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Dresdner Nachrichten : 21.02.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-02-21
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189902215
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18990221
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18990221
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1899
- Monat1899-02
- Tag1899-02-21
- Monat1899-02
- Jahr1899
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 21.02.1899
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HW 6eierttdc/iioss LIit 6nppo!t«r l-«»ftont!snriintr. 8odN«!,8SN sekidäln». klorekLösäesMejl I, AdWt>» »««dl bllioitl M P^nib» Zöllen. «M »»«iX- NMdi^LLM Telei "Nachrtä sr.-Adreffe: itrn, Dresden. KSllizl. ÜchliotoMHl, 6. lli-eiil z vorinulb, I-'l'ttL »,»>»>» H vlswsrokplstr 6 .'L!!:L l'elepkon 1818. ^ !« Ii« k< it» «In? i»«-8k -,''-Inn^. n?>ton ^ kdatoxrspklr.0, ^<iu»r«-Iln, "m»,'. ,> u. K. «v. mUssIzeu kreisen. ^ ^ Vtstlt I !»«</« I»«l von «r ftl,,, I« NN ^ ^ DM- n idldL« ttirr «» I», t«r». EMG «.5 ME^E^ErAWE^irrr^trrri«»?^«r^4r»rN?rrrK^rE ß «. K ^olonltt>«i»ur,i>l>i»»,Nuiir:, »üldlvii, I>Ir»n«»n«oNvr «rn»Ä, vermittelt lio^tc-riticl um! i»i'«»i»i»t Inserat« kür äie ^ „IVrvsilnvi? ^»«Iirivlit«»" L HL» ^8 -» kapiil-rsdrtk-Lsssr ?svior.vro88odsllSIml8 Soo LS Ü'l.'7i7. N^«>«„tEnSst^itz 18»x^rr»II« ^ Koniin IVnuek Q«orl«r>» I»»ptbr«, Iii8ltti»tr«Nir« 88, 14, Iliinil« npiTidt^r«, OVUVSI'4» üLä L*»1»per». I»4 rtzrn»»e »Lt , 54« iSen- un l L*»«>ti»r»ff»4«re nUor korm»t» uwl Hollen. k »vio aller in «las kaek oinsekla^vii^er ^nilcsl. S»1s;;ondoi^po-/oll. — LtlN-;^« krslss. — krowptostv üeckivulm-. LsmselÜMM im Lesnnänrsii Ilkl^^iiikrxt'Ii«; Ilülssn-^pprrrirtv lsrii->l Renoir klatt-, 8lütn- un<> iilumpiusn. xvxon X- »»'l 8nt>vwoil>o. tur «einruLko, gollilinito klilkt-, Xllis- rinct Xllöodvlxoloiiko, voikürrts« Leia sto. Larl Vvnäsedued, 81rtn»e8li'L88k U. Nr.ö2. MB':' Sturz des KndiuetS Bmissi,. Hvfnnchrichten, PostzeitnuerStarif und Papier-Industrie, Gewerbcsteuerardnuug, Gerichtsverhandlungen. „Fra Diavvla", „Gäh van Berlichingen". Mntlnnahl. Wiiterung: Frost, Schnee. Dienstag, 2 L. Februar 18M. Mr Stil Mmt März werden Bestellungen uns die „Dresdner Nach richten" für Dresden bei Unterzeichneter Geschäfts stelle Marienstr. 38 und bei unseren Neben-Annahme- stellcn zu 90 Pfennigen, für auswärts bei den Kaiserlichen Pvstanstalten im Deutschen Reichsgebiete zn 92 Pfennigen, in Oesterreich-Ungarn bei den K. K. Postämtern zn 85 Kreuzern angenommen. GesilMsIlelle der „Dresdner Ailihrichten". Politisches. Die Krise in Ungarn iü nach inouatclangcr Dauer endlich gelost. Baron Tesider Banssh hat vor der Obslrnttion kapitnliren innssen. Äcnr sieben Wochen hat er das verfassungswidrige Peginient zn führen vermocht. Er begann es beim Jahreswechsel mit der Bcrsicherung, dass eine Verständigung mit der Opposition mir ohne Preisgebnng, Verletzung, Zurücksetzung und Dcmüthig- nng von Personen möglich sei. Jetzt hat er sich selbst preisgeben müssen, weil er eingeschcn hat, dag es keine andere Lösung der Krise, keinen anderen Weg zur Wiederherstellung parlamentarisch-konstitu tioneller Zu'tändc geben kann, als seine Demission. ' Das; es dem bisherigen ungarischen Kabinetschcs eine grosse llcbcrwindung gekostet haben mag, das persönliche Opfer der Demission, das überdies mit einer schweren Einbuße der von ihm vertretenen Partei-Interessen verknüpst sein dürste, zn bringen, obwohl er offenbar bis znm letzten Augenblick das nnerschüttcrte Vertrauen der Krone besessen und »och immer eine starke Pnrla- mentsmehrheit hinter sich hatte, ist erklärlich. Tenn sein Rücktritt gewahrt seinen Gegnern einen Sieg, wie sic sich ihn glänzender tanm wünschen konnten. Das gemeinsame Ziel der Obslruttivnspartcien war der Sturz Bansfh's. Ter Has; gegen seine Person einigte sie, während sie in ihren politischen Forderungen auscinandergehe». Die Kossuth-Partei erstrebt die volle Unabhängigkeit der trans- leithanischen Reichshälfle und als erste Etappe sehen sie die wirth- ichastliche Selbstständigkeit Ungarns an. Die Nationalpartei will den Besitz der Macht, uni dann wahrscheinlich dieselben Wege in der Ausgleichsfragc zn gehen, wie die liberale Regierung. Auch die Klerikalen sind grundsätzlich einer Verständigung in dieser Frage nicht abgeneigt. Nur in der Forderung der Beseitigung Vamsh's stimmten die verschiedenen Bestandtheue der Opposition überein und wiederholt haben deren Vertreter erklärt, das Obstrnktionsversahren werde eingestellt werde», sobald Bansf» znrücktrete. Die Forderung der Minorität, das; der Knbinctschef von seinem Platze weichen solle, entspricht allerdings keineswegs dem Wesen des streng parlamentarischen Regimes, das doch vor Allem darin besteht, daß die Regierung nicht den Willen der Minderheit, sondern den der Mehrheit repräsentirt. Eine parla mentarische Minderheit, die vermöge der Obstruktion ihren Willen der Parlamentsmehrheit gegenüber durchzusetzen sucht, ist revolu tionär und verleugnet die fundamentalen Grundsätze des konstitu tionellen Regiments, wie es seit einem Menschenaitcr in Ungarn geherrscht hat. Der Sturz Panfsp's, der über die Mehrheit ver fügte, bedeutet also eine Niederlage des Parlamentarischen Mehr- bectsprinzipS. Mit Recht betonte Baron Äanfft, in der Rede, in der er seiner Partei seine Demission mittheilte, das; unter normalen Verhältnissen eine Minorität niemals das Recht besäße, den Rücktritt der Regierung zu fordern; denn eine Regierung, welche die Unterstützung und das Vertrauen der Majvriiät besitzt, habe >rar keinen Grund, dem Witten der Minorität nachzngcden. Durchaus zutreffend hat auch der zurücktretende Ministerpräsident dargelegt, daß das revolutionäre Obstruktionsverfahren der ungarischen Oppositionsparteien mit den parlamentarisch-konstitu tionelle» Grundbegriffe» unverträglich ist. Die regelmäßigen Ver handlungen des Abgeordnetenhauses sind ein Recht der Volks Vertretung, das Niemand illusorisch machen darf. Derjenige ver letzt seine Pflicht, der mit dem ihm übertragenen Mandate Miß brauch treibt, indem er die Arbeitsfähigkeit des Parlaments un möglich macht. „Wir wurde» Alle in das Parlament geschickt," sagte Bansf» in der Sitzung der liberalen Partei, „um an den Verhandlungen thcilzniichmcn und die konstitutionelle Kontrole anSzuüben; aber wir wurde» nicht gewählt, um dies zu ver hindern." Es wäre also nur tonsegnent gewesen, daß die Mehrheit den Kampf mit der Obstrnttion anfgciwninicn und siegreich durch- gesührt hätte. Banks» hat einen Versuch gemacht, diese» Kamvf zn führen: aber er hat ihn jetzt aufaegede», weil die Wieder herstellung des inneren Friedens ein höheres Interesse darstellt als jedwedes persönliches Interesse, das znrückgestellt werden muß, wenn es daS vaterländische Wohl erheiicht. Zweifellos hat Baron Banfsy seinem Vaterland durch ein großes persönliches Opfer einen großen Dienst erwiesen. Aber dieses Opfer und die von ihm selbst angeführten Beweggründe seiner Demission würden mehr Anerkennung verdienen, wenn er nicht selbst zu seinem Sturz beigetragen hätte. Sein Fehler war eS. daß er den Kamps gegen die antiparlamentarische, revolutionäre istruktion mit verfassungswidrigen Mitteln zu führen versuchte, KvnstitutionalismuS und oeS das gewaltsame Verfahren der » er daran gegangen, die Gewaltherrschaft der Minorität, welche das Zustandekommen von «»eschen vereitelte und die Volksvertretung funktionsunfähig machie, durch ein außerparlamentarisches, gesetzloses Regiment zu überwinden. Aber er hatte die Schwierigkeiten, die einer Konfllktspolitik ä I» Badem in Ungar» cntgegenstche», unterschätzt. In den »seihen der liberalen Regierungspartei begann eine Scecjsivnsbcwegung, welche die Position öes Kabincts je länger je mehr schwäche» und den Gedanken der rechtzeitigen ehrenvolle» Kapitulation immer näher legen mußte. Auch der den Liberale», die Bansf» bis zuletzt treu geblieben waren, begann sich allmählich unter dem Eindruck, daß auf die Tauer ein Wirthschaftcn ohne Parlamenl und ohne Gesetz unmöglich ist, das Bedürfnis; nach Fricdensschlnß stärker gellend zu machen, so daß auch schließlich Baron Baust» seine Demission als unabwendbar ansehen mußte und es ihm nur noch darauf ankommen konnte, sich einen möglichst günstigen Abgang zu sichern. In der Konferenz der liberalen Regierungspartei ist das Kabinct Banst» als die nationalste, die unganscheste Regierung gekennzeichnet worden. In der That hat während seiner vier- lährigcn Amtsdauer der niag»arische Chauvinismus den Höhepunkt erreicht, dergestalt, daß heute der Schwerpunkt der habsbccrgiichen Monarchie rn Budapest liegt. Den Magyaren sind unter Bansf» Kvnzessionc» eingeränmt wurden, wie niemals zuvor. Auch insofern trisst jene Charakteristik zn, als unter Baust» die Terrorisirnng aller nichtmagyarischen Nationalitäten in Ungar», besonders auch unserer deutschen Stammesbrüder in Siebendüracn, in der rück sichtslvscsten Weise vollendet worden ist. Andererseits ist die Position des Indcnthums in Ungarn in den letzten Jahren gefestigt worden: daher kann die Regierung Banfsh's auch deshalb die „ungarischeste" genannt werden, weil unter ihr das semitisch-liberale Shstem die höchste Ausbildung erfahren hat. Tie „Franls. Ztg.", die sonst alle Eigenschaften besitzt, um sich für eine jüdiich-iiberale Wirth- schnft zn begeistern, bezeichnet dieses System als das der „skrupellosesten Korruption". „Die Folgen dieses Systems," sührt das genannte Blatt aus. „sind cnisctziichc. Wohl bilden die ungarischen Wähler nnr eine dünne Schicht der Bevölkerung des Landes, aber das böse Beispiel, das die Negierung giebt, wcrkt auf die Vcrwaltungs- kvrpcr, auf die Kommunen, ans wistenschastiiche und künstlerische Vercinigimgcn. Jeder Geschäftsmann, jeder Unternehmer, selbst der Künstler und Gelehrte wissen ein Liedchen davon zu singen. Der „Gutgesinnte" und -Gefügige ist seines Fortkommens sicher, der Gegner des Elignc und ProtektionSwcsens ein Proikribirter. Rcellität und Solidität sind nicht förderliche, sondern hinderliche Eigenschaften, dem Faiseur aber stehl die ganze Welt »sten. Man ist „liberal" in der Versorgung der Affiliirten und fragt nicht viel, „wes; »kam' und Arl". Nie ist der Name des Liberalismus so cynisrh geschändet worden wie von dieser Interessenkoterie, die unter Liberalismus nichts Anderes verstand als das Recht ans ungenirte Ausbeutung; nirgends haben sich die Behörden so rücksichtslos über den klaren Wortlaut der Gesetze hinwcggesetzt als unter diesem Regime, aus sich ein liberales nannte und sich von seinen publicistcsche» Trabanten als den Hort des europäi sche» Liberalismus feiern ließ." Obstruktion mit veifastlui die ebenso die Grundlagen lagen d Parlamentarismus aufheben, wie Opposition. Mit großer Energie Fernschreib- nnd Fernsprech-Berichtc vom 20. Februar. * Pari s. Unbestimmten in den Wandelgüngen umlaufenden Gerüchte» zufolge würde Präsident Lvubet in einer Botschaft seine Achtung vor der Verfassung ausdrückcn. zur Eintracht auffordern und die Hoffnung nussprechen, daß die die Nation bewegenden Frage» demnächst ihre Lösung finde». Bezüglich der auswärtigen Beziehungen werde Frankreich seine bisherige loyale Politik fvrt- setzen, welche die sicherste Garantie des Friedens sei. * Paris. Das ärztliche Protokoll über daS Ableben des Präsidenten Fanre stellt fest, daß der Tod infolge Gehirn- hümorrhngie, verbunden mit Lähmung des Gesichts nnd der linken Gliedmaßen, eingetreten ist. * Paris. Die Bureaur sder vier republikanischen Gruppen des Senats traten beute Nachmittag zn einer gemeinsamen Sitzung zusammen nnd beschlossen, an die Regierung eine Anfrage über die Kundgebungen am Sonnabend und über die Maßregeln zn richten, welche sie zn treffen gedenkt, um die Ordnung in den Straßen ansrecht z» halten und Achtung vor den bestehenden Ge setzen zu gewährleisten — Die Kommission des Sennis zur Be- rathnng der Regierungsvorlage betreffend das Revisionsverfahren ernannte Bisjenil znm Berichterstatter. Der Bericht desselben, welcher dcchin lautet, die Regierungsvorlage anzunehmen, wird voraussichtlich morgen cingebracht werden. * Paris. Der Minister des Innern ist entschlossen, jede Manifestation zu unterdrücke», welche geeignet wäre, die Ruhe zu stören, und erließ diesbezügliche bestimmteste Anordnungen. * Paris. Etwa 5M bei den städtischen Abstihrwerken be schäftigte Erdarbeiter legten wegen Lohnstreitigkeiteii die Arbeit nieder. Die Ausständischen versammeln sich Abends in der Arbeitsbörse. Berlin. Reichstag. Eine große Anzahl von Wahlen wird für giltig erklärt, dagegen die Entscheidung über die Giltigkeit der Wahlen der Adgg. Försicr stons.) und Sachse ssoz.l ausgesetzt nnd der Reichskanzler um Anstellung von ans diese Wahlen bezüg lichen Erhebungen ersucht. — ES solgt die erste Belcithung des Gesetzentwurfs betr. die Eivil- nnd Strafprozeß-Ord nung lEinführnng des Nacheids) und betr. die Bestraf» ng falscher uneidlicher Anssagen. Abg. Bassermann <nl.) ist nicht erfreut darüber, das; die Regierung schon wieder an der Civilprozeß-Ordnung ändern wolle, nachdem erst im vorigen Jahre eine sehr umfangreiche "Novelle zur Elvilvrozeß-Oidnung be schlossen worden sei. Es würde durchaus genügen, wenn man einstweilen bloS bei der Strafprozeß-Ordnung, um dieselbe mit dem Militärstrasprozcß in Einklang zu bringen, den Nacheid cinführe und dünn ruhig abwarte. ob »ch aus dem Fortbestehen des Boreids im Civilprozeß Unzuträglichkciten ergeben sollten. Die Sache habe überhaupt im Civilprozeß nicht diejenige Bedeutung, wie im Straf prozeß ; aber es gelte sogar unter den Juristen noch als fraglich, ob wirklich bei dem Strafprozeß der Nacheid den Vorzug verdiene. Ein Centrumskollege habe ihm auf Anfrage erklärt, wen» bei dem Boreide hundert Meineide vorkämen, dann würden vielleicht bei dem Nacheide »ciinliiidneunzig Vorkommen. Eine gute Vorbeug ung gegen Meineide werde es sein, lichst feierlich gestaltet werde und vermieden würde». Nicht unbedenklich . schlüge der Vorlage betr. unbeeidete Vernehmung im Falle offen barer Unglaubwürdigkeit; ani besten wäre es wohl, bis zu einer or- nischen Revision des Strafprozesses zu warten. — Staatssekretär iebcrding: Die Regierungen Hab« kracht lassen können, Nacheid eingrsührt zu vereinen, wem» in dem «inen Verfahren der Eid als Nacheid, ,n dem anderen als Voreid abgcnommen wird. Auch steht zu er warte», daß ans diesem Hanse selbst wieder Anträge über diese Materie an die Regierung gelangen werden. Der vorige Reichs tag war mit überwältigender Mehrheit sür den Nacheid einig. Gerade mit dieser Vortage haben die Verbündeten Regierungen dem Reichstage ein Entgegenkommen zu erweisen geglaubt. — "Abg Kirsch sEentr) acrcplirt das Entgegenkommen der verbün deten "Regierungen, bittet aber, dasselbe auch auf die Berufung und auf die Diätcnsrage auszndehncn. Er glaube übrigens ent gegen dem Staatssekretär nicht, daß die Auffassung von der Heilig keit des Eides leiden würde, wen» bei dem Civilprozeß der Voreid fortbcstche. Ebenso sei es ihm zweifelhaft, ob bei dem Nacheid das Gefühl für die Nothwendigkeit der unbedingt richtige» Aussage stärker sein werde als bei dem Voreid. Er sei aber im Prinzip dafür, daß eine Vereidigung unterbleiben dürfe, wenn die Richter einstimmig meinten, die Zeugenaussage wäre falsch. Redner äußert endlich Beden ken gegen die Bestrafung uneidlicher falscher Anssagen. Jedenfalls wäre die Einsührnng der Berufung in Straffachen Viel wichtiger als diese Eidcsvorlage. — Abg. M ü l l e r - Schaumbura lsreis.) shmpathisirt im Ganzen mit der Vorlage, weist auf die Bedenken gegen Nichtvercidignng eines Zeugen wegen Unglaubwürdigkeit. Es könne Vorkommen, daß den »lichtem ein Zeuge schon wegen seiner Zugehörigkeit zn einer bestimmten Partei unglaub würdig erscheint. Kcinesialls dürsten Vereidigungen vor dem Schwurgericht wegen Unglaubwürdigkeit der Zeugen unterbleibe», denn darin würde schon eine zweifellose Beeinflussung des Urtheils der Geschworenen liegen. Redner verlangt Beseitigung des Zeug- nißzwanges gegen die Presse, und Ersetzung des zügeschovenen Parteieides dnrch Vernehmung beider Parteien. — Abg. Herz- feld iioz.) fordert Abschaffung der konfessionellen Eidesformel mit Rücksicht ans die Dissidenten, welche an leinen Gott glaubten. Ter Eid müsse zu dem gemacht werden, was er in Wirklichkeit sei, ein staatlicher Akt. Er erinnere daran, daß ein Soldat schwer bestraft worden sei, weil er als Zeuge vor Gericht auf die Frage, ob er Sozialdemokrat sei, wahrheitsgemäß geantwortet habe: in Civil, ja! »Nit dem Nacheid erklärt sich Redner ent schieden einverstanden. Unbedingt nölhig sei, den Staatsanwalt der Disziplin des Gerichtshofes zu unterstellen, wenn man mög lichste Wahrheit vor Gericht erzielen wolle. Wie oft komme eS vor, daß der Staatsanwalt Zeugen mit Verhaftung bedrohe, wenn sie anders anssagtcn, als der Staatsanwalt es sür richtig halte. Geheim-Polizeibeamte dürsten nnr dann als Zeugen zngelassen werden, wenn man sie verpflichte, auch über die Onelle ihrer Wissenschaft zur Sache Zeugniß abznlegen und sich nicht hinter das Amtsgeheimnis; zu verstecken. Weiter tci cs nvthig, die Strafen wegen Meineid abzustufen nach der Erheblichkeit der falschen Aussagen. Die Richter aus der Bourgeoisie hätten kein Verständnis; für die Gefühle der unteren VolkSklassen und würden deshalb allzuoft einen Zeugen für nnglanbwürdig halten. Tie "Neuerung, das; in solchen Fällen die Beeidigung des Zeugen nnterbieibcn dürfe, sei deshalb unannehm bar. sPirepräsident v. Fcege: Ich kann es nicht dulden, daß in solcher Weise der Richtcrstand herabgesetzt wird. — Zuruf links: Unerhört!) —Abg. Graf Bernstorsf-Lanenburg (Reichsp.) tritt dem Verlangen des Vorredners nach Abschaffung des kon fessionellen Eids entgegen, heißt den Nacheid willkommen und ist auch sonst mit der Vorlage cinverstanden. — Abg. »iiss kfreij. Vers, ist mit dem Nacheid einverstanden, klagt aber, daß die "Regierung ihre Reformen immer nur stückweise bringe. — Abg. v. Salisch (kous.) tritt sür die Vorlage ein. Gegenüber den Vorwürfen, daß es sich hier nnr um Flickwerk bandle, weist Redner darauf hin, daß ein Nothstand vorliege, der dringend Abhilfe ver lange. — Tie Vorlage geht auf Antrag des Abgeordneten Rinteleu (Eent.) an die Jiistizkvmmission. — Morgen Etat. Berlin. Das "Abgeordnetenhaus beriech heute den Inslizctal. Inslizmniiüer Schönstedt erwiderte ans eine be:»gliche Anfrage, daß eine Reform des GerichtSkosten-Gcsctzes in Aussichr genommen sei. Er trat ferner den Behauptungen entgegen, daß die Zahl der MaiestätsbcieidigungS-Prozesse und die Zahl der Be gnadigungen vernrthciltcr Polizeibcamten zngenommen habe. Die Erfahrungen mit der bedingten Vernrtheilung seien noch nicht derart, uni diese an die Stelle der bedingten Begnadigung zu setzen. Endlich thcilte er noch mit. daß das Institut der Gerichtsvollzieher eine in den Dienst eingreifende Umgestaltung erfahren solle. Weiterberathung morgen. Berlin. Die Deputation, welche sich km Aufträge des Kaisers zur Benetzung Fanre's nach Paris begiebt, reist diese Nacht dorthin ab. Zn Ehren Fanre's findet am Donnerstag in der hiesigen Hedwig-Kirche eine Tranerseier statt. — Dem Bundcsrathe ist der Gesetzentwurf betreffend die Patentanwälte zur Beschluß fassung zugegangen. — Der Kaiser wird vor der Abfahrt des etwa 890 Kopfe starken Ablösnngstransports sür Kiantschou sich nach Wilhclmshafen begeben, um die Mannschaften zu besichtigen nnd ihnen Lebewohl zu sagen. Die "Abfahrt des Transports erfolgt am 4. März mit dem Dampfer „Tarmsladt". Mit dem feierlichen Abschicdsaktc soll nun auch die Vereidung der Retruten der 2. Marine-Inspektion dnrch den Kaiser verbunden werde». "Nach Beendigung der Feier begiebt sich der Kaiser nach Helgoland, nm dort die Arbeiten an der Düne zn besichtigen. — Der Präsident des Abgeordnetenhauses v. Kracher begeht morgen das Fest der Silberhochzeit. Um sich Ovationen zu entziehen, begab er sich heute nach Dresden. Berlin. Der deutsche Landwirthschaftsrath begann heute lerne 27. Plenarversammlung mit einem Hoch auf den Kaiser. Vertreten waren fast sämmtirche Ministerien, das Lcmdwirtkvchcifts- Ministerium.dasFinanz-Ministerium. dasReichsschatzamt, dasReichs- amt des Innern, dasReichS-Gesundhcitsamt. ferner wäre» anwesend der sächsische Bundesbcvollmächtigte Geh. Rath Dr. Fischer, Regierungs rath Dr. Heydenrejch-Weimar u. A. mehr. Auf der Tagesordnung stand zunächst die Besprechung Von Maßnahmen zur Förderung der Zuckerrndnstrie. Referenten waren Geh. Rath Prof. Merker-Halle a. d. S. und Jrür. von Erffa, die eine eingegaiigene Resolution de» gründeten. Während dieser Referate erschien Staatssekretär Gras Pvsadowski, der auf die Bcgrüßuugsworte des Vorsitzenden folgende Ansprache an die Versammlung richtete: „Meine Herren! Ich freue mich, unter Ihnen zu sein und Ihren Verhandlungen folgen zu können. ES ist noch nicht allzulange her, daß sich die deutsche Landwirthschaft zu festen Organisationen verbunden und den Weg beschritten hat, welcher heute der einzig richtige ist zur Erledigung wirthschaftlichcr Zwecke: die Vertretung in der Oeffentlichkeit. Die deutsche Landwirthschaft verdankt ihrer solidarischen Haltung un zweifelhaft so manchen Fortschritt. Ich wünsche, die Rcgiemng mochte in der Lage sein, in Zukunft noch manche schwebende «Forderung der Landwirthschaft zn erfüllen." Bei den weiteren VA lW !l ff! !- v'Ä" 3 k» 2, 77 « ^ As l i? § EZK» LL- h! -- . V
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