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Dresdner Nachrichten : 18.06.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-06-18
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189906188
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18990618
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18990618
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1899
- Monat1899-06
- Tag1899-06-18
- Monat1899-06
- Jahr1899
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 18.06.1899
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Ve»uo»sevüS« dm« U. »le »«-ad»,« >»» «ukUu»I,,i»,e» n bi« r ltkr Näckm Senntna» nur Marienllr. ss v. U-'/,i UlirMittaaS. Anzeigentarif. ükik>«vaNtseKrimkjkili<<a »Silbe« i»Pi <»nln»i>>>>unl>cna»ibcrDriv«u. leite Zkijk so Pi.« Dovvel >rNe „»nlerm Etiich" «Eiiioelaiwti «PI. slmno «eile liir PioulLae oder sack ftclilaaen »> Pia. iliir Samiliciisackrickjcn >ea. bc». »o PI ^ Slii-wortioe ÄiillrSoe nur aeam Voraubbeiabluna Bzleablkiller wcrä m ioDI. berc-tiw Sür Nü-kgabe emaelaickier Schrei stucke keine Perbinblichkeit. tzernlvreckanlcklub: »«,» I Wr. « u. Nr. LNV«. Die Dresdner Nachrichten erlcheinen ^ täalrck Moraens. itür ^Lxvr unä looristso, z k-tdsylntäurcksicllstx, ctadoi« stickt ioppvn iLglstismclsn. ^ lsgstgsmsscffvn. I itsgästriimpse Nuoltsrviee *» ^eoliettvu: ^ ^ckaßstüborLisksr, nur 11 Alc > KUrsoti-8ctiube, kaar 3.75.L ! llat Ireterant W 8vestr. 4, Lclcv Lknsk- VnVliHVttttrvn A. «Ie,it«el»v »nil vn»lls4vl»« /irnrnK- ^»Ivtot-, Aoelr- u. IU«svii8t»Kv in xzrösstor ^usev-ikt ru billixstsn kreisen. fpisä«'. Ki-öiff L 8okin, Ksoi-gplatr 9. »» Vrv8«len, 8ve8tir>88v 5, l. D>rn»pre« I>«tvIlS II17. äuvone«>n-K»pei1itlott tür »llo Liit-rnixsa. ^ ll. MUkt-Verkuttf für dis Drs^änor Ttiostsr. III. ^ssekton-IionIrttU« untvr <i»r»ntto. LV. ILollsktloa «ler 8ilet>«. ^»väe«lott«rk». »reeller (!Ii.iiiip»Kiiei-I''sbnIs ^ t'vm»i>rsok«r .„,„«„>,7. e ax rn u- G rimt II, Xr. 2IS2 «wliklodlt Mrs Xr. ll ^ A mit lL. 8. Ktnalsprel» nnsxe/eieliveten <^k»i»i»a80vr sK für frLnrodlk'.do I'ilbrikLtt, dislon-l», L ^ »ued rotdv ^»stiuLllHüIuiusor uuä ld'irxiuiävr dlous^oiur. ^ ^ I^isdorln^ov >v »llon 8liitjtsv Lsclistorur, nous zvsräsn .isäsr/vif vor^'obsu. L. VMis. lisulisilkn elegant gsinirter llsmvntllliv in jväer Preislage. ^Vegen vorgerückter LaiLoo 8»u/ lioäouloucko krol86rmÜ88l8uii8. iVrii8tzi>Iirlii88li'. Nr. 167. Kpiencr: Kanalvorloge in Preußen. Hofnachrichten, Sächsische Rente, Schulbeginn, Bismarckgedenktag, Mutvmaßl. Witterung: l iLniintir» 1 I Gcrichtsverhandlnngen. Börsenwochenbcricht. Heiter. j VviIIItilif, LO» v«/. Kaualvorlage in Prentzen. Wie wenn plößlich Gewitterwolken in dräuender Schwärze Heraufziehen und dann mit einem Male unmittelbar vor dem er warteten Ausbruche des Unwetters von einem entgegengesetzten Winde zurückgctricben werden, so daß die Sonne wieder durch bricht und die aufathmende Natur sich der abgcwendeten Kata strophe freut: so ungcsähr ist das politische Panorama, das sich nach dem überraschenden Verlaufe der zweiten Berathung der Kanalvorlage im preußischen Abgeordnetcnhausc dem Auge des Beschauers darbietet. Thatsächlich lag nach den übereinstimmen den Berichten an dem entscheidenden Tage eine schwüle Spann ung über dem Hause und die verschiedenartigsten Konfliktsgerüchte durchschwirrten die Luft. Tribüne und Sitzungssaal starrten von einer Kops an Kopf gedrängten Menge, netto IM Abgeordnete waren am Platze, um Blitz und Donner herniederfahren zu lassen: Da trat in demselben Augenblick, als gerade die elektrische Ent ladung ihren Anfang nehmen sollte, der Freiherr v. Heercmann als ultramontaner Gott aus der Maschine auf den Plan, blies mit vollen Backen und — das aufgethürmte Wetter zog unschädlich von dannen: das Haus stimmte dem Ccntrumsantrag auf Znrück- verweilung der Vorlage au die Kommission zu. Es war wohl ledig lich ein Zufall, der aber viel bemerkt wurde, daß, als Freiherr v. Hceremann erklärte, das Ccntrum würde sich im Falle der Ab lehnung seines Antrags der Abstimmung über die Vorlage enthalten müssen lwas mit der Ablehnung gleichbedeutend gewesen wäre), Fürst Hohenlohe seiner großen Ledertaschc eine rothe Mappe ent nahm, in der gewöhnlich Auflösungsverordnungen enthalten sind. Tie allgemeine Meinung über die voraussichtliche Wirkung des vom Centrum ausgeführtcn Schachzuges einer abermaligen Kom- missionsberathung geht dahin, daß die Gefolgschaft des Freiherr» v. Heeremann in der Zwischenzeit bis zum nochmaligen Wieder austauchen der Vorlage aus der Kommission Alles daransetzen werde, um den noch widerstrebenden Thcil des Centrums, insbesondere die Schlesier, die durch den Kanal eine Beeinträchtigung ihrer provinziellen Interessen befürchten, zu einer Abstimmung zu Gunsten der Vorlage zu bewegen. Zu dem Zwecke sollen namentlich den Schlesiern gewisse anderweitige Kompensationen aus verkehrs- politischem Gebiete gewährt werden, und cs gilt nun für das Cenlrum, in dieser Beziehung so viel von der Negierung hcraus- zuschlagcn, daß der erforderliche Stimmungsumschwung dadurch gesichert wird. Außerdem aber kommt noch in Betracht, daß bis setzt zwei Gesetzentwürfe unerledigt geblieben sind, die dem Ccn trum ganz besonders am .Herze» liegen: die Cbarsreitagsvorlage und der Entwurf über die Neuordnung des Gemeindewahlrechts. Das Gemeindewahlrccht ist ganz nach dem ultramontanen Wunsche ousgearbeitet worden und in der Frage der Ckarfreitagsheiligung hat die Regierung einen in evangelischen Kreisen sehr unliebsam bemerkten offiziösen Rückzug in aller Form angetrcten. Darnach steht nichts mehr im Wege, daß das Ccntrum in den beiden ge nannten Punkten bis zur nächsten Verhandlung der Kanalvorlage im Plenum vollständig wunschlos gemacht wird. Unter diesen Voraussetzungen erscheint die schließliche Annahme der Vorlage so gut wie gesichert. Ta die Rückverwcisung an die Kommission mit 210 gegen IM Stimmen beschlossen wurde, so be trug die Mehrheit 80 Stimmen. Nach dieser Probe zu urtheilen. meint die „Freis. Ztg.", müssen schon mehr als 40 Mitglieder des Centrums oder der Polen gegen die Kanalvorlage stimmen, um sic zu Fall zu bringen. An eine so hohe Zahl aber reicht die Unzu friedenheit nicht heran. Das genannte Blatt fügt seiner Berech nung den Satz hinzu: „Die Wahrnehmung, daß der Kanal mehr Freunde hat. als man bisher annahm, ist geeignet, aus die noch schwebenden Kompensationssorderungen prcismäßigend einzuwirken." Der Zusatz ist in seiner trockenen geschäftsmäßigen Fassung über aus bezeichnend für den abscheulichen „kuhhandelmäßigen" Charak ter, den das Ccntrum seiner Aktion in Sachen der Kanalvorlage mit einer wahrhaft cynischen Ungenirtheit aufgedrückt hat. „Heißt 'n Geschäft!" kann das Centrum mit berechtigtem Behagen von dieser Affairc sagen. Einmal läßt es sich verkchrspolitische Kompensationen nebst ein paar Körben voll Jesuiten und sonstigen Südstüchten in den Schooß werfen, zweitens kann cs sich damit brüsten, daß es trotz seiner wirthschaftlich ganz heterogenen Zusammensetzung auch in dieser Frage als „geschlossenes Ganzes", als „unüberwindlicher Thurm" auftritt, und drittens ist cs in der angenehmen Lage, sich wieder einmal als Schutzengel der Regierung aufznspiele», indem es durch sein Aufschubsmanöver das drohende Schicksal einer Ablehnung der Kanalvorlagc hintan- gehalten hat. Man glaubt förmlich, die schwarzen Herrschaften vor diabolischem Vergnügen kichern zu hören über diesen neuesten Triumph, den ihre Parteipolitik unter der unglückseligen augen blicklichen Konstellation davongetragen hat ... . Doch nun zur Kehrseile der Medaille! Auf dieser steht mit großen markanten Lettern geschrieben: „Keine weitere Feindschaft zwischen Konservativen und Nationalliberalen!" Das ist die oberste, dringlichste Forderung, die sich aus der neugeschaffenen Lage für die innere Politik in Preußin ergiebt. Ter einsichtige Theil deü gemäßigten Liberalismus wird nicht mit der Anerkennung der Thatsache zögern, daß von Seiten der Fraktion arge Sünden wider das liberale Prinzip im Kampfe um die Kanalvorlage gegen über ihren konservativen Gegnern verübt worden sind. Blätte wie die „Köln. Ztg." und der „Hann. Kur." haben zu den ver werflichsten Mitteln, zu Denunziationen und Verdächtigungen ihre Zuflucht genommen, um den Nacken der konservativen Gegner zu beugen. Ter berüchtigte Negis valuntas-Artikel der „Köln. Ztg.". in der das Blatt sogar ein persönliches Eingreifen des Monarchen in einer Frage rein wirthichastSpolitischen Charakters, wie sie die Kanalvorlage bildet, zu fordern wagte, ist noch in frischer Er innerung. Dann verflieg man sich von derselben Seite zu der Auf forderung an die Regierung, sie solle die von ihrem Arm erreich baren konservativen Abgeordneten (insbesondere also Verwallungs- beamtc) mit amtlicher Maßregelung bedrohen, um sie zu Gunsten der Vorlage gefügig zu machen. Es war ein wahrer Hexenlabbath von Verdächtigungen, den man gegen die Gegner der Vorlage losließ. Jeder auch noch Io sachlich begründete Einwand gegen das Projekt wurde ans irgendwelche unlauteren Motive zurnckgesührt, und selbst Herr v. Miauel. der in seiner ersten Kundgebung zur Sache gewagt hatte, die Gcgengründe der Konservativen sachlich zu würdige», war deswegen Gegenstand der heftigsten Angriffe in gewissen liberalen Blättern, vis der vielgewandte Leiter der preußischen Finanzen cs für gerathen fand, aus dem Adagio bei der Vertheidignng der Vorlage in das Crescendo überzugehen; da erst fand er wieder Gnade vor den Augen der liberalen Kanal- freunde. und ihm wurde nunmehr von derselben „Köln. Ztg.", die ihn kurz vorher noch in den tiefsten Schlund der Hölle verwünscht hatte, ein feuriges Wohlvcrhaltnngszengniß ausgestellt. Demgegenüber muß ein unparteiisches Urtheil den Gegnern der Kanalvorlagc schlankweg zngeben, daß sie sich trotz des gegen sie veranstalteten Kesseltreibens fortgesetzt der größten Mäßigung be fleißig^ und den streng sachlichen Boden nicht Verlasses, haben. Die Stellung der konservativen Kanalgegncr hat auch durch die jetzt herbeigesübrte Wendung in dem Schicksal der Vorlage keinerlei Schwächung erlitten. Vielmehr haben die Mitglieder der konser vative» Fraktionen auch bei dieser Gelegenheit ihrer sachlichen Ueberzengung niannkasten Ansdruck gegeben und sich durch die vorhergegangenen grundlosen Anfeindungen nicht in ihrer festen Haltung beirren lassen. Das sollten auch die liberalen Kanal- freunde neidlos anerkennen. Es ist jetzt genug des unerban- tichcn Treibens, das der Kampf um die Kanalvorlage in den eigenen Reiben der Ordnungsparlcien entfesselt hat. Die ultra- montane Gefahr, die um so dräuender das Hanvt eihebt. ,e mehr das Centruin seine unersättliche Hand nach immer weiteren Gütern des nationalen Staates ansstrcckt, ist durch die Vorgänge, die sich im Anschluß an die Kanalvorlage abgespielt haben, dermaßen verstärkt worden, daß die schleunige Wiederherstellung der Geschlossenheit der nationalen Parteien in Preußen auf der Grundlage der Samniel- politik unbedingt von Nöthen ist. Die inncrpolitische Gesammt- lage in Preußen nicht nur. sondern im ganzen Reiche erheischt gebieterisch, daß die Konservativen und Nationallibcraleu sich über der Kanalvorlagc die Hand zum erneuten einträchtigen Zusammen gehen reichen, zur wirksamen Bekämpfung sowohl der sozialen Revolution wie des UltramontaniSninS. An den preußische» Liberalen, die in der Hitze des Gefechts zu verwerflichen Kampf mitteln gegriffen haben, ist es nun, durch verdoppeltes Entgegen kommen die Konservativen zu versöhnen: die Konservativen aber haben ebenfalls im allgenieinen Interesse die anabwci-r-liche Pflicht, ihren berechtigten Groll zu vergessen und durch fernere lohnst Mitarbeit im nationalen Interezse an der Seite des preußischen Liberalismus feurige Kohlen ans das Haupt derjenigen liberalen Gegner zu sammeln, die durch ihr Verhalten im Kampfe um die Kanalvorlage der Prinzipicntrcue des Liberalismus ein wenig ehrenvolles Denkmal gesetzt haben. Die staatserbaltendcn Reihe» müssen nach geschlagener Schlacht wieder fest geschlossen werden, wenn anders sich die Hoffnung des preußischen Finnnzministcrs erfüllen soll, der er bei der erste» Bcrailmng der Kanalvorlage Ausdruck gab. daß eine Frage rein wirthschafilichcn Charakters in keinem Falle geeignet sein werde, eine tiefergehcndc trennende Wirkung ans die allgemeine nationale Sammclpolitik ansznübcn. Allerdings muß auch die Regierung das Ihrige thnn, um die Wiedervereinigung der durch die Kanal- Vorlage getreu» cn nationalen Parteien herbeisührcn zu helfen. Von der Erklärung des Herrn Reichskanzlers ist anzuerkennen, daß sic. in Form und Inhalt streng korrekt, wohlgceignet erscheint, der allgemeinen Beschwichtigung zu dienen. Dagegen ist zu wünschen, daß solche Aeußernngen. wie man sie neuerdings dem Herrn v. Miguel in den Mund gelegt hat: „Die Landwirthichnst spielt mit den, Feuer, wenn sic die Machtsaktoren von sich stößt, die sic bei den neuen HandelSverrrägcn braucht," ein für alle Mal außer Kurs gesetzt werden. Andernfalls würde die Herstellung eines Zustandes wesentlich erschwert werden, der die Gewähr bietet, „daß jetzt divergirende Ansichten nicht den Charakter bleibender Entfremdung annehmen, daß es in dieser Sache ans die Dauer keine Sieger und Besiegte geben wird, sondern daß alle Theist der Ueberzengung gewonnen werden, es handle sich um ein Werk, bei dem das wahrhaft konservative Grundprinzip jeder staatlichen Gemeinschaft, die Wahrung und Förderung der allgemeinen Interessen, zum ausschlaggebenden Moment geworden ist. Aernschreib- und Arrnsprech-Berichte vom 17. Juni. * Berlin. Dem Reichstage ging ein Antrag Hehl zu Herrns heim zu dem Gesetzentwürfe betreffend die Handelsbeziehungen zum Britischen Reiche zu, diesem Gesetzentwürfe folgenden Zusatz zu geben: Diese Ermächtignng «betreffend die meistbegünstigte Be- bnndlnng) gilt nur denjenigen Gebietstheilen des Britische» Reichs gegenüber, welche den Angehörigen und den Erzeugnissen des Deutschen Reiches diejenigen Zollbegünstigungen einränmen. die den Angehörigen oder Erzeugnissen eines meistbegünstigten Landes gewährt werden. * Nürnberg. Der Aufsichtsrath der Elektrizitüts - Aktien- gesellschast vorm, «schlickert L Co. beschloß, der am 12. Juli stattfindenden Generalversammlung eine ISprozentige Dividende vorzuschlagen. Ferner wurde beschlossen, das Aktienkavital um 14 Millionen auf 42 Millionen zu erhöben. um das umlansende Aktienkapital der Kontinentalen Gesellschaft für elektrische Unter nehmungen. und zwar eine Schuckert- gegen zwei Kontinental- aktien. zu erwerben und dabei die überblewenden zwei Millionen neue Schuckert zu begeben. * Paris. Amtlich wird bestätigt, daß Präsident Loubet Waldeck - Rousseau zu 0 Uhr Abends in's Elhsse berief- Letzterer wird der Einladung folgen. Berlin. Reichstag Das Haus ist sehr schwach besetzt. Auf der Tagesordnung steht zunächst die zweite Berathung des Gesetzentwurfs betr. die Handelsbeziehungen zu Eng land. Cs liegt hierzu vor ein Antrag v. Levctzow, die nach qcsuchte Vollmacht für den Bundesratk nur aus ein Jahr zu er theilcn, also bis zum 30. Juni 1000. Ferner beantragen die Abgg. v Levetzow und Genossen zwei Reiolutionc». wovon die eine Be schleunigung der Ausstellung eines neuen Genero.ltariss und Boi schreibnng zweckenisvrechcndcr Ursprungs-Atteste verlangt die zweite Resolution ersucht die Regierung, noch in dieier Cessio» einen Gesetzeniwnrj vvrzulegeii, wonach gegenüber wichen SRaten, die von dentichm Waarcn Werthzöllc erheben, soweit nick! Ver tragsbestiimmingeii entgegen stehen, gleichsalls Werthzölle erhöbe» werden solle». Ferner füllen zollpflichtige Waarcii, welche aus Staaten tonnnen, die die deutschen Maaren diffcrcn.zstll behandeln, mit einem Zollzuschlag bis zu 300 Prozent des Zolles bcz bis zu M Prozent des Wcrthes belegt werden Weiter beantragen die Abgg. v. Wgngciiheini und Dr. Hahn <B. d Ltt einen Zusatz zu der Vorlage, dahingehend, daß die Meistbegünstigung nur w lange «zegen England und seine Kolonien angewcndcl werden solle, als dort eine Verschiebung zu Ungnnstcn Deutschlands nicht cintritt. — Abg. Tr. Lieber «Centr > erklärt, seine Partei stimme dem Anträge v Levctzow aä 1 zu: seine Freunde wünschten aber, vor Allem zu erklären, daß sie gesonnen seien, die deutschen Interessen gegenüber den. Auslände nach jeder Richtung hin zu wahren. Andererseits ici es zur Erreichung dieses Zieles vielleicht richtig, im Augenblick nicht allznscharfc Töne anznschlagen. Er gehe deshalb ans die Einzelheiten nicht weiter ein, Was die Resolution v. Levetzow anlange, so halte er es nicht für angebracht, bei einer Gelegen heit, wo cs sich doch »nr um England handele, eine so umfang reiche Aktion zu unternehmen, eS könne das den Eindruck erwecken, als !ei der ganze Vorgang nur ans England gemünzt und dasselbe in ganz besonderem Maße von dem Ankrage Wangenheim, der geradezu eine Backpfeife gegen England sein werde, — Abg. Dr. Hahn (B. d. L-): Die Resolutionen v. Levetzow und v. Wauczcn- tzcim seien lediglich eingegchen von den Gefühlen der völligen Wassenlosigkeit Deutschlands gegenüber dein Auslände. Bedauer lich sei namciiilich, daß der Staatssekretär Gras Poiadowskp gestern sich gegen die UcsprnngS-Alkcsre erklärt habe, ohne diese könnten wir gegenüber Eanada gar nicht nnstvmmen. Eine seindliche Ab sicht gegen England batst jedenfalls bei Einbringung der Resolu tionen nicht vbgewaltet. aber gerade angcsichks der <z-eiiidieiigkeit, welche England Dcnlschlcind gegenüber bezeigt, sowohl politisch — er erinnere an Englands Verhalte» in Samoa — als auch ivirlh- schaftspolitisch, sei es nothwciidig. daß wir mit Energie auftrete». England und Amerika respcktirten uns nur, wenn wir Energie zeigen: Liebenswürdigkeit legen sie als Schwäche aus. — Abg. Graf Kanitz (to»s.) kündigt an, er werde noch in de» nächsten Tagen einen Antrag einrcichen. der, ganz nilabhäiigig von de, vor liegenden Frage, allgemein eine Abänderung unseres ZollspstemS zu Gunsten von Werihzöllcn Vorschlägen werde. — Abg. v. Levetzow lkons.) erklärt, seine Freunde zögen mit Rücksicht aus diese Ankündigung ihre Resolution für beute zurück, behielten sich aber vor, den in Aussicht gcskelllen Antmg durch einen Zusatz zu Gnnsten von Ursprungs-Zeugnissen zu ergänzen. — Siaalsselceiar Graf PosadowSk» tritt den Ausführungen des Abg. Hak» bezüglich der Uriprnngs-Zcugnisse entgegen. Zur Beruhigung wolle er aber doch sage», cs könnten Verhältnisse eintreten, welche »ns geradezu nöthigeii. diese für den Handel außerordentlich lästige Einrichtung elnznfiihrcn. Diese Verhältnisse müßten aber geradezu zwingend sein. Er müsse nachdrücklich bitten, den Zusatz v. Wange» heim abznlchnen: wenn man demselben stallgäbc. müßten wir sofort das ganze englische Weltreich autonom behandeln und das Ici doch bedenklich gegenüber einem Lande, mii dem wir selbst, wie ancb Abg. Hahn zngstbt, in sccnndschastlicher Beziehung leben Eine solche Aktion bei einem solchen Sveziaigeictz würde sicherlich als Drohung angesehen werden. Eine solche Drohung würde auch den Verbündeten Regierungen nicht angenehm ici», da ihnen in Bezug aus die ihnen zu gewährende Vollmacht eine bestimmte Marschroute ansgezwnngen werden sollte. Er bitte also dringend »m Ablehnung des Antrags Wangenbein» da wir sonst bei Eng land in Äeidncht kommen würden, daß wir geneigt wären,, ans politischer Ammosilät dort Verstimmung zu erzeugen. Wir stehen doch nun einmal mit England in scenndschaftlichcn Beziehungen: Meinungsverschiedenheiten kommen überall vor, aber deshalb könne man doch irenndlich mit einander verkehren. -- Abg. Hehl zu Herrnsheim (nl.) ist von der Zurückziehung der Resolution v. Levctzow befriedigt, verspricht aber die Einbringung eines An trags gemeinsam »nt dem Abg. Paasche für die dritte Lesung. England müsse wissen, daß wir uns nicht inik halben Maßregeln begnügen. Die englischen Kolonien feien keineswegs selbstständig, sie seien für England gleichfalls nur Domänen ohne skaaisrechl liehe Selbftstftändigkcit. Es müsse, das sei das Richtigste, in das Gesetz hineingcschricben werde», daß. sobald eine Kolonie uns differenziell behandele, dieselbe auch sofort nnsercw autonomen Tarif unterliege, also der Meistbegünstigung verlustig gehe, — Abg. Speck «Centr.s äußert sich »ns Grund seiner Erfahrungen als bäuerischer Ober-Zollinspektor gegen die den Handel belässt«;«:» den Ursprungs-Zeugnisse. — Abg. Dr. No cs icke-Kaiserslauter» (B- d. L.) spricht für scharfe Zurückweisung von Unlicdcnswürdig leiten des Auslandes. Cs bedürfe einer starten nationalen Politil. Redner zieht schließlich den Antrag Wangenheim bis zur dritten Lesung zurück. — Geh. Rnth H c r m e s stellt ans Grund der Statistik in Abrede, daß Waarc aus Eanada auf Umwegen irn. Meistbcgüilstignngssatz in unser Land komme. — Abg. B r ö »: e l (steif. Arg.): Man soll doch immer im Auge behalten, daß der Zollkrieg niemals das Ziel, sondern immer nur das Mittel zum Zweck sei. Der Antrag Wangenheim habe das Gute, daß er zeige, wohin die Gegner einer friedlichen Handelspolitik steuern. — Abg. Möller (irl.) erklärt die Werthzöllc für ungeeignet, aber als u„Ii ms tsnhero wolle er sie auch nicht hinstellcn, Zistchlagszöllc hakte er für richtiger. Er meine, daß nicht die ganze Aktion sich gegen England richten solle und auch nicht gegen Amerila. aber wir mutzten unter allen Umständen unsere Wehr und Waffen schärfen, denn in den nächsten Jahren werde der wirthichastliclic Cristen; kämpf jedenfalls noch schärfere Formen anuehincn. Man müsse aber mit Vorsicht Vorgehen, und auch in Bezug ans die Voll machten dursten wir nickt weiter gehen, als die Regierung selbst es wünsche. — Abg. Oertel-Sachsen (kons.) betont, daß das Vorgehen seiner Freunde nur den Zweck habe, die Regierung in ihrer Defensive gegen das Ansland zu slärten. — Abg. M n nch - Ferber (nl.) schildert die amcrikanischcn Zoll-Chikanen und ver liest eine Eingabe einer der bedeutendste» Handelskammern, worin als Gegenzua eine ähnliche scharfe Konlrole der amerikanischen Importe verlangt wird, wie sie die amerikanischen Konsuls in
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