Delete Search...
01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 04.06.1903
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-06-04
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19030604016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1903060401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1903060401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1903
- Monat1903-06
- Tag1903-06-04
- Monat1903-06
- Jahr1903
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 04.06.1903
- Autor
- Links
-
Downloads
- Download single page (JPG)
-
Fulltext page (XML)
Ser«* »uf tz,r vrüblkch«» Lerrakse und «» ty amunebme«. daß für dieses henlich aelegene Etablissement Ich»» m nächster Zeit «in «mer Pachter gesucht wird. Die Be werbungen um diese Pachtung werden gewiß sehr lablreich sein. ,a, «< verlautet, daß bereit- 14 Tage vor dem H^ischeiden de- Herrn G-. als die Hoffnung auf ein Medergenesen geschwunden war, verschiedene Personen als Bewerber ausgetreten sind. An gesicht» dieser Verhältnisse erscheint e» aber unbedingt anaezcigt. darauf hirnuweisen, daß da» Etablissement, von dem man sich als einer Dresdner SrheiiSwürdtgkelt in der ganzen Welt erzählt. waS seine Bewirtschaftung anlaugt, in den letzten Jahren nicht mehr ans der Höbe gestand« hat. und daß e« dämm wünschens wert ist. daß hierin ein Wandel herbeigeiührt wird. Der Ruf. den da» Etablissement wegen seiner herrlichen Lage in ganz Europa aenlekt. legt auch die Verpflichtung aus. das, dasselbe in seiner Bewirtschaftung den Ansorberungen eines Etablissements erst« Ranges genügt. Daß letztere» aber schon icit geraumer -seit nicht mehr der Fall ist. ist für jeden urteilsfähigen Dresdner offene» Geheimnis. Mehr oder weniger ist jeder Fremde, der da» „»önigl. Belvedere" besucht hat. von demselben enttäuscht worden. Abgesehen davon, daß die leibliche Verpflegung oftmals mindrftenS sehr verichiedenwertia gewesen ist, hat die ganze Aufmachung, waS die Ausstattung an Meublement und das -Service anlangt, längst nicht mehr den berechtigten Erwartungen entsprochen. Es ist nicht anzunehmen, daß von der sür die Verpachtung kompetente» Stelle allein der Gesichtspunkt sestgehalten wird, einen möglichst hohen Pachtschillina zu erzielen, vielmehr dürste auch hier der Wunsch Schwergewicht haben, daß das Etablissement in Hände kommt, welch« eine seinem Weltruf entsprechende Bewirtschaftung als ele gante». vornehme» Vergnügungs-Etablissement gewährleisten." — In der Zeitschrift «Das Recht" sHannover, Hclwingsche Verlagsbuchhandlung! veröffentlicht Reichsgerichtsral Brückner eine Abhandlung, welche die rechtliche Stellung und die Hastverbind lichkeit derAuskunftsbureans einer eingehenden Erörterung unterzieht und ohne Zweifel in den weitesten Kreisen, vor allem der Kaufmannschaft, das größte Interesse Hervorrufen wird. Aus den bedeutsamen Ausführungen Brückners verdient vor allem Beachtung, was er über die Haftpflicht der Auskunfteien sagt: Nach den maßgebenden Gesetzesbestimmungen hat das Anskunftsdnrcau für Vorsatz und für Fahrlässigkeit einzustehen, also auch die im Verkehr erforderliche Sorgfalt. oder, sofern es KansniannSeigen- schaft besitzt, die Sorgfalt eines ordentliche» Kaufmanns bei seiner Geschäftsführung anzuwenden. Das Auskunstsburcau ist also vor allem zum Schadenersatz verpflichtet, wenn eö eine wissent lich« falsch« Auskunft erteilt, und als solche wird auch eine von ihm gemachte positive Angabe angesehen, von deren Nichtigkeit der Inhaber deS AnskunftSbureauS nicht überzeugt ist. Besonders prüft Brückner bei dieser Gelegenheit die im letzten Geschäftsbericht der Auskunftei W. Schimmelpfeng erwähnte Frage ob der Aus kunftei in jedem Falle eine wissentlich falsche Auskunft zur Last sällt, tvenn sie eine die persönlichen Verhältnisse des Angcfragten berührende und ihr bekannte, aber zeitlich weit znrUckftcgendc Talsache zu erwähnen unterläßt; also z. B. bei der Nachricht- erteilung über die Kreditwürdigkeit eines angesehenen Großkaus- mannS eine von demselben als Lehrling vor 25 Jahren wegen Unterschlagung von einem Taler erlittene eintägige Gefängnis- strafe verschweigt. Hier ist. wie Brückner betont, davon ous- zuaehen, daß daS Ausknnftsbureau nicht jeden ihm bekannten un wesentlichen Umstand, sondern nur diejenigen Tatsachen zu be richten hat, welche sür die im konkreten Falle von ihm zu er- mittelnde Kreditwürdigkeit einer Firma von Erheblichkeit sind. In dem gedachten Falle würde also in dem Verschiveigen der vor Jahren erlittenen Strafe kein arglistiges Verhalten erblickt werden können. Steht dagegen eine derartige Tatsache mit den der zeitigen Kreditverhaltnissen im Zusammenhänge, so würde ihr Verschweigen den Vorwurf der Arglist begründen. Ferner haftet das Äusrnnftsbureau auch, wenn eS fahrlässig zu Werke geht. Fahrlässigkeit ist anzunehmen, einmal, wenn der Geschäftsbetrieb im allgemeinen unpünktlich und unordentlich ist, dann aber, wenn dos Bureau im speziellen Falle die Verläßlichkeit seiner Quellen nicht gehörig prüft, infolge Namcnsverwechslung über eine falsche Firma Auskunft erteilt, wichtige Teile der Erkundigung übergeht u dcrgl. mehr. — In dieser Weise ist die Haftpflicht der Aus kunfteien durch das Gesetz geregelt. Dabei darf ledoch nicht »berschen werden, daß die maßgebenden Bestimmungen lediglich disposltiver Natur sind, durch Parteivereinbarung daher beliebig erweitert oder eingeschränkt werden können. — Für daS große Früdlingstest, welches am Sonnabend, den 6. Juni, von nachmittags b Uhr ab zum Besten der Penttons - anstatt Deutscher Journalisten und Schriftsteller auf dem .Bergkeller" stattsindet, hat das Ministerium des Innern dir Veranstaltung einer Lotterte genehmigt. Für die Lotterie sind schon setzt zahlreiche Geschenke von hiesigen hervorragenden Ge schäftssinnen usw. eingeaangen. Bei dem Fest wird auch ein Kkinktlerkonzert im Saale ringeschoben werben, welches kurze Progrommnummem für Kammermusik. Deklamation. Gesang usw. bringen wird. Für dleieS Konzert sind erstklassige, hiesige Kräfte gewonnen worden. Die Illumination des Etabtissements wird von der Bereinigung hiesiger iiseisenfabrikantm und von der Firma Fianz Fröhlich lJuhaber Alfred v. Böhme). König!. Hoflieferant. Am -see, auSgesührt werden, während für die Dekoration des Reitplatzes die Landschaftsgärtnerei von Menrer. Bergstraße, sowie die hiesige Stadtgärmerei «hre Schätze von Lorbeerbäumen, Palmen uiw. zur Verfügung stellen werden. — Die Tage des 7. Sächsischen Bundes! ege ln, das vom 7. bis 10. Juni in Döbeln viele Hunderte von Keglern zu- sainmcnfuhren nnrd, rücken immer näher. Prächtig nimmt sich dir der letzten Ausschmückung harrende, über 2000 Quadratmeter große Fefthallc aus, in der außer dem großen Restaurant die zehn Kegelbahnen und der Gabentempel Unterkunft gefunden haben. Der nächsten Sonntag nachmittag uni 2 Uhr stattfindende Festzug, in den zahlreiche Festwagen und Gruppen einaerecht wer den, wird ein« der Glanzpunkte des Bundcskcgelns bilden, nicht minder das für Montag abend geplante Ricsen-Jeuerwerk nebst Beleuchtung der Kirche. Konzerte der Militär- und der Stadt kapelle sorgen neben den sonstigen Veranstaltungen für die Unter haltung der Kegler, die, nach den Anmeldungen zu schlichen, sich an den verschiedenen Arten des Wettkcyelns sehr zahlreich beteiligen wollen Den Siegern fallen auch bei dem diesmaligen Sächsischen Bundcskegcln eine Fülle hervorragender Gewinne zu. — Auf der Waldschlößchen-Tcrrasse haben an den bceden Pfiwastfeiertagen nahezu 45000 Menschen perkehrt. Es wurde ein Bierumsatz von 170 Hektoliter erzielt. — Im Zirkus Schumann haben heute abend die be liebten Qriarnal-Clowns Adolf und Coco. genannt die Unver wüstlich«», Benefiz. — Ein« empfindlicken Verlust bat der Lohnkellncr Leubner am dritten Feiertage erlitt«. Beim Bedienen im Gasthofe zu Wölfnitz auf der Terrasse hat der Betreffende ein Zwanzigmarkstück entweder beim Wechseln lieg« lassen, oder es in der Dämmerung irrtümlich als kleinere Münze aus- gegeben. Der Verlust trifft den bedürftig« Man», der Ernährer einer starken Familie und durck Herzkrankheit zum öfteren Pausieren in seinem Berufe gezwungen ist, schwer. Es wird daher an die Ehrlichkeit des betrestenden Gastes appelliert und derselbe gebeten, das Geldstück entweder im Gaschose Wölfnitz beim Be sitzer, Herrn Köhler, oder in Dresden auf der König!. Polizei- direktion abzugeben. — Morgen nachmittag >/,5 Uhr findet im Waldpark Weißer Hirsch Promenaden-Konzert statt, welches Von der Kapelle des 177. Infanterie-Regiments ausgcsührt wird. — Ofiseebitder und Städte der Ostsee! ü st e. Zweite Austage. Mit IS Karten und 17 Plänen tMeverS Ne > s« bücher>. In Leinwand gebunden « M. Verlag des Bibliographischen Instituts in Leipzig und Wien. Der ftetS wachsende Zuzug, besten sich die OBeeMie mit ihrer retzvollen Vereinigung von Meer und Wald seitens der Seebad- reisenden zu erfreuen bat. hat binnen kurzem von MepcrS «Ostseebädern" eine zweite Austage nötig geinacht. ES ist in diesem Buch, das uns von der Küste SchleSwig-LolfteinS bis hinaus zur Danziger Bucht südrt, anderer, seil« auch die herrlichen Waldgeftade der dänischen Inseln und sogar die gegenüberliegende schwedische Küste mit umfaßt, auch der kleinsten sür See bäder geeigneten Strandpltche gedacht, so bah auch die bescheidensten An sprüche Labet Rechnung finden. Recht praktisch ist bereit« in der Einleitung ,m« «ruppiening der vielen Badeorte nach Eigenart und Kom fort vorgenommen, so daß di, BIM, je na» Munich einem Familicnbad, einem fioiten Strandleben oder dem Reiz «iniamer Scewanderung den Vor zug zu gebe«, nicht schwer gemacht wird. Eine Menge vraklischerWinte sür die Auswahl einer Wohnung, sür Lebensweise und Kleidung, Seekrankheit. Gebrauch der Bäder »c. find dem Reisenden sehr willkommen. Den größeren Städten tn der Näbe der Küste, die der Seebad reisende leicht besuchen kann, ist eingehend veachtun, geschenkt, besonder« ist der prächtigen Archücltur L«tta« u. «da»r. srmneiull» sür die Besuch«, d», Kiel», Woche und de» Rordostkeekanal» wird da« Buch sehr will kommen sein. Da» Karten- und Planmate,lal tft »rächst, und überau» reich; kurz, da« Buch überrascht geradezu durch seine Vielseitigkeit, tllenauigkett und ichmucke Ausstattung. — Landgericht, Der 1880 in Dresden geborene, ehemalige Schreiber Karl Arthur Kaiser aus Dresden stahl aus der Wohnung seiner in Pirna wohnenden Großmutter aus einem mit Gewalt ge öffneten Behältnisse 8,30 Mk. Bargeld und einem Untermieter der Verwandten noch 16 Mk. Beim Verlass« der Wohnung nahm er noch eine Menge Wurst und Brot mit. Der bisher noch un bestraste Angeklagte wird zu 10 Monaten Gefängnis verurteilt. — Am 1. Mril fand der Hausbursche Gustav Aloin Klix. 1887 in Kittlitz geboren, Stellung in einem hiesigen Gaslhause. Er er brach am 23. April den Neisekofser eines Arbcilsgenoss« und be reicherte sich um 20 Mk. Beim Verlassen des Dienstes nahm er auch noch eine Anzahl dem Arbeitgeber gehörige Zigarren mit. Der Angeklagte wird zu 2 Moiy-tm 1 Woche Gefängnis verurteilt. — In geheimer Sitzung wird gegen den 39iährig«, in Budapest geborenen Mechaniker Josef Berger wegen öffentlich« Beleidigung der gesamten Beamtenschaft der König!. Polizeidirektion verhandelt. Der Angeklagte hat schon früher zwei Bcleidigungsslrafen davon- getragen und wird diesmal zu 1 Monat Gefängnis verurteilt; die ausgeworsene Strafe gilt als verbüßt. — Ter jetzt in Halle wohnende Proturist Friedrich Robert Birke wurde im Dezember vorigen Jahres vom hiesig« Landgericht wegen Betrugs zu 4 Monaten Gefängnis und 3 Jahren Ehrverlust verurteilt. Der Beschuldigte war sür überführt erachtet worden, widerrechtlich von den Mietern eines in Weißer Hirsch gelegenen Hanfes, welches der Ehefrau Birkes gehörte, Gelder eingezogen und sür sich ver- braucht zu haben. Die von Birke eingelegte Revision hatte den Erfolg, daß das Reichsgericht das ergangene Urteil aushob, und die Strassache an die Vvrinstanz zurückverwies. Die 2. Straf kammer gelangt nunmehr zur Freisprechung des Beschuldigten, da die Aussagen der als Hauptbclastungszcugin vernommenen Ehe frau des Angeklagten völlig unbestimmt bleiben. — Zu 10 Wochen Gejängms wird der 1870 in Heidelberg geborene ProvisionSreisende Bruno Paul Börner verurteilt. Er stahl als Angestellter eines hiesigen Abzahlungsgeschäfts mehrere Kleidungs stücke, unterschlug einen geringen Geldbetrag und fälschte behufs Erlangung eines unbedeutenden Provisionsvctrags zwei Bestell zettel. — Als gelverbsmäßiger Buchmacher und Vermittler von Wetten aus Rsniiplätz« hat sich der 1862 in Küstrin geborene, jetzt in Berlin wohnende Provisiönsrcisende Max Hermann Clausen Dethlefss zu verantworten. Als Zeugen sind zur Verhandlung eine Reihe hiesiger Kriminalbeamter, als Sachverständiger Kriminalkommissar v. Mantenffel ans Berlin geladen. Dem An geklagten wird zur Last gelegt, oni 21. September 1902 auf dem Seidnitzer Rennplätze beim Pferderennen beim Abschluß von festen Wetten 465 Mk. an Wetteinsätzen gewerbsmäßig angenom men und dabei die gesetzliche Steuer hinterzogen zu Hab«. Der Angeklagte ist als Buchmacher besonders auf Berliner Rennplätzen bekannt und als solcher mehrfach mit Gefängnis bestraft worden. Seine Auftraggeber verschweigt er beharrlich und erwidert auf Vorhalt, daß doch durch die Berliner Verhandlungen einiges in die Ocsfentlichkeit gedrungen sein müsse. Die Berliner Gerichts berichterstatter betrachteten Verhandlungen wegen Totalisator wetten als Bagatellsachen. Somit ist der Beschuldigte geständig, daß er an dem fraglichen Tage dm Seidnitzer Rennplatz besucht und auch gewettet habe, aber nur, um seiner Wettleidenichaft zu fröhncn; Wochentags sei chm in Berlin wenifl Zeit geblieben und die Sonntagsrcnn« fehlten dort. Er muß aber zugeben, ein be kannter Gast in Carlshorst zu sein. Wie das bei dem Angeklagten Vorgefundene Rennprogramm vom 21. September besagt hat er zunächst einen Wetteinsatz von 100 Mk. gemacht, dem allerdings mir ein Gewinn von 80 Mk. gcgenübcrstand. Von den ur- sprünglich auf eigenen Namen abgeschlossen« Wetten habe er kleinere Teilbeträge abgmeben und zuletzt einen Gewinn von 80 Mk. gehabt. Dieser Betrag figuriert in dem Rennprogramm merkwürdigerweise mit dem Minuszeichen. Der Angeklagte will den Verlust durch die von den Teilhabern gezogene Provision ge deckt haben. Von sachverständiger Seite wird dagegen bekundet, daß eine derartig von D. gepflogene teilweise Cediernng von Wetten nicht üblich sei, sondern jeder Tell als gesonderte Wette angesehen werde, die der Angeklagte selbständig entriert habe. Der auch als Zeuge vernommene Provifionsreisende v. Damarius, der übrigens unter dem Verdachte der Mittäterschaft nnvereidet bleibt, bekundet, daß er von Offizieren den Auftrag gehabt habe, Wetten untcrzubring«. Er habe sich an Dethlefss gewandt, der ihm zwar nicht als Buchmacher, ober sonst gut bekannt Ivar. Im übrigen behauptet der Angeklagte, Telle seiner Wetteinsätze nur aus Ge fälligkeit und, »m sich bei einem voraussichtlich sür ihn ungünstigen Ausfall des Rennens vor größerem Schaden zu bewahr«, an ihm völlig unbekannte Rennplatzbesucher abgetreten zu haben. Staats- anwalt Dr. Gerhard beantragt nach Schluß der Beweisaufnahme eine empfindliche Bestrafung des Angeklagten, einmal in Rücksicht auf dessen Vorstrafen, andererseits aber auch aus der Notwendig keit heraus, vom Seidnitzer Rennplätze unlautere Elemente fern zu halten. Das Gericht verurteilt den Angeklagten Dethlefss zu 1 Monat Gefängnis. Tagesgeschichte. Deutsches Reich. Die Aufstellung der Kandidaten ist mit Ausnahme weniger Kreise, in denen die Kandidatciisuche große Schwierigkeiten macht, und einer Anzahl vonZähikandidaturcn be endet Nicht weniger als 1424 Kandidaturen werden in den 397 Wahlkreis« den Wähler» empsohlen. Mehr als 100 Kandidaten haben ausgestellt: die Sozialdemokraten 1394). die National- liberalen («8), das Zentrum (161), die Freist Volkspartei (112), die Deutsch-Konservativen tili). Dan» folgen die Antisemiten (50), die Freist Vereinigung (41), der Bund der Landwirte (39). die Reichspartei (33). die Polen (25). die Deutsche Volkspartei (24), der Bahr. Bauernbund (20). die Elsässer (19). die Nationaliozialen (9), die Lithauer und Dänen (je 3), Mainren (1). dazu kommen noch die Welfen und die Rechtspartei in Mecklenburg (1). Zu dem Besuche des Freiherr» von Podewils in Berlin schreiben die „Münch. N. N.": „Ter bayrische Ministerpräsident hat in Berlin, wie cs seine Art ist, off« und rückhaltlos gesprochen und eingehend die Beziehungen zwischen Bayern und dem Reiche erörtert. Er hat für seine offenen Worte das denkbar größte Ver- ständnis vor allem bei der maßgebendst« Seite gefunden. Der bayrische Ministerpräsident hat die hohe Meinung, die er vom Grasen Bülow schon zu der Zeit hatte, als er mit ihm gemeinschaft lich rn Rom war, aufs neue gerechtfertigt gefunden und vom Reichskanzler den Eindruck empfang«, daß das Reich wie die ein zelnen Bundesstaaten es als einen glücklichen Umstand betrachten dürfen, daß ein Mann mit so viel Verständnis sowohl für die Sonder- stellung and sür die Eigenart der einzelnen deutschen Bundes staaten wie auch für die Gesamtintercsjen des Reiches in dieser maßgebenden und so verantwortlichen Stellung sich bcsindct. Die Konsermzen mit Graf Bülow ivaren trotz der starken Inanspruch nahme des Kanzlers durch wichtige politische Dinge sehr ausge dehnt, ebenso diejenigen mit den übrigen Ehcss der einzelnen Ressorts der Reichsverwaltung. Speziell vom Reichskanzler ge wann der bayrische Ministerpräsident den Eindruck, als ob er es gewissermaßen als point ci'stcmnour betrachte, bei voller Geltend machung der Reichsintcressen streng die verfassungsmäßig« Rechte der einzelnen Staaten zu wahren und alles zu tun. um keinerlei Mißstimmung aufkomm« zu lassen. Wie uns versichert wird, bisdctcn auch die von gewisienlosen Hetzern kurz vor der Abreise des Ministerpräsidenten ausgestreuten Gerüchte, als ob zwischen Berlin und München schwere Mißhelligkciten bestanden hätten, gleichfalls den Gegenstand der Unterhaltung. Sie dienten aber beiderseits lediglich zur gegenseitigen Erheiterung." Die Münchner „Allg. Ztg." beinerkt aus demselben Anlaß offenbar inspiriert: „Die Rücksprachen, die zwischen Graf Bülow und Freihcrrn von Podewils stattgcfunden, baben sich nicht nur auf die Be ziehungen zwischen dem Reiche und Bayern und Preußen erstreckt: es sind auch alle die besonderen Aufgaben und Sorgen der Reichs- Politik entsprechend dem Anteil eines Bundesstaates von der Be deutung Bayerns am Wohl und Wehe des Deutschen Reiches de- sprachen worden. Und dabei hat sich, wie uns mitgetcllt wird, auch nicht eine Frage, auch nicht ein Gegenstand gezeigt, bei dem sich nicht volle Uebcrcinstimmung der Anschauungen und Wünsche ergeben hätte. Die Aufgaben, die die nächste Zukunft bereits dem deutschen Volke stellt, sind ungemein schwierig und kompli- ziert; sollen sie so gelöst werden, daß das deutsche Volk dabei wohl fährt, dann muß vor allem alle Bundesstaaten, die vollständig im Punkte der auswärtigen Politik auf oie Führung des größten Bundesstaaten angewiesen sind, auch vorbehaltlos die Uebcr- zeuaung dnrchdringe», daß nicht nur auS politischen Gründe», aus Gründen des national« Pflichtgefühls, einer für den andern steht. ES muß auch in jedem Bundesstaat die innere Gewißheit her» scheu, daß hier «in gemeinsames Lebensinteresse vorsiegt. Daß solche Beziehungen zwischen Bayern und dem Reiche und dem Reiche und Bayern bestehen, das hat die Fahrt des Freiherrn von Podewils nach Berlin beurkundet." Die sreikonservatwe „Post" schreibt: „Daß von einem Teile der nicht dem Zentrum angehörig« deutschen Partei« in dem von polnischer Seile hart umstrittenen Wahlkreise Gleiwitz dem Präsidenten des Reichsiages Grasen Ballestrem auch ein deutscher Gegenkandidat «lgegeiigesielll wird, lst von uns von vornherein als ein schwerer politischer Fehler bezeichnet worden. Auch wenn mcm die Meinung nicht teilt, daß in Oberschlesi« an- gesichts der Bedrohung des Zentrums durch die großpolmsciie Agitation dessen Unterstützung die wirksamste Politik im Interesse des Deutschtums sei, wird man sich sagen müssen, daß es io unge fähr der denkbar größte politische Schwabenstreich wäre, wenn gerade dem Grasen Ballcstrem, gegen den sich der Ansturm der Polen in erster Linie richtet, die Abwehr durch eine deutsche Sou- derkandidalur erschwert würde. ES liegt aus der Hand, daß. auch wenn der von einer Grnppe des Ostmarkenvereins dort ausgestellte deutsche Kandidat sich als konservativ bezeichnet, nicht nur die Leitung der Reichspartei, sondern, wie wir cinnehmc», auch die Leitung der Konservativen Partei an der Ausstellung dieser Kan- didalnr völlig unbeteiligt ist, sie vielmehr auf das allerentjchiedcusie mißbilligt. Abgesehen von den allgemein politischen Gründen, welche z» einer solchen Beurteilung dieser Kandidatur notwendig führen müssen, gehört doch auch nur ein Mindestmaß von politischer Erfahrung dazu, um sich gegenwärtig zu halten, daß bei dem ent scheidenden Wert, welchen das Zentrum auf oie Behauptung des Mandats gerade des Grasen Balleslrem mit Recht legt, eine diese erschwerende konservative Sonderlandidatur notwendig Repressa lien seitens des Zentrums zur Folge haben müßte; solche scheinen denn auch in der Ausstellung einer besonderen Zentriiinskandidatur in dem Wahlkreise Qels-Wartenberg glücklich durck das Vorgehen gegen Gras Ballcstrem hervorgerusen zu sein. Wir unscrcrjcilS können um so mehr mir den dringenden Rat wiederholen, von der deutschen Sonderkandidatur gegen den Grafen Balleslrem, welche nur unter allen Gesichtspunkten schädlich wirken kann, wieder Abstand zu nehmen und so das in manchen Wahlkreisen in hohem Grade wünschenswerte Zusammengehen der Mehrheitsparteieii des alten Reichstages nicht zu erschweren." Der sozialistische Veteran Vahlteich hat jüngst in Leipzig bei einem Kommers znr Feier des „Jubiläums" der Sozialdemo kratie eine Rede gehalten, die den „Genossen" gar nicht recht ge fall« zu haben scheint. Statt ihnen, wie üblich, nur dicke Schmeicheleien zu sagen, gab er ihnen auch einige ungewohnte Wahrheiten zu hören. So meinte er, alles äußere Wachse» der Partei reiche nicht aus zum Beweise, daß sie auch innerlich gereist und fähig sei. den Zuklinstsstaat ins Leben zu rusen und zu be- Haupt«. Vahlteich gestand offen: „Als wir in den siebziger Jahren in Chemnitz bei der Wahl des städtischen Kollegiums einen vollen Wahlzettel ausgestellt hatte», da war kein Mensch froher als ich, daß wir geschlagen wurden, denn das Menschenmateriol, das wir damals zui'aiiimcngeslellr hatten, hätte niemals die Stadt Cbcmnitz regieren können." Und weiter: „Ich erachte die stetige Arbeit des Stadtverordnet« für wichtiger als die schönste Parlamentsrede." Schließlich beging der Alte sogar das doch in jüngster Zeit wiederholt verurteilte Verbrechen, den Genossen — „Kompromisse" zu empfehlen: „denn die sind im politischen Leben noch zu allen Zeiten gemacht worden." Hierzu führt die ultra- montane „Köln. Bolksztg." aus: „Wie ganz anders pflegen die Führer von heute über die Erfolge und Fähigkeit« der S ozial- demokraten zu urteilen! Liebknecht und Bebel haben wieder- holt behauptet, wenn heute die kapitalistische Gesellschaftsordnung Klisanunenbrächc. so seien die Sozialdemokraten sofort bereit und im Stande, die Leitung zu übernehmen und die neue Ordnung ohne jede Schwierigkeit ein- und durchznführen. Wer sich aber das Treiben der Sozialdemokraten im jetzigen Wahlkampfe ansieht, der wird denn doch ernstliche Zweifel an der Befähigung der „Genossen" zur Weltregierung hegen, er wird das „souveräne Volk" der Sozialdemokratie auch heute noch sür unreif und unfähig zur Ausübung der Herrschaft und zur Regelung des wirtschaftlich« Lebens halten, und neben viel Opferwilllgkelt auch viel Torheit, ja schlimmeres finden. Die Proben, die man in der letzt« Woche von der „Diktatur des Proletariats" erhalten hat, sind jedenfalls nicht dazu angetan, die Sehnsucht nach dem Zukunftsstaate zu verstärken. Von allen Parteien und aus fast allen Teilen des Reiches wird unablässig geklagt über den Terrorismus und die Roheit, womit die „Genossen in fremden Versammlungen ouf- tret«. Die Gegner niedcrbrüllen und beschimpfen, Versamm lungen. in denen man sie nicht frei schalten und walten lassen will, durch Lärm stör«, gelegentlich auch eine förmlich« Prügelei anfangcn, das ist die Methode, nack der viele Sozialdemokraten dm Kampf mit „geistigen Waffen" führen. Andere Parteien soll« überhaupt nicht mehr oas Recht haben, zu agitieren und Versamm- lungcu abzuhaltcn, die „Genolsen" beanspruchen allein das Wahl feld und kennen weder Gastrccht noch Anstand, wenn es gilt, andere zu vergewaltigen. Es ist zuzugeben, daß die agitierenden Genossen von ihren Gegnern auch nicht immer nach Recht, Billig keit und Anstand behandelt werden: aber so systematisch und mit so viel Roheit geht keine Partei auf die Vergewaltigung der Gegner aus. wie die Sozialdemokraten. Den Führern scheint es bin und wieder selbst vor diesem Treiben des „souveränen Volkes" zu ekeln und zu graue», denn gelegentlich werden die sozialistischen Rowdics verleugnet, als nicht offiziell von der Partei mit der Vertretung der -Sozialdemokratie in einer svcinden Versammlung beauftragt. Mchr indes als dem Unbehagen über die Zuckt- und Anstands- losigkeit randalierender Genossen ist die Verleugnung offenbar dem Acrger zu verdanken, daß solche „inoffizielle" Verfechter der sozialdemokratischen Sache diese gern durch >bre Dummheiten blamieren. Sonst müßte doch die sozialdemokratische Presse ernst lich von dem Besuche und der Störung fremder Versammlung« abraten. Das sällt ihr ober nur selten ein. Im Gegenteil, sic berichtet über Radauversanimlungen mit Vorliebe in dem Sinne, daß die Genossen einen glänzenden rednerischen Sieg davon- getraaen hätten. Uebcrdies will man schon hcrausgcsunden Hab«, daß die Genossen niederen Grades, die als Interpellanten und Redner in fremden Versammlungen anstrctcn, vielfach nack der selben Schablone Vorgehen, also von einer „Zentralstelle" ans instruiert und entsandt worden sei«. Noch machen die sozial demokratischen Abgeordneten erst ein Siebentel des Reichstags aus und noch ist die sozialdemokratische Partei gegenüber den ander« Parteien im Lande in der Minderheit, weit mehr, als ihre Stimmcnzahl es scheinen läßt. Wenn die „Genoss«" sich nun schon so gewalttätig und terroristisch benehmen, was hätten wir erst zu erwarte», wenn sie die Mehrheit haben sollten ? Plan glaubt gern, die Menschheit sei in der Zivilisation und Humanität so weit fortgeschritten, daß die Schrcckenstage der frcmzösischc» Revolution mcht Wiederkehr« könnten. Wir gehören nicht zu den- jcnigm, die bei jeder Gelegenheit das rote Gespenst mit der Guillotine an die Wand malen. Aber wenn man sich heute das Auftreten der „Genossen" betrachtet, die, wie gesagt, doch in der Minderheit sind und jeden Augenblick befürchten müssen, daß sie durch ihre herausfordernden Gewalttätigkeiten zu Abwehr-Maß- regeln reizen, dann hält man ein Sckreckensrcgimciit des „Proletariats" doch nicht mehr für so ganz unmöglich. Ucbrigens m ja seit dem Tage der von unserer Sozialdemokratie gefeierten Pariser Kommune noch kaum ein Mcnschcnalier verflossen." Wie die „Bolkszcitiiiig" herausgercchnet hat, befind« sich unter de» bis jetzt bekannten Reichst agskandidalcn Nickt weniger als 147 Berliner. Davon culsälli der Löwenanteil aus die Freisinnig« und die Sozialdemokraten. Von den freisinnig« Kandidaten ist fast der dritte Teil — nämlich 43 — aus Berlin: die Sozialdemokraten haben 46 Berliner als Kandidaten ausgestellt, sodaß bei ihnen der achte Man» immer ei» Berliner ist. Der Allgemeine deutsche Sprachverein hat in dies« Tag« in Breslau seine 13. Hauptversammlung abgc- balten. Ten Tätigkeitsbericht erstattete der Vorsitzende Geh. Obe>- baurat Sarrazin aus Berlin. Danach hat sich der Verein äußerlich wie innerlich kräftig weitercntwickclt. A»S den 20150 Mitgliedern des Vorjchrcs sind inzwischen volle 23 MO geworden, die Zahl der Zwcigvereme ist von 231 auf 242 gestiegen, die Zeitschrift des Ver eins mit den wissenschaftlich« Beiheft« hat eine Auflageziffer von 27 MO erreicht. In diesem Jahre ist auch der erste Zwcigverein in Amerika und zwar in Boston (Massachusetts) ins Leben getreten. Der junge Zwclgvercin Windhuk in Südwestafrika blüht kräftig empor; seine Mitaliedcrzahl hat sich inzwischen gegen das Vor- fahr verdoppelt. Weitere neue Zweigvercme entstanden in Anklam. Brieg. Dirschan, Düren, iGeljciikirch«, Graudenz, Haynau i. Schl., Hcilsberg i. Ostvr., Janowitz (Posen), Kulm i. Westpr.. München- Gladbach, Rheydt, biubrort. Suhl, un gautur 1ü mit 700 Pftt. Drer-ne* Nachrichten. 152. Seite 2. d Tonnerstag. 4. Juui 1001
- Current page (TXT)
- METS file (XML)
- IIIF manifest (JSON)
- Show double pages
- Thumbnail Preview