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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 18.04.1903
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-04-18
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19030418021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1903041802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1903041802
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1903
- Monat1903-04
- Tag1903-04-18
- Monat1903-04
- Jahr1903
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Dieses Blatt wird den Lesern von Dresden und Umgebung am Tage vorher bereits als Abend-Ausgabe zugestellt, während eS die Post^Abonnenten am Morgen m einer Gesamtausgabe erhalten. Serugsgediihn Li, ,,Drr«dnei Nachrichten" exicheinen »»'»'»<: die Benelicc m Dresden und d«r nacklien Uinacdu»,. wo die Üulräaima durch eioene Boten oder «oininillloimre eriotat. erhalte» Blatt au Wockeuiaae», die inchl aut Sonn oder «tertaue «olaen. u, Poel reiiaudaabeu adend» und m«r,e»» tuaeiteUl. Nachdruil aller Arlitcl u, Original- Millkilunae« nur »tit deutlicher Quellenanaabe <„Dread Nachr) iuläifta. Nachträallchc Honorar. onivrüchc bleiben uitberücklichliat: --"-«-u'Äch.T.SL mm-tldr«N«: «» »re«»«» «» KN (Äegvr'rrröct 1888 Verlag von Kiepsct- öd Reiclicrrdt. Mreigen.carif. Annahme von Antündlgunoen bis nachmittaas s Udr. Sonn und Nkterlaa« nur Marienltrahe Ai von ri bis >/,l Ul» Die l ipaliiae Äruuo »eile <ca 8 Siibeni so Pia. Au rUndtaunaen aul der Privalteiie Zeile Lb Pta : die ripaliiae 3eiie als ..Uin ueiandl" oder aus Tertieiic so Pia In Nummern nach Sonn- und Ncie, iaaen > de« Livaltiae Gru»d«eüeu M, so de«, «o und »b Pia nach de ionderem Larii, AuemärNac Am träae nur oeaen Äorausbeialiiunu, Beiesbliitler werde» mit wPia. berechnet. vernivrechanlchlub' Amt I Re. U mW iUr. 2UVU. ImrdvLrvll. KsmsiW kusmlil!mli Ml'tgl' »ikuilkitkn in liLlltsetikn u. engl, l ljuslitätsn. rti'öng solilis Mg. slittmMtlieii billige ki'eiee. . g. ». li088S Mf.. lli'llüliei' Vvrm ekvl luv i88 kuslrlt von Vit »»nt tui zii» Irl»ivU8tkL88v w«. l-3 VE" Neueste Drahtmeldungen vom 17. April Berlin. sPriv.-Tel.j Im Neick-staae ist der Bericht der Kommission zur Borbcratung des Entwurfs eines Gesetzes, bclr. weitere Abänderungen des Kra »kcnversichcrungsgeIetzes verteilt worden. Die Kommiffion beantragt Annahme der Vor lage in der von ihr beschlossenen Fassung, ferner sollen die verbündeten Regierungen ersucht werden um baldige Vorlegung eine« Gesetzentwurfes, wodurch die reichsgesetzttcke Kranken versicherung aus d'e Hausindustrie und alle Handlungsgehilfen und Lebrlinge, auf die land- und forstwirtschaftlichen Arbeiter, sowie auf die Dienstboten ausgedehnt wird. Für die nächste Session wird eine gründliche Reform des Krankenversicherungsgele tzcs ge- sorderi. Zu deren Borberatung soll den Vorständen der Kranken kassen tme den Vertretern des Aerzte- und Apothekcrstandcs Ge legenheit zur Geltendmachung ihrer Anschauungen und Wünsche gegeben werden. Diesen soll der Entwurf, soweit als möglich, ge recht werden, insbesondere soll erwogen werden, ob sich nicht die Bildung von ständigen Kommissionen ausgewählter Vertreter der Krankenkassenvorstände, der Aerzte und der Apotheker unter einem neutralen Vorsitzenden empfiehlt, dem die Regelung der ärztliche» Behandlung und der Arzneivcrsorgung nebst Fe»setzung eines Tarifs der Honorierung, sowie die Entscheidung bezüglicher Streitigkeiten obliegt. m>t der Maßgabe, daß alle Aerzte und Apotheker, welche sich dieser Regelung unterstellen, als Kasiciiärzte und -Apotheker im Sinne dieses Gesetzes gelten. Dessau. Prinzessin Eduard von Anhalt wurde heute vor- mittag von einem Prinzen entbunden. Paris. Hier, sowie in Lille, Ltzon und St. Eticnuc fällt Schnee. In Marseille dauert das Unwetter a» und hat viel fachen Schaden angerichtet. Auf einem Teile der Kais ist die Arbeit eingestellt worden. Kein Schiff kann in den Hafen ein- laufen. Die vor Anker liegenden Schiffe wurden vielfach los- gerissen. Paris. Der Polizeikommissar legte an die Likörsabrik der Kartäuser in St. Laurent die Siegel. Der Pater Reh. der bei den Behörden als Eigentümer der Fabrik angemeldet worden ist, hat Einspruch erhoben. Von der Menge wurden feindselige Ruse gegen den Pcllizcikommissar ausgcstoßen. Marseille. Zwischen ausständigen und arbeitswilligen Hafenarbeitern kam cs gestern zu einer Schlägerei. Militär mußte einschreiten. ^Dünkirchen. Das mit 30 Matrosen bemannte Segel schiff „Kommandant Marchand", das am 25. Februar nach Ant werpen abgegangen war, wird vermißt. Man befürchtet, daß es mit der ganzen Besatzung untergegangcu ist. Konstantinopel. Die Pforte hat liier und in der Pro vinz umfangreiche Vorsichtsmaßregeln ergriffen, um die angeblich iür Ostern geplante Aktion der makedonischen Komitees zu hmtertreiben. In diplomatischen Kreisen ist man übereinstim mend der Meinung, daß die Komitees absichtlich das Gerücht ver breitet haben, sie bereit^en zu Ostern eine größere Unternehmung vor, um die gesamte Bevölkerung zu schrecken, die Mohammedaner zu reizen und Gewalttaten herbeizufübren. Einen allgemeinen Aussiand hält man jedoch für gänzlich ausgeschlossen. Kenner des Landes und der Lage in den Provinzen sind der Ansicht, daß die Komitees einen letzten Versuch machen werden, das Banden- muvesen möglichst auszudelmen: doch dürfte dieser Versuch schwer lich von Erfolg begleitet sein, da die Komitees zwar über eine genügende Anzahl von Personen verfügen, ihnen aber die Geld mittel fehlen. Länger als höchstens zwei Monate dürste die Tätigkeit der Banden kaum aufrecht zu erhalten sein. OertlicheS und Sächsisches. Dresden. 17. April. —* Das gut evangelisch-lutherische „Neue Sächsisck>e Kirchcn- blatt" schreibt: „König Georg wird m geradezu widerwärtiger Weise von gewisser Seite beargwöhnt. Jetzt wurde w eder die Nachricht verbreitet, er habe dem Papste ein uamhastes Geld geschenk gemacht: der Ton dieser Meldung sollte wohl Mißtrauen wachruscn. Wir dächten doch, auch für einen König gäbe eS noch Dinge, die seine Privalsachcn sind: wenn er dem Papste, in dem er nun einmal das Oberhaupt seiner K>rche steht, ein Geschenk machen wollte, so wäre das völlig seine Privalaugelcgcnheii. i» die sich niemand zu mischen hätte. So sehr wir in öffentlichen Angelegen heiten darauf Wert legen müsse», daß das evangelische Bewußt sein nicht verletzt werbe, so nachdrücklich müssen wir dagegen protestieren, daß mau alle möglichen, wirklichen oder angeblichen Entschließungen unseres Landcsherrn mit einem Mißtrauen ver folge, zu dem der Träger der Urone überdies nicht de» geringste» Anlaß gegeben hat." — Dasselbe Blatt schreibt über evangcl.sche Geistliche als ReichStagskandidatcn: Evangelische Geistliche sind imReick, stage seltene Erscheinungen. Es fft niederdrückend, ui den Wandelgängen des Reichstags die große Zahl römischer Priester sehen zu müsse», die als des deutschen Volkes Vertreter aus gestellt und gewählt werden Die Haltung des Konsistoriums kann nicht zweifelhaft sein: Sup. Landmann in Plauen war ja Rcichstaasabgeordiicler: cs wird mit Freuden zustimmen. En>. paar schlagfertige, stramm evangelische Männer mehr müssen wir haben: daß die Wähler Geistlichen dies höchste Vertrauen icheuke», ist dem Stande nur eine Ehre. Wir möchten sie nicht dutzendweise im Reichstage sehen; aber etliche von ihnen wären gewiß nicht vom Nebel. ^ —* Zu der angeblichen Kandidatur Luscnsky im 9. sächsi schen Rcichstagswahlkreise sFrcibcrgl schreibt die „Deutsche Tageszta. . „Weder der Presse des Kreises noch uns ist bisher von dieser Kandidatur etwas bekannt geworden. Be kanntlich ist zwischen den Konservativen, den Nalionalliberalen, der dcuischsvzialcn Ncsormpartei und dem Bunde der Landwirte im Königreiche Sachsen ein Kartell abgeschlossen worden, und Dr. Oertel ist Kartellkandidat. Eine eventuelle Kandidatur des Herrn Luscnsky würde also als nationalliberalc Partcikcmdidatur nicht gelten dürfen; die nationalliberalc Parteileitung würde sic vielmehr desavouieren müssen. Interessant würde allerdings die Kandi datur sem und einen höchst pikanten Beigeschmack haben. Sowohl die sächsische als auch die preußische Regierung haben keinen Zweifel darüber gelassen, welchen Wert sic au^das Zusammengehen der staatserhaltcnden Parteien gegen die Sozialdemokratie legen; es würde überaus bezeichnend sein, wenn cm preußischer Ministerial- beamter sich dazu hergeben sollte, dieses Zusammengehen in einem bedrohten Kreise zu stören und das abgeschlossene Kartell zu durch brechen. Welche Wirkungen ein derartiges Vorgehen haben müßte, wird man sich an den zuständigen Stellen selbst sagen können. Wenn übrigens in dem Waschzettel, der die Meldung von der Kandidatur enthält, gesagt wird, daß die Kandidatur des Dr. Oertel Widerstand bis in die konservativen Kreise hinein gefunden habe, so mag demgegenüber nochmals sestgestellt werden, daß Dr. Oertel sowohl von der Generalversammlung des konservativen Ver eins als auch von den Vertrauensmännern des Bundes der Land wirte einstimmig ausgestellt, und daß seine Kandidatur von der deutschsozialen Ncsormpartei einmütig akzeptiert worden ist." — Weiter ist initzuteilen, daß die im Wahlkartell vereinigten Ver tretungen der Konservativen, Nationolliberalen und Ncformpartei sowie des Bundes der Landwirte im Königreich Sachsen folgenden Beschluß gefaßt haben: „Tie Vertreter der bei dem Landcskartell beteiligten Parteien sind übereingekomme», das im Karteli ve r trage für den 17., 18. und 19. Wahlkreis vorgesehene Vor schlagsrecht auch nach Ablauf der für dasselbe festgesetzten Frist weiter bestehen zu lasten. Für den 22. Kreis schlägt die konservative Landcsvertrctung die Kandidatur des Regieruugsrats Martin vor. Bund der Landwirte und Reform-Partei akzeptieren diese Kandidatur: der Vorstand des Rationalliberaleii Landcsvereins er- klärt für sich, daß er, '»dein er das Vor schlagsrecht der Konser vativen i» Gemäßheit des Kartellabkommens anerkennt, der Kan didatur Ma-riin nicht cntgegcntrelen werde." —* Ueber das sehr zeitgemäße Thema: „Warum und wie haben beide Kirchen, die katholische Kirche und die evangelische, ihren gciiieinsame» Feind, den I esu i t i s m u s, gemeinsam zu bekämpfen?" verbreileic sich gestern abend Herr Pastor VOr. E. Sülze im Proicstanten-Vercin Dreihundert Jahre schon, so begann der Vortragende seine Ausführungen, dauere der Kamps zwischen den beiden Kirchen, aber kaum jemals sei er so heilig ge wesen, als gerade in unseren Tagen. Es gelte deshalb, vor allem den Blick auf das einzige Ziel zu richten, auf das es ankomme — den konfessionellen Frieden wieder zu gewinnen. Unmöglich könne der gcgenlvärl'ge Kamps daraus abgescneu sein, daß die eine Kirche die andere im Sturm übcrrciine. Drei Arten des Katholizismus gebe es zu unterscheiden: den echten, rechten, religiös-sittlichen, den lestntischeu und den politischen, uttrainontaucii. Der erste sei sofort aus dem Kauipse ausznjckicidcn Man gehe nicht darauf aus, das Ge wissen der katholischen Mitbrüder als solche zu kränken, und wenn ein katholischer Priester nur seine Pflicht erfülle, wie es ihm als Seeleuhirl zukomme, dann werde keine Regierung und kein Protestantismus ihm etwas in den Weg legen. Bor allem ober müsse die von der katholischen Hierarchie in allen Werken katho lischer Dogmatik ausgciprochene Feindschaft gegen das. ivas protestantisch heißt, auihörcn .Ganz anders der jesuitische Katholizismus. Er sei eine Krankheit der römisch-katholischen Kirche, der auch die unsere nicht zur Ruhe komme» lasse, eine Ge fahr iür das ganze Deutsche Reich. Denn wo dem Christen da» Christen!!','» als der Kamps zweier Kirchen erscheine, könne es kein Erstarken geben i.n Glauben. Ten Jesuitenorden nannte der Vortragende ein gewaltiges Heer des Papstes, auf den Plan ge stellt, dessen Macht zu mehren. Es verstehe sich von selbst, uns leuchte jedem ohne weiteres ein, daß ein solches Kriegshecr eine Gefahr für Kirche und Gemeinden bilde. Ein öffentliches Geheim nis sei cs, daß viele katholische Geistliche Jesuiten- missione n in ihrem Sprenge! n i ch t w ü nsche n. Ter Jesuitis mus sei eine Vermischung von Katholizismus und Protestantis mus, bei der jeder der beiden Bestandteile zu kurz komme, und ihn zu bekämpfen gälte cs, weil er uns bekämpft. Eine wesenilichc Ge fahr des Jesnitismus liege aber vor allem auch darin, oaß er das Gewisse» zweifelhaft mache. Hierbei kam der Vortragende auf die Lehren des Jesnitismus, den iesuiiischcn Grundsatz des Probabilis- mus, d. h. daß die bloße Meinung, eine Handlung könne wohl recht sein, schon hinrciche, sie zu unternehmen, und die Moral des Jesuitenordens: deren aanze Verwerflichkeit der geschätzte Herr Redner an v elcn Beispielen darlegte. Wenn es derart um die Sittlichkeit bestellt sei, dann müsse die Religion leiden. Des halb habe schon einmal der Papst Clemens XIV. auf das Au- vrängen des allcrkcitholiichsten Herrschers der Christenheit, König Karls III. von Spanien, den Jesuitenorden ansgehoben, und zwar mit der vernichtenden Begründung, daß die Gesellschaft die reichen Früchte nicht mehr bringe, zu denen sie gestiftet, und daß es nicht möglich sei, der Kirche den Frieden wieder zu geben, solange der Orden bestehe. Das war 1773, Seine friedensfeindliche Arbeit tue der Orden heute noch, vor allein, indem er die Schule in seine Hand z» bekommen suche. Das müsse die Regierung unter allen Umständen verhindern: bei oller Duldsamkeit dürfe cs nicht zuge- geben werden, daß durch Bücher mit jesuitischen Irrlehren die Herzen der Kinder zweifelnd geinachc werden. Auch sei mit ollen erlaubten Mitteln, besonders bei den Wahlen, darauf hinzuwirken, daß eine politisch-römische Partei anfhöre, das Vaterland zu be herrschen, Gewissenhaft sollte jeder zur Wahlurne schreiten und den ultramontanen Partciorganismus brechen Helsen, wo es nötig ist. Das letzte, große Ziel sei die Gründung eines einzigen Ehristenbundes, der da kämpfe gegen den Jesnitismus und seine Jünecr, die sich gnschickcn, wiedcrzukehren, um aufs neue Un frieden im Reiche zu slisten. „Stehen wir," io schloß der Herr Vortragende seine mit lebhaftem Beisall und Dankesbezeugnngen aufgenommcnen Ausführungen, ,,fest in dem Kam ose, der uns droht, dann steht auch ein .Höherer mit uns, der wird uns zum Siege verhelfen". —* Die Betriebseinnahmen der Sächsische» Staatscisen bahnen haben auch im Monat März ihre steigende Richtung fortgesetzt, obwohl der Personenverkehr, ent sprechend der verschiedene» Lage des Osterfestes lim Vorjahre siel es in den Märzj eine Mindereinnahme auiweist. Nach vor läufiger Feststellung wurden im Monat März vereinnahmt: 3053620 Mk. im Personenverkehr s— 52250 Mk, gegen den gleichen Monat des Voriakresl, 6471100 Mk. im Güterverkehr Ist- 551150 Mk,1. 9 524 720 Mk, im Ganzen «Z- 498900 Mk, oder 107 Mk, durchschnittlich aus 1 Kilometer Bahnlänoej, Die Einnahmen in der Zeit vom 1, Januar bis 31. März betragen: 7 977 470 Mk, im Personenverkehr l-st 141 660 Mk. gegen den gleichen Zeitraum im Vorjahres, 18 023170 Mk, im Güterver kehr lff- 1537 270 Mk.s, 26000 640 Alk, im Ganzen s-s- 1678 930 Mark oder 396 Mk, auf 1 Kilometer Bahnlänge im Durchschnitts, Kunst und Wissenschaft. ff* Mitteilung aus dem Bureau der Könial. Hofthea»er. Im Schauspielhause geht Sonntag, den 19. April, nachmittags kolb 2 Uhr als 8. Volksvorstellung Shakespeares sünfaktiacs Lustspiel „Der Kaufmann von Venedig" in Szene, Der Vorverkauf findet Sonnabend, den 18, April, abends 8 Uhr, in der Turnhalle der 4. Bürgerschule sTieckjtraßes statt. Im übrigen gelten die bei den früheren Volksvorstellungcn bekannt gemachten Bestimmungen. ff* Großes Konzert im Königs. Hosopernhausc. Das Kon zert, das am Donnerstag abend zum Bgstcn dcx Witwen und Waisen des Vereins „Dresdner Presse" im Königs. Opcrn- kause stattfand, darf als eines der bedeutsamsten Ereignisse der diesjährigen Musiksaison der Residenz eingeschätzt werden. Schon in rein äußerlicher Beziehung» Ein von einem glänzenden Publikum biS auf den letzten Platz besetztes Hans, eine beifalls freudige, begeisterte Stimmung und Ovationen, die das gewöhn liche Maß des hiesigen Konzert-Enthusiasmus weit, weit hinter sich ließen. Und auch das künstleristl-e Niveau des Abends lag in derselben exzeptionellen Höhenschicht. Daß den Darbietungen unserer Kgl. Kapelle unter v. Schuchs Leitung das Prädikat höch ster Vollendung zukommt, bedarf ia kaum einer Bekräftigung, Aber auch die beiden solistischen Kräfte des Konzerts, der so rasch auf den Zenith modernen Virtuosentums gehobene ingendliche Geiger Jan Kubelik, und die den höchsten, reinsten Idealen echter Liederkunst mit Erfolg zustrebende Leipziger Sängerin Fräulein Helene Staegemann paßten sich in der Perfektion ihrer Leistungen, in der Solidität und HerzenSehrlichkcit künstlerischer Arbeit m seltener Stimmungsbarmonie in den Rahmen des Ganzen ein. Ein Hauch frischen, sonnigen Kunstfrühlings wehte von An fang bis zu Ende durch das Programm: nicht eine Nummer fiel m das Gebiet des Durchschnitts: cs war eine Vereinigung künst- lerischcr Genüsse und Anregungen, die jedem, der dabei gewesen, eine unvergängliche Erinnerung durchs Leben bleiben wird. Wie überflüssig kommt sich der Rezensent vor, wenn er solchen Stunden reinster, künstlerischer Entrücktheit mit der lahmen, kalten Feder einen dankbar «ntoerendeu Epilog -u schreibe» unternimmt! Er kann nur bitten, daß man ihm diesmal alle die Epitheta und die Superlative, die er zur nachträglichen Fixierung leuies Ein drucks verwendet, auf den Buchstaben glauben möchte, bitten, daß man alles, ober auch alles, was er zum Lobe zusammenschafft, als noch viel zu wenig hinnimmt, und es ihm nicht nacksträgt, wenn er diesmal vor freudiger, nackzitterndcr Erregung sich m Ueberschwänglichkeiten und Wiederholungen ergeht, die ioust nicht Sache und Amt des kühlen, wägenden Hirns des Kritikers zu sein pflegen. Den phänomenalsten Eindruck des Abends erzielte die vom Generalmusikdirektor v, Schuch mit einer unvergleichlichen Bravour und Virtuosität herausgearbcitete und mit einer beispiel losen Dirigenten-Energie über alle halsbrecherischen Klippen eines zum Schluffe kaum glaublicken Tempos ins Haus gefeuerte „Oberon"-Ouvertüre von Weber Die Zuhörer brachen über diese Jmperatorenleistung des königlichen Orchesters und seines ge- feieren Leiters in minutenlang andauerndes Bravoruscn und einen Applaus aus, wie ihn der Plafond des Hauses nur selten mag erlebt haben. Immer wieder mußte sich Herr von Schuch vor dem enthusiasmierten Publikum verneige», und auch die dankbare Kollektivverbeugung der Herren vom Orchester half nichts. Man ruhte nicht eber, als bis Herr von Schuch noch einmal Ruhe klopfte und den größeren Teil der Ouvertüre mit derselben schwindelerregenden Wucht und Verve wiederholte. Was die ein zelnen Gruppen des Orchesters an Klarbeit und Präzision hier leisteten, steht über allem Lob erhoben; Hut ab vor solchen Künst- lern und noch einmal: Hut ab! Auch das zum Eingang gespielte „Parsifal"-Vorspiel mußte in den Händen des in den besten Wagnertraditionen gefesteten Herrn von Schuck und seiner Schar zu denkbar bester Wiedergabe gelangen. Mit impoiiicrender Breite rauschten die Klänge von der „Entsündigung und Sühnung", von der endlichen Befreiung und Friedensklarhcit eines Strebenden durch das Haus. Noch ein drittes Werk war es, in dein die Kapelle ihre Meisterschaft voll leuchten lassen koimte, in dem Mittelsah aus dem Konzert fürViolinc und Orchester von Albert Randegger, das Herr Kubelik als Novität spielte. Das Orchester ist in diesem an sich sehr stimmungsvoll, wenn auch etwas charaktcrarm anmutcudcn Konzert so glänzend bedacht worden, die Instrumentation so inter essant und vielgestaltig, daß man dieses Adagio eher als ein Orchesterstück denn als ein Violinkonzert im üblichen Sinne be- leicknen möchte. Schade, daß man nur dies« Probe de» Werkes kennen lernte; irgend ein abschließendes Urteil über das Ganze läßt sich darnach selbstverständlich nicht gewinnen. Außer dieser Neu- heit trat Herr Kubelik, vom Publikum, wie nicht anders zu erwarten, mit einmütigem Applaus vor jeder Nummer bewillkommnet und mit vielen Hervorrufen geehrt, mit dem I)-ckur-Konzert von Mozart und den Ernstjcheu Variationen über „Die letzte Rose" auf. Die stupendc Technik Knbeliks, seine geradezu lächerliche Unfehlbarkeit und Selbstverständlichkeit in der Bewältigung aller nur erdenk lichen Schwierigkeiten und Ungeheuerlichkeiten moderner Geigcn- technik spotten jeder Berichterstattung. Man muß den jungen Künstler mit seiner Seelenruhe die kapriziösesten Einfälle eines Violinprestidlgatcnrs selbst haben überwinden, spielend über winden sehen und hören, um den Enthusiasmus des Publikums und der Fachgenossen voll zu begreifen. Aber auch in musikalisch-künst lerischer Beziehung gab Herr Kubelik in dem Mozartkonzert hoch Anerkcnncnswertcs. Die vrachlvollc Distinktion seiner Passagen, die tadellose Klarheit und Reinheit des Einzcltoncs in allen seinen Modifikationen und dynamischen Schattierungen vcrhalfcn auch hier dem sympathischen Künstler zu rauschendem Erfolge. Nach dem Vorträge der Erustschen Variationen steigerte sich der Enthusiasmus des Publikums dermaßen, daß Herr Kubelik sich nur durch eine ganze Reihe von Zugaben von den erdrückenden Beweise» der Liebe und Bewunderung loskauscn konnte. Fräulein Helene Staegeinann, die andere solistische Kraft des Abends, war eine auf dem Konzcrtpodium unserer Residenz noch unbekannlc Erscheinung, hat sich aber mit ihrem gestrigen Debüt in der vor teilhaftesten, ehrenvollsten Weise emgestihrt. Die Stimme der Künstlerin zeugt von einem ganz vortrefflichen Studium. Die Behandlung des Einzeltones, tue Ausgeglichenheit der Register, die Reinheit und Schönheit des Vortrags, die Sorgsalt der Aussprache — alles vereinigt sich zu einem Gesamtbilde von vornehmster Sangcsmeisterschast, wie man ihr selten begegnet. In allen Nummern — Fräulein Staeaemann sang Lieder von Lully, Weber, Schubert, Saiumann, Richard Strauß, Pfitzner und Chopin- Viardot — war cs in erster Linie diese wundervolle Durch arbeitung bis ins Kleinste, diese elegante, nirgends den Adel der Kunst vergessende I-ackz-lilcc-ness, die den Vortrag der Künstlerin zu einem so reinen Genuß stempelte. Auch Fräulein Staegemann wurde für ihre, übrigens mit gewinnender Liebenswürdigkeit und
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