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Dresdner Nachrichten : 29.07.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-07-29
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189907292
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18990729
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18990729
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1899
- Monat1899-07
- Tag1899-07-29
- Monat1899-07
- Jahr1899
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 29.07.1899
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v„«o»g«dah, !'mwl»Ichaiirslclle, Marirnttr, 38. u, i> dis S Uhr Nackim. Svmnaal nur Manknlrr. «v. U-'/,l UhrMittaü. Anzeigentarif. DirN>»ltigk Griulduilr,ca. s Silben, Ullk lur Moiilaac ober noch ftesltaaen nur neuen Vornulbciabimia. veieohlSlier weri> m io Dl, berechnet, vur Niiikgabe einoelnnbter Schrift» Nucke keme Derbiudlichkcit. Sernlvrechanlchluk: Amt > Nr. 11 u. Mr. Le»s«. Die Drebtzner .Nachrich^n^cricheinea lcile S!ri... «rilclür 44. Jahrgang. Dresden. vswmsetlllsläeili» blsrsvkLllstr. 12, H. k. kWINtzp Dresden. 0Lwkllsckllslasriil blursekallstr. 12, H. Telcar.-Adresse: Nachrichten, Dresden. Lollcevitrerstrasse Ko. 2 2vltiu»8>kow«!«lovLr kür Llasvvitr ewpüsdlt sied rur L.u-i usüms von lass raten nndz Xbonnsment« kilr dis „Vr68äller «svdrlvklsi»".? Ll*sl! -viel,» uLekIitirds ÜLdol "WI U°Ssv»ood btlllL «nmmi»ue,u„dr. keinkarllt I.kupo>t, vresdsn, ReNinsiHlk. 2S» MUt 8tvu>i»vL: L. ISÄ ÜS SNS 8 RMLSN8MAWLN 18t L. Ikölin»« IS, D'e^tNn»n,I«1r., Vi«»,«lvn Ls8t08 It8vd- v. 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Wiederholt hat John Bnll in den letzten Jahren eine bedrohliche kriegerische Haltung an genommen; ernst waren die alarmirendcn Rüstungen und Demon strationen niemals zu nehme», sie hatten ihren Zweck erfüllt, wenn sic den Gegner eingeschnchtert und zur Nachgiebigkeit veranlaßt hatten. Die englischen Staatsmänner sind zu kluge und nüchterne Realpolitiker, um nicht die Große der Bcrantwortnng zn ermessen, die sie ans sich nehmen würden, wenn sic einen Krieg auch nur mit der Burenrcpublik heraufbcschworen wollten. Ein solcher Krieg konnte leicht zu schweren internationalen Konflikten führen, die einen Krieg mit einer europäischen Großmacht oder gar mit einer Koalition von Mächten zur Folge haben konnten. Die leitenden Londoner Kreise sind sich der Schwäche Englands für einen solchen Fall wohl bewußt. Es ist noch nicht lange her, daß der sonst anscheinend so kriegslustig gesonnene Kolonialminister Chamberlain offen cingestand, daß z. B. ein Krieg mit Rußland ohne Ver bündete nicht geführt werden könne. Wenn auch England zweifel los zur See der bei Weitem Mächtigste ist. jo steht doch im Uebrigcu seine Machtstellung aus schwachen Füßen. Es ist mehr fach der Widerspruch dargelegt worden, der zwischen der Welt- slcllnng Großbritanniens und seinen militärischen Machtverhältnisscn, besonders was sein Landhcer betrifft, obwaltet. Zum Mindeste» ebenso schwerwiegend sind die wirthlchastlichen Gründe, die Eng land bestimmen müssen, einem großen Kriege aus dem Wege zu gehen. Die Momente, die in dieser Beziehung ausschlaggebend sind, setzen die „Hamb. Nachr." wie folgt auseinander: Ist zwar das Vereinigte Königreich durch leine insulare Lage besser als die Länder des europäischen Festlandes gegen feindliche Einfälle geschützt, so bleibt es doch durch eben diese Lage voll ständig abhängig davon, daß der Verkehr ans dem Meere ununtcr- l brachen fortbcsteht. Mag die englische Flotte das Vereinigte Königreich gegen eine Landung feindlicher Truppen schützen können, so ist sie doch nicht im Stande, die Sicherheit der englischen .Handelsschiffe zu gewährleisten. Die in England alljährlich slatt- sindenden Manöver zeigen regelmäßig, daß eine aus schncllscgelnden und geschickt geleiteten Kreuzern bestehende Flotte England in große Gefahr bringen kann, ohne zu einer einzigen Schlacht ge- nvthigt zu sein. Für England ist aber die Sicherheit der See- Verbindung eine Lebensfrage und deshalb genügt die Befürchtung, diese Verbindung könnte gestört werden, und die Vorstellung der furchtbaren Verluste, die dies für England mit sich bringen müßte, um selbst die Möglichkeit eines Krieges zu beseitigen, auch wenn England die Ueberzeugung hätte, daß es zu guter Letzt doch die Oberhand gewinnen würde. Die fehlende Zufuhr von Lebens mitteln würde England nicht gestatten, einen längeren Krieg zu führen. Aber selbst, wenn man annimmt, daß England die nöthigen Lebensmittel unter Geleit von Kriegsschiffen zugestellt werden könnten, so muß man doch die Vcrtheuerung der Lebens mittel in Folge des mit dieser Zufuhr verknüpften Risikos und zugleich den Umstand im Auge behalten, daß der Arbeitsverdienst in der Industrie aufhören würde. Die ungeheuere Entwickelung der Manufaktur- und Bergwerk-Industrie in Großbritannien ist auf die Märkte der ganzen Welt berechnet und setzt den ununter brochenen Absatz ihrer Produkte voraus. Jede Unterbrechung in deren Ausfuhr wäre auch eine Schmälerung der Existenzmittel des größten Theiles der Bevölkerung. Ebenso würde eine Einstellung der Getreide-Einfuhr nach England angesichts der Thatsache, daß die Getreidcproduktion in diesem Lande immer geringer geworden ist. die Bevölkerung mit einer Hungersnoth bedrohen. Seit den letzten zwanzig Jahren ist fast der achte Theil des früheren Acker landes in Wiesen umgewandelt worden. Das noch vorhandene Ackerland ergab in den Jahren 1893—95 eine durchschnittliche Ernte von rund 500 Millionen Kilogramm, darunter nur 79 Mill. Kg. Weizen. 116 Mill. Kg. Gerste. 283 Mill. Kg. Hafer. Die Getreide-Einfuhr in England betrug in den Jahren 1890—91 durch schnittlich über 2 Milliarden Kg-, darunter 830 Mill. Kg. Weizen und 234 Mill. Kg. Weizenmehl; ferner 300 Mill. Kg. Gerste. 176 Mill. Kg. Hafer, 473 Mill. Kg. Mais. Es wird also im Vereinigten Königreich vier Mal mehr Getreide (und sogar dreizehn Mal mehr Weizen) eingeführt als geerntet. Aus diesen Zahlen erhellt, wie außerordentlich das Bedürfniß der Bevölkerung nach Einfuhr ist. Es wächst von Jahr zu Jahr. Die Jleischverpflcgung wäre bei Abbruch des Seeverkehrs zunächst genügend gesichert, doch würden dann die Preise sehr hoch steigen, da das englische Vieh einen großen Werth darstellt und Fleisch dort auch zu gewöhnlicher Zeit theuer ist. An anderen Produkten der Viehzucht verbraucht England durchschnittlich im Jahre 2,310,000 Centner Butter. 1.163.000 Centner Margarine. 2,162.000 Centner Käse, 1.264.000 Centner Jett. Diesem ungeheuren Verbrauch könnte selbst eine Verstärkung der heimische» Produktion nicht genügen. Die Unterbrechung der Einfuhr würde also Mangel und Theuerung auch auf diesem Gebiete bcrbeisühren. Das Gleiche würde in den Kolonialwaaren eintreten. Betrachten wir nun die Abnahme des Verdienstes und des Einkommens, die eine Unterbrechung des Seeverkehrs Hervorrufen würde. In England sind die Preise der nothwendigstcn Bedarfs gegenstände ziemlich hoch, während sich die Mittel zu ihrer Beschaffung in weiten Kreisen beständig verringern. Die Ver- theilung des Rcichthums ist in England ungleichmäßiger als in irgend einem anderen Lande. Die aus der Einkommensteuer ent nommene Statistik des Einkommens verzeichnet ein jährliches Gesammteinkommen aus Arbeit. Vermögen und Kapital von 706 Mill. Psd. Steil. Davon entfallen 263 Mill. auf Land und unbeweglichen Besitz, 91 aus Pensionen, die übrigen 352 ans industrielle und andere Thätigkcit. Daraus ergiebt sich, welche ökonomische Erschütterung ein Krieg in England Hervorrufen müßte, wenn damit eine Abnahme oder gar Einstellung der industriellen Thätigkcit verbunden wäre. Allerdings ist der Geldvorrath in England bedeutender als anderswo. Die ganze Staatsschuld ist innerhalb des Landes untergcbracht; sie betrug im März 1895 660,160,607 Psd Steil. Die Summe der in England befindlichen ausländischen Werthe ist ganz ungeheuer, aber diese Mittel sind das Eigenthnm einer kleinen Zahl von Personen. Die Gefahr im Falle einer starken ökonomischen Erschütterung wird um so größer lein, als die unruhigen Elemente sich in den Städten anhäufcn. Die städtische Bevölkerung über trifft bei Weitem die ländliche und wächst beständig auf deren Kosten; bereits wohnen zwei Drittel der Bevölkerung in den Städten. In allen Städten gicbt es eine Menge Leute. die nicht arbeiten wollen, aber noch mehr Leute, die keine Arbeit finden können. Dazu kommen bei Einstellung der industriellen Thätigkcit die entlassenen Arbeiter Wie groß ihre Zahl sein wird, mag man daraus entnehmen, daß in der Web - Industrie allein 1,084,000 Menschen (423,000 Männer und 656,000 Frauen) arbeiten. Die Arbeiter sind hauptsächlich in Fabriken beschäftigt und zwar größtcntheils in der Baumwollen-Jiidnstrie, d. h. i»! Spinnereien, Webereien und Färbereien. Diese Produktion muß aber eingestellt werden, sobald die Zufuhr des Materials unter brochen wird. Bankerotte in den industriellen Kreisen'könncn dann nicht ausbleibe», da die Fabriken nicht durch genügende Rcserve- lapitalien gesichert sind. Wie schon bemerkt, reichen schnclllaufende Kreuzer des Feindes bin, um den englischen Seehande! lahm zu legen, da die Ver sicherungsgesellschaften ein so großes Risiko nicht auf sich nehmen könne», ohne die Prämien für Seeversicherungen in's Ungcmcsscne j zu steigern. Daß eine Unterbrechung des Seeverkehrs die eng lische Industrie unermeßlich schädigen, Millionen von Menschen ihrer Thätigkcit berauben, den Wohlstand der besitzenden Klassen erschüttern, das Elend der Besitzlosen entsetzlich steigern und nicht nur eine große Theuerung der Lebensmittel, sondern geradezu eine Hungersnoth herbeiführcn würde, dürfte nach der obigen Beleucht ung nicht zu bezweifeln sein. Bei einer derartigen Krisis würde es zu Unruhen und wahrscheinlich zu einer Revoluiio» kommen, und die nur kleine und aus den schlechtesten Elementen der Bevölkerung bestehende englische Armee, wenn sic überhaupt daheim verbliebe und nicht draußen zum Schuh der Kolonie» benöthigt wäre, würde schwerlich im Stande sein, die Ordnung wieder herznstcllen. England hat also in der That allen Grund, einen Krieg mit einer Koalition, der gegenüber es die Seeherrschast nicht besäße, zn ver meiden. Darum können die Mächte des Festlandes nichts Besseres thnn, als England merken lassen, daß eine Koalition nicht aus geschlossen sei. Das muß den englischen Uebermnth dämpfen, ohne daß der Friede gestört würde. Fernschrcib- nuv Aernsprech-Bertchte vom 28 Juli. Berlin. Der „Reichsanzeigec" veröffentlicht den kaiserlichen Erlaß betreffend die Erklärung des Schutzes über die Karolinen-, Palaus- und Marianen-Jnseln. Der Erlaß besagt: Nachdem durch den am 13. Juni 169!» zwischen unserer Regierung und der königlich spanischen Regierung geschlossenen Vertrag die in diesem Vertrage näher bezcichncten Inselgruppen derKarolinen,PalauS und Marianen an Deutschland abgetreten worden sind, nehme» wir hiermit im Name» des Reiches dieses Jiffelgebict vom Zeitpunkte der Uebcr- aabe an unsere Behörden ab unter unsere» kaiserliche» Schutz. Ferner wird durch kaiserliche Verordnung das Ge>ctz über die Koniular-Gerichtsbarkeit gemäß 6 2 des Gesetzes betreffend die Rechtsverhältnisse der deutschen Schutzgebiete in dem Jnselgebiete der Karolinen. Palaus und Marianen vom 1. Januar 1901 ab zur Anwendung gebracht. Das Gesetz beweisend die Eheschließung und die Beurkundung des Personenstandes von Reichsangehörigen im Auslande findet im Jnselgebiete vom Januar 1900 ab auf alle Personen, welche Nichteingeborcne sind, Anwendung. — lieber New-Uork wird gemeldet, der König und die Häuptlinge der Karolinen-Jnsel Kusaje hätten an die Vereinigten Staaten eine Petition gerichtet, m welcher sie um Annektio» ihrer Insel durch die Bereinigten Staaten bäten. Die Petition sei auf dem Wege über San Franzlsco nach Washington gelangt. — Die kaiserliche Verordnung, welche de» Rest des Handwcrker-Organisationsgesetzes in Kraft setzt, wird erst im Oktober veröffentlicht, da zu der kaiser lichen Verordnung die Zustimmung des Bundcsraths nöthig ist. der Bundcsrath aber vor Oktober kaum wieder zur Plenarsitzung zusammentreten wird. — Generalfeldmarschall Graf Blumciithal wierte am Sonntag in geistiger und körperlicher Frische seinen 89. Geburtstag. - Die Nachricht von dem Selbstmord des Schriftstellers v. Basedow-Dessau beruht auf Mystifikation. Berlin, lieber den Unfall der Kaiserin vom 18. d. M. liegt aus der nächsten Umgebung der Kaiserin jetzt eine eingehende Darstellung vor: Die Kaiserin ging mit den beiden jüngeren Prinzen, geführt von dem königlichen Förster von St. Bartholomä. den schönen Waldweg zur Eiskapelle hinauf. Der gut gehaltene führt über eine Stunde weit unter schattigen Bäumen allmählich bergauf. Sobald man sich der Eiskapelle gegenüber befindet, ver läßt er den Wald und man muß über Felsblocke und Steinmasscn, über breite im Sommer fast ansgetrocknete Sturzbäche noch eine Viertelstunde weit bis zur sogenannten Eiskapellc gehen, einem kleinen, aus gefrorenem Schnee bestehenden, in einer Felsenschluchr liegenden Gletscher. Da es angefangcn hatte zu regnen, versieg die Kaiserin den Wald nicht und nur die beiden Prinzen besuchten die EiSkapelle. Darnach wurde gegen >/z4 Uhr der Rückweg durch den Wald auf einem noch bequemeren Fußwege, dicht über der Schlucht entlang, welche von der Eiskapellc nach St. Bartholomä heruntcrführt, angetreten. Es liegen dort, wie überall hier, aus den zahlreichen gut gepflegten Pconicnadenwegen in schräger Richt ung in dieselben eingelassene Holzstäbe oder schmale Bohlen, uni bei Regengüssen den Ablauf des Wassers zu reguliren und das Fortrcißen des Erdreichs zu verhindern Nach kaum halbstündigem Marsche glitt die Kaiserin mit dem rechten Fuße auf einer solchen vom Regen gcglätten Bohle aus, an einer Stelle, wo der Weg nur wenig bergab führte und sonst nicht die geringste Unebenheit hatte. Tie Kaiserin kam dadurch plvtzttch und mit voller Wucht zum Fall, und es traten sofort heftige Schmerzen am Fußgelenk ein. Tie Kaiserin blieb einige Minuten sitzen. Da der Schmerz etwas nachzulassen schien, und das Fußgelenk beweglich war. konnte es sich zunächst nur um eine Verstauchung des Fußgelenkes handeln, so daß die Kaiserin nach einer kurzen Ruhepause zu Fuß nach dem noch eine halbe Stunde entfernten St Bartholomä zurnckgehcn wollte. Nachdem die Kaiserin 150 bis 200 Schritte gestützt noch gegangen war. die Schmerze» im Fußgelenk aber nicht geringer wurden, ließ sich die Kaiserin überreden, trotz des noch fallenden Regens sich hinzusctzcn und kalte Umschläge um den Fuß zu mache». Der königliche Förster ging nach St. Bartholomä zurück und traf nach etwa 40 Minuten mit den 4 Schissern, welche die Kaiserin über den See gefahren hatten, mit einem Tragstuhl, Stangen. Stricken und Tüchern wieder ein. Der Tragstuhl wurde an den Stangen festgebunden, für den verletzten Fuß der Kaiserin eine bequeme Stütze geschaffen und auf diese Weise die Kaiserin nach St. Bartholomä zurückgetragen. Auf einem der Boote wurde ein bequemer Ruheseffel ausgestellt, welcher für den Prinz-Regenten, als er sich bei einem seiner Jagdansflüge hier ebenfalls den Fuß verletzt hatte, nach St.Bartholomä geschasst morden war Bei herrlicher Abendbelenchtung fuhr die Kaiserin über den Kvnigssee zurück. Bei der Rückfahrt zu Wagen steigerten sich bei Berchtesgaden durch die unvermeidliche Erschütterung des Wagens die Schmerzen sehr. Gleich »ach 7 Uhr erfolgte die Ankunft im Grand Hotel. Die Anschwellung des Fußes war inzwischen so bedeutend geworden, daß sich zunächst nur die Eisnmschläge fortsetzen ließen. 'Nachdem eine geringe Abschwellnng eingctreten, wurde am nächsten Tage außer der Verstauchung des Fußgelenkes eine Verletzung des Wadenbeines in der Mitte fcstgestellt. Schon am dritten Tage tonnte ein fester Verband angelegt werden; derselbe wurde gut er tragen. Die darauf folgenden festeren Verbände legte der in Rcrchcnhall und Berchtesgaden anwesende Doktor Heising an. Und wenn auch mit einigen Schmerzen, machte die Kaiserin vom Montag den 24. Juli ab in der Stube die ersten Gehversuche, welche seitdem täglich mit zunehmendem Erfolge fortgesetzt werden. Anssahrte» konnten wegen häufiger Regengisise noch nicht statt finden Die Heilung uiid das Allgemeinbefinden sind in jeder Weise heute zufriedenstellend, fo daß die in den ersten Tagen des August angesetzte Abreise nach Wilhelmshöhc nicht verschoben werde» wird. Es wird natürlich, wie bei allen derartigeii^Berlctz- ungcn, noch eines längeren Zeitraumes bedürfen, bis iede Schwäche wieder beseitigt ist. Der brave Förster von St. Bartholomä und die Schiffer vom Königssee sind von der Kaiserin mit Auszeich nungen und Andenken bedacht worden. Nach Betanntwerdcn des Unfalles ginge» von allen Seiten Telegramme und Briefe an die Kaiserin in lolcher Zahl ein. daß die königlich bayerischen Tele graphen- und Postbeamten mit der Ausfertigung und Beantwortung mehrere Tage bis tief in die Nacht hinein mit angestrengtester Thätigkcit verbringen mußten. H a m b n r g. Bürgermeister Dr. Versmann ist an Lungen- lähmunq gestorben. * Kiel. Der Kutter des kaiserlichen Hafcnkapitäns wurde heute Nachmittag zwischen Möltenort und Friedrichsort durch eine schwere Regenböe zum Kentern gebracht. Die Besatzung, aus einem Dectöffizier. einem Oberbootsmann und sechs Matrosen be stehend. stürzte in's Wasser. Drei Matrosen ertranken, der übrige Theil der Besatzung wurde durch hinzneilende Dampfboote gerettet. K ö l n (Rhein). Der Wiener Männergesangvcrein traf i bataillons Nr. 7 die österreichische Nationalhymne. Nachmittags erfolgte eine Rundfahrt durch die Stadt, worauf der Wiener Verein ein geistliches Lied im Dome singen wird. Abends 8 Uhr findet ein Kommers im Gürzenich statt. Koburg. Heute Vormittag fand in der Kirche zu Oeslau die Konsirmatlvn der jüngsten Tochter des Herzogs und der Her zogin von Sachsen-Kvbnrg-Gotha, Prinzessin Beatrice, statt. An der Feier nahmen Theil der Herzog und die Herzogin-Wittwe, der Großherzog und die Großherzogin von Hessen, der Kronprinz und die Kronprinzessin von Rumänien, sowie der Erbprinz und die Erbprinzessin zu Hohenlohc-Langenburg. Lötzen (Ostpreußen). Im Rathbaus brach Feuer aus. welches das Rathkaus nebst Anban einäscherte. Der Geldschrank der Stadthauptkasse blieb im Feuer. Die Akten sind gerettet. Wien. Heute Vormittag begaben sich die Abgeordneten Fonrnier, Vrabetz. Noske und die Gemeinderüthc Dorn und Reisch zu dem Ministerpräsidenten Grafen Thun, um sich über das gestrige Vorgehen der Polizei bei der Auslösung der Versammlung des Vereins der Fortschrittsfreunde zu beschweren. Der Minister präsident erwiderte, er habe bereits den Bericht über die Angelegen heit erhalten, müsse fick aber darauf beschränken, den Beschwerde führern zn sagen, daß er sich inforniiren werde. Jetzt könne er weiter nichts sagen. — Das R'eichs-Kriegsministcriuin bat durch Sonderbcfehl allen Korpskvmmandanten schärfftens ausgetragen, gegen Mißhandlungen, insbesondere gegen das Ohrfeigen der Sol daten, einzuschreiten. — Der Bürgermeister zu Töplitz wies das Gesuch des Bundes der Deutschen um Ucberlassung des Cvncert- parkeS ab. weil nur Arier Zutritt zu den Festlichkeiten erhalten sollen. Haag. Angesichts der Unmöglichkeit, sich sofort über die Form zu einigen, in welcher die Machte sich der Konvention de»
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