zu muffen und möchie nicht gern dem Offlzicrstand auf den Fuß treten. Auch wird viel z» sehr mit »»gleichen Waffen ge kämpft, und besonders von Rönning als Mensch wissen wir zu wenig, um uns Intensiv für ihn zn interessiren. Der Schluß ist dazu recht beanem für Schnitzler, und das Ganze wird dadurch in den Stil eines besseren Zeitungsberichts erhoben. Oberleutnant KarinSki beleidigt in unflätiger Welle in einer größeren Gesellschaft die Naive eines Sommertheatecs, ein durchaus anständiges Mädchen, nnd wird dafür in handgreiflicher Weise von Paul Rönning, einem ganz gewöhnlichen, aber reichen und ehr lichen Ctvllistrn. zulkchtgrwiesen. Karinski fordert Rönning, dieser lehnt ab, da er sich mit einem Lumpen nicht schießen will -, der Offizier, der eine Genugthuung habe» muß, stellt Rönning aus der Promenade, und da dieser auch hier bei seiner Weigerung bleibt, wird er von dem Ehrenmann in Uniform einfach nicdergeknallt. Vorhang — Schluß. Die Muken verhüllen pflichtschuldigst ihr Haupt, und auch der äußere Erfolg, der ja so manches Mittel zum Zweck für den Dichter von heute heiligt, will diesem Werke allem Anschein nach — es ist schon mehrfach adgelehnt worben — nicht blühen. Und das ist stbade, denn die Charak teristik einzelner Figuren, wie die Milieuschilderung im ersten Akte, in dem Schnitzler das Leben und Treiben einer kleinen Sommribühne mit rücksichtsloser Schärfe krttisirt. ist ganz vorzüg lich : anch dle Exposition ist frisch und sicher geführt, und wenn der Dichter in dem Ton geblieben wäre, den er im ersten Akte angeschlagen hat, und besonders das Berhältniß Paul Nönning'S zu der Schauspielerin Anna Riedel mehr i» den Vordergrund dr« Interesses gestellt und weiter auSgesührt hätte, so wäre e« anders gekommen, al« vorgestern Abend, wo Einen schließlich nur noch die gule Ausführung, und das Stück gar nicht fesselte. DaS Ensemble war außerordentlich stott und bei Laune und spielte das Schauspiel — einige textliche Entgleisungen abgerechnet — voll ständig im Stvl de« Dichters. Tadellos in der Charakteristik, in Haltung und Ton ihrer Typen waren die Herren Witt als Ober leutnant KarinSki. Treptow als Oberleutnant Rohnstedt, Martini als Leutnant Vogel, Frieke als Pvldl Grehlinger — ein echtes Wiener Gigerl — und Burmester als Civilist Nünning. Von den Damen konnte nur Frl. Garnom bescheidene Proben ihres Talents geben, während unter den Trägerinnen drr Nebenrolle» Frl. Stehle als freche Pept und Frl. Lührssen als recht verliebte zweite Liebhaberin nicht immer angenehm auffielen. Gu:e Figuren schufen die Herren Dr. Mnnning als Dr. Wcllner und Herr Sturm als Heidendarstellcr Balduin. — Die Regie des Herrn Rotter hatte für eine iebens- und stimmungsvolle Jnscenr gesorgt, die des reichen Beiialls würdig war; nur die allzu realislffchen elektri schen Bogenlampen auf der Kurpromenade mit ihren Lichtstuthen möchte die Kritik beanstanden, die sonst die Ausführung des Schnltzlcr'ichen .Freiwild" als eine theatralische Sehenswürdigkeit mit bestem Gewissen empfehlen kann. P. A. Wolfs. -s Im König!. Hofopernhauie gelangt heute „Der fliegende Holländer" zur Aufführung. Die Senta singt Frl. Burckard a. G. Taö Könlgl. Hosschauspiel giebt . G r ä s i n F r i tz i". Die Vorstellungen beginnen halb 8 Uhr. -s Mitlheliung aus dem Bureau der König!. Hofthcater. Die andauernde Erkrankung der Frau Hildebrandt hat im König!. Schauipielhause eine Äcnderuiig des Spietplans für die laufende Woche nöthig gemacht. Am Freitag den 4. Juni werden die Lustspiele „Dle zärtlichen V erw a nd t c n" und M iiitär- fromm" ausgesuhrt, am Sonnabend den 5. Juni geht „N omeo und Julia" in ^cene. s Im Nesidciizlheater bleibt das Schauspiel „Freiwild" bis Sonnabend aus dem Spielplan. Sonntag beginnt Herr Wilhelm Wilhelm! sein Gastspiel in dem Volksstück „A nna ' s Traum" von L'Arronge. s Die „Süddeutsche Eoncert-Tirektion München" theilt mit: Der in Münckjcner »insikalische» Kreisen wegen seiner außer gewöhnlichen Stimmmittel begabte junge Baritonist Hvpsl ! ivurde auf eine Reihe von Jahren unter ganz exceplivnellen Be dingungen an das H o s t h c a t e > nach Dresden verpflichtet f „W as lehrte Ieius?" Zwei Urevangelie» von Wols- l gang Klrchbach. Berti» l8!ii, Dümmlcr's Verlagsbuchhandlung. ; Wolfgang Klrchbach schickt seinem neuesten philvsophisch-philolo- s gi'chen Wecke eine „Widmung" und ein „Vorwort für die Forscher" ! voraus. In der erstcrcn wendet er sich an Frau H. K. — zweiscis- ohne Frau H. Kiichbach. Schwägcrin des Verfassers, die Gattin des ausgezeichnete» Maiers Frank Kicchbach — indem er ein Ge spräch mit derselben wiedergievt, nach welchem an diese mosaische Mutter von zwei liebe», reizenden Ehristenkindern mit Bezug aut die verschiedenartigen Religionen mehrere versängtiche Fragen ge richtet worden waren. Nach dieicm Gespräch hat Kicchbach seiner Schwägerin versprochen, einmal ein Buch zu schreiben, in welchem sie und viele Frauen, die in Deutschland, England und Amerika in dcr gleiche» Lage seien, die rechten Worte finden sollten, mit denen nickt nur die vcrsäuglichen Fragen dcr Kinder, sondern auch dieienigen dcr Alten üvcr den Stammesgenossen der Juden. JesuS, l beantwortet sind. „Und als ich bald darauf das Werk begann", j schreibt der Verfasser, „zu dem ich nun seit 20 Jahren mancherlei suhlte ich, daß es mir ein großer innerer S^rn wurde, ich dem tiefsinnigen Worte Eures jüdischen Welsen ver- „Suchel, so werde: Ihr finden", war es mir beschicken, was in einigcir Theilcn schon Mancher ahnte, ganz klar imiimslößtick sesizuslellen, was vielleicht in 100 Jahren, unter studi' ! Indem ! traute: z Etwas, ! und HONK . „ „ . . — . . -- — —^ j 200 Jahren unter allen Kulturvistlern der Erde solche Geipräche, i wie Du sie mit den Kinder» führtest, überhaupt unmöglich machen § wird." In dem ,,Vorwort sür die Forscher" äußert sich Klrchbach über den Zweck fernes Buches: Tie Schrift versuche eine innerlich ! zusammenhängende Ergänzung gewisser Ergebnisse dcr Evangelien- > iriiik aus den letzten hnnvert Jahren. Es sei vielleicht für Die- j icnigcn. welche uverhaupl noch Interesse haben an der Erörterung ! dieser Fragen, nicht ohne Werth, eine Schrift zu lesen, welche aus j dem Lager der - Dichter und Schriftsteller komme. „Das Recht, daß ein Mann aus drezem Lager einmal milrede, schöpft er gerade ans den Ergebnissen dcr modernen Evangelien- und Bibel-Kritik. Wenn das Hauptergebnis; ist, daß ein großer Theil der alttestamen- tarlschen Schritten reine Dichtungen sind, unsere unter die Gattung allegorischer Haiboichtung und politisch-religiöser Redekunst gehören, wenn w'cdernm Andere« in de» Evangelien und inr Alten Testa ment bewußte und unbewußte Mythendichiung und Mythenbildung ist, so wird Jemand, dessen dauerndes Geschäft es ist, auch heu tigen TageS in mythischen Formen zu sprechen und alle Formen oer Redekunst zu verwenden, wohl auch ein natürliches Recht haben, ein Wörtchen mitznreden." Mit dem Werke sei nebenbei eine vollständig »cne Uebcn'etzung aller sticken und Lehren Jesu verbund-m, und die bei dcr Uebersetzung s'cstgehalteuen Grundsätze haben, wie Klrchbach selbst meint, zn „herrlichen und überraschen den Ergebnissen" geführt. — Es kann an dieser Stelle nicht an gebracht sein, das Wert Kirchbach's einer wissenschaftlichen Kritik zn unterziehen, vielmehr lei nur dargelegt, was oer Verfasser selbst mi! dem Buche beabsichtigt und was er damit glaubt erreicht zu baden. Es macht fast den Eindruck, a!s wäre das Buch der Aus fluß einer gewissen Seclenstimmung, die sich Kirchbach's seit seiner Uedersiedrlnng nach Berlin bemächtigt hat: die Enttäuschungen, die Kirchbach als dramatischer Schriftsteller erfahren, mögen wohl zur Eiustthimg dcs Buches nicht wenig beigetrageu haben. Dazu kommt, daß es wohl kein litterarisches Gebiet grcdt, ous dem Kirch bach sich nicht mit großen Hoffnungen zu vertuchcn wagte. tt Die tu Dresden lebende Schriftstellerin Alice Jreiin v. Gandy hat soeben in Rcclam's Verlag iUntversal-Bibliothek Nr. ZiW) unter dem Titel „Seelen" ein Bändchen Psychodramen und Novellen erscheinen lassen, die dcs weitgehendsten Interesses oller der Kunstsreunde sicher sein dürfen, die dieses Genre beson ders liebe» und pflegen. Unter den kleinen Arbeiten sind ver schiedene wievrrholt preisgekrönt und mit großem Erfolge öffent- tich vorgetragen morden. Recitatvren seien nachdrücklich aus diese neue Drchtergabe aufmerksam gemacht. 1 Bei Charlotte Wolter trat Herzbeutelentzündung ein. Die Künstlerin macht ein wahres Martvrium durch. Ter Zustand nimmt an Bedenklichkeit zu. es liegt die höchste Gefahr vor. ck Der Komponist Leoncavallo hat angeblich erklärt, daß er die ihm von Sr. Majestät dem Kaiser Wilhelm übertragene Kom position einer Oper „Der Roland von Berlin" nach dem Roman von Willibald Alexis nicht anssühren werde. In Kreisen deutscher Musiker habe man es übel vermerkt, daß die Vertonung eines ausgesprochenen Natiomrlstvfscs einem Ausländer aiwerttout wurde. „Ich will nicht früher an die Fortsetzung der bisher nur in ersten Skizzen vorhandenen Arbeit geben," äußert sich Leoncavallo. „als bis ich von B>rlin eine Malmung erhalte. Unterbleibt diese, dann muß ich aus diese Weise annehincn, daß die Wahrung des Interesses dcr beimischen Komponisten auch in maßgebenden Kreisen Anklnng gefunden hat, dann will ich gern auf die Durchführung dieser Mission verzichten und:' bin iogar bereit, demjenigen Komponisten, welchen man in Berlin als den würdigeren Meister an meiner Stelle erachtet, was ich bisher an scenischen nnd musikalischen Skizzen besitze, zur Verfügung zu stellen." — Sollte ein „würdigerer Meister" die Leoncavallo'Ichen Skizzen wirklich nöthig haben r 7 In Paris ist die berühmte Schauspielerin Arnonld » Plessy, 78 Jahre alt, gestorben. Ihr Lehrer war Samson, welcher anch die Rachel ausgebildet hat. Im Jahre 187«, fand ihr letztes Auftreten lm TlMtre Fran^ais statt. Im Jahre 1845 verließ sie kontraktbrüchig Paris und vcrbcirathcte sich in London mit dem dramatischen Schriftsteller I. F. Amoiild (f 1851). Nach längeren erfolglosen Unterhandlungen mit dcr Eonwdie r>raneai>e wurde sie gerichtlich zu 100,000 Francs Schadenersatz verurtheitt nnd ihrer Rechte als Socwtatre des Instituts verlustig erklärt. Sie nahm dann am TlMtre Frankors in Petersburg bis 1855 eine außerordentlich glänzende Stellung ein. Bei der Abschieds vorstellung Samson s trat sie wieder in Paris auf und wur!»- bierauf neuerlich für die Comödie Franyaise unter dem Titel einer Pensionärin enangirt. Eine ihrer berühmtesten Rollen war dir von ihr creirte Baronin Pfeffers im „b'ils äo Oido^vr". f Das diesjährige „Neue Verzeichnis bewährter Reisehanp - büwer »nd Führer" wird soeben von Emil Weffe'S Buchhandlung (Inhaber Georg Trendlel). JohgnneSallee, neben Eas« König, gratis auS- geneben. Das Verzeichnis! enthält eine vorzügliche Zusammenstellung d« besten Reitebüiber. Reöebeschreibunge». Kauen und Pläne und bringt al» Einleitung einen reichillustrirten Artikel über da« „Reiten kr Tirol". l0»t» eine eingehende Belprrchung der-neueren Retsedüch« T« DpeAönsv Nachrichten. Wk. 18S. Leite ». ^ Donnerstag, z. Juni »8«r
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