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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 05.07.1903
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-07-05
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19030705019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1903070501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1903070501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Unvollständig: S. 21-22 fehlen.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1903
- Monat1903-07
- Tag1903-07-05
- Monat1903-07
- Jahr1903
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 05.07.1903
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7. d. M. findet hier der 8. Konaretz lk». " ^ " ... des für Bol kt. und Juaendspiele statt. Montag den ». Juli spricht zunächst vormittags 11 Uhr «ach Bewillkommnung des Kongresse» durch den ersten Vorsitzen- den E. V. Schenckendorsi der Münchner Stadtschulrat Tr. Kerschensteiner über das Thema: „Was können die Stadt- Verwaltungen tun, um die körperliche Erziehung der Jugend, besonder- die der Volksschule und der schulentlassenen Jugend, zu fördern?" Man darf wohl erwarten, das, in diesem Vorträge schätzenswerte Winke und Anregungen gegeben werden für die Verwaltungen der gröberen deutschen Gemeinwesen, rüstig auf dem Wege der Erziehung der Persönlichkeit zum Dienste sür Volk und Vaterland fortzuschreiten. Daraus bebandelt Geheimer Medizinalrat Professor Dr. Wald eher-Berlin, erster Vor- sitzender des Zentralausschusses des Deutschen Vereins sür Volks- Hygiene. „Die anatomischen Verhältnisse des Brustkorbes mit besonderer Beziehung aus Leibesübung und Gesundheitspflege". — Dienstag, den 7. Juli, vormittags 11 Uhr, werden die Kongreß, vechandlunaen fortgesetzt. Dabei spricht Dr. med Schmidt- Bonn „Heber die beste Ausgestaltung öffentlicher Erholungs stätten für Jugend und Volk". Zu den Kongreßverhaiidiuiigeii, die im Fcstsaale der Ausstellung staltfindcn, steht der Zutritt jeder mann frei. — Zur Auffindung des dem ermordeten Baugewcrkenlchrling Schudarth durch den Kutscher Grellmann in Eoschütz ge raubten Geldes erfahren wir noch folgendes: Am Freitag mittag gegen >/,1 Uhr erschienen in der Wohnung Grellma»»s die Staats anwaltschaft und ein Oberaufseher des Diesdnee Landgerichts- gekängiiisses mit einem Häftling. Sie begaben sich sofort in den Kaninchrustall. und der Gefangene begann mit den, Suchen nach den, geraubten Gelde. ES machte ihm nicht viel Mühe, es auf- zusinden, da Grellmann ihn genau instruiert batte. Unter de, Streu befand sich ein aufhebbarer Deckel, der einen Hohlraum schloß, in dem daS Geld noch unbeiübrt in dem von Schnbarlh getragenen Säckchen lag. Wenn nicht schon andere Umitände sür die Nichtbetciligung der Frau Grellmanns an dem Verbrechen gesprochen hätten, w wäre sie auS der Unwissenheit über den Ver bleib des Raubes klar geworden. Die Frau soll von den nächt licken Diebe»- und Räuoergängen ihres Mannes gar nichts gemerkt haben. Sie, die tagaus tagein schwere Arbeit in der Ziegelei verrichtete, und außerdem das kleine Hauswesen in Ordnung halten und die Kinder versorgen mußte, war naturgemäß des Abends er müdet und schlief einen feste» Schlaf, so daß sie das Davongehen und nächtliche Ausbleiben Ihres Mannes nicht merkte. Der ^ bedauernswerten Frau liegt nun die Sorge für ihre drei Kinder, zwei Knaben im Alter von etwa 10 und 4 und einem Mädchen von 8 Jahren, allein ob. Mit Grellmann ist ein äußerst gefähr liches Subjekt unschädlich gemacht worden. Er begnügte sich nicht mit Gelegenheitsdiebslählen, sondern ging systematisch aus Raub aus. denn Geld wollte er um jeden Preis haben. Er werde es auch noch so weit bringen, soll er sich geäußert haben, wie viele Reiche, die nicht zu arbeiten brauchten und doch gut leben könnten — Dresden im Blumenschmuck. Die Bemühungen des Verein- zur Förderung Dresdens und des Fremdenverkehrs, Dresdens Häusern während der Sommermonate einen reichen Blumenschmuck zu verleihen, haben einen große» Erfolg gehabt. Man findet in den Vorstädten und in den Nebenstraßen zahlreiche Häuser, deren Fenster und Balkons mit Blumen gelchmückt sind I» den Hauptstraßen, ganz besonders aber in der Prager Straße, am Altmarkt, in der Wilsdruffer, in der Grunaer. in der König Johann-Straße baden die Bemühungen des Vereins wenig Gegenliebe gefunden. Das ist sehr bedauerlich, denn wenn das Wort „Dresden im Blumenschmuck" zur volle» Wahrheit werden soll, dann müßten gerade diese Hauptstraßen reich geschmückt sein. In der Prager Straße ist mit beute erfreulicher Weise ein mächtiger Fortschritt zu verzeichnen. Herr Rudolf Sendig hat sämtliche Balkons und die meisten Fenster des Hotels „Europäischer Hof" mit Blumenschmuck versehen lassen. Das umfangreiche Haus bietet mit leinen drei Fronten in der Prager. Sidonien- und MoSczinsky- firaße einen wahrhaft köstlichen Anblick dar. Hoffentlich fühlen sich durch dieses schöne Beispiel andere Hausbesitzer in der Prager Straße und in den übrige» genannten Straßen veranlaßt, nunmehr eben falls der Frage oes Blumenschmuckes an Ihren Häutern näher zu treten. Gerade in diesem Jahre, wo die Deutsche Städte-Ausstellung Dresden so viele hervorragende Gäste zuführt, sollte man einen besonderen Stolz darein setzen, das Wort „Dresden im Blumen schmuck" wahr zu machen. Namentlich am 1. September zur An kunft des Kaisers wäre es überaus wünschenswert, wenn Dresden einmal ein ganz anderes Bild böte als das übliche, das durch die flatternden Fahnen geboten wird. — Seit vielen Jahren feiert das Freimaurer-Institut in Dresden-Striesen sein Johannisfest regelmäßig am letzten Schultage vor den Großen Ferien. Auch dreses Jahr rüstet man sich. Donnerstag, den 16. Jnli, das eigenartige Schulfest aus dem mit Zelten bedeckten großen Spielplätze in althergebrachter Weise festlich zu begehen. Immer größer ist dabei in den letzten Jahren die Zahl dersenigen Freunde und Gönner der Schule gewesen, die sich an diesem Tage auf dem Schulhofe einfinden, um das an ziehende lebensvolle Schauspiel der militärischen Uebungen der , - <! unter ! eine ganze , ,efechtsübungen in Kom pagnieform mit militärischer Straffheit vorführen. Dem Besucher des Schulfestes steht es dazu frei, sich die sehenswerte innere Ein richtung der prächtigen Jnstitutsgebäude bei dieser Gelegenheit näher zu betrachten. Eintrittskarten sind zu entnehmen in der Buchhalterei des Instituts sEisenachcrstraße 21j. — Der Danicnchor von Frau Gertrud v. Kieker hielt vorgestern ein äußerst gelungenes So mm er fest in dem reservierten Garten und Saal von Donaths Neuer Welt in Tolke witz ab. Den Gariensestlichkeitev folgte ein flotter Ball, unter brochen von vortrefflichen Vorträgen. Einige begabte Solo schülerinnen Frau v. Kielers, die Damen Driver und Eichhorn, fesselten das Interesse des sehr distinguierten Auditoriums mit vorzüglich studierten Duetten von Schumann und Frank, der Damenchor mit sehr hübschen Quartetten heiteren Genres und endlich Frau Wallner - Thurm mit fein pointierten humorvollen Deklamationen. — Von Helsingfnrs ist die Bestätigung deS Empfanges der ersten iHauvt-iSeuduna von 634 Mt. 45 Pfg. — 776 nniichen Mark für die Notleidenden in Finland hier ringegangen. — Zum Besten der Kinderbewahranstalt zu Blasewltz, der bisher die Erträge aller Unternehmungen zu gute gekommen, ver anstaltete der Frauen-Verein daselbst gestern nachmittag in sämtlichen Räumen des Hotels Bellevue ein Gartenfest, das sich eines schr regen Besuches zu erfreuen hatte. Mit diesem verbunden war eine Lotterie, deren Gewinne vornehmlich aus ganz reizenden haben, wo „wegen Abreise" die schönsten japanischen _ .... - und Handschuhkästen, Sonnenschirme usw. geradezu „verschleudert" wurden. Die Konzertmusik führte die Kapelle des Herrn Musikdirektors Reinh. Baade aus. Der Glanzpunkt des Festes lag in einer zweimaligen Aufführung des vaterländischen von :s tag in einer zweimaligen Ausführung des Vaterland» -...PieleS „Aus großer Zeit" von Martha Detloff, einstudiert »errn Professor Siegwart Friedmann und der Hosschauspielcrin raulein Tullinger. Das Ganze war eine Verherrlichung des )pftrmutes deutscher Frauen in schwerer Zeit. An einem Krieger, denkmal sitzt die Göttin Klio und schlägt einem jungen, ihr zu Füßen geschmiegten Mädchen drei goldene Blätter aus dem Buche der Geschichte aus. Das erste stellt die Königin Luise auf ihrer Flucht nach Memel dar, während welcher eine Bauersrau ihr und den Prinzen Brot, Butter. Käse und Eier bringt; das zweite Bild zeigt die Frauen der Befreiungskriege ^18131, wie sie ihr Haar und ihren Schmuck auf den Mtar des Vaterlandes legen, um die einmütige Erhebung des deutschen Volkes zu unterstützen^ und das dritte Bild vergegenwärtigt die große Zelt von 18^0/71. Eine junge Frau erhalt zugleich mit der Friedensbotschaft die Nachricht, daß ihr Gatte lebt, aber als Krüppel tviederkehrt, und bricht dabei in die heldenmütigen Worte aus: „Wohlan, so habe ich zwei ge sunde Arme, ihn und die Kinder zu ernähren." Die Aufführungen, an denen sämtliche Teilnehmer mit voller Hingabe mitwirkten, fanden lebhaften, wohlverdienten Beifall. — Im Zoologischen Garten finden die Vorstellungen des berühmten Dresseurs und Dompteurs Harry Roche- mit seiner Original-Tieraruppe nur noch kurze Zeit statt. Zu dem reich haltigen Vorfuhrungsprogramm dieser Tiergruppe »st in letzterer preis 25 Pfg. zum Besuche des Gartens mir leincm zayrrera-en Tterbestaiibe. — Bon Königsbrück konunend, traf gestern uachiuittag das erste Bataillon des Schütze »reg > menls mittels SonderzugS wieder i» Klotzsche ein und marichielle von da »ach Dresden. — Die vorgestern im Leuschkescheu Steinbruche zu Posta mit zerschmetterter Hirnschale tot ausgesuu bene junge Frau ist identisch mit der in Pieschen aus der Torgaucr Straße 25 wohnhaften Ehefrau Opitz, welche .seit Mittwoch spurlos ver schwunden war. Ter bedauernswerte Ehemann wurde gestern morgen von dem dortige» Gemcindevorstande von diesem traurigen Vorfall in Kenntnis gesetzt. Es lieg! — wie auch schon in der Abendausgabe unseres Blattes »ntgetclll wurde — kein Ver brechen vor. Die unglückliche Frau Hai sich in einem Anfall von Schwermut, die in der letzte» Zeit »ach der Geburt des zweite» Kindes besonders stark hervorgeireicn sein soll, das Leben genommen DaS Ehepaar, das ei» sünfjähriaes und das vor vier Wochen zur Welt gekommene Kind besaß, soll in äußerst glücklicher Ehe gelebt habe». In der letzte» Zeit soll übrigens der Arzt de» Gatten ausmerksam gemacht habe», daß der Zustand der Frau strenge Aufsicht erheische. Die Frau ist an dem ver hängnisvollen Morgen noch Frühstück usw. ciiibolcn gegangen, hat dann noch Zucker holen wollen und ist nicht zurnckgekeyrt. Der Sturz in den Slcinbruch kann erst Mittwoch abend erfolgt sein: demnach ist die nngiückliche Frau den ganzen Tag umher- geirrt. Der kleine Geldbetrag, welchen sie bei sich führte, als sie von Hause wcaging, ist bei ihr noch vorgefunden worden. Auf Anraten des Arztes war die Schwester des Gatte» zur Be aufsichtigung der Frau hcrbeigebeten worden. Sie erschien auch am Mittwoch mittag, leider zu spät. — Bei der Feier des 360 jährigen Bestehens der Fiusten- und Laudesschule St. Afia in Meißen ging am '2. Juli auch die zweite Aufführung der „Perser" mit bestem Gelingen von statten. Ausgezeichnet wnrde diese Aussührniig durch die Gegenwart des Herr» Staatsministers l)r. von Seydewitz. Am Hnuptseütage war nach altem Schnlfestbrauch die Mvraenandacht auf dem Götterselsen nbgchnlteii worden, wobei der Hebdomadar, Prof. vr. Schmidt, das Gebet sprach. — Der bei dem Großfeuer in Hartenstein schwer ge schädigte Apotheker Schriller, dessen Apotheke mit abgebrannt ist, wurde, als die Feststellung der Ärandobjeite stattfinden sollte, vor Aufregung tödlich vom Schlage getroffen. — Schwurgericht. Die zweite Verhandlung nahm gestern erst nachmittag A3 Uhr ihren Arifang und war gerichtet gegen den vormaligen Elsenbahnpacker Karl Wilhelm Steglich aus Wawitz bei Bautzen, welcher sich wegen Verbrechens und Ver gehens im Amte zu verantworten hat. Die Anklage vertritt Staatsanwalt Dr. Kersten: die Verteidigung führt Rechtsanwalt Müller v. Berneck. Der Angeklagte war eine zeitlana -in einer Bahnmeisterei tätig und dann nacheinander Hilfs weichensteller in Bischofswerda und Niederneukirch. Wegen seines Lebenswandels — sonst wird er als ein durchaus tüchtiger und zuverlässiger Beamter geschildert — erhielt er eine Strafvcr- setzung nach Radeburg. Der Verkehr mit einer Kellnerin, welche kostbare Geschenke erhielt, kostete dem Angeklagten größere Be- träge, sodaß sein letztes Stellengehalt von 1200 Mk. nicht aus reichte. Seit Dezember 1900 war ihm die Verwaltung der Restanten-Nebenkaffe auf dem hiesigen Neustädtcr Bahnhofe über- tragen, und da soll er von August 1901 bis Februar 1902 nach und nach amtliche Gelder in Höhe von 1980 Mk. unterschlagen und die zur Kontrolle bestimmten Listen und Bücher unrichtig geführt haben. Der Angeklagte bestreitet das ihm zur Last Ge- legte und sucht den Verbleib des Geldes damit zu erklären, daß er größere Verluste in der Kasse gehabt habe. Bei den Revisionen wußte er oie Kontrolleure dadurch zu täuschen, daß er bereits eingelöste Frachtbriefe als Werte der Verwaltung vorlegte und sie sich gut schreiben ließ. Der Staatsanwalt beantragt Be- strafuna nach dem Eröffnungsbeschlusse, will aber der Bewilligung mildernder Umstände nicht direkt entgegen sein. Von der Ver- teidigung wird eingewendet, daß der Angeklagte eine falsche Be urkundung nicht vorgenommen habe, da ihm die Führung der Listen eigentlich nicht oblag. Steglich wird wegen Verbrechens und Vergebens im Amte unter Annahme mildernder ^Umstände zu 3 Jahren Gefängnis und 5 Jahren Ehrverlust verurteilt: 3 Monate Gefängnis gelten als verbüßt. — Militärger»ch4. Bor dem Kriegsgericht der 32. Divi sion bat sich der 1880 zu Petrrswaldau geborene Fahrer Karl Friedrich Richter von der 4. Batterie des 28. Feld-Artillerie-Regi- ments in Pirna wegen schweien Diebstahls zu verantworten. Der Angeklagte hat am 5 Juni einem Kameraden, besten verschlossenen Schrank er mittels eines falschen Schlüssels öffnete, einen Geld betrag von 5 Mk. entwendet. Mit Rücksicht auf seine bisherige Unbescholtenheit und gute Beurteilung, sowie den Umstand, daß R- gewissermaßen in Not gehandelt hat. hält das Gericht 3 Monate Gefängnis für eine ausreichende Sühne, während eS von Ver letzung in die 2. Klasse des SoldaienstandeS absieht. — Der 1879 zu Merzdorf bei Großenhain geborene Kanonier Moritz Franz Jähnichen von der 5- Batterie desselben Regiments wußte sich am 28. Mai, als sich-edaS Regiment in Zeitbain zu Schießübungen desanb. ein unter dem Bette eines Kameraden liegendes Geld täschchen mit 7 Mk. anzueianen. Wie der Angeklagte behauptet, bat er sich nur einen Scherz erlauben wollen, doch widersvrichl dem sein Verhalten, als er von dem Bestohlenen und dem Wacht meister nach dem Portemonnaie gefragt wurde. Das Urteil lautet auf 3 Wochen mittleren Arrest. — Unter der Anklage der Sol- datenmißbandlung steht der 1881 zu Schellender» geborene Unter offizier Emil Hermann Hornschuh von der 4. Batterie desselben Regi ment. Es wird ibm zur Last gelegt, am 30. April dem Fahrer Hartmann zwei Ohrfeigen verletzt zu haben, wodurch eine Zer reißung deS linken Trommelfells herbeigeiühkt wurde. Der An geklagte ist wohl geständig, will aber in Erregung darüber, daß der Gemißhandelte zur Waffendurchsicht seinen Säbel nicht ordent lich geputzt hatte, gehandelt haben. Letzterer befand sich fünf Wochen in Lazarettbedandlung, ist aber letzt wieder ziemlich her gestellt. Die Verhandlung konnte schließlich oder nicht zu Ende geführt werden, da die Beweisaufnahme noch einige weitere Fälle von Mißhandlungen, deren sich Hornichuh schuldig gemacht haben soll, zu Tage förderte. Es wurde deshalb Vertagung beschlossen, da die neuen Fälle gleich mit zur Aburteilung gelangen tollen. — Oberlanoesgericht. Der Schneidermeister Paul Teßmann in Leipzig und der ebenfalls dort wohnhafte Direktor Albert Thiel üben die Zuschneidekunst aus, ein jeder indes nach einem besonderen System. Thiel ist Direktor der Leipziger Moden akademie und Redakteur der „Illustrierten Zeitschrift für die ge samte Zuschneidekunst", während Teßmann in Vorträgen und Zeitungsartikeln für seine Erfindung ^.Universal-Weltschnitt" Re- Name macht und dies unterzog! Besprechungen, . . „ , seinen Konkurrenten bedient haben sollte, derentwegen letzterer Strafantrag stellte. Das Schöffengericht sprach den Beklagten frei, weil es in den Veröffentlichungen keine Beleidigung erblicken konnte. Dagegen hielt das Landgericht auf die Berufung des Privatklägers hin in einem Falle eine Beleidigung für vorliegend, Artikel, Schnittes als eine „Vorspiegelung wurde. Das Schöffengericht hatte in der inkriminiertcn Aeußcrung wohl eine Behauptung erblickt, die geeignet sei, den Privatkläger verächtlich zu mache», dem Angeklagten aber den Schutz des § 193 zugesprochen. Das Berufungsgericht sah aber eine unwahre Be hauptung über die gewerblichen Leistungen des Privatklägcrs, der als gewinnsüchtiger Lügner hingestellt werde, als. vorliegend an. Wenn nun auch Thiel ein Interesse habe, daß sein System nicht als veraltet und überholt hingestellt werde, so ließen zweifelsohne die Worte „Vorspiegelung falscher Tatsachen" doch auf eine Be leidigungsabsicht schließen. Thiel wurde deshalb zu 25 Mk. Geld strafe verurteilt, legte aber Revision ei», in der Verletzung der 88 185, 193, 200, 260 und -266 des Strafgesetzbuches gerügt wird. Insbesondere behauptet er, nicht den Pnoatkläger in dem Artikel gemeint zu haben, gleichwie er mit dem Ausdruck „Vorspiegelung" nur habe sagen wollen, die Behauptung des Privatklägers sei un- wahr. Der Strafsenat verwirft indessen die Revision mit der Begründung, die Revisionsgründe seien durch die tatsächlichen Feststellungen der Vorinstanz als widerlegt zu erachten. um evangenKy« und katholische Christen handelt, gegen früher keine ivesenlliche Veränderung. Beide Konfessionen haben einen Rück gang erlitten, der den Dissidenten und Inden zu gute komm!. Die Dissidenten kehren verstärkt in der sozialdemokratischen Fraktion wieder. »ach den bisherigen Ermittlungen bezeichnen sich 6 neue Abgeordnete als freireligiös, bezw. als Dissidenten, jüdische Ab geordnete werden im ganzen 9 im neuen Reichstag vorhanden sein: davon hat die sozialdemokratische Fraktion 7. die freisinnige Bolksparlci und die süddeutsche Volkspartci je einen Abgeordneten. Angesichts der vielfach wiederholten Behanpiung, das, nur non der sozialdemokratischen Partei Juden in größerer Zahl als Kan didaten ausgestellt seien, darf darauf verwiesen werde», daß bei den diesjährigen Wahlen im ganzen 23 Juden als Kandidaten austraten. Davon sind 14 unterlegen und zwar t von der Soziai- dcmokralie, die anderen setzen sich zusammen ans Mitglieder» der freisinnigen Volkspartei, der freisinnigen Bereinigung und der naiionalliberalen Parier, Zur Frage eines sozialdemokratische» Sitzes in, Reichstags-Präsidium hat Fürst Bismarck im Fahre 1895 »i den „Hamb. Nachr." das Wort ergriffen. Das Blatt schrieb damals in seinem Anstrage: „Wir Hallen es inr einen tak tischen Fehler der übrige» Fraktionen, »ichk daran! bestanden zu haben, daß die Sozialdemokratie als nächstsiärkste Partei »eben dein Zentrum eine Präsibcntenstelle zu übernehmen habe. Es liegt unserer Auffassung nach !n der Ausgabe der übrigen parla mentarischen Fraktionen, die sozialdemokratische Partei durch alle parlameiitarffchen Mittel zur Entwicklung ihrer ZukunstSpläne zu nötigen. Wenn die Sozialdemokratie genötigt wird, das Bild der sozialdemokratische» Zukunst des Volkes in klareren Umrisse» als bisher der öffentlichen Kritik preiszngeben, so wird ihre Gefährlich keil erheblich vermindert und der Glaube an ihre Regierungsfähig keit überhaupt vernichtet werden. Es ist die Ausgabe der anderen Parteien, die Führer der Sozialdemokratie aus diesem Wege sä sbsurckum zu führen. Die Hauvterfolge der Sozialdemokratie beruhen auf ihrer Taktik, alles zu kritisiere», was im Staate ge schieht. oder stets zu verichweigen, wie sie selbst den Staat ent richte» würden, sowohl im ganzen, wie im wirtschaftlichen Leben. Tie Kritik ist leicht, die Kunst ist schwer, auch die des Regiere»». DaS wissen die Führer der Sozialdemokratie; aber wie sie regieren würden, wenn sie ans Ruder käme», wisse» wir nicht, und wen» sie genötigt wäre», sich darüber auszusprechen, so würben sie ihren Zulauf verlieren. Aus dem Wege, die Sozialdcmokiatie zur Dar legung ihres Zukunftsprogramnis und ihrer Regierungsabstchte» zu nötigen, würde es ein nützlicher Fortschritt gewesen sein, wenn die sozialdemokratische Partei anaehaitcn worden wäre, einen der Ihrigen zum Präsidenten des Reichstags herzugebe». Daß sie sich dessen weigert, io lange sie kann, ist erklärlich, denn in der Präsi- bialstellu»a können manche Situationen eintiete», durch welche ein sozialistischer Präsident gezwungen wird, die Maske, durch welche er seine Zukunslspolitik deckt, einigermaßen zu lüsten." Die Ausschreitungen bei Verkündigung des Wahlergeb nisses, die an verschiedenen Orten, u. a. in Dortmund, Hagen, Offenbach usw. vorgekommeu sind, veranlassen die „Franks. Zig." zu folgender Mahnung an oie Sozialdemokratie: Wie uns scheint, ist an den Exzessen nicht zu verkennen, daß sie mehr oder weniger von Sozialdemokraten ausgingen. Selbstoerständlich nicht von den sozialdemokratischen Leitungen, aber doch von Leu ten, die sozialdemokratisch gesinnt waren, was besonders in Offen bach evident wurde, wo eben, trotz der Mahnung Ulrichs zur llruhc, der bürgerliche Gegenkandidat tätlich angegriffen uno verletzt wurde. Solche Vorkommnisse sind nicht nur an sich sehr bedauer lich, sondern noch ein ganz besonderer Wahnsinn, wenn Sozial- dcmokraten die Urheber sind! Denn eine demokratische Partei muß vor allen anderen unbedingten Respekt vor dem allgemeinen Wahlrecht und seinem Votum haben; wenn sie aber dieses Votum mit Prügeln bekämpfen will, dann zerschlägt sie die Grundlage, auf der sie selber steht. Wie bereits gemeldet, ist der im Januar als Gesandter in außerordentlicher Mission nach Washington entsandte bisherige Generalkonsul für Britisch-Jndien, Freiherr Speck von Stern- burg zum Botschafter bei den Vereinigten Staaten ernannt worden. Er hat also, schreiben die „Hamb. Nachr.", den „Sieben- Meilen-Sprung", mit dem er zahlreiche Vordermänner in der Reihe der deutschen Diplomaten überholt, nun wirklich gemacht. Daß er erst jetzt offiziell ernannt ist, nachdem er schon monatelang als außerordentlicher Gesandter in Washington fungierte und als solcher wiederholt der deutschen nationalen Presse zu nicht immer gerade freundlichen Bemerkungen Anlaß gegeben hat, erklärt sich nach amerikanischen Blättern daraus, daß bis zum 1. Juli das Botjchaftergehalt v. Hollebens lief und .Herr v. Speck darauf zu warten hatte, bis dieses ^,frei" geworden war. Tic in der „Warte zeit" gegen Herrn v. Specks übereifrige Amerikanerfreundschaft in der Presse oorgcbrachten berechtigten Beschwerden scheinen ihm im Auswärtigen Amt nichts geschadet zu haben und er vertritt nach seinen eigenen Worten nun nicht nur Deutschlands, sondern auch Amerikas Interessen in Washington. Wir wollen abwarten, wie er es anfängt. Freiherr Speck von Sternburg befindet sich jetzt, wie erinnert sein mag, zehn Jahre im Dienste des Auswärtigen Amtes, nachdem er vorher in der lächsischen Armee bis zum Maior gedient hatte. Am 2. August 1852 geboren, trat er 1870 in die Armee, wurde 1872 Leutnant, 1873 Oberleutnant und 1863 Ritt meister im Husaren-Regiment Nr. 19. Im Jahre 1884 wurde er unter Stellung n In »rritr; des Regiments auf ein Jahr beurlaubt und dann in das 17. Nlanen-Regiment versetzt, in dem er verblieb, bis er 1889 als Hauptmann L In nuitn des Gcneralstabes zur Gesandtschaft nach Washington kommandiert ward. Im Jahre 1891 erhielt er den Charakter als Major und wurde zur Gesandt- schaft in Pekittg verseht, wo er auch nach seinem 1893 erfolgten Uebertritt in den diplomatischen 'Dienst als Legationssckrctär blieb 1896 kam er als Legationssekretär nach Buenos-Aires und im Herbst desselben Jahres nach Belgrad, wo er im Dezember 1897 zum Legationsrat befördert wurde. Im Februar 1898 erfolgte seine Ernennung zum ersten Sekretär bei der Botschaft r Washing ton. Als solcher vertrat er Deutschland auf der Samoa--Kom mission. Im April 1901 wurde er zum Generalkonsul sür Bri- tisch-Jndien und die Kolonie Ceylon mit dem Amtssitze in Kalkutta ernannt Seine Gattin ist eine geborene Miß Langham aus Kentucky. Die deutschen Handwerks-Organisationen zählen nach einer soeben bekannt gegebenen Statistik 546 387 Mitglieder, es sind demnach etwa 42 Prozent der selbständigen Handwerker in Vereinigungen organisiert. 35,2 Prozent gebäre» Zwangsinnungen In rund 11000 Innungen sind 457 000 Mitglieder, hinzu Taqesgeschichte. Zeit eine neue interessante Nummer hinzugesugt worden und zwar Die Zusammensetzung des neuen Reichstag em »Ringkampf -Weier PonieS". Heute beträgt der Eintritts- auf die Konfession seiner Mitglieder erfährt, st s in Bezug oweit es sich an. . kommen etwa 90000 in Gewerbevereinen organisierte Handwerker: etwa 54,5 Prozent der Handwerker beschäftigen Gesellen und Lehrlinge. Der Handwcrksbczirk Berlin hat die größte Zahl der selbständigen Handwerksbetriebe. Stach der jüngst erfolgten Zäh lung, deren Resultat nvch nicht sestficht, dürfte die Zahl der selbständigen Handwerker ungefähr 70 000 betragen, die nngefähr 100 000 Gesellen beschäftigen, dann folgen Düffeldorf, Breslau, Magdeburg. Lirgnitz und Stettin. Nus der Statistik ist ersichtlich, daß in Preußen aus 100 iclbständige Handwerker 82 Gesellen und 37 Lebrliiige kommen. Die Zahl der Handwerker im Königreich Preußen Ist seit 1895 bis 1902 von 2,57 Prozent auf 1,90 Prozent der Einwohnerzahl gesunken. Die „Kölnische Volkszeitung" schreibt zu den Enthüllungen des P om m e rnb a n k-P rozess e s: „Es geht nicht an, die Anklage, daß ein Teil der Presse und der Börsenredakicure von der Börse sich bestechen läßt mit hochmütiger Miene abzuweisen. Es ist vor- lerommen, kommt noch vor und wird leider auch weiter Vor kommen. Sogar ganz angesehene liberale Berliner Blätter haben wiederholt das Malheur gehabt, daß ihre Börscnredaklcnre auf unlauteren Beziehungen zur Börse ertappt wurden. Was ist da erst von der obskuren eigentlichen Börsenpreise zu erwarten? Die beliebte Methode, die auch jetzt wieder angewandt wird, die paar zufällig Ertappten als die einzigen räudigen Schaft hinzustellen und dann mit großem Pathos zu versichern, auf dem blanken Ehrenschilde der Presse sei nicht der geringste Flecken mehr zu entdecken, wer anders rede, sei ein gemeiner Verleumder, kann nur mitleidiges Lächeln erregen. Uebrigens hat die „Deutsche Tages zeitung" ganz reck», wenn sie darauf hinweist, daß gewisse Blätter von bestimmten Banken oder Unternehmen subventioniert und er halten werden. Man kennt große Zeitungen, die ohne diese Sub vention gar nicht existieren könnten. Natürlich müssen sie nun dos Lied ihrer Brotherren singen und für deren Interessen ein- tretcn. Wir wollen den Leitern nicht vorwersen, daß sic gegen ihre Ueberzeuguna schreiben, aber von Korruption ist das doch nicht so weit entfernt. Jedenfalls wird durch solche Blätter die öffentliche Meinung im Interesse der Börse korrumpiert." E'"en halb wehmütigen, halb wütenden Artikel über die fort schreitende „Verdeutschung des Vatikan-" veröffentlicht Dverdirev Nachrichten. »tr. 184. Seite S. Sonntag. 6. Juli IKNll
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